Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 28, 1915, Sonntagsblatt, Image 12

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    GENUS-M
isoaean von I. Worts
—
(14. JortsefungJ
Endlich in einem neuen gessen
Tepspichhaiise in Pieris-M , so im
Musenster ninschine icte ffes
jah, bk weit weniger schön sparen
alkihkeigeiiess kain es toieber an
ders. Der Geschäftsführer, ein tan
ger. sadee Mensch. besah do- Kissen
höchsi oberslächlich, die Stieleriii da
für aber genauer-, und offenbar von
ihrem Aeufzeren mehr beeinflußt als
von ihrer Stickfertigleit, bestellte er
das Vogelinuster gleich einhalbbuts
zeiidtnal, in verschiedenen Farben auf
verschiedenem Grunde gestickt.
Wenn diese Kissen schön aussie
Ien. so könne sie niehr bekommen,
denn sie seien eben niit der Auswahl
ihrer Lieferanten beschäftigt, und iin
Falle sie zufriedengestellt würden.
konnte sie das ganze Jahr fiir sie ar
betten.
Auch das war ofsfenbar ein glück
cher Zufall, denn uberall sonst hatte
man seine langjährigen Lieferanten.
Aber dabei toar Agues sich doch be
wußt, dass es ihr vorteilhaftes Aru
ßeres war, welches hier mitwirtte. ihr
die Arbeit zu verschaffen Wäre sie
häßlich-gewesen« der Mensch hätte
ihre Arbeiten vielleicht nicht einmal
angesehen. Da der Austraggeber sich
aber durchaus nicht etwa zudeinglich
aber teck benahm. so hatte sie keine
Ursache, sich gegen den Einfluß ihrer
Schönheit auszulehnern Sie nnhin
die Arbeit an und ging ganz zufrie
den nach hause
Jeht hatte sie also zn tun genug.
Auch vie Jnhoberin.deo Handarbeit-i
gefchiists gab ihr bei der Ablieferung
der ersten Arbeiten wieder einige an
dre, so Os-, Agneo sich große Mühe
geben mußte, sur beide Auftraggeber
die nötige Zeit zu s«winnen.
Alb sie das erste kleine Donorar in
Die hand bekam, nahm sie sich ein
titofttparlassenbuch und zahlie den
Betrag ein. Es würde lange dauern,
bis sie die Summe zusaminenbrachte,
die der Papa siir sie geopfert hatte,
die sie ihin zurückgeben wollte; aber sie
hatte nun doch ein Ziel, auf da- sie
hin-arbeiten tonnte.
Martin quälte sie so lange, ihm
zu sagen, was biese plöhliche Stier-l
tout bedeuten sollte, bis sie es ihui
verriet. Er fand die Sache bei sich
sehr iiber lässig, wollte ihr aber
doch das ·l ihres Strebens nichts
rauben.
Zum Sliick fiir ihre Gesundheit
wurden die Aufträge, ie mehr der
Sommer fortschritt, immer spärli
rher, und man vertriiftete sie auf den
Herbst
Ugneö fah auch felbft ein« dan fie
etft wieder kräftiger werden rniiffe,
drvor sie tüchtig arbeiten könne, und
deshalb fügte sie fieh allenr, was
Martin ihr fiir ihre Gesundheit an
ordnete.« Nur dazu wollte sie firh
nicht verliehen, nach Tiiehenbrunn zu
gehen, wohin die Gufti fie ein über
das andre Mal einlud. ; .»
Gufti war fett ganz in ihrem
neuen Leben aufgegangen Jhr Karl
und fie hatten beinahe fchon ver
QXM Its er einmal Agnes heira
ten gewollt, fo daß fie Baues unver
i
föhnliehe Iblehr gar nicht begreier
konnten
Bärengruber hatte sich heuee ei
gentlich keine Sommerreife gönnen
wollen. nber da die Agnes nun ein
mal nicht na Triesenbrunn wollte,
entfchlss er ch, mit ihr II vier
zehn-squ auf den Sein-set g zu
ge . Dafür verzichtete Martin,
de en Gefunbheit fich fehr gebessert
hatte, auf eine crholangsiour und
blieb daheim, das Dass zu bitten.
Es wurde ein fchwiiler, drücken
der Sommer. Auch Christian blieb
in Wie-, nnd an feinen freien Aben
den traf er lich rnit Martin auf ir
genbeinem telephpnifch verabredetem
Punkte, von dem aus sie ins Oriiuei
kinansfuhrenoder zu Fuß wander-!
en. .
Agnez und Börengruber waren
bqld wieder zurück Der kurze Aufent
hist hatte io giisrstig auf das junge«
Mdcheu gewirkt wie nur möglichU
und mit erneutern Mut setzte sie sich,
ais es neuerdings Aufträge gab, wie
der on die Stirlrrmichinr.
Frau Bärengruber zögerte noch im
mer mit der heimkehr, aber als An
fang September ihr Mann schrieb. ob
see denn bis srr ihr Lebenserrde in
Trieseubrumt bleLben wollte, ent
ichioß sie sich doch zur heimkehr.
« Er atte dies nicht cui Sehnsucht
mä i r geschrieben nur dachte er,
das-er dem Meter-sehne billiger
weiss: die Last nicht Magre zumuten
diir . s
fast sechsmonatiger Abwesen
heit te die Don-frag heim.
Diese-, sind die Zimmer tief-P
rief beim cui-ritt in die ihr doch
ten-te Oeffnung »Und wie's
sy—w.ut
· III-r, ich bitt’, ’Man,
" j NO denn ausf· die Loyss
«· · Das war Wer Deut
mutsjdiesinger messe
."", und gerieben hatte. us sites nur
IM fast-er zu mache-.
, , ich weise sue Ja Trieb
an fein die Ort-er lauter
« teu. . -. Und schön M· dort!
, fand daheim nun alles mitt
derwertig weit sie N die herr
lichtetten Irie hrunns zu sehr ge
wähnt hatte. anders an die spat
gekost...Die onstsahageeesrau
hatte sogar Fett angesrst IN
käm-km ihr mer K heut-.
ilch war ihr zu nn, die dritter
zu weiß. Ste. die daheirn W
einmal die nötigsie stssertsants
teit siir das Küchendepaekesient ge
habt, zeigte sich aus einmal sehr M
wö t
Auch sonst gesiel ihr manches nicht.
Sie hatte das Zepter aus der hand
fallen lassen, und nun hatte das
Hanswesen sich einanzipiert, und es
war ihr nicht mehr möglich, die alte
Macht in ihrem ganzen Umsange gu
riictzugetvinnen Die Larssi war sel si
stiindig geworden, liess die Befehle
ihrer Gnädigen verstoclt über sieh er
gehen und tat doch, was sie gewöhnt
war, und noch weniger kehrte Agnel
unter die mütterlichen Fittiche su
rück
Frau Börengruber wunderte sich
unmäßig über das Verhalten ihrer
«Lieblingz« - Tochter, die nun ihre
eigenen Wege ging und nicht mehr
aus Schritt und Tritt gegangelt wer
den konnte.
Als sie entdeckte, daß Agnei eine
hübsche Anzahl von Stunden täglich
an der Nähenaschine saß und siir Geld
stickte. machte sie Standnl und erklär
te, das nicht dulden zu willens EI
sei lächerlich! Dein Traumichel seine
Schmägerin und siir Geld stickent
Das niiisse sasart ein Ende haben.
Aber ihr Mann hörte ihr gar nicht
zu, und Martin, an den sie sieh
schließlich wandte, riet ihr, die Ugnes
gewähren zti lassen. Sie sei fest
alt genug, unt zu wissen, was sie ttrn
oder lassen müsse.
»Ihr duldet das, du und der Va—
ter, weil ihr kein herz sür sie habt!«
warf see dem Sohne var, doch die
ser blickte sie nur eigentümlich an, sa
komisch, daß ihr jedes weitere Wort
im Munde erstarb und sie verwirrt
tehrtrnachtr. «
I I
Agllcs silcll WIIIGL
Sie hatte dahet leine Zeit, mit
der Mutter auszugehen, wann oieie
wollte, vormittags schon oder in o-n
ersten Nachmittagsstnnden Solange
noch gutes Licht war, blieb sie bei oet
Maschine. Sie hatte leine Last zu
den Spaziergängen mit der Maina,
die immer ans eine Schausensterrevue
und am letzten Ende in Eintiiuse
ausliesen, die überflüssig waren, und
noch weniger wollte sie die Besuche bei
Tanten, Godein, ehemaligen Nachba
rinnen und Bekannten wieder ausneh
men. Sie war bis seit srah gewesen,
daß alle diese Beziehungen unterbro
chen waren.
Die Mutter, die es nicht so be
ständig zu hause aushielt mußte also
allein gehen. War sie aber zu Hause
und sie setzte sich in Agnes Zimmer
neben die Arbeitende aus einen ge
miitlichen Plausch, an den sie von der
Gusti her so gewohnt war, sv kannte
sie sich die Lunge hinwegreden, ehe sie
van der Agnes eine Antwort be
kom, denn diese arbeitete dabei un
verdrosiem weiter. nnd das Maschi
nennähen war den Herzensergiissen
nicht günstig.
Nie ließ Agnec sich über die Ver
gangenheit aus und wollte Manns Hö
rengruber mal davon oder etwa von
neuen Zutunstihossnungen ansangen.
dann bat die Tochter sie heftig, diesen
Gegenstand ruhen Zt lassen.
Das sriiheee Einvernehmen, so
lange unterbrochen, ließ sich nicht
mehr wiederherstellen G woste sich
mit der Amtes n s mehr ansta
gen lassen, und die retter spat doch
eigen-Ia dem Zweck tia hasse sit-·
rnelgelehrt tun i e s ne Tochterl
--t« ---A -«·-- - -- --I----A
IDIA Issl qus ZUscsssv CI qusssussssi
Wenn es mit rechten Dingen zuging,
würde die Agnes auch noch nus den
Richtigen t(essen.
Zu diesem Zwecke aber mußte man
etwas »mitn.achen'«, in die Welt ge
hen und sich entsprechend in Toilette
cverien; die Agnez indessen trug jeIt
ihre ältesten Sachen aus, so daß sie
taum mehr zu erkennen war, und
scheute die Menschen so, daß ste, wenn
sie ja einmal mit einem ausging, nur
die leersten Straßen einschlagen woll
te. Immer weit hinaus, dorthin, wo
ftck die Füchse »Bitte-Nacht' geben.
Das war eine he ’, eine Frei-M
Da brauchte man ich freilich nichts
Gutes anzuziehem ·
Wenn see ehrlich hätte sein wollen«
würde sre sich haben gestehen müssen,
daß es bei jedem Zusammentre sen
mit Damen ans ihrem Verwandten
und Bekanntentreise unangenehme
Minuten gab, denn nicht jede ver
stand sieh so leicht dazu, die Vergan
gmenheit tatst-schweigen und man»
Hlu M still
dmas Mitlde das e getrosseens
Sie half dann gewöhnlich seit
einein Kni ans, den sie von Ilis
bert Oenle unseligen Angedentens gei;
lernt
sen- man dieeIn eine tun-trete
säm- ,se Wte et
do Etat I nein aus«
nnd es beseste zsmeistbie uns-esse
smen Frager zum
u PM« WW ist« UZ
n er in r m
war, gibsielstlleswnsel Henker
unangenehmen Wehe wurde nicht
mein ask-mit
Die Innes hatte also sehr un
recht, den Kopf unter die Flägel zu
9356 weis nicht, wie du W eint
ttqte statt sinnst-in manch-stahl
wenn die cevatd verlet. »Da-l
sos denn M die werden, Denn du's
so teethi B itn dritte- stock het
ohen wird sich keiner Mk
.Meinet - es«, antwortete sw.
JFit sein danken must du sich
vertraut mache-u Uns die Mönneeiagd
seh« ich nicht siehe.«
Aber die Mutter wollte unt- Mte
sich geendenitt diesem Gedanken nicht
vertraut machen. Sie tout gewohnt.
die Töchter zu beherrschen. Das die
Gusti nun int, tons sie gut diintte.
das tout schließlich nur ncittiiiich Es
ließ sich nichts dagegen sagen. Sie
war ttohdetn eine gute Tochter ge
blieben. Die Agnes dagegen, die
mußte man it nusgetvechsett haben.
Rein als oh Ze, die Mutter-. vie am
meisten unter der Geschichte litt. it
gendtvie Schuld trüge!
Sie wollte sich nicht einmal das
estehen, daß sie durch ihre Fahnen
flucht zum kritischen Zeitpuntte die
sen Wechsel in Agnes’ Wesen verschm
det hatte. sondern schrieb alles dem
,hösen« Einslusz ihres Mannes zu,
dein geseniibet sie ej an mehr oder
minder versteckten Vottviiksen nicht
fehlen ließ.
Doch das alles machte die Sache
nicht ander-.
Das Zusammenleben von Mutter
und Tochter lentte nichttviedet in die
ehemaligen Bahnen guts-, und Frau
Bärengtubek hedauerte innerlich, daß
sie zurückgekehrt konk.
Die andern hätten sich auch wohlet
befunden, wenn sie in Triesenbrunn
geblieben wäre.
Nie im Leben hatte sie gern Briese
geschrieben. jedt hingegen schrieb sie
mehrmals die Woche lange Litaneien
an Gusti. um sich zu beklagen. daß fre
im eigenen Haufe gar nichts mehr
gelte, und daß die Manndbilder Ba
rengruber len. und jun. der Agnes
den Kon so verdreht hätten, daß nicht
mehr«mit ihr auszutommen sei.
Gusti antwortete tröstend. Es war,
als ob man ihr gewöhnliches Kichern
zwischen den Zeilen hervortlingen
höre: Die Man-a solle sich nur teine
grauen haare wachten lassen, ed
werde sich nach alles zum besten wen
den. . . Sie möge die sgnes nur in
Ruhe lassen; et werde sich schon bei
ihr auch manches geben« . . Sie und
der Traumichel, tie wallten diesen
Spätherbst nach dem Süden gehen·
weit man, wenn man nicht einen
Winter an der Riniera zugebracht hat,
doch gar so sehr der-Riemande... .
Und da habe der Karl schon gesagt,
sie wollten die ssres mitnehmen. Die
wiirde an den rten, wo ia diele
reiche und gefchrnactvslle Leute zufam
mentämen. gewiß eine Vetanntlchaft
machen, die die Mama weiterer Sar
gen iiir sie einheben wiede. Der
Traumichel wsrde schon darauf schau
en. daß ed diesmal tein Talmitavalier
fein wllrde.
»Dann bleitf ich ganz allen zu
haufe!" dachte dieMutter unzufrie
den. Sie war von dem Vorschlag
nicht sehr erbaut. Der Traumichel
hatte ja so viel Geld: Er tannte wohl
die Ugnes und fee mitnehmen.
Doch wollte sie sich drein ergehen
und nah-n für gewiß an. das die Isa
nes lich diesmal nicht lange bitten
lass-en wiirdr. ·
---« - · ·
Igllks IIRYITII kclicclc giklsh Ell-l
von tönne teine Rede fein. Sie ginge
nicht mit den Traumichelg. (
Als sie dann im Oktober nach
reife einige Zeit da aufzuhalten —
beide fa blühend and woblgeniibrt,!
daß ihr Einfall auf ,,'Erbalnng zu
geben. höchst ratnif wirkte —, er
neuerien beide ihre nfforderung an
Agnu, fie doch nach Italien zu be
gleiten.
Agnee war gegen dag, was ihr die
Gufti angelan, bereits vollkommen
gleichgültig geworden, und sie erin
nerte sich taurn mehr daran, daß die
ier dicke, ratgesichtige Mann einmal
ihr Bräutigam gerufen-war Den
noch wollte sie durchaus nicht ein
tvilligen, die beiden zu begleiten. denn
fie hatte sich«s feft vorgenommen: Sie
wallte der Gunfl und Gnade ihrer
Schwefter und ihres Schwagers nichts
verdanten.
Umfanfi redeten Traumichel und
anti ihr in allen Tonarten zu.
.Wenn da la eigensinnig bist, fp
laß es bleiben.« fagte Traamichel
schließlich ungeduldig nnd Gufti. die
wohl bemertte, daß zwilchen der
Schwester nnd der Mutter das fri
xere Einvernehmen nicht mebe be
aad, meinte: «Wenn du denn dar
aus nicht willst. fa nehmen wir d
Martia mit.'
Frau Oiirengruber ließ fich ein
wenig bitten, im Grunde aber war
iie entzückt van diesem Vorschlag
and felIr froh, felbft Wien verlaffen
zu können. anstatt .allein« zuriietzas
bleiben.
Etwa war doch ein ganz anderes Le
ben mit den Tramichela, roa man
eine derrchaft var, als zu cause
mit der , der man ein iedel
Wart ablaufen umfinga
et, daß se ide die Iasietf
sc e nicht wieder We
des W Nin , fa das
jin-n nicht mehr liess-de Dar, etwas
Lärver felbft wenn man die fchdv
Sachen halb gefchenlt betonnnen
MAan November reise
Tramnl I ad. nnd aber-inne trat
firn fe Urengrltbee Habe ein.
, r chriftian tvae der derbft spie
der W de es. Er lebte
siis und M ein tögliches Leben
ohne andre Wisse- als dte des
her-fes, obs Gedanken an eine
sendet-ag.
Er satte auch dieses Jahr wieder
die gewisse Karte erhalten, die ihm
mitteilte, das die Heesessorin hinter
bolzer isten altes Oesellichaftstag
beibehalten hatte und seinen Vesuch
erwarte, aber ee war noch immer
nicht schlüssig: sollte er sich Mil
Ludipig nähern oder nicht? lind
immer mehrte ihm der Gedante, daß
ein andrer dieses Mädchen liebe, sich
diese Frage mit einem entschlossenen
Ja zu beantworten Man tonnte
einem andern ein Mädchen rauben,
wenn man dadurch selbst beglückt
wurde und beglückte. Er aber würde
sicherlich durch den Besis des jungen
Mädchens nicht so gliirtlich wie der
andre unglücklich.
Eines Tages. als er es mit sich
ausgemacht hatte, daß es nun an der
Zeit sei, der Prosessorin seinen Be
such zu machen, weil sie doch jeden
alls nichts dasiir könne« wenn er
Mila Ludmig nicht heiraten wolle,
empfing ibn Dinterholzer mit einem
komisch grimmigen Blick.
»Ja. ja', sagte er mit bedeutungs
vollem Mitten, »so geht’s, wenn man
sich so lange besinnt. Die kleine
Ludwtg haben Sie sich nun glücklich
entgehen lassen, und die wäre doch
so was siir Sie gewesen...«
,Jch habe sie mir entgehen lassen?'
fragte Christian- «Also ist sie...«
»Noch nicht verlobt", entgegnete
Hinterholzer, »aber da sich sonst nie
mand um sie gemeldet hat, hat sie
sich entschlossen, einem zu gehören,
der sich schon lange unt sie bewarben
hat« einem Angestellten Linders·'·
»Den-i Schmieden alsok«
.S-ie tennen idn?"
»Ja, ei isi der-« den sie natgedtnnsi
gen heiraten mußte«, entgegnete;
Christian heiter. «Das war in den«
Sternen geschrieben.«
»Das tann man leicht sagen. Sie
wollt’ ihn ja nicht. .. Nimmt ihn nu:
ans Dahin» Uebrigens eine sehr
gute Partie...«
Christian siihite sich sehr erieich
tert. Er wußte ieht jedenfalls, was
er nicht mehr zu tun brauchte Das
irae schon immerhin etwas.
Einige Zeit danach tras auch die
Verlobung-kam ein: »Mila Ludwig
—- Jahann Balthasar Schmieden«.
Its Martin, an demselben Abend
den Freund besuchte und sich erinn
digte, ab denn in dieser Sache noch
immer tein Schritt vorwärts gesche
hen sei, zeigte Christian ihm die
Karte mit den verschtungenen Buch
staben.
,Jahann Satthasar2 Den kann
sie unmöglich iieheni' sagte Martin
lachend. ,Wit haben auch bürger
liche Namen, aber so etwas-J Und
du! Da steusi dich wahrscheinlich
nacht«
«Untriistlich hin ich nicht!« sagte
Christian nachdenklich. »Du, ich
glaube, ich werde gar nicht heiraten."
Um Martinj Lippen schwebte ein
Lächeln. Wie viele hohen das bereits
gesagt! · ·
-««·-- ---
oir arise not-) stieoucy uns-am
men, alti es an die Tiir klopfte und
ein Telegraphenbote eintrat, Chri-·
ftian eine Depesche reichend. s
Christian unterschrieb und öffnetei
dann das Telegramin.
»Aus Girschet!« sagte er. «Son
derberes Zusammentreffen! Ich
mußte heute fortwährend an dtni
Onkel denken-« i
«Ontel Schlaganfall Kommen(
Sie schnell. Planter'«, las Christian,l
während Martin ihrn iider die Schrei-·
tern blickte
»Jch habe ihn vorigen Sotninerl
genug gemahni!« rief Christian, hef-J
»tig das Blatt wegwerfend. »Aber er
hat so sonderbare Begriffe von Mä
ßigleit!« l
l »Wer ift das, der telegraphiert«t«
1:Der Apotheter, sein Freund. Runs
lann ich nicht mit dir ausgehen,
Martin, wie tvir wollten. Ich inufz
in die Kanzlei. sehen, daß ich Urlaub
triege!« .
»Glaudft du« daß er noch lebt?" l
»Ich wisse ei nicht«
»Und wenn nicht, dann...s« »
»Dann erht wahrscheinlich die
Wondratfchek seine hauihölterim
alles. Meine Aussichten sind sehr
gering, doch ich habe mir ja nie hoff
nungen gemacht«
»Nun aber hist du doch der Nachste
dass-, und wenn du wenigstens so viel
Mast, dass litt dir eine Wohnung
nehmen und dich einrichten lösnntese
das wäre schon eine bedeutende Ber
besetusgf
Christian winkte ihm mit einer
handhewegung ad Er wollte in die
sem Augenblick-e sich nicht tnit seinen
Erwartungen beschäftigen
Den Urlaub hatte er bald in der
Tasche, aber eine Nachschein im Ei
endahntursbuch er d, das der
bendzta Fu einer ehe anbequesnen
Stunde in Oteschetetn tr.as Ihri
slian entfcht sich also, in der seiihe
init dein Men,
if etwa-nach e-, its-e vormittag
tn sirsehettti a MsZseu tosrde
rauen ver
Mm coelnm m even-i und me
dein Einst-knieen den er sich schon
m Abend vorher ieMt hatte, zur
W
Its die herstsonne ausginsxirM
er schen weit. Im leichten Nebel
eines späte-n Whertases Iles er
aus der Statius sirsehet aus und
bemerkte sassrt dMantiss-»der dein sah-those
den breme Wer, der sich
sehr net ja. elegant trug. Planter
war desiir deinan da er in der
itden s stadt immer o dahergtng,
alt ht das Oetiimtnet der Groß
stadt ans ihn.
Ehe sie nach ein Wart zusammen
gesprochen hatten, las chrrsiian in
den Mienen des andern. daß der
Onkel tot war. und aus- seine erste
Frage erhielt er eine dies destiitiss
gende Nachricht.
»Umgesallen ist er wie ein Stock«,
erzählte Manier-. »Er war eben bei
mir gewesen. und wir haben mitein
ander geplaudert wie sanst». Nichts
fehlte ihm... Dann geht er dar-on,
heiter, ahnungetas. .. Wer sellt' den
len, daß es die lehten Worte waren,
die wir miteinander gewechselt hat
ten! Eine Viertelstunde später
kommt die Magd von deiiben ge
stürzt. Der herr ist umgefallen, wie
er sich eben zu Tisch sehen wallte,
und riihet sich nicht mehr... Jch
lause hinüber... Dr. Kruty kommt
eben auch, weil die Wondratschet zu
ihm gelaufen war.
Den Taten haben sie aus der Ecdej
liegen lassen, die Weibsbilden in
ihrer heillasen Angst. Kruty und
ich und noch ein Mann. wir hatten
große Mühe, den Armen vom Boden
aufzuheben und aus das Sosa zu
legen. Der Dottor sah gleich, es sei
nichts mehr zu machen. Dennoch
machte er Wiederbelebungsversuche,
aber der arme Runda war schon
längst drüben.
Rasch tritt der Tod den Menschen
an. Ich oersichere Ihnen, es ist
fürchterlich, dieses Weggekifsenwecs
den. Wir sind noch ganz trank dre:
Krulh und ich» Wir waren doch!
ein Trisoliuml Er wird uns sehr
abgehen!«
weint Iaroasptetenk dachte tznrtss
ltian mit unwilliiirlicher Jtonie.
Da das Städtchen sehr nahe war.
gingen sie unter der wartnen Mit
tagssonne durch die Ehereschenallee
in ihrem roten Fruchtschntua dem
Marltplan des Ortes zu, eittettt teil-i
weise noch mit «Lattbett geschmiictsj
ten Ring, aus dem das pau- des
Toten ebenso wie dasjenige des Dot
tors und die Apotheke stand. z
Es war ein langer Plan rntt ei-»
netn alten, schwarzgrauen Sandstetns
brantten in der Mitte und zwei ho-.
hen Säulen mit Heiligenstatuen un
dem Ende, wo sich das Haus des
Doktors besond. Un detn andern
Schmalende gegenüber lag das Apo
thelerhatts, mit einettt kleinen Erter
geschmückt; zwischen diesen Schmal
seiten, aus der netttnodischen Seite
des Ringes, wo die Landen schon
verschwunden waren, erhob sich blatt
getiincht das einsache, aber nette
haus, das dem Bürgermeister Dr.
Rande-. Christians Onlel, gehörte.
Christian wollte gleich hinüber,
alter der Apotheler redete ihm ab.
Erst solle er etwas essen
·Und dann da drüben, die Won
dratschel, die treiht's. Da wird
Ihnen gleich iihel. wenn Sie ihr zu
hören. Wir halten nämlich noch ge
stern nach standas leite-n Willen
gesucht, Muth nnd ich. Man konnte
doch nicht wissen. Vielleicht hatte der
Selige besondere Wünsche siir sein
Begräbnis Es hat sich aber nichts
gesunden. Sie verstehen mich Herr
Doktor, was das bedeutet für die
Wondratschel und siir Sie? Er
scheint gar leis Testament gemacht
geruht-dem Darüber jammert sie seht
n wenn lein leßter Wille da ist,
geht sie leer aus.'
»Ich sorge jedenfalls siir sie«, siel
Randa rasch ein
»Für sie sorgen?« sragte.der Apo
thter. nDie hat out-gesorgt Zwei
sach. Erstens hat sie Geld genug aus
die Seite gebracht. Wenigstens ein
paar tausend Gulden. Und dann-.
c----- EI- h-- b-..I-I E-- l.- s
IIUBIUI vss VIII IIIUII,0· o · VII Ijhts
ein Leberleiden.·. Kann höchstens
noch ein paar Monate leben... hat
.eine Angehörigen Vermutlich bat
der Verstorbene deswegen sein Testa
ment vernichtet. denn es war früher
eins borhanden... Jch sreue mich
für Sie, herr Dritten» Es ist in
der Ordnung, dasz Sie erben. .. Ein
Brocken ist es doch! Das Hau- —
ohne Hypothek, die hat er abgetras
gen —- und Felder, die Runda ver
pachtet hatte. Außerdem besaß er
Lose, viele Lose... Einmal hat er
sogar einen Tresser gemacht. Da
mals, wie er die schöne herrenzints
mereinrichtung anlauser. Sie toeri
den alles in Ordnung finden. Es ist
gestern von Obrigkeit wegen alles un
ter Verschluß gelegt worden«
» Die Nachricht, daß er nun doch
Ierben sollte, larn Ehristian sehr un
’ertvartet, und er glaubte es gar nicht.
Drüben irn blauen hause empfing
die Wirtschasterin ihn heulend. Die
Person hatte sich in der it. rvo
Eheisiinn se nicht gesehen, ehr ver
ändert. Sie sah gelb und vertrocknet
aus, nur noeh baut und Knochen
so das chrisiians Erstlich geschulte
Inseefsofprt erkannte, dass ihre Tage
in Tot gezählt seien. Sie wußte
das ebenfalls, denn Muth hatte nieht
»mit seine-n desund hinter dein-« Berge
gehalten, und doch bellagte sie sich
iiber das mangelnde Testament, alt
liige noch eine lange Reihe sorgen
·
W
voller Fahre bevor-säh chrisiian
e sit rti .
spJxo lange Sie leben, sali es Rut
an nichts seinen.
«Ihsl« antwortete sie hol-AUE
.M haben Ihnen dee Itantrr
und der Krttkn schon gesagt. daß iclfs
nicht mehr la ’ mach'... Dir haben
Sie leicht per brechen. Aber toenn
auch! Testament war dai Darauf
nebni’ die HostieP
Christ an gab ihr keine ilnttoork
niebr, sondern ging zu seinem OnieL
Er toar in einein sonst wenig benutz
ten Erlzimmer ansgebabrt worden.
und die hohen Kerzen brannten in
den Ellen Tag hinein.
Die starke, kurze Figur hatte sich
ini Tode gestreckt,· die Züge waren
nicht entstellt, hatten aber etwas Ver
schlossenes. Sie bewahrte-i noch tin
Tode ihr Geheimnis, und Christian
konnte nur ahnen, daß sein Onkel
sich in letzter Zeit doch mit dein Ge
danken getragen haben mußte, sein
Bestytuni nicht einer Fremden, son
dern seinem natürlichen Erben sit
hinterlassen.
Eine Kommission der sich ini Jn
teresse der Wondrntschek auch der
Pfarrer anschloß, untersuchte nach
dein Begräbnis noch einmal das
ganze Daus dep· Verstorbenenm aber
ein Testament sand sich nicht bor,
und ei ivar tlar, daß der Verstor
bene et nirgends anders als in sei
nem Schreibtisch aufgehoben hatte,
wenn eing vorhanden gewesen ware·
Es blieb tein Zweifel mehr: Chri
stian war der einzige Erbberechtigtr.
Da die Wondrntschet in dem
Hause allein ohnehin nicht bleiben
wollte, wurde alles verschlossen und
oersiegelt, doch die Wertpapiere durste
er, nachdem il)r Betrag gerichtlich
seitgeftettt mai-, mit sich nehmen· Es
waren deren mehr, als er vorausge
setzt, und der in die Verhältnisse sei
nee Lsnkels sebr gut eingeweibte Apo
theler versicherte ihm, daß der ganze
Wert seiner Erbschaft sich immerhin
nach Abzug der Steuern aus etioa
5u,t-00 teronen belaufen tvcrdr.
M- Christian nach Wien tsuriiits
lehrte, besanb er sich im Besitze einen
Banktonto5, ans das er niemals ge-»
rechnet batte
Der Apotheler hatte ed siir ihn
übernommen, alles Mötige zu besor
gen. iind ihn deanslragte Christian
auch damit, der Wondriitschet mo
natlich eine ausreichende Summe siir
ihren Lebensunterhalt auszuzahlen.
Bis die Verlassensehasttabhands
lung erledigt toar, beabsichtigte Chri
stian, das Haus zu oertausen und
die besten Stätte des Mobiliari nach
Wien iibersiiheeti zii lassen, um sich
damit eine Wohnung einzurichten.
Vinlekholzelh dein er diese Absies
mitteilte, stimmte ihm lebhast zu
,.Untee Zhren iehigen Umständen
brauchen Sie nicht länger im Spitai
liii bleibeii... Wenn Sie eine Weile
zuschauen können, erhalten Sie Pra
xis genug. . . Ich empfehle Sie schon.
Sie ioerden sehen, von Neujahr an
sind Sie in siins bis sechs Familien
mit einig dotiernden Kindern haus
arzt... Jetzt lönnen Sie bald eine
Familie grunden. Wlier die Mila
haben Sie sich schon verscherze...
Uebrigens loeroe ich dennoch duich
Hineine Frau die Linder siir Sie prä
parieren lassen. Sie tut das siir ils-r
Leben gern, jemanden Jene-nagen
illnd wenn Sie auch nicht ihre Nichte
geheiratet haben, tann sie Sie doch
ihren Bekannten empsehlen . . Na, es
zwird schon gehen«
» Christian wußte daß hinterholzer
’Wort halten toiirde, denn sein Jn
Tieresse siir ihn hatte sich noch nicht
Ioerleugneh und selbst wenn die Pra
leis sich nicht so rasch einstellte, konnte
see es doch wagen, sich zu etablieren.
Wut bitt Neujahr ioollte er noch im
Spitale bleiben.
Eine Wohnung konnte und mußte
l---« «h-- t--’: la-- A-- Ell--«. .
ss Ists sss WII Io Ilkssllll
half ihm getreulich dabei
, Auf Hinterholzers Rat begannen
sfie ihre Suche tin nennten Bezirk.
nicht gerade dort. wo die Allerreichs
isten wohnten, aber doch in den bef
feren Straßen. Hier fanden sie avee
alle erträglichen und genügend getan
migen Wohnungen so teuer, daß lie
bis zur Donauliinde wanderten, wo
die Häuser auch noch zum neunten
lBezirt gehörten, frifche Luft und eine
freie Aussicht über den Donaukanal
und auf dao Kahlengeliirge genossen,
die Mielzinfe aber nicht so hoch wa
ren
hier entschied sich Martin fiir eine
ini zweiten Stock befindliche Woh
nung, die aus einein hilbfchen Mittel
zitnrner und zwei einfenstrigen Sei
tenzlmrnern bestand, nett hergerichtet
war und schon zum November frei
wurde. Da Chriftian die Aussicht
halle, daß in Girfchet bald alles ge
ordnet fein tviirde, so dafz er die nö
tigen Möbel nach Wien transporlies
ren lassen konnte, iviirde man die
Wohnung nach und nach einrichten.
und mii dem neuen Jahre lonnle
Christian einziehen.
«Jn der Mitte das Wartezimnim
redr- das -Drdinantlonizlniiner.
lin dein Schlafstmmer', leiste
Martin ein. »Ehe rau fllnde da
ipol lau-n Plan. a, du haft ja
keine Absichten. .Alfo fest nur
her rnil den Miiieln .. Du brauchst
dich um gar nichts zu til-unserm Ich
ordne dir alle-«
Gmleeuna lot-u