Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 29, 1915, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntag-Matt des
Staats-Anzetger und Jcerold z
seh-Si
ei- E Sehkrin If W
Sie-läutern
Von Cäsar-leite Miigen
Es tvar tm Juli 1913. Nach
einem mehrmächigen Aufenthalt1
nus der Jnsel Wight und in London
besuchte in von Tevd ngtpn aus nn ei
nem sehr schönen Varinittnge den herr
lichen Pack des Schlosses Hornptons
ceurt, in dem einst Elisnbeth unter
alten Eichen den Tot- ihrer Vorgän
gerin Maria erfuhr, ter sie zur Mini
gin machte. Durch die uralte Allee
schleudernd, die nach Ringston führt,
gesellte sich ein englischer Herr zu
mir, der höflich unt Entschuldigung
bat, daß sein hündchen mich an
bellte.
Nach meiner Erwiderung dnrnus
sagte er unvermittelt: »Sie sind eine
Deutsche; sagen Sie mit, warum bau
eu sie in Deutschland Schiffes«
Daraus meinerseits die Gegensta
ge: »Warum bauen fte in England
Schiffe?«
r »Weil mir sie brntcchen.«
Ich: »Wir tun es auch nicht zum
Vergnügen«
Er: »Nein, das weiß ich; sie wol
len gegen uns Krieg siihren «
Ich: »Das liegt uns sern; aber
Sie werden wissen. wer Handel treibt
unv Ilolonien hat, muß auch Schiffe
Ullbkll.«
Er: »Sie-lamen? Bitte, wo sind
Jbre Kolonien?«
»Ich: »Die rann ich Ihnen im An
genbliik nicht auszahlen, aber wenn
Sie in einen Atlas sehen, werden
Sie sie sinden.«
ist: »Sie haben nichts von Ko
lonien, aber Sie wollen welche ha
ben. Deutschland braucht ein Ventil
loentilation).«
Ich: ,.Dbgleich unser Kolonialbes
sih immerhin schon größer ist als
Deutschland selbst. so lengne ich nicht,
das- toir gern noch mehr Kolonien
hötteir.«
Er: »Die bekommen Sie nicht mehr.
Alles, was in dieser hinsicht in der
Welt ist« haben toir lchon; siie Sie
iit nichts mehr iibrig Sie wollen es
nnd eben dach- Krieg nehmer-. nnd
dae werden wir uns nicht gesallen
lassen. Wir werden nie wieder er
lauben. dass Sie Frankreich schlagen
wie 1870.«
Ich: »Wenn EngZand denn der liebe
Gott ist so werden wir nicht verges
fen bei ihm um Erlaubnis zu fragen,
wenn wir Frankreich schlagen wollen;
doch ohne iede Ironie tann ich Ihnen
erklären, daß Deutschland in Frie
den zu leben wünscht, daß ei Ioeder
Frankreich noch England angreisen
wird-«
Er: »Und ich erkläre Ihnen:
Deutschland baut uns die Tür zu;
ich bin viermal in Jbrern Vaterlande
gewesen, ich weist es; und toie lassen
uns den soetgesesten Schissban in
Deutschland nicht gefallen. Jch habe
aile Kriege mitgemis t siir meinen
Mag, nnto ich erkläre bnen: in vier
Jahren haben wir den Krieg«
Ich: »Das ist freilich eine wenig
angenehme Aussicht, aber das sage
ich Ihnen als Deutsche : Wir sangen
einen Krieg mit England nicht an,
aber sieben Sie gegen uns, seien Sie
überzeugt, Sie werden uns geriistet
sinden nnd nach »Sei-Lilie emosangen
werden-«
Er (höi1nifci)): »Sie hätten ja in
Afrila nicht fertig werden können mit
Ihrem Aufftand, Ioenn wir Ihnen
nicht geholfen hätten-«
sch: »Das war ja sehr fchöm
gute Freunde nnd getreue Nachbarn
Wir haben Jhnen ia auch geholfen-"
Er: »Sie unst West
Jcht »Bei BelieAllinnceA
Erz »Wucher? Er kam zu fpät.'«
Jch: »So, er k.nn zn fpätt Dann
tft es fonderbar, daß die schönen jun
gen Damen in London des alten
Bliichert Hand küßten, und noch fon
derbarer. sdnß Jlfsc großer Maler
Marlife das herrliche Bild malte: Die
Begegnung von Blitcher und Messing
ton, und am fonderbtrftem daß Sie
dieses Bild in Jhrein Parlament auf
gedängt haben. Alle-, weil Blitcher
zu spät komi«
Der Enslörtder wußte darauf nichts
zn erwidern und bOteuerte nochmals,
daß er alle Kriege fiir feinen Ring
mitgemacht hätte. Dann fagte er:
»Warum verlohlen Sie Ihre Schiffe
nth genügend-i Sie kommen ja nicht
einmal bis Mautfchou, wir neusten
Ihnen in Kohlen geben. Sagen Sie
mir. warum vertohlen Sie Ihre
Schiffe ntetjtt«
Darauf-feste ich: »Wenn wir von
Ihnen Kohlen genommen haben, wen
den tote sie auch webt beza lt ben.
Was Ihre le le Frage betet t, o bin
ich in Schtf seinetchtut en nicht e-J
nuq den-andert, um J nen darii ;
Auskunft geben zu können, oder ich
tann das von Verwandten leicht er
fahren. Geben Sie Jlfte Adreffe,. unt-«
Sie fallen eine Antwort auf tiefe;
Frage bei-innerem« i
Au sachliche Antwort voraus sinken-T
te der Herr Engländer seine lotte
als die beste der Welt, die die eere
beherrsche. Und das sollte so bleiben,
dafiir toiirden die Engländer sorgen.
Er hätte alle Kriege fiir seinen Ring
mitgemacht.
»Nun«, sagte ich, »das ist nichts
Erhebliches fiir ein dentsches Ohr.
Jeder deutsche Mann macht feden
Krieg fiir feinen Landesfiirsten nnd
Kaiser mit, das ist bei uns etwas
ganz Selbstverständliches.«
Mit mehr Lebhaftigleii als Logil
erwiderte mein Begleiter: »Viermai
bin ich tm Auftrage- meiner Re ie
rung in Emden gewesen. Da rnd
-viele Schiffe, gerade uns gegenüberi«
j Ich beienerte meine bedanerliche
illnwissenheit darin, meinte aber:
.,.Wenn wir in Emden Schiffe bauen,
Iso ist da vermutlich eine gute Werft.«
! Der iarfere Soldat feines Kö
nigs sagte darauf unvermittelt: »Un
sere Offiziere sind ganz anders als
die Jhren, ich werde Ihnen eine Ge
schichte erzählen: In Mel in einer
Weinstnbe saßen drei deutsche Offi
ziere nnd tranken Champagner-. Es
kamen vier englische herein, nicht in
Uniform; die wollten, obgleich es
in einer Weinstnbe war, Bier trin
ten-" !
! »Das kann ich ihnen nicht der
denten«, svcsrf ich ein, »so gutes Bier
Iwie in Deutschland finden sie sonst
Enicht." -
»Nun,« sagte der unterbrochene Er
iziihley »hänselten die drei Deutschen
die vier Engländer. Die waren ganz
still nnd tranlen ihr Bier. Am
Schluß riesen sie: Kellner, vier Fla
schen Champagner nnd vier Hand
ltiicherX -- Sie ließen dann die Fla
schen entkettet-, ließen sich den Cham
pagner iidet die hände gießen nnd
lrarlnetenS :s-ch an den handtiichern
ab sagte der Engländer
ausstehend,o denn wir hatten aus einer
Bank Plah genommen, »das ist der
Unterschied zwischen Englisch und
Deutsch.«
Er glaubte sich wie der ewandte
Schauspieler einen «gnten hgang«
lgesichert zu haben Ich aber bat ihn,
ol- ich wohl etwas erwidern düesr.
Nachdem er wiede: Platz genommen
hatte, sagte ich: »Es könne sich ja
teine Armee bzw. Flotte der Welt da
schätze-r ein paak ais-ichs- Den-ie
re zu haben, aber den seinigen hätte
es ziemlich viel Geld gekostet, denn
ich näh-ne doch an, dass sie eine gute
Marle bestellt hätten«
araus lam als Antwort: »Und
ich age Ihnen, in vier Jahren haben
wir den Krieg, und ich gehe mit siir
meinen FRan
Ich wollte snich nicht lnmpen las
sen und sagte: ,Wissen Sie, wir
schreiben die oniinisse Zahl Is. Jch
denie. wir haben noch in diesem Jah
re den Krieg«
»Ja«, ries er begeistert, »das tnn
wir; noch in diesem Jahre machen
wir Ihnen den Krieg«
»Vielleicht", sagte ich, «tressen wir
nnä dann.«
Er sah mich von der Seite an.
Jawohl'«, sagte ich, »das lann
ichßn sein. Jch helfe meinem Kaiser
auch, als Krankenpslegerim Möglich,
Sie werden dann verwundet, nnd ich
deepslege Sie-«
—
Irr seiten
Von Hans Fr. Blunct (Jm Felde.)
s Fritz Siemers ritt über das Sand
Held nach -Olahama. Er wollte sei
.nen Bruder auf dessen Gehöst aussu
chen. «
Der junge Formen der noch vor
nicht allzu langer Zeit als Schuh
truppler herüber-gekommen war, hatte
»das Gewehr an den Sattel-gehängt.
spähte vorsichtig aus den Weg und
trabte langsam den schmuhigen
Ochsenpsad zwischen den Klippen ent
lang.
Es tvnr Spätnachmittag. Der
Himmel lag samtdraun iiher der
fernen Ebene, ging in ein blasses,
weiches Grün und hob sich höher und
höher zu jenem unergriindlich tiefen
Blau, das in seiner erschütternden
Einsamkeit nur die asritanische Mii
ste kennt. Die Lust war drückend
schwül, und wenn ein Windstok klei
ne gelbe Staubtiirsne ausw rbelte,
war es, als flöge ein heißer llttem
aus den Klippen übers Land.
Iris Siemers suhr aus seinen Ge
danken und griss ans Gewehr-. Ir
gendein Rauschen hatte ihn ausge
schreckt. Aber es war nur der Sand,
der um die Dornenbusche tnisterte.
Der junge Reiter spähte noch eine
Weile und sant dann wie von selbst
in seine Träumereien arti-. Der
Gaul war in einen mii n Gang ge
sallen und er liess es geschehen, hatten
sie doch bald ihre sechs Stunden hin
ter sich.
Um so zäher blieben seine Gedan
ten bei einem wunderlichen Zusam
«mentressen der lehren Zeit. In
Windhui war eg gen , vor zwei,
drei Monaten, als si durchritten.
Da hatten ein paar weiße Bürger
und Frauen am Wege gestanden, mit
ten Ounter den Schwarzen, und als
er recht hinfah, war Marie Brandt
unter einer Schar Mädchen gewesen,
die von drüben gekommen waren.
Marie Brandt in Afrika!
,-Und fie hatte ihn eriannt und hat
te gewinit, und er hatte wieder e
griith in finnlofem Erstaunen, wu te
nicht, wie fie herkam, und hatte doch
weiterreiten müssen mit den andern
nach Norden, wohin der Dienft sie
trieb. Man hatte damals fchon ge
rannt, daß Bolha den Deutfchen
nicht griin fei; aber die andern Bu
ren hatten fich gegen ihn erhoben und
die deutschen Reserven waren vorläu
fig entlassen. Da hatte Iris Sie-f
mers sich eine Regierungifarm ges
pachtet hatte sich einzurichten ver-i
fucht und hatte allerlei heimliche Pia-!
ne dabei ehabt. Bis er jetzt, vor;
einer Wocxr. neu einberufen war. -
Das Pferd ftolperte und Frih
Siemers gab eine Weile acht auf den
Weg. Dann begann er wieder zu
griibeln, mußte wie-der an Marie
Brandt denken nnd konnte doch nicht
glauben, daß das Mädchen ihm ge
folgt fei, wußte leinen andernGrund,
Joie sie ins Land gelomnien, und
schüttelte verwirrt den Kopf zu sei
nen eigenen Gedanken. Der Reiter
trieb den Gaul ärgerlich an. Er
wußte nicht, woher die weichen Er
innerungen kamen, wollte ihnen nicht
nachgeben und fiihlte doch, wie die
Bilder langsam zusammensloffen und
seine Gedanten noch einmal die leh
ten Wochen zu Hause durchgingen,
die er rnit Marie Brandt zusammen
gewesen war.
War wohl auf dem Markt im
Dorf gewesen, als er das Mädchen
zuerst mit seinem Bruder sah, mit
haus, der seit da unten aus der
Farm hockte. Und der schweigsame
Aeltere hatte soviel nnderniinftiges
Zeug mit Marie geredet, wie er ihm
nie zugetraut hätte, hatte so zärtlich
mit ihr getan. daß es ihm lächerlich
erschien.
Wie war’i dann gekommen? —
Er war ja immer ein ziemlicher
Schürzenjiiger gesvesem und es harte
ihm Freude gemacht, einmal dazwi
schen zu greifen und zu sehen, wie fest
die andern zusamnienhielten. Wär«
wohl nicht nötig gewesen, und viel
leicht war er auch zu weit gegangen,
als er die Eifersucht des Aelteren sah
und merkte, daß das Mädchen auch
ihn gern hatte. Eines Tages war
hane Steurers, der Grübler und
Zweisier, nach drüben gegangen und
hatte ihm einen ernsten, nachdenklichen
Brief hinterlassen: -
Er habe gemerkt, daß der Jüngere
besser zu seinem Mädchen passe, und
wollte ihm nicht im Wege stehen.
Frih Siemers hatte dann eine
Weile zu Marie Brandt gehalten und’
er hatte sie gern gehabt. Aber er
war ein junger, unruhiger Kopf, und
sie sprachen viel iiber ihn im DorfJ
seines älteren Bruders wegen. Das
hatte er sich eines Tages zu den Sol
daten gemeldet, und als der Truppensi
ersah nach Südafrita ging, war eri
mit hinüber gekommen. Wie lange
war’i her, zwei Jahre, oder drei.
Der Reiter hob sich im Sattel und
spähte sorgfältig jiber den Weg. Ein
paar Ochsenpsade liesen zusammen
strebten auseinander und vereinigten
sich doch wieder zu einer breiten, aus
getretenen Strasze mitten zwischen den
kahlen, nackten Klippen. Dann
tvurde der Busch dichter, quoll aus
den Höhlen und Spalten heraus-, und
wogte in dunklen Feldern in den
Mulden.
Iris Sieiners dachte plötzlich an
die Kameraden. Was hatten die ge
sagt? Nach dem Krieg würden die
alten Soldaten Land haben soviel
sie wollten und Unterstützung, um sich
eine eigene Faun zn bauen. Er
reckte sich im Sattel aus und nickte
zufrieden vor sich hin. War doch
toas andres, als in Pacht zu si en.
Und kräftig toak er wohl, und feste
Arme hatte er schon, und Freude
tviird'd ihm machen, sich hier sein
eigen heim zu hauen. Seine Ge
danken waren plöslich wieder bei
Marie. Oh die wirklich so närrisch
gewesen war, ihin nachzusahreni Arn
Ende wär-e gar nicht so unnii0.
denn gesunde Menschen könnte man
brauchen hierzulande. Und das
Schürzeniaqen mußte sowieso au ö
ren. Er wollt'sich schon erkunden
und umhorchen. hätten sie nur erst
mit den verdammten Englischen ab
gerechnet!
Die Bäume wurden wieder spär
licher, aber statt der Klippen kam ein
dünne-, braunes Gras, der Weg
neigte sich und ging langsam in eine
weite, di t bewachsene Ebene liber,
aus der d e lehien Busche wie eduekte
braune tiere ausragtem segend
c-« stand ein schwarzer Hüterjungel
mit langer Peitsche, schrie ihm etwas
Undetständliches zu und wies gerade
aus. Eine Anzahl stumpser Kap
ochsen graste-am Wege, sie rissen ruck
weise das Gras vom Boden und sa
hen launt aus, als er vorbeiritt.
Jeht mußte die Form wohl bald
tornrnen. Iris Siemerg wurde fast
neugierig, seinen Bruder wiederzuse
hen, wunderte sich, wie weit der’j ge
bracht hatte und dachte dann plisp
lich wieder an seine eigenen Pläne,
an Marie und an all das andre, was
ihn den langen einsamen Ritt ewagt
hatte. Und langsam klärte ich ein»
Bild vor ihm, —- eine wunderlicheJ
weiche Sehnsucht nach dem Mädchen
wurde in ihm wach, nnd er sah sie an’
seiner Seite, aus einer Form, so
Ivie er sich in Gedanken die seines
Bruders vorstellte Und plötzlich
schien es ihm, als hätte es alles so
kommen müssen, das; er hier-blieb und
das Mädchen wiedertraf· Eine tie
fe Freude, wie er sie lange nicht emp
funden hatte, erfüllte ihn.
O i· I
»Ich möcht’ dir wohl die Gebäude
zeigen." Die Bruder saßen sich nn
rnhig gegenüber, sprachen von Gleich
giiltigem, vorn Kriea, der dem Land
drohte, nnd wagten nicht an die letz
te Zeit vor ihrer Aug-fahrt aus
Deutschland zu riilxren Der Jiius
gere warf die Blick-se um und sie
schritten schweigend nebeneinander
zum Schuppen, der unweit des
Wohnhauses aus einein Hügel lag·
Jn weiten farbigen Mulden zog
sich-das Bett des Flusses durchs
Land, tviihlte sich zwischen den Klip
pen ein und breitete sich doch wieder
zu weiter, endloser, araugriiner Ebene
alls.
»Da unten liegt das Regierungs
land«, sagte der ttleltere plötzlich.
·soll demnächst ausgeteilt werden.
Dann kommen andre Menschen hier
her und ich sbin nicht mehr so ein
sum-«
Dem Jüngeren gingen wieder bun
te Bilder durch den Kopf nnd er
sah träumend in den Abend, der in
stiesen, schillernden Farben im Westen
brannte. Aus dein IlußtaL das tn
schwarzen Schatten durchs Land
schnitt, stieg die Dämmerung auf und
lroch wie graue, zitternde Körper
durch die Biische nnd dnntelnden
Hänge. Eine Trift Ochsen zog un
ter lautem Geschrei der hiiterjungen
»zur Farin. Eine Weile stand die
Sonne noch wie ein blutroter Ball
iiber den Hiigeltn dann oerrann sie
langsam nnd ließ nur die Kamme
,der Klippen noch eine Zeitlang pur
purn ausgliihen.
»Wir wollen heimgehen«, sagte
der Aeltere, aber er blieb doch unru
hig stehen, algs hätte er noch eine
Frage. Der Himmel ditntelte rasch
nnd die Sterne begannen ansznblits
zen wie blintende Tautropjen
Der Former sah plötzlich dem
Jüngeren unsicher ins Gesicht: »Waös
macht Marie, Frini« Er blickte scheu
und verschiinn weg nnd der Reiter
wunderte sich iiber das Kindergesicht
des Bruders.
»Ich haby sie» seit zwei Jahren
nicht gesehen » ,sagte er unruhig. !
Der Former wiegte den Kon und
begann als einer von der letzten Zeit
in der Heimat zn sprechen
»Ein Freund schrieb mir —- ich
weiß nicht, ob dn ihn tennst —- du
hättest sie nun doch nicht geheirateL
Jch hatte es dnnals geglaubt "
Fritz Steurers blickte trotzig vor
sich hin »Hältst nicht weglausen
brauchen deswegen, Hans. «
Aber der ist«-re hörte es nicht nndl
sprach hall)l.-iit mit sich selbst: »Undl
dn hnb’ id) ihr geschrieben, ob sies
’rübertonnnen wollte zn mir, nnd sie
hnt sich Bedeistzeit ausgebeten. lind
später hab’ im noch einmal gefragt,
ob sie Geld luden wollte zur Fahrt·
Wir haben lner irgendwelche Unter
stiihung dasiir. Da hab' ich einmnl
einen Brief gekriegt, in dem bat sie
um einen Teil. Aber von allem an
dern stnnd nichts datin.'« Der Far
iner snh den Bruder plötzlich feind
selig nn, nnd in seinen gutmütigen
Augen stund etwas hartnäckiges,
WehrenderL
»Und nnn tvnrt’ ich ost, und weil
ich viel Zeit zum Nachdenken hnh’,
stell’ ich mir vor, sie käme eines Ta
ges, so wie es ihre Art ist« ohne ein
Wort zu sagen oder zu schreiben. Nur
mitunter hab' ich eine seltsame Angst,
als wollte man sie aushalten, als hät
te sie den Wunsch, herze-kommen und
wagte es nicht«
Der Former unterbrach sich und
sah den Jüngeren erschrocken an.
»Was hast du, Eritis«
Der hatte die Lippen zusammen
gepreszt, wollte sich we ren gegen ir
end etwa-, Mqu ch doch, und
ah den Aelteren tiefatmend nn.
»Was geht’s. uns an, - seht, wo
der stieg kommt -« -
Der Aeltere wollte etwas sagen,
rang vergeblich nach irgendeinem«
Wort und schwieg. Er fühlte plötzss
lich die warme Hand des Bruders in
der seinen, hörte des andern Stirn-s
me und verstand ihn doch nicht.
»Was geht’s uns an s-—, und wer
weiß von uns, was-nach dem Krieg
ist — wer weiß dass-« —- —
ss
Unser Il-sist-sries.
Zwei lleinc Stimninngsbildek von der
belgisaicn Nordseeliiste.
Rrrrrr —- Rrrrrr — Rrkrrrli —
Telephon, Teufelsding, kannst du
denn nicht mal fünf Minuten lang
das Gebimmle fein lassen! Also, weil
es fein muß und weil man’s schließ
lich auch gern tut: »Hallooo — hier
Rachrichtenstelles — Was gibt’s?«
-— »Hier Ansguck Nr. . .. Herr Ober
niaatl Jn Nordwest, zu West acht
Seemeilen ab, zwei Fahr-Zeuge mit
östlichem Fluts. Es sind anscheinend
englische Zerstörer!" Donnerwetter,
das ist einmal wag anderes-. ,,Allcg
raus, meine Herren, Telephone beset
zenk Holla dopp, bißchen dallil So
fort Meldung an alle Stellen: ,,Jn
Nordwest, zu West acht Seemeilen ab
etwa, zwei Fal)r«zenge, wahrscheinlich
englische Zerstörer niit östlichrm
ltursl«
Massean arbeiten die Fernsprecher,
und in nicht ganz anderthalb Minn
ten haben alle zuständigen Stellen die
Meldung. »Maat tex, übernehmen
Sie die Aufsicht iiber den Faust-re
cher, ich gehe zum Ausgnckposten zur
weiteren Beobachtung- —
No, Freundchen, wo sind sie denn,
die Engländer? —- Richtig dort! Hast
gut ausgepaßt, mein Junge. Doch
wollen wir einmal sehen, ob nicht
mehr Briten sich in unsere Nähe wa
gen." Der horizont wurde abgesucht,
in nordöstlicher Richtung wurden zwei
neue Zerstörer sichtbar, sie kamen so
gar mit Volldarnpf zur Kiistr. Mel
dung also: »Ja Nordost zwei weitere
englische Zerstörer etwa sieben See
meilen ab mit Kurs zur Küste!«
Jnirner wieder richten sich die
Gläser aus die gesichteten Zerstöru,
um ihre Bewegungen zu beobachten.
Die in Nordwest dampsten ruhig ih
ren Kurs weiter, die in Nordost aber
sausten der Rüste immer näher. Da
wurde die Stille durch unsere Butte
rien unterbrochen. Sie begannen mit
ihrer Abwehrarbeit. Der Ausschlag
war kurz vor den Zerstörern in
Nordost. Der Gefahr, getroffen zn
werden, wollten sich die beiden Eng
länder wahrscheinlich nicht aussetzen,
denn schleunigst wandten sie mit
nördlichenr Murg-c Jn gesahrloser
Weite stoppten sie nnd steuerten nun
quer zur Fiiiftr. Die Briten in Nord
west haben gewendet und fahren in
westlicher Richtung. Es lommt Be
fehl: »Die seindlichen Fahrzeuge sind
genau zu beobachten und ihre Bewe
gnngen dem ztonnnandeur fortlaufend
zu melden!«
Die England-r ziehen sich ausei
nander, so daß von ihnen die ganze
Miste beobachtet werden tann. Dann
steuern sie alle westlich. Nach einer
Stunde wenden sie aus Ost nnd nach
einer weiteren Stunde wieder ans
West.
So vergeht der Vormittag nnd
schließlich auch der Nachmittag Die
Absicht der Englander ist uns jedoch
klar: sie wollen mit dieser Art Biol
lade unsere U Boote lahinlegen, die
an ihrem erbärmlichen Lebensneiv
nagen. Vlnnselige Tröpsek Diese vier
Zerstörer nur wagen sie dran zu
setzen, nm ihrem Bolt das Brot zu
erhalten
Es ist Abend geworden. Die Zer
störer sind immer noch da. Auch die
Nacht vergeht ohne Ereignisse. Trotz
oer vier Engländer, die außer Schuß
coeite an der Miste tanzen, war es
eine ruhige Nacht.
Der andere Morgen tam, nnd die
lachende Sonne spielte mit den Wel
len, aus denen die vier englischen
Torpedobootzerstörer immer noch
Wache hielten. Sie hatten eine wenig
dankbare Ausgabe, denn die, die sie
suchten, die sie Englands handels
dampsern sernhalten wollten nnd
sollten, ließe sich von ihnen nicht se
heu.
Schließlich genügten ein paar
Bomben unserer Wasserslugzeuge, um
die Zerstörer zu vertreiben.
O II I
Meine Augen schweifen über das
weite Meer. De Frühlingssonne
spielt mit den Wellen, nur das nie
lodienreiche Plätschern der branden
den Wogen dringt zu meinen Ohren.
Jn diesem Frieden möchte man sast
daran zweifeln, daß es Krieg ist.
Doch ein winziges lleines Pünktchen
am horizont tust schon die Erinne
rung wach an das, was wir hier an
der Küste bereits erlebt haben, und
läßt uns voraussehen, daß wir noch
manches erleben werden. Es ist eins
-——
llnierseeboot, das von einer Fahrt
in seindliches Gewässer heimkehrt. Es
tommt langsam näher, deutlicher und
deutlicher wird die schlanke Form.
und schließlich sieht man auch die
deutsche Kriegsslagge, die munter im
Winde weht, stolz wie das ganze
Boot, das uns schon viel Achtung
abgerungen hat und den Feinden ein
Schrecken geworden ist. Ob es auf
dieser Fahrt wohl wieder Glück ge
habt hat, frage ich mich. Ohne Zwei
fel! Sie haben immer Glück, diese
U-Boote. »Und wenn wir einmal
Pech haben, haben wir immer noch
das Glück, siir unser Vaterland zu
sterben,« sagte vor wenigen Tagen
ein blutjunger Leutnant von U....,
dem die Freude an seiner Aufgabe
völlig aus oen Augen strahlte·
Auch jenes Boot, das dort von
Englands Küste wiederkehrt. muß
Glück gehabt haben. Neben der
Kriegsslagge am Hecl werden die
Flaggen seines Erkennungåsignales
kenntlich nnd tect, breitbeinig, die
Hände tief in den Hosentaschen ver
graben, die Mütze im Genick, qual
mend, priemeud oder schioatzend steht
die Besatznng auf Deck nnd blinzelt
gegen die Sonne zu uns Landratten,
als wollte sie sagen: »Wat tieti jie
dee sont —- Hest sie noch kein Min
schen sehn?«
Wir sehen Menschen genug, jedes
mal, wenn unsere U-Bvote zurückkeh
ren, will es uns scheinen, als ob sie
uns neu geschenlt worden sind. Daß
wir außerdem neugierig sind, was
diese Kameraden Unter dem Wasser
vollbrachten, versteht sich doch von
selbst. Deshalb fassen wir sie ab, ivo
wir können, und quetschen sie aus,
diese wenig redseligen Vollbringer
großer Taten.
Ruhig, gleichgültig laufen die
U-Boote ein. ,,Stopp, Leinen fest.
Dect auftlaren und wegtreien!« sind
die letzten Konimandos. »Was gibt’s
Neues, Herr Kapitiinleittttatit?«
»Wer Stiick haben wir versenkt,
der Fünfte ist uns durch die Lappen
gegangen.«
»herrgott, Menschenslind, wie
lann man dabei nur so blödsinnig
ruhig sein, wenn man eine solche
Meldung tnitbriagtt Habt Ihr denn
überhaupt feine Nerven mehr?«
»Nee — blon so dicke wie Kir
chenglockenseile!«
Das sind so allgemeine Reden bei
der ersten Begriißung, später hört
man nicht viel mehr. Fiir die Unter
seebooimänner ist mit der Meldung
alles erledigt. Prächtige Kerle, die
macht uns ebensowenig einer nach«
wie den preußischen Leutnant...
—
Die Vrilleuträgkr iin deutschen
Heeren
Um den notwendigen Ersatz zer
brochener oder verlorener Brillen für
die Angehörigen des deutschen Feld
herres festzustellen, war der Augen
akzt Dr. Weigelin beauftragt worden.
sämtliche Brillenträger einer gemisch
teuTruppenabteilung in derStiirle von
etwa 1.1.00() Mann zu untersuchen
und die Nummern der Gläser fest
zustellen. Der langandauernde Stel
lungstamps ermöglichtc diese Feststel
lung- Dr. Weigelir tonnte zunächst
ermitteln, daß vie geringfte Anzahl
ver Brillenträger eine Reservebrille
hatte und daß auch nur verhältnis
ntZifzig wenige die Nummern des Gla
ses richtig angeben konnten. Es wur
den im ganzen 386 Brillenträger vor
gefunden, von denen 381 tatsächlich
eine Brille benötigtm d. s. 3,5 Pro
lzent der Mannschaften jenes Trup
pcnteils. Bei einem lriegssiarlen Ar
ineelorps von etwa 50,000 Mann
würden somit etwa 4750 Brillentrii
ger anzunehmen sein. Unter den 386
linlersuchteu befanden sich 214 Kurz
sichtige, 74 Uebersichtige, 12 Alters
sichtigr. 81 mit Astigmiitisniug, und
fiinf mit nicht lorrigierbaren Augen
fehlern.
—..
— Unverfkoren — Btanie
Ich besitze eine Mitgift von zwei Mil
lionen.
Bräutigam: Siehst du, Tenerste,
Ioie gut du es dann als meine Frau
haben wirft.
—Grobe Liebenswiirdigi
seit. —- Gast: ,,3ahlen, Herr Wirt!
Was habe ich?«
Witt: »’s Maul zu halten; heute
gib« Freibiet!«
-—— G e m ij i l i ch·—-Ossiziee (zum
Unietoffiziet, der von der Patrouille
zutiickkosnmt): Also da sind Sie auf
eine Vorpaiwuille des Feindes e
fioßen? Was haben Sie da gema t?
Untewffizien No, halt a tlatss
koengetl erschossen haben wir i'!
—- Die entiäuichte Vet
lie b i e. — Vertrauen Der Leuinant
hat dir noch immer nicht den ersehn
ten Heiratsantkag gemacht?
Verliebte: Nein! Und da hört man
so viel von dem Offenfivgeist in de
teuifchen Armee! s