Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 07, 1915, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntagsblatt des
Staats -4«’xnzeigerc und J cerold.
Gm sit-Jst MvN ,Frc umzus
III Uns-II Iei- Ins-sum
Von der obersten Heeresleitunq be
kam ich die Erlaubnis, eine Reif
Ihm- Beqleitnnq in die Tiefe des sk
gonnenwaldes antreten zu dürfen, in
jene Teile dieses riesigen Weiblein
Pleres, die von Zivilbewohnern wohl
mich nicht betreten wurden, nnd wo
damals sehr starke Kämpfe stattfan
den. Mittwoch, den 6. Januar-, nach
mittoqg, verließ ich das Honptqnoks
tin nnd begab mich zum Obercoins
nmndo der Armee, der die in den Ar
gonnen fechtenden Truppen unter
stellt find. Donnerstag morgen gina
ich weiter, nnd inittogs ist-reichte ich
den ingenberiibmten Wald der Ar
nnninsn Die bisher banmloie, biiacs
link- Elsenc hört oni nnd ich stehe mn
Rand-: des dichten Waldes. Bereits
von fern hörte ich ieichten Kanonen
donnisr lieriitierichalleih der immer
deutlicher wurde, je weiter ich ini
Walde iiordriing, nnd es war schon
muss dunkel, ole ich bei dem Brigades
sinds-. dem ich iiir die Zeit meines
Llniisnilioltes iin Amonnenwnldo zu
mstcitt wor, anlangte- Ecs war ein
itnqlnnblich entsetzlicher Weg: iibrr
Ermüdung zn sprechen wäre lächer
licii. nnd ich erwähne dirs mir darinn,
weit niir bei zinriicklegnim desi- Weges
so recht klar wurde, welche riefenkioite
Schwierigkeiten die Deutschen liier zu
liezitdiltiaen hatten Ob zu Pferd, ob
zu Fuß, man inni- ieine letzten Kräfte
dmnietzen, nin tiin durchziifoninien
Was hoben die Leute hier onsznlinb
ten, die seit frei Monaten oni diesen
Wem-n vomärtssmslieih immer sieg
reich! «
Das lang ersehnte Ziel meiner
Wanderung war endlich erreicht, ich
kaut nor dein linterstand des Vrigades
lonnnandenrs an. Drei Erditnsen
fuhren in eine Höhn-, die ungefähr R
Inn ties ist. Die ganze Anlage iit
von Piettiereu qeschniien worden« iie
haben die Höhle 10 Fuss breit, ll
Fnii lang nnd —- wie bereite gesagt
s-— R Fuss tief ans-gehoben Damit
wurden die Wände innen tnit starken
Eictienbalten ringen-n abgestiint. inn
so dein Erdboden einen soliden Halt
zu neben. Tast- Dach wurde ebenfalls
ausk- itarten Ballen hergestellt nnd
init einer dicken Erdanilage versehen.
Uni den Ablauf des; Grundtoaiiers zu
sichern, wurde dein Fußboden etwas
Fall gegeben und außerdem Watte-·
abliinse int Erdboden angelegt, die
sämtlich in ein Waiierloch in einer
Ecke nninden Dieses Wasserloch ist
tnit einein Deckel versehen nnd wird
alle Tage auggeichönit Den Fußbo
den hat inan ebenfalls durch aufge
legte Bretter gefertigt, lo das: er nicht
immer feucht ist Aus die Bretter hat
man dann noch eine dicke Strohschicht
ausgetragen, die Wände tnit Teppi
chen bekleidet, dac- Tageslicht dringt
durch ein kleines Fensterchen
an der einen Zeitenwand nnd
durch eine Glas-nie Die Ansstattnng
besteht ans einein Vett, einem Pol
sieriinhl, einein Tisch, einigen Stüh·
len, einer Vani, einigen an der Wand
hängenden Negalen Als Beleuchtung
i
dient eine an der Decke angebrachte
Petroleutnlampe, die man herunter
ziehen kann Die Decke des Unter-stan
des erhebt sich 2 Fuß iiber dem Bo
den, Als letztes Olnsrüstnngsstiiel
muß ich noch einen kleinen eisernen
Lien erwähnen, der behaglich-: Witt
ine verbreitet
Oier berbrinat der Vriaadelonpi
tnandenr seine Tage-, neben ihnt sein
Adintant, ein Haupt-nann, nnd san-H
crdonnattzoffiziere, ein Oberleutsi
nant und ein Leut-laut Jeder Offi
zier hat seinen eigenen Unterstand,
der n des Lberfteu ähnlich ist;
bei-n sptabsarzt iit ein zweite Vett
stelle. die usir fiir zwei Nächte zur
Verfiignna aeftellt wird. Alle die
Herren. die diese Erdhöhle bewohnen
haben vor dent Krieg unter anderen
Verhältnissen gelebt nnd werden«
tvenn iie nach dein Kriege heimkehren, i
wieder zu solchen zurückkehren Jetzt »
aber find sie zufrieden und finden iich »
in heiterer Stinnnnng tnit dein list-J
vertneidlichen ab, denn diese flefnei
Erdhöhle ist iin Schlannne des llr-i
waldess doch ein Heini, in dein tnanj
ed lich behaglich snachen kann !
Jn feinem Unter-stand hieß mich
der Brigadelonnnandeur herzlichi
tvillfonnnen, er ftellte mich seinen;
List-zieren vor, befragte mich, wie es»
ini Hannttniartier aus-leben was es ins
cfien Neues gebe, ob die Karpathenl
von dein Feinde schon gesättbert seien
nnd so besinne ich zu erzählen Ju
lebhaftem Gespräch verflieat die Zett,
es totntnt das Abeudbrot, dann geht«
ein jeder nach feinem lltsterstand. Dies
itanze Nacht donnern die französischen !
Kanonen Die Nacht war tret deöl
csene kalt nnd feucht, es wurde Mor
gen, und ich aina hinaus in den
Wald, ntu dieses riefiae AatnpfgebieL
zu betrachten »
Teils sehe ich- teils wird mir er
zählt
i—
Dem tin-ca Museum zieht sich ein!
ausgedehntes Waldgelände entlang-(
mit vielen Höhen, die im Norden als;
’9lrdenneu, un Süden als Argonneni
bezeichnet werden. Der eigentliche;
Argonnenwald ist ein Komplex VIII»
20 bist 25 Meilen Länge nnd 8 bis 10
Meilen Breite und ist von keiner»
Menschenseele bewohnt Schon in
alten Zeiten war der Wald wegen sei-;
iner llngangbarkeit nnd Dichtigkeit
berühmt Er bildete ein unerschöpr
;liches Wildrefervoir nnd war daher;
ein beliebtes Jagdgebiet der Herzogez
von Lothringen und Burgnnd Auch
- die französischen Könige der Watteans ;
Zeit jagten mit Vorliebe hier. Sie;
waren es. die hier, gerade iui Flampr
gebiet des Waldes, am Ebarniesbach,:
Mortierbach nnd Madamebach eine;
Anzahl von Jagdbiitten errichten lies!
sien, an die noch heute die Namen
Vagatelle - Pauillom St. Qui-ert
Pavillon usw. erinnern. Auch in der
neuesten Zeit bat es die französische(
Regierung nicht sur notwendig geltalp
ten« dass nudnrchdriuglictpe Dickicht
der- Argounenioaldes durch sachge-.
uiäiie sorsuoirlschaftliche Behandluan
zu lichten. Es kann dies aber auch -—;
nnd diese Annahme ltat viel Wahr-;
scheinliches fiir sich darin seinen!
Grund haben. daß der iranzöiisches
Meneralitab den Atgonnenwald ab-!
sichtlich in seinem llrzuitande gelasseui
bat, unt sich so ein natürliches Hin-:
dernis gegen den Vorutarsch der«
Deutschen zu erhalten- Tieser Forst
ist auch in hohem Masse geeignet. die
se Anigabe zu erfiillen Es ist ein!
Lantuvald, der durch das Ansschlageni
der TIlebensprößlinge der Bäume eins
ganz außerordentlich dichtes Unter-i
ltolz bekommen bat, durch das main
iiberbauut nicht durchdringen lau-J
lleberall t; bis 10 Fuß holte-I Unter-i
lzolz, durchsetzt von zahlreichen Dorn-i
;itriiucheru, hoben Farnlriiutern und;
sVromtnserlieclen Der iettige Lebtusi
baden begünstigt das Wachstum die-i
·ses llrtoalde»:-, nnd ich kann gegen
;wa«rtig nicht sagen, ob es iu Europa
! iiberitauvt noch einen Riesenwald von
seiner derartigen Undurchdriuglichkeit
sgibt Zu Hause, in der österreichi
; schen Monarchie, keinesfalls. also we
l d.r in den österreichischen Alpen noch
iiu den Karpatben Selbst der be
lriiluute Vaotuner Wald in Westuns
sgarn, in dessen Tiefen sich noch vor
F eine-u balbeu Jahrhundert Zuflucht-Si
sitiitteu der Räuber befunden haben
l ist nichtsv dagegen Jch liabe versucht.
’ uiir einen Vergleich zu bilden mit ei
Zneni der Oachtvälder von Vosuienz
Jaber es ist in der ganzen Monarchie
l nicht-I da, was sich uiit dein Argen
Jueuwald vergleichen läßt.
» Durch diesen innsteriösen Wald
i siiliren von Liteu nach Westen drei
gauz schmale Wege, in der Nordsiidi
richtuug ist nur eiue Straße vorhan
den. Die Straßen siilireu von Grandi
M nach SoniuiesPn seruer von Va
reuues nach Hummeln-Ville, dann ein
Verdindungstveg zwischen Clertnont
und St. Meiielioiild;s dieser lehtere
siiltrt aus Verdun iiber Thale-is
Seitlich dieser Wege ist der Wald als
gänzlich ungangbar zu bezeichnen,
was —- wie bereits geschildert ——« init
der Eigenart der französischen Forst
wirtschaft zusaninieuhiingt. llnt noch
einen Begriff vou der lluvassierbar«
feit dieses Waldes zu geden, möchte
ich bemerken, daß selbst Jagdhuude
sich nicht durch dieses Dickicht und Un
terholz hindurcharbeiteu können
Es ist ein ewiges Wellengeliinde,
scharfe Kamme wechseln mit ties ein
geschnittenen Tälern, in denen Bäche
dahinslieszen, die infolge der beständi
gen Negengiisie aus ihren Betten ge
treten sind und die sumpsigen Wiesen
überschwemmt haben.
lieber die Art des Kampfes, der
hier geführt wird, erzählte mir der
Ordonanzosfizier der Vrigade, bei der
ich mich aushielt und der mich aus
dein llnterstand in die vorderste Linie
l-egleitete, folgendes:
Wir habest in den Argo-isten wohl
mit den schwierigsten Teil der ganzen
Rugriiislinie zugewiesen erhalten, da
unsere Brigade jetzt schon seit vielen
Wochen einen Kampf führt, der weder
Tag noch Nacht ruht. Er stellt Ner
ven nnd Ausdauer der Leute aus die
allerhöchste Probe, und nnr der Er
solg spornt alle immer von neuem an.
vorwärts zu tonnnen Und es geht
vorwärts! Wenn auch ost nur fuß
roeise unsere Savven vorgetriebens
werden können, so lonnnen doch sast.
jeden dritten Tag bei einer deri
Kampigtnppen größere Fortschritte
vor. Entweder wird ein Graben ge
stürmt oder Gelände gewonnen oder
Maschinengewehre erbentet, von de
nen wir in der Brigade allein seht
schon eif genommen haben. Dann
gibt es auch viele Gefangene; es ist.
sast kein Tag ohne Gesange-re Un-«
sere Verluste an Menschen stehen im
gar keinem Vergleich mit jenen deri
Franzosen An Material ist unserem·
Llrtneelorps im ganzen Feldznge noch
fein Stück verloren gegangen
Es ist eine ganz eigenartige Krieg
siihrnna. Ein Festnnaskriea int
Walde, ans dem der Pionier als nn
bestreitbarer Sieger hervorgeht Wir
kämpfen mit allen Waisen der nieder
nen Technik nnd ersinden tiiglich nene
Hirten.
Als wir in die Argonnett lauten
tvar alles grün-, nnd dichtee Unter
ltolz hinderte jeden Blick. Jetzt ist der
Wald entlanbt oder dnrch Artillerie
nnd Mitten vernichtet. Jetzt laaert je
den Tag dichter Nebel itn Walde nnd
hemmt die Uebersicht Ein wahres
Labyrinth tieser Gräben, die sich täti
lich vermehren, durchzieltt das Gelän
de, da ans jeder der vordersten Linien
Lappen an die ieindlichen Gräben
lterangesiiltrt werden, unt diese dann
zu itiirmen Sie werden dann wieder
tttiteitmebant nnd von neuem geht die
Arbeit los, nnd das alles nnter dem
lteftiasten Jnfanteries nnd Artilleries
teuer. Handaranaten fliegen von
Zchiilzengraben zn Schiilzcngrabem
Maicltittenaelveltre hinmnern nnd
plötzlich sausen mit oltrenbetiinltendetn
Zischen Mit-Pfund - Mitten durch die
Luft, Flammentoerier stieien Jener
strahlen ans die ieindlichen Gräben
eder eine heimlich aeleaie Flatter
niine sanst mit ein paar abgerissenen
Viinen nnd Armen in die Ansi. Re
ool.tel«latioiteli krachen oder Gewehr
qranaten nlatzen tttit scharfem linall
Dein Himmel sei Dank ltadeti wir die
titeiiten dieier Tenselsmittel in unse
rem Gebrauch, dalter anch die großen
Verluste der Franzosen
Die vorderste Schiiyenlinie ist
durch unser Bot-dringen schon weit
vorgerückt, doch kann nian nur dnrch
tiefe Lanigräbein iiber die die stnqeln
tnd Granateu lsinioeasausein dorthin
aelanaen, so das; jeder in Gefahr
schwebt, der seinen Stops iiber di:
Briistnna liebt.
Arniand Rein-ri.
Ilsenlchalttlche Niederlage
per Hemde Deutschland
Jn Diisseldors fand die Hauptwer
sammluna des Vereins deutscher Eis;
senlsüttenlente statt, an der sahs
reiche Faclslente, auch auss- ueutralens
Ländern teilnalnueu .
Den Hauptgegenstand der Tages-.
ordnung bildete ein Vortrag des wes .
schaitsiiilirers des-«- Vereisis, TriJna
E. Zchroedter iider die Eisenindnstrie
unter dein Krieg, der weit iilser deu.
Kreis der Fachlente hinan-s allge
- meine Beachtung sinden wird, beson
! ders auch iin freundlichen nnd feind
lichen Ausland lbiilt doch der Vor
tragende als der beste ttenner beson
s dero der internationalen Verhältniss-.
der Eisenindnstrie nnd ist Ehren-int
glied des ainerilanischen Institute of
Mining Enaineers sowie dess- drin-.
schen Jron and Steel Institute Noch»
iin vorigen Jahre wurde er von dem
damaligen französischen Sande-liqui-4
nister Milleraud eins-saugen, Init.
dem er die sranzösisch - deutschen
Jndnstriebeziehnnaeu besprach Des
Schroedter hatte in seineiu Vortrage-;
lein hochiuteressantes Material über;
die Montauindstruie in den von den »
Deutschen beseyten Teilen von Frank- »
reich zusainncengetragem das der
Redner kürzlich aus wiederholten
Fahr-ten in das Große Oanvtauarticr J
nnd in die nordsranzösischen mEndo-J
striestädte gesammelt hatte. Diese-o»
Material zeigt, dass die» Fentsjchenj
ihre Feinde nicht nur mit den Was-»
sen scknasen,s0ndern daß ne ihnen«
wirtschastliche Verluste beigebraclstl
haben, die sie in ihrem Erwerbsleben l
so schwer tressen, dasz sie sie auf lau-;
aere Dauer nicht ertragen können-»
ohne daran zu verbluten. Der Vor-s
trag bewies vor allen Dinge-« daß;
die Raubpolitit Englands nichts
. Deutschland, sondern seine Bundesqu
nossen wirtschastlich vernichten inusH
Die Stavelindustrien Frankreichs, i
von denen das ganze Land wirtschasts !
lich lebt, siyen im Norden des Landes. H
Von denjenigen Deivarteiiiisiits, dic-l
siir das wirtschastliche Leben ais-III
schlaggebend sind, besiyen die Deut
scknn: Ardenneu ganz, Aieue 55 v.
O, Marne 12, MeurtliesetsMoselle
Lö, Maas 8l), Nord 70, Oise til
PassdesCalais 25, Somme »i, Voge
sen 2 v. id. Jm ganzen haben die
Deutschen beseht 3.7 v. C des ganzen
Gebietes von Frankreich mit :i,2«"-5,
000 Einwohnern oder 8.2 v. H. der
gesamten Bevölkerung Aber in die
sem verhältnismäßig kleinen Teil des
Landes besiyen die Deutschen die
nachstehende-n erstaunlich arosken An
teile der gesamten industriellen Er
zeugung Frankreichs von:
c QVSUMJO
FFFFFFFPFPPE
,
Diesen Niesenanteil seiner gesam
ten Erzeugung muß Frankreich seit
den Augusttagen des vorigen Jahres
entbehren, um diesen Riesenanteil sei
nes wirtschaftlichen Lebensbedarfs
schädigen die Deutschen den Feind von
Tag zu Tag, und zwar je länger, de
sto driickender, und Frankreich muss
von seinem Bundesgenossen England
gegen sein gutes Geld alles das be
ziehen, was es sonst iin eigenen
Lande erzeugen konnte, von der Kohle
bis zum Stacheldraht fiir seine
Schiitzengräben Und während so
England vollkommen vergeblich ver
sucht, Deutschland von seinem wirt
schaftlichen Lebensbedars ahznschneii
den, haben die Deutschen Frankreich
zum allergrößten Teil und Velgien
gänzlich von den Quellen ihrer wirt
schaftlichen Kraft getrennt
Fürwahr-, ein vortrefflicher Vuni
d(·snenosse! Er schießt dein verhun
deten Velgieu die mit unzähligen
Lskillinnen erbauten Hiiien in Triini
nier nnd wird so einen Konkurrenten
los; er legt seine siiiiteniindte in
Asche und kartätscht ihre Bewohner-,
nnd es verkauft an das wirtschaftlich
brachgelegte Frankreich in schweren
Menge-i die industriellen Crusngi1iiie,
die es sonst an die ihm nnn verschlos
senen Länder absetzte Illniineß is
businesz.
Dr. Schroedter, der allez- dieses in
sehr eingehender Weise darlegte und
mit einein staunenerregenden Tatsa
chen- nud Zahlenmaterial belegte, be
wies auch noch an einein anderen
schlagenden Beispiel, wie die Seeräu
berpolitil Englands nicht etwa
Deutschland, sondern seine eigenen
Bundesgenossen zugrunde richtet
England versucht z. B. niit allen Mit
ielu, die Kupfereinsnhr nach Deutsch
land zn unterbiuden und aui diese
Weise zu verhindern, Krieg-Jniaterial
herzustellen Hierzu den-erste Tr.
Schraedter, daß, wenn England diese
Politik zur Sicherung seine-I Landen-,
wie es in der Antwortuoie an Arn-:
rila heißt, notwendig erachte, die
Deutschen zur Siebel-nun ihre-J Laus
desi das Kupfer Von dort holen iniifsi
seu, wo sie es finden, d. h. daß, wenn I
ihre Erzeugnisse nicht uiehr reichen ;
nnd ihre Vorräte zu Ende gehen soll- ;
teu, sie ans den von ihnen liesetztesii
Ländern Frankreich uud Velgien ai
les, was ans Kupfer hergestellt ifi, d.
li. also »die elettriiiheu Leitung«
die Metallager der klikaicliiiieii, die
Vlaslorinen der Hochnien die Aleiiel
der Zuckerfabrileik die Oausseinridis ;
tuugen bis zur leisten Tiirllinle noli-«
nien iniiszteu Wenn wir die thun-J
derttansende, ja klstilliouen Tonnen
Kupfer zusainnieureihueih die die Jn
dustrie in den jiiugiien Jahren ver-«
braucht hat, so bedarf e-: keine-I via-h« »
iveises, sondern e-:— liegt aus der Hand, »
dass wir einen Krieg auch von dreiszigi -
jähriger Dauer ausssuihalteu verma
gen, ehe wir an die LIrouzedenliuiiler ;
nnd Kirchenhedadnuigen zu gehen I
brauchen. Was erreicht also England ;
uiit diesen MaikualnneuP Jedenfalls ;
nicht den Zweck, deu ess bei uns errei-;
then möchte, aber es schlägt auf dies
geknebelten, ani Vedisu liegenden bel
gischen nnd uordiruuzösischen Jude
lirien iuit Kniittelu ein, die die fran
zösische Regierung noch hinreicht, iu
deni sie England in einer Verschär
snng der Maßnahmen antreibt nnd
die Fabrileih die unter dein darüber
tobendenKriege-schreiten bis ietzt iassi
unversehrt geblieben sind, auf Jahre
hinaus lebensuuiiihig macht«
Auf der Crusintmen den-- !
stutzt l
Fesselnde Bilder nnis dein Konto-!
ins-, dessen topogrnpliische wie böltisj
lche Reize durch die triegerifchen Er
eignisse der allgemeinen Anfinerkimnsi
teit näher als je nennst worden find,
weiß Felix- Lorenz In der März-Ans
aabe von Weestercnnnns Monats-hef
ten zu entwerten So schildert er
n. a. init lebhaften Farben eine Fahrt
onf der Grnsiniiiklien Heerflraße zwi
schen Tiflis nnd Wlnditawtas.
Eines Morgen-J, schreibt er, heißt
es Abschied nelnnen non der Stadt am
Kur (Tiflisl, denn es lockt das Ge
birge und seine Ci:-nielt; die Fal rt
iiber die Grninniche Heerflraßm ie
Tifliö mit Windilnnilnss iIn Norden
verbindet nnd neben dein zweiten
Haut-walz, der iin Weilen zum Meere-»
führenden Liietiiehen Straße, den
großartigsten Einblick ins Herz der
Konkaiustvildnics gewährt Auf die
ier bis inn Kriiionnisnß in einerOöhel
von ii er 7000 Fuß ansteigendem
Hochgebirgsltmsze dringt man ausi
der heißen Ebene Von Tiilis bis in diel
Eisregion vor-, dte in ihrer Erhaben-:
heit das Innere erichanern macht.
Kein Alpenpaß lnizt sich twas den’
arqndiolen Wechsel der Szenerie be
trigftl dein Kristoniiisaß an die Seite
ste len —- nirqends niie hier treten die
zsewaltiqen klimatische-h geologischen,
l otaniichenllnterichiede so dicht neben
einander. Die llelserqnernng dieser
zweihundert Werst langen Straße —
an der von 1811 bis 1864 gebaut
worden ist —- aehört zu jenen Ereig
nissen, die die-Erinnerung festhält und
nni nichts preisgeben will. Man kann
den großartigen Paß niit dein nach
enropäischein Muster eingerichteten
Postwagen befahren: wer gut zn
Pferde sitzt, reitet besser-. Fiir die
Fahrt innsz Sonnneri nnd Winterklei
dung zugleich heran. Anin Tislis, im
siidlichen Georgien, fährt man ini
leichtesten Neisejackett ab, aber anf der
eisumstarrten Pasihiihe sucht inan sich
in die dickste Wolle zu wickeln, wäh
rend man, der Endstation Wladitaw
taki niilnsrtoniniend, renniiitig zu der
Ansriistnng eine-z Tropenreisenden
zurückzukehren wiinscht Auf den
kleinen Etationen am Wege gibt es
kurze Rossi-ji« dürftige-, aber einiger
inaszen sanbere Nachtlager nnd hier
und da sogar einen annelnnbansn
Jnsbisi
Bei der Etation Mletn liaben wir
sogar das zniiillige Vergnügen, einen
eigentümlichen tiindertanz ntit anzu
sehen. Tie Straan das Gebirge jäh
durchschneidend, folgt zwei wilden
Vergitroinem erst der Aragwm dann
dein reißenden Teret. Der Blick geht
oft in abzweigendeseitentiiler hinein,
in denen die seit den Tagen der Völ
tertvandernng hierher tnsrschlagenen
Völterstiinnne ein hociiit romantisches
Dasein führen Von fern sieht day
alle-J wie ein Traum aus-, tvie eine
plöhlich lebendig gewordene Erinne
rung aus lange vergessen gewesenen
Zeiten —- jeuen Zeiten, da noch dass
alte Königreich Georgien unter der
glückseligen Regierung der tlönigiu
Tainara tvon der uur noch kliuineu
iin Lande reden) seinen Glanz ut
Morgen- und Abeudland verstrablte
s« bis seine Macht den entsesselteu
Horden-Tian erlag. Ali-I diesen
Zeiten ragen nach Deulmiiler genug
am Wege: in der ältesten Hauptstadt
tlllzchet bei-te ein Dörfchen ——— die
alsJ Festung gebaute Kirche. alte Bur
gen in Trümmern, Wachttiirme olnte
Zabl Ilralt ist alle-Z im Gebirge: die
Dorfbiinser, die Psalilbauteu gleichen,
sabeu in den Tagen der llreinwohuer,
der Jberer, gewiss genau sa ans-. Vie
» indie Grenze desschneereichs lletteru
»die Ziedltmgen, die mit den Felsen
durchaus verwachsen scheinen uud in
unendlicher Einsamkeit träumen - —
bis an die Grenze der Eicswelt suchen
sich auch die vielen Tausende von
Schatlierdeu ilire tiirgliche Weide.
Jnnuer lsölier steigt die Straße J
immer wilder wird die Welt Ju
grausenhasten Tiefen bleiben die Tiis
ler zuriiilx in zalillosen tiurven win
den wir tut-J um die Felizwiindc in die
incsregian ltinein und eilen dann, von
"lslendendweis;eu Vergliiiuptern beglei
-tet, ans die Pasiliöbe zu, die in feier
J lichitent Schneesclnneigen rulit. Eiu
; Riesenlrauz twn Firueu untlier, deren
scharfe Umrisse jach in den stiililerueu
Himmel stechen. Viel später erscheint
idas Matterliarn des Kaukasus: die
»Eispnrainide desrs tiacsbet sltiss Fuss
hoch-, sasl immer nanNebeln nuilnillt,
aber auch dann nach lebendiger Ali
nnug gegenwärtig Tröstlich iu sei
ner llnnahbarleitx der Bewal)t«er, der
Vewacher vieler Jahrtausende lind
dabei so strahlend jung, als wäre er
eben erst geboren. Er rulit wie unbe
liinunert iiber seinen MutlieiL LIlils
tuiihlich senkt sich die Straße Eud
lich siihrt sie in Dante-I Just-nun iu
die Darialschlncht, deren siirchterliche
braunrate Wände sich biss- zn Hof-U
Fuß Höhe unmittelbar iiber der Tal
;sol)le anstiirmen. Nicht-J Wilderesky
; Grausigeres sal) ich aus Erden. Ra
isend stiirtut der Terek iiber llrwelts
itriimiuer Nach langen Falsrten lich
» tet sich's -s- es geht in die Ebene-. Die
isiosaieustadt Wladitawtagi bezeichnet
s das Ende der Gebirgsljerrlichleitetr
ff
1 Ter General, der fiit die Verbiins
; deten bisher die grossen Siege errnni i
Ygen hat, ist der General Pral)lt)oiiij«i,
llin tin-kn- annn zn erwerben, wol
len die Cngliinder es jetzt einnml ohne
ihren gewohnten Nuni versuchen
O O s
Bei der Kriegsinppe diirften die
Alliierten die Erfahrung machen, daß
es genug Länder gibt, die initlöffeln,
. aber nicht niitlochen möchten.
i . I .
Verlangt: Eine Nation, die ihre
Hinochen daran setzt, den Alliierten
i den Weg durch die Dardanellen dnrclt
Landangriffe freizninachen
. O I
Jn London haben die Feuer-weltr
lente niit einein Streit gedroht
Womnfhin denn? Die Militanten
haben doch Frieden gelobt, bis Frie
den geschlossen iftl
. . O
Natürlich werden die einiliichsfi·mi·
zösischem nach Millionen zi·.lilenden
Angriffghorden die deutsche Heere-I
leitung so unvorbereitet finden, wie
bisher.
Truppeutraniportschise
Bereits mehrere englischeTruppens «
transporte sind durch deutsche Unter
seeboote zum Sinken gebracht worden
und weittragende-: Schaden wird da
mit der Landmacht wie der Seemacht
unserer Feinde zugefügt Denn Eng
land, das sich ja bis vor kurzem in sei
ner Herrschaft aus demMeere so sicher
glaubte, konnte seine großenTruppeu
transporte ungefährdet nur unter
dieser einen Bedingung ausführen
dass ilun ans dem Meere kein ebenbür
tiger Gegner erwuchs. Eis ist ja ein«
allgemein gültige Anschauung des
modernen Seekriegsweseuss, daß nur
der Staat bedeutende Truswenmasseu
iibers Meer siihren ianu, der die Sec
beben-seht
Die Trisupentrausportschisie sind
bei der Möglichkeit seiudlicher An
grisfe am meisten gefährdet, weil
diese mit Tausenden vouMeuschen ge
iiillten Fabr-zeuge, die nur eine sehr
geringe militiirische Widerstandskraft
babeu, sireuzerin Torpedabooteu und
lluterseebooteu ein gar zu willkom
menesz Angriissziel bieten· Bei dem
Transportvou Trupueu musz man
daher ganz besondere Vorsichtsmaszre
gelu anwenden. Der Tilusisweg sie
auf Firiegsrischiiieu mitzufiilsrein ist
allerdings alsJ uicht durclssiihrbar ab
zuweisen. Durch die große Menge
von Soldaten, die im Falle desi- Ge
iechtcsniclst dass geringste nützen, son
dern nur iiberall im Wege sieben
durch die einschlagenden Geschosie den
größten Verlusten ausgesetzt siud und
deu Anlaß zu schwerer Verwirrung
bieten sönneu, werden die Kriegs
schiffe in ihrer Schlagsertigkeit sehr
behindert, nnd auf einem modernen
Zchlachtschifs iit bei Durchführung
des- orduungsiuiiszigeu Echisfsdieustes
überhaupt uur eiue ganz geringe
Tilienge vonLaudtruupeu imterznbrius
gen, so das; umu davon ganz Abstand
nimmt.
Dagegen liisst nian jede Trnppens
transpottilotte durch ein starkes Ge
schwader von siriegsischissen beglei
ten, das se nach dem Grade der See
berrschast der betreffenden Macht in
einer Flotte von Zchlachtschissen oder
einer Anzahl von Firenzern besteht
Bei dem Transport des deutschen ost
asiatischeu Erpeditionskorbss iin Bo
rerkrieg ging man sogar so weit, die
Traiieuortschisse nach Ankunft in den
chinesischen Geloiisiern durch starke
Kreuzer bedecken zu lassen, obgleich
ers ganz ans-geschlossen war, dasz die
Chinesen sich bei der erdriickenden
Ilebermacht der Seestreitfriiste der
Alultnrstaaten und bei ihrer mangeln
den siiilnibeit auf einen llebersall der
Transportschifse einlassen würden
xkn Trnppentrausporten werden
möglichst große Passagierdanipser
verwendet; zur Beförderung von Rei
terei bevorzugt man solche Schiffe,
die schon ans denPserdetransbort ein
gerichtet sind. Die Uriegsgeschichte
bat gelehrt, das; wenige grosse Damp
ser besser zu leitest und zu schützen
sind alsJ viele kleine.
Wie Fionteradiniral Pliiddemann
in seinem Buch iiber niederm-s See
t«riegswesen mitteilt, niusz man siir
den Nainnbedarf die folgenden Ver
hältnisse alsI normal annehmen: l
fliegisiertonne siir den Mann siir ci
nen Tag, 2 Tliegistertonnen siir den
Mann siir drei Tage und 3 Register
tonnen fiir tangere Zeit, siir eiuPserd
607 Negistertonnen nnd 1000 Qua
dratsuß Platz iin Schisssraiiin siir
eine Feldbatterie Freilich hat inan
auch schon biet geringere Räumlich
keiten verwendet So traiicsportierte
die 4000 Tonnen grosie tiirlische Fre
»gatte Seliinieh iin Januar 1874
sauszer ihrer eigenen Besatznng noch
5000 Mann eine Strecke von WU
Seenteilen Vei seiner Fahrt nach
Aegnpten brachte Eicanoleon 40,0()0
Mann niit den nötigen Pferden nnd
der anderen Ausriisinna ani 400
Falnzenaen unter: anch die Krieg-S
schiiie, die die Transportsclnife be
gleiteten, waren niit Trnpnen besetzt
Jan Striintrieg brachten «1853 355
Falnzenae NUM) Mann von Varna
nach der Krini Die Engliinder
brauchten 1882 68 Dampfe-n nm R
550 Mann nnd 5000 Pferde nach
Aeanpten iilierzniiihren Die Japa
ner transportierten 1894 4ät,0()0
tUcann nnd 8000 Pferde mit 6 Wo
chen Proviant in 7st Dampfern nach
Korea nnd die Atneritaner 1898
l-'),400 Mann ans 35 Transports
schiffe-n nach Santiago de Tuba Die
deutsche Exneditiom die 1900 nach
Ostasien aina, siilirte ans 20 Damp
sern mit einein Gesmnttonnenaehalt
von 116,7.-J·.t Neaistertonnen 21,622
Mann in etwa ZU Tagen mehr als
12,:350 Seel-teilen weit. Man muss
siir eine ante nnd beaneineUnterbrin
anna der Mannschasten sorgen, damit
sie kräftig nnd frisch find, Inn sofort
nach der Land-ins in die Krieg-Serch
nisse ringt-eifrig zn können.