Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 09, 1915, Sonntagsblatt, Image 28

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ÆMOMW
ists-man m I. Ierj s«
—
pi
H - (7- FOMMMCØ
Die Dornen waren in qeo in
Siden. Frau siirengrnher in
set Wachs-law was selbsi Mar
tin Chorus-hin der nicht steht se
tosiihnt war, sie so ingendlirh zu e
hrt-, nnd in einein eiegantern lichten
Das-thut. die Mädchen in Weiß. mit
großen, dustigen hüten. der von Aa
nei noch größer ais der Gusiii.
Der wogende Hutrand wars einen
Schatten aus ihr Gesicht« aber Chri
stian gewahrte doch, daß ei biasz und
starr war, während Gusii unaufhör
lich ein hohes Kichern vernehmen ließ.
Dieses unbeabsichtigte Zusammentref
fen schien ihr sehr tomisch.
Frau Börengruher in ihrer Geban
teulosigieit hatte gar keine rechte Bor
steiiung davön, dasz sie ihrem Sohne
keinen Dienst erwiesen hatte, als sie
ihn anries. Sie hatte Christian zeit
weilig gefürchtet nnd gehaßt, aber
jeht war er distanzieri, ungefährlich,
jetzt hatte sie ieine Angst mehr vor
Ihm, und es war ihr ogar er
wünscht, enit ihrem neuen ianze vor
ihm prunien zu können.
Sie machte Christian mit Trau
michel bekannt.
Christian giaudte mit einer Ber
beugnng davonzatoentnem jedoch
Senatnirhel hegte den Wunsch, leuts
selig zu sein« stand aus und reichte
ihm iiber den Tisch hinüber die
nd
.Da. sef dich her zu mir', er
munterte rau Börengruber ihren
Sohn, ne en ihr Pias zu nehmen.
»Diese Herr Doktor neben die Gusti.
geit «
Die sagte das in einer seite, ais oo
es etwas zu bedeuten hätte, und Gustt
ticherte dazu.
Da saß Christian also neben die
ser und dem dasiir um so ernster
bliaenden Familienoberhaupt. As
nel hatte er schräg gegenüber
Er, der die weiblichen Mitglieder
der Familie nicht gesehen hatte, konn
te die äußere Wandlung. die mit ih
nen vorgegangen war, ani« besten er
messen.
So hatte er die drei noch nie ge
sehen. Selbst die Mutter, die er
riiher nur in höchst bescheidener Tot
lette gekannt, schien ihm ganz ver
wandelt. Und die Mädchen. deren
Spiseneinsähe die kaut des halset
und der Schultern urchscheinen lie
ben, waren hier in dein bescheidenen
glashausgarten gar nicht an ihrem
a
nes sah stolz und vornehin aus·
aber der Guiti wollten die dusti en
stillen gar nicht sieben, ja, das se
toöhnltche in ihrem Gesicht, dte leucht
schimniernde, runde Unterlippe und
die unsein gebildete Nase sowie der»
zu sinnliche Ausdruck traten noch.
mehr hervor als in ihrer AlltagilleiU
dung.
Die Goldleste, die Agnes um den
Hals trug, war zu dict, als daß sie
Christians Blick entgehen konnte, und
wie sie mit der hand an ihrem Gla
le spielte, schoß ein Qrillantblih noch?
dein andern von dem Ring an ihsl
rein Finger in Christian« Auge.
Ja, nun war sie wohl glücklich,
schwamm in ihrem Element . . . Undi
wenn sie nicht so aussah« wenn ihr
Gesicht nsie in hochmütigec Verdros
senheit derstesnert schien, so lag die«
Schuld sicher nur an dem Mißver-.
gniigein das sie bei seinem Anblick
verspürte
Der tückische Zusalll Na, das wie
derholte sich nicht so leicht, da sie ja
tunstighin zumeist nicht einmal in
Wien leben würde.
Also war et heute der Abschied.
Christian siihlte sich gefaßt und
geweint-net genug, sie mit den Augen
eines zu b:trachten, der über den
Kampf schon hinaus war. Er
glaubte es wenigstens, und in
Tat gewann er ei iiber sich, ein an
niihernd unbefangeices Benehmen zu
zeige-, während Iznes in ihrer
gleichsam Heini-seligen Zurlickhaltuns
beharrte.
i Ur wugle man das nicht ern
rr den Mißmut hervorgerufen, daß
der ganze Nachmittag unerquicklich
gewesrn, weil Trnumichel sich ver
schiedener versteckter und nicht ver
steckter Vorwürfe über ihr wenig an
schneiegsames Benehmen nth enthal
ten hatte. Sie sollte immer neben
ihm gehen, mit ihm sprechen, sich um
ihn kümmern. Zwei- oder dreimal
binnen weniger Stunden war es zu
gekeizlen Plänleleien gekommen, und
hier im Gnslhaug hatte Agnel die
jich schon zum Papa tehen weilte,
den der Martin beinahe mit Gewalt
aus den Sih neben Trnnmichel be
fördert werden müsset-.
Alt sie endlich inh, riet ihr die
Stirn-ne der ilebeelegung, das
Schwellen sein zu Fasse-n weil die
Lage dadurch nicht verbessert wurde
und es besser war, stillschweigend ein
zulentein als sich einer Versöhnung
nuszusetzern Als die beste Art,
Tenno-Hei zu beschwichtigen, erwies
ei sich, an nnehniern was er bot, nnd
s-- fette dem »Dort "hndl«, das
er kommen ließ, sowie « ni Nachtisch
ordentlich zugesprochen
Noch standen die Teller-den mit-ei
nem Rest von Schtnkderi und Erd
breun vor den säumt-Kätzier Gnilt
W i sich unter kaum es väter
M wohlwollende- Vlilten wieder nn;
In Erdbeerern während Agnez ins-Il
»F .
seinem unerllätticheu ils heraus
sich nicht wieder euifchi eben Leute«
use-steifem he me, sit Baue
sie unter Ehei n Kansas Augen
reiche essen, Das Jeaumi i ihr be
stem habe, at- hqvc si- mq die-I
et Cedbeeten wegen verraten. Meer
mumichel ließ sticht locker- So
weit hatte er es is der Benedikt-cis
sticht gebracht. gleicht-Wie z Mitv
wenn man etwas stehen ! was
doch bezahlt werden mußte.
Um ihn nicht wieder zu etziienen,
mußte Agnei noch ihrem Lösselchen
greifen.
Weder Makiiu noch Christian hats
ten eine Abtean daß TeuumicheL
wußte, et habe einen gewesenev Ver-i
eheet seiner Braut vot sich. Abtei
Frau Bärengkubee hatte ihm alle jun-i
Heu Leute mitgerechnet die sich nach!
ihrer Ansicht um Agnes bemüht hat-!
ten. und so konnte fie Rande um
so weniger ouslassem alt et der ein
jäge wac. bei dem wirklich etwas
Umnn i.e.«!c. Uc- esbtiigics rsck
stunde spwieso mehr m ihrer Phan
.csie.
Traumichel sagte sich also innen
lich. .Aha, due ist peti«
Merkwürdigerweise trug die Au
wefenheit des jmsw Mann-k- dazu
bei, seinen Unmut zu verscheuchen
Er tout nicht immer seht gtiicklich
über feine Beiiobtkng. Manchmal
emng et sich gerade-m »Im-hats
denn die Agnu, wenn Iie sich in an
icellti" Aber wenn et sie alt eisseu
Preis betrachtete, nach dem andre ver
geblich gerungen« dann ver-flog diese
Empfindung. daß er si verkennt
habe, das dunkle Bewul «n, wie
unzweckmäßig eine solche eau fije
kha wäre.
Er hatte sehr biel gegen die herzte
ans seiner Seele und hielt es siir
angemessen, Christian damit bekannt
zu machen, als sei dieser bafiir ver
antwortlich Es hörte sich silr einen
Unbeteiligten recht spaßhast an, unt«
Bgnes eriötete nach anb nach disk-let.
nseil sie das Gefühl h.1tte, dass Tun
cnichel sich bar ihm ,,llicherlich« ina
. . . Jn diesem Augenblick hätte
sie sehaltchst gewünscht, ihr Bräuti
gam möchte ein geistig bedeutenkza
Mensch sein und Randa tmponissrem
anstatt daß er bloß Gelb rette.
Den meisten Leuten tmponierte zwai
das und gerade das, aber «ihin" obs-h
nicht
,Das beste wäre es, man brauchte
die Doktoren gar nicht!« schloß Inn
tnichel und blickte sich triumphierend
im Kreise um.
) «Ja, das haben schon viele ges
J:agtl'· lächelte Bärengruber, with
»renb Martin hinzusügtu .Dai ist Ia
’cuch das redliche Bestreben der Me
Jtsiziry sich selbst überflüssig zu ma
eben-"
Er erinnerte seinen künftigen
Schmaaer nicht daran, baß gerate er
ihm beinahe jeden Tag mit .Smnptos
men« kam unb sich noch zweimal von
ihm aus jene Reslexbcwegungen hin
hatte prisen lassen, deren Fehlen ans
»in beginnenbei Rüamarlleiden hin
deutet.
Es wurde Agnes nur halb te
wußt« baß sie sich ihres Verlobten rcr
Christian Runda schämte, aber unl;
diese dunlle Empfindung war sehr
unangenehm, und der Widerwille e
gen ben Mann, dessen Leben sie tei en
wallte, regte sich trästiger nnd ent
schiedener denn je.
Gern wollte sie vor Ranba gliias
lich scheinen, aber es siel ihr sanken
sich zu oerstellen.
Ja, selbst wenn sie sich gliiaiiäs
gesuhlt hätte, roiire ei ihr att un
möglich gewesen, ihren enga
stcinb absichtlich nach außen bringen
zu lassen.
Doch war es gerade diese Unsi
sigtein die glückliche Braut zu spu
len, bie sie gegen Christian verhar
iete, und wenn dieser ihrem Llia
begegnete, las er etwas tpie has
darin
.Gerade. als ob ich ihr etwas ge
mn hätte, nicht sie mir", dachte er
bitter.
Das war noch da- Olergiie zu
fühlen, daß sie ihm die nie vertzslen
r-i;rde, daß von allen Menschen der
Welt er zur schlechteste-r Meinung von
Elir berechtigt-web
So sollten sie, da der Zufall sie
noch einnxol zufaminenftoßen lief-.
nich-: einmal in Frieden unsern-a
der gebeut Mußte er ihren eikizis
nindseligen Blick als Erinnerung
Iit sich nehmen in sein späte-ei Er
len?
Es ioar singe-nach dunkel gen-or
den und hin nnd wieder fuhr ein
Windstoß durch die Kronen der Basl
me des Gasthouogurtene . . Jenje te
deo Gitters lag Schatten, und di
thernen strahlten rein to hellere Wot
rreiie ans, während die nicht bei-ine
nenen Laubpartien schwarz und mai
sig emporragten.
Am himmrl gliderten nur ver-kn
zelte Sterne, do Wollen ttber ihn
hinng die höchste dunkel, die etwas
niederen in eine-n weisltchen Ostia
leuchtend-. -
Von ferne packte zuweilen ein
Wetterleuchten A, doch von been «
warteten Gen-it war nichts zu .
werten.
Die List war nun ausknei
mer und e ina- tiihl Moor . »au
michel erhob sich ni t lo leicht, «ven«i
er irgendwo saß; o waren eo die
beiden jungen Männer, die zuerst-Ut.
brachen. «
! Isee ceantnichel ahnte nist. Ins
Este gern allein petgeben kostet-;
mach et ties nun n Zabliellnet inb
!sagte. das sie von auch gehen sem
Eteth W niemand etms Jus-i
Iwenben hatte-.
Er gestattete natürlich nicht« baß
Bitte-innig seine Börse zog, sen
betn besnnb daraus, die ganze Zeche
»Du übernehmen, aus-et der der bei
den jungen Leute« die diese bereits
selbst began hatten.
Es tvnt ein ganz nettes Stint-n
chen, das zusammen am. site Ebri
stian war s etwas Uneet ·liches,
zusehen In müssen, wie dieser ensch
siie Minimum-. sitt »sie« vor al
lem, die Zeche zahltr.
Ein stötleket Windstoß, dek bet
cmsulse nnb die Iischtiicher nbznteii
ßen drohte, beschleunigte den Aus
bruch
Mnn ging also zusammen satt.
Tmumichel bot Agnes den Atm·
Es wat lächerlich siik bie kurze
Strecke. Vielleicht bewog iln dazu
bie ihm selbst taum bewußte Ub
sicht, vor dem nbgewiesenen Liebha
ber sein Besitztrecht geltend zu ma
chen. Agnej wagte nicht, ibn ab
zulehnen, und ging mit ilseetn Bräu
tigam wenn, mit dem peini enden
Gefühl, das Runda innerlich met
tungen datiibet machen werbe, tvnt
sük ein qngleiches Paar sie seien.
Allein christinn blickte gar nicht
nach ibndtn Er wne wie betäubt
unb bötte taum, was Manto bäten
gtubee, um ihn mit dem Traun-i
chelschen Glanz zu verblüfst von
den scheidest schönen Möbetn et
zäblte, die Tranmichel siik Seifen
bkunn nnschnsse.
Vergebens strebte Gusii danach, sie
davon abgubringem Sie unter
brach die Mutter, indem sie nach
Christian« Reise sragte, ihm su der
Setundararzistelle Gliick wünschte
die er endlich erlangt hatte. Doch
Frau Ingusia ließ nicht so leicht
locker, und sich um den Seelenzu
stand andrer zu tiimmern dazu
langte ihre geringe Besonnenheit
nicht
Er mußte alles über sich ergehen
lassen.
Beim Hauztor wartete das Braut-.
paar ans die Folgenden. Man verab-!
schiedete sich: NAlsdann herr Dotss
tor, Sie kommen doch zu unsrer!
hochzeitiw fragte Traumichel
»Ich toerde noch nicht von meiner
Reise suriiet sein', entgegnete Chri
stian. »Deihalb muß ich mich da
mit begnügen, den herrscht-isten
gleich hier recht viel Glück zu wün
schen-«
Er reichte Traumichel die hand,
dann wandte er sich zu Ignes.
.Meine betten Musche, Fräulein.
siir Jhr tünftiges Glück
Ee sagte es ernst und nachdriicls
lich, während seine sagen sich bei
nahe strenge aus sie richteten, nnd
ieht guckte ihm auch tein seindlicher
Strahl mehr aus den ihrigen entge
en. Es war ein sehr un cherer ne
gelhast umschleierter Vl , mit dem
sie seinen Glücks-rasch hinnahm, ohne
jedoch ein einziges Wort zu erwi
dera.
Sie hatte es ver ucht; ei wollte je
doz tein Laut li ihre Lippen.
a dem christian oon den übri
gen liichtig und rasch Abschied ge
nommen, eilte er durch die lan
Borstadtsiraße, die mit ihren geschlo -
senen Haustpren· lchon einen ganz
nächtlichen Anblick bot, der breiten
Dauptstrasse gn.
Es regnete noch immer nicht« aber
der Wind trieb die Walten am him
mel rasch gu ammen, und Christian
hätte am be en getan einen Wa
gen zu besteigen. Er hatte jedoch
dazu teine Lust, sondern er eilte zu
Fuß, von dem nun scharf daherses
enden sinde gejagt, seiner Behau
Pung zu. too er gerade noch autom.
ehe die Wollen ihre Schleusen Zfsnes
en.
Zum lehtenntal hatte er Agnez alt
Mädchen gesehen. Wenn er sie je
wieder erblickte, toar sie Frau Trau
michel.
Auch Traumichel verabschiedete sich
beim haustor von der Familie Bä
rengruher. Als er Aanes zurn Gn
tenachtgruß Kiste, siihlte er ihr lei
ses Widerstreben, und wie gewöhn
lich iirgerte ihn das. Sie sollte sroh
sein, daß er ;- oersöhnlich toar und
sich variiher «ntoegsehen wollte, wie
sie sich heute wieder benommen hatte.
Ein andrer würde es ihr ordent
lich entgelten.
»Na ich hasse dass morgen toieker
alles gut ist« sagte er in eindring is
chem Tone, »und das du nicht weht
sa zuwider sein wirst.'
»Ist-wittert Ich hin zuwider gewe
sen?« sragte IXnes mit einein lurzen
Auslnche nchen zur et Wenn er wüßte,
wieviel Selbstheherkschunzz sie ausüben
mußte. unt nicht noch ote .zu1r«-iderer«
zu sein.
Seltsan Sie strengte sich an, um
ihm zu Willen zu sein, nnd er
dachte« sie sahe sich eigentlich Mühe
das Gegenteil u erzielen!
Das toar a a sortan ihr Leber-l
Nie-kalt einer natürlichen Regung
nachsehen, sich ten-net beherrschen,
nichts ahnen lassen oan ihrem sochren
inneren Zustande! Man konnte dar.
über oerrltelt werden-. . Aber tonri
tun vermochte ZU nicht wenigstens
mittinnen-n so as er nichts nierltei
Warum ließ ihr guter Wille sie im
Hstichi Vier geleitete nicht die halbe
Windung nicht dreiviertel. . . ·
Sie wollte sein« sein. was sie setI
wollte. oder Ist nicht.
«- ett l ’I is doch gelehrt-euch et
nwnterte e sich innerlich. -Jkst
snu t die-I durchsllhrw!'
ie nahst-sich vor, von morgen II
anders in sein.
Wenn sie sich das nur nicht s n
wiederholt vorgenommen hätte, o ne
das dieser such sie site länger alt
eine Viertean in ihrer schwierigen
Ls unterstliht hättet
hrend sie s lnslos lag, schwebte
ihr Christian- .esicht vol-. Ihne
spannt und semble-, wie in der les
ten Zeit, wenn sie ihn gesehen, immer
einen- hitteren Zug um den Mund
und im Auge einen Blick, vor dein sie
sich hier im Dunkeln— das Gesicht pet
hülltr.
Was mußte er auch von ihr den
lens Der Karl hatte heute wieder
viel Unsinn gesprochen und Manieren
entwickelt!
Doch sie sah wohl, daß es nichts
hols, innerlich an ihm herumzutritis
steten. Er war nun einmal, tote er
war. Randa würde später ohnehin
nicht mit ihnen verkehren und somit
nur selten die Gelegenheit haben, über
ihren Mann die Nase zu ritmpsem
Sie hatte sich’s nicht so schwer ge
dacht, gestand see sich. So viele Mäd
chen heiratete-I so wie sie der Verspr
gung wegen. Eins-fanden sie alle
dasselhes Mach-en sie auch solche
Kämpfe mit? Oder war sie anders ge
artet als ienei
Wenn es seht ersi geschehen sollte,
würde sie sich's wohl überlegen. Aber
zurück konnte man doch nicht. Sie
wollte es nicht einmal. denn wenn
man sich bereits an ein etwas sreieres,
reicheres Leben gewöhnt hat« dann ist
es uns so schwerer, in die Beschrän
lung uriiazusallen. Wieder jede Kro
ne zehnmal in der band umdrehen,
ehe rnan sie ausgibt?
Rein, nur das nicht!
ielirr nächsten Tage nahm sie sich
wirllich zusammen. Als Traumichel
tarn, lies sie ihrn entgegen, begriiszte
ihn herzlicher und heiterer als sonst
»und bemiihte sich. an allern, was er
vorzubringen beliebte, den entspre
chenden Anteil zu begeigen.
Allein ihr EntgegentornnIen be
wirkte nicht, dass Traurnichel nun
rücksichtsvoller wurde. Rein, er
wollte die gute Gelegenheit benagen
und sich stir verslossene magere Tage
entschädigen, indem er Agnes mit sei
ner Zärtlichkeit behelligte, bis sie es
nicht mehr aushalten tonnte und sich
doch wieder losris·,. . . Da war die
Beleidigung fertig und statt des gu
ten Einoernehnrenct eine jener Szenen
da. die es in diesem Brautstande so
höusig gab.
.Wenn da rnich nicht magst,
hätt'st nicht sa sagen sollenl« wars
Traumichel ihr vor, und das llang
so drohend, als siiinde der Bruch vor
der Türe.
Ignes selbst wurde es unheimlich
zumute, die Mutter rnischte sich aus«
geregt drein, durch ihre Beschwichtii
gungsversuche Oel ins Feuer gie
send, and wer weis-, wie die Szene
geendet hätte, wenn sich die Gusii
nicht ins Mittel gelegt haben würde.
Sie brauchte nur einen Spaß zu ina
chen und dazu ihr hohes Kichern ver
nehmen zu lassen, so zerstreute sich
die Watte aus Traumichels Stirn
seine Wutblicie wurden sanster und
die beängsttgende Röte seines Gesich
tes verlor sich. Sie schlug auch gleich
einen Spaziergang vor und zog Ag
nes mit sich hinein aus ihr Zim
Inst
Ali sie dann in ihrem fommeriich
lustigen Staat wieder sum Vorfchein
kamen, hatte sich Traumichet unter
dessen etwas befiinftigt, nnd der An
blick der in Schönheit ftrahienden
Braut erheiterte ihn völlig
Gufti ließ es tingertveife zu keiner
richtigen Versöhnung kommen, bei
weicher die Entzweiung leicht wie
der von vorne anfing. fondern schlepp
te die beiden fort, ins Freie hin
aus, wa es doch besser war. Man
konnte sich nach ftreiten, aber ins-n
mußte doch ein wenig mehr auf sich
achten.
»Das wird aber fchiin feien spö
ter, wenn ich nicht immer die Gniti
bei mir habe zur Vermitttung«, dachte
Agnes bei fich, und in Turmuchei
nagte von neuem der Gedasete. oh
er nicht im Begriff fei, eine Dumm
heit zu machen. Denn di-: Ugnecs
verstand ihn doch nicht und hatte
auch nicht das richtige Gefühl fiit
ihn ,
»Was hah’ ich denn von der
Schönheit«, fragte er ich iegt ii ter,
«Ivenn mich meine raat ri
fchsgtf Eine Frau nimmt man does
nicht dies deshalb« damit fie die
Leute bewunderni Das ift doch et
was andres ais aei den Miit-ein. . .
Jch will eines die auf mich f nt,
spat auf mich hätt. . . Wie die afti
hatt, wenn sie wör’. . « Und die Guitt,
die hat doch eigentlich eine geradefc
ichsne Jignr wie die Agnu- . Istpr
das t. . .«
Idee er wollte in fptche Ge
danken gar nicht verl erm
Die Guiti ihrerfeiti hörte nicht
anf, Ilgnei zn predi n, fie fallte iich
ihr Glitt nicht fei verderben, nnd
Agnei ftimrnte ihr immer gu, wenn
Jedornichet nicht anwefend war. Aber
fie tsnnte fich nicht heifen. Alle ihre
seniiihnngetn iich zu fiigen, endigten
fchtießiich doch in einein nanngened
’IIen Iusiritt, Irr nur unt It peinli
cher wurde, je näher der Wtstag
heranka . . .
.Senn nur der lö. Ungern chon
vordder wäret« seufzte Frau ren
grubn jeden Morgen.
Agnes end dann bitter gekränkt
drei-. It o, wenn nur der Tag var
bei wart W nachher folgte, ging
die Kaina nichts mehr an.
Chckltldit seufzte indessen diese-n
Tage ebenirxedr entgegen als sie ihn
sur-We i- pndetk sich cis-, das
es nachher er ehen würde. Jegt
lan te se H eden Tag so weit,
ß e entweder tat schlich die Ge
«duld verte; und sich u t machte oder
rnit Milde und Rot an ich hielt. was
fiir sie noch viel ärger war als ein
Ausbruch von Ungedulst Und Trau
michel mertte es doch ganz gut, wenn
et wieder in ihr lochtr.
Waren es nicht übermäßige Zärt
tichteiten feinerseiti, nor denen sie sich
nur durch gewaltsames Losreißen
retten konnte, so veruneinigten sie sich
über irgendeinen glei ultigen Ge
genstand, über eine itungsnotiz
ader fremde Leute. Ueber irgendei
nen Gegenstand mußte man doch re
den, und jede Ansicht, die Traumichel
aus-sprach, verlegte Agnes irgendwie
in ihrer seinerrn Empfindung Er
brauchte bloß etwas zu sagen, in ör
gerte sie sich innerlich und nahm fo
fort den entgegengeiegten Standpunkt
ein« bis man glücklich wieder aneinan
der geraten war.
Dabei waren kaum noch drei Wo
chen bis zur hachzeit, das Braut
tleid schon bestellt, und wenn das
Paar noch nicht anfgeboten worden
war, so lag et daran, das ganz auf
fälligerweise die Beschaffung eines
der dazu nötigen Papiere sich verzöL
gert hatte. «
i Jeit tunr alles beisammen, und
Traurnichel hatte gerade berichtet, dis«
er worgen das Ausgebot bestellen»
wurde, und zwar sollten sie nur ein-i
mal oertiindigt werden
Jn Frau Bärengrubers Ohren
waren diese Worte Musik. Sie hatte
eine große Angst, das Trauntichet
noch qbschnqppen tdnntr. nnd ging
ungeheuer vorsichtig mit ihrn um. . .
Wie rnit einem rohen Ei. . Aber
gerade das war nicht geeignet. eine
vehagliche Stimmung hervor urnien
Auch konnte sie bei einein atigeeen
Veisarnrnensein ihre Redsellgteit nicht
eindiirnrnen und erzählte dann Trau
michel dieselben Geschichten ntit den
selben Gebärden und densetbcn lieder
treibungen immer wieder, so dzsz ihr
Gusti heute. tvo es regnete unb man
also niit Traumichel zu hause bleiben
muste, einen Wink zukommen liest,
es würde silr sie nngegei t sein, einen
riielstiindigen Besuch bef der Tante
Beinlein abzustattem
Still sein konnte sie nicht. Wenn
sie denn .nichts« reden sollte, so ging
sie lieber.
Traumichel sah ihr rnit Befriedi
hung noch; er blieb lieber rnit den
ädehen allein zu hause. Bis nach
der hochzeit, da wollte er der Schwie
germnnia schon auch manch-nat gu
verstehen geben« was ihin nicht an ihr
gefiel.
Die große hihe der letzten Woche
tonr durch den biegen gedttmpst wor
den. heute brannte nicht die Mit
ktagssonne aus die Scheiben, und
ldurch die ossenen Fester drang die
Regenlust unbehindert ein.
raucnichel siihlte sich in friedlich
fter Stimmung; er ahnte nicht« dass
Iein sont ausbrechen tönntr. Nur
ngnes war sich einer gewissen Span
znung ihrer Nerven bewußt Jn
seine-n solchen Zustand snhr sie leich
Fter »aus der Haut« als sonst
Doch sie wollte sich zusammen-nehmen«
denn nichts war ihr
Szenen
verhaszter ntsi
l
i
i
t
i
i Die Maine- hatte ihnen einen rechti
fgleichgiiltigen Gesprächöstoss hinter
,lassen, die Geschichte einer Frau im
;hause, die von ihrem Manne Prüget
ibeiocnmen, dies aber durch unbänd
!lichei und vergnügungssiichtiges
lWesen herausbeschivoren hatte.
I Agne· konnte diese Frau nicht Iei
kden, weil sie tvuszte, daß sie ihre Lin
Tder vernachlässigte und mit einein viel
;zu jungen Verehrer Iheatervorstettunsj
lgen und sonstige Vergnügt-eigen bei
Inschri- -
i Und doch, ais Traumichel fett
Iseine Meinung auszusprechen begann,
’regte sich sofort der Widerspruch-seist
sin its-. -
, «9ieel«)t hat er, ganz rechtl« sagte
sTraumrrheL »So eine Frau muß
»Viel-' irre !«
s «Sie mag sein, wie sie will, das
»Recht, sie zu schlagen, hat er nicht!'
Instgegnete Agne- tnopp und schnei
; A
s Ieise-, sag-usi- kier Guns. »Du
ihnst doch immer g'schinwst ans sie!"
’ »Das ist eine Sache siir sich. Aber
ipritgeinf Wes ist denn das siir ein
Hinun. der vie band gegen eine Frau
erhedtf« ·
aWenn er sich nicht anders zu het
Iien weisei Jst ihr sehe gesund. Jn
ssriiheeen Zeiten nm m ja allgemein
iibiichf
»Meine-ji« ticherte die Gusti. »Der
Eiegseied hat die Krietnhttde auch
ice-un und blau geschlagen, nne sie
Evas Geheimnis Gunteei der Brun
«hiide zueii esogt hat«
E «Svf raucnichei sah unsicher
Jdrein. denn er wußte nicht recht, wer
Idie Leute waret-« von denen die Gusti
Ida sprech Gebtidet Mr sie, dies
schmi, hing mußte man schon sagen. !
T
'
«Jch half wo gelefem sei ir nd
etnern lialtsfiamrn inufz der Ozean
gain vorne Altar perfprechew III et
die Seinige ein paar-nat ins Jahr fefi
dårchhaiten wird k« Sanft traut
ihn der Peiefier gar nicht« · ·
»So ein Unsinn!« lachte Musik
Alsdann ich IV fest ein’n Kaffee
machen. dass te stefi ift rollen.·
Daan verließ sie deit Ziminer.
Vielleicht wäre noch altes anders
elpnnnem wenn die Refi an dem
age nicht rollen genangen wäre.
Agnel wurmien Traumichels
Worte, die ihr eine eigentiinilichr Be
ziehung auf sie felbft zu tia n fchie
nen, doch sie fchwieg, un tvenn
Traumichei nicht fortgefahren hätte.
den priigelnden Ehrgaiten in iebem
märe die Epifode zu Ende geweer. »
-«Wariirn foll er sie denn nicht
durchwichfeni« fragte er nnt absicht
flicher Derbheit, denn der Wunsch, der
sAgnet eine Leltion zn geben, regte
sich in ihm. .Wenn sie'- verdiente
fWenn fie ihre Pflichten nicht erfüllt
IDer Mann ift doch Herr der Frnul«
i .Das war rinmal," fagte Agan
’höhnifch. »Heutzutage darf man tein
Dienftniiidrl mehr anrühren.'«
»Die lann Inan aber dafür fort
fchiilem Die Frau hingegen lann
der Mann nicht fo leicht forifchrclen.
Was foll er denn tuni Sich fcheiden
lassent th leicht geredeti Wir Kn
ihoiifchen dei uns in Oefterreich, wir
find dann ivie lebendig begraben«
Und die Scheidung ift noch fchlechier
fiir die armen hafcherh die Kinder-.
als eine unglückliche Ehe Da
ifl’i doch besser, er detfu t«s mit ei
ner Tracht Prügel. Was all er denn
nach deiner Meinungi Sich von der
Perfon alles gefallen laffenf Meine
liebe Agnes, du baft tainifche Begriffe
vom Verhäsnis des Mannes sur
Frau Nur alles nehmen, herzu
geben braucht fie nichts dafür.«
.Wann ha» ich denn fchon gefagi,
daß ich fo denkt« fragte Agnei, er
gliiljend über den Vorwurf, der fo
gut traf.
»Man steck-« doch an deinem gan
zen Bernh-um's erwideete Trau
ntichrl. die Bande in die hosentaschen
steckend nnd die Beine wert von sich
spreizend. Er war vorläufig nach
gar nicht zornig, aber et, hatte sich
schdn lange nnt dee Ugnes ausspre
chen wollen; so brach er die Gelegen
heit dotn Zaun, ohne zu bedenken,
wohin ein solches Gespräch siihren
kannte. »Du stehst wie ans einein
Sattel da, läßt dir jede Dutdigung
und jedes Opser gefallen. abet rüh
ren tat sich nix in dir Bleibit
halt itntnek die Säulenheiligr. Und
so meint man's ddch nicht, wenn man
heiratet! » Wie bin ich denni
Richt- ist ntik zn schön nnd zt last
tue siie dich! Katinstlang'snchen.
bis dn einen sindesl, der var der
hachzeit sa viele Ausgaben macht."
.Sie retten dich ldahrscheinlich,«
sagte satte-, atn ganzen Leibe bebend
dar Entriisiung über die Unzartheit,
das ee ihr dies alles sa verrechnen.
«Rein, aber etwas will man doch
sitt sein Geld haben Unt- tvie dn
dich anstellst, das ist fein Benehmen,
verstehst dtti Ein anderes Mädchen
wär« schon ans Dankbarkeit ganz an
ders gegen mich Ei nimmt mich
schon lang’, nfie du gegen mich bist
Nicht nue das allein, dass dn gleich
ais-reißt, weint ich mein Bräutigams
techt in Anspruch nehm’ . . . O nein,
meine Liebe. das allein i"· nicht, ob
wohl auch das Ra. Schwamm
darüber! Aber meinst du, ich seh·
das nicht, tvnz du site Gesichter
schneidet-, wenn ich einmal was sag',
was dir nicht dnßti lind die paßt
gnr nichts, was ich eed' Ich but
dir nicht sein nnd nicht gebildet ge
nug, aber reich genug biet ich die,
gelt«.«« seagte er, sich erhsyend, bah
nisch.
Agnes wurde totenbleichz do sie
aber nichts tagte, fuhr er in herri
ichein Tone fort:
»Du mußt ganz andere werden!
Ganz anders! Ganz ander-CI«
Eigenttich mahnte ihn eine innere
Stimme, dass dies nicht ver richtige
Weg sei, aber er dachte net-: »Ach
los-, ietzt heißt ro: Wiegen oder like
chenl" Und e· war doch das Be
wußtsein feines Reichtum-, das ihn
zu dein Schlusse lonnnen ließ, Agneo
würde sich viel lieber biegen als niit
ihm brechen.
»Ganz· ganz ander-P wiederholte
.r nochmals rnit ltörriichein Ausdruct
»Sei Ich muß andert- werden«
begann Ansatz die lehr nahe daran
war, die Fassung zn verlieren. «Du
scheinst überhaupt zu glauben, eine
Frau und eine Sklavin, das ist dat
Ielbe. Wenn du nur einen Funken
Zartgeiilht hörtest wilrdeit du vorhin
nicht sso gesprochen haben —- voi
Priigeln —- zu deiner Brautk
Mortleiuna siolqt)·
—-.-—
—- Selbfteetenntnit. titsch
tee: »Nun« Angeklagter. was haben
Sie zu ven Pistole-Minnen des
herrn Staatsamt-alte zu ingeni«
Angetln ter: »Ich hätte nie ge
gqubh D e Präsident das ich its-r
uleiett vie-X —
—- hiichlte Zerstrentlieit.
Professor ider feinen eigenen Sohn in
der Music hat): Ihre grttune
hausaufgabe ist ganz liederlich getee
ti t, tagen Sie Ihrem Vater« er lett
Jgre Arbeiten zu Hnuie leiser tivm
iorrcheni ·