Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 05, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    W
st- Heim
Eine Skizze vom östiiehen Kriegsschaa
pW Von Paul Lindenberg.
have-taraan M. vom Stoßen Ce
neralstab« zur Rachrichtenabteilung
eines Armee-Obeetdminandos gehö
rend, seste sich die dornunisahte Brille
ans nnd sah die eingegangenen Mel
dungen wie Berichte durch. Die
Stirn seines klugen, ernsten Gesichtd
sog sich in Falten: »Da, lesen Sie
niat«, und er reichte einige Schrist
stiiete dein ihm gegenübersiyenden jun
gen hauptniann R» der erst dieser
Tage den zweiten Stern aus den Ach
selstiielen erhalten. »Die Sache kommt
rnir seht doch seltsam dor. Ich gehör-.
nicht zn denen, die gleich Spionage
tdittern, wenn mal etwas nicht nach
Wunsch geht, aber dieses in den legten
Wochen mebrsach beobachtete Vorsto
ßen der Rassen ans verschiedene
Punkte, wie gestern Szitttehnien, die
mir schwächer besetzt hielten« läßt doch
termuten, daß die Kerls drüben gut
tsenachrichtigt werden. Jbre Flieget
sind es nicht« die ihnen das bringen,
sie haben ja hier teine mehr, und
ihre Pan-mitten auch nicht, hier
scheint sichs uin diretten Verrat zu
dont-ein«
Eine Ordonnanz trat herein«
Hauptmann M. eine Besuchslaete rei
chend. «Landratåsetretär haßler«
stand daraus.
»Der Herr möchte einireten.«
Der Hauptmann hatte sich erhoben
tind begrüßte den schmächtigen, gran
tscirtigen Herrn, der um Entschuldi
gung dat, daß et zu so früher Mor
genstunde toinme, aber er hätte noch
gestern abend mit dem Herrn Landrat
Rücksprache genommen, der ihn gebe
ten, vor Beginn des Dienstes diesen
Brief hier abzugeben, der vielleicht
irgendwelche- Interesse sitt die Her
ren vom Jkachrichtenburean habe. E
iidergad dabei einen beschmutzte
Briesuiiischlag, eriäuternd bemerkend.
daß er ihn gestern unter dem Brief
insten des Postgebäudes gefunden
Wahrscheinlich sei der Brief dei der
Ueerung heran-gekauert, in dem pre
genwetter wäre vie Ansschtisi ver
wiicht worden, er hätte den Brief,
um den Absender festzustellen geöff
net, und ein in geläufiger, rninfcher
Schrift abgesaßtez Schreiben gefun
den. Das wäre ihm nnd auch den
Herrn Landrat doch merlwiirvig er
schienen, denn es seien ja jetzt nu:
prch ein paar hundert Einwohner
hier« da die Mehrzahl in neu ausge
trochener Rasseniurcht geiloliesy man
tönnte sich die Anwendung des Ruf
iischen nicht erklären.
»Bitte, wollen Sie Plan nehmen«
wir werden gleich erfahren, worum
ed iich handelt«, und Hauptmann M.
händigte den Brief seinem Kameraden
ein. Der überflog die Zeilen nnd
las darin: »Liebe Schwester-! Bitte,
erhebe doch von dein ans Deinem Na
nien eingezahlten Gut-toben bei der
Lstbanl 500 Mari. 200 davon be
halte für Dich. da Du bei den jegigen
schlechten Zeiten das Geld wohl doch
brauchst. 150 lenve an Emil und
den gleichen Betrag an mich. Beides
per Postenweisnng aber verzeichne
als Absendet meinen früheren Cheff
Von Eniil habe ich lange nichts er
fahren. was ja auch zu erklären ist.
Teile mir doch auch rnit, ob durch
tie Reichsbanl in Berlin auf Dein
Konto eine neue Einzahlung erfolgte,
wie ich es vermute. Mir geht ei un
lerufen gut, nur habe ich viel Lan
geweile, da rneine wenigen Bekannten
Fort sind; natürlich ist auch mein
Chef wieder ausgerissen, als iiirzlich
hier ausgetlingelt wart-, daß der Zi
rsxlbevölierung das Verlassen ver
Stadt anzuraien wäre. Es scheintj
also nicht gut zu stehen! Urn knickt
brauchst Du Dich nicht zu sorgen, ich»
lleibe hier« mir passiert nichts. Miit
herzlichen Größen Dein Georg« —i
,,«:lllerding-3 nusscillig'·, meint:
Hauptmann M. »Warum die entsi
tche Schrift, warum die Heimlichtuet
rei, daß der Name des Chefs bei-ruf
Geld angegeben wert-en soll, nnd;
trinn das: »Mir passieit nichts«. Mit«
tiefem »Geirg" möchten wir uns doch·
mal des näheren beschäftigen Ubert
nie finden trie ihn?« Er hielt denl
Briefbogen gegen das Licht, der eile-T
Wosserzeichen die Figur einer Ger
rznmia mit der Unterschrift »Bitte-i
ein-Post« attfwiek. ’
»Wir müssen mal bei den in Fragej
tonimenden Geschäften uns erinndist
gen, ob sie dieses Papier vorriitigl
haben, und an wen sie es in der;
. Stadt verknuften«, sagte der Ofiisj
zier. «Vielteicht bringt es nn- nut
1.te Spur. Jedenfalls innn man den;
leer-such machen«, und er richtete sei-.
.nen Brief auf den Seiretäe. »
»Ich stelle mich Ihnen in jeder Be- ;
ziehung zur Verfügung, here Haupt-l
mann«, ver-fette jener. »Ich werbej
sofort vie pnnr Läven aussnchey Inv
Jvnen unverzüglich Mitteilung was
rljen." j
, Die Rachforschqngen bliebe- ergeb
, rittpo eine der Mike-e III-binde
iseisx vom va- Imei Js
M
n bleiben. Es handelt sich um
trauensstellung bei einer
sehsrde. Meldungen unter
U 716 an die Expedition vie
see Zeitun · unter sfisigurw
einer rus schen Schristprobe
nnd Angabe der sedingungem
In der sriih hereingebrochenens
Nachmittagsdiimmerieng des gleichenl
Tages weilte der Landratssetretär int·
Nachrichtenbuream »Wir haben denl
Georg«, meinte er mit leisemIrohs
lecken in der Stimme zu Vansrrnanns
M., einen Brief iiberreichenb, der in
der Expedition des Blattes eingegan
gen war. Er wies dasselbe Papier
nnd in der verlangten Probe die glei
chen russischen Schriftzeichen aus.
«Jch habe mich auch bereits nach dem
Schreiber ertundigt«, sehte der Se
lretär hinzu. »Es ist ein Georg Gn
towsth, 24 Jahre alt, der seit zwei
Jahren bei dem Vieh-s und Getreides
böndler Franz Epha als Kontorist
nnd Eintäuser tätig war. Er wohn:
Gartensiraße 24, hat seht die ganze
Wohnung allein inne, da die Besises
rin und Bermieterin geslohen ist.
Während der dreiwöchigen Rassen
herrschast war Gutowsly hier geblie
ben. sein Ches. der des besten Anse
hens genießt, war damals gesliichtet
und ist auch seht wieder satt. Wei
teres kannte ich über den jungen
Mann nicht ersahren.’·
Der Hauptmann nickte bestiedix
gend: »Das genügt mir schon, und
wir werden nun den Georg Gutowsty
unter unsere Lupe nehmen. Vorläu
fig herzlichen Tant! Ihnen. here
Landratssetretäy brauche ich ja nicht
erst zu sagen, wie wichtig das strengste
Schweigen ist.«
Am solgenden Abend traten zwei
Landwebrmiinner in die am Marti
plah gelegene, erst seit turzeni wieder
eröffnete «Konditorei zur Post«, die,
da hier auch Bier zum Ausschant ge
langte, sehr start von den unteren
Beamten der benachbarten Ieldpost,
sowie nicht minder von Soldaten be
sucht wurde. Waren doch die übrigen
Lotale sast sämtlich geschlossen und
lykc MIKIII lllllls lllcyl Zllcllcgckkykh
Tie deiden Landwehrinänner such-«
ten nach einein Plane und ließen sich
un einem der Miirmortischchen nieder,
..n dem ein junger-, schlimm-. dart
iufer Mann Mi. scheinbar völlig in
kin- Lesen einer Zeitung dertieft:
kGevrg Gutowsln Einer der beiden
Soldaten holte am Schinltifch zwei
kSeideL man zündete die Zlgnrren an,
Frlauderte erst mit perh.iltener Stint
;nIe, allmählich jedoch nngezwungener,
sden ersten Gläsern nech einige wei
ktere folgen ltillend. Ein Berliner
seintlang in der Sprache were unvers
itennbnr.
L «nch, bin ich müde-, säh-m ve
Jeine der beiden Krieger, die Arme
teilend »Wie freue ich mich auf den
Schlan
aFürchte, Fris. wird vergebliche
Freude iein«, erwiderte der andere.
«Hörte vorhin vorn Feldwebel, wir
müßten nni zweie 'raus. Sogte e
niir ganz im Vertrauen. Unsere
Kompagnie soll die Obersiirfterei bei
Melchlnptchen belegen, um den raffi
lchen Schriften, die bei Dabenirrglen
sind, den Weg zu verlegen. Lin-l
tkine Freude, drei Stunden durch die
nasse, dunkle Heide zu marschieren.«
»Re, wahrhaftig nicht« No, Milli,
dann wollen wir uns man aufs Ohr
legen nnd ein bißchen Vorrat schla
senk«
Die beiden Lnndivehrmännee de
znhlten und gingen; unt den dritten
Gast hatten sie sich nicht geläutan
Zu früher Morgenstnnde meldete
der Fernsprecher detn Rachrichtendns
renti, daß ein tussifches Batnillon
rold noch Mitternacht von Dabei-ing
ten Las gegen Meschlupschen vorge
drungen. aber rnit Verlusten von
mehreren Abteilungen des Reserve
Ileginients, die Vervoltenstelln n
bezogen, zuriielgeschlagen worden ei;
man hätte 63 Geiangene net-I 2 Os
lizjezen »geka —
zup worg Unions-in am Muka
vom Lnndratsnmt, wohin rnan ihn
aus Grund seines schriftlichen Aner
lsietens gerufen und einige Zeit aus
gehalten hatte, in seine im dritten
Stock eines neueren hauses gelegene
Wohnung zurückkehrte und nach Dess
uung der Tür den dunklen Flur be
trat, schlossen sich zwei triistige Arme
isrn ihn, die einein der gestrigen Land
wehrrniinner gehörten; der zweite
stand mit empor-gehaltenem Revoloer
da. Die beiden angeblichen Soldaten
trugen jeyt schlichte, bürgerliche Mei
dring
Der junge Mann zitterte und
schwantte, daß ihn einer der Geheim
polizisten stiiien mußte, als man ihn
in das Eckzinnner führte, dessen er
stes Fenster aus den gegenüberliegens
den Kasernenhos, dessen anderes ans
ren Markt ging. Aus dem Sosa
des wohnlich eingerichteten Oenroches
saß ein jüngerer Kavalierieossikiey
der gemähtich seine Zigarette tauchte
und aufmerksam den Etntretenden
musterte. Aus seinen Wink hin schob
einer der Polizisten zu dein vor dern
Sosa stehenden Tisch einen Stuhl,
aus den Geor- Gutowzty völlig ge
krochen niedersank —- Der zweite
Polizist goß aus einer Karosse M
-ser in ein Glas, es dem gänzlich cr
itchöptten reichend
i »Allo- DM CUWUV MI
Inach einer sur Pause der Mit-,
Ieinige sogen Ko
ier m ·
Jene-d« und eine neue Mir-www
,
zändend. .Sie Werden gen-is ni t
leugnen, das Sie als Spion in tu ·
fischen Diensten stehen. Jhr Leugnen
wäre auch völlig nahte-O Sie III
irderfiihrtt Alles Nähere liegt dem
Kriegsgericht od. Jch habe hier nur
noch einiges Irr überdriiferr. Sie ha
ben, um blos weniges hervorzuheben
in jüngster Zeit den Rassen Mittei
lungen gemacht von unseren Stel
lungen bei Szitttehmen nnd in dieser
Nacht dort der beabsichtigten Befesrrng
ter Oberfärfterei bei Meschkupfchem
Sie bedienten steh zu Jhren Mittei
lungen«, —- diefe Worte und die fol
genden sprach der Ossrzier in getäu
figem Russiirh beobachtend, wie des
Angeredete susarnmenzuette und froh
feine Stirn mit feuchtem Schweis
bedeäte. —- «des Fernsprecheri, der
in der Hälse des von Ihnen entfern
ten Gasomeders in der Badestube nn
tergebracht ist. Seit wann betreiben
Sie die Spidnagei"
Der Berhaitete antwortete nicht.
«Nnn«. fuhr der Qiiisier wieder
Deutsch fort, «dns geht mich auch
rsichtt an. Der hat aber den Fern
sprecher elegt?«
»Ein rn sifcher Stabihauptmann,«
iam es kaum hörbar von den blossen
Lippen.
.Jch vermute, er hat hier gewohnt««
meinte der Oftizier ieichthin, .Sie
ter Sie während der Rassenzett hier
geblieben nnd hier Jbr Zimmer ge
habt, machten mit ihm Bekanntschaft,
rnd ais nun die Rassen fort muß.
ten, übergab er Ihnen den Apparat
Wohin geht die Leitung--m
«Rach Wiszthniec.«
»Aha, das dachten wir tms schon
Haben« Sie besondere Erkennt-riss
tcorte, wenn Sie anlänteni"
»Meinen Born.1rnen.«
s »Und hier heiser und Heisershe!
eri«
»Allo, Ihre iachrichten sammel
trn Sie, tvie gestern abend, im .C«of6
zur Post-? Macht-n sich an Soidas
ten heran, an Feldpoftbeamie, an
sonstige Militorperioneni Und dann
sind Sie öfter aufs Land gefahren.
wallten non Flüchtlinge-r Vieh und
Pferde tausen, erfuhren und sahen
dies und jenes, waren auch mehrfach
auf dem Bahnhoie?«
Der Gefragte niette Lsejohepd mit
dem Kopf.
»Und wo lernten Sie ler Rus
fsschs Tean Sie schreiben ohne Feh
ler.« .
,Jn Wilna. Toit verlebte ich
neine Jugend. Meine Eltern —"
«Genug, das gehört in die näher
Untersuchung. Ich habe nur Aus
trag, die Probe aufs Exempel zu
machen. Also, here Gutowötn«, und
die bisher mehr ploudernve Stimme
Des Ossiziers nahm einen harten« be
sehlenden Klang nn, »Sie werden jetzt
in meiner Gegenwort mit Wisztyniee
sprechen, mit dem Stab der russischen
5. Division. Sie werden folgendes
sagen: »Ein Landwehrdatnillon toill
in dieser Nacht längs der Roßpudar
von Iilipoioo aus solalorzewo er
reichen! Haben Sie verstanden?
Schreiben sie sich's lieber aus«, und
er schob Papier und Bleistist über den
Tisch. Die Fesseln wurden gelöst,
aber die zittert-de hand vermochte
kaum den Bleistist zu halten.
»Dann werde ich ej schreiben«, ver
setzte der Ossizien »So, lesen Sis
ntir vor.«
Mit leiser Stimme las der Se
songene die russischen Worte.
»Sieh-ten Sie sich Fusan-tiefes
mahnte der Leut-laut »Sie müssen
niit Wisztnniec sptkchm tote sonst.
Vottoiirtsl«
Jn dem von der Küche her erhell
ten, jenseits des schmalen Flurj ge
legenen Bodesinuner stellte einer der
Beamten -eine dort vorgefundeae
Stehleiter an den hoch angebrachten
Gasen-ein« in welchen- sich der Fern
sprechet besond. Der andere Polizist
stand aus der Wen Sprosse hinter
Georg Sumva den Revolder in
der Recht-m
»Sie wissen, was Ihrer wartet,
nsenn Sie meinen Beseht nicht aufs
genaueste nuösiihren«, meinte ernsten
Tones der Ossizier. .hier, was Sie
zu sogen haben«, und er reichte ihm
tat Blatt.
Der Anschluß wurde hergestellt:
»Ja, Georg«, sagte Russisch der Spion,
Und lus, sich ilich zusammenneh
mend, den horge chriehenen Sah ah,
tsen bitter gleich anhöngenh.
Ueber das hübsche Gesicht des Os
siziers huschle ein laum mer«-aus«
lsesriedigles Lächeln.«.
Arn nächsten Morgen lies im Nach
richtenhnreau hie Meldung ein, daß
man ein russischel Regintent nahe Fi
lipolvo nach gelungener Umzingelung
gefangen genommen und drei Ma
schinengewehee erbeulet habe; nach
solgende russische Streitlriiste wurden
unter schweren. seindlichen Verlusten
zurückgewiesen, eine verhergene heul
sche Felhhatterie wirkte in erheblicher
Weise mit.
Drei Tage später war die Zahl her
namenlosen Mr unweit des Oe
siingnisses ver kleinen ostpreußlschen
Stadt mn ein Mel ver-ruhel
— Die deutsche Anrinr.
Uns ist des Merkwürdiqu am
Felsenqu —- Dsß setze-keuschen
gå Quid M überall M
n.
— —
Dissens-is
Von Iris Müller-.
Klassengpld. das ist das Gold. tot-is
ie t durch die Schulllassen gesammelt
to rd. Fiie die Reichsbant natilrlich.»
Die Volkssednlledrerin hatte plöis
lich den braunen Deinen Rechenaufs
haben siir die dritte Loltsschultlasse«.
zugeklapph »So. Kinder, jetzt habe
ich noch eine Ilechenausgabe, die nicht
im Deiner ilebU Einge schauten
aus« Andere überhörteit’j. Und die
meisten dachten: Ach Gott, als ob
die vom Deiner nicht schon übrigens
genug wären. «Also paßt aus:
Wieviel Mark bat ein goldenej
Zwanzigrnarlstiilti« »
»Jetzt so was?« dachten die in:
den hinteren Bauten, »Hu-einzig Marts
sind doch immer zwanzig Mark, aIni
Morgen und am Abends Aber dies
Gescheiten in den vorderen Blinken
dachten: »Aha, da ist eine ganz be
sondere Schwierigkeit dahinter. Wir
wallen lieber still sein, nnd sich die
anderen blainieren lassen.«
»Nun, Paul Brenner, wieviel
Mart hat ein goldenes Zwanzigmarb
stilcki schmunzelte die Lehrerin.
»Ich — weiß es nicht« Die Klasse
war bewegt. Das war das erste Mal
daß der Paul Brenner, der lMassen
erste, etwas nicht wußte.
Da« bielt es den Frih Schindler
in der letzten Bank nicht länger. ,,2l
Zwanzgniarlstrickl san halt zwanzg
Mai-kl« platzte er heraus. Alle hiel
ten den Atem an.
»Richtig«. lächelte bie Lehrerin.
»aber schristdeutsch, bitte, Fritz
Schindler.«
Zwar, der Schindler dachte, daß
zwanzig Mart sowohl aus! schrift
deutsch als aus miinchnetisch zwan
zig Mart seien. Aber natiirlich ge
horchte er und sagte mit übermäßiger
hochdeutscher Anstrengung: »Er-n
Zwaanzigmarkstiiel find zlvaanzig
Marten«.
.Mart, nicht Matten, Iris-. Und
nun paßt aus: Wenn ich dieses gol
dene Zwanzigniartstiiel in die Reichs
kant trage —- ihr wißt doch, wo die
Reichsbant ist?« —- «Ja, neben ’ni
Hvsgartenlassee!« — »Richtig; also
welchen Wert hat dieses Goldstück
dort, könnt ihr euch das denken, stin
deri«
Blitzaeschwind fuhr es dein Alas
senersten Paul Brenner durch den
tleinen stops: Das hat ja heute sriih
der Vater ans der Zeitung vorgele
sen: »Für zwanzig Mart in Gold
lann die Neichsouitt sechzig Mart in
Scheinen ausgeben«, sagte er ge
schwind.
«Stiinint, Paul Brenner, stinimt«,
sagte die Lehrerin erfreut. Und die
ganze Klasse schaute verwundert nnd
edesiirchtig aus den Paul Brenner,
der so was wußte. So was Geheim
nisvolles, das Geld zu verdreisackzn
»Wenn ihr’s auch noch nicht ver
steht, Kinder, das versteht ihr doch,
daß wir zum Kriegsiihren Geld
brauchen, nicht wahrt« Nie-en »Viel
Gelt-I Rittern Jlnd daß also jeder
Deutsche alles Geld, was er hat oder
lriegen lann, wohin tragen muß?'
Aus die Retchsbanl«, rief die
ganze Klasse.
«Jhr könnt auch dagu helfen, Kin
der —- sagt's den Eltern zu hause-—
bringt das Gold .nit —- tch gebe euch
eine Quittung dafür — Bantnaten
nämlich. ihr tennt sie ja ·- eure Cl
tern verlieren nichts, und das Ba
terland gewinnt —- das versteht ihr
doch, gelt?« Lebhastes Riesen. Da
war tein kleines Her-, das nicht den
Salt dazu geschlagen hätte. »Und ihr
gewinnt auch. Jeder. der Gold bringt«
dem gebe ich extra dle hand vor der
Massa« Die jungen Augen leuchte
ten. Sie hatten il,ee Lehrerin milch
tlg gern. »Das ist noch nicht alles,
Kinder. Wenn wir in unserer Masse
tausend Mart —- dentt mal· tau
send Mart susanrniendringem dann
gibt es einen schulsreien Tag-«
»Wie beim hindenbueg neulich«,
saht ed dein Iris Schindlet heraus.
,Jn, Iris Schindlek, ganz recht,
weil es auch ein Sieg ist« ein Klas
sensieg — wollt ihr mie siegen helfen,
Aindeti« Draußen lautete ei. »So,
und jest geht nnch hause, Kinder jn
—- in den Kann-F lächelte die Leh
nein.
An diesem Tage wanderten sich die
Eltern, wie geschwind die Kinder von
der Schule zum Mittagessen lamen
Mit leerem Mo est und mit vollem
dessen. Und te hatten nlle eine
Frage in dein vollen setzen. Nur
daß sie, je nachdem, verschieden von
den jungen Lippen sprang·
«Muttee«, ries der tleine Anton
Schrei-sey lauen daß er unten geläu
tet hatte und der Mutter Kopf im
dritten Stock sich aus dem Fenster
beugte, «Muttet, ticht’ gleich das
Gold deri« Und nachdem et die deei
Treppen hinausgeitiiemi war: »Hast
diks schon hergericht«, Mutterl« —
.Was denn file ein Sold, Tonii· —
»Für die Reich-dank — alten Mut
tet, weiht d- dai nicht einmal ...«
Und dann stesnete seine ganze neun
jiiljeige hetedsaneleii iider die lä
chelnde Mutter.
Die mönaueine laltåaäconemæe
»Was M a- m n
mal scheuen, Mi, ei ii haust noch
ein-da isf Eine alte verstanhte
Spott-Use iW l hatte Id
lee m, nne Zulet. ich
dlbte es goldig unteren- .
I.ui — un — usin« seh-te pe
Toni. — .Da das du den legten
Fuchsem Toni — er ist-on —- von
1875 —- schau, da ist der Stxnpej
Tor-if Ui —- uii —- u
ssag« Mutter. was war ini Jahr
k1875?« —- »Da ist deine Mutter aus
die Welt gelorninen und hat dieses
Goldstück als Taussgeschenl gekriegt
Toni« —- «Ui —- uii.«
Dann wurde er doch nachdenklich.
der kleine Toni· .Gelt, Mutter, das
ist ein Andenken-rw —- «Schon, Toni.
sschon.« —- «Ader magst es denn auch
gern hergew, Mutters« Zwei Arme
umschlangen den Frager. »Willst sa
Idich auch herged n. Toni.« —
).Michi« —- ·Freilich, Toni wenn
I-— wenn du nur halb so alt wärst
wie dies Goldstück. «
Paul Brenner. der Klossenersta
ging nicht so siiirniisch an das Wert.
War er doch ein tleiner Diolomat
Einen der ruhig wartete. bit Vetter
auch bei Tisch sag. ide- sich die
brennende Frage sogar bis nach der
Suppe vertniss.
«Du, Pape-, wir haben heute in
der Schule gerechnet." -- «Soso.' —
«Weiszt du, was wir. gerechnet haben,
Papas — »Wie lann ich das wis
sen —- reiche einmal das Brot her
über. bitte.« —- ».Vier, Papa s- wir
haben ausgerechnet, daß 20 Mart
Gold aus der Reich-baut einen Wert
von 60 Mart yaben —- du hast es
aus der Zeitung torgelesen, Mian
—- ,,Soso, jaja.« — »Na, Paul«.
hals die Mutter-, »ng ei, was du aus
den Herzen hast«
«Papa, wieviel Gold hast du
noch?· —- ,,Keins mehr, Junge-" »O,
dann kriegen wir auch teinen schul:
sreien Tag —- ia, und die Hand gibt
inir unsere Lehrerin auch nicht.' —
»Schulsrei —- die Hand? — was soll
das alles sein, Paul?« —- ilnd Paul
erzählte eisrig und laut. »Und setzt
gibst du mir dein Gold, gelt, Pa
pa?« schloß er zur-ersichtlich.
»Tai rnir leid, Paul, wir haben
im Geschäft schon alles weggegeben.«
—- »Hast du sonst keins mehr, Pa
pa?" —- »Rein, Paul.'· — »Gar, gar
teins, Papa?" —- »At—er Junge l;nt
dich dein Vater schon mal angelo
gen?" — »O weh, sicher bringen alle
anderen was, nnd ich bring nicht«- —
» Je, v st. US verzog lqnl ou
Gesicht. Aber aus einmal belnm die
ses Gesicht einen ganz sesten Ams
dtuel, sast hart sah es uns. Eo«
wie nur Kinder-tagen blicken tönnen,
nnaucweichlich unerbittlich.
»Und ich weiß doch, Papa, dnsz das
noch Goldstücke hnst.« — «Nnn
schweige oder, Junge, sonst werd« ich
ernstlich böse.« —- «2ldek muß ich nach
schweigen. wenn ich techt hobe, Pa
pa?' s-— »Nein, dann datsst du« dann
mußt du sogne eeden." — »Mit-.
Papa, du hast mit einmal deine —
deine Sammlung gezeigt.« —- «Woe
siie eine Sammlung?« —- »Mutter
verschiedene Goldmünzen, Prian
»Ach so — hm ja s-— daran habe ich
noch gar nicht gedacht —- ndee das
geht nicht — das geht wirklich nicht
Pnul —- schnu, es ist ja eine Samm
lung —- es ist tein Gold sür den
Betteln —- dn ist die seltene Kaiser
Ieiedtich - Miinze —.« —- »New-ten
sie die aus der Reichslmnt nicht, Pa
pak — »Das ja« ich weiß nicht —
du bist ein eechtee Plagegeist, Pol-U
—- Abee schon hing det Plagegeist
an Panos halse und schmeichelte und
flehte: »O Papa, gelt, du gibst
mit’s mit, du gidst mir’s mit —
ießt gleich — jetzt gleich —- lieber
liedet Papa-«
Und der Papa stand weih-hastig
mis, ließ das Essen stehen, und holte
eine Schotullr. Als die ausspran
o, tpie gleißte es darin. Und ein
Siiiec nach dein anderen wanderte zö
gernd details und wurde jubelnd
empfangen. Und old det Paul seine
Rolle beisammen hatte, war das Es
sen kalt. i
In diesen Tagen hatte das Klass«
ensiemnee einen enen Glanz. Viel-s
.. Essi- pidsss Lied-.- Oele-see
VII slq III cclll Pllll pfl ckylcllll
hüuften. Die jsch Stück für Stint
rnit Rachdrnck auf das holsdrett leg
ten: Hier hin ich —-» hier din auch
ich — und ich —- und ich Und
ein jedes Goldstück brachte eine tleine
Geschichte mit, eine häusliche. Eine
Geschichie, die die Lehrerin glatt aus
den Augen ihrer Schüler lesen konnte,
ohne nur ein Wort zu fragen.
Und dann hatte sie feierliche Hän
dedrüeie ausgeteitt und die andere
Fand auf junge Scheitel ausgelegt
ast la oftmal, als da Schüler in der
Klasse waren. Und so eins war sie
mit ihrer Klasse wie noch nie. Es
war, als wenn das Gold geschmol
zen wäre usid hätte sie alle zu einem
Fetzen zusammengewan Und das
ernen ging noch-tat ja leicht. Und
heute hatte die Lehrerin eine Rechen
anfgade gestellt nnd dazu ges ,t:
.Was heranslarnmt, soviel Gold ass
den wir jeit beisammen, Kindes
Und iie iten alle im Nu die Aul
gahe ge ·ft. 870 Mart tarn heran-.
«So«, sagte die Lehrerin, ,jth fehlen
M Mart an — an einein schul
Iag —- in drei Tagen muß
«das leite Gold abliefern, Kin
Ilne Nachmittag dieses tage
teapften noch itini einzelne Zwan ig
rnaeiiiiiele it die Kasse. Im nach en
Morgen nichts. Dann noch ein ein
nes Zehnmartitiich Und dann —
nn toar Schluß M —- nnr
W
]M«. ging ei sliisternd durch bie
Masse, und rnan sah einander as
alt steae trgeudetn Verräter in der
Muschast, der mit seinem Zwan
ZIIMIMN tytückbielt
Es brach der legte Tag an. Ein
ceraune ging in der Klasse herum
ein Rieten nnd ein Mitten. »Juki« der
Schinbter — der Iris Schindler hat
auch gesagt, daß er sicher etwas rnit
bringen kann — aber er hat nichts
gebracht —- gar nichtc.«
»Ich danke euch siir eure Gold
arbeit,« sagte die Lehrerin, «es sind
ganz genau M Mart geworden, die
ich nach der Schule um 11 Uhr aus
die Reichzbnnl tragen werde — scha
de, schabe, Kinder, — wegen der seh
lenden 20 Mart —- tch hätte euch den
sreien Tag gewiß gegönnt —- aber
ich dente, wir wollen tein Versprechen
biegen und —«
.Iriiulein, es hat geilopst.« —
»herein.«
Ein Mädchen larn herein, ein er
wachsenei. Fritz Schindlers ver
weintes Gesicht wurde rot. Jn der
Bant vor ihm bei gte sich einer zum
anderen: «Bscht, des is dein Iris
Schindler sei Schwester — jaja, i
terms —- wns will denn die?"
Das Mädchen war ohne Verlegen
heit zum Pulte rwrgeschritten und
übergab etwas, was in Seidenw
piers eingewielelt war: »Einn! schö
nen Gruß von meinen Eltern, nnd
hier ist auch noch was —- aber sie sol
len es nicht herzeigen, hat die Mut
ter gesagt.«
Die Lehrerin hatte sich mit der
Gabe abgewendet. Währenddessen
war oas große Mädchen wieder ruhig
hinausgegangen Jrn Vorbeigehen sah
es seines Bruders Friß vermeinte-s
Gesicht mit großen Augen aus der
Schulbank glänzen. Sie niate ihm
zu.
Die Lehrerin hatte sich wieder der
Klasse zugewendet Jhre Stimme
zitterte ein wenig: »Die jOW Mart
sind voll«, sagte sie, »ihr habt mor
gen schulsrei« Kinder-I —
Und ei war erst viele Tage nach
her, daß Fritz Schindler beim Abend
essen etwas Merlwiirdigeit bei sei
nen Eltern entdeckte. Lin ihren rech
ten händen siel ihm ein kleiner licht
grouer Reis aus« der sich rund um
den vorletzten Finger zog.
. JIUHIZIO
IEJII Vergnügen Ins sucht zu IscuIIcm
Um yellichtku Time zIIIII sahnsz III
III-III.
’UIII sich vom schämten Basis-Ihn zu IIksIIs
Unl,
Weis es iym eiuiciIII. IIiIisI fes mehr
III sichs-;
»Aber Mk quIIIg. IIIII eIILfIyiich zu
schwer-tm
MIIII die i)I7IIIIiIIII:t Hause ihn listig
»Und III-III ciII halbe-· Tode-III Herz-II
II hört im Etwa-antun
IIII III-II sich iiihlt Ivie II Löwe iIII
- Izu-in Ies
cde tin spitz-. III ei euer help
tiIId eiIIcIII ciII harmloser ZIIIIIIIIiniIIs
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Tat hing-paßte DIIIC von der VIII —
Dies MatIyrIImI hat ver Papa heIII ek
nagst-,
Tek Iavite kam-, ver IIIIIIIIIe Mem-«
Aber IIIIII music-« auch jemand-III
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Der ihn so recht veIIIiIlrideII kam-.
Und dIe MIIIIIII —- IIII. Imi soll iie auch
IIIIIJFII —
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nd qIIttiieII dIe eaIfekliiiIeII Stich-II
:.SikIIIes VII IIchkII und: »Liebe
eitl« —
liuim III-I cis bei-II Suppelslafeu
Zipf. crstaiiuli ichweigfam IIIIp brav,
lind th foqu artig den falschen Esa
IeII«.
Den sIIIII M echte-I der Jäger III-III
III-l IIIId höch dem Vater still zu.
IIIIII wie der Papa fin IISI zur Ruh,
Um III-f dem Lorbeer der HeideIIIIII
Und aII them IIIIf des Zahne-Uns Not,
Ein bi II ruhig sich auszustrecken«
Fragt et ganz leis. Imi ihn IIichI III
wes-II
«Mama, « Inn ich heute ganz III-III
Darfi da d II
UIIII Msähaägnah sie-II RIGHT-. tIIIicIn Erst
U , I M I « bc ·
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hie-II kluge-I mumcu pas-II ge ge- IeI II —
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ZeIt chIIII deIIII IfansetP »Bist-Ine
Jch mochte Inn« to geIII mal beut
Zabudottoe sei-II
Vittel Beim fmIIIIrottoI itt es so feiIIi
»Aber Daniel " Manto taIIII ilIiI
ga: nicht begreifen —
»Du weißt doch IIIIe pcI Papa qevlagtl"
.Ja, aber dnfiIc —- ee hats doch ge
seIt —
höct IIIeIII da IIII —- die chgelchev
pfui-III
O-—
— Beim Diner.s aDer Den
dort ißt ja io wenig; Ioie toIIIIsIt
deIIn hast« -
»Ach, der ist Aviatitee, der lebt
von vee Luft.«
—- Det Berliner vor der
Statue der Diana. «Jöttin
der Jagd-? . . . Det Ding da en
Wuksspteßt . . . Jck give-W nich,
daß sie damit die VIIer billiger je
macht hatt·
—- qu dee Eisenbahn.
»Aber nett hast du jeh: die ganze
»Warst choII egess sseIIfu
puncti- etn, i hab das andere
Stils da droben versteckt weist für
morgen, wen-I tote wieder hetmfahs
um«
, —- SplItter. Dee Dantinecht
Im tetsals heißn WMIIF
echsetwittung. Wenn
vIetII Mann einmal III hause bleiben
Hand tst er sau- III-s deIII häutet-eh
l