Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1915, Sonntagsblatt, Image 4

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    Its Mc U Nitsch
ist-you m I. its-u
CZ. EDITIONS-)
Jest, nachdem sein Lebensng
Gebt-i in die W gegangen war,
jest konnte EWn auch ruhiger
abwarten. wie sich feine Angelegen
heiten entwickeln würden. Er batte
ei nicht mehr fo eilig, Karriere zu
Dache-.
So lebte er fein Alltagileben wei
ter. ohne viel in die Zukunft zuf;
blicken. »
. . . ;
Der ersehnte Tag war da: Verrx
Karl Tranmichel hatte sich »ertliirt«.
Natürlich ganz von selbst war er
nicht gekommen. Es bedurfte gehö
riger Nachhilfe von feiten ber Ma
ma, und Frau Bärengruber, die
niemals viel Geduld in Vberxit hat
te, gelangte mehrmals bis an den
Rand de: Verzweiflung
War das ein schweres Rücken und
SchiebenI Nicht von ver Stelle war
der Mann zu bringen. Sie beklag
te sich täglich zu ihrer Vertrauten
Gusti, sie fei ganz nervöi gewor
den, was heißen sollte, noch etwas
nerviifer als früher.
Bei jedem Alleinsein rnit Trau
rnichel lenkte sie das Gespräch ge
schickt und unmerklich, toie sie glaub
te, aqu Heiraten. fett Traumichel
ließ sich dann etwa o aus: i
.,Jch bin prinzipiell gar nicht ab
geneigt. Nein, ich kann fast sagen
ich hab’ eine gewisse Sebasuchtnach
sein Ebeftanb... Man genießt ja
das Seinige gar nicht recht."
.Sel,-r richtig! Sie haben balt
immer fo treffende, geiniitvolle Aus
spräche-«
»Nicht Dabei« fragte Traurnichel
fast verblüfft, weil er nicht bewußt
war, so etwas Besonderes gesagt Fu
haben. »Ich möcht eine Frau schon
gut halten· Alles könnt sie von
mir haben. Ein Mann allein. ver
lann teinen Luxus treiben. Er muß
es nur auf vie Frau binaufbiingen
Unb rnich tät’ es freuen, es einer
besser zu bieten, als fie sich’s in äh
ren liihnftens Träumen hats erhof
fere Minnen-«
Dies verschnupfte Frau Bären
gruber etwa-, doch sie hielt tlügiich
an sich.
»Mir die Wichtige muß man fin
den, die Wichtige! Was es mit den
Unrichtigen für ein Kreuz ist, bab’
ich oft genug bei anderen gesehen!"
»Gewiß, man muß eine ute
Wahl tressen«. stimmte Frau Tö
reugrnber zu. Eber das kann Ih
nen doch nicht fchwer fallen. Bei
Ihrem Schafft-Mk
Traumichel hatte die Empfindung
daß sie ihm schmeicheln wolle, aber
aflei, was wahr ist: er war ja wirt
Iich scharfblickend. Jhm machte man
kein X vor ein U.
.Rv ja. man bat so seinen Mich
gestand er. »Aber ich beg’ halt doch
Zweifel, ob diejenige, die ich im
Auge habe und die allein in Betracht
kommen kann'. — er betonte das
sebr entschieden —-, «ob die auch
Sympathie genug für mich haben
mZcht’ und sich darüber hinwegsetzen
tönnt’, daß ich Lein heutiger has
niebr bin..."
»Na, höre Sie, Herr Tiauenii
chel! Sie, ein so stattliches-Mann
in den besten Jahren!"
»Syinpati»1ie müßt’ sie haben,
denn so bsn ich einmal. Die mich
nimmt, Der muß um mich zu tun
fein, nicht um mein Geld.«
»Die Mut-is haben sie alle«,
dachte grau Bärengruber ingrim
mig. » ieben soll sie ihn auch noch!«
Es wäre um so viel einfacher ge
wesen, wenn ee sich die Dummheit
nicht in den Kon gesest hätte und
man ihm nicht allerlei oorreden
müßte Aber wie man eben auf
die Jdeen eines Verriickten eingebi,
Io stimmte sie ihen lebhaft zu.
.Da haben Sie bolliomtnen recht
fonft ist ja kein Segen bei der G
kfchichtt Und teine Mutter wirdibi
rein Kind zureden... Das heißt
es gibt auch foiche, aber ich zum
Beispiel. ich lass meinen Miit-ein
freie Wohl« ·Ro ja, sie sind ja
auch nicht wie andere. Meine IS -
net Juni Beispiel, die ift fo gefest,
fe zurückbaitenn Sie paßt fch on
neebe fiie einen reifen Mann aller
einen Springinsfeid Gar nicht to
teti oder eingebith i sie wiesme
knfessssæfs Ins-«- »s«
d. nd n ver angs
6chtig!«. Mit der müskein
Mfeiügtanübggillne MRIUFW
oottcheidenek
qaen niodemZ
herr Traumichel konnte ihr nicht
beipflichim Daß Agnes sich nicht
auf des Koietiieren verstand, konne
ein Minder merken. Er wußte eine
Lokeiie von einer Richtioietten zu
unterscheiden Sie hatte so etwas
Auständigez an sich. daß man ihr
vertrauen könnte. Die würde ihren
Mann nie beieiiq en. . Jp
meinen gefiel ihm ihr Mädchen-M
des manchmal wurde es ihnedoch
viel, daß sie ihn auch ge
Riß hervoekeheie Er mais-III
Im seiner eibii willen gen-Innenr
set-en bedeutete ee s ie
Egert- sendietieinöviems
Niemals-spat Este
dehendiecesiihle,diesiesuee
Mist ih
empfinde, en Ieuseres wenizee
zur Lie reizte.
Var kurzen- battse sieh ei- se
tanntee von ihm, der unt its
Jahre mehr zählte als er« ein
tlapdriger Witwen zum zweitenmal
vermählt rnit einem zwar häslichm
aber noch ganz jungen Mädchen, dai
dem Gatten sowohl wie jedem Besu
chee die Komödie ihrer "rtlichkeit
siir ihren teuren M kälte, die
ans feden Zuschauer unbeschreiblieh
abstehend wirkte. den alten jungen
Gatten hingegen in den siebenten
Vimtnel versejtr.
Das Gespöit aller seiner Bekann
ten war er, der Manche-sen aber
gläckliehl
Traumichels heimlich-r Wunsch
war nun im Grunde der, daß Ag
nes wirklich für ihn empfinden
sollte, was die Franzi Meherhoser«
zihrem Mann bloß vermochte, und
liedesmah wenn et größere Wärme
’eehosst hatte und Agnes’ Benehmen
Lihn enttiiulchte, fühlte er sich selbst
abgel«iihlt, so daß Manto Bärengtus
der wieder zu schüren hatte.
Was man file-Mühe hatte mit
den Kindern! Sie versuchte bei
Agnes alle Tonarten: herzlichen Zu
spruch und verdrießliches Mir-gela
nicht zu vergessen den bedeutungs
vallen hinweis auf die glänzende
Partie, die die hubersMartha ge
macht und die WendeesMilly sicher
noch machen würde.
Ja, nnd wie· das ganze hnul
und die ganze Welt. womit sie aller
dings nur ihren höchst beschränlten
Belanntenlreii bezeichnete, lachen
wär-den« wenn seht doch noih aus
der glänzenden heirat nichts würde.
Das war der wirksamste Schreck
schußl Agnes wollte nicht var den
Leuten als diejenige dastehen, der der
ersehnte Millionör abgeschnappt ist«
Jeht, wo der Reichtum schon greis
bar nahe vor ihren Blicken schwebte,
sollt; es aus einmal wieder nichts
ein
Im Grunde sah sie nicht ein, biß
sie es nötig habe, dem Traumichel
entgegenzutommm Er sollte sich
alle zehn Finger ableiten, daß erste
überhaupt bekam. Aber wenn es
denn schon so war, so zwang sie
sich zu größerer Liebenswiitdigteit,
als in ihrer Natur lag, und ob
gleich Traumichel dumpf fühlte, wie
sie sich dieses Benehmen sprang,
schmeichelte es doch seiner Eigealiebe.
daß das Mädchen seinen Stets in
die Tasche steckte.
So tarn ei denn endlich so weit,
daß einei Rachnrirtagi im MaiFrau
Bärengrudet ihre Agnes mit Karl
Tranmichel «in1 Solon allein lassen
konnte, während ste nach hinten zu
Gusti ins Mädchenstüdchen eilte und
sich fdort erschöpft auf das Sofa
war
.Na endlich! Jch hab« fast
glaubt, ich erled·i nicht mehr!"
Gusti strahlte über das ganze Ge
sicht. Ein so reicher Schwagerc Das
war doch woz! Nun würde es ein
ganz andres Leben werden. Sie
verstand sich ja so gut rnit dem
TrannricheL
»Wenn nur die Agnes keine Ge
ichichten mehr macht!« seufzte die
Mutter besorgt· «Geh’ du, mich
tragen meine Füß’ nicht mehr. horch
ein hissel an der Schlaszitnmertiire!«
»das vochs keine Angst mehr.
Maincn Sie macht ja ein solches
Glücti Das laßt man nicht so
leicht auss«
Nein, man ließ es nicht so leicht
ans!
Jn schlaslosen Nächten hatte sich
Agnes oft vorgesagt, daß sie zu
reisen müsse, und nun war sie ent-—
schlossen, alles zu tun und zu sogen.
was der Augenblick ersotdertr.
Mit Romonphrasen verstand
Traurnichel nicht umzugehen, aher er
wiederholte ihr, baß er nicht ein
bloßes Anhängsel zu seinem Ber
iniigen sein wolle, nnd wenn ihr nur
an diesem gelegen sei, so solle sie's
beizeiten sogen.
»Aber Derr TraumicheL toie kön
nen Sie denn so was vorausseheni«
»Ich ses es ja nicht voraus, aber
ich muß doch fragen. Es ist ein
ernster Schritt. Wenn Sie keine
äuneignng In meiner Persönlichkeit
«tten...«
Zett, nachdem sie schon ihre sei
reittp ttigieit zu erkennen gesehen,
guts vie Hinz-da zi; re:che.n, seit sollte
agen: « , a’ nur en
«In selbi« so satte er ihrwikesnn
totrll etwas , was ein
seßäkvnis visifbxefitqetiiIt M
sk- .
eine furchtbare inan m
has Mädchen, das
Eierse seligen-Herrn Witwe-BUT
«heitaien will ich ihn«, hatte sit
gedacht, »aber ich will ihm nicht ka
gen, daß ich ihn liebe. Er muß ich
mit meiner Achtung begnügnU
Er wollte sich aber damit nicht
begnügen, und o hatte sie nun
doch zur Unwa heit ihre Zuflucht
nehmen müssen
Run standen sie gleich auf einem
andern-rein Statut-WITH als sie C
vor t. tamn l bemäqte
com nichts-sit dem Itimkuh denn
i inne t.
Er fchma te sie so laut ab, das
cafi its las ins-In es hörte
nnd zur Manna lie, um ihr
Mit-ihn das die Mtfel gefallen
U . -
»Es-ww- ssss W
s »Zum-, zwischen ans zweie-ist«
es richtig gen-pedes . rief ihr Trau
Finichel entgegen den Aren unt Ignrk
Schultern legend.
.Rein, wirklichi Wie neich das
freut! Lieber SeuunricheL da Sie
Inein Schwiegersahn werden ellen,
das hätte ich Irir nicht träumen lass
ent«
Ihre Freude wenigstens brauchte
sie nicht zu heucheln. Ein Strtn
war ihr vorn herzen gefallen Ru
hatte sie tcn Leben doch etwasdurchs
gefesti. . Sie wurde die Mutter
seiner Millionärint
s Mit Freudentriinen fiel sie Agnes
um den ls und tüfzte ftch rnit
Trag-nicht. Er eilte indessen aus
ihrer Umarrnung rasch zu Eufti.die
sich ganz willig seine schmahenden
Küsse gefallen tiefr. s
Diese größere Bereitwilligleit fieil
ihm schon in dieser Stunde auf. »
»Sie macht nicht fo viel Geschich
ten«, dachte er.
Gustis unverhohlenes Ent ücken
über die Wendng der Dinge tsåte
seine Eigenliede angenehm. s
gute Pingt Er nahm sich vor, ihr
ein großmütiger Schwager zu fein-.
Agnes fühlte, nachdem die bitte
Viertelstunde der Ertliirung über
standen war, eine große Erleichte
rung. Nun war es geschehen, sie
war Braut, machte eine reiche Par
tie. Wie eine rosige Wolke fchtpede
ten Vorstellungen von Glan und
heitere-n Lebensgenuß vor i , das
zornig-Masse Gesicht ver-deckend, das
zuweilen vor ihr auftauchen wallte.
.Mdrgen vormittag also werd·ich
in schwarzem Rock und weißer Vin
de erscheinen und dem Herrn Bären
ruber meine Aufwartung machen",
sagte TraumicheL »und um die Ag
nes anhalten. Oder rnufz ei der
Frack seini«
Unhaltewi Das klang ja erade
fo, als ob der Papa ihn n ad
weisen könnte. Und ihr Mann war
-ei icnftande und erhob Einwendun
t
s gen.
»Diese Formalitiit ift überflüssig
Sie bleiben heute ba, und wenn der
Papa abends nach hause kommt
wird er mit einem fait aetoenpli
iiberrafcht.'
»Mit was wird er überraschtk
fragte Teaumichel gedankenlos. .Ja
so, ich versteh- fchon... Ra. wenn
Sie glauben! Ei sieht zwar bei
nahe fo aut, als ob her here Bä
rengeubee überrumpelt werden sollte
Er wird doch nichts dagegen ha
ben?'
«Nein, was fallt Ihnen einf«
iief Frau Bärengruber rasch. .Eben
deswegen! Wozu dann noch ein
förmlichei Anhalteni Der Papa
sagt natürlich mit Freuden in!"
Ueberrafchend konnte herrn Vä
rengruber die Sache nicht fein; er
hatte es ja lommen sehen. Als er
nun abean bei der Heimtehr im
Borzimmer auf dem Gafometer ein
paar Flaschen mit silbernen Köpfen
entdeckte. die Traumichel unterdes
fen angefchafft hatte, galt ihm dies
als ausreichendes Warnungsfignah
fo daß er dem Kommenden mit
Fassung entgegenfah.
Feierlielk geftimmt trat Traumis
chel dem Heimtehrenben entgegen
und sprach ihn in gezwungenem
Hochbeutfch an: «
.herr Bärengruhet, die liebe Ag
nei hat mir heute ihr Jawort ge
geben; darf ich hoffen, baß Sie mich
gern als Schwiegetsohn begrüßen?«
Börengruber warf einen raschen,
ernften Blick auf sgnes, aber diese
lächelte ihm zu. Sie hatte glücklich
alle inneren Warnungen und Mah
nungen sum Schweigen gebracht und
fah nur noch das Vorteilhafte der
Verbindung. «
.Iteich sein, reich fein!' las ski
eengruber in ihren Angen. Nur
dies! Wie eine gezwungene Braut
fah fee in diesem Augenblick nicht
aus.
i .Wenn Jhnen die Agneo ihr Ja
!wort gegeben hat, so sind Sie rnir
auch willkommen«, antwortete Bä
rengruher dem erwartungsvoll Jü
chelnden Bräutigam, und sie schüttel
ten sich die hande.
Aber es war doch nur eine sehr
gedämpste Glücktvunschszene, hie sich
zwischen Bärengruber und den Set
nigen abspielte. nnd Traumichel ge
wahrte sehr gut, wie er seine Fran,
die sich ihm gerührt in die Arme
werfen wollte, von sich schob.
Aehnliches wiederholte scch später.
alt Martin nach hause tarn und mit
dem Ereignis bekannt gemacht wur
de. Man lonnte leicht sehen, oasz
er nicht von Ettl- iibertvältigt war.
Eigentltch slitste stel· Traurntchel
Respekt ein« Rein, särengruber
Vater und Sah-, vie machten sich
pssenhar nicht viel ans seineen Gel
de. Beste-bessert Dann toll-den
sie auch teins von ihm verlangent
kMartin dachte daran, daß er
das Ereignis nun Christian mitzu
teilen hahens würde, damit er es
nicht durch hie get-raste Verlobung-·
anzeipe ersahee.
Tranmächel hatte es sehr eilig. Er
wollte Ue Karten schon morgen seit
M obs Sonn
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Z
PE
s
H
F
Z
r«
EI war alle III-M dazu. dail
es tatsachiich regnen wtirde dein-J
auch heute war ein trüber, regnerii
seh-r Tag IW
Ill- Traumichel nue dein Tore
trat. siihlte er, der doch Witterung
einsliissen so wenig zugänglich war,
ein Frösieley und etwas vernimmt
ging er iibee die schleimig i senchte
Straße hinab. der sniichsten Daitesieli
le der clektrtschrn gu.
Den Mond der am Himmel stand,
rede-te eine fanakztiche Won- mer
als zur Hälste, wodurch eine seltsa
me Beleuchtun entstand..
Er wollte ch eine Zigarette an
ziinden, bemerkte aber, daß er keine
Zündholzchen with-abe, und so sprach
er kurz entschlossen einen jungen
Mann an. der hier unten in der
Straße. wo Bärengrubere wohnten.
aus und ab ging und aus jemanden
zu warten schien, wobei der Gliihi
punkt seiner Zigarre rötlich durch
den Schatten leinen
«Bitt’ sch·n urn Feuer!" sagte
Traumichel gemiitlich.
Der andre reichte ihm stumm die
Zigarre, und während Traumichel
seine Zigarette an dieser entzündete
nnd die Flamme heller ausblinkte.
fah er dem Feuerspendei von unten
heraus ins Gesicht. Es war bleich
fast verzerrt, und aus den Augen
dei- jungen Mannes-blickte ihn bei
nahe etwas Unheimliches an.
«Was muß der gehabt habeni"'
stagte et sich. während er nach kur
zem Dant und Gruß seines Weges
ging.
»Und wo hab’ ich den Menschen
denn nur schon geseheni«
Er hätte so leicht daraus kommen
können, da er sich der Stelle, wo es
geschehen, dein Bärengruberschen
Wohnzimmer, so nahe befand. Aber
damals, als er Christian Randa oben
sliichtig gesehen, war et im Zimmer
sehr dämmetig gewesen, und Trau
michel hatte überhaupt tein Phy
siognomiegedächtnis.
Christian blickte ihm sinster nach
Er erkannte den Mann nur zu gut.
Er hatte ihn ja auch aus dem Hause
treten sehen.
Elias such’ ich auch hieri« fragte
er sich vorwurssvoli. Aber wenn er
am Abend den Füßen freien Laus
ließ, sand et sich, wenn er plötzlich
nuj tieseni Brüten zu sich lam, im
mer hier aus diese-u Wege nach dein
Heim, aus dene er sich selbst hatte
verbannen müssen
Jth machte er entschieden kehrt
und wanderte seines Weges zurtich
dem Stadtinnern zu
»Nein, ich glauW noch gar nicht!«·l
rief Gusii ani nächsten Morgen so«
sort nach dem Erwachen. »Es ist
wie ein Märchen, Agnes. Du hist
verlobt, und in ein paar Stunden
totnint er gewiß rnit eine-n Bril-.
lantring angeriidt. Herrje, wirst du
schöne Sachen triegen! Er hat schon
gestern der Mamu gesagt, sie brauche
sich um nichts zu tiimmern. Er
taust dir die ganze Ausstattung
selbst.'
Ein Märchen! Agnes wollte sich-»
nicht gestehen, daß es ihr eher wie;
ein Alpdriicien vortam. Die gnnze’
Nacht über, in allen ihren Träumen,
hatte der Gedanke sie verfolgt, daß
ihr etwas geschehen sei, ein Uebel aus
ihr laste, an das sie sich nicht erin
nern tonnie. Nach dem Auswa
chen jedoch siel es ihr ein: Sie wars
verlobt. l
.Die Prosefsorin Wender wird’
ein Gesicht machen«, sagte Frau Bis-E
rengruber der niigt. i
»Na, und ie Tons Beinlein die’
triegt’s Gallensieber!« setzte Gusti
hinzu.
Sie wußten noch eine Menge Leu
te auszuztihlem die sich «gisten« tviiri
den, sehr zum Verdrusse Agnus die
dachte, man verlode sich doch nicht
bloß dazu, damit andre Mens en
sich »gisteten«. Nicht mit den e
siihlen der Gieichgiittigen hatte sie es
zu tun, sondern rnit ihren eigenen.
Und ein wenig mahnte sie doch auch
das Gewissen, wenn sie an die Emp
zzndungen desjenigen dachte, den die
achrtcht von dieser Verlobung ani
tiessten betriiden tviirdr.
Gusii hatte sich nicht getäuscht:
Traumichel tant mit Lein Verlo
bungsriw angeriickt.
Seine segeiißu war nicht nur
etwas n herzlich wir den Geschmack
seiner raut, sondern auch zu um
ständlich. Sie nahm vor, ihn
ans einen Kris- beint onnnen nnd
bei-n Gehen einzuschränken
Dieies Vornehmen, ihn zu ersie
hen, tna te sie siir den Insang et
seaose I ask-II was-M ichei
s M - M MUM
das kleine ctni aus der hinteren
Masche http-halte und den Dek
tel spt iies, voraus er sei
eelz ins Kreise ums .
« « Ists-f Des iIaItiItgi
MI« «
kau Bärengtnbek stieß einen
ei aus Wetzen-Hier Ueberraschung
aus, während usti die dände zu
fammenfchlug und sich an Bewunde
tn nicht sein« tun sonnt-:
. as, der inq! .’ . · Rein, der
Mus! . . . II du prachtvoll! Wie
das funtclt und blistt Der dürft«
ja aus der kaiserliche-I Schuster-mer
sein! Pie eine Wundertat-we leuch
tet et.
Wes fsssussslose Staunen M
cis-müssest denen w l. denn ei
um wirklich cis aus end schö
un Kiss. soll Its-W blicke
er auf Agnet Ziie diefe aber inne
ed unmöglich. die susrufe und se-»
wundeeungsfehreie non Mutter und
Schwein Mit-M geschweige
sie eiiun nich zu s eten. -
»Er ifi sehe fihbu fagte fie ein
fach, und Traum naan nn. daß.
gen ssee-eI iiberrviiliigte e,i um Worte zu
sber sg net fühite sich durchaus
nichl fo beglückt durch das Oe nr
wie sie geglaubt hiittr. Jmnier tte
sie fiel-Z fchsn hergestellt, Schmuck iu
befisem und fest ließ der fchöne Ring
sie lnii Das Haben gewährte offen
bar nicht fo viel Freude wie das
Nichthuben Mißvergniige
Traumichei fteckte ihru eigenhändig
’den Ring nn den Ringfinger der lin
Len hund.
«Zuerft mußt aber die Ringein da
wegnehmen· sagte er etwas verächt
t.ch auf die Ringe deutend die sie
an diefer Hand trug. »Die sind
nichts wert. Sen-at tragt man nichts
. . Lieber gar nichts!.. .llnd neben
dein Ring da. wie würden sie sich
Irisnehmen?«
«Ju, ja, nntiirlichi Legft es ab!"
ftirnmte die Mutter sogleich zu.
Langfasn streifte sie die.Ninge abi«
Den einen, den sie non der Manto
felbsi hatte, einen billigen Ring aus
der Mädchenzeit, dann den Vergiß
rneinniehtring vorn Papa, den fie.
zum Namen-lag bekommen hatte, als
sie vierzehn Jahre alt war-fund den«
sie nur nach um ileinen Finger tragen
konnte. . . Er mochte unbedeutend
und lindlich fein, der Ring. aber sie
hatte ihn gern. Und hierauf den
dritten . . . Ein paar alte, derbiaßte
Nuuienfplitter, in Silber Maikr
Christian Nundu hatte ihr die en
Ring gegeben und er siummte von
keiner Muttet.
Nun wan die Hund bion die
Ringe glitten in die Tasche. Jhr
rvar’ö, als habe sie alles ubflreifen
müssen, was sie un die Vergangenheit
:nii"ufte. (
Dafür bligte ietzt die brillanteirk«
Schlange mit den Rubinaugen un
dein fchlanlen Finger ihrer weißen
Mädchenhund.
Sie ftiefz einen Seufzer der CriJ
eichterung aus denn ihr wur, uldi
habe fie beeeili das Schlimmste über-I
standen. f
Daß sie sich iiir den Ring auchl
bedenken müsse, war ihr ganz entfnlsj
len. aber die Mutter, die wohl inh,
daß Traiiinichel ichpii ganz verblüifil
auf den Dnnt wartete erinnerte Sie
daran: »Mir scheint, du bednnlft nich
gar nicht."
Schiichtern streckte sie die Hand
cui, abei Traumichel gab sich da
mit nicht zufrieden. Ei zog sie -.in
sich iind tiißte sie ab, daß man's
ini Nebenziniiner ichnalzen hören
konnte
Agnes war nahe daran, sich loszu
keißen, ehe er sie von selbst freiin
Zi- laiit zii lüssenL Und immer blieb
eine feuchte Spur ziniiitl Der Midn
wille regte sich in ihr.
Doch mich Trauinichel war nicht
recht zufrieden. Sie hielt sich so sieit
beim Küssen, iinb jetzt fah er gar wie
sie sich nbwifchtr.
.Niir nicht ziinperlich Agness
Do- itinii ich nicht leidens« rügn
er. »Ich bin ein ehrlicher Mensch,
ein g’riidet M,ichel«, wandte er sich
an die Mutter. »Ich sag's lieber
gleich offen, wenn inik was nichi
paßt!«
i
»Natürlich, nur sage-ri« ermunterkel
ihn die tunstige Schwiegermamul
Ikutselig. .Die Agnes ist ed hatt Imin
gewohnt.«'
Diese Worte versehlten ihre Wir
tung nicht. Sie tout es noch nichts
gewohnt. Er mußte also ein toen:g
Nachsicht haben. Besser doch, rnans
tarn an eine, die rnit dem Küssen nacht
nicht vertraut war, ais an eine, dies
zu viel Uebung besaß
Dafür tatv sein mögiichites, Ag
nes in den nächsten Tagen an braut
liche Zärtlichteiten zu gewöhnen, und
Das junge Mädchen, dein die Maure
eine scharfe Straspredigt gehalten
hatte, sie sollte sich nicht so anstellen
und den Verlobten nicht vor den
Raps stoßen, nahm sich zusammen und
hielt still. Ader es tostete sie große
Uebertoindung, Traumichel nicht fort
zustvsen sich seine Küsse nicht abzu
mischen.
Gerade dies verursachte ihr die
Empsindunz daß sie in die Sklaverei
verkauft sei, und zwar bloß deshalb,
damit die Ihrigen sich's gut geschehen
lassen tönnten
Die Frohiaune Gusiis und der
Mutter beteidigte sie innerlich.
Gewis, die tonnien leicht irn sie
benten hin-met sein. Sie brauchten
nichts Unanqenehrnes are-zuhalten
Nur sie ten-site den Preis zahlen.
Die Mutter hatte vor lauter Tri
uniph ganz den Lapi verloren. An
ten Nachmittage-i rannte sie zu Be
kannten, die sie sonst gar nicht zu be
suchen pflegte, bloß mn mit dem
Ostia zu prahlen. das ihre Agne
tnache, und sich an den Gesichtern zu
weiden« die andre, minder begiiiette
Mtter daz- schnttten
Ins der Stra hiett sie Leute an,
M ist« san-is szs
H« schon Mgie It es·h«at sich
vertobtk ranntichels illion mich
in ihren- Itunde zu einein wahren
eht an.
i sein-W
zip-Mkwa » s
J
GlltMnfche verkracht-n und teil
nalinckvall und erfreut taten. las fie
ihnen die mal-ten Entnftndunast
Ftt der größten Millchtett von der
Stirn.
Wozu den Neid der Leute heraus
fordernst
Aber es war vblli vergebens, der
Mutter das vorzuste en. Man hatte
gar keinen Einfluß an fie. » -
»Wenn einen die ama wirklich
f- gern hatt, wie sie tatk, fttljlte
f gneQ »so ließe fie sich etwas mehr
tseeinfluffen und brächte einen nicht tu
solche Berlegenheiien.«
Ein oder das andere Mal kam sit
seit ihrem Proyen auch übel an.
So hielt sie-eines Tages an einer
Stmßenbahnhaltestelle eine Beamten
s:au, mit der man einmal auf dem
selben Gang gewohnt hatte, an DieZe
Frau Mayer befaß drei grundhäßs
liche Töchter, die sie nie andrtnqen
konnte, und defto größeres Vergnügen
lsereitete es Frau· Bärengkuber, Ist
ten Kopf mit Agnel-' Glück ioirblig
zu machen.
Aber die verlämmerte Frau mit
am verlniffenen, jchmollinigsn Ese
fscht gab sich durchaus leine Miit-e,
stfreute Teilnahme zu bezeigeth Ske
hijrte ftiirtifch zu: und als die sä
eengeuber doch endlich einmal Atem
schöpfen mußte, öffnete fie die Lis
ten, um mit beißender Kälte in ga
qem -
»So ein Glück wee'n meine Mä
deln nie machen. Aber s- Gatt iei
Tant! —- ich bin recht zufrieden!. . .
Die Lina ist bei der Otnnibuzaefeiis
set-aft. dieqsnnni bei der Post und d·e
Vetmins ar itn Ministerium. Sie
sei-d alle Brei brav und leißiz haben
ihr gutes Auskommen und ihr sich
:eI Brot. Es braucht sich keine von
Ebnen fin Geld zu verkaufen!«
Damit grüßte sie und stieg in den
Wagen der Straßenbahn. der even
fxrtfahken wollte. Vielleicht war es
nicht einmal ihr richtiger Wagen, aber
fis hatte sich einen guten Abganq qe
sichert nnd ließ die Bärenqtuber
sprachlos vor Wut zurück
«Nein, so eine Frechheit! Der
new« ich’ö noch zeigen! Der mer«
ich’5 geben!" .
.Wiesa denn? Willst ihr oiellekcht
rachiaufen?« fragte Agnes bitter
.Gefchieht dir schon recht, Mann-,
was haft du sie denn ans-espec
Geni«
»Jeyt !omrn' mir du auch stock-P
Tshrte sich die Wut der Mutter ge
gsn sie, und sie mußte schmiszsh um
Jus der Straße tein Aussehen zu et
regen.
Sie stiegen veide sehr verstimmt in
ten Wagen der endlich lam.
Frau Bärengruber beruhigte Fch
bald. da auf ihre verlehte Eigen
tiebe dadurch ein Pflaster qelegi
wurde, daß ein sehr eteganter Heer,
xer draußen auf dem Berron des Wa
gens stand, durch die Scheiben in
einem fort auf Agnes blickte
Frau Bärengruber blähte sich
sörmlich auf vor Mutter-stolz und Ge
nugtuung über diese sichtliche Bewun
demna.
Tit-h ihrer herzlichen Kindesliebe,
die instinktiv und eingeboren me
nnd durch die Erkenntnis man den
Schwächen der Mutter tamn dem
krachtigt wurde, konnte Agnes ais-i
trug-rein daß die Martia sie tehr oft
nett-ö- mache. Ja, nur sie verdarb ihr
iie Nerven. bhne den Zustand, «n
den das Gedaren der Martia iie oft
verfehte, hätte sie kaum noch gewußt,
was Nerven waren· ,.
Ei würde gut sein« wenn sie
tunftig nicht mit ihr zufasimenleten
mußte.
Dieser Gedanke versöhnte sie trie
der mit der Heirat, vor der
nach den Worten der Frau Mutter
einen förmlichen Adicheu empfunden
hatt-.
Es ging ihr überhaupt so: sie
schwankte fortwährend zwischen ent
gegengesetzten Empfindungen Wenn
sie an Christian Runda dachte, schönr
te sie sich manchmal vor sich selbst.
nährend sie sich in andern Aug-abläs
ten vollkommen recht gab
Mit dem Randa, das wäre doch
nichts gewesen. So lange konnte
man nicht warten, bit er etwas
wurde. Und nachher war's auch noch
nicht viel. Warum sollte denn rerade
sie in engen Verhältnissen sihen dlels
den, gerade sie, die doch manches sti
sich hatte, um eine bedeutenden Rolle
in der Welt spielen zu tönnent
Seit der Ninderzeit war sie is ge
wohnt, von der Mutter zu hören,
wenn sie zu Fuß gehen mußten, mäh
rend andre im Wo en daneben ros
tent «Ja, das ist etn Ledenl Wer-s
auch so baden lönntel«
Man las nur in der Zeitung, das
es irgendwo wieder eine betone-re
Festllchleit gegeben hatte. Dabei trat
man niemals. . . tn Theater, wenn
man ja einmal dali n lam, blickte man
kon seinem billigen, versteckten Eis Ins
die, die sich in den Logen und am
Ballen sonnten. . . Immer fühlte
man sich ausgeschlossen.
Das war iegt zu Ende. Im
Sonntag, was hatte man da viel un
ternehmen können. tFo man doch tetn
Geld ausgeben wolltet Und so der
Grojsiadt kostet alles Geld, viel Geld
sogar. Semsdnllch tout-«- det einem
Fastergaug aus die Ilinsltrate oder
einem tat-weissen such ver
Mesem seht " l
WMIII Mit-)