Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 02, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    —
M
tiewa l
Von J. stehn-W ,
»Herr Mai-sei Soeben hat das
Kommiindo aus Pr. angetuserr. Der
Fliegetleutnsnt, der heute wagen die
seindlichen Stellnngen über ne. Ws
gemeldet, daß in P. des zwer
schwere Geichühe init der dazngehörisj
gen Musitios angekommen seit-V z
»Aber mein Lieber, was Postkn
denu die Kaselmacher mit den Don-(
nerdüchien. Die Paßiitahe heraus
können sie nicht; denn wenn iie nntenl
um die bekannte Ecke kommen, pufen
wir sie weg-«
»Richtig. Herr Major! Ader deti
Flieget hat noch mehr entdeckt. ais erj
zurückflog. Bitte, sehen Sie hier die;
Karte. Bis S. M. mit den Geschüt
Zen zu lomtnen ist eine Kleinigteit.
Nun aber werden die Jtaliener die11
Geschüde dott in der Nähe in SteH
lang bringen wollen. Das sagte sitt«
auch der Fliege-umarmt Er lreiste«
also weht eine holde Stunde über
der Gegend, und plödlich entdeckte er
auf der linken Talseite, hier ans dein
Blute-im eine schon fertige Stellung.«
«Donnerwettert Das wäre anon
enehinDa könnten es uns die elenden
aznronis wahrhaftig mächtig heiß
machen. Um jeden Preis muß do
verhindert werdenl — Aber wie?«. . .
Ernst und schweigiain sind die bei
den Ossiziere über die Karten ge
beugt. Was kann rann tun, die Anf
itellung der Geichiixe zu verhindean
»Den Major wissen,« nimmt der
Adjutant wieder das Wort, »daß wir
ein paar Freiioillige hier haben, die
bei uns eingetreten sind in der aus
gesprochenen Absicht, schwierige Un
ternehmungen im hochgebirge auszu
führen, wo unser gemeiner Mann
versagt. Es sind Münchener und
Jnnsbrucker Studenten, geübte M
touriiten.« .
«Grosznrtig! Das hatte ich ganz
vergessen! Nehmen Sie die Sache
gleich mal in die hanc-P
»Za- Beseht, here Majork« —- —
Kaurn eine halbe Stunde später
lehrt der Adjutani zu seinem Vorge
sekten zurück in Begleitung eines jun
gen. sehnigen Soldaten
».Vier. here Major, der Freiwillige
Oe.; er lennt die Gegend hier genan.
wie er mir sagt!« meidet der Adia
tout
«O-e., Sie wissen, worum et sich
handelt?«
«Jakvodl, here Majori«
»Der Feind will aus dein Plnteau
des Bronnen Berge-, den wir oon
unseren Gräben aus hen könne-nl
schweres Geschüs an steiler-. Wie
format er dorthin und wie können
wir ihn daran hinderni«
»den Major, utn von S. M. an
den bezeichneten Punkt In lomraen,
wäre der deste Weg die Paßstraße dis
zur Bie ung,« erwiderte Oe, indem
ere« ou der Karte zeigt, »und dnnn
gerade hinaus iiber die Gerölldöngr.«
.Nein, Oe» da tönnen die Feinde
nicht hin; die Straße wird von uns
deschossen.«
De bleibt ntte noch ein Weg, der
allerdings so beschwerlich ist« daß die
Geschüpe zerlegt werden müßten. Von
S. M. geht durch den Wald ein stei
ler, schlechter Pfad zur sit-Alten« die
hier, dicht unter den Wänden-des
C» liegt."
»Richtig, dort in der Nähe ist auch
die Stellung, die der Flieget entdec
hot. Aber wie sollen wir den Feind
von dort vertreiben, wenn er erst dort
ist? Unser Artilleriesener toten ihn
dpxt sticht solt-«
Nnch minuienlnngem Schweigen
rneint der junge Freiiriillige, der in
des die Karte eingehend geprüft:
»Mit Verlaub, Herr Major, ich glau
be den Feind an der Benutzung der
Geschützt hindern zu können. Wean
der Herr Meist-r mir freie hnno Lis
fen wollten« . ..
»Natürlich, mein lieber De» tun
Sie alle-, was Sie iiir richtig hal
ten! Jch übeetmge Ihnen hiermit die
Ausführung der Sache. Herr Adia
tant, Oe. beivrnmt alles, was er
braucht, nicht wahr?«
fmZu Befehl, here Major!« i
»Den Major, wenn ich bitan
dürfte, daß mir mitgeteilt wird,
wenn die Geschüse in M enge-:
kommen sind«
»Sol! geschehen, die Flieget solle-is
ihr Augenmert darauf richtenk
»Nimm-, dsöi gibt n Gaul-ji« Und
ausführlich erklärt Oe feinen Kame
raden ini Quartier, was er soeben
vqiåi Major gehört und was er tun
we .
»Oui«-! Da seit sie nixi Werden
ehna scho Morge, dene Knsielnmchey
dene Brigantenivtelfreicer!« f- tön»
durcheinander. Und mit vor Eifer
lühendenGesichtern Gesichternmachen die
Joch s jungen Feeiwisigen ein de Her
bereitsngen n ihre-n schweren Unter
nehmen. wurden fi, Met
-Sprensssss Wenn verwahrt, nnd
dann warten sie.
IUM cni dritten Tage, biet-Ia
Ist PUCK Ue RGO-W- III
sie . in C M. angekomme
ssd seiner-est worden Inn
gis-« W n »s- »Es-g
ätiiichai I m HCHW Mut-I
JOHN-W THE-M gis-III
M gis-fege- im wem-«
. Ists-se its Mir-he böse-rissen
s
j
— P
Fdie Kameraden den Wagen und bege
zden sub vorsichtig in die vordersten
kGriiben Oe. meldet sich dort beim
,Dcnptmann und bitten die Leute da-;
kraus susmerissen zu machen, daß er
nach Einbeuch dee Dunkelheit in der
fund der Richtung in die Berge gehe.1
sdainit W auf ihn gåichossen werde-I
I Bis-r koi in vi- mk im We-!
sien derchtpnnden Noch einmal glit
theu die mächtige-s vol-mitw- aufs
»Die lodernde Flammen; dann senkt
sich mit grauen Fittigen die Dämme
rung aus die Erde.
Leise schwingen sich ans dem
Schühengraben die sechs Freiwilligen.»
«Zus Wiedersebem Kameraden!«
Muth ihnen noch gediitnpst nach.
Dann verschwinden sie lautlos in der l
Dunkelheit. Oe. voran, wenden sie fiel-ii
links hin erst,in ein lleines Talk
dann wieder jenseits iiber griine Häus
ge empor. Ost bleiben sie tauschend;
stehen, doch alles bleibt ruhig. So ge-;
langen sie nach stundenlange-n de-l
schtoerlichen Mensche an den T-:
Gleis-den
·Anseilen, Kameraden, immer drei
und drei· Und die Steigeiien an
schnallen.«
Bald isi ei geschehen, nnd als eril
ster betritt De. den Gletscher, dees
von unzähligen Spalten zerrissens
ist. Nach Möglichteit sucht OeJ
einen ebenen Onkel-stieg durch onc
Gewin, doch bin und wieder lommen
so steile Stellen, daß die Steigeisen
allein nicht mehr helfen. Mit dem
Ricksänger — die Cispickel botte man
nicht mitgenommen —- griibt dann
Oe. die notwendigen Stusen —- etne l
Härte Arbeit. Längst schon ist Mit
ternacht doriiber, da endlich londet
die kleine Kurawcme wieder aus siche
rern Fels.
»Gottloh," meinte Oe. ausntiiieiid.
»daß wir glücklich da riiber sind!«
Und fürwahr, den TsGtetschey der
deriichtigt ist wegen seiner fürchterli
chen Spalten, bei Nacht zu queren.
das ivar ein touristitches Meisterstkiit
Nach turzer Rast setzten die tiihs
nen Bergsteiger ihren Weg fort. Erst
iiber grobes Geräth dann iider driis
chigen Fels streben sie einpor an der
hiinderie von Meter hohen Wand
Allzu große Schwierigteiten treten.
ihnen nicht mehr in den Weg- nnd
von der Steingesnhr, die ain Tage
hier außerordentlich groß ist merten
sie mich nichts, da der Frost alles
tockere Gestein fest zusammengetittet
hat. Schon graut es iin Osten, da er
reichen die Freunde eine geraiiniige
Felsenecke dicht unter dein Ernte. ioo
sie, geschützt vor vein talten Morgen
ioind nnd sicher vor Entdeckung« dieis
ben können. .
«Ueder 3000 Meter hoch sind tote,«
meint Oe» wöhrendJie heißhiingits
über ihre Vorräte hersallen.
Den ganzen langen Tag iniitseri
die Broden in ihrein Schlupstpiiitel
aushalten. nicht einmal laiit spre
chen dürfen fie, defirn Gebirge der
Schall weit fortgetragen wird. satd
schlafen sie, hold wieder bliiten sie
hinab zum R.-Pnß, ioo sie ihre
Schuhengriiden deuttich erkennen tön
nen. Und endtich verschwindet Phö
biiT Sonnenwagen wieder iiii Be
sten, hinter König Laurins Rosen
garten. wo die Freunde so ost ge
meinsam gen-eilt.
»Aus! Weiter! Seite brauchen wir
jetzt noch nicht,«» befiehlt De.
Ueber ein tseqiiemes Band steigen
sie nun ab zii einein Eoiiioir, das,
noch hoch niii Schnee gestillt, sie zii
einer Jetsenecke bringt« uin die sie sich
noch links wenden. »
»Obaä,si gebe-Ist mxhtet Oe» indeml
er sich über gewaltige, glatte Platten
hinüberschielt. kluf leichterem Gelän
de eilen sie dann so schnell als mög
lich abwärts, ehe die völlige Daniel
heit hereinbricht. Bei einem senkrech
ten Abbruch bleibt Oe. stehen und
blickt sich prüfend um, bis er einen
festen Felszacten gesunden.
»Hier einen Seilting drum undl
das 40-Meter-Zeil dar , soäange
man noch sehen tann. nd dann
Aletterschuhe anl«
Schnell und willig befolgt man den«
Befehl O.’s, ver, obwohl der Jüngstet
von allen, asterisk-at der beste Hoch
tourift von ihnen ift und noch dazu
gerade den C» aus dessen Stil-west
front sie sich befinden, so genau kennt
toie seine Tasche !
»Im Achtung! Das ilt das
schwerste Stück, das nun lomtnt·
Aber ei sind tetne 50 Meter, allen
things fenlrecht. Jch geh’ voraus und
lege weiter unten dal- ztreite Seil.
;Du, U» bist der stärkste und Mei
ster im Ubsellenz du gehst als lestet·.«
i Damit greift Oe. das Doppelsell
und Instit in der buntlen
Tiefe. Eine steile hört man nichts
von tw, endlich ertan ein leises
Rahl«- Der zweite Mann folgt dem
Äriadnefaven des festen Seite-, an
fedent gesichert von Freund Ith
arte- nben, nnd landet nach we
nigen lauten in einer tleinen M
iche, die gerade zwei Personen Plaß
bietet.
De. bat inzwischen hier ein weite
res Seil beseitigt, pas zwanzig Meter
seit irr-sie bodenloie Tiefe hinab
Igt. SchIell bindet ee sich noch ein
- ll unt die Sen nnd gibt ei dem
steter-de in vie d:
«Sichetn! Wean ich unten hin, est«
leite- Danu kann derstöchlte von
mä. immer gleich durch tig zu
när. Und fast den« I» der als tei
ter geht: Wenn er hier ausläih tft
ee « —
hist
Its-e de- Deypetieit vertrauend
bangelt De in die Tiefe denn biet
an ber feste-echtem schweren Wand
in der Nacht lletlern zu wollen wäre
Unsinn. Unten schwingt er sich etwas
nach rechts und sindet Stand in
enger lsenscharte
ri« rast er vorsichtig nach
eben Und Mann nach Mann beendet
glücklich die nbentenerliche Fabrik Alsj
R. als letzter bei Or. ankommt, brill
len sie sich die Hand —- sie wissen
warnml
.Die Seile bleiben bangen siir beni
Rückweg!«
Noch schwer genug tsi, was noch!
folgt, dach, wie Oe. richtig gesagt
hatte das schwerste Stück lag Hinter
ihnen. Verhältnismäßig schnell tota
men sie abwärts
asSo hier sangt die große Schluchtl
an, bie binabsilbrt ans den »Schon
labebergc Jch meine, wir suchen einj
Stückchen weiter unten ein sicheresi
Bläschen, wo wir tagsiiber bleiben
können. Da tann ich mich auch ntnsl
schauen, was vie Kapelmacher inzwi
schen getan haan
Alle waren rnit Oe.’5 Vorschlags
einverstanden. benn neben ver tor
perltchen Anstrengnng machte sich auch
die seelische Anspannung bei dein
halsbrecherischen nachtlichen Abstiegl
fest geltend. Eine Stunde später
schliefen bie Freunde in verborgenen
FelsenwinleL
heller Sonnenschein weilt die
Schläfer, die nach der wobltnenben
Ruhe wieder vollkommen frisch sinb
nnb daraus brennen, an benseind
zu kommen lKaum vermag Oe. den
Tatendrang seiner Kameraden zu
zügeln.
«Erft mal essen und trinken! Und
dann werde ich schauen. wie weit
die edlen Signori rnit ihrer Botterie
sind. Ihr aber rührt euch hier nicht
von der Stelle.«
Wenig später tlettert Oe. allein in
die Felsen, bit er endlich einen Punkt
entdeckt, wo er das ganze Ploteuu,
das nur wenige hundert Meter unter
ihm liegt, übersehen kann.
Abo, da ist die P.-Alcn, und hier,
weiter oben, ja wahrhaftig, da arbei
ten sie noch an der neuen Attilleriei
stellung. Mit seinem guten Zeißglas
sieht Oe. jede Einzelheit. Stunden
long liegt er regungslos da, tun die
Fortschritte des Feindes zu beobach
ten
Uni die Mittagsstunde lornrnt eine
Karawane Muttiere rnit Munition,
und später noch schleppen Soldaten
die zwei Geschiidrobre herbei. Schon
ist es wieder gegen Abend, da stehen
die beiden Geschiihe fix und ferti da,
und die Munition ist in einem esten
Unterstand geborgen, neben dein ein
kleines Zelt aufgeschlagen ist. Tal
tpärts trotten die Jtnliener zur nahen
P.-Ilni. nur sechs Mann ols Wache
zurücklassend von denen vier sich als
bald im Zelt sur Ruhe begeben. wäh
rend zwei plnudernd sich niedersefen
bei den Geschätzern
Befriedigt schmunzelnd denlt Oe.
an die Rückkehr-. Er hat es nicht de
rnertt, daß dunkle Seipitterwolten
den himmel übers-gen hoben. Als er
es jetzt siebt, inne-nett er befriedigt:
«Uni so besser wird’i gehen!·
Alles sertig!« begrüßt er gleich
daraus seine Kameraden. .Jeii" koni
rnen wir dran! Und nun paßt auf!
Alles Entbehrtiche bleibt zuriitt Wir
geben in Wetter-schaden« Seite brau
chen toir nicht. Nur die Sprengpntros
nen und dont-gransten werden rnit
genommen Du, R. erledi lt mit SJ
die Wache am linien Ge chilh Jhr
beide, J. und L. die akn rechten; aver
lautlos! Mit M. zusammen lieete Ich
inzwischen Sprengpatronen in die
Geschätzrohrr. Ihr-, N. und S.,
schleicht dann nahe an das Zelt, und
wenn ich pfeife, wetit ihr ein paar
Handgrannten darauf. Alles andere
ist Kinderspiel. Und nun losl«
Gewandt und flink klettern die
Freunde die nicht eben schwere
Schlucht hinab, an deren Ende sie
dei einem murmelnden Quell im
Schuhe eines mächtigen Bloets war
ten, bis ei fiockfinster ist. Der Hirn
mel hilft den tapferen Burschen.
Stärier und stärker braust der Wind
näher rellt der Donner. Mit Freu
den sehend die lech- Freiwilligen
Und nun besinnen sie ihr Wert.
Auf geriiuichlolen hanssohlen schrei
ten sie vorsichtig tiefer, De. voran-.
Spähend durchdringen seine Augen
die Iinfternii und beim Aufleuchten
eines Blihei erkennt er, taurn noch
fünfzig Meter vor sich, die Stellung
des Heini-ex
. »Mehr-ki« ruft er leise, und
Schlangen gleich winden lieh nun die
Zeunde verstört-. hie auf wenige
eter an die Oefchiihe heran. heu
lend ietzt der rasende Gewittersturm
über sie hin, der jeden Laut sit-ertönt
tust unaufhörlich ueten die Mike, die
ihren Weg erle ten.
Noch fünf Meter, noch drei Me
t
er.
Merlt ihr noch nichts, ihr zwei
armen Burschen aus der römischen
Campagna, fühlt ihr nicht das Vet
derlsen« das seht über euch herein
brnhtit Aber zitternd und irierend
lehnen die beiden Pollen un ihren
Oel den und träumen von ihrer
lenn n heimst. --
»Pensi« Iut springe-Die lechzi
Jn einer Sein-de Hut-die beiden
Wachenslaubeewsgigt m PMB-est
einen liener ist«-M u
II« Tini- ans w en
« i et Ihn
anderen der Unser schnelle, stille
»Hu-ei bsrt Ia so , zwei
dorthin zur Man jen. DR ersten
Psiss Handgranaten ins Zelt, und
wenn hier die Donnerbiichten etwa-«
sind, handgranaten in die uni ;
on. Tiber alles ixn Liege-r machen. da-,
mit ir nichts nblriegt Beim zwei-E
ten P iss zu mir!« j
Wenige Minuten später burchgellt.
ein scharfer Psiss die Nacht. Ein dop-?
peltee Knatt, und das Zelt mit sei-l
nen vier schlasenden Jnlassen ist nicht«
mehr. Gleich daraus bersten unter
mächtige-n Krachen ble beiben Ge-«
schützt-Ihre, und unmittelbar varietas
sliegt die gesamte Munition rn die
Lust. —- —
Ein neuer Psisf versammelt die
Kameraden bei De. Von lleinen, un
bedeutenden Schrammen abgesehen,
sind alle heil geblieben. Ein dreifa
ches »Hm-rn« noch senden sie hinab
zur til-May wo man teoc Blitz und
Donner boch wohl vie Explosionen
gehört bat.
»Fort jetzt, wir müssen unseren
Vorsprung ausnutzen,« befiehlt Oe
Dant seiner genauen Kenntnis bie
ser Gegend siibrt er in neu-schwarzer
Nacht vie Freunde zusber Schlucht
zurück, die sie ohne Ausenthalt durch
tlettern. Zwei Stunden später stehen
sie am Beginn des Gratet ans tlelner
Plattsorm.
»So, nun wollen mir mal erst
unseren Leuten unseren Erfolg ver
liinben,« lacht Oe» «denn vorhin bei
dem Regen haben sie nichts oebifrt
und gesehen«
Und nun steigen ruhig und blen
dend drei grüne Leuchtiugeln zum
wieder siernenltnren himmel, das
verabredete Zeichen, das oriiben bei
dein Oesterreichern groszen Juhel aus
tö . —
liorsichiig durchs Seil verbunden.
llirninen die Freunde über den Grat
empor-. Troh der äußerst gefährlichen
Kletterei sind sie sroher. gehobener
Stimmung, so daß.sie alle Schwie
rigieiten spielend überwinden. Ueher
die schwersten Stellen helsen ihre
Seile hinweg, die sie beim Abstreg
hatten hängen lassen, nnd so sind sie
Kinn heim Morgengrauen wieder bei
m Felsenwiniel angelangt, roo sie
die erste Nacht oerhracht hatten.s
»Wollen wir hier bleiben oder
gleich weiter geheni« sragi Oe., der
diell Kameraden nicht übetanstrengen
nn .
.Weiter, weiter," drängen diese.
Ueber die gewaltige Nordslanle des
Berges eilt rnan so schnell es geht«
hinab. Schon längst hai Oe. niit sei
nem Zeiszglas die roten Papierstreifen
entdeckt. die er« vorsorglich beim nächt
lichen Uebergang iiher den T.-Glet
scher gelegt hatte· So verlieren sie
auch keine Zeit deinr Suchen eines
Durchstiegs durch die wilden Spal
ten und Miisie des Gletscheri, son
dern totnrnen schnell und glücklich
hinüber.
Möglichsi jede Gelöndedeaung aus
nuipenn nähern sie sich den site-rei
chi n Stellungen. Dort hat rnan
sie chon hernerli. auch dem Major
Nachricht ge eben. Und der hatte ei
sich nichi ne nien lassen hinnusgusalp
ten in die vordersten Gräben. Er ist
der ersie, der die heimkehrenden be
Zriißt und degliiaroiinschtt «Jungen!
lso holst ihr’t doch geschasstl hät»
nicht geglaubt! Na, zurn Lohn sahrt
erst mal sür a t Tage ans Urlaub
nach Dozen; dii mein Auto benut
zen. Und wenn ihr wiederkommt,
kann ich euch wohl-noch geben. was «
.hr verdient!«...
Ostsee inm.
Von Zlurr Küchlerh
Ein Hauptmann der ungarischrn
honvevg, ver mit seinen verwegrnen
Scharen den sliehenven Russen nach
gestürrnt war, lag schwer verwundet
in einer halb zerstörten Baraae
an der Landstraße zwischen Born
slaw unv Lubienlo. Mit gestilltem
Bajonett hatten seine Leute die
Rassen die Karpathenhänge hinan-«
tergejast..., nun waren sie schon
weit hinter Boryslaw, sahen viel-«
leicht schon die zerschossenen Türme
von Stryj aus der Ebene heraus-.
ragen, uuv er selber las rnit hass
nungslos zerschossener Brust am
Wege. ein hslstlosei Tetlchen vom!
blutigen Abraurn ver Schlacht. Er«
wartete aus das Fuhrwerk, das shns
ins Spital von Luviento brin en:
sollte. Die sliehenden Nu enj
hatten vie hundert Vtaplsthaquellew
von Boryslaw angeziindet Nun
machten vie schwarzen Qualmsöulems
vie träge und lautlos zum html-tell
varnvstew vie Döninckrunk sur
Nacht. Die rote Lohe. de ausv
den zahllose-r Bohrtiirmen und den
rtesenhasten Kesseln brach unv stat
ternv an den tilometersreiten Rau
wänven vorbesstrich, konnte sie ni t:
erhellen.
Der hauptmann sah ntchts von
diesen sich gtganttsch austlirtnenven
Gebirgen von Qualm und Itauch..
Er las bewußtlos aus einein hausen
Stroh in einem Winkel ver Vorurte
Dussps wählte ver Schmerz tn ver
se chosenen crust, Cetn Geist tapp
te eben aus ve- dnntlen Wegen zwi
schen Leben nnd Jov, seine Seele
war tn dein Busoni-, in dein Leid
und Lust, Lebenser und Todes-s
surcht In etner Impulse-, träumen-«
den Rottistest verschwitnsiew Ins
ver Bibel ihn aufhob und tnz
vas tros- ner atten straerntarres
W W et Mk tellnahwssosss
G- lmu Mdkestmt tsj
schon, ein htutgetriinltet Tuch unri
vie Stirn. in einein Winlelder Kur-i
re Mie, ob niatt grüßend die Dank-,
aber ver inptrnnnn ssill es nicht. I
Die Ruder schitern nli sich die
Karte mit der traurigen Las in
Bewegung schle. l
Ei war ein richtiger Todest.
Ein mager-er Sand mit schwar
zem« zerfchnndenein U, lag »mild;
und rnlt hän est-dein opt iin Ses
schirr. Der nlprknecht, ein alt-H
weit-haariger verstimmtes Bauer nas·
» irgendeinern Dorf Galizien-, dein die
Krisen den Hof verbrannt hatten,(
saß vorn auf dein Rand der Karte;
und hielt vie Zügel locker in ben’
zersnrchten Händen. Das alte hols
werl del Wagens stöhnte traurig,
die Räder zernmlplten seufzend den
Sand ver Straße. es nar, als miihs
te das Fuhrwerk jeden Augenblick
zusammenbtechen. Strei; und Wän
de zeigten eingetrocknete Blutfleeten».
wieviel Sterbende hatte viele Kar
re schon ins Spital geht-ren, wie
viel Tote ins Grab?
Miit-tara ging’s vorwärts. Es
war, alt spürte das armselige Pferd
die schwankende Ranchneatsy die sich
wie ein unfiirrniget Riesentiee irn
Osten erhob. Es schleppte sich llägi
lich vorwärts wie eine onsstgepeinigs
te in allen Gliedern gelähmte Krea
tur, die keine Oeffnung hat, dein
herankommenden, zermalntenden Un
heil zu entrinnen. Stumps vor sich
hinbrütend, saß der atte Fuhrtnecht
aus dein Wogenrnnty hinter ihm
stöhnten leise vie verwundeten Sol
baten.
Einmal, an einer Wegkreuzung
hielt ein Posten den Wrgen an. Er
verlangte den Fetdruf
» Meine cugen,« fagte der Bauer
schwerfällig.
«Die Lofungi«
«Koloniea.«
»Paffiert!«
Der Gaul trottete weiter.
Die Nacht lam. Aber dunkler
als die Nacht waren die gignntifchen
Ungetiime von Rauch, die den Him
mel iiber Bornflaw verfiiiiierten.
Der Wagen inarrte durch einen
sirlrnbaim Leife fang der Wind
in den feinen Blättern. Das klang
fiis und fommerlich, als wüste dir
fer sittenwnld nichts von dem Ruf
fenfchreckem der brennend und sen
gend iiber die galiösschs Ebene ge
fahren war. Und doch waren frifche
Gräber unier den fchw.-nlenden, lei
fe sit-senden Zweige-u
Mit einem Mal inm eine klagen
de Frauenftiinme aus dem Dunkel.
Eine weiße Hand hob sich flehend
aus dem Schatten.
.Halt!·
» Der Bauer sog die Zügel an und
fchnslste müder sit-Ie- Dae Pferd
blieb mit gefeniiem Kot-i stehen«
Die llagende Frauenfiimme bat:
»Um Gottes willen, nehmen Sie
mich mit... ich tann nicht weiter!«
Der sauer machte eine zustim
mende seioegung mit dem Kopf.
Miilpfam kletterte die Frau in den
Wogen, iroch über dar Stroh und
lebnte sich an die Wand. dicht neben
dem jungen Offizier, teier Stirn
das rotfeuchte Tuch deckte-.
Das Pferd zog an, die Räder
feufzten
Das Lichibond eines Scheintoer
fere iofteie durch die Luft, geister
haft, wie der nackte bleiche Arm ei
nes unheimlichrn Riefen Eine Se
iunde long tauchte der Wagen in
das Licht.
Der Leutnant schaute aus nnd sah
das Gesicht der Frau, das war schön
in aller Traurigkeit und Verstan
deit. Das schwarze haar hing in
die Stirn. Die großen Augen hat
ten den unruhigen Glanz der ste
henden Angst.
Das Licht des Schekctrerserö ent
sioh. Der Leutnant senltr den Kons,
das Gesicht der Frau war ihments
schwanden... er lächelte verloren,
als wäre ihm eine süße Vision aus
getaucht und wieder hingesunten.
Die Frau saß still irn Wagen,
hingegeben an das Gradeln ihrer
Seele. Sie hatte die Knie heraus
gezogen und die blossen, schmalen
hönde darüber geschlungen
Der hauptmann iriimnte ini
schweren Schlas zwischen Leben nnd
Tod« Rasselnd tasn der Atem aus
der zerschossenen stqu
Drei arme Menschen« vonein
ander getrennt durch dass namenlose
Leid, das jeder trug
Eine Stunde rann dir-, eine dan
ge, trostlose Ewigkeit
Der Wagen tollte schwersällig iiber
eine hölzerne Bkllckr. Das klang
tote sernes, dumpfes Gewitterrollen».
toie das Grollen einer Schlacht weit
hinter den Bergen.
Der bauptnsann richtete sich iiih
aus, streckte den Kopf m, und feine
sagen glänzten wild. Die Frau er
schrak nnd duckte sich angstsoll gegen
die Wand. '
Dann begann der hauptrnann zu
reden, wirr, intamnienhanslos, wie
von schrecklichen Visionen gepeinigt
Die Erinnert-gen tauchten ans der
ist-sterbenden Seele, noch einmal zo
en die Bilder der ritztdaren Rat-I
ens lachten dar-s ein Dirn. nnd;
die senden Lippen dicdeten heißes
wild sinäesliiserte Worte. «
»Die nssen... die Itussen....i
dott enn itstentpaid - . der Graden
.»sest sie nichts-« Zurück.»1
ist Gott nicht-umh» allem-E
W« «
O S-.
Bienenei-nd erstarb seine Stimme.
Die Frau tehtoii vie Augen tn
Furcht nnd Grauen.
Der Lentnant lächelte tm Schlaf.
Gehe hände hehegten sich.«zstt11ch
Les-Geh als späten sie etwas Ltei
unh Stißet In fasten Seine
Lippen hehten, als ftüsetten sie etnen
same-L
soc-w IF HEF- Zkäsi W »Z«
tg , I» . e
tte es ff oft gehskn has
eheeeMEe hantafteten let sterben
den Soldaten. Setne alte Seete
war taub gen-sehen nntee den
Scheectnisien dteiet Zeit.
Der hanpttnann ntmete keuchend
Er streckte hte Arme aus ietne An
gen brannten tm Fieber und traten
out den höhnt-. als Tot-en sie eine
furchtbare Katastrophe steh vollzie
hen. Dann tatnen wieder vie Wor
te, mühsam hervorgehen aus der
zerschossenen Brust, stät-man case-Ih,
with. glühend, bescheidenen alt
wollten sie etn lchkecttietes Unheil
verhüten.
«halt... halt!... Jhk da nn
ten... nicht auf den Gaben tos...
hört ihc.... nicht hun- nicht het
an...· sie hocken versteckt... mit
Maschinengewehten... jeht seuekn
sie. .. alle tot·.. alle ..mein Leut
nont tot... Lentnant hal...·'
Er sprach den Namen nicht mehr
zu Ende. Sein Kopf sank vorn
ühet, der Körper schien zufammen
zufehkumpfem Ein leitet Seufzer
tam, dann ging ein Zacken durch
alle Gliede-.
Mit einem halb erstickten Schrei
fuhr die Frau aus. Sie siiirzte mit
»dem Obertörper vorniiber zum
»Dauptmann, nmtlamrnerte seine
schlafs herunterhiingenoen Arme,
Isaßte sein Kinn nnd hob den Kopf
lmit den erloschenen Augen. Die
Frau schrie:
Den Nasnen.·. nennen Sie den
iNamenl... Es war nicht Leutnant
Halios... iprechen Sie doch! Gott
sim Himmel-» tprechen Sie dacht«
’ Aber die Lippen des Hauptmann
;blieben stumm.
Wimmernd bat die Fran:
»Nicht wahr, es war nicht Leut
nant halios... nicht Leutnanthals
josi... Jch wollte zu ihm... Jch
ihalk ihn gesucht... ich hab' sein
sReginient nicht gefunden...«
Leise weinend sant sie in sich zu
samtnen.
» Der Lentnant in der Eile lächelte
noch immer.
z Sah er nach immer im Traum
das schöne, traurige Gesicht der
JIrain das ihm die bleiche band des
.Scheinipersers enthiillt hattet
l Mit einemmal begann er zu sin
gen.
; Man verstand leine Worte. Es
Htoar ein Singen ans der Dämme
;rung der Seele ein melodisches, ab
Egeriisenes Stammelm ein vertrat-rn
jtes Liebeslied aus den sonnigen
» Ebenen Ungarns, siiß wie der Rach
:tigallengeiang ferner Geigen.
! Die Frau hob den Kaps. Jhr
leises Weinen versiummte. Langia-n
tastete sie sich zu dem Leutnant hin.
Unter ihren hönben und Knien ra
tchelte das Strah. Die Räder nn
ter dem Wo tnarrten, eintönig
tlappten die nie des Pferde-. Jn
der Ferne blihten die Lichter von
Lubienlo.
Aber sie hörte und sah das alles
nicht. Die weichen Töne ipieltenielte
sam mit threr Seele. Wunde-innre
Bilder stiegen heraus wie rtei
Morgenrot aus den leiten S tten
der Nacht und eine süße Oeffnung
erbliihte in ihr. Sie hob ihr Ge
sicht zu dein Fest-wenden ihre Lip
pen berührten sasi seinen liebenden
Mund. Es war, als wollte sie pas
Lied san seinen Lippen trinken.
Ganz leise, ganz zart, rührend, bit
tend, sagte sie:
«Niebt wahr-...ei war nicht Leut
nnnt Hallo-...i«
Aber leine Antwort tara. Die
Augen des Träne-senden blieben ge
schlossen. Nur die Melodie des Lie
besliedes larn von den Lippen des
Mannes.
Und die Frau lauschte, hineinge-«
bannt in die Süße des Liedes.
Scheu ia ten ibre hände noch
seinen Sehn tern. Die zuckten unter
dee leiten Berührung. Die Augen
öffneten sich, die Lippen schwiegen.
Ein wundetbntes Leuchten tnm ou
den Augen des Mannes, dann sent
ten sich die Lidee und der Körper
tniette zusammen
DieImu blieb unbeweglich, bis
dee Wogen vor dem Spital hielt.
Der Fuhrmann beugte sich bet
ilber und sob, daß die beiden Män
ner tot waren
Hab mirs gedacht,« tagte er
gleichtnutiq, »daß ich die beiden nicht
lebendig bis Lubiento bringen tolle
de. Steigen Sie aut, Frau wie
sind den«
Die Frau sah tbn groß an, dann
niclte sie gebe-einen und siieg auc.
Der Lichtschein. der aus dein Spitnt
inm, erbellte tbt Gesicht. Das war
ganz ruhig, wie erstarrt in einer
wunderbaren schönbeit Ein ttillee
Lächeln bog ihren teinen Mund
Die Bauer int-kM et, ertchral und
teot ehrerbietig-I Hättst muss-scheu ums
die STiteln davon. Sie lebte nicht
webt im furchtbar Oegenwiittjgelt
sie lebte in der Silbe der berqpsin
send-st- -
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