Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 14, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    .W
IUW
Lin Geiz-reich Oberst Emerions mit Ge
neral v. Malta-.
Die Washington Post brachte
jüngst eine interessante Unteran
mit Generalnbersi v. Moltle iiher die
Munitionsangelegenheit aus der Be
der des bekannten amerikanische-n «
litiirschriststellers Oberst Ernersdn
Seiner englischen Wiedergabe dieser
Unterredung entnehmen wir solgen
des:
Als Antwort aus meine direkte
Frage: «Wie lange mag der Krieg
noch dauirn?« holte General v.
Moltle zuerst ties Atem, wars dann
einen langen verlorenen Blick aus die
sonnigen grünen Anlagen des Kö
nigsplatzes unter uns. Seine sin
nenden Augen schienen aus den bluti
gen Schlachtfeldern und Gräben von
der Maus bis zur Weichsel entlang
zu eilen. Dann wandte er den Kopf
und sagte, indem er mir direkt in
die Augen sah, mit scharfer Beto
nung: »Das lqmmt daraus an, wie
lange Jhr Amerilaner sortsahren wer
det, Massen zu liefern, Munition und
Kriegtmaterial sür unsere Feinde.
Ohne diese würden unsere Armeen
bereits den Krieg im Osten beendet
haben. Wie eö augenblicklich steht,
dient die beständige weitere Beihilfe
an Munitivn süt unsere Feinde nur
dazu, das Blutbad in die Länge zu
ziehen.
»Deutschland ist in der Lage eines
Fechleri, der, während ihm zwei gute
Freunde beistehen, sich selbst mit sei
nem Schwert einen Krei- von acht
Feinden vom Leibe zu halten hat, die
alle daraus versessen sind, ihn ins
Herz zu treffen. Nun geschieht ei
jedesmal, daß, wenn es unserem Käm
pen gelingt, einen seiner Feinde, der
ihn am meisten bedrängt, zu nun-ass
nen. indem er ihm das Schwert aus
der Hand schlägt, ein sogenannler
neutruler Beistand von hinten ans
springt, und dem geschlagenen Feinde
eine neue Wasse in die hand drückt.«
,,Sicherlich«, wars ich dann ein, ,.tei:
len Sie nicht den Glauben einzelner
Jhrer Landsleute, drsz die amerila
nischen Munitions- und Kriegslieie
rungen siir Jhre Feinde den unseren
Regierungsaesenalen uikterstiikt wer
den«-»
»Nein, sicherlich nicht. Ich weiß
wohl, daß dies dag- Werl vcsn ame
citanischen Privattonzetns ist. Aber
unser Volk ist erstens überrascht daß
so viele Jhrer Landsleute gewillt sein
sollen, wegen materieller Vorteile
einen so unneutralen Handel gegen
uns zu unternehmen, und zweitens,
daß Ihre Regierung. die in ihm
Note vom 10. Juni mit Recht hers
vor-hebt, daß die Grundsiiße der
Menschlichteit höher stehen, als bloße
Eigeniuntbrechte oder Handelsvorteilr.
keine. prompten Maßnahmen ergrei
sen sollte, um dem ein Ende zu ma
chen. Verstehen Sie mich recht, ich
will hier durchaus nicht die juristische
Seite der Frage erörtern. Jch will
lediglich versuchen, die Empfindungen
des deutschen Volkes Jheetn Verständ
nis näher zu bringen« Das Volls
etnpsinden wird nicht von spihsindi
«gen juristischen Erwägungen geleitet,
sondern von einfachen und gesunden
Jnstinkten. Das deutsche Voll sieht,
daß Amerika Millionen von Waisen
und Geschossen an unsere Feinde lie
yert, in oern klugem-um m dem
Deutschland seinen härtesten Kampf
um seine Existenz bestehen muß und
sich gegen die größte Fiealition wehrt,
die die Welt je gescheit hat« Es
sieht, daß die Regierung in Washing
ton teine Schritte ergreift, um diesen
Handel, nn dein doch nur eine ver
hzltnismiiszig kleine nhl von Ame
rilnnern verdient, zu verhindern.
Kann mnn sich da wundern, wenn
die öffentliche Meinung in Dei-tiefs
lnnd verallgerneinert und glaubt, daß
alle Ameritnner dämtem .l·et ehe
Uermans g» to iteiL tout let’.-I
make iiay while tiiks dunshines«?
Noch einmal warf ich ein: «Unsere
Regierung und unsere Munitionssm
bricen zu hause betrachten den saßen
tzandel von Munition nicht alt un
neutraler oder ungesetzlicher als einen
Munitionehandel Ihrer Krupps oder
Mausersabeiien haben Sie nicht
auch Fabrtlem die Wussen und Mu
nition srei an jeden Kunden, der tau
fen möchte, verlaufen wurdens Ge
nau so würden einige unserer mneritm
nischen Kriegematerial-Fabriien, die
augenblicklich ihr Erzeugnis Ihren
Feinden vertausen, zweifellos gleich
falls bereit sein« an Deutschland und
seine Verbiindeten zu verlaufen, wenn
die deutsche Flotte das Meer siir
deutschen handel offen halten tönnte,
tote es augenblicklich ftir den handel
Großbritanntens nnd seiner Ver
biindeten der Fall ist-«
Äste wollen keine vorausgesehten
Absichten distutieren sondern reine
Tasse-den« — antwortete der Gene
ral. —- .Tatsnche ist, daß andere
nentrale Mächte, wie Schweden Nor
WWmaet stinkt-,
und Spur-ten ihre ermatttöt
stritt-new indes ist XII-im III-fix
II kkscs c M
Krieg rette-ten Eine enden tat
W-—
Es ist ein großer Unterschied. ob man
Waffen in Friedenszeiten ans Aus
land verkauft, oder ob M Waffen
an gegenwärtig Eriegfiiärende liefert,
die gegen die eigerren Freunde kämp
fen. J- gewitbkisichen Leben ist ej
obern befugten Wchsensocher nicht
nur erlaubt, Waffen über seinen La
dentisch hinweg an all- GIMM
Kunden zu verkaufen. sondern es
wird oon ihm auch erwartet; aber e!
wird don ihm nicht erwartet. daß
er aus seinem Laden herausrennt.
während eines Straßentumultes. und
dein einen der Keiner-senden geladene
Pistolen in die Hand drückt, ganz
gleich, welche Freundschaft er fiir ibn
empfinden mag.
»Unsere Kruppi und Mauserwerke
haben während des Friedens Waffen
an die ganze Weit verkauft, ebenso
haben es aber doch die Creusots
Werke in Frankreich, die Armstrong
IWerie in England, oder die Wimpe
lsters und ReiningtonsKonipagnien in
» Amerika getan. Dagegen ist im Frie
sden nichts einzuwenden, andere aber
zwird die Sache während eines Krie
gee. ,
aHier findet dasselbe internationale
sPrtnzip Anwendung das seinerzeit
’durch Ihren bekannten Alabama-Fall
lgegen England festgelegt wurde und
die Ausriistung oder den Verkauf von
Kriegsschiffen an Kriegfiibrende mit
ten irn Kriege betrifft
«Während - Jbrer verschiedenen
nordatnerikanischen Kriege bat Jbr
Volk fich· niemals über Waffen- oder
Munitionglieferungen unsererseits Ih
ren Feinden gegenüber zu beklagen
gehabt. Spanien z. B. erwarb lange
ldar dem Ausbrnch Ide- Krieges mit
I
den Vereinigten Staaten ungehindert
Mausergewehre von den deutschen Fa
briten. Aber von dem Moment an,
wo der Krieg zwischen Spanien und
den Vereinigten Staaten ausbrach
und unfere Neutralität erklärt war,
verhinderte unsere Regierung jeden
zweiteren Expvrtwn Waffen nach
Spanien« Cuba, Porto Rico oder
den Philippinen Ihr früherer Ge
sandter bei uns. Dr. Andrew D.
White, der während diese-i Kriege-T
hier Dienst tat, kann diefe Tatsachen
» bezeugen.«
»Was tue eine krruarung giat ei
s— fragte ich —- »fiir die deutschen
» Waffensendunaen nach Mexilo im ver
gangenen Jahre, alY unsere Lan
:dungstorp5 Ver-a Cruz beseßten?'·
» «Dafiir habe ich eine sehr einfache
)Ertlärung«, antwortete General von
Molltez »ersten toaren dies keine
deutschen Waffen, sondern Waffen.
die in Amerika erworben waren, und
nur auf einein deutschen Handels
fchiff befördert wurden. Zweitens
war Mexico nicht itn Kriege enit den
Vereinigten Staaten begriffen, sodaß
es dein Dampfer freigestellt war,
seine Ladung dem gefetlichen Etap
fiinger abzuliefern, was schliesslich ge
schah, ohne daß ein ofsizieller Protest
seitens der Vereinigten Staaten vor
lag. Würde Jhre Regierung zu die
ser Zeit den Krieg an Mexito er
klärt haben, und hätte Jhre Flotte
eine formelle Blockade errichtet, so
würden unsere deutschen Handels
schifse dem ohne «-toeifel Rechnung
getragen haben. ur selben Zeit
würde unsere Regierung zweifellos
ihre Neutralität erklärt haben, und
hätte unsere Munitionsexporteure an
gewiesen, unsere Neutralität dadurch
zu respektieren, daß sie sich jeder Lie
ferung von Waffen an eine von bei
den Seiten in einem solchen Konflikt
enthielten.
«-(-lk Ullzlchi Ulllsllyfllllchl Don
Waffen nach Mexilo waren, wie wir
Aug-. den Berichten unseres Militär
attached- in Mexilo entnehmen, solche
von amerikanischen Was en, wäge
noninren während der Zwischenperioi
den, als die amerilanische Regierung
ein Verbot gegen die Wassennussuhr
Eerlicsk Die Tatsache, daß Jhre Re
gierung solche Aussuhrderbote erliesi
und durchsetzte, beweist, dass Jhre
Regierung imstande ist, einem Pri
vatexport von Waisen durch Jhre
Mitbiirger Einhalt zu tun, ebenso
wie in stilheren Zeiten. wo von sriis
heren ameritanischen Präsidenten
Aubsuhrverbote inbezug aus Mani
lion nach England und Franlreich.
während diese Nationen sich im Krieg
befanden, erlassen nnd durchgesele
wurden.
«llrn aus die allgemeine Tatsache
des Wassenexportj in Friedenszei
ten zuriielzulomrnen, so muß man
natürlich in Betracht ziehen, das
große Werte, wie Kruin in Essen«
Sloda in Pilsen, Schneider in Treu
sot oder Armstrong in England, we
der ihr hohes Maß von moderner
Leistungssähigleit erreichen, noch un
terhalten könnten, wenn sie nicht durch
neue Austriige in rnehr oder weniger
ständiger Weiterentwlellung gehalten
würden. Deswegen billigt unsere
Regierung den Außenhnndel unserer
privaten Wassers- und Msnitionisas
brilen in Friedenszeiten wie es der
Fall war bei geosen srltheren Ver
läsen durch Art-pp an Ausland
Velgien und Italien, obgleich ihre Er
zeugnisse an Staaten verkauft tune
den, die mbglichervetse einmal Unsere
Feinde werden bunten
«cs » von s , das
unsere Irr-te in W lei
sten so see-brauch sn Bunt
« tion hat« liess unsere Mantel-absolut
len dadurch eine Leistungsfähing
bitten erhalten lbnnen, wie sie der
Kriegsbedarf fordert und wie sie nun
glücklicherweise erreicht worden ist.
.Wir waren also in derselben Lage
wie unsere Gegner, der Unterschied
lth nur darin, dasz wie gezwungen
waren, Uns selbst zu helfen. einr Rie
senansgadse. die unsere Heeresverwal
tung in Gemeinschaft rnit der deut
schen Industrie in glänzender Weise
gelöst hat. während siir unsere Feinde
deren Leistungsfähigkeit versagte, die
amerikanische Industrie einsprang
und ihnen iiber die Schwierigkeiten
hinweghalf. ·
»Es ist richtig, daß niemand eine
Ahnung von dem kolossalen Meini
tionsbedarf hatte, der durch« einen
Kampf, wie der gegenwärtige Welt
lrieg es ist, entstehen wiirdr. Der
Verbrauch an Munition während sol
cher furchtbaren allgemeinen Kämpfe,
wie sie während des Frühjirhzs«und
Sommers in Galizien. Polen d
an unserer Westsront anzgefochen
worden sind, hat bei weitern alles
überschritten, was unsere Milliarde
hörden hätten voraussehen können.
»Ich enthiille kein Geheimnis, wenn
ich Ihnen sage, daß unsere Armee
in den Ansangsstadien des Krieges
wegen des starken Munitionsveh
braucht wiederholt in gewisse Schwie
rigkeiten kam. Die Tatsache, daß
wir imstande waren, allen gegenwär
tigen und kiinstigen Anforderungen
gerecht zu werden, verdanken wir. neben
der großen Leistungsfähigleit unserer
alten und neuen Munitionssabriken,
in erster Linie den willenskriiftigen
Eigenschaften und dem vorbildlichen
Patriotiöinus unserer deutschen Ar
heiter, die nicht durch Zwangsgesesee
zur Erfüllung ihrer vaterländischen
Pflicht angehalten zu werden brau
chen.
»Wer objektiv urteilt, könnte übri
gens darin, daß wir nicht übermäßig
rnit Munition ausgerüstet waren, ei
nen Beweis dasiir sehen, daß Deutsch
land nicht solche Träume von militö
rischer Welt-Eroberung hegte. wie sie
uns von unseren Feinden nachgesagt
werden.
»Ich rann Zonen verriet-ern, can
unser Generalstab niemals irgend
welche ranbgierigen militärischen Ers
oberungsplöne gehegt h.rt, von denen
unsere Feinde immer schwatzen. Wer
niil Ueberlegnng und aus solchen
Gründen einen so til-gemeinen Schrei
ten, wie den gegenwärtigen Krieg her
beigeführt hätte, der so viel Leid auch
siir unser eigenes Voll bringt, würde
ein wahnsinniges Scheusal sein. Köns
nen Sie es wirklich glauben, daß ein
Ossizier unseres Generalstabeö so tö
richt hätte sein können, einen Krieg
gegen so überlegene Kräfte, wie die
jenigen unserer mächtigsten Militkiri
und Seenaehharn es sind, in srivoler
Weise herbeizuwiinsehent
-— »Wir haben diesen Krieg aus uns
nehmen müssen, urn unser Leben zu
verteidigen, dein unsere neidischen
Gegner ein Ende machen wollten.
Diese ihre löbliche Absicht war uns
bekannt und deshalb waren wir zum
Kriege bereit. Sie werden begreifen,
daß wir dazu bereit sein mußten,
schen wegen unserer politisch-geogra
phisehen Lage, eingeengt durch einen
Kreis mißgünstiger Nachbarn, die alle
bis zu den Zähnen bewaffnet waren.
Wenn Jhre Vereinigten Staaten ein
verhältnismäßig kleines Land, wie
das unserige, wären, und so eng um
schlossen wären von drohenden Nach
barn, wie es zunächst Russland und
Frankreich jiir uns waren, so hstte
Jq qk cl lllll lic) Illllvcocc koklls Alls NU
gen eine unmittelbare Kriegsgesahr
bewaffnet, oder es hätte dieselben na
tionalen Demütiqungen aus sich neh
men miifien, die Korea oder China
in neuester Zeit erlitten haben.
»Wir bereiteten uns gegen den
Krieg vor, nicht siir den Krieg.
Legte nicht Ihr größter Präsident,
General Washington, siir Sie die
Regel nieder: »Jn Friedenszeiten be
reitet Cuch fiir den Krieg vor«. Wir
haben dieselbe ernste Lehre aus un
serer eigenen Geschichte empfangen,
von unserem dreißigjährigen und un
seretn fiebenjöhrigen Krieg. Damals,
wie heute, kamen sranzösische und
russische Soldaten iiber unsere Gren
zen in Schwärmen, indem sie deutsche
Städte und Dörfer nnziindeten und
verwiifteten, wo immer-sie entlang
zogen.
.Wir kämpfen diesen Krieg als
einen Verteidigungsslirieg Es ist
wahr, dnsz wir unsere Verteidigung
von vornherein nicht inr eigenen
Lande gesucht, sondern den Krieg
über unsere Grenzen hinausgetragen
haben, indem wir nach der gesunden
militiirischen Regel handelten, daß die
wirksamste Verteidigung der Angrifs
ist, und weil es einleuchtender Weise
vorzuziehen war, das Kriegttheater
so weit als irgend möglich von un
serer tniat zu entfernen· Aber
unser rieg ist nichtsdeftotoeniget ein
Verteidigungstrieg Wir kämpfen
Inn unsere Existenz. Wir klitten
durch Luxemdurg und Velgien aus
dein einfachen Grunde dor, weil wir
liber dieses prädesiiniette Kriegt
tlieater lieber selbst nach rantreich
vorgehen wollten, alt die ranzosen
nnd die Engländer rnit den selgiern
zusammen durch dasselbe Kriegstdeas
ter nach Deutschland hinein vorriielen
zu sehnl- Rntilrlich thenAlters unsere
Gegnerlieder s wir uns
die Köpfe anges Mkeerten statt-Ist
sehen seenzbesesiigsngen eingerannt
hätten, während sie siir ihren Teil.
,ilsren lang-geplanten Einfall in unsee
,1:nnb durch Belgien gen-nicht hättest
Felber warum sollten wir uns ihnen
darin siigenk
»Unser Generalshfb hatte durchaus
überzeugende Grunde, anzunehmen,
daß dieses der srnnzssischænglische
Plan war.
»War ej daher nicht berechtigt. ter
srnnziisischsenglischen Ofsmsive in die
sem Landesteil zuvorzulommeni Ali
ver Krieg ausbrach, gaben wir Bel
gien dieselbe Chnnee in die Heini-,
den Schreelen des Krieges zu entrin
nen, wie Luxemburg und boten ihm
ebensogut eine Entschädigung an.
Wir haben also mit Velgien viel mehr
Umstände gemacht, als England in
diesem, wie in anderen Kriegen mit
neutmlen Staaten es zu machen
pflegt. Wir wiederholten unser An
gebot Belgien gegenüber nach bene
Fall von Liiliich Die beigische Re
gierung. irregeführt durch Verspre
chungen der Beihilse von England
und Feunleeich, wies unser Angebot
zurück, ließ nicht nur ihre Armee.
sondern leider auch ihr Voll gegen
unsere Truppen los. und siihrte so
durch eigene Schuld das militiirische
Strafgericht herbei, M Velgien
schnell niederwors.
.Wenn nuch die Belgier bis zum
Fall Anlwerpens infolge ber Lung
samleit der bersprochenen englisch
smnzöHichen Hilfe böse im Stich ge
lassen worden sind, so soll bmnit
nicht gesagt sein« das; das englische
Expeditionolorps nicht sein bestes ge
tan hätte
«Irog ver schweren Schlage, die
die Engländer von uns in ihrer Nie
derlage bei St. Quenttn am 28. und
31. August erhielten, und trog der
entmutigt-den Umstände ihres schnel
len Rückzuges gegen die Mitkne, wo
sie durch unsere scharfe Verfolgung
Tag und Nacht gesagt wurden, be
wahrten sie doch ihren inneren halt.
Nur dadurch entrannen sie der Ver
sichtungsoder gänzlichen Zerstreuung«
Hier wagte ich einiges Erstaunen
auszudriitten über diese freimiitige
Anerkennung der englischen Tapfer
teii. da ich aus anderen Quellen ge
hört hatte, daß die deutschen Solda
ten im Felde nicht sehr hoch von ih
ren englischen Gegnern dachten.
»Warum soll-ten wir unseren Fein
den die soldatische Eigenschaft der
Tapferleit absprechen?«s sagte Gene
ral von Moltte. »Wir deuten nicht
daran, unsere Feinde zu beschimpfen.
Sie haben vielleicht bemerit. daß un
ser deutschei Volk irn Gegensnh zu
den Franzosen, Russen und Englän
dern teinen gemeinen Spottnarnen fiir
unsere Feinde hat. Jch muß in der
Tat Ostehen daß wir Ofsiziere sehr
iiberrascht sind, wie weit unsere
Feinde in ihrer Wut gegen uns ge
hen. Alle Tage lese ich in den Zei
tungen aus Petersburg Paris, Len
den Dinge« die mich in Erstaunen
setzen wegen ihres kindischen Grolls-.
Jch lann nicht glauben, daß irgend
eine deutsche Zeitung sich einen sol
chen Ton erlauben würde. Wenn ir
gend eine unserer Zeitungen diese Ge
schmacklosigteit beginge, so bin ich
sicher, daß ihre eigenen Leser sich ge
gen sie wenden würden.
»Natürlich lieben es einige unserer
humoristischen Wochenblätter, in ih
ren«Zeitungen mit gewissen allbe
tannten Eharattereigenschaften der
Aussen und Engländer ihren Scherz
zu treiben, besonders mit den .farbi
gen Engländern«, wie wir die hritis
schen hilfstruppen nennen. Aber
unsere silhrenden Ofsiziere haben irns
mer eine hohe Meinung von den
wohlbekannten soldatischen Eigen
schaften der Engländer. Schatten und
Jrliinder gehabt.
»Ich finde auch, daß es fiir einen
Soldaten anständiger und ehrenvol
ler ist, die guten Eigenschaften seiner
Gegner anzuerkennen, als sie mit
Schmutz zu bewersen, wie unsere Geg
ner es zu tun lieben· Die Englän
der find immer zähe und tapfer-e
Soldaten gewesen. Diese persönlichen
Eigenschaften tommen eben gerade
in der Art der Kriegifiihrung, wie
sie sichjeht herausgebildet hat, zu
statten. Es ist mir sehr zweifelhaft,
ob ihre neugebildeten Armeen imstan
de sein würden, im sreien Felde zu
operieren und ich bin überzeugt, daß
sie hier bat d unterliegen würden
Da der englische Kampf in Flan
dern sich aus einer offenen Feld
fchlaeht in einen stationären Schüt
zengrabenlrieg verwandelt hat und
von dem alten Exveditionblorvf nicht
viel mehr iidrig ist tönnen wir unt
·u·ber die operativen Fähigkeiten des
gegenwärtigen englischen Feldheeree
freilich tein aus Tatsachen der prakti
schen Erfahrung begründetes Urteil
bilden. Das wird erst möglich sein«
wenn der Krieg wieder in das Sta
dium der Bewegung tritt
Nun möchte ich umgetehrt eine
Frage an Sie richtench sagte General
von Molttr. »Bitte sehr,« antwor
tete ich. »Was ist Jhre Meinung he
treffs der Versenkung der Lusitnnia
und Armenlanr fragte er. —- »Wel
chen speziellen Punkt meinen Stei«
erwiderte ich. —- Wenn Sie zu der
t, als eins der beiden Schiffe von
tneeita abfuhr, gewiinsekMS hätten,
noch Europa su tomrnen, ten
dann einst-er densMla be
nuftk —- »Mit-l-ei sicher
»sehr 'richtig", bemerkte General don
Mome, .ich bin kein LIMIan nber
als Soldat sehe ich nicht ein, warum
Miegszonen nur nn Land und nicht
auch ans See anerkannt werden.
Wenn einige neutraie Mike-erbot
tnnten so verktiitt Osten, inskittcs
der militseischen Operationen ein
Schiachifeld zu durchqueren, indem
sie auf einem kindlichen Mnnitionös
wagen siihren, so würden sie sich der
Gefahr der Beschiesznng aussetzen,
ganz gleich, W ihre Nationalität, ihr
Alter oder Geschlecht wäre.
aIhre ametitanischen Mitbiirger.
die zur Uebersahrt die Lusitania nnd
Armeninn wählten. trotz unserer ös
fentlichen Warnungen, die Kriegs
zone auf seindlichen Schiffen zu
durchsahren, und besonders tros des
Krieg-materials on Bord, rislierten
einfach den Tod. Wir können eben
fowenig unser Beginnen, solche feind
llchen Manitionjtransporte zur See
zu zerstören, aufgehen, wie wir zu
Lande daraus verzichten tönnten, ei
nen feindlichen Munitionszug, aus
dein sich einige unvorsichtige Neutrale
befinden, zu vernichfem wenn unsere
Kanonen ihn unter Feuer nehmen
können.
»Wenn die Amerilnner auf ihren
eigenen Schiffen fahren, wenn sie da
fiir sorgen, daß ihre Ilagge nicht
von einer triegfiihrenden Partei miß
braucht wird, dann werden sie vor
Angriffen unserer Unterseehoote
ebenso sicher sein, wie in ihrem eige
nen Lande. Ein amerikanisches
Schiff ifi amerikanischer Boden ans
See. ein englisches Schiff ist engli
scher Boden, und gegen England süh
ren wir Krieg-« i«
sie grosse-se ne est-e
—
Von E. Moriez sVndcwei:-.
Michael, der jiingst erst erimnnte
Vatmmächten hatte dac- tteine, Axt-n
tsinrcntie Wächterhnns teingetegt Jud
wartete mit der roten Fahne ni t-:r
Tenno csui sen Personenzun
»Na-« Michael", sagte der i;si.«;e
Britmbemntg der auf dein Pxeron
stnnd, «Sie sind ja jest ein genuixier
Mann nnd können einen Panz-sin
grunken."
Der stranime innae Mensch wakk
sich in die Brust. »den-iß, es seini
n.ir nui noch die Inn dazu-A
»Seit-en Sie denn tein Schätzchen
driiben ini Dorfe t«
Michael zujte verähtlich die Ach
seln. »Ich werde doch teine Bauern
diene zur Jena nehmen!«
Der Beamte lachte. »Ja freilich,
Sie sind doch jeht ein definitiv er
nannter Staatsbeamten Run- war
ten Sie, wir wollen Rat schsssepit"
Als der Zug eingetnnsen Innr, siegte
der junge Beamte zu dem eben ange
tptnnienen Schassnee: Here Konduts
teue, wissen Sie teine passende Portie
sin unsern Mich-eif«
«O ja« ich wiisste ihtn ein Mädchen,
das eigene siir ihn erschaffen ist««
antwortete jener.
»Nun und iner denn. wenn nmn
steigen darst« mischte Michael sich ins
Gespräch
»Der Wächter von Nr. 37 hat zwei
Töchter. Die iiiteee ist nicht beson
ders hübsch, aber sehr brav und flei
ßig; die jüngere ist ivie Milch nnd
Blut, aber sie liebt den Putz mehr als
die Arbeit. Kommen Sie mit dein
Abendzng init mir nnd mit dein El
seriNnchtzug törnen Sie Irren-tem
nren, da können Sie die Mädchen ten
ven lernen. In dieser Zeit sind Sie
ja ohnehin frei.«
»Gut, das läßt sI hören.«
»Nun, wenn die nche in Ordnng
ist, kann der Zug sich ntso in Bewe
gukzgjevknk « -
!4-:-. st-tt ..... r-,!...
MIIU UII ssllsksllwI IIUVIIIIIUUIUUII
der Vizinalbnhn setzte sich schnaufend
und prustend in Bewegung
Arn nächsten Abend schon sprachen
die beiden Gefährten im Wächterhause
Nr. 37 vor. Jn dem ileinen, rnit
Möbeln, Dank-arbeitern Blumen und
Vögeln angefüllten, sehr sauberen und
freundlichen Zimmer wurden sie von
dern eben beimgetelsrten Bahn-dächt«
willkommen geheißen. Der Schaffuer
stellte seinen jungen Begleiter vor und
ließ durchblicken, daß dieser ernste
Heiratsnbstchten have
Michnel reichte dem Babnmächter
und seiner Frau die Hand, nie aber
vie Reihe an die Tochter tanr, snh er
wohl, daß es die there sein mußte,
denn sie war wohl ein freundlich und
klug nutsebendej Mädchen, aber durch
aus nicht hübsch. — Die andre Toch
ter liess sich nicht blicken.
Während die Männer, bei einer
Flasche Wein, sehend, von ihrer Visi
nalbabn sprachen, saß die älteste
haustochter mit einer hondarbeit be
schäftigt still neben der Mutter und
blickte lnum zu dein ftnttlichen Freier
hinüber. der sich den tion darüber
erbrach, wo denn die iilnsere büb
chere sein mochte. Plöhllch ftnnd er
aus und ging in die Miche hinaus
Oort fand er die Gesuchte, die sich
schläfrig und faul am herde wärm
te. Sie war wirtlich auffallend
bitt-sch, trvhdenr sie nachlössig getletdet
Mc
»Warum tormnen Sie denn nicht
u uns in die Stube bineini« fragt
bitt-act .
»Weil ich dort nichts zu tun hu
be', antwortete das Mädchen schnip
MXI schntt sich qber doch daß man
—
etan Saß begrüßt nnd ihm Gesell
ichssi leis-«
.Tie-«-ssisd nicht mein Gast; ich
Orts ». daß Sie zu Jotchen ge
kioCs d.«
- , hin zu der gelomrnen, die mir
nrn " gefallen wird!'«
Michael blickte prtlsend in die schel
Iiisches IM, die tsc- ts lustig su
lachten, und er sand, daß nicht nur
der rote Mund. sondern anch die blü
henden-Wangen mit den Grübchen
darin zum Hineinbeißen frisch und
appetitlich waren. Er faßte ihre
Hand und wollte sie in die Stube hin
einziehen. Sie echer stieß ihn lräftia
zurück, nnd während sie io miteinan
derrangeiy öffnete sich die Kiichentiir
und Julchen trat ein. Sie erblaßte
und blickte vorwnrssvoll fragend von
dein Gaste zur Schwester
»Jch wollte sie in die Stube füh
ren, doch sie song rnir nicht," ries Mi
chael etwas verlegen.
»Warum kommst du denn nicht,
wenn Herr Csortott dich ruft, Mith
chenk «
»So geht nur ooeans«, antwortete
Mithchen lachend, »ich muß doch erst
meinen Anzug in Ordung bringen«
ehe ich mich an das Lampenlicht wa
Jet«
Die beiden kehrten ins Zimmer
zuriiet wo die andern iiber ihre Kühe
sprachen, die tie aus ihrem Stückchen
Wiesenland halten durften. Da Mi
chael noch leine Kuh eingestellt hatte,
Enterssierte ihn das Gespräch nicht
und er unterdrückte ein Gähnen, als
sich die Tür öffnete nnd das Köthehem
»ich-nun nnd sauber gekleidet, eintrat.
Nur war sie noch viel hübscher als
feiiker .
»Ei, ieid ihr hier zu einem Be
gräbnis zusa:nmengelonnnent« fragte
iie lachend, nnd obgleich der Vater
ihr solche Rede« verwies unk- vie Mut
ter sie strafend anhlirtte, lief-. sie sich
gar nicht ans dsr Instian drinnen
»Ich frage nur deshalb, weil ihr so
stumm nnd langweilig beisammen
inzw
Michael lachte laut qui. Der
LStolas war thr- auf eimxul mann
gen
»Da haben Sie ganz reckt, stattz
chen; so bringen Sie doch Leben in
uner Gesellschaitk«
»Wir wollen ein Gesellsctsnitsipiel
spielen«. ries der-»- Mödmem nnd nach
tims Minuten nur es in dein Einb
cken so hell, so gemiitlich nnd lustig
geworden. als long es nicht mehr Ler
celbe Romu, als Ioiiren es nicht Die
selben Menschen tvie seither.
Die Zeit verging Io schnell, ons;
alle sich wunderte-H als der tilsuhrs
sitz einlies Von nun an ward Mi
chre ein gern gesehener Gast in dein
:57ec Wöchterhnute. Aber schon nach
kurzer Zeit machte er die Bemerkung,
daß Jutchen bei seinem Kommen do
Jirnrner verließ nnd ruhig und still
ihrer Arbeit nachging, während Mith
chen ioIn Gesellschaft leistete und ihn
niit ihren Possen und Reitereren er
reiterte
Er kam nun iinrner iister und so
gern die Wöchtersleute den stattlichem
rechtschirssenen Freier auch sahen, ver
droß es sie doch, daß er noch immer
keine Farbe bekannte und beide Mäd
chen nur ins Gerede brachte. So zog
sich die Sache bitt zum Herbste din.
Ia verlor endlich der alte Wahr-mäch
ter die Geduld und er sbeschlosz, der
Sache ein Ende zu machen.
«Lieber Freund«, sagte er eines
Abends zu Michael, »e- ist Zeit, daß
Sie Farbe belennen, so kann die Za
che nicht weitergehen«
»Ich· habe stets Farbe bekannt und
Sie wissen ganz gut, daß ich nicht
one Jhretwillen, sondern Ihrer Toch
ter wegen totnnre rnit der ernsten Ad
sicht, sie zu oeirnten«, erwiderte Ver
junge Mann.
»Nun, toelqe meiner Töchter wol
mr Sie denn heiraten?'«
Jch glaube, auch due tönnten Sie
»vor ent«
»Also das Läthchen?«
»Nein, Ihr: älteste Tochter.«
Der Bahnwächter starrte ungläubig
überrascht den Freier an. »Sie mei
nen Julchen't«
»Ganz richtig, die will ich zur Frau
nehmen«
,,He, Mädchen, tonunt doch hereins«
ries der Wächter in vie Küche hin
aus. Sie lamen. Räthcheu tän
zelnd, mit lachenver Miene, Jutie
ernst und bedachtsam Michael trat
cor und sagte: «Lieber Vater, ich
bitte Sie um vie Hand Ihrer Tochter
Julie."
Käthchen suhr aus ihn los wie
eine Will-lahm »Warum haben Sie
mich dann monatelang zum besten ge
halten?«
«Mädchen, die uns zum Zeitvertrei
ve dienen, halten wir uen besten,
eber Mädchen, die tvir sziir die Be
sten halten« mischten wir zu unsrer
Lebensgesährttn tnachen«, mit diesen
Worten ergriss Michael die arbeits
harte, braune Dank Julchenlh vie
par freudiger Ueberraschung zitterte,
lind schloß vie Errötende in seine
rme.
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—- Gtinstige Gelegenheit
Gerichtivollziehen »Da alles übrige
schon gepsändet ist« werde ich setzt
pas Klavier psiindenl«
Schuldner: »Das ehört war
meiner Frau-, aber ver egeln les
nur recht fest.« W