Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 26, 1915, Sonntagsblatt, Image 10

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    M
see sittsame-h
Novelle von Paul Ernst.
Ein junger Engländer nnd gutem
Dante wurde wie viele seinesgleichen
gegen Mitte des achtzehnten Jahr
hunderts von seinem Vater nach Ox
sqzd geschickt, um Theol- ie zu stu
dieren. Er war sehr flei ig in set
rten Arbeiten, gehorchte seinen Vor
gesegten pünktlichj nnd als ein sehr
jugendlich nussehender Jüngling mit
großen blauen Augen und Von n,
die fast noch den kindlichen pfi -
artigen Hauch aus der Denkt zn haben
schienen. wurde er von seinen Genos
sen in mannigfaltiger Weise gebän
selt, wag er denn immer ernst und
denprunen iider sich ergehen ließ·
An einem Nachmittag, als eine
größere Gesellschaft rnit ihm zusam
men in einem Zimmer war, machte
einer der älteren Studenten den Vor
schlag. sie wollten ein Glücksspiel un
ternehmen. Unser Jüngling —- wir
wollen ihn Herrn nennen — er
tliirte errötend und stotternd, sein
Vater habe ihn gewnrnt, sich in solche
Spiele einzulassen; einige von den
anderen Studenten lachten. Hnrrn
wurde noch verlegener und erklärte
schüchtern, so wolle er sich denn de
teiligen.
Alle setzten sich unt den runden
Tisch; der Führer nahrn eine Rou
lette auf- der Tasche, stellte sie nor
sich- Jeder zog seine Börse und
schichtete ein Häuschen Geld vor sei
nem Plane aus; dann ries jeder ein
zelne und setzte seine Münze. Das
Mädchen schnurrte; der Banihalter
nannte das Geivinnendex die einen
schoben ihre Einsiitze ihm zu, andere
erhielten den Gewinn von ihm.
Harry hatte seinen Nachbar beob
cchtet und sich nach ihm gerichtet. Er
hatte eine halbe Krone gesetzt unr
erhieli nun ein Fünsschillingsstiirt.
Ter Nachbar setzte das Fünsschils
lingsstiick und ries. Harry schloß
sich ihm wieder an und gewann einen
halben Sooereign Der Nachbar war
in die Leidenschaft des Spiels geraten
nnd machte eine mißliebige Bemer
lung über den Nachahiner. Harrn
errötete, und als er sah. wie beim
dritten Gang der Nachbar nur wieder
eine halbe Krone setzte, wars er einen
halben Sovereign hin. Dieses Mal
verlor er und so sand er sicb denn
jetzt so reich. wie arn Ansang des
Spielez. -
Nun aber begann er sich zu ärgern.?
daß das hübsche tleine Goldstiiet ihm-»
so schnell wieder abhanden getonirnenI
trat. Er nahm don seinem Geld
hausen einige Münzen und brachte
wieder zehn Schillinge zusammen,
die er von neuern einsetzte. Auch
diese Summe wurde vorn Banlhalter
gleichgfltig eingesirichen. Haken bei-»
tanr keine großen Geldsinninen dons
seinern Vater; der alte here hatte sichs
alles genau ausgerechnet, wag sein«
Sohn verständiger-weise gebrauchen
tonnte. nnd gab ihrn diesen Betrag,
aber nicht mehr-. So waren denn
die zehn Schillinge, die er eben ver
loren. eigentlich bestimmt gewesen siir
ein Paar neue Schuhe, deren hart-)
kediirstig war. Er wurde verdrieß
lich, dasz er die Ausgaben nnn nicht
machen konnte. Daß er nur borgen
durfte. siel ihm nicht ein. Er rnaltei
sich die nassen Füße. den Schnupsen,
die Unbequernlichteiten aus« die erj
zn erdulden hatte. bis er wiedeii
neues Geld vorn Vater bekam, und:
mit anmutigen-. Gesichtssug wollte er
eben bonI-Stuhl ausstehen. Da tras
ihn ein spöttischer Bliet des Rach
barn; er biß sich ans die Lippe, blieb
sitzen nnd sexte wieder zehn Schil
lingr.
Wir wollen nicht das Inn « Zettel
I«eschreiden. tfg wird geringer-, daß
ist-reif immer weiter in eine blind-.
Wut geriet, seine Einsätze .te: gertel
sich gegen Ermahnungen verschloß,’
einmal von einem ungeheuerlichen
Einsusz durch die Weigerung des.
Bitnthalters zurückgehalten werden
mußte und ntn Schluß, nach etwa
zwei Stunden, fünfzig Pfund ver
spielt hatte.
Die übrigen waren jn nicht bös
«:tig und habgierig. Schon bald
hatten sie einander zugeniett, daß das
Spiel nicht mehr ernsthaft fein solle,
dcsz der Bankhnlter zwei oder drei
Pfund von ihm nehmen dürfe, wie
sonst wohl der größte Verlust eines
Spieters war, und daß nmn ihm
tagen müsse, man habe ihm nur eine
Lehre gegeben« titnstighin vorsichtig
beim Spiel zu sein; wie ja denn
junge Leute gern in ihrer Weise vä
terlich gesinnt find gegen andere, vie
eine Kleinigkeit sünger sein mögen,
wie sie. ber als nun das Spiel
aufgehoben r und nbgerechnettonrs
de —-denn er hatte natürlich kein
Geld mehr gesetzt. sondern Gutscheine
geschrieben —- da den-hin er sich wi-»
der alles Ermatten fo gefaßt und
ruhig, daß wohl nicht die Absicht
ter Spieler sich änderte, aber doch
ihre Stimmung eine andere komd-J
Man war nicht mehr bloß mitsfths i
ten-d mit der Unetsahrenheit sondern
seine ges-site Stirn-ums erzeugten-es
widerwillige Achtung-M Und so wurde
Fisch-eide trag-Wäscht
W
Geld werde beschaffen können, so
gebe er ihrn acht Tage Zeit Er er
wartete, das; Harrh zu ihm tommeni
und ihn anflehen werde. und dann
wollte er ihm lachend mitteilen-, wie«
feigentlich alles gemeint war.
« sann verabschiedete sich fteif und:
strocten von den anderen ging auf fein j
Zimmer und sehte einen Brief an sei
Irren Vater auf. Er- fchildertr. tren.1
wie alles gekommen war, verhehlte
seine Schuld in nichts, hat den Ba
ter, ihm die verfpielte Summe zu
schicken da seine Ehre Urpfsndet sei,
Ennd versprach mit Worten, denen man
Iwohl anmerten konnte das er fie
Fdalten werde daß er nie wieder
Heiner solchen Verfuchung nachgeben
wolle. Den Brief gab er gleich auf
iEr rechnete aus, dafz er spätestens
Jan fünften Tage Nachricht und Geld
haben konnte Und wenn er auch be
trübt war, daß er seinem Vater den
Kummer machte, so erwartete er doch
zuversichtlich daß er ihm helfen wer
de, wie ihm auch ganz gewiß war,
daß er das Gelsbnis späterer Vor
sicht als ernst aufnehmen werde. So
mischte er sich denn ruhig und mit
fast heiterem Gesichte wieder unter
die anderen, einen gewissen Aerger
bei ihnen ern-erkenn weil er gar nicht,
wie sie erwartet hatten, verzweifelt
fchien und sie fo um ein, wenn auch
nicht bösartiges, fo doch boshaftes
Vergnügen brachte.
Der Vater las den Brief in der
Gesinnung, welche harrn erwartet
hatte. Er bedachte« daß ein junger
Mensch nicht nur durch seine Unersahs
renheit, sondern noch mehr durch sei
nen Mangel an Geschick und Leichtig
teit itn Benehmen notwendig in solche
Lage tommen muß, wie sein Sohn
ihrn beschrieb, daß das Crleben der
artiger Dinge ein Teil der Erziehung
ist« und baß jede Erziehung Lehrgelb
kostet.
Aber eben unt das Erlebnis für
die Erziehung seines Sohnes um so
sruchtbarer zu gestalten, beschloß er.
weil ihm der Brief eine zu große
Zuversicht in seine Gute zu verraten
schien, den Sohn etwas länger warten
zu lassen, als er annahm. Er schrieb
seinen Brief, besorgte das Geld. suchte
einen zuverlässigen Boten aus« und
dann berechnete er, indem er einen
großen Atlas vornahm, mit Zirtel
und Maßstab, wie lange Zeit der
Bote gebrauchen mochte, um ihn erst
an dem äußersten Zeitpuntte zu sen
11n, wo er dann gerade noch vor der
Beendigung der achttägigen Frist
eintreffen tonnte.
Indem dieses nun weit entiernt
lei dem gutgesinnten und bedichtigen
Vater geschah, ließ Harry ruhig die
suns Tage verstreichen. Am Abend
war er zwar etwas gedanlenvoll.
aber er triistete sich, daß der Bote
vielleicht nicht so spät auf der Straße
sein wolle und die Nacht noch in ei
nein Gasthaus unterwegs bleiben
werde. Arn anderen Morgen, als der
Bote nicht lam, wurde er besorgt
Die anderen mertien die Verände
rung bei ihm und dachten frch wohl,
der Vater habe ihm eine Ablehnung
zuteil werden lassen. Nun wollten
sie ihn mit seiner Sorge noch recht
fchrauben und ängstigen. Sie spra
chen davon, daß die Frist bald ab
gelausen sei, daß man Ehrenschulden
aus die Minute bezahlen rniisse. Sie
Ledauerten ibn anscheinend. sragteu
ieilnahmsooll was der Vater ihm
geantwortet habe, bellagten. baß sie
selber nicht in der Lage seien, ihm
augzuhelfem So geriet der junge
unschuldige Mensch in eine ganz der
zioeiselte Verfassung, wurde endlich
grob und wies die heuchterisch Teil
nehknenden aus dein Zimmer, die
dann draußen aus dem Gange iiber
seine Kümmernisse weidlich lachten.
Am Abend des sechsten Tages tan
immer noch Lein Bote. Da saßte
der verstörte Jüngling einen Ent
schluß, ivie er nur mie- einern ging
unersahrenen Gemüte toinmen sonnt-.
Damals er die Zei! der Stra
sxentäuberei in England. Männer-,
vie nichts zu verlieren hatten, schnall
ten den Degen um, steckten den Ka
robiner in den Sattel, schwangen sich
nuss Pferd, ritten vor die Stadt,
banden da eine Magie vor das Ge
sicht und limerten aus der Landstraße
Reisenden aus, von denen sie annah
1.:en, dasz sie Geld und Geldeswert
bei sich trugen. Das Gewerbe war
derbrecherisch, aber nicht gemein.
Mancher verarmte Kavalier übte es
aus; und wenn er auch den Galgen
zu erwarten hatte, so war er doch
des Mitgesiihls seiner Standesgenos
sen gewiß. So wurde er denn auch
mit einer gewissen Chemlerie ani
neübt. Der Uebersallene durste sicher
sein, dass ihm tein weiteres Leid zu
gesiigt wurde, wenn er seinen Ueber
ftns hergeb, und nicht selten sagt
er sich denn wohl auch, dass ja seine
eigene Torheit, ldaus der un
sicheren Straße bei sich zu tragen.
ihnkden Verlust zugezogen habe. So
war denn der Einfall des jungen
Mannes nicht so dhantnstisch- wie er
uns heute erscheint.
Nach dem Abendessen ging harry
nun eins sein Zimmer, versah sich
mit seinen Waisen nnd steckte die
schwarzsetdene Meiste in die Tasche
Dann suchte er den Vserdeverlethee
,der den Studenten von manchem
in isep In tschi beisnnt Ost
m eutlits ein Pferd siir einen
Monds tritt wie er sag-te. Der
M sitesie ils-I den Gaul, indem
I
er lachend fragte. ob Haken sich den
Kavalieren sen der Landstraße an
schliesen wollte. Darry antwortete
ihm heftig. schwang sich aus und
nahte ist« .
Er mochte etwa eine Stunde von
der Stadt entfernt sein und befand
sich im Mondschein aus ver leeren
Straße mitten in ber einsamen Heide
als er von weitem einen Mann mit
einem Wanheestnb ruhig dahertpms
men sah, vor bem sein Schatten
longgezogen herging. Wie er näher
lam, erkannte er eine Art Pächter
mit runhetn Out und blauem Kittel,
der eine Geistige umgeschnnllt hatte.
Aber hersMann hatte natürlich auch
ihn gesehen und erkannt, daß et sein
Gesicht berbeckt hielt. Er stellte sich
treitbeinig mitten in den Weg
starnpste mit der linlen Hand seinen
Stock vor sich und hielt mit der rech
ten Hand eine zweiliiusige Pistole
schußbereit.
Barth fühlte sein Herz in ängst
licher Bewegung. Aber indem er an
ten renommiftischen Ton seiner Ge
nossen dachte, schien ihm das ein
Zeichen veröchtlicher Feigheit zu sein;
er bezwang sich und fragte mit fester
Stimme, indem er seinen Karabiner
zog, wie der Bauer zu der Frechheit
lomme, einem Herrn zu drohen. Aber
noch ehe er anlegen konnte, hatte her
Mann einen Schuß ab teuern er
hörte die Kugel neben tych pfeife-i
l
Nun schoß er selber, mit behende-.
Hand und Knien zielend. Der Bauer
schrie: »Ich bin getroffen« und stürzte
vorniiber.
l
harry stieg vom Pferd und lief
zu dem Menfchen hin; er wälzte ihnl
um und«fah, wie er sich dunkel färbte; l
er war ohne jede Bewegung. Das
Pferd hinter ihm scharrte mit dem
Vorderhus. hastig zog er fein Mes
ser, schnitt die Geldtaye ab, wickelte
sie zusammen und stopfte sie in eine
Rocktaschr. Dann stieg er schnell
wieder aus daf- Pferd und galop
vierte, als sei der Tod hinter ihm,
nach Oxford zurück. Beim Pferde
verleiher klopfte er nur an den- La
den, durch dessen Ritzen Licht fiel,
und warf demHeraustretenden stumm
die Zügel zu. Der Mann tnurrte
uber die Unhöflichteit. hart-n aber
lief durch die Straßen nach seinem
Kolleghaus, erfiieg die Treppe, wischte
in sein Zimmer, schloß die Tür hin
ter sich und warf steh iiber fein Bett.
Die Aufregung war so groß ge
wesen, daß er augenblicklich in Schlaf
fiel. Erst gegen Morgen machte er
auf.
Mit behenden Händen wickelte er
die Geldtasche auseinander. Es war
eine Tasche aus braunem Leder, auf
welcher blaue und rote Lederstiietchen
zur Verzierung mit bunter Seide
aufgeniiht waren, so daß sie Muster
oon Sternen bildeten Auf dem
Baum oor dem Fenster saß eine
Drossel und sang in den grauenden
Morgen. Er hatte die Drossel oft
gehört; fie war der erste Vogel, wel
cher den Morgen tündete; und mit
zustiedenem· Sinn hatte er sich ost
in seinem warmen Bett umgedrehr,
wenn er durch ihr Ilöten erwacht
war.
Die Tasche en hielt mehrere schwere
Geldrollen. Er öffnete eine und
fand Iünffrhillingsftiiar. Nun iibers
schlug er und berechnete, daß er ge
rade fünfzig Pfund vor sich liegen
hatte. Der Angstsebtveiß brach ihm
aus. Er faßte nochmals in die Ta
sche und fand noch einen Brief —
einen Brief, adresfiert an ihn selber,
von der band feines Baterö.
Er riß ihn auf und iiberflog ihn.
Da stand ...... im letzten Augen
blic, damit Du Dir die Lehre recht
eins-ragst, wenn Du Dich genug be
onruhigt hast. Denke nicht, daß
Dein Vater Dich nicht liebt. Ja
habe feinen Gedanken in meinen
schlaslosen Nachten wie Dich, Du
ja auch alles, was das Schicksal
mr gelafsen .. Keine Sorge Du
bleibst gut, nicht wahr? Gott wird
doeh einen alten Mann nicht fo stra
fen, daß er seinen einz en Sohn
.. . Und bis heute hast u mir sa
auth immer nur Freude gemacht ..
Du wirst mir auch nie wieder Kum
neer est-sten. . . -
Herrn verbrannte Brief rinb Tas?
sche. Dann zählte er das Getr sorg- l
sättig. Die Summe stimmte
Ali die Mängel durch die Gänge
ertönte, welche vie Studenten auf-·
weckt, ging er zu seinern Wofchtisch,
pochte sich zurecht und neidete sich
uni. Dann verließ er sein Zimmer
nnd ging zu feinem Gläubiger Er
fand ihn noch am Waschtisch be
ichäftigi. .
aDie Zeit, die Sie rnir gegeben
herber-, ist noch nicht abgelaufen,«
jagte er; damit zählte er das Ger
auf den Tisch.
»Sind Sie des Teufels?« fragte
ihn ver andere.
.Deuien Sie, ich bin ein Bauern
fiingeri Geben-Sie mir zwei So
veretgn, vie haben Sie verloren; das
andere ist nur markiert gewesen«
»Das war nur ein Scherz, das
allesk fragte party mit behenden
Lippen.
»Mensch, Sie sind doch kein Kind
mehrt« sagte der andere. »Sie mii .
ien iiib ändern. Sie passen nicht«
m Mit-It site-« v« Wen
. pa e n te .« «
ervÆte party; dann machte er eine
Verbots-ins and ging aus benk stin
mer.
si- Eisi- sls stimmt .
Von Dr. Carl Peters.
für den späteren Beobachter wird
der
Gewissin W Mk
mehr einen explostven natiirlichen
Eharatter annehmen als siir den seit
genossen. Tatsächlich ist es der
Ramps Deutschlands sür seine Gleich
,betechtigung neben der anzelsäch -
kleben Rasse auf dek Erde. Für jeden
ltlarblietenden Menschen war es selbst
joerständlich. dass mit eines. systemati
schen deutschen Koloninls und Flot
.tenpolitit die Aueinandersesung mit
Großbritannien tommen mi.isse Denn
England hielt die Mbnirxsutstellmg
aus den Ozeanen nnd iiber die Erd
teile bin stir natürliches Recht and
hatte nicht die geringste Lust, sie ir
gend jemand dritten zu Liebe auszu
geben oder sie auch nur mit einem an
deren zu teilen. Es hat immer nu:
aus eine Gelegenheit grivartet. urks eine
enropäische Fioniitictz zsezeii Dei-tsch
land zu behen.
Greifbar trat der first-z ITter den
horizont, als Oesterreich - Ltngarn
1908 Bosnten nnd die Herzegewina
annettierte. Damit griss es über den
Vertrag von Berlin binaui, und der
Krieg war damit nur noch eine Frage
der Zeit. Dabei mochte Oesterreich
Ungarn den schweren politischen Feh
ler, nicht auch den Sandschat Ilion-i
basat gleich mit zu annettieken· nnd
hob so die natürliche Trennung von
Srrbien und Montenegro selbst aus
Jn London und in PeterIVUrg war
man keineswegs gewillt, ihm diesen
politischen Vorsioß je zu vergessen
1908 hatte der »Freund in schim
mernder Wehr« nur zu erscheinen ge
braucht, um der Donaumvnarchie den
Frieden zu erhalten· Der Battans
trieg von 1912 war die russische Ant
wort auf diese österreichische Heraus
sorderung.
Russland benutzte Serdien, um der
Manarchie der habeburger einen Na-»
srnstuver nach dem anderen zu ver-.
sehen. 1918 frühstiiette ich mit dem
Vertreter eines Ballanstaates in
London. Er erzählte ganz öffentlich
daß die Aufteilung Oesterreich-Un
garns die niichste Tut des Balsam-um
des sein müsse. Dort seien so viete
politische Objette gegeben, daß sämt
liche Baltanitaaten Rumänien, Buls’
garien und Seel-ten sowie Griechen-;
tand vollan befriedigt werden tönnii
ten. Daß Oesterreich-llngarn es un
terließ, in diesem Baltantrieg entil
schkidend einzugreifen, ist noch in un-:
ser aller Gedächtnis
Anfang 1913 ordnete der Kaiser
ron Oesterreich »zum Schutz der öster
reichischen Jnteressen' eine teilweise
Modiiisierung der Armee an. Nuß
tand antwortete mit Gegenmasregeln,
und so wurde Deutschland auf den
Plan hinausgerufern Bereits Fürst
Vismarck hatte erklärt, daß die Er
haltung der Donaurnonarchie nicht
nur die Knochen eines pomtnerschen
Grenadiers. sondern daf- Einsesetr der
gesamten Wehrrnacht des Reiches
wert sei.
Als Rußland und Frantreich sich
fiir den Krieg entschieden hatten,
war das Einspringen Englands ganz
selbstverständlich; sowohl die Staats
miinner der verschiedenen Parteien
als auch die breite öffentliche Mei
nung« mit Einschluß der Arbeitervert
tei, verlangte gedieterisch das Ein
greifen des britischen Reiches siir
Frankreich« etwa ähnlich wie die ös
sentliche Meinung in Deutschland die
Bundesgenossenschast mit Oestetreich
Ungarn forderte. Wie irgendein
deutscher Staatsmann einen anderen
Verlauf in England sich vorstellen
tannte, war mir damals nicht er
sichtlich und ist es ou heute noch
nicht. Alles vollzog mit der
Fiwendigteit eines Schicksalssprw
s.
Dieser Krieg begann von vornher
ein in einer ganz anderen Weise, wie
wir bis dahin gewohnt gewesen ton
ren. Nicht war es ein Kabinettös
trieg, nicht war es ein bloßer Kampf
von Staaten gegen Staaten, mit dein
die einzelnen nicht«- zu tun haben,
sondern von vornherein zog Aitchener
die Individuen hinein. Schon im
August spielte die Presse eine Rolle
wie in leinern Kriege zuvor. Sie
sollte das haupttnittel bilden, um
neue Staaten sum Kampf gegen
Deutschland su gewinnen. Für die
moralische Einwirkung auf Außenstei
hende ist es nämlich ganz gleichgültig,
ob Wassentaten und Siege wirklich
aus den Schlachtfeldern gewonnen
werden« oder ob die Fremden bloß
glauben, dass sie dort gewonnen seien.
Mit anderen Worten, wenn das wirt
liche Material aus irgendwelchen
Gründen nicht zu haben ist, so genügt
auch schon eine blose Lüge, voraus
geseit, daß die Voller sie nur glau
ben. Nun ist die Londoner und.Pa
ri er Presse, sowohl was Verbreitung
ii die Erde andetris t. sowie in den
Oetvissenlosigleit und rochheit durch
aus unerreicht. So ist das deutsche
Voll itn Verlauf des ersten Kriegt-»
halbjahrt mit einer Flut von Ver-!
leumdungen, Beschtnusungem Lügenl
jeder Art gegeißelt worden, da mans
sein eigenes W in dein lil ;
nicht niedr unterscheiden konnte. ;
Feinde tätnpsten iider Recht und Us
ral; sie hatten etne anständige Kriegt-s
stide .sie gesonnen immer nur Sie-!
se. D deutschen Wen über-M
und der Tag des cinsuged in see-s
lin stand unmittelbar bevor. Bass
m deuische preise der« gen sogle.
wurde gnr nicht beachtet. So tout
den unsere Land-legte vor Nordame
riinrseern tollean je Vollan
nnd Zu einer horde
stillen gelte-wen welche s, k
M Recht der Jluch set g Wi
Menschheit tros. England zog inzwi
schen bettelnd herunt, urn die ganze
lsekuschyen zum Wassewi
lgegen diesen Auswurs un erer Art zu
Tsnrnnreln i
J Während sie selbst M sogenannte
Böllerrecht auf jede nur denllmre Art
«verlesten, indem sie wehrlose sit-illi
-sten wie gemeine Verbrecher in ihre
berilchtigten Konsentrattonzlogek ein-;
pserchten. indem sre stiedlichen Blie
gern die Rusnießnng ilber ihr eige
nes Geld und Vermögen nahmen, in
dein sie neutrnle Schiffe aus harmlose
Deutsche untersuchten, indem sie diese
dem Schuh der geheiligten Flagge ent
rissen, schuldiglen sie selbst die Deut
schen unausgesest der .Viilleerechts
verlehungen im Tone der sittlichen
Entrüstung an, welche sie unnuågesent
begingen.
Sie ihrerseits beschossen friedliche.
Küstenpliise, welche ihren eigenen
Verbiindeten gehörten, oder auch
Langeoog. oder auch Dnressolani, be
kanntlich durchaus sriedsertige und
völlig unverteidigte Plätze. Die
Deutschen beschblvigten sie, durch
Schisse oder Zeppeline Skorporougli
oder anmouth und andere Lrte
bcmbarvierl zu haben. welche, wie je
des Kind weiß, sie selbst in von Ren
ihrer Küstenverleidigung hineingesc
gen hatten. Solche Verunglimpsuni
gen des Feindes mit dem gleichzeiti
gen Begehen derselben Schnndtaten.
welche sie dem Gegner nusbiirdeten,
sind nun ganz heuchlerisch englisch.
Es wird dadurch nicht weniger lä
cherlich, Dnß es »denn side« ist und
von der ganzen Rasse nachgelJetet
wird.
cer andere satt von typrsmer eng
lischer Lüge, welche in diesem liriege
immer wiederlehrt« ist das Verschwi
gen oder Ell-leugnen von Verlusten
aus der hohen See. Dies geschieht
rein Feinde zum Trotz, oder aber, tun
die Bürger des eigenen Landes zu
ermutigen, oder aber, um das un
iidertoindliche Aldion vor der ganzen
Welt darzustellens Es tann teine
Frage sein, daß dieses System eine
gewisse Schlauheit betundet, denn die
reutralen Völker sind in erster
Linie vom englischen Nachrichtendienst
und der englischen amtlichen Bericht
erstattung abhängig. Die ösfentliche
Meinuan aus der Erde wird demnach
durch diese hauptsächlich beeinflußt
Aber es lann den britischen Staats
miinnern auch geschehen. daß sie ern
Tokio hörten, als sie oon dort wei
tere hilse erbaten, die britische
Presse überschwemmt die Erde mit
einem solchen Geräusch dritischee Sie
ge, daß doch wahrl nicht erst die
Japaner noch zur Dlse zu kommen
brauchten.
Jn dieselbe Klasse von Lügen ge
hören die britischen Ministerreden und
andere Aussiidrungen, welche den
ganzen deutschen Feldng als ein
Fiale bezeichnentveiltpir nicht schon
in Paris, in Petertlturg oder in
London ständen. Demgegenüber muß
ich immer wieder daraus hinweisen,
daß doch die Verviindeten im vorigen
Sommer auszogen mit der Absicht.
sich wenigstens in zwei Monaten in
Berlin zu tressen. Mr. Asauith hatte
die Dummdreistigteit, schon im Au
gust vorigen Jahres im Parlament
ossiziell seine Friedencbedingungen
betanntzugeden Diese bestanden dar
in. dasr Deutschland Elsas-Latium
gen an Franlreich Schletwigiyolstein
an Dönernarh Ost- und Westpreußen
an Ausland, helgoland an das dritt
sche Reich abtrete. Ob man dem
König von Preußen setner noch er
lauben werde, sich Deutscher Kaiser
graue-mein miilse man sich überlegen.
d sprach der britische Manieriert
nisler osstziell aus« und deute wirst
man Deutschland vor, dass es seine
Dsseusive nicht rückhaltlosee durchge
tillrrt bade.
Ein großer Fehler bleibt diesem
Lügensnttenk Das liegt in der Tat
sache, daß die eigenen Bürger und
die Völler der Erde schließlich hin
ter die Verlogenheit kommen. Jn
einem alten Boltsspruch heißt es
schon: »Wer einmal ljigt, dem glaubt
man nicht, u. wenn er auch die Wahr
deit spricht.« Was tut man oder
dem, der immer nur Lügen verbrei
tet? Naturgemäß musz auch der neu
trole Dritte schließlich erstaunen, rote
bei so unausgesegten Siegen Josire
und French dauernd in Frantreich
stehenbleiben tvie Generalseldmari
scholl v. Dindenburg bei den roßen
rnssisehen Erfolgen nicht auf dem
Riickntarsch aus Berlin, sondern vor
Wen-schau rnit seinen Trnppen steht.
Vritssche Minister renotntnieren. noch
niemals habe ein Seele« rnit einem
so glänzenden Ersolge i r England
geendet, tote der gegenwärtige Es
ist noch nicht aller Tage Abend, und
nach unserer Meinung steht der ei-.
genth Seelrieg noch bevor. j
Altes in allein genommen« habens
die Erfolge, welche eine der streiten-l
den Parteien durch Lii en er ielen
konn, sche kurze Beine, un die he-»
seit bleibt bestehen: Dies ist nicht
mehr das England, welches vor hun
dert Jahren den Kampf gegen Raps
lepn durchsiilsetr. Lord Kitchenen
welcher die Sitten barbarischer Eisen-;
Ime us den soden Europas ist-ertra
sn hat, hat damit des Entwinden des
kritischen solle- seldsi bis Ins den
verdorben. Wir werden ia se
h W Mr er aus diesem Krie
W niird
! M Ergebnis seiner Mast
nnd-ten jedenfalls eine Volksver-:
bitterng welche überhaupt nicht wie
der Inst-gleichen fein wird. Die
Psbelaussiiinde in London erinnern
mehr an das Paris der französischen
Revolution, als an das, was wie als
angelsiichlich konnten. Die Recht
spräche nrit welchen iie gendndet tout
den sind eine Schmach iiir den ento
piiischen Namen. Alles dies ist eine
natürliche Folge der ninsilosen Aeusze
rungen ilber die deutsche Krieg-sind
eung, deutsche Roheiten und Gemein
deiten usw. Die Erregnng des Pö«
beli geht letzten Endes zu
eiiet aus die Lügen, welche die
leitenden englischen streise als striegs
weisse benutzen.
Jch hin diesem Bill gegenüber
Ionsl zu den schätsien Vergeltungcs
maßtegeln geneigt Wenn sie einen
Krieg Voll gegen Voll miiDu. ndutns
und Berlehung der Parlamentöik
slaggen siiheen, so mögen ivit ihnen
mit gleicher Münze dienen. Das is:
die einzige Möglichkeit, aus ihre En
scheidnngen ei Izuwirlen. Aber an
der Lüge nnd vor gewissen Schmutze
reien. welche in London beliebt wer
den« z B vor dein Anspuclen gegen
einzelne, vorm hineinwerfen vcn
Erbsenmus ins Gesicht, wenn man in
fällig Deutscher ist, nserden wir nnd
Selditnchinng hoffentlich dauernd Mit
machen.
i-—----.-.D—
Ein Coininrer Lind.
se
Vor einiger Zeit wurde unter die
Ritter der- Etsernen Kreuzes ein tiol
marer Kind. Altona Könnte, einge
reiht, mit der Meriwitrdigteit, das-,
ihm die Jnsignien dieses Orden-J eru
nach zweieinhalb Jahren ans-Jenaer
dtgt werden sollen. stöhnte ist ndin
lich erst Ist-h Jahre al: und die Te
toration dars destinnnnngggemöiz erit
nach dem 16 Lebensjahre get-wen
werden. Daß der Jnnae aber bereite
ein ganzer Mann ist gibt auei den
Anweisungen hervor, mit denen NO
»Mir-h - lothringische Schutt-tan«
den seltenen Fall begleitet. Er iit
als Sohn eines Tagners im ktiiai
1901gebaren. Das Schreiben und
das Lesen ist nie sein Stich a; tue
!sen. Kaum brachte er es bi— zur
vierten Masse der Volksschnle »ti
es aber Krieg gab, da war das was
sitr ihn. Seinem tritstigen Körper
sban verdantte er die Annahme itJ
Krieg-freiwilliger bei den Bindi-sit
kern. Er nimmt an Jnstruttiono
stunden teil, ist vorübergehend bet der
Maschinengewehr- Abteilung des Re
gimente Nr.172 und ererziere vor
der Jlltsrtnserne in Straßburg Von
der ersten Etappe in Mey tonnsst er
ins Zeit-. Seine Getentigieit und
Anna nngssiihigleit machen ihn zum
Patrouillengehen besondere geei;i..e:
Das Aussuchen und Beut-achten feind
licher Stellungen betreibt er mit an
ßerardentlichem Geschick.
Aber der junge Vaterlandeverreidi
ger soll auch die Unannedmlichteiten
seines Beruss kennen lernen. Bei der
Ferne «Eichwiildle« nahe der Schlag-in
schnappi ihn eine sranzösische Po
trouille und führt ilin in Getan-sen
schast. Es gelingt ihm aber, wieder
tu entschiiipsen, nnd seine natürliche
Klugheit hilft ihm auch nach seinen
Truppenteit aus großer Verleg-Juden
zu retten. Nach zwei Tagen t.:m er
wieder nach Münster zurück tnit einer
Kriegsbeuie von vier Gen-ehren; vier
andere, die ihm zu schwer wurden.
hatte er im Walde vergraten. Solche
warteten Taten sinden ihren Lohn
Allons stöhnte wurde Geseeiter. Bald
verrichtete er weitere Taten der
Tapferteit. Aus dem nördlichen
Kriegsschar-plus verdantten 2 Osti
ziete dem männlichen Knaben ihr Le
ben, indem Nöderle zu richtiger Zeit
ein Maschine-geweht geradezu heim-E
ragend bediente. Die höchste Aner
tennung blieb nicht aus: Aöbeeie
tout-de Ritter des Eisernen Kreuzes
erster und zweiter Masse. Der junge
deld wurde auch dem Kaiser vorge
stellt, der then die Einsiellnng in eine
Unterassizieeschule versprach.
) —NetterEmvsang.— Gast
tver ziemlich schwer geladen hat« Pil
tolo. beqleite m:ch, ich hab' meinen
Stock vergessen!
Pistole-: Macht nichts, Jhre Fra
»Gernahlin erwartet Sie schon draußen
mit dem Stock
s-— Poesie und Proto. —
Sie (an einein Bergex A: sieh nur«
.Mnnchen, wie herrlich es da un
ten ist.
Er: Na, warum sind wir denn da
nicht geblieben. Jeli hätte manchen
Schweißtropfen gespart
—- sus der Schule. — Leh
rer: Warum ronr denn dein Bruder
gestern nicht in der Schule?
Schüler: Er hatte ein Fusleivem
Lehrer: Was fehlte ilnn den-?
S:üler: Die Stiefel, here Lehrers
—- Kindetcnund. — Monm
Na warte, Evcheih — zur Strafe
site deine Unort beten-mit du heute
tein Konto-til
Epchem Ita, — was gibts denn?
Mann-: Preiselbeerenl
Eschent Ei fein, — die ek ich is
wietp nich!