Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 05, 1915, Image 9

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    site W sitt-tin.
Aus dein Noctpeqischcn von Dane
Güte-lieh
Wir waren aus das Thema Ver
stechen und Berdrecher getoenmen. Jn
unserer Mitte befand sieh der junge
Rechtcnwalt V» der sich bereite einen
Namen erworben hatte, weil dant sei
ner warmen nnd überzeugenden Vers
teidigungseeden eine ansehnliche Zahl
von Dieben und Schurken undestrait
umher-ging. Er erzählte Uns, daß »
allmählich in den Besitz einer interes
santen Sammlung von Messern, Dol
chen, Stiletten, eisernen Schlägern,
Revelvern nnd anderen Wassers ge
kommen sei, die alle ihre Geschichte
hätten. Wir hörten ihm mit ge
Fpanntee Aufmerksamkeit zu, als die
zierliche Frau Velten ihn plötzlich nn
terbtach.
»He-den Sie niemals selbst ein
Abenteuer erlebt, während Sie mit
all diesen Verbrechern zu tun hat
ten?'·
»Wie meinen Sie das, gnädig:
Zeus-P
»Nun, Sie sind dkch immerhin in
Gefahr« wenn Sie mit ihnen allein
sind. Eint-finden Sie dn nicht ost
einen bangen Schauder, an den fee
hinterher mit Behagen denten?"
Er überlegte einen Moment un:
antwortete dann:
»Vielleicht ja.«
»So erzählen Sie uns doch etwas-S
recht Grausiges·« Und damit seht
sich die elegante tleine Dame bequem
in ihrem Stuhl zurecht und gliittete
sorgsam die Falten ihres Seit-entlei
des.
Der Rechtsanwnlt erzählte:
»Ur-ich iin Beginn meiner Tätig
keit hatte ich das Glück, daß einige
Sachen. die ich führte, in der Presse
wohlwollend besprochm wurden; dceh
Ich wartete beständig auf eine Sensas
tiongasiiire, aus das große Verbre
chen, das alle Gewitter in Bewegung
ietzt und den Verteidiger beruhrni
n acht. Ja, ich gestehe, das war inein
Lebengtraunn Jeden Morgen suchte
rel; in der Zeitung zunächst die Ru
txriten, die Einen blutigen Ueberfall«.
»Ein Vitrioldrmna«, »Ein schwere
Berbrechen" etc. behandelten, und sah
mich in Gedanken bereits als Verteidi
ger all dieser Unralen.«
»Eine merkwürdige Jbeel«
«Durthau5 nicht, das ist der Be
rufsinftintt. Unsere Mitmenschen ha
ben nur einen subxettiden Wert in un
lern Augen· toie beurteilen fie nach der
Stellung die sie in unserm Dasein
einnehmen, nach der Rolle. die sie in
unserm Leben spielen —- und diese
Rolle wechselt aus vielfache Art. Sie
glauben z. B. recht und schlecht. Herr
Garding zu sein. . . und Sie reprä
sentieren doch so verschiedene Begriffes
Jhreni Arzt gegenüber sind Sie Pa
tient. Jhrern Kaufmann gegenüber ein
Kunde, Jhrer Zeitungsredattion ge
genüber ein Abannent, Jhrein Ile
ginientöches gegenüber ein Retrne,
tseni Gefängnis gegenüber sind
Sie. . .«
»Nun hören sie aber aufl« ,
.Das nur zur Erklärung Jin
Gefängnis sind Sie dem Marter ges
genüber No. M, oder welche Rum
ner sonst. Wäre ich Ihr Verteidi
ger, so wären Sie inir gegenüber
ein Mienc und Ihr Verbrechen ein
such mein Geschätt. Alles hier ini
Leben hängt von der Auffassung ab
Doch nun zurück zur Sachel Jst
hatie endlich das Glück, die Unter
suchung eines Verbrechenö zu liber
nehrnen, das viel Aussehen erregte;
eine angesehene junge Dante war in
einem Eisenbahnluvee während der
Fahrt ermordet worden. Sie war
erwürgt worden. der Täter hatte nur
seine hände angewandt, doch ihre
zerrissenen Kleider bewiesen, dasz ein
rnrchtbarer Kampf vorangegangen
war. Der Verbrecher hatte keinen
Fluchtvccsnch gemacht sondern sich
mit größter Ruhe festnehinen lassen.
tftwss Geheimnisukllez lag übt-.
Zier Sache, nnd man tonnte nicht zur
Ruirheu tommen über die Beweg
gründe des Unmenfchen Handelte es
sich um eine Tat Der Rache oder um
cxn Liebesdrama? «
Der Mörder war stumm und uns
zugänglich War er vielleicht nicht
ganz bei Verstand; hatte er teine
tlare Vorstellung von seinem Verbre
den?
Er war ein junger Mann von et
wa fünfundzwanzig Jahren, ein me
lancholiich verschlossener Mensch, der
auf alle meine Fragen nur einsilbige
Antworten gab. Vergebens hielt ich
ihm vor. daß der Verteidiger eine Art
Beichtvater fei, ver notwendig irn
Beet-se alle Details erfahren müsse,
um bei der Gerichtöverhandlung mög
lrche Mißverständnisse abzuwehren
Während ich mit ihm sprach, starrte
er mich zuweilen mit peinlicher dart
nircisteit an, dann wieder entsin er
meinem slis und hatte etwas au
erndes nnd Flacerndes im Gestchz
das sie höchst unbehagl nur« Es
sow- m ds- ik ist-nich
its-W all wolle er überzeugen
u sc nie-and hinter fiel-, so
EMMEWL die
-Wstisess terer
II
CDUHUI -W
gereu, sehenigen dände beständig fest
um die Beine geklainrnert;, von seit
zu Zeit wurden sie von einern neeka
sen Zittern Welt, und ich glaub
te, er würde sie leimt-Here doch er tat
es nicht. Both sester trssnrpsste er die
Finger zusammen, ol- siirchte er, sie
zu erheben·
Seine Sprache war singend, aber
die Worte tamen stets oßtoeisze und
abgebrochen heraus. ach einigen
Besuchen wurde er etwas gesprächiger
und antwortete mir. so lange ich
sucht aus sein Verbrechen entging
Tann wurde er sofort stumm und
starrte mich an. als wollte er ser
gen: Nun haben wir genug davon ges
:rdet. Aus Umwegen versuchte ich
daran zurückzukommen; doch in dem
Element, da ich glaubte, ihn sangen
zu können. entschtüdste er mit den
:.:ertwiirdigsten Wendungen. Er war
sehr wißbegierig sast gelehrt und
sprach viel in Zitnten
Das bestärtte mich in meiner An
nahme, daß ich es mit einem nicht
völlig Zurechnungssähigen zu tun
hatte, der augenblialiehen Regungen
n.schgebe, mit einem jener Verbrechen
Ue unter dein Einfluß zufälliger Ex
urtationen handeln und von den Verz.
ten zu den Oegenerierten gezählt wer
den.
Von diesem Standpunkt aus he
trachtete ich ihn, studierte eifrig die
Wette unserer berühmtesten Psychiip
ter und entdeckte bei meinem Mien
m bald eine Please der dort ange
siihrten Symptome. Als ich dem uns;
tersuehungorichten einem Beamten
oon de: alten Schulr- meine Vermu-«
hing mitteilte, lachte er mir ins Ge-.
steht und wollte nichts davon hören,i
den Schuldigen in arztliche Beobach-:
mag zu geben. s
Das Ereignis liegt zehn Jahre zu-!
eitel. Heutzutnge tönnte dergleichen
nicht vorkommen, da würde der
Richter selbst verlangen, daß der De
tinquent einem lunoigen Arzt über
Lgeben :oird.
T Die Voruntersuchung nahte sich
threm Ende, ohne baß man ihn dagu
hatte bringen können, die Beweg
grunbe zu seiner Tat anzugeben. Jch
gaig unt einem letzten Versuch zu
meinem Klienten Das Gefängnis,
zn Dem die Angeklagten saßen, war
unstet und trift. Sie empfingen den
Besuch ihrer Verteidiger in einigen
hxerzu eingerichteten Jellen der er
sten Etage, die den brahlerischen Ra
nzen »Emofangszirnmer« trugen. Je
des dieser Zimmer war etwa drei
Meter lang und zwei Meter breit. Sie
führten aue auf den Korribor hinaus
uno hatten eine große, masstoe EI
etxentiir mit einem vergitterten Fen
tterchem Das Tageslicht fand durch
ur- Fensier an der entgegengeseiten
Luanb nur spärlichen Einlaß. Die
ganze Einrichtung bestand aus einem
zisch und zwei Stühlen. Neben der
Jiir befand sich eine elektrische Klin
gei, deren sich der Abbotat bediente,
um hinausgetassen zu werden, sobald
der Besuch zu Ende war. All diese
Teiailg muß ich voraussenbem wenn
Sie die Begebenheit begreifen sollen,
die sich nun abspielte.
Jch sedte mich wie gewöhnlich in
den Hintergrund, mit dein Rücken ge
gen das Fenster, während der junge
Mann auf dem anderen Stuhl saß,
Eos Gesicht gegen das Licht. Zwischen
uns stand der Tisch. Der Warten
tser den Gefangenen hereingefiihrt hat«
te, zog sieh zurück und verschloß die
Tür sorgsam von außen.
Sobald mein Gegenüber den Mund
öffnete. merkte ich, baß er ungewöhn
lich unruhig, neroöo und erregt war;
noch hastiger und kurzer als sonst
stieß er die Worte hervor; noch häu
figer wandte er guckend den Kopf;
noch trampfhafter umliamrnerte er vie
Beine, die Finger bald spreizend, bald
trümmenb.
Jch teilte ihm mit« daß er nun oor
Gericht vernommen werben würde.
und fragte ihn nochmals, ob er nicht
bereit sei, mir vorher bie Wahrheit
zu enthüllen
Er starrte mir steif in die Augen
irr-d zog den tion in die Schultern
Tann lachte er laut, und darauf ers
ziß sich ein wilder Wortsirom über
seine Lippen, in dein vkn einein Ver
roter die Rede war, der wohl sei-te
Es war nicht zu bezweifeln, baß
des Wort »Gericht« auf sein lrantes
Gehirn gewirlt hatte und er nun
iemer Phantasie freien Lauf ließ.
Tat war vielleicht ein ähnlicher An
fall, wie der vor einigen Monaten,
ker ihn zu dein Verbrechen getrieben
hatte. Ich gab mir alle mögliche
Mühe, um ihn zu beruhigen, ich
sprach ireundlichinit ihm und bot ihn
eindringlich, rnir bei der schweres
Aufgabe, die ich übernommen hatte,
behilflich zu sein
Pliislich ging eine Vetiindekungi
mit ihm por. Er schwieg th, drehte
sich auf seinem Stuhl herum, sobaßj
er mir fast den Rücken wandte nndi
starrte mich über die Schulter an,«’
mit einein so teuflilchen, haserfiilltew
Mich wie ich ihn nie zuvor und uiel
wieder gesehen habe. Gleichzeitig lzh
es sich seitwärts näher nn
der uns trennte.
Da wurde ich ängstlich. Ein tat-»
zer Scheuer bu fuhr meinen Rief-h
und ich hatt-e Iefiihi Cis fall
enir eine Meseilchneibe stois
Schulter-. Das tue keine liche
Nsitmtiui Ohsebie W
z- entfchlW Ioce ich in einer·
Zelie von W cuiidestisetern
eingesperrt nie einem Was-Krisis
der bereits eian Beweise dosiir ge
iiesert hatt-. wol-in ein Wntnnsoll ihn
mit-en konnte.
Wirt soäte ich thin? Rufens Ils
geseljen davon, dirs ich befürchtete,
mich lächerlich zu machen, konnte ich
ihn vielleicht noch mehr erregen uni
den Ast-brach beschleunigen
Sollte ich aus den elektrischen
Knopf drücken? Der ioar am anve
:in Ende der Zelle und mein Klient
skerrte mir den Weg .Jch wagte nicht
aufzustehen« zog aber den Tisch heran.
bereit, ihn un Falle eines Angriffs
znm Schien zu gebrauchen.
Jch betrachtete seine Hände, seine
etcrvrecherhiindr. Sie zitterten nnd
znetten wie im Beitztonz, es war, als
hämmerien die Finger aus die Tasteii
eines Klaviers, oder als iviieen sie
sengebunden nnd machten ioilbe Kreist
nnsirengungem um sich los-zureißen
Ploplich schnellte er sie empor, in
gleicher Höhe mit seinen Augen —
er beugte sich über den Tisch —- in
wilder Furcht wollte ich einen Schrei
ausstoßen . .
Da wurde die Tür geössnet und
der Geiichtsschreiber trat ein, uin inir
ein Schrittstiitt zu übergeben.
Mit einem Satz war ich aus den
IFnszens Der Gesangene snsz xichig
".:i.s seinem Stuhl. Nichts an ihtn
verriet, was sich soeben hier abge
spielt hatte. Ohne ein Wort ging ich
hiermit
Jch war im Begriff, mich bieelt
zu dem Richter zu begeben. nnd ihm
Jles zu erzählen — doch ich unter
ließ es· Würde er mich nicht aus-:
lachen? Jch hatte ja teine Beweises
»Ist die Richtigkeit meiner Einbriiite.j
Lchließsich begann ich selbst zu zweH
kein nnd fragte mich, ob meine Furchi«"
nicht zum Teil unbegriindet, mein
Schreiten eingebilvet wor. Und ich
okkschwieg mein Eiter-»in I
l
Doch meine ererzeugimg von der
linzurechniingssähigteit meines Mien
un war nun um so stotter, und es
aclona mir. durch meine warme Ver
:eidigung mildernde Umstände sitt ihn
zsi erlangen, die seine Strafe bedeu
:.«nd heradminderten.«
»So find Sie beide gut davon ge
tamrnem sowohl Sie wie auch Jhe
Silient«, demertte die tleine Frau
Betten.
»Mein Klient, ja, das will iu
:neinen«, antwortete der Anwalt,
»denn un demselben Abend erhielt ich
einen Bries folgenden Inhalts: «Tau
send Dant, lieder here Rechtsanwalh
seit Jhre Verteidigungsrede vor Ge
iicht. Es ist nach meinem Urteil die
beste gewesen« die Sie die seit gehal
ten haben, und ich desse, Sie derar
gen es mir nicht gar zu sede« daß ich
ep- war, der Sie hier irn Gesängnie
dazu inspirierte» indem ich Sie ein
wenig angstigte.«
xaxnrettssnsln
»den Frau-se Schutt-en
Die schönen Zimmer der Oberin
Von den Schwestern geführt, lam
men die genesea:rn Krieger.
Waren alle mehr oder weniger
schwer verwundet worden in Ost und
West. und Dem .und Jeneni merkt
man den Schmerz noch an, den er
durchlitten. Manch eines dieser
männlichen Gesichter hat noch ein
wenig das Fahle der Krantenstude
nnd der schlastosen Nächte. Ader
in den Augen haben sie die Erwar
tung. Aus dieie kurze Abendstunde
haben sie sich seit zwei Tagen ge
freut.
Der berühmte Cellist ist schen da
mit seinem Jnstrumentz am Kla
vier sein Begleiter. Und eine Dame
ist da, die ein paar Lieder singen
wird.
Nun sihen sie bunt durcheinander.
Die einen —- die keinen Verband
mehr brauchen —- «seldgrau; die an
deren in ihrem blau-weißen Laza
retttittel: Ossiziere, junge Manns
schaff, Dieser-nisten und seichte Land
wedrminner aus verschiedenen deut
schen Gauen. Au der Prosessoh
der rastlos tätige eiter des Laza
netts, will sich mal eine kleine Er
holung gönnen, und Reinen nicht min
der ansestrengten Is stritten wird die
Abwechslung such sit tun. Ver
eine den ihnen gilt selbst als begab-]
ter Musiker
Jch sthe in einer Gruppe von
Landwehtmannekn, mit denen ich
mich schon wiederholt unterhalten
habe.
.Wennö nue nicht wieder det
Ali-Not wink« sagt eines und
ichielt mißltauifch nach been Cellu.
»Was haben Sie denn gegen den
Pilgeechoe?« frage ich sehe über
wicht.
»Den hnwwe,mle nämlich schon
einmal gehörl«, erklärt mit der
jSehwabe an seiner Seite und lacht.
MI- wie uns lec- lase, gleich spielt
sie den Pilger-sen«
»Im-voll, den hattet se sieh extra
sil- uns verwendete Vaterlands-et
eeidiget ussiehosen.. Bat jefchieht
jeseeens Wie thut-en in emM
cqu ein seade ha’nt se det Neste
Lied aufean »Da haben
Mädchen Io .' Und spat ie
fchieh0, sag Ifu Die vie eintreten,
klopft dee here Mustkdieektoe ab
nnd wol Wes» .Der Häkchen-H
siedet der piijeechet.»llus sllns » du«
Seen. »Wie-n iettet los
Lsit der Feieeei.. dabei fes nun
sich nie amesieeen»
Aber diesmal imn kein Pilger
Ichoe blinle Lnego klang feierle
durch den Raun- l
Friede auf eitlen Gesichtern. See-:
gar ver lange Resekvift an- Ell-ing»i
der mit noch u: n Rachniith etlliitt
ihm daß er nun endlich wieder an
die Rassen möchte, blickt ganz pet
ftlökt auf den Künstler nnd «ein Jn
staunend Und dann hüpft ein Mo
Izaetsches Men« ctt durch hie Zim
niet nnd zanbert ein vergniägtez Lit
cheln auf alle Mienen.
Alles in Moll«, sagt der aus El
»bing, der ein kein Musilimnee tu
Wein scheint, entzückt «Soivc-t mii s
ten wie im Fesn haben«
) »Warum nicht gar im Schützen
stehen«-« murmelt mein Nachbar sue
WRechten »Na, der Torgaisee und
Idee Dessauet sind da auch nicht zu
verachten.«
Man llatscht stütmisch Beifall
Der- Künstler erhebt sich.
»Ju- nu quer sragr erner un
zufrieden.
.J wol« tröstet ihn sein Nachbar.
»der rnusz doch mal oerschnausen.«
Jest läßt sich die Sängerin hören.
Alles sehr hübsch. Aber ta gab
es doch eine kleine spaszige Szene.
Die Dame singt das Wiesen«-d
chen: »Wo hat der Buh seen Mis
chen hat« Wie gesagt, sehr nett
und hübsch. Ader wiihrend sie singt,
läßt sie unglücklicherweise ihre Au
gen aus dem Gesicht eines Mehr-nan
nes ruhen, der ganz- vorn seit. Der
etwas behiidige Mann, eine gigantii
sche Gestalt übrigens, sühlt steh durch
den Blick der Kunstlerin a.-niertund
wendet seinen .E-.ops wie in grenzen
loser Verlegenhei: einmal noch rechts,
einmal nach lints, hebt ihn und
sentt ihn, und tut dies so crussällig,
dasz seine Nachharn ausmertsam wer-«
den und zu schr..s.nzeln beginnen. Als
die Sängerin — das Auge immer
aus dem ehrlichen Soldatenaesicht k
in der schelmischsten Weise ten Kehr
reim bringt: »Als hast Du nur das
Näschen her?" tichert die Nachbar
schast und stupst den Armen, der
einen ganz roten Kopf bekommen
hat. »Sie meint Dir,« sagt der
Berliner. Erlezchtert scheint er erst
auszuatmem alJ der Cellist wieder
sein Instrument zur hano nimmt.
Nun «’«dars oZe Zuhorerschast sich
die Stücke selbst wählen; sie hittet
um möglichst ikustiges uno danlt
zum Schlusse durch um so herzliche
ren Beifall.
Dann aber heißt es zu Bett. Doch
stehen noch eine Zeitlang lleine Grup
pen in den Gängen und tritisieren
so ein bißchen.
Mein Freund aus Elbing hintt am
Arm einer madonnenhasten Helserirr
in sein Zimmer-. Ich beglette ihn.
»Gut-den Sie mir,« sagt er, »ich
hab' doch makselbst Geisen gebaut,
und versteh den Rammel· Der herr«
der uns da soas dorgespielt hat,
der liinnte ein schönes S:iiet Geld
verdienen, wenn er sich auödilden
ließe...«
»Aber Menschenstind,« lage ich,
.der ist doch schon längst ausgebildet
Der ist sogar schon Prosessor.«
»Na ja..· Prosessor... Das weiß
ich·.. Aber ich meine doch, in der
Musik...
»Er ist Aber Loch Mxisiip-ofesior!«
rufe ich lachend.
Da machte er ganz verwunderte
Augen. ·
»Musitprcfesi.7r? Trum mich . ..
Und ich d.1chte, er iit fein Professor,
wie unser hier-» vpm tx.sz.;rett...«
—.s.——
»He esse-«
Ein neunjähriges Mädchen sollte
un Religionsunterticht die zehn Ge
bote anfingen, blieb aber beim fünf
ten Gebot stecken. Der Rettgionelely
:.«r suchte ihm nachzuyelfen mit der
Jeaget »Nun, liebes Stint-, was tun
denn unsere Feinde, die Engländer
und Franzosen, gegen unsere Solda
ten?'« —- «Sie lügen«', war die
piotnpte Antwort.
Ists-streuen
hat Dandy mit der Weit Pech,
Jst meist an ihm das beite weg.
Das Eltchen wird beim häkeln matt,
Weil stets die Tons zu rniiteln hat.
Der Leiter greift rnit dein Dauer an,
ils-un fliegt mir davon der Auerdahn
—- Der Orient-. —- Weshalb
weint denn Frische-i ist —- Ach, der
arme Kerl hat irn Eis iisch nnd Fran
Mc gute Zenit-ten betont
—Rabeltegend Frau: Den
teu Sie, mein Mann hat einen his
ichtss lieh-name
—- sets made-, io heiß wie Sie
ihm ausmme
—- suerstfsk Fru- Denke
die, ssee Meiner hst schon wieder
Ekur Gräsc- Emwtpiatietst at
—JOIUZ»»M60I eilt-ie
: due-OR ins-M sei
III-!
sue-en OR M
W sas asqu
Wut-ist ;
sei-sie sprech
I
I
E Xlzze non Sen-en Roten.
Do- nnette Geflein der gignntifchkn
Jelfenmnssein die sich um das Lager
:i!kmlen, leuchtete in weißer Schw
kkeil im Mondlicht. Unten aber im
engen Tal was- sinltet, nnd Inn-e
l,ätte weit nüchterne-. iein müssen, als
Tom eo war, um sich in dem Zwiet
nsntt von Getön und Felgvlocten nnd
Zellen und hätten und Gekdien
nächstens zukechtznsinden Des war
nicht einmal im Tageslicht eine leichte
Ausgabe Denn die Männer von
liripple Ceeet legten erstaunlich wenig
Wen auf lieinlichen Ordnungs-sinkt n
überflüiiige Smymetrie. Die in hei
zsndee Eile aus rohen Planken nnd
Rindenftülten und Fnßdanben Glit
:-.t gibt's immer in einein well-gea
leklngee!) zufaminengenagelien Holz
:;äitien, die winzigen Zette, oie mit
Segeltuch übetipannten Wagen stan
den tuntetvuni durcheinander. . . .
Bald itolpekte Tom nbee eine Schau
fel oder einen Spaten und ichinwfte
gräßlich üvet deren Besitzer — bald
Netz et sich die Zehen nn einen
fiel-Mut und drohte tvutenibennnt,
den hol-haften Felsbiocl totzufchies
ßen. .
»So «n hie —- S. . . schiein. ’n
Stein! Mein Name is, hie, Lom —
ichliinmitee Mann von Cripple Ceeel.
Tit-ich mett Dir man, Steinchen
Schieß Dich bod· Au! au! Schon
lriiedee io ’n S. . ichtein — —- —
Gibs ihm, Tom!«
Er tastete an seiner Hüfte herum,
fand die altgetvchnte Waffe nnd
tnallte darauf los. Zweimal. Drei
nni. Dann horchte er. Jegendwo
nn Lager bellte ein Hund.
,.Schiein ’9 dod". laute Tom ver
gnugt. «Dasch ’n Heini-. Weilch be
stimmt, is ’n tleinen billigen gelben
Hund un’ ich lnnn mal gelce hnnblein
nich’ leiden. Dn’ich alles feye lang
neilig. Geh·n wir «.t«;-ause, Dorn« zun.
tiißen tleinen. . .«
In diesem Augenblick tollerte Tom
in eine Geröltrinne und schlug der
Länge nach hin.
»Macht nix«, sagte er. »Mutter
Schieinchen —- ahn« toeitcht Bescheid
Toni? Dasdf bee Platz mit die
viele lleine Schteinchen Geliicht ’n
bischen eauf un’ 'n bischen rechts
tgn’ wieder ’n bischen rauf un’ «n
riechen lints un bonn bifcht zu
Hause teini lieben lleinen Frauchen
Weiichtt«
Es waren nur einige hundert
Schritte bit- zli Lein tleinen Ostwärts
ä,en, das herrn Tom Jenlins und
Frau Mary Jenlins zu eigen ge
bete. Tons aber brauchte genau
eine Stunde und zehn Minuten zu
kein Weg. Endlich stand er (erheb
lich schwankend-) vor der Tiir zu sei
nem heim und blinzelte ergniigt our
ich hin.
»Nimm-neu z-—zu Dank —iche,
lieber Tom. Wo ’ich Frauchen?«
Er riittelte an per Türe. Jnnen
aber war der Riegel porgeichoben
und nichts tiibrte und regte sich.
»Daichslangweilig«, murmelte er.
Dann ging er hinten herum. Da
nnr auch eine Tür, ·eboch auch diese
fanberveeschlossen Ji deutlich, vers
bltifft. ein lvenig i rgenvoll itarrte
Tom feine Bebauiung an.
«Maty!« rief er. Keine Antwort
Liebes süßes Frauchen!' Keine
Antwort. -
,,Dasch nierltvilrdig.« lind Ton-.
Mann sich der Tatsache, daß fein
Haus nicht nur Türen, sondern nnd-«
Fenster hatte, ziemlich schmale, rni
tzeöltern Papier vertlebte Zeniterijss.
nungen. Da lonnte man vielleijt
heretnlomment Er streckte eine
Hand durch das Papier . . . und
itihlte mit Schmerz und Entsetzen
!-i.ß irgend ein darter Gegenstand aut
feine Finger herniedersaustr. Schnell
tvie der Blitz zog er die Hand zit
rück.
»Au! Frauchenl Maryl Busch
nich« recht. halcht mir 'n Finger ge
ltochen?«
.Und Du hast mir das Herz ge
krochen!«
«Ach toa sch —- bitt s. .scho müde,
n:—m-——rniide. . .
»Gan ich gern«, fuhr die Stirn
nie drinnen lrn häuschen fort. »Wer
hat fünf Unzen Gold gefunden heute
Vormittag?'
»Weißt) ntch'.«
«So? Du bist es gewesen! Wer
hat den ganzen Nachmittag und den
ganzen Abend und die halbe Nacht
hindurch in Billys Solon alle Welt
ruft Mitten traktiert und an seine
Frau überhaupt nicht sedachtW
»So wafchl Wer dennf«
Liszt-nd . ..m Bin rn-—mäde.'
nt t att; N;;kentins;
Mag-; Irren«r. herr n
tins: Sie haltean rau und Kinder
«L—-sirtder?' Zorn riß die sa
ze- nett sur m animie- mit-dist
Mitt- nder liebes klei
Mch nik von Kin
t dein lt «
see-after) Wth ranmä6 m ask-Iris
e nnd a atecta-n
« imtf is«Rute hatt
in ihre-n cis-tm wadelsafttq ver-et
as — uun m
. Meist-dreivier
nat-en der Fehde-trägstes von Den
ker-einst hatte, ans den AMICI-E
WORK aseedsl
Ussfesd machen konnten.
Jena nnd Kinder verlo
r Qui hatte w wundeessn ge
«W. here Tom Jentinsl Se
het- Sie nur wieder m Ihre Whisiyi
trutze
ee —- dsn z—zn hause. Wis
tammen zu Hau—s—-sche.. .
Keine Rede davon Here Jen
Eins. Ich werde Sie nicht in das
Laus lassen, denn ich flie te mich
nor anem here Jenins. le sind
,a der schlimmste Mann von Erippe
Ceeel.« ,
»——s——o ’n Unsinn! EBin Dein«
kleinen guten Hasen, liebes süß-;
Frau-den«
»S» Wer hat denn heute Abend
in Billys Solon die Spiegelscheite
zerschossenY
»Ach wasch —- hnt mit immer Ge
schtee geschnitten, der dumme Spie
gel. Hab ich ges-gesagt« on ske
azen kleinen Spiegel. Give ihm,
Tom! lln’ da isch losgegnngem J-;
.ux von Bedeutung.'
»So. so! Und wer hat dem inn
gen Engländee, det noch so ges-in is»
.nd teinetn Menschen was tnt immet
one die Füße geschossen, damit ee tan
zen solltes«
Tom lachte. »Hm — hie km
auch getanztS S—Schpaß!«
»So, Du Scheusal. Jch wollte
Dich cis-holen —«
«Dnsch aber liebenswürdig ges-Je
wesen."
»—-—- und da standest Du da und
behaupteten ein über das andere Mel,
Du seist der schlimmste Mann den
eseipple Ceeet ——·«
«S——soo tn—n1iide!« jammer
Jam.
»——- nnd Du würdest nicht dulden
daß irgend jemand in diesem geseg
neten Lager sich mtsckste, und Tr.
seist ein heiliger Schrecken und ein
schlitnmeee Proposition nls TU,
gäbs nicht im Umkrei: von hundegt
Neilenl«'
»Mein’ süße tletne Hasensng
Dnsch aber alle-seh sehe langte-ex
lig. Wswollen Platz nehmen«
Tom väumpste schwerfällig aus die
Erde nieder. «Bin ich nich’ Teig
Guten?«
,Jch hab« Angst ver Tir."
»Doich gräßlich. . , Weischi den-«
Isich' mehr-? Bin doch Dein kleine-i
auten blauen Hasen nnd Du bisch OE
). Feine liebe haienirau Und irir sin«
) Ie glüjliche Familie!«
Frau Muth lachte.
i »cor· lieber feiner blauer Hak
stöhnte Tom weinerlich. .W-—
will ’keinlommen un« un· schlafen«
l »Bist Du ein heiliger Schaume«
«G——gnnz gen-sich nich’. Bes
Ehiiies
i »Bist Du eine schlimme Pisqu
lion?'«
T .N—n—-nein. n Hase. Frau-Lein
nur n guter Hase«
»Willst Du Dir die dumme Echte
’ßerei ahgewöhnen?«
«Gewiich——gewik-—ich. Sehr gern.
Da hoirht — hin —- ollen Schießprw
gel. IS alleich nich to schlimm. klei
nes Fauchen-«
« »Seit Du wirklich all’ das fehöne
Geld verhammelt?'
»K—ieine Idee. Gnnfche Hosenn
iche noch voll!« '
»Don darfst Du ’eeinlommen. Der
mußt Dir nhee vorher Deine schmut
z:gen Stiefeln aussichan -
«Daieh ne Kleinigkeit.«
Tom miihte sieh entiehlich ab vie
schweren Stiefel von seinen Iiißeu
Oetunterzubelommenz er zog, er zerr- ·
te, er schob« immer wieder Das Gleich
»gewiehl verlierend, und alle Augen
blicke ermahnte ihn eine ver ver
haltenextr Ln zitternde Stimme, er
jmdchte sieh cesiilligft ein wenig
xteeilen
J »Ich bin »milde!««' versicherte die
Stimme
,,Daich gar nir! B—-isin noch rit!
ins-m—miider, iveischt!«
Endlich flog der eine Stiefel pol
ternd gegen die Bretterwnnd der Hätte-«
nnd nach einer Ewigteit der Milli
svlgte ihm der zweite — — —
L O c sc
i Der schlimmste Mann von Cripple
’Creet lag ruhig schlafend auf fei
nem Lager und über ihn beugte sich
lächelnd seine reizende zierliche tleire
Frau.
»Ein ’n san-ich Guten-« illi
steri Tom im Schlaf.
—- Gedqntenlplitter. Das
Leben gleicht oft einer Papierfabrih
Die schlechteste-i Lumpen erhalten oft
das beste Ansehen.
—- M o d e r n. —- Krititerx »Jbre
Wiegenlieder verraten echte Mutter
freuve!«
»Ach, die Kinder ver-sorgt, während
ich dichte, mein Manni«
—- Nsch· bee Kirchweih.
«Wieip ist denn gestern hier auf dem
See schon inieber ein sont umsichti
Ieni Ei me wohl su voll
»Das sont nicht. aber die Jn
laseul'«
—- Begriiis nies. .Dnt
rauh Inn losem I lier bot eben is
schlau sie t In Feinarbeit
- .Vie —- ein siihn war such
beteilistk 4