Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 07, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    M
see Dbend un syst-. ’
Novellette Ost-n Jakob Finger-sinnig
Ei war cn einein Juniobed in Ier
nrn Rhein gelegenen Qilln des M
fterx Mit dein Abends-s bar- est
Köln ein paar junge Leute herausge
kommen, nni bei dein Meister zur
Mss W dein s hätt sites
allzeit gedeckten Tisch zu dein jeder
willloinrnen war, der den Kiinft n
hulbigtr.
Der Meister stand in herndärmeln
iin Garten nnd fsnberte mit einem
Rechen den Kies. Die nntergehenbe
Sonne. die tun-c noch den nnben
Babnpiabult überragte, wob nrn fei
nen weißen Kon einen feinen Glanz.
Als er den vordersten der jungen Len
te erkannt hatte, legte er den Nechen
weg nnd fngte fröhlich: ,,’Sieb
Hjortfen!'
Er schüttelte jedem die Hand. rief
ein paar Worte in’t Hans und führte
fie in die Laube, vsn der Ins man
nnf den Fluß sehen konnte. Eine alte
Tienerin brachte sein« und man
tranl. Man sprach wenig nnd atmete
tief den buftgtränlten Wind, der vom
Wasser inni; die Augen folgten ge
bannt bern Spiel der Wellen nnd den
tchlnnten Borsten, die Init leifeni Auf
schlag vorüberglitten
Der Meister hatte feine Pfeife an
gezündet nnd war in Nachdenken ver
sanken Da sagte diertfen. ein jun
ger dänifchee Maler, ganz unvermit
tett: .Wie bitter. daß man die fchöns
ften Jahre in der Dachsiube verbrin
gen. die befte Kraft isn Kampf um
das nackte Brit hingeben mnßk
Der Dichter Its-sann dessen Erfi
lingsbnch, »Gehst-ge ans den sieben
himmelnc eben in den Buchhandlun
gen nnsgelegt nnd von der Kritik gün
ftig beurteilt wurde. tagte verföbnllche
O, wenn auch. .Preffen1vir nicht
fetbft ans dein tonben Gestein des
niedrigen Alltngi dni Erz nnnergäng
IU-- Ut- -5«
ils-III SOLO-III
Doch jortsen schüttelte den Kopf,
veriramp te, wegwerienb bie Lippen
und sagte: »Mir Weniges retten
wir, Vieles geht ans ewig verloren
Das war einmal anders, als es noch
Runsiseeunbe gab. Fürsten. die des
Malers Pinsel von der Erde abide
ben.'
ier mischte sich der Meister ein
an sragtet ·Wus meinst Du wohl.
was Du Deiner Band abtragen könn
test. wenn Du von Sorgen frei wö
teiti Ein Erlleetliehes mehr? Viel
leicht. . . Abe: das Sorgenlose lönnte
auch Dein künstlerischer Tod sein.
Die Not, mein Lieber, abeli Dich,
macht Die-h start; sie hämmert Dein
Gewissen und sie erhellt Dein Ange,
daß Du schau die Konturen der Welt
siehst. Fluche ihr nicht« weil sie uns
alle gesegnet hat.«
Und ba die jungen Leute zu ihm
aussahen, als wollten sie von seinen
Lippen ein Geheimnis aber eine Er
sahrung ablesen. erzählte er:
»Ich war sünsundzwanzig Jahre
alt, hatte in Paris bei Pouissin, bei
Beding und Sinn-ne gearbeiiet und
mir in Bildhauerkeeisen schon einigen
Ruf erworben. Simane pflegte zu
sagen: »Bitte sein Aeußeres weniger
plehejisch, ich würde dem Deutschen
was zumuten-« Jeh pslegie nämlich
mein haar lnrz geschnitten zu tragen
und war mit einem groben Bauern
littel bekleidet. Trosbem gelang es
mir nicht, aus einen grünen Zweig
zu kommen. Es fanden sieh wohl Oe
wunberer, aber ieine Kiiuser. nnb ich
sah mit Grauen der nahen it entge
gen, wo ich mein lestes Sol siiiei ver
ausgabt haben würde.
Eines Tages lernte ich einen durch
reisenden Ameril.iner kennen. Er be
siehtigte meine Arbeiten, tauste eine
Gipsmasle imb bemerkte, leichthim
unt irgend etwas zu sagen: »Bei uns
in New Port lönnten Sie Jhr Glült
machen, es isl viel Plat bart file jun
g- III-new
Diese Worte gingen mir nicht me r
nu- bem Kopf. Wenn ich Abends
entmutigt bei meinem Bier saß »und
selbst dieses mich nicht mehr zu trö
sten vermochte, sah ich im Geiste das
gigantische, tunsthungrige New York,
wo ungezäblu Gelegenheiten meiner
warteten
Um kurz zu sein, meine Freunde;
nachdem der Solon meine ·hirten'
abgelehnt hatte, packte ich mein Löf
ferchen nnd schiffte mich nach New
York ein.
Aber ich sollte bald erfahren, daß
die Kunst dort weniger gesucht ist,
IZS etwa kräftige Arme. Kein Mensch
hatte Interesse für mich, jedermann
war mit allen möglichen Unterneh
mungen beschäftigt, und es schien in
diesem Lande niemand auch nur eine
übrige Minute zu haben. ch lebte
im Elend in einer zugigen acht-tm
mer und aß in einer Tat-eine mit
dem Abschaum der Menschheit.
Jch war der Verzweiflung nebe,
als ich ben Reporter Booths lennen
lernte. Das war bei der Seinige
rei in einer hasentneine, wo meh
rere Donat-better über ihn wegen eines
Wortes bei-gefallen waren nnd
ältel sitzt-richten beganne- Eber warf
Mch dazwischen m Mc
ME: sagte wettet vix-IM- Dott
verdammte sandi« «
mich beim Im nnd
sw- Jawöei
bis- uv Me- «
pei von den Schurken bestochen —
ließ sich nicht seh-IX
, Als diese in Druck geben wor,
wsuich er sich und brir sich lei
iti ch.
Frisch der's Wasser grimme-M
« noti«
»Aus-hauen «So. . .·
M lud er sich ins Ofen
ein« was ich gern annahm.
Bald trafen wir uns täglich zur
Mittagstunde Meisterin bezahlte er;
nur urn den Schein zu wahren, war
er manchmal mein Gast. Trog feiner
äußerlichen Ungeichlachtheit besaß er
xbie edelfie Seele.
) Er hatte sichs Zn den Kopf gesetzt,
zanc mir »etwas zu machen". Er
Ifchniisselte überall herum und pries
Finich in allen Tonarten. Dann machte
;er mich mit einigen Mitgliedern des
ILiteraturllubs bekannt. Mitglied ves
Helben wurde man, wenn man der
sSoljn eines reichen Vaters war und
Ein den Künsten dilettiertr.
’ Jch tam in her Folge öfter in den
Islun um mich zn wärmen. Daß
Lich hierbei etwa das Konzert einer
»Nunfflsutterniillioniirstochter in den
Hauf nehmen mußte, war ein geringer
Nachteil Jch lernte, rnit offenen Au
i en schlafen und zur gegebenen Zeit
ifchlafend Beifall llattchenz ich lä
lchelte entzückt, tat hingerissen. und
»wae doch innerlich von geisnniigfter
Verachtung erfiillt, von einer Wut ge
sfchiittelt die« rnir Tränen entlocktr.
» So verging ein halbes Jahr. Jch
pbatte rnit tlainrnen Fingern im Wind
Fder Wachstqu ein neues Wert vollen
jdet. den «Steinllopfer«. Mein Vers
sauoll über; ich fiihlte, daß ich mächtig
Veto-schien war und meine Schultern
lin den Olymp ragten.
« Jn meiner Tischlade lag ein hal
»l;er Brotlaib, in meiner Tasche stim
perten einige sent-. var was- alles,
spat ich noch besaß
Da brachte mir isie Post einen
Brief. Der junge Maler Crawsort,
ter es später zu Ruhm nnd Geld ge
bracht hat« hatte- damals eine tleine
Ablleltion feiner nachher so bekannten
Bilder ane- dem indischen Dschungel
in den Räumen des Klubs aufgestellt,
und ich wurde zur Besichtigung einge
laden.
Jch erinnere mich noch, daß ich die
Stizze eines Eingebprenendprfes stu
dierte, alt mir mein Freund, der
Reporter Boothl auf die Schulter
tlopfte und sagte:
«h«o·r’ mal, alter Knabe dies ist
Mr. Levyn, dem es verdammt ange
nehm wäre. Deine illustre Bekannt
schaft zu machen.'
Der Mann den- et danach gelüstete."
die Bekanntschaft eines Bildhauer
ran unbekannter Orssie zu machen,
rerbeugte sich höflich und sagte in ei
nem schauberhaften Englisch, das er
am hafen aufgelesen haben mochte
.Es freut mich unendlich. Mr.««
Bot-the hat mir so viel von Jhnen er
zählt.«
Er war ein älterer Mann, mit
grau gesprenleltem Spihbary kleinen.
unruhigere Augen und einer Höcker
nase. die wie ein Riff ans dem ge
furchten Antlitz stach.
Bot-the schmunzelte: «Er meint, mit
Dir wär mai zu machen. Kommst
ibm nicht ausredem meint, ej tommt
nur auf die Negie an.'·
Jch lächelte halb geschmeichelt. halb
verlegen und fah auf meine Stiefel
spitzen hinab, die der Zahn der Zeit
hart mitgenommen hatte
Mr. Levyn haftete, richtete feine
Kramtte und sagte, auf die Stizzen
messend: «Hiibsche Sachen, was? Nur
fchade um ben Cratvfort; er ist dem
zsellermann in vie hönde gefallen —
itvird ihn wie eine Zitrone aussaugen
Eile-. ich ihm doch die besten Chancen
f ot.«
s Er sah entriistet und wie von Mit
lleid übermannt aus den Undanlbaren,
Idee mit einem entzückenben Mädchen
kplauberte »
Dann fragte et: Wann kann ich
TSie detach-»F Ich habe nie Jhkm
;gen Mittag«i. . . Ini· . . Aber lassen
ISie sich um keinen Preis mit Belleri
Hnann ein Beilermann ist. . ist.
.' Er schien keine Worte zu sin
den, die seinen Abscheu genügend ge
tennzeichnet hätten. So gab er mir
seine Karte und entfernte sich. Er
hieß genau: Joel Ezechel Levyn.
iAgentnr für alte und moderne
jiiunst
Crawsort hatte nach der Besichti
gung mit dein Vorschuß des Agens
ten Bellen-rann ein kleines Dinner
Hin Friscobctei gegeben: Siebzebn
Gänge, sechs Weinsprten, Champag
jner und havannatorpedu ein gött
iiches Lobsal sür mich. Erst gegen
sMotgen sani ich ins Bett. Jch
itriinntte schlecht sah mich von dem
)Schurien Bellerrnann zwischen einer
Presse zerqaetscht, bie ein rettender
Engel in Gestalt des Mr. Levyn ber
beieitte und die formtos gewordene
sMasse meines Linden-en in einer
Sirt-benannten versteigerte.
i Gegen Mittag wurde ich von der
sWitwe Sitnz meiner Vermietrrim
und gleich hinter ihr
Brängie sich die Unentnr iiir alte
und nieder-te Kunst — Mr set-nn,
sder mich mit den kosten: Männlich
ten mein Its-nip- da st- ist«
W
In meine settdecke gebiist wies ich
sth den .Sirtniioniet«, den er ans
dmsiit ftitein Wer-ers er
s
l, !
»kleine hegen sich Michelangelo nicht.
zu schämen gebraucht hätte·
k d während ich in die Kleider
»ichlspfie, eiielie er mit seinen soe
;schliigen betont Er wolle ais teich,z
Ideeähaei nnd iicllich machen m sie
idie bot-ists Je ver Kunst ebnen.
E— nin msise ich hin. nicht eieoa bese;
»Bellekmann, den Vertrieb meiner«
Beete Men, er werde sich sit
iallein Rötigen versehen. s
i« Ich wusch mich, ptusteie und dachte
»lochead, welche Mücke der getiebene
kiliepoetet dein Manne in’s Ohr geseil
«häiie. Jch ließ ihn lange reden Ind:
sagte nachher mit geipieltetn Gleich-s
;nmi: »O, mein Hekt, ich dnnle h-;
nen siit Jhk Interesse; doch mii eni
Sie mir einige Tage Zeit lassen, disk
ich mit die Sache reiflich überlegt hast
den wetde.' I
Wie von einer Taeoniel gestochen,«
;sptcing et von der Kiste. die einen
Siuhl markierte, aus und schrie:
.Wenn ich Ihnen aber schon sage —
Bellekinann iii ein Sonnen was sag’;
ich —- ein Sing-Sing-Kondidni. der
nur seinen eigenen Gewinn itn Auge
hat. Hingegen ich —- ineine Schüs
linge sind mit ieutet als mein Lin
genlichi, ich vorbe, uin sie zu ernähren.
ich scheue ieine Reliquie, keine Kosten,
ich opsete mich ausl«
Er zog hastig aus seiner Rock
msche einen Bogen gesietnpelies Pa
ner. .
mai-swamp Sies- kikf ek. »equ
Feder-strich. und die Welt gehört Ih
nen.«
Jch habe damals, Gott weiß, die
Rat fah mir hart am Nacken. unter
ichrieben Mein .Steintlopfer« wurde«
ein Jahr darauf in Rom peeisgeteönt«
und von einem Millioniir um einen
verrückten Preis getauft.
Jn meinem Tagebuch steht es ge-,
nan: ich babe von dem ehrenwerten
Mr. Leddn viertausend Dallars be
tcmmen. Dafür war ich fünf Jahre
lang fein Sklave. fein Diener. der
mein hirn und meine hsnde in Be
fehl hatte, der mich erbarmungss
los in die Tremsble der Arbeit
trieb, und ein Vermögen an mir er
beutete.
An dem Tage, da der Kontrast
ablief, hab' ich mich betrunten, in
meiner vollen Freude einen fchtnustgen
Bettler umarmt, geküßt und tbn fa
reich beschenkt, daß er mich fiir einen
entsprungenen Narren hielt. I
Und dach, meine Freunde, und doch;
weiß ich nicht« ob ich den Mann, der
mein Blut traut, anllagen daef.
Denn, ob er auch die Geißel iiber
mich schwang. meiner Wunden nichtz
achtete — immer gewisser wird el
mir, daß ans der heiligen Nat Inei
ner jungen Jahre die Frucht er
bliibte, die mir die Bewunderung der
Welt und ihre Liebe trachte. . .«
Der Meister schwieg. Erlöfender
Friede lag über das Land gebeeitet.
Djortfen hatte den blonden Kan auf
die Tifchplatte gelegt und weinte febn
tüchtig.
,4- A
Land-estimat- Iiesis ils Jsksiyeutee
Its »Gkikssskti0is."
.Mciee" hieß"t, Elleneeidee war sei
,cechen
Er schrieb sich mit dem .eI , ich gloobe
mit da weechem
Gewehnlich gingt seine eeg neu Wege
Mer gam Ihm drum nich ville ins Ge
heg
Jetzi lagen mer iII ä zerschoii ncn den-L
Gee Mensch war pa, im Bohnen war
hier Basse
Toch hauen se de Bedden dagelasiem
Zwee Gassen war as, se gosmten iechfe
fassen;
Taiz Meiee deoydem IIss n Boden schlie«.
Das machte n Im bei mi- iII Lichte schief
Fremd Schulzen-Satt der ichnievie
chlmckte it. de statisch
Un date das, dann hatte wättlich er
Gezdmilen
Uif sei Geheeß, da Ocettertch mal nach
n,
Da lag nu Meiet ganz ins Dei gescho
a.
Ich got-me Iiätgends wa- Hekdäckicges
finden
Un wollte schone wieder bolnsch ver
chtvin den,
Da gräbt doch aus txt gleetieti Reben
Ue Hohn, im wie staunst m« weiter
Da fandch — i« wollte nich da Oasen
sum —
coch sechie noch sen ileiaeii Diener
Jeezwifchea IM ä Tutsen-b mit frischen
Oefmsmeit M liess-samt poII seen
Ich me m- Iiedead Iif «den rnbisqea
Oeage el
Un schrie blos: -Iaekie sink- Inei Zucker
sie machen Iielitei Wheidr. baß de’s
Mc
Un daß de dich nich etwii under behie,
Gar speiset-leihen mit ä schief chfichte
De getauft text-ei vgewunfee —GeW
Die un de Eier nifn Miche- s
Un mir gemiedlich uns femme ausem
Da fchdcnded demi dict- sit-es
se .
Iinc scheen fee Ins,: denn Leier sei-site
.8emi mir hier san usni —s«efasaaen
Dsnn il las riss. obs-s vier gefass
Rich bloß das steigt-I se vielen Lei
Oquchdqe Zwar-»Hm
MÆ» MEDIUM
Masche-see Des-naiven
Immersi- »Aera-»si
ein«-dass tschi-usw«
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TWDH
W
see-be Irrt
Siizge von Aarie von Buniek
Nach dein Inn-In auf St. sti
lb Ist-W biete Listen W
llt werden; vor allem fehlte ei an
ieren Der Wir-arm m
We baite soeben die Erfahlisie er
beitm sah sie dein neben ihm n
drn Leuinant Joachim Sesini. ie
iet las halblaut die Rennen. Me
beim briiien... «Der sum Leuinani
beförderie Vizefeibwebel b. Di. Illivin
Dsbberfch » . gerade der!' meinte er
peinlich berührt. rr von Wiebfe fah
überrascht auf: « ch, Sie waren ibrn
ja spinnefeian
»O, keineswegs, here houptmann
ich hielt ihn nur nicht für so beson
ders geeignet bei uns-» aber bns
waren ja andere Zeiten... er wird
sich gewiß ganz brauchbar erweisen-'
Es verdarb ian jedoch ein klein
wenig die Stimmung des schönen
Ausruhtage3. Seit iiber vier Wo
chen hatte er zum erstenmal im Seit
geschlafen unb gebadet, war ein fan
berer, gepflegier, ausgernbier Mensch.
Nun schrieb er nach Danie« las in
seiner Taschenausgabe von Bis-nur«
«Gedanien und Erinnerungen'. Aber
zwischendurch sab er gelegentlich den
Alwin Döbberichz zu seiner seichås
mung mußte ibtn in dieser großar
iigsien Zeit seines Lebens die Erin
nerung an eine unichönsileinliche Epi
icde kommen.
Bot sechs Jahren waren sie gleich
zeitig als Irriwillige eingetreten.
Mit Auszeichnung wurde der junge
Selliuj vom Oberst, aus das freund
lichste vom Ossiziersiorpj begrüßt;
Vater und Großvater hatten ja im
Regiment gedient. daß er bei ihnen
eintrat, war vollkommen selbstver
ständlich gewesen. Wie hingegen Al
win Döbbersch dagu kam, sich bei
dem ...ten JnianteriesRegiment s
melden, blieb dem Joachim Sellias
unersindlich. und ei war langweilig,
daß der junge Mann ausgesucht nur
ihn kannte und aus das vertrauens
rallste sich ihm nähern wollte! Bloß
weil die Döbberschen Eltern (der Va
ter war hanptinhaber van Döbbersch,
Heusner n. CaJ aus einer Italien
keise mit seinen Eltern zusammenge
trassen waren. Dabei hatten die bei
den Sellinj in mehreren Briesen iiber
die unsympathischen Land-leerte ge
setisgt, und ais Frau Döbbersch in
den Verein der Frau Präsidentin
Sellina eintrat, wurde dieser ihr recht
bekleidet So hielt Joachim Sellias
ej für notwendig. sich dem uner
wiinschten Kameraden sernzuhalten.
und aus das dolliommensie war ihm
das gegliickt.
Ali vie Frage des diesen-elem
nants erwogen wurde, hielt Joachim
es ebensaili siir seine Manne-pflicht,
kräftig borgt-gehen Er hatte einen
wahren Kultus für das Iiegiment,
und alle-, was das Regiment betras.
war ihm heiliger Ernst. So wirkte
er, wo nur angängig, gegen den Al
win, setzte dem ihm von hause ans
bekannten Regimentiadjutanten aus
führlich und eingehend auseinander.
weshalb Döbbersch ·unmöglich« sei.
Zweiselloi würde Döbbersch bie so
erfreuliche Gleichgestimnitheit des Os
sizieriarps salle waren uransiindig
and unvermiigendi stören. würde als
Fremdisrper wirken.
Woran ei lag. ist nicht sestznstels
len, aus jeden Fall wurde Döbbersch
nicht zum Reserveleutnant vorgeschla
gen, und aus jeden Fall sagte er
später einem gemeinsamen Bekann
ten: .Die Kränkung verdanke ich ein
zig und allein diesem Selliue, dem
ich meines Wissens nie etwas zuleide
getan habe«
Joachim war ein rechtlichender
Mensch. Die ihm hinterbrachte Be
merkung wurmte ihn, so wurde seine
Abneigung noch um ein schlechtes Ge
wissen bei-schärft
Zusalligerweise waren sie nicht zu
denselben Dienstiibungen eingezogen
worden; heim Kaisergehurtstagisest
hatten sie sich geschnitten. Jejt aber
waren sie Kameraden, Kriegstarneras
den, standen itn gleichen Bataillon.
Drei Tage sollte sich die Kompag
nie hinter der Gesechtilinie erholen,
am zweiten Morgen jedoch hieß es
wieder vorgehen Nach der Kriegs
stamrnrolle war es das neun«ehnte
Gefecht. Das Aufregungisieher der
ersten Erlebnisse hatte sich gelegt, je
der Mann kannte nnd ertrug das
Schwirren und Sausen, das Krachen
und Areischen der Kugeln und der
manntgsachen Geschosse« kannte das
zackende Aussahren und htnsalten der
Kameraden, das Stöhnen der Ge
trossenen, das Schreiten til-er stets
getvardene Körper. Das allej wie
himmelweit ei sich auch von allen und
nat-Ia bisherigen Erfahrungen ih
seinj unterschied, war ihnen
gewohnt, toar ihnen jedoch nicht leich
ter geworden.
Jth kommt der Adjutant ans
leuchendem Werd ansetasi: dritte
Kompagnie sosort ausrüeletr. Also
das Vajanett aussepslanst, den
stetem-innen herunter. Wie die se
sessenen dor. ein Sim
andern, dein heulenden gehst-spr-M nnd
cr tote - ll den sei-s
sur-z stritt-W tät-d tm
den tsi«ei Lin-r ritt-Fest
ein ho schlag ain
Obernrni und an der Seite; weiter.
weiter! Ja. et wird schon eine Kugel
sein. das Manne dort tii wohl stirt
Der der Schmerz löst sich er
it . Er tan- iedich nicht wehe
lau en. halb Wi, fast tpnioQ ser
iucht er: LIMI- - gen-. ver
wsrttt' zu schreien, et M stun
lote Mustetiere mit halbgeössnetetn
Mund ttitrien neither, zwei treten
auf ihn. Da beginnen die Grannten,
« er tann sie gut unterscheiden Es sind
engliiche Schiffs ichiihn ee tennt den
dröhnendem erchiitternden Mang;
wohlgezielt, plagen sie rings umher«
ein wahnsinniges Getöse« ein lHöllen
liirni. Herrgott, jeit kommen meine
Leute zurück! Joachim will sich erhe
ben, tann sich nur etwas aufstiitzen
Soll et versuchen, an sein Verband
piietchen zu getangeni Wozu —- er
greift lieber den Revoioer. Mit dein
Fernrohr hat er die Feinde vorhin
gut unterschieden· noch immer liegen
die Gut-thesi ihm gegenüber. Seine
Mustetiere, vie durch die hinterlistis
gen Schliche der Feinde erbittert wa
ren. hätten ihnen seinen Pardon ge
geben, er wird es von der Bande
ganz gewiß nicht verlangen. Schon
seit langen Wochen schwirrt Kampf
hin und her um diesen blutgeritteten
Acketseldftreifetr. hätte das Beteil
lsn heute jenen verdammten Graben
aenoinmen. wiire das Sterben leich
ter gewesen! Wieder zurüaslutende
Soldaten, Joachim läßt sich zu sa
den fallen, er will nicht bitten, fort
genommen zu werden. Da bört er
eine befeblende Stimme: »Den Offi
zier anfassen. zurücktra en!« Er wen
det sich, ei ist Mtvin öbbersch« irn
selben Augenbliel erkennen sich die
beiden. Fünf Schritt von ihnen plakt
eine Granate, reißt ein tiefes Loch n
den brachen ffAder, die Erde fliegt
umher, ein Soldat fällt zu Boden.
Döbbersch sieht ibn an: Nicht den«
der ist tot. Dieser Offizier muß aber
kaut . . . sorgsam, sorgsam!«
Er wird auf die ltbabn gelegt,
drei Soldaten und iibbersch fassen
ibn an. Das Feld ist fafl leer. Kugeln
zischen in allernächster Nähe. Dies
langsam sich sortbewegende Gruppe
nehmen die Gurlhab aufs Korn.
Zwei der Träger sehen sich unruhig
unt.
«Lasfen Sie mich nur," stöhnt
Joachim Selliui, ,ej ist ja ein
Wabnsinn."
Sie lassen ibn nicht, tragen ibn
gemessenen Schrittes nach dem näch
ften leeren Schüsengrabem den sie
vor einigen Tagen den Englandern
entrissen hatten. Bebutfatn legen sie
ibn auf den naßlebstigen Grund. mit
feinem eigenen Wörtchen und dem dej
Verwundeten befestigt Diibbersch, so
gut er's kann, einen Natverbanb.
«Jch schicke Ihnen Sanitiiter mit el
ner Bahre, verlassen Sie sich drauf.'
Sie eilten den andern nach; eine
Reufornsation, ein Ilantenangrisf
mit Laufstegen über einen tleinen
Kanal wurde befohlen. Erst fiinf
Tage fpiiber gelang es jedoch. den
GuribasGraben zu nebmenJ Joachim
lag im fenchten Loch, sah über ibn
lzinfliegende zerrissene Wollen, sab
am Grabenrand in der Luftlinie
balbverfrprene Gräser, die sich im
Wind bewegten. Der Blutverlult hatte
ibn furchtbar geschwächt, ibm wurde
wirr. Einige Schritte nahten schwer
stampsend iiber den Acker; ob non
recht oder llntb, er konnte es nicht
unterscheide-n Sie kamen immer nä
ber —- tviirden es die braunen Jn
dierfrahen sein —- ader feine braven
Jungens Er umtlaatnterte den Re-’
noli-er, die Sinne schwanden.
I Nachher wahnsinniger Schmerz. er
swanb sich unter drückend tostendenz
banden, dann sagte eine Stimmu;
»Geben Sie die Kappe,« er sog dens
Aether ein und wußte von nicht-. tell-»
er zu sich inm, lag er in einer biimss
mernden Dorsiirche, seine Blicke sie-.
len aus weiße Flügelengel, die miiI
großen Gebärden die Barockianzelj
umschwebten. Im Vintergrund schien-;
merten die Vergoldnngen am AltarJ
dort wies der heiland ans sein iiir;
die Menschheit blutendes her-; rinng
umher erllan Stöhnen und halb»
unterdrücktez ammern. »
Als Joachim sich wandte, sah ers
die ihn betrachtenden Augen de· ne
ben ihm aui dem Stroh arbeiteten
isan Diibbersch Der Kopf war ihmi
heiß, er errötete wohl, allen anderens
Kameraden stand er so herzlich nahe,
träte oiel lieber deren Schuldner ge
wesen. »Den Leatnnnt Döbbersch,«’
sagte er, a,i-.·h danie Ihnen. danle Ih-»
nen herzlich. Sie haben mir das Leij
ben gereitet.« .
Gut gemeint und verlegen murmele
te Altvim »Mit gar nichts weiter ass(
sich.« — Dann besprachen sie ihre
Wunden. Joachim wußte nur, daßi
der Arm brenne und die Seite sehr
schmerze, das er aber doch wieder
ordentlich atmen könne. Dem Alte-ins
hatte der Assistenzarzt, der schmiß-T
triesend, abgeheht und pslichttreu hieri
Operationen selbständig vornahm, bei
denen er bisher in der Minii vom
Geheirnrat höchstens um halten des
Wundhaiens sagelaken war, die
stopft-Rade iltr .bilbschdn« erilärt
M in der Nacht wurde die Kir
che site Muselieserte seeisemacht,
all die Dortliegenden wurden in Let
tertsosen derladem Joachim nnd Il
toin kamen aus das stei Ziehen-erl.
Die Landstraße war set ohne-, beide
via-des die ttelt, litten schlimm
und suchten Mitleids tlber die
mlvosen tn n hinweg-erbrin
gen. »Wir lonunen ja in Terguier aus
die schn. Arn Ende sind wie in drei
Tagen schen bestens aufgehoben in
eines deutschen krenlenhausl Ei ist
Mosudenlentf
assrettzug war schon voll,
so wurden sie in einem Viel-wagen
with Stroh war reichlich
vorhanden. Vor streng bewachten
SIM Haft langen Insenthait, an
Kreuzungspunllen vorbei, an denen
freudig-frische Etsahtrnppen ans den
Zügen sahen. nahten sie sich langsam
der Dei-nat. Sie lagen im Viehwagen
nebeneinander und erzählten sich
manche-. ,Sollsi du die dumme Frei
willigenjnhriGeschichte ausriihrem ihn
um Entschuldigung bitten?« sragle
sich innner wieder Joachim SelliurL
Er schvh es ans, und die Aussprache
wäre rnit jedem Tag schwieriger ge
worden. Wodurch hätte er seine
handlungsweise denn eigentislh
erllären sollen? Alwin war je
denfalls unscheinbar und wenig ge
wandt, jedoch bescheiden, sehr gebil
det« ein ordentlicher Kerl! Vor der
Front hatte er sich so bewährt, daß
er nach gehn Tagen das Eiserne
Kreuz un die Leutnantiepauletten
erhielt. Jn einer überraschend neuen
Beleuchtung erschienen auch die
»schreellichen« Döhberschen Eltern.
Obwohl Alwin eher zurückhaltend
war, verging leiner der langen Ei
senbahntage. o ne daß er sie mit
einer selbstver Endlich klingenden,
aber ungewöhnlich innerlichen Belo
nun erwähnte...
. ch hnbe es zu hause ja beson
ders gut,« sagte Alwin . .. »Ich weiß
ja« da die meisten meiner Freunde
und elannten fis lange nicht so
nahe mit ihrer utter, geschweige
denn mitdern Vater stehen« aber met
ne Eltern haben eben immer nicht
nur siir uns, londern mit uns gelebt
...« — Joachim sand weder die Ge
legenheit nach die Worte.
Als der lange, langsame Zug je
doch am vierten T e sich dem End
ziel, der großen Sta l, näherte, streck
te der strohgebettete Joachim die
Hand des underwundeten Armee dem
Nachbar hin. »Für den Fall. dasz
wir getrennt werden. vielen, vielen
Danl siir das, was Sie mir auch
seit der Verwundrung gewesen sind.
Und, nicht wahr, das vorher haben
Sie vergeben und vergessen?«
Daraus drückte ihm Alwin mit
solcher Wucht die hand. dass seine
Kopswunde erschüttert wurde und et
was zu bluten begann; die Zugschwei
ster schalt.
Endlich hielt der Wagen. Aus dem
Bahnsteig warteter die Sanitäteri
schar mit den Wahren, der Bahn-Hose
tommandanl und beflissene ältere
tren, die durch diese Samariter
tatiglett brennend gern sich zu einem
Liebesgobentransport empfehlen woll
ten. Dort stand der diensttuende Mi
litiirarzt, neben ihm ein Chirurg.
Ali die Reihe an Joachim Seliius
und Illwin Dsbbersch kam, baten xn
»Ach, here Stabsarzt. sehen sie
doch, daß wir zusammenbleiben!«
Mit demselben Kranienautv sah
ren sie nach dem Lazareth Es gelang
ihnen nebeneinander in der gleichen
Stube untergebracht zu werden. Ei
nige Wochen später begegnete ihnen
der Stabsarzt Noch weiß verbunden,
spazierten sie einträchtig in der Win
tersonne.
»Das unzertrennliche Paar!«
, a," meinte Joachim Sellius,
.m n Freund tommt wieder an die
From, und ich bin leider nur garni
ontauglich besunden worden. Da
wollen wir natürlich die kurze Frist
möglichst ausnnsen.'
M
Wiegen-infi
Ein alter Tippelbruder iomtnt di
rett von der Landstraße sum näch
ften Fittichen um «feldgraue« Leber
tvurft zu taufen. Bei der Gelegen
heit bittet er um etwas Abfall von
preußifcher Wurst. Der Fleifcher
verftetit ihn erft nicht und erfährt
dann auf feine Frage, daf- es fich
tun sogenannte Bluiivurft handelt,
die der Stromer nagen ihrer fchwarzs
weißen Mijchun preußifch nannte.
Der Ilei eher Forfchte weiter, war
uin jener de? von der .preußtfchen«
Wurst nur bfall wolle. und da er
fuhr er dann:
»Ja, lieber Meefteiz die will let
nich for mir, die foll mein Retter
werden. Jch finde doch überall in
meinem Quartier in Schelmen un in
Frist-en fo ville Rufer un Franzo
en (Ungeztefer). Un die follen nu
die preußifche Wurft eingebrockett
stiegen, dann hoffe ich, bat fe da
vonlvofen, weil fe doch for allet
preußier fo ville Angst halten«
—- Eine neue Art Mit
gift. Schuhmacher-unstet tzum
Bräutigam feiner Tochter-, der Ditti
neraugenoperateur ift): Eures Geld
kann ich meiner Tochter leider nicht
mitgeben! Alter iq will von jeht ab
alt' meinen Kunden die Stiefel et
was zu enge nischem damit Sie eine
ausser-kniete hshmraugenpraxij ve
komme-IF
--· Aus Ists-L »Sieh mal,
wie fchneidig meine itltefte Tochter
zu Pferde sitt-«
«Sie macht wirtliq ihrem Renten
alle Ebre.'«
EIN-Dr F
»Nu, Ixist ne ins-i npflant« «