Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 01, 1915, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntagsblatt des
Staats Anzetger und II set-old
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smnsisqe Inn-fass
Im Jahre 1911 prophezeit
« Jni Jahre 1911 erschien im Ver-s
lag der »Man-re Swialech de stan
zoiischen sozialistischen Zeischrist,
eine Broschüre-: »du knieen-, qui
vie-it« (,.Ter Krieg, der da
kamth von FraiieoisDelcaisim deni
Herausgeber der betreffenden Zeit
schrift. Die Broschüre ist damals
von der französischen Presse totge
sa wiegen wurdens hat anch sonst
nicht viel Aufmerksamkeit gesunden,
sie wird aber liente wieder lebendig.
denn war- die damalige stanzösische
Phantasie iiber den »Kann-Enden
Krieg« voranszgeselsen hat, ist znin
grossen Teil ini Sommer nnd Herbst
dess- Jahrets 1914 eingetreten
Tarnni diitste eine Angabe des we
sentlichen Inhalt-I der Schrift nicht
nninteressant sein. Es heißt da:
Von einein möglichen wahrschein
lichen Kriege zn sprechen, scheint ans
den ersten Blick eine Torheit Man
lnn nns so lange eingewiegt in
stiediertine Träume! lind doch:
Zwischen England nnd Deutschland
bereitet sich iman beachte-: geschrie
den im Mai llills ein snrchtdarer
dskien vor. Aus allen Punkten der
Welt messen- nnd bedrohen sich diei
beiden Gegner-. Es bereitet sich ein
Zusannnenstckz vor. mit dein vergli
clpen das entsetzliche Genie-set des
mssischssapanischen Kriege-J nnr eins
diinderspiel gewesen sein wird. l
tin-last satte einen segelten Ist-:
l. Deutschland durch ein Zhsleiuz
der linteute und von Biindniisen
eurzntreisem so daß es mitten in
Europa isoliert bleibe, ohne militii—
riiche oder finanzielle Hilfe in der
Stunde der Gefahr zu sindeu. So
sah man lWiz Ednard Vll. sich
Frankreich nähern und mit unseren
ziiuanzleuteu die Bande der Enteiite
anluupieih während er ihnen Ma
iollo überließ, welch lehteree, ne
lsenhei gesagt, ihm nicht gehörte.
Bald nachher orrsöhute er sich mit
dein russischen Zaren vermittelst ei·
arger Konsessisnen in Persien und
un Baltan Er oersuchtr, Italien
ans dein Treibunde zu entfernen,
indem er ihm Alvanirn anbot. Er
sachte bei den Ungarn die alte Ab
neigung gegen die Deutschen an.
Mit seinem Gelde und mit seinen
Ratschläge-i war er den Jungtiirten
hel)ililich, um den zu sehr mit Wil
helm ll. bestenndeten Abdul Hamid
Zu iuirzem und bald sah man den
;;eitpiiiilt lonuuen, wo Deutschland,
ganz oou seindlichen Mächte-n um
ziehet-, allein seinen Feinden gegen
ulseriiehen will-de
L. Gleichzeitig unternahm man in
England gewaltiges Riisuuigein Die
englischen Ingenieure erbauteu die
ersten Dreadiioiiglsts. Dann wurden
alle größeren Panzerschisse, die his
dahin in allen Meeren stationiert
gewesen waren, um das Reich, »in
dein die Sonne nicht untergeht", zu
seliihein zuriickgerusen und in den
Ziriegshiisen des Mutterlandes lon
zentriert Die niaritime Basis wurd
gelindert Friiher war sie iu Plu
inouth, Frankreich gegenüber, dein
Feind von Jahrhunderten Heute ist
sie iu Tover nnd in Roshth(Schotti
l..uid), um den Zugang in die Nards
see zu überwachen, im Norden und
Süden, beides gegen Deutschland
gerichtet.
Selbstverständlich sind angesichts
einer solchen Drohung die Deutschen
» nicht untätig geblieben Dreißig
AJahre lang hatten sie in dem Ge
danken gelebt, dass nur Frankreich
oder Russland sie angreisen könne
uud sie hattest sieh daraus beschränkt
ihr Landheer zu ver-störten. Plöhlich
gab der Kaiser densillarinrus aus.
1698 spricht er das beriihnite Wort
aus: »Unsere Zukunft liegt aus dem
Wasser-»
Ecke sei-s wird ein dunkelm-ie- sein.
Deshalb wird nmn zukiickgreisen
zu dem alten Bei-sausen der Kaperei
·i«ud der Kontinentalsperre
Selbst nach dei- Ansicht der eng
lischen Admiralität ist das Ziel des
kienstigen Kriequ die Absperrung
der deutschen Bösen, die Wegnahme!
der deutschen Handel-flatte, um die»
Versen-gnug der deutschen Jud-eilen
nnd Wiefuhr der deutschen Waren
zu verhindert-. Es ist eine Art von
sinntinentalsperre, die wir wieder
eeleben werden, wie zur Zeit des
großen Kann-see Napeleons l.
Es gibt zwei Häseiu welche in
dein deutschen Bietschastsleben eine
sest ebenso wichtige Rolle spielen
wie Arennsn und Hamban Das ist
Rotte-dont nnd besonders
Ismene-.
Annvekpen an dein breiten Schel-A
deitkoni ist Essen viel näher als
ice-nen. lieber Antweepem über die
belgischen Eisenbahnen nnd Kaniile
bezieht die theinische Industrie zum
großen Teile iiire Rot-steife Aus
diesen Wegen siihrt sie in die ganze
Welt den greinen Teil ihrer Eis-!
zengnisse ane. Auch ist Antwerpen
ein großes Zwischenlager siik die
deutsche Jndnstrie geworden Wirt
schaftlich gesprochen ist es eine deut
sche Stadt. Indessen politisch ist es
eine fremde Stadt. Es liegt in Bel
giein
Belgien ist, wie man weiß, ein«
nentrnles Land. Durch einen Bek
tcag haben sich die Nachbarstaaten
verpflichten im Kriegssfalle sein Ter
titorintn zn respektieren. Das ist
siir England eine erhebliche Schwie
rigkeit, denn es ist siik England nn
etliiszlich, Antwewen zu verschließen
es kann nicht nach Antwerpen ein
dringen, ohne die Verträge zn ver
leiten Damit England iiber Deutsch
lund trinnu)l)iere, ninsz Antwetpen
verschlossen werden; damit Deutsch
lond widerstehen könne, ninsz Ant
nsernen offen bleiben. Fiir beide ist
ed eine Lebensfrage
Also: in der Umgebung von Mut-s
werben wird sich dass Schicksal beiderl
Reiche entscheiden. Jn den belgischeir
Ebenen wird zwischen den beideni
groszen industriellen Nationen nin’
die wirtschastiiche Herrschaft iiberz
die Alte Welt gestellten werden.
Alter, wird nian sagen, wenn Eng
land nnd Deutschland durchaus
strieg siilsren wollen, mögen sie ess
tan! Wir brauchen uns nicht hin
enizniuischenx bleiben wir neutrali
Das ist ein weiser Zchliisi! Unglück
ticherweisefuichj leicht auezusiihrem
denn England braucht unser Heer.
Das ist das Geheimnis der chanvis
nistischen Aufregung, die die zu
allein bereite Presse augenblicklich
cniacht Das ist nur derIlnsang
un Grund mebr, kaltbliitig die
Lage zu betrachten.
Wie ich dargelegt habe, wird
England, uni die deutsche Industrie
auszuhungern, unbedingt Entwer
pen zu Lande erobern müssen. Aber
damit ändert sich die Art der Ope
rationen. An Stelle der Seeblockade
stritt-der Landfrieg
Ernst-ad Ins-I Trupp-a in selsten
; landes.
i
Diese Trutsven uiiisseu dein preu
szischen Heer den Weg versperren
und es aus den Nin-in oder aus die
Maas zuriickwerfeir Deshalb bat
Herd Kitchenen der grosse englische
General, den beriilnnten Ausspruch
’i,"ctan:
»Die Grenze des britischen
Reiche-«- in Europa ist nicht die
Meerenge von Galan-Z es ist die
Maasslinie.«
s Ein eigentümlicher Ausspruch,
be- ze ·,gt wie inan die belgisch
Meutra itiit achten will.
i Aber niit welchen Trupven wird
England diese Grenzen besetzeM
iDariiber ist das Londoner Kabinett
jetrlegein Bekanntlich gibt es in
England keine allgemeine Wehr
pflicht Allein in Europa bat Eng
land es verniieden, seinen Unter
tanen die schwere Last einer »be
wassneten Nation« auszulegen. Aber
.troc alledem niiissen die Englander
l
i
Irnvben haben, um Betgien zu be
srtsen und die Preußen aus die
Maas zuriickzulverseir Und da sie
feine Trupven in ibrein Lande san
tsen, dachten sie an Frankreich. Sie
haben sich gesagt: »Es fehlt uns an
Soldaten, aber Frankreich bat wel
che. Dort jenseits der Meerenge von
dalais stelst eine zahlreiche-, gut
ausgebildete, gut ausgerüstete Ar
niee, eine Armee, die imstande ist,
Idin Deutschen gege«niiber standzulsals
i..t«-n Wenn man ihnen nur die aros
»sien Worte von nationalat Ehre-, non
Jiilieriviegenden Interessen des Va
terlandes nnd der Zivilisation
sonifliert, werden sie los-gehen Ver
suchen wir, die französische Armee
zn belonnnen Das wird nicht sehr
sie-wer sein. Die sranzösische Deine
lratie ist nnr eine Dekoration Jn
Wirklichkeit wird jenes Volk be
herrscht durch eine kleine Zahl von
Finanzienten nnd Großindustriellen,
m deren Händen sich die Presse nnd
die Polititer befinden. Ver-handeln
wir niit diesen Leuten. Versprechen
wir ihnen einige gewichtige Kriegs
anleihen, bei denen ihre Bauten
tsichtige Kaniniissionsnelder erhalten
werdens verpslichten wir uns, daß
sie einige Eisenbahnausträge in der
Tiirkei erhalten nnd einige bedeu
tende Unternelnnnnqen in Shrien,«
in Aethiapien nnd Mai-allo. Und siir
einige Millionen werden sie nns das
stanzösische Heer vertausen«
Man macht sich in England keine
Illusion .iiber unsere inilitiirische
Leistungsfähigkeit: man vermutet
wohl, dass wir in den belgischen Ge
silden geschlagen nnd dort vielleicht
ein zweites Waterloo finden wer
den. Tiber wir werden Deutschland
s
gezwungen haben, gleichzeitig die’
Kosten eine-S doppelten Krieges ans
kser See nnd ans dem Lande zu be-«
streiten. Wir werden es gezwungen
haben, ein oder zwei Milliarden siir
sein Landlzeer auszugeben, statt da
mit seine Panzerschisse zu reparie
reu oder zu ersehen. Und wie Lud
wig XIV. sagte, hängt der Sieg
von dein letzten Silberstiick ab. Der
Kaiser, durch seine Anstrengungen
ans dein Kontinent erschöpft, ohne
stapitaliem uni seine Flotte wieder
instand zu sehen, wird zur Kapitus
lation gezwungen werden. Das wird
der Triumph Georgs V. sein. Wohl
wird Frankreich höchstwahrscheinlich
teilweise besent, beraubt nnd siir
une ganze Generation niit einer un
geljenereu Kriegsrutschädignug be
lastet sein; aber England wird seinen
Rivaleu besiegt haben. Nachdem
Deutschland besiegt nnd Frankreich
geschwiicht ist, wird es seine unbe
dingte lieberlegeuheit ans der Welts
wieder erobert nnd verstärkt haben«
So sielit die Gefahr einer AambinaJ
non aus, welche die Enteute Cor-«
diale -—-« etwas- sliartreiflicheö —- uni
wandeln will in ein militärischeo
Bündnis —- etwas Gefährliche-3.
Deutschland liat kein Interesse dar
un, niit nnsJ Krieg zu siiliren Hu
ben wir unsererseits ein Interesse
daran, nnsLJ mit seinem Gegner zu
verbiiuden, nni es anzngreiseM «
Wenn erst in Frankreich der Ge
danke einer ,,dentschen Gefahr« ge
niigend Wurzel gefaßt hat, dann
werden an einein schönen Abend die
englischen Panzerschisse mit Voll
damps nach Vlissingen fahren. Zur
selben Stunde, oder fast zur selben
Zeit werden die preußischen Re
gimenter in Schnellziigen von Aa
eben nach Antwerpen fahren. Sosort
wird, wie iiblich, die sranzösiche Ue
gierung alle Depeschen, alle Briefe
welche die Bewegungen der krieg
fihrenden Truppen melden könnten,
anhalten. Dann wird eine ossizielle
Notiz der Presse mitgeteilt. Am
nächsten Tag werden in allen Zei
tungen in handbreiten Buchstaben
’die Worte erscheinen: Die belgixche
Remralstät ist besteht. Die Unless-.
sche Armee marschiert ans Lille. -
Bei dieser furchtbaren, durch Mil
lionen von Preszstimmen wiederhol
ten Nachricht wird der Bauer, der
kleine patriotische Bürger- schlecht
nnterrichtete Arbeiter sich zum Heer
stellen. Ohne ihnen Zeit zur Ueber
legung zu· lassen, wird man sie in
Viehwagen nach den belgischen Ge
filden führen. Die in ihrem Marsche
ans Antwerpen behinderte deutsche
Armee wird iiber sie herfallen.
Und so wird durch die List eirsr
kleinen Gruppe von Finanzlenten
und Diplocnaten ein großes Volk in
einen Krieg verwickelt werden, den
ek- nicht gewollt hat.
Nicht alles-, was iiber den »kom
menden Krieg« gesagt tvordeu, ist
Tatsache geworden. Der Kaiser ist
nicht zur Kapitulatiou gezwungen,
die englischen Panzerschisfe sind
nicht nach Vlissingen gefahren,
Georg V. hat den Triumph, welcher
ihm vorausgesagt, nicht errungen,
Deutschland ist nicht besiegt worden.
cAber die Vorbedingnngen dieses
Völkerkriegess sind damals, vor vier
Jahren bereits, richtig angegeben
werdeii.·2luch was iiber die belgis
sche Frage und besonders iiber den
doppelten Plan Englands gegen
Deutschland gesagt worden ist, das
hat sich verwirklicht Und Frankreich
selbst beginnt sich in Bedriingnis der
Gegenwart nnd der Sorge um die
Zukunft die Erkenntnis abzuringein
daß es an England verkauft worden
ist.
l - - ,
fieige englische Jeschuldis
Hauses.
Die Engländer haben bei ihrem
Vorgehen gegen deutsche Untersu
»bootsgefangene die ganze Brntalität
Ihrer Krämetseele enthüllt und zeigen
nun den traurigen Mut, zu behaup
ten, daß auch deutsche Mannfchaften
zsintenden englischen Schiffen keine
Hilfe gebracht hätten, trotzdem sie da
’zu imstande gewesen wären. Jn der
Zurückweifung dieser feigen Beschuls
digungen wurde auf Briefe der Gra
sen Spee aus der Seeschlacht bei Co
tonel hingewiesen, die in folgendem
veröffentlicht werden:
Die Dunlelheit brach herein, die
Entfernung hatte ich zuerst verrin
gert bis auf 4600 Meter-, dann
drehte ich so weit, daß sie langfam
wieder zunahm. Es wurde weiter
gefeuert nach den nur durch die’
Briinde erkennbaren Schiffe und, als?
die Geschitzfiihrer nicht mehr zielen
konnten, abgehiochen. Das Schieszen
tes Gegner-s hatte aufgehört. Jch
befahl den kleinen Kreuzerm die Ber
solgung auszunehmen; da der Gegner
aber, wie es schien, nun die Brände
gelöscht hatte, war nicht-— zu sehen,
und das Herumfahren um die gegne
rifche Linie, um sie in günstige Be
leuchtung zu bekommen, fiihrte nicht
mehr zum Zusammentreffen Der
Artillerietampf hatte c·2 Minuten ge
dauert. Um etwa 8 Uhr 40 Min auf
dem Nordwestiurse beobachtete ich vor
aus auf sehr große Entfernung, ge
tchäßt etwa 10 Seemeilen, Artillerie
feuer Jch hielt darauf zu, um zu
helfen, falls nötig Es war die
»Nitrnberg« , die vorher nicht mehr
den Anschluß hatte finden können,
nun auf die fliehende »Monmouih«
gestoßen war, die, wie sie meldete,
mit ftatier Schlagfeite nach Steuer
bord vorgefunden wurde. »Mir-n
lderg« ging dicht heran, und gab ihr
den Rest durch Seschiitzfeuer. »Man
mouth"f ienierte und ging unter. Lei
tser verbot die schwere See die Ret
tungsarbeit, neben dein Umstand, daß
,,Niirnberg" glaubte, »Good vae« «
cer Nähe zu sehen, was wohl eine
Täuschung war. cie wird die gro
ficn Kreuzer aus große Entfernung
im Mondlicht dafiir angesehen haben.
Ich weiß nicht« was aus .,Good hope«
geworden ist; Leutnaut G» der Zeit
zu Beobachtungen hatte, meinte, er;
lsabe erkannt, daß auch sie stattez
Schlagseite bekommen habe, und wenn’
.ch mir das Bild in Erinnerung rufep
halte ich es wohl für möglich, glaubte
cber, es sei eine Folge der Schiffs
bewegungen in der schweren See. Es
ist möglich, daß auch sie untergegans
gen ist tampfunfiihiq war sie wohl
,,Glasgow«« war kaum zu sehen, sie
soll auch einige Treffer bekommen
haben, ist meines Erachtens aber ent
tommen. So haben wir auf der
ganzen Seite gesiegt, nnd ich danke
Gott dafür. Wir sind in geradezu
wunderbarer Weise geschützt worden,
trir haben keinen Verlust zu bekla
gen. Einige leichte Verwundungen
tamen auf »Gneisen.in« vor. Die
tkeinen Kreuzer wurden überhaupt
nicht getroffen. Die Trefser, die
»Scharnhorst« und »Gneisenau« er
hielten, haben so gut wie keinen Scha
den angerichtet. Eine Its-Zentimeter
Granate fand sich in einem hellgatt
der «Scharnhorst'« vor; sie hatte die
Bordwand durchschlagen, dann aller
lei Unfug und Zerstörung unten ver
ursacht, war glücklicherweise nicht tre«
viert, und lag nun als Gruß da.
Ein Schornstein war getroffen, aber
nicht so, dasz er seinem Zwecke nicht
mehr dienen tonnte. Aehnliche Klei
nigkeiten passierten auf Gneisenau. Jch
weiß nicht, welche vielleicht unglück
lichen Umstände beim Gegner vorgele
gen haben, die ihm jeden Erfolg ge
nommen haben. Die Begeisternng un
serer braven Leute ist ungeheuer-, ihr-:
Siegeszuversicht lonnte ich oft beob
achten. Besonders gefreut hat es
mich, daß auch »Nürnberg", die ohne
Schuld von der Schlacht ferngeblie
ben, doch noch schließlich zum Erfolg
beitragen tonnte. Wenn ,.Good vae«
entkommen ist, muß sie meines Er
achtens wegen ihrer Beschädigungen
einen chilenischen Hafen anlaufen; um
das festzustellen, will ich morgen mit
,,Gneisenau« nnd »Nürnberg« Val
Paraiso anlanfen und sehen, ob »Good
vae« nicht von den Chilenen abge
,riiftet werden kann. Damit bin ich
zwei ftarke Gegner los.
J Graf Spec wußte demnach vom
Untergang der »t)tood Hope'« am Tage
nach der SeesclIlacht noch nichts. Ueber
das Eingreifen des Kreuzers »Nürn
lderg'« in den Kampf berichtet der
Sohn des Adkiiirals, Leutnant zur
See Graf Otto v. Spee, am Z. No
vember. Danach war der Kreuzer
»Niiriiberg" nach dem Hafen von
Coronel zu Beobachtungsztvecken ent
sandt worden nnd kam fiir die ei
gentliche Schlacht zu spät zurück. Er
sah nur aus der Ferne die »Explo
sion« an Bord der »Goov Hope«. Jn
fseinem Briese heißt es:
Gegen 7153 lllir beobachteten wir die
tehten Schüsse. Dann sahen wir
lnichts mehr. Etwa uin 5 Uhr 5
;Minuten sichrete der Augguck an
fSteuerbord eine Nauchwolke, aus die
wir sofort zudrehten. Zuerst schien
ste näher zu kommen, dann aber lief
das betreffende Fahrzeug offenbar
sehr schnell vor uns weg; denn ob
wohl wir 21 Zeenreilen machten, der
schwand es schnell in der Dunkelheit.
Schon während der Jagd hatten wir
abermals an Stenerhord einen Kreu
zer gesichtet, der ähnlich «Leipzig«
oder «Emden« aussah und mit uns in
etwa zwei Seenieilen Abstand auf pa
rallelem Kurse lief, dann aber aus
uns drehte. Als uns der Kerl vor
uns weglief, drehten wir auf den
zweiten und fanden die schwer beschä
digte »Monmonth" vor. Sie hatte
etwa 10 Grad Schlagseite nach B. V.
Auch schien rnittschist große Dampf
gefahr zu sein. Alt wir näher ta
men, legte er sich noch mehr über, so
daß er die Geschühe auf der uns
ugetehrten Seite nicht mehr brauchen
printe. Auf kurze Entfernung er
öffneten wir das Feuer. Mir war
es schrecklich, auf den armen Kerl
Panzerkreuzer, die auch den fliehen
.l-en Feind suchten. Wir bildeten eine
"Aufkliirungslinie, doch fanden wir
schießen zu müssen, der sich nicht
mehr wehren konnte. Aber die Flagge
wehte nochOmd auch eine Feuerpause
von mehreren Minuten, die wir mach
ten, benuyte er nicht-um sie nieder
zuholen. So fuhren wir noch einen
Anlauf nnd brachten ihn durch Ar
tilleriefener zum Kentern. Das Schiff
versank mit wehenden Flaggen, und
keinen Mann konnten wir retten, ein
mal wegen der hohen See, die das
Aussehen eines Bootes unmöglich
machte, dann aber auch, weil neue
Rauchwolken gemeldet wurden, die,
wie wir hofften, neue Feinde wären,
und auf die wir zuhilten.« Freilich
nnd auf die wir zuhielten Freilich
waren es dann schließlich nur unsere
leider keinen mehr. ,,Good vae«
war vorn und achtekn brennend aus
Sichl gelommen und war auch der
jenige gewesen, auf dem wir die Ex
plosion beobachtet hatten; sie hatte
mittschifsz ftatigefundem »Glasgow«
hatte einige Tresser erhalten von
,.Leipzig« nnd ,,Dresden«, war aber
offenbar nur leicht beschädigt. Viel-s
leicht war es der von uns-.- zuerst ge
sagte Kreuzer.
Unsere Beschädignngen waren no-«
minal; Verluste hatten wir iiberhaupt’
leine, weder Tote noch Verwuiidete.;
Die kleinen Kreuzer hatten überhaupt
teine Treffen die großen. glaube ich,
drei; davon trsar einer vom Vanzers
auf der ,,Gneisenan" .ibgeprallt, eineri
trat, oyne Versaer einzurichten, ganz
corne durch das Vorderdeck gegangen.
und einer hatte im achteten Bniieries
keck zwei Vetpnckungsiasten in Brand
gesetz-L Ferner steckte bei ,,Schntn·j
hoksi« in der Bordwnnd beim Bug
ein Sprengstiick
Diesen Sieg haben wie iibet einen
cnsangs durchaus nicht nriillerisiisch
unterlegenen Gegner ersochien. Das
ist besonders schön, dusz es die Män
ner waren, und nicht die maierielie
Her-nacht
Yie Mutter.
Stiere von Illiia Durst-Hahn
Es war ein wunderbarer Som
tnermorgen.
Die Sonne war eben aufgegangen
und warf ihre ersten Strahlen auf
Blumen und Blätter-, ans denen noch
in gliszernden Tropfen der Tau lag.
Ain stahlblauen Himmel zogen ro
senrote Wölkchen, und die Luft wars
erfüllt dont Dust der Rosen nndl
Bellen
Die verwitwete Frau Oberamt
mann Wegener saß an dem geöffne
ten Fenster ihres Zimniers und blick
te in den Garten hinaus-. Sie sah
aber nichts von der Pracht und Fülle
der Blumen, die in allen Farbenj
glühten; sie sah nicht den Tau, der
wie schwininiende Diamanten auf
Blatt und Blüte verstreut lag. Jhre
Blicke schienen ins Ungewisse zu ge
hen, und unruhig fuhren die Hände
iiiher die schwarzfeidene Schürze.
i Fieberhafte Unruhe war in ihr,
jseit der Krieg erklärt worden war.s
Auch heute hatten Erregung und ErstL
wartung sie aus dem Bett getrieben
an ihren Liedliiigsplasz. Hier saß sie
Hseii Wochen vom sriihen Morgen Zis.
»zum Abend. Kaum, das; sie sich Zeit?
jnahni, die Mahlzeiten einzuhalten
iVon ihren-. Platz aus tonnte sie die
IGartentiir übersehen; leine Minute
swollte sie verlieren, wenn diese Türe
Jsich öffnete, um ihren Sohn, an dein
Iihr Herz mit ntiitierlicher Zärtlich
sleit hing, durchzulassen. Er mußte
Honnnety heute... niorgen... Er
fhatte es ihr sest versprochen, als er
die Heimat verließ, daß er zurück
tlehren würde, weint das Vaterland
ihn brauche. Sie hatte sein Wort,
und daran tlaminerte sich ihre Hoff
nung... ihr Wunsch. Der Augenblick
war gekommen, wo das Vaterland
ljeden Arm brauchte. Von allen Sei
ten war es vom Feinde bedrängt,
innd die Runde davon war iiber’s»
sMeer geeilt, zu ihm, der seit Jahrens
jin San Franziseo lebte, und der;
Ruf des Königs, der seine Unterta-»
nen zur Fahne rief, mußte auch bis
zu ihm gedrungen fein. Mochten die
anderen reden, so viel sie wollten,
daß er nicht lonnnen könne« dah er
festgehalten worden wäre, sie wußte
es besser; er lam, er mußte kommen,
sie fühlte es. Jn Gedanken begleitete
sie ihren großen Jungen, wie sie ihn
noch immer nannte, auf der gefahr
vollen Reife. Die Gewißheit, daß er
tommen würde, war in den lehten
Tagen ein wenig gesunlen, und ein
Gefühl der Angst, der Betlemmung,
vermischt mit fieberhafier Unruhe.
hatte sich ihrer bemächtigt. Er hätte
längst hier sein müssen... Wenn er
ein anderer geworden wäre dort drit
ben; wenn er sein Wort, das er ihr
und seinem Vater gegeben, vergessentl
...Wenn der Ruf des Königs keinen
Widerhall in feinem Herzen erweckte?
Sie sah ihn wieder vor sich, als
er Abschied von ihr nahm. Er hatte
laum sein Jahr abgedient. da trieb
es ihn in die Ferne, ein Jüngling
noch, aber stolz und aufrecht, mit
dem festen Willen, den Namen seiner
Familie wieder zu Glanz und Reich
tum zu bringen. Tief seufzte sie bei
diesem Gedanken auf. Zwölf Jahre
waren seitdem vergangen, zwölf lan
ge Jahre, in denen sie sich in Sehn
sucht nach ihm verzehrt hatte und alt
und grau geworden war. Und das
Glück war für ihren Sohn auch drü
ben nicht gekommen; er war dont
Glück vergessen worden, wie so viele
andere. Alle Hoffnung hatte sie·iicuf
gegeben, ihn vor ihrem Tode noch
einmal wiederzusehen; und dann
war der Krieg ausgebrochen...und
mit ihm die Möglichkeit, die Hoff
nung auf ein Wiedersehen. Wenn er
nur käme. -—— Ihn noch einmal in
ihre Arme schließen, bevor sie die
weite Reife antrat, von der keine
Rückkehr möglich ist, ihn segnen, be
vor er in den Krieg zog« um die ge
liebte Scholle zu verteidigen, für das
Vaterland zu kämpfen... und viel
leicht.«zu sterben...
Sie schreckte aus ihren Gedanken
aus; es war ihr, als hätte die Gar
tentiir gelnarrt. Aber sie mußte lich
wohl geirrt haben. denn alles blieb
still, tein Laut ließ sich vernehmen.
Miihsam erhob sie sich ans ihrem
Lehnstuhl und trat an den kleinen
Eckschranls auf dem das Bild ihres
)Sohnes stand, Sie blickte in ein ern
-ste3, sonnverbranntes Antlitz, das ihr
fremd vorkam Und doch war es die
selbe hohe Stirn, dieselbe gerade, fei
ne Nase. Jn den tiefen, stahlgrauen
Augen lag es wie Sonnenschein
Diese Augen waren dieselben; sie
hatten sich nicht verandert. Aber
zwölf Jahre sind eine lange Zeit.
Dennoch wilrde sie ihn unter tausend
l anderen wiederertennen . · .
Wie lange sie so gestanden hatte-,
sie wußte es nicht. Es war ihr mit
einein Male, als höre sie seine Stun
Ine, seine geliebte Stimme, deren
Klang sce nie vergessen hatte. Erregts
wischte sie sich über die Stirn, machte
oder träumte sie? Jhr Herz begann
ungeslüm zu klopfen, so daß sie wie
körperlichen Schmerz dadurch emp
fand· Sie blickte ängstlich, wie suchend
nni sich, unfähig, sich zu rühren, sich
an den Schrank stützend, um nicht
umzusinlen, die Augen voller Er
wartung auf die Tür gerichtet. Aber
nichts rührte sich, alles blieb still. —
Die alte Dame fühlte, wie ihr
Herz aussetztez mühsam ging sie wie
der an ihren Platz und sanl ermattet
in ihren Lehnstuhl zurück...
« lind die Tage vergingen. Nachrich
ten iiber die Siege der Deutschen ta
men ins Haus, aber kein Lebenszei
chen von ihiem Sohn...
Und dann kam ein Morgen, an
dem sie wie gewöhnlich am Fenster
saß, aber ruhiger, gefaßter als sonst,
ja fast heiter. Zur gewohnten Stunde
lani die Post; eilig durchsah sie die
itldressetn nein, von ihrem Sohn war
nichts darunter. Aber ein Brief fiel
ihr auf, die Handschrift war ihr un
bekannt. Uiustiindlich setzte sie die
Brille auf nnd öffnete den Uinfchlag.
Sie las: »Verehrte. gnädige Frau!
Ihr Sohn, der wie ein Held gelämpft
und mit dem Eisernen Kreuz aus
gezeichnet wurde, beauftragt mich,
Ihnen seine letzten Grüße zu sen
den.·Er starb den Heldentod auf dem
Felde der Ehre. Seine letzten Gedan
ten waren bei Jhneu, und die letzten
Worte waren an Sie gerichtet: Nicht
trauern, Mutter, nicht weinen! Es
ist süß und ehrenvoll, für das Vater
land zu sterben!«
tir war also doch heiuigelehrt.
Zwölf Jahre des Kampfes und der
Sorge im» fremden Lande hatten
nicht vermocht, das Gefühl der Treue
und Vaterlandsliebe, dessen Keim sie
schon in zartefter Jugend in sein
Herz gepflanzt, zu ersticken, und sie
war Gott dankbar dafür!... Auch
sie hatte ihr Liebstes auf dein Altar
der Vaterlandsliebe geopfert; es
blieb ihr nichts mehr zu tun übrig.
Und heiß begannen ihre Tränen
zu fließen, und leise flüsterte sie:
»Mein Sohn, mein heißgeliebter
Sohn!«
Dann wurde es still im Zimmer.
ganz still.
Das greife haupt neigte sich tiefer
über das Blatt, das sie in der fFand
hielt.« Sie war ihrem Sohne ge olgt
in das Land, aus dein es keine Rück
kehr gibt....
—- Aus Westfalem Bauer
fzn seinem Ortsgeistlichen): »Jau,
jun, dat mot icl feggem ick segg üönxeri
all »Du« to, bloß to di nich, Här
Pastot!«
—- Verwiinschung. Handeln
soll ek müssen mit Jnseltenpulvet,
und wenn er sich abends nieder-legt,
soll ers nicht finden.
U