Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 15, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    Aste-. ·
Siizzen von Paul Auserw
1. Veilchen
Die Feierabendglocke schlug- Die
Tagelöhner verließen des Eis-has
nnd schritten ihrer Behausung zu.
vUnter ihnen fiel ein schlankw. flachis
heutiges Mädchen auf. CI irng
den stroffen, wohiqesormien Körper
mit jener lehenfpriihenden Leichiheit,
die der Jugend eigen ist und mil ei
ner seltenen Unmut der Bewegung,
die eines stillen Beschauers Augen
entzücken mußte.
Marthe Gtting wohnte mit ihrer
Mutter in einein kleinen Taglöhner
hänsdn dicht an der Kirchhofsmnuer.
Nachdem sie ihr Abendhrot ver
zehrt und das Geschirr gesänbert
« hatte, ordneie sie ihre Kleider und
trat in die houstiir.
»Die Veilchen fangen an zu bliii
hrn«, sagte von drinnen die Mutter.
»Wir schön! Do geh ith gleich nnd
psliice uns ein Stränßehen.-'
Der junge Guisherr ging vorüber
,Ouien Abend, Marthe-! Sind
wohl die ersten, die dn da pflückstf
Sie richtete sieh empor und schaute
ihn befangen an. Er war immer
so freundlich zu ihr und Meine-es
gern. wenn er mit ihr sprach.
«Dorf irh dein gnädigen Herrn
meinen Strauß anbieten?« sagte sie
zögernd und reichte ihm die Blumen
hin, wobei ein tiefer Rot ihre Won
gen bedeckte.
Er nahm sie freundlich dankend
an und sagte: .Die ersten Blüten sind
kostbar. Ei wäre unbescheiden von
mir, wollte ich dich berauben. Wir
wollen teilen, nimm die Hälfte«
Sie nahm sie entgegen mit lind
licher Freude. Er grüßte freundlich
und ging. Sie schaute ihm still be
glückt nach nnd legte die band anf
das nnrnhig ilopsende herz.
Kurze Zeit darauf heiratete der
fange Gutsherr. Mir der jungen
hübschen Frau zog Leben und Son
nenschein in das vereinsmnte Schloß.
Alles freute sich. daß es wieder eine
herrin Hah. Nur Martha wurde
stiller von Tag zu Tag.
Eines Tages arbeitete sie mit an
dern Taglöhnern zusammen out dem
Felde. Plöslich ging ein Schrei des
Entiehens durch ihre Reihen. Auf
der Chaos-fee kam im vollen Zagen
der hetesehastliehe Wagen daher. Die
junge herein, welche sele tutichieue,’
bemii te lich vergebens, über die bri
den cheu gewordenen feurigen Reife
here zu werden. Sie; schleuderten
den leichten Wagen in toller Fahrt
· ter sieh her. Alle standen Ver
Schrecken fast starr. Die Weiber
tretschten laut ans nnd erregten die
direct-gehenden Pferde nur noch nicht«
Jett war der Wogen in ihre Nähe
geb-anmu- Pliislich sprang Marthe
vor die wild daherjagenden Rasse und
hielt sie in ihrem rasenden Laut i.:
Sie wurde eine Strecke mit ior ge-’
schleift, ehe der Wogen zum Stehen
ten-. Beforgt beugte sich die Her-I
ein iiher ihre bewußtlos niedergehn-«
tene Retterirr. Sie winkte einige Ar
keitg herbei und ließ iie in M
Sestos tragen.
Der herbeigerufem Arzt guckte be
« deutlich die Achseln. »Man muß aus
das Schlimmste gefaßt sein! Schwere
innere Verkehr-agean —
Eine Stunde darauf erwachte
Martha aus ihrer dumpfen Betäu
bung. Sie erkannte den Gutsbesit
zer, der in Gemeinschaft mit feiner
Frau nicht von ihrem Lager gewi
chen war.
»Wie geht es dir, Tltirtls-:?«' fragte
er lieben-Ill.
Sie ingie mit weiter Zum-ske:
»Seid fiir meine «.k.liu:ter!«
»Du sprichst gerade sp« ais ivcllteit
kn nie mehr gesund werden!"'
To lächelte sie irehmiitig und ing
tet »Ich fühle, daß ich sterben muß.'«
»Du darfst nicht so reden, Martlml
Hast du einen Wunsch, so spricht«
Er beugte lich über sie, um ihre
Antwort zu vernehmen Da hauckte
sie ersterbend: »Aiisse mich!'«
Er blickte feine Gemahlin niit Trä
nen in den Augen an und erstixlte
den legten heiligen Wunsch der Ster
deutet-«
11.Rose.
Leutnant Salden hatte sich erst-,
rend des Monövers durch einen un
glücklichen Stue vorn Werde den
Fuß gebrochen. Der Pfarrer des no
hen Dorfes hatte sich hilfreich feiner
angenommen nnd ihm während feiner
, Genesung s— eine heiteftiitte bereit-et
hiidesaed. des Pfarrers Tod-sey
pflegte ihn. Erhötte sich nach keine
Were Pflegerin ist«-niesen tönt-en
als e. Wie wohl tat ihm jetee
Die-i ihrer weichem zarten heade.
Die schöne Sommerzeit erlaubte es,
das er sich viel tin seiten aufhal
ten konnte. Die Me- blühtm reich
ihm als ftunnne Antwort nett dest»
bender hond dargereicht Da hat-;
te er see un sich ge n und ihren
·rpsenroten Mund sei t. An dem
Getrennt-ge ilmt Vaters wollten sie
sich der-leben, bis dnfin aber ihr Ge
izes-ais sten.
Eine giiieiliche« feiige Zeit kam. Die
dichten Rofendiilche piuuderten das
sähe Geheimnis der beiden Liebenden
nicht aus.
Eines Tages«iom ein Freund zu
Beinch. Nach der Mahizeit schiief
der Pfarrer ein Stündchen. silbe
gard hatte in der Küche zu tun. Die
beiden Freunde suchten sich ein stilles,
laufchigez Piiiheben hinter den Ro
sensträuchem Sie hatten sieh viel
»Hu erzählen.
i »Du bist auf dein besten Wege
Leine Dummheit zu begeben, stolfk
« Salden sah seinen Freund un
;sichet su
; .Beritehft du mich nicht? Run, ich
will deutlicher sein. Du haft de
Pfarrtöchteriein deine Liede erklärt
und ihr die Ehe versprochen Ist's
nicht spi«
»Weder weist du — —- i«
»Deine du, ich sei viimä Noch
ist es Zeit einzuholieni Deut an
ergard, Stein«
Sciden senkte das Haupt und
schwieg
«Nun?«
«Quäle mich nicht, Kurt! Jeh ha
be mein Wort gegeben! llnd ich wer
de es halten!«
.Das wirst du nicht tun! Denle
an deine Kartierri Willst du das
leicht erreichbare Ziel in dunkle Fer
nen entfchwinden sehen? Was kann
dir diese stille Rote des Lande-far
rers helfen! Die Welt verlangt Le
ben! sprühend-es Leben, FuntenS Ach
bah! Sand her nnd alle Skrupel
beiseite! Sie wird einen Monat
trauern und dann einen Hilfst-redi
ger heiraten. Habe ich nicht rechti·
»Und wenn du recht hötteftt«
»Tai-lich ein vernünftiges Wort!
Keine Umfchtveife! Bis morgen abend
mußt du frei fein. Für das andere
laß mich nur sorgen-«
»Was ich, Rath Sage, sprichl«—.«
»Du mußt!'
»Was fotl ich ihr sogen, wenn
ich vor fie hintrete mit heuchlerifchein
Herzen und sie mich fo ernfi nnd fra
gend mit ihren guten, treuen Au
gen anfchaati —- — Ach Kurt, ich
tann nicht! Laß mich! Laß mir
Zeit bis —'
Da teilten sich dir Zweige des Ge
sträuche und hildegard stand vor ih-.
nen mit vehern, ernftem Lächeln und
fngte: »Ich habe Jhr Gespräch rnit
anhören müssen, als ich den Garten
betrat. Ei ift nicht gut. gegen den
Verstand zu predigen. Ich gebe Sie
frei. Nehmen Sie die Erkenntnis
init hinaus in das fiinlenfpriihende
Leben, das des Landpfarrert Rote
an eines haltlofen, schwankenden
Mannes Hruft nicht gedeihen kann.
nrch will, denn sie ift still, aber auch
stolz. Sie Iennets jn das Sprich
wort: WKeine Rose ohne Dornen!·
lll. Vergikineinnichx
Der junge Bursche wanderte ritftig
dem Dörfchen gn. Zeit stand er aus
der höhe nnd fchoiite hinab zu jenem
Häuschen, das abfeits der Dorfftrai
ge, an einein hohlweg lag. Dcrt
wohnte die Eine, die Herzenslust-L
Vor drei Jahren war er hinausge
ioandert in die weite Welt, um iein
Gliiet zu. versuchen. Sie hatte ihm
»das Geleit gegeben durch den Wiesen
»grund. ihni ein Stein-schen Vergiß-«
meinnicht ftumrn in vie Band ge
drückt und dann tränenden Antlitzei
Abschied genommen. Er hatte in ih
re treuen, blauen Augen geschaut und
ihr zugefliifteru »Ich denle dein.
jininier!« -
Jetzt ilmig das scnntägliche
Glrckengeläm vom Kirchlein zu ihm
ietübec durch die Stil-Ie. Er stand
ztegungilos und lauschte. Seine Ge
Idanten eilten Horai-L Er sah sie
qur Kirche gehen init dein Mütter
xlein. Nun schritt er eilig vorwärts.
.Unettnnnt ging et quer durch daii
LDiskflein zur Kirche. Vorsichtig ums
lsich schauend trat er ein und stellte;
Hich hinter einen Pfeilen Bald hat-E
kte sein suchendes Auge den Raums
durchflogen Dort saß sie und ne
ben ihr die Mutter· I
Die Ge inde fang den Schluß-;
lveki und der suchte den AusgansJ
Er war der erste, der hinausging.’
Schnell stellte er sich hinter einen
Manlbeecbaum, dek, umgeben svon
dichtem Fliedeegebiiich, an det Kirch-«
liess-neuer stand. Niemand tun-Ez
tete ihn. Die Kikchgiinget schritten
auf dein Kieswege der Doessieahe HI.
Jeit erkannte et noch sie. Reben 1
nnd der Mutter ging eine era
sene MännetgeitalL Sie sprachen
miteinander »Am-eins nnd du«
nannte sie ihn.
.Lniie!« tain es Leise von feinen
Lippuh M niemand hörte ihn. ci
ne Weite noch stund ee regungslos
hinter dein sauste und starrte m
seh hin, dann schritt I et sue-eh
die Tür met die Vetsste zu. Oe
TM H offen durch das Dorf
« seyen und schlich aus Unwesen
Kannen sie-n Durstes-H ’ «
»So-;- FDMWZUI ge
henk te « .
«M send doch nicht daheim!«
Des sitt fah ihn verneint-stete
ih ’- « .
---
I »Dort-Js- npch mikr- srajte er
nach einer Hause.
»Ja M sein! Wer weis! —- Seid
th schon lange im Dorn«
) »Ein wag-es Jahr erst. War
IMIMJ i- s · I nie
. Knauetne re,
rwort haben nnd dann get-I Kennt
»Ihr dte Lutfe draußen am hohl
)W: . —
» D We mate. ·
» «Nun, Plagt mir, hat sie sich ei
nein sur-sehen versprochen. der Vil
helrn heistk
" Der Fräser sah ihn erstaunt an.
«Sooiel ich weiß, hat die Luise
reinen Schas und ver junge sur-.
sche ist ihr Vetter. Die Mutter
iß ihm vor kurzem gestorben nnd
da ist er ur Tante gezogen nnd hilft
in der Mchaft.«
Der sank-erbarme rts die su
gen weit asi, dann sprang er auf.
warf Geld auf den Tisch und Mute
hinaus, hin sum hohl-deg. set
ssianb er vor dem "nschen. ete
betrat er den us lar, dann stand
er sitll nnd lau chtr. Drinnen wur
de erzählt Nach einer Weile Mk
te er mit feinem Knotenstock an. «
»Wer tst da?« fragten sie von
drinnen.
Jeßt kam jemand, um zu öffnen;
Luise war ei. Sie schrie laut auf
vor Freude, als sie rhn fah und warf
sich ihm jubelnd an vie Brust. !
»Ist mein gedacht, mich nicht pet
gessent« fragte er innig. ihr in die
tlarbtauen, treuen Augen schauend,
nnd läßte thun Mund. !
(
1
sei sie-nich zu Tisch. j
Wort Philrrsp Ziikcidrrnnnn.) i
Die nachstehende ziniiiantePlauH
derei itamtnt aus der Feder vesj
bekannten fogialrsemotratischensieichei »
tageavgeardneten Zcheiveinanm !
Bismarck als Gastgeber ifi schonk
oft geschildert 1rorden. hat doch ic;
ziemlich jeder, ver einmal »der
Bismarete« ein Glas Wein getrun
ten oder eine Jigarre getaucht hat«
ein Buch darüber geschrieben. Wennl
ich als Beitrag zur Sätularseierl
teg berühmten Etaatsnianneö michs
meine Erlebnisse an Bismarets gaftsi
licher Tafel zu schildern unterneh-!
ine, so mögen die immerhin etwas
eigenartigen Umstände, unter drnenl
ich Tischgast ve- Fiirften Bismarck"
gewesen bin, vie vielleicht an sich
überflüsng Bereicherung einer( oh
nehin schon überreichen Menschen
literatrrr einigermaßen entfchuldigen
Also: ei war im April 1883, als
ich, gelernter Seger und Sozialde
mokrat, ans Wanderichaft ging-Mir
lacht auch heute noch das Berg imj
Leibe vor Bergnsgern wenn» III
daran denke. Jung niid leben-steht
unt-, die ganze Welt essen! hatte ichl
doch ermittelt, das ich durchschnitt
lich fünfzehn Groschen tägliche Ein
nahmen so gut wie gewiß hatte. Ei
ne Mart gab es regelrechtej Reise
gelp von der Organisation Eine
weitere halbe start betarn man da
mals mit Leichtigkeit noch nebenher,
wenn man in den Drnckereien .Gott
grsc vie Knatt« sagte. Ab und:
In gab es dann noch einen tleinenl
Zuschuß aus der heimat. warm-H
hätte ich da nicht froh und guter»
Dis-g- ikiu pas-i (
Mitunter freilich ging es doch;
lnapp her ich wills nicht verschweb
gen, nämlich dann wenn man in«
den größeren Stadien nach Empsl
sang seiner Gelder ein wenig über
feine Verhältnisse gelebt hatte
Jch hatte zwei Reises-Wunden,
die sich auch dann zu helfen wuß
ten: sie gingen einst-ich fechten. Das
lag rnir nicht, und ich habe es auch
nie gelernt. Ein einziger VersuchJ
ten ich vor Jahr und Tag einmal
unternahm scheiterte kläglich. l
Der März 1884 beicherte uns- eine(
Anzahl wunderbarer Xefriilzlingsi
tage Unsere Berliner anzen hat-z
ten wir in den Thau eegruben geil
werfen und fchnmuchten unsere
Pfeifchen Wir debattierten lebhaft!
über hundert Dinge, stellten schließ-!
lich fest daß es inir unseren Fi
nanzen geradezu trostlos bestelltfei,
und schimpften dann tüchtig aus»
Bismant, der nun einmal nach un-.
ferer Ansicht an dernallgetneinen Unss
tsgliick in der seit schuld war. Wir
hatten Aeirn Kaiseeteinlen wieder
tun-im im- diesea Menschen is
jfner fortschrittlichen Zeitung gele-’
»Sie-nur« habt Jdr heute
morgen nicht gehört, wie der Aas-M
Mesgen erzödit hat, daß es aufdern
Visgesafrtckxchkn Gizt Brit inssder RI
e i a e e
alle Kunufzhandveki krick-J
gibt! Gehen wie hinl« o
Schwade Male.
»Ja, ich hakt gehört. Man muß
freilich zwei Stundegrøllmlprg hie-q
- u III M
will th iisqohert dafür-fasse If
u '
n Miste-nnd Siefanuw
. . eid tle se im.
Zwlaufesp egeioq åtundeiir u
eine sappe. nd dann lpis ich m
den sit es verbannt utchtil«
Lang-im Schließlich knar
schieden Mir- UUIKZQMM
au e
3W, m durch noch ein Pfeif
chen den Ipsetit zu vertreiben oder
vergeben-. Atti einmal standen
t(
vie nIn W. seit Itses et
entweder geradenni dern fernen Ziel
Izu. over links ob zu Bist-are- wo
spie würzißen Suppen dampften.äecl
Ebefnnd mich in einein schweren
wissenstontliit anderen
hatten vie Me Mit. Und wenn
ich auch noch o lnnt auf Bis
nmrel und feine Bettelsuppeschimpiij
te. schließlich Ist-met D wichen
nicht so ungern dein demokratischen
Prinzip des Mitgefnngen —- Mit
;gehangent«, nnd ging rnit. (
; Je mehr wir ans dem Gute niiif
herren, desto mehr stieg unser Apis
petit. Wir suchen uns nun aus-i
:zunmlen was et wohl geben würde.
Erbieni Lin eni Bohneni Und
wie viel S reiirve wohl auf
jeden tornnreni Wir erzählten uns;
zum toundfsvielten Male, was rnit-l
in der Dei-not nrn liebsten gegessen
hatten, und schwelgten irn voraus
in allerlei Genüssen, als wir end
lich vor dein Gut-l standen. Ein
iiesiger Köter (ichl e es den Vis
mnrck - Philologem zu untersuchen
ob es The-I war) sprang auf Uns
zu nnd heilte iiiechtertich. Ader toir
hatten schon untere Ertölnnngen ge
macht nnd wußten: Hunde, vie fo
hellen, beißen nicht.
Ein Knecht wies uns, ohne ein
Wort zu sagen, nach einer Türe.
Wir klopften an und traten dann
ohne weiteres in eine riesige Küche
ein. Eine mittrlalterliehe Mithin
mit ein paar Armen, die mir unge
heuren Respekt eintkiihten, wies uns
eine Bank an, aus der wir Maß neh
men sollten. Unsere Berliner leg
ten wir aus den ußboden.
Es gab Erbsen. Darüber konnte
nun iein Zweifel mehr bestehen.Va
siir hatten wir alle drei erdrohte
Nasen.- Das Wasser lies mir im
Munde zusammen in Vorausahi
nung dessen, was nun tommen soll
te. Mit wachsender Spannung fa
lJen wir den hantierungen der Kö
chin zu. Sie nahm ein großes
Strick getochten Speck, zerschniti ihn
in lleine Scheiben und wars dann
alles in einen Tons oon respektadlen
Dimensionen. Jeh tam mir vor wie
in einein Märchen. Was war das
siir ein Glück, wenn jeder einen 1Lal
chen Topf voll triegteL Mein a
gen stimmte mir beisällig tnurrend
zu.
Es sollte anders kommen. Die
Köchin schob mit den Füßen ein
dreibeiniges Gesielle in die Mitte
der Miche. stellte den Tons daraus
und gal- dann jedem von uns —
einen Lössel. Also foii Wir soll
ten zu dritt aus demselben Tons es
sen! Das war mir nun eigentlich
in meiner Prain noch nicht vorge
kommen. Ader alle esssteisenden
sedenlen knurrte mein asen euer
gisrh nieder. Jeh taucpte den Lösel
in den Poet und ladie mith. h,
wie das schmerktel Ort-sen und Speck
nach dreistiindigem Marsch an einem
stissen Märstage,-und dabei neun
zehn Jahre alt! seh sah aus inei
ne Kameraden und bemerkte mii
Vergnügen« daß es ihnen nithkrnins
der schmeckte.
Da aber —- zwifchen Lipp und
Löffeler lani das Verhängnis.
Während ich den Löffel wieder zum
Munde führte, warf ich einen Blick
nuf Hiinle, nnd es war rnir plöslich,
als hätte ich einen paarigen Kartof
felklofz irn halfe stecken. hsnles
Rufe hatte sich in eine Tropffteini
höhle verwandelt Jch ftiefz verzwei
felt Stean an, der fofort die Maul
fperre kriegte, nnd wirklich, wir fa,a
den nun, wie der Tropfen fiel —
mitten in Erbfen nnd Spec-!
Mit dem Tropfen fielen auch un
fere Löffel in den Topf, nnd mit
den Löffeln fielen Worte wie
»Schuft! -—— Schwein! —- Zwei
Stunden ilmwegt — Alles vorbei!
— hunger! —- Dreckiger Kerls«
Als Stefnn auch zu handgreif
lichieiten überging, hatte die As
chin wohl lein Jntereffe an der wei
teren Entwicklun der Begebenheiten
Sie riß die T re auf nnd fchrie
nach einem gewissen Krifchinsh Do
uns an neuen set nntfchaften in
Bimer haufe niåts gelegen war,
nahmen wir unfere erliner und so
gen ad.
Die Adrechnnng mit den Tropf
nafeniunden war war gen-feine.
oder seiindk . hätte nie e«
sandt, daß nige Löffel Eedfen ch
fofprt in folche Cemndtheit nnd
Kraft isme könnte-. kentirliss
hden wir uns ten dein ungebilde
ten Mesan fofort getrennt. Der
Iledeier poßte nicht in nnfere feine
cefeiifchaft
- sei sit-ean habe is dann nie
lwieder sefpeifi. Grundfiislich nicht«
- s- Rettendek Gebqntel
Joffte «Schllsnsnftenfolls fiel-reich
die Fremdenqu mä- staut-acht
Die muß doch flogen. Do in ihres
jseihen so viele Deutsche stehen« !
—- nus v» Zen. goes ke!
Mark von Ihren Schwein der Tüch
’ ef«
! est-km Du s- Mau m du«
hindenlmy meinee lasef «
Li- — sehenslichel Lob. »Nun.
» denn mein neues
Beinchen »Mka «
.D, Dei-n ich nue daran sent-,
läuft mit das Wasser im Mian st
smaenk ·
Æw ji«-. «
l
Von Iris Müller-. l
Ich sah im Rino. und es war wie-T
der der alle. fIY Mich. - ;
»Zum stets-n . feste jene-Ins links
von meinem Pia-K » · I
»Zum Entzücken«, logke eine rechts
sen sie. - - · - I
«Nun«. sagte ich begütigend nach!
links und wohl-, «es ist ehen ein(
Stück von ver dein Kriege Gleich
aber kommt laut Programm ein richsl
tiges Krieg-seine- I
Und dann knnc es wirklich. ,Ge-;
fanden in Ieindegland« wurde deri
Titel verheißungivoll auf die Lein-I
wand hingeschmissen und blieh vortz
so lange, hig der lesie Abt-Schild ims
Saal ihn herunkerhuchstnhiert hnkkeJ
Darauf stellten sich hie Haus-worinnen
vor; ein Wehen lächelnd nnd ein his
chen an M Iilnehonornr denkend.
kknh man sah. es nor ihnen selbst ein
kkenig peinlich Danach flimmerte
das herunter. die übliche Verlies-uns
mit dein Finger tun Mand; ,.Soll
ichf«-—— »Sol! ich nichki« No ja. sie
sollten also. Aber dann kam dni
ebenso übliche Donners-eiles- von ei
nem rnhiaien Baker-, det eine Reihe
Möhelikücke zulmnrnenichluz Die
Möbelikiitke waren vorher vorbereitet
Man sah es an einem Stuhl, der
schon zusammenkniekte, bevor des Va
ters Faust ihn trai· -—
Bis hierher also ivar alles scro
lich. Dann sehte der Krieg ein, der
echte Krieg. Und der Bräutigam war
natiirlieh bei den illanen nnd ritt
blendende Anslliiiungsrittn bestehend
aus einer· atemlosen Reihe sauber gu
sammengenöheer Abenteuer- Und das
Ganze war natürlich von einer billi
gen und durchsichtigen Kolvphoniumss
technit Aber weiß der Teusel es
packte dacht So gewaltig ist dteier
Krieg« dasz seiner Wassers Blitzen auch
den ansgernachten Schund noch ver
golden. «
Dann lom das Wiedersinden der
vom Vater oeriagten Geliebten Es
war alles sehr sauber auseinanderge
reiht und tlappte vorzüglich Und es
verschlug der Stimmung nichts, daß
das fortwährende ilegische adendliche
herumlaufen des Ulanessotsisziers
zwischen lanernden Feindestajonetten
vom snilitiirischen Standes-alt aus
Bleeh war. Denn ein normaler
Mensch mit dem hundertsten Teil des
Spiritus, der siir einen Ulanenossizier
verlangt wird, hätte das ganze aus
gebotene lauernde Uesindel sogar
während des Schnäuzens unsehloar
entdecken müssen. Dann hätte aber
natürlich das Stint nicht geilen-pi
Es tout sotoeit alles in der Ordnung.
nung
Daraus zog-der Ulanenossszier von
siebenundgtoonzig Gesohren umstellt.
die vons tiinoregisseur sorgsältig in
die linke Qrusttasehe des beiden ge
statte Photographie der armen Braut
hervor. Und es toar sofort tlor«
daß das « Original knapp vor dem
Kriege die Frau des nngeliebten stan
zösisehen Schlos- und Parkbesttzers
geworden sein mußte den wir vorher
unter den Darsteller-· im Bilde len
nrn gelernt hatten. Mußte. denn das
Kind verlangte et —! Der Ossizier
aber begann das Bild zu lüsim mit
Leidenschast, mit Sehnsucht, mit
Selbstvergessenheit, während die um
lauernden rothosigen Gefahren sich
immer dichter zufammenzogem Ei
war eben ein« .echter" Kriege
silm. . ·.
Als der llletnenettizier des Bild
zum dreiundviuzigsten Male ostenta
tiv im Rinotnondlicht getuszt hatte,
war meine Nachbarin zur Rechten ein
Pö:t. Nicht über die Küsse natürlich,
sondern weil ich angeblich: »Und -
uuaanh" gemacht hätte, wie ich später
ton ihr erfuhr. Nun bitte ich Lie:
Worum ist’s denn im Kino buntel,
wenn man nicht mal gähnen dars?
Und das Gähnen tonr uuch sonst
g-rechtsertt-1t. Denn ich tvuszts natür
lich seht densztvangstäusigen weiteren
Verlaus des Kinostuets aufs Haar
genau voraus- nrch enger würden bte
Gesahcen werden —- noch unulnnischer
der Gesichttausvruet des hetben —
und selbstverständlich würde ble— Hel
din ihn tm kritischsten Augenblicke
aus die unwaheschecnlichste Art der
Welt retten,«
«Ueth — uuuosnh . .«
Aber was wae denn hast
Der Ulonenksslzier hörte mit dem
blödsinntg sehntelzenben Photogra
phietilssen aut, bevor das regtsseurlieh
vorgeschriebene hundert voll war. . .?
Der Ulanenosstztee wandte sich gegen
has Publttune . . ·t Der Ulanenpssist
ztee konnte sprechen. . J
»Ich bitte un Entschqlbiquns«,
segte er, «aber ich habe jest vernünss
the-weise u schlnsem damit II und
die Wette mor n srllh beim
Zevq sind. wenn es st wied. und
euch M ateer Liebste betrtsst —- he,
Matte, Mit Ial wel«
Da lain It ecueh ehen ungeeleet und
srtss htnbee bern heute-.
.- und auch tue-I metne staut be
trtsst«, stehe der ( ier eetlseenb
tots· «ls Ist es Un tleMGIdM
nlcht ins Traume eins-stillem den
Abt-sinnigen Dattel von einein Pakt
besiier en heiratet, ten E porhtn
ver ähnegttseur vorgestetl t, sen
dern sie tst da, »m- deuts . Neuen
heute Wen sie case der
,
Arbeit. Und auch ich bin morgen da,
wo deutsche Männer heute kingediii
ren. bei nieiner Arbeit —- nnr gestat
ten sie vorber, das ich das dum
me, We Statistengesindel Utvei
M siinssig die Versen iiir die
FUM abenex das oen mir truslaus
ersidref eind markieren soll. ebensalls
i-. die LKisppe schicke — hebe-, meine
Auf den Büschen lroch ej rotbasig
nnd höchst nntrtegeriich heraus, be
dantre sich verlegen bei dem deutschen
Otsizier siir die geschenlte Arbeit und
PCIJOWT x
Dann wurde es ein wenig dnnlei
im Saal. woraus ein neuer Morgen
esss dem Film arsging.
Das war ein Morgens Ohne alle
Statisterei stieg der junge Tag in
den Saal und rnit ihm der Krieg.
Der echte Krieg, nicht der Jilsntrieg.
Aus erwachten Schiigengriiben gäbnte
das Grauen einer Sturrnnacht Ver
wundeie wurden durch den Morgen
nebel getragen. Einer riihte noch im
Sterben militeirisch. nrch die La
zarette ging der Jammer und die
Lasan Var einer Karte saß ein
General mit iiberniichtigem Gesicht.
Ein Regtment zog schwantend ein, es
war die ganze Nacht marschiert, mar
schiert. . . Und da war auch der Uta
nenossigier mit seinen Leuten. sie rit
ten teine glänzenden Attaaen mit Bü
gelsalten in den Hosen, sondern« sie
waren abgesessen nndarveiteter an
Schanzem Nicht sü- zwei Mart siinss
zig Pfennig die Person, sondern sites
Vaterland. Und iie waren ebenso
dreckig als guten Mutes.
Dann aber gab es doch einen An
grifs, einen vom Feind. Kugelsaaten
flogen über die Leinwand. Seine Ya
jeftiit, der Krieg, trat selbst ans. at
stopfte er tiber die Leinwand mit ei
nem entsetzlichen bezwingenden Ge
sicht. Und das Ro« subr mit waberni
den Fenersingern iibei die Leinwand
und schwoll aus, slaß über die Lein
wand, nnd fest —- Herrgott, was war
das? — stoß ed rot von der Lein
wand in einein Strome in den Saal
zwischen die Zuschauerrethen — und
der Krieg selber leiste sich schweigend
von der Leinwand, qicfz unb schauer
iich, und stieg herab zu einer erschau
ernden Menschen-steife im dunllen
Raume. . . ·
Da hatte mich jemand arn Aerme
gez-Ovid
·Was iii —- was ist benut« sagte
ich abwesend.
»Das Programm ist längst abge
srsiekelt," tnarrte der Kinodienm .Sie
diirsen biet nicht ichlaiem Vern«
Aue einer Berti-er Schöne-ge
Missetat-M
Verwenan sum Zeugen): »Am
Sie fiihlen sich durch den Ausdruck
Zeile, den der Angeklagte Ihnen
gegen-Eber angewendet hat, beleidigif«
Zeuge: ,Jawol-,sl. herr sinnge
richternt.«
Borsiienden Eimer-. Sie rnir den
Sian dieses Wortes erklären?«
Zeuge: »Aber Herr Amijgerichisi
rai, das weis doch jeder Dienfinmnm
was ein Faßte ist«
(Der Gerichtshof beste-liebt die
hineuziehnng eines in der Nähe des
Ger chisgebäudee postierirn Dienst
nmnnej als Sachverständigen. eEier
Sachverständige erscheint)
Bersisenden »Tieniinmnn, wissen
Sie, was ein Faßte isi?«
Dirnsimanm »Aber fett-iß. here
Jerichtshoss !'
Vorsicenderz »Dean erklären Sie
uns, bitte, das Wert-"
Dienstuntan Gch verlegen den Kopf
trauend): «Zntzte? mach einiger-. Ue
berlegen) Jn. herr Jerickrehcfi nat
’n richtiee Fasse ie, tset is ever 's
For-te durch nnd durch-X
--.-—
Iei- tettendk Gedanke.
-Dtei Wanderer lehren nn einem
heissen Sonnaernncknmtane its« ei
nem Torswittkhnuse ein. Sie lech
zen nach einem kühlen, erirnclxeneen
Teunle; aber was ihnen d:r Wiet
tretenzt, ist nintt nnd nbgestnnoem
Trotzdem wird es von den nahezu
oeesehnmchteten Ton-isten hinunterge
stiitzt. Wenn es doch nur ein tri
sched Glas gäbe. Pliiylich totnme dem
einen ein teltender Gedantr. Denn
ßen ans dem Hese arbeiten sechs
Maueeel Er össnet ein Fenster nnd
rast: »Geh-, Le te, wollt ihr nicht
ein Glas Bier t( ten?« —- »Ja
tpohl!« schallt ei sccktsstinnnig zurück
- »Nun, Heu Wirt —- teagen Sie
den Mannen sechs Glas Vier hin
aus, und dann bringen Sie uns noch
beeil«
Die Bestellung ist laum erfolgt, so
gilan der Wirt drei Gläser mit dem
gilgmten tritt-seligen Inhalt aus den
»Aber eest sollten doch die Mun
eer »Ach weis, die Kette
liinnen tnaetenz erst tpnunen die
Gäste!« .
— Ein Moderner. Ehe
snd ewige«
Sich schnitt Meine Witwen bei
der solltpith noch naß —- bedu
selt heimgekommen —- Genusses-el
len —- Unslitet setttsk
Hschede verlorene set-eitl«
Mut-ten- Mieter ee, einsac
»Wie ist Schneesturm Umi- se
W« z
-
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