Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 01, 1915, Image 10

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    sei- lcttes neust.
kal Wolle Mem lauscht;
wird vor Fette-gen
Ich- alles ist inem few
M nur ein Inn sagen.
M meiimhsaft Ifchildm ist
ruheloie Sm
l
Die Lache t L d sche ,
m am en un qounen m.
Das blütenreiche gebe i
!
(
So überzeugt noch keiner vRes
Das Glauben, Hoffen. Liebcnl
Vom Dichter niemand weiß, daß ers
Um Sterbeiag geschrieben 1
E m l O a n ti ch
W
W
Von »New Rom-ori.
Ein Klinge!i., leise, wie bittend.
Scndes dar gedönipft klang der elek
rtisiäe Tos.
Ich bin nicht zu Hanse«. sagte
die gnädige Frau. Und sie sahn
iori, niit weißen, spitzen Fingern
Konsett in nltflbernen Schalen zu
erdriei·.
«Gnädige Freu, der Herr Vater-—
der Herr Geheiknrat«, verbessert sich
das Midchen schnell.
»Aber Papa« —- es klang mehr
erstaunt als erfreut — »woher toniinsi
dir denn jetzt, oor zwöts? Jch er
warte dich doch um drei zii Tisch.
Du weißt, wir haben noch ein paar
Herren gebeten."
»Sei nicht böse, Kind Jch hatte
Sehn-achr, euch zu sehen. Der
Hirvstwind macht ineliincholisch. Laß
mich -,ier ein Weilchen iin Klubsessel
am Fenster sit-en und dies Sonne
iiihlen Der Weg hai mich rniide ge
macht-« .
Er Legte seine lange, schlanke, jung
gediieiiene Gestalt zurück iind schlug
die Beine langsam übereinander —
ein-as Abwesendes über allen seinen
Bewegungen
Der Mittagssonnenschein wob sein
hehes Licht uiii den Kopf mit den
durchgsisiigtem iierpiisen Zügen. Er
zwang seine Blick los von dein Wege
draußen ioc dei Herbstwind die Bän
, nie bog und in wirbelnden Kreisen
das schwarzgesisreiikelte, lose Laub
zum Tanze lud
Laiigsain gingen seine müden Au
szei- iisiiher nnd streiften das Eichenge
iciiel an Decke und Wänden ;
Die hohe, stolze Gestalt seiner;
Tochter stimmte wunderooll hier-heh
ihr weißes, slis essendeo Gewand und
ihr Lichtes, hochmütig regelmäßiges
Gesichz
Er wußte sich in einer Atmosphärej
not-. Frieden irnd Korrekiheit gebot-s
gen- Ein wenig dharisiiisch freilich
war mich er, der Mann, der diese
-.Atnwsphäre init ihr teilte, aber auchi
das paßte zu ihr und in ihr Milieii
hinein. Sein Vlick slog vergleichend zu
dein Bilde ini goldenen Nahm-n hin
ans. sn ihr dort ob.-,n die sein
Weib gewesen war, hätte der Klang
hier nicht gestininit, ihr Leben war
ein steter Wunsch gewesen alles zii
begreifen nin alles verzeihen zii dür
Die silberne Schere, mii der die
schöne Iraii Traubenzirspige geschnitsHl
ten, tlitrte ans die Erde. ErTschrat
zusammen. l
»Ist dir etwas, Pape-? Ich glnnsl
be, dii siehst blaß ans heute, binsserl
als sonst. Seh-ietzt sein Kopf wieder
so? Mach’ noch eine Fahrt durchl
den Tier arten, ehe du zu Tisch
kommst ai«
Sie strich mit der vollen band iiber
sein seidenes, diiniieS haar, daß er»
die Ringe ihrer Finger ertältend
fühlte
Pldtzlich mit einein unterdrückten
Laute, einein Ausschluchzen ähnlich
riß er sie an sich, bog ihr Gesicht her
unter nnd bedeckte ihr dustendes blon
des haar mit Küssen.
«Papa, wag bist du nervds!« Sie
machte sich los lachend und doch geil
schmeichelt von seiner spontanen Zärt
li keii. «
iir Stimmungensehlte ihr jedes
FeingesiihL Sie verstand nur das
gesprochene Wort.
HeLaß mich die Kinder sehen, ehe ich
It -«
»Wie kommst dir darauf, Pupae
Die schlafen doch jest.«
»Ich bitte dich, ich möchle sie fv
gern noch —- fv gern sehen unv spre
chen hören.«
Aber du kommst doch dann, Papa!
Jn drei Stunden bringt Mndemois
feile sie in neuen, weißen Spitzen
ileidchen mit dem Nachtifch herein,
dein lieben Grospapa die Hand zu
küssen. Und du mußt dir, bitte-, mer
ken: Ma hat ihr Haar an der
Schläfe mit blauen Schzeifchen c
bunden und Mi mit weißen. Zu
darfst fie nicht wieder verwechseln,
sie fangen an, das drvllig iibelzunehi
men.« «
Sie meriie nicht, daß er nur ihr
»Nein« gehört, das sie vergebens viel
«Und wenn ich dich doch bitte
Kind,« scharrte er, «ich habe disk nichi
mviei gebeten ini Leben, wecke sie
und laß mich ilzre Gesichtchen fiihlen
und ihre Binde
Sie war wiiper ihren Willen und
zu ihre-! n Verwandten ergrif
fen, von dein verhalte-en
Ton in feiner Süäimäe Sfie feinein-tor
, C M I
MIML is Wiss-ie- wiss-Zisc
MMW
i
dein Schiasei Das ist doch eine Lau
ne von dir. Sei nicht böse, daß iih
das sage.«'
»So laß mirh wenigstens in ihr
Zimmer und an ihre Gitterbeitchen
heran. .
Eber das ist ja dasselbe. Sie
erwachenl wenn man ansieht. Jch
etlaube auch nie. das nachgesehen
Tritt-, oh iie a chlasen haben, weil
sie davon unieh bar wach werden. Die
etettrisehe Klingel an "edem Bettchen,
iiher die du nenliO sko gelacht hast.
haben wir doch nur aus diesem Grun
de machen lassen."
Sie sprach immer weiter, weil He
des alten Mannes Enttiiusehnng zu
fühien begann. mehr als sie sonst mit
anderen fühlte.
Eine sonderbare Laune heute!
Und er war sonst immer so gleich
stiikig IF- Wcht nnd bei allein
Idealist-aus« den sie schon als Mäd
chen still Welöchelt hatte, so selbstlos
verständig.
. «Trintst du ein Glas Sherrh, Pa
pa?«
l Sein Gesichtsausdruck störte sie.
fSie trug die Kristallslasche zu ihm
ans Fenster und goß ihm ein.
Er hob das Glas. Ein Sonnen
Tsirahl siel daraus und liesz es fiir
seinen Moment aufdiihem als ob Blut
Hdarin flosse. Er trank es hastig und
erschauernd leer und setzte das Glas
so hart nieder, daß es auf der Ma
llmhitsehale in das schwüle Schweigens
iwie ein Klagelaut klirrte, ehe es zer-»
Tit-tang- - s
! «Verzeihl« Mühsam erhob et fich-11
’,.Leb wohl, Kind!« Er preßte ihre»
»He-nd, daß die Steine an ihren Rin
’gen in seine seinen. sleischlosen Fin
ger schnitten. Schon einmal hatte
er heute ihre Ringe gespürt, nur ihre
Ringe. Und er war hergekommen.
ihre Seele zu suchen. Er hatte zu
ihr sprechen wollen. vielleicht bei ihr
weinen, vielleicht ihr die Wahrheit sa
gen. Vorbei!
An der Tür des Kinderzimmers
schlich er vorüber, olo hielte der Bo
den seine Füße fest. Seine Hand
griff liebtosend ungesehen iiher den
Drücker-. Dann war er gegangen,
schnell, ohne umzuschauen, wie er wohl
an anderen Tagen freundlich selbst
verständlich getan hatte.
Unwillturtich horchte sie aus seinen
orrhallenden Schritt. Einen Augen
hiict war’e ihr, als müsse sie ihn
zurückrusen,« als hätte sie vergessen.
ihm etwas zu sagen, sie wußte nicht
war.
Abet es war spat geworden.
Der silbetgtaue Chissonstosf. de:
die weiße Seide verschleierte gab ihr
seinen töstiichen Farbentvn. Ein klei
ner, tundet pelzdesehtet Alt-schnitt
tieß den teuchienden Hals seei De:
schmale Streifen von schwarzem
Pelzwekt umspannte so dicht ihr e
Dank wie ein dunkler Rahmen ein
weißes Bild. So ging ste ihren Gä
sten entgegen.
»Ich bin Vater im Klub begeg
net. Er läßt sich sitt heute entschul
digen«, hatte ihr Mann iht eben zu
gestiistert. Und als die Gäste sie
Verlassen hatten, sagte ek rasch: »Es
mat hohe Zeit. Jch habe Vater ver
sprechen müssen, vor Abend eine
Stunde allein zu ihm heranzusahren.
Er will mir, glaube ich« einiges Amt
tiche übertragen.«
i I s
CI thatte altes zum Umtleiden siie
ihn in seiner Junggesellenwohnung
bereit getegen, als et um zwei Uhr
aus dem titub nach Hause- lam
«Jch will nicht gestört sein, Fried
rich. Jch shabe zu tbeiten. Stel
len Sie mir nur K nat und Was- l
tet het. Wenn mein Schwiegetsahn
kommt. lassen Sie ihn angemeldet
eintreten Ich gehe nicht mehr aus
htutef
.Sind der here Geheimtat tranti
Nein, nicht trank Jch will nue
allein sein. Bist eine anständige
Seele, Itiedkich.« Weich klang diej
Stimme und freundlich ßih ee ihm41
nach. H
Und dann blieb et allein, wie et
seit langem allein wac, ttoi Amt und
Klub und ilie.
j - Ein laut oses Schtnchzen schiittelte
ihn jäh; et versuchte ei zu behen
;ichen, aber ei war stärker als et.
sahe stehend ging ee auf und ah
net und ab und starrte nat sich hin
und in sich hinein
i Der Schlag der Stande-he Iveäte
iihn aus feiner Erstarrung. Wie Giot
jtentöne klang-, drei helle, nach
jtiingende Glockentönr.
« Ein Aufzucten ging durch feine
Glieder, hoch richtete er den Kon
empor. Das wehvoll entfchlossene
Lächeln follte nicht mehr weichen von
seinen Lippen. « -
So feste et sich zum Schreiben
nieder und siegelie den Brief mit be
herrschten, ruhigen hör-den
Dies etilettelpfe Flasche mit der
weisser-hellen Flüssigkeit und die
Speise prüfte er sorgfältig und fach
tich. Er schien vertraut damit
Schnell, als fürchte er ein Defin
nen, führte er die Radel in feinen
Arm. cr- ließ sie stecken, nur die glä
ferne Röhre entfernte er. Er füllte
site-siedet und immer wieder und teok
der starken Lösung noch einmal, bis
Schwäche ihn iibektam und 'feine
diinde Minute -
Sei- Ipt fant in fhpindendem
Dem-Its le fein spat-Tiber auf
die M de- reibtiichr. an de
er Wiesen war. M
störte Stunden hindurch seinen
Schw« i i se —
Sein Sehtoieqetsohn trat ein. Im.
Momente —- er wußte auch später nie
Iwatutn —- hatte ee die Wahrheit er
faßt. Er sah, daß der dar ihm ein
Totet war. Er sah. daß et hatte
sterben wollen send begriff, desz
et nat In zum Zeugen dasük se
sucht.
Er richtete ihn aus und ttng ihnl
aus die Chaiseiongue am Kamitn G
brannte Feuer darin tret des son
nigen Oktobettages. Die Flamme
iwsaes ein ferstes, ziingelnd net-Hier
Licht ühet die gelbtvet en Züge. ie
den Ausdruck stiedtsa en Schlafe-l
trugen.
Er sah die NadeL in der die halb
geleette. halb eingeschobene Röhre
noch deckte nnd zog sie heraus aus
dem leicht angeschwollenen Arm. Sie
brach ad u feinem Geschieden Kein
Blut-tranken kam. Dann zog er
Hemd nnd Roaiittnel iiber den weit
entblößten Arm, alles ganz lang
sam, behutsam, in undelvußtem
Grauen.
Rückwärtsgehend wandte et siegst-m
Sshteihttseh Das Gesicht des oten
hielt ihn fest.
Taumelnd fast ging et. Seine
nach hinten sich Itiiyende, tastende
band grifs in das ossene Etui. ,
Er barg zitternd die zerbrochene
Spise und die Röhre. die et vonein
ander geschtaubt, wieder in den tila
Samt und-klapp» dae tleine schwat
ze Lederetui zu. Es gab einen tnat
tenden Knall. der unheimlich schrisj
in die Stille Hang.
Sancta-day dasz et so ruhig todt-.
Mechanisch betrachtete er den weißen,
pulverigen Niederschlag um den
Pfropfen, ehe er die Flasche zutortte,
sitechanisap steckte er Flasche und
Speise in die Tasche, in dem unbe
trußten Ueheelegen, daß ek damit
vielleicht die Spur des gewollten To
des verwischen tönne.
Dann erst faßte er nach dem
Pries, von den« tein Name ihn an
tot-»
Zitternd riß er «an den Umfching
des Briefes und stehend noch lag er,
auf die Platte geftiiyn
»Ich topllte noch tomtnen heute.
Jch habe ja die Kinder nicht mehr
gesehen· Aber es geht über meine
Kraft. Verzeiht, wenn Eurem Ideal
von torretter Lebensführung mein
Sterben widerspricht. Ja) habe die
Wahrheit iiber mein Leiden erzwuns
gen: »Zum-r ini Gehirn· fasite rntr
einer endlich, und die andern alle. die
Ich befragte, was eines Freundes
»Juki«-r ini Gehirn« bedeuten tönnte,
tiöfteten einfiinrtnig: »Alles!'· Siche
res Siechtum nnd Verblöden und
Erblindung, gelähmten Leib und eine
fieche Seele!« Daß ich dat- abwarte,
nur um zu leben und torrett zu fein.
tann niemand fpidern, auch Jifr
nicht. Meine Angelegenheiten und
geordnet, meine Benintntungen nie
dergeschrieben Laßt mich gehen
havt Eure Kinder lieb. zch hatte
fte gern erblühen sehen. Ver Ge
dante an sie macht tnir attein das
Sterben schwer. Zum letztenmal:
Lebt wohl!
Euer unglücklicher Vater.«
Er las es noch einmal, dann zer
riß er das Papier-, peinvolles Mit
leid in den Züge-n auch Mitleid tnit
sich selber. »Mit geauiilter Stirn
wartete er, bis die Flammen im Ka
nxin auch den letzten Schnitzel, den
Beweis eines gesuchten Todes. zu Afche
gebogen. Dann öffnete er hart die
Tiir hinter der fchtveren Portiere und
rief.
Friedrich sprang erichroeten her
bei. Einen Moment stand er wie
eiftarrt ftill, feine Grimaffe ver
zerrte sich wie zum Gelächter, dann
warf er sich laut weinend an die
Erde, neben das Lager feiner- gelieb
ten herein
Der Arzt tarn —- das war nicht
zu umgehen -—- der erfte befie. In
tattpolleni Schweigen waltete der
junge, duniethaurige Mann feines
Amte-. Dann berichtete er teise,
ntit fettfani W- wahttuender
Stimme, was er schon nach dein er
ften Blick in das Ceficht des Toten
.verututet.
«Marphiutnvetgiftung. mein Here
Suieidiurn weht leider. Der Tod
Jift fanft und fchinerzios eingetre
xkeåiä «Etwa zwei Stunden tönnernej
» .
t Da wußte der atfo Belehrtr. das
Ifetne hoffnung. an einen natstlii
schen Tod glauben zu lassen, geschei
tert fet. »
Als er nach hause kam, traf er
feine Frau attein, ungeduldig auf ihn
wartend. Sie akute zur Oper.
. Er reakt- ilie den Mantet wieder ab
fchioi chnelt beide Um und se
gaan sit bt:eif.e;:e, erth ter Stint
ene: » ei ·. u sannst nict
fert. Ich spie dir Ernste- zu
fagen, etwas fest Zeuueigei und
ask Unterneis Du pufzt ru
isi Hirn stets ruhig —- dein Vater
»Ich hoffte,dirsngeu zulönnem et!
sei am Herzschlag gelindert Aber(
ei war nicht zu verheimlichen. Die!
Wirkung des Mfiet war zu malen»
leider. Und ich hätte doch einen Atzii
holen lassen müssen. Ich danke Gott«
baß et mit wenigstens, freilich miix
des rechten Diag e, anstattle eines
Totenschein ausste will, sonst hät
ten wir noch eine Beichlaguahme ekle
beu müsse-M
Sie sa ihn mit ansaeriiienem, er
starrtenr nnde an nnd mit it
zusammengezosenen Brauen. Lang
sani erii verstand fie.
»Der Vater ist tott Das ist ia
nicht wahrt Das kann ja gar nicht
wahr sein! Jch habe ihn ja vorhin
nvch gesehen. Und er selberi Meinl
Gott. die Schnabel Wart-Ins Sag]
mir blaß warnmi« Sie rang die
Hände.
»Wir wollen ihm den Frieden gön
nen. Wir können schließlich nicht
txt-langem daß er nm nnsertwillen
leben bleiben soll. Er hat mir ge
schrieben, daß er sich nnheilbar
trank wußte und nicht langsam ster
den wallte Ich habe seinen leiten
Brief vernichtet. weil ich dich schonen
wollte.'·
«Dat ift auch das Furchtbare dar
an. Das, was man nicht wissen
dürfte. Er selber! Die Schande!
Uns das anzutunl Dir nnd mitt«
Jeßt weinte sie ans. «Dieser Standali
Was soll man den Leuten lageni
Gott weiß, was tiir Motive sie sagen
werden. Jch schäme mich ja so!« ie
weinte heftiger-. .
»Alle werden sie davon reden nnd
jetzt, wo die Saiten eben beginnt!
Das geht ja nichts Das macht man
noch nicht! So riicksichtslos gegen
uns-. Dieser Standai!«
Er sah ihr mit seltsamem Lä
cheln nach, wie sie unter abgerisse
nen Worten auf und nieder hastrte,
das weiße Spitzentuch noch in den
Haaren, und an ihren langen Hand
schuhen riß. Tränen in den Augen,
die- nichtg von reinem Schiner-e wuß
ten. ·
Und bot dieser Karitatur des
Schweige-i hatte et, der natürlich
gan alten Senlatipnen Io weit wie
isög ich aus dein Wege ging, sich ge
iiitchletl Das hatte er nicht niitig
gehabt. Aber so viel Kälte und hei
zenshättel Das war Ia schon beinahe
eine Sünde sgegen ben guten Ge
schmatt, die uiivetzeihlichste der Sün
den. die er’,tannte.
»Ich bedauere dich, wenn das die
ganze Summe deines Mitleids it."
«Mitleib? Warnen sollte ich it
leid mit ihin haben? Was hat et
entbehrt? Auch wenn er tiant war,
was hätte er entbehrt? Er hätte sich
alles schaffen können, was et besuch
te, und et hatte doch uns und die
Kindee.«
Die Kinder! —- Sie hielt inne.
Wenn sie ba- ewußt hätte. heut invi
gen, sie hätte Ihn sicher hineingesiihri
an ihee Betten, sicher. Sie war
Stolz ans diese Regung. Fast weich
wurde sie iin Bewußtsein davon, wie
gut sie ini Grunde war·
»Kom, wie werben hinfahren mäs
ien gleich. Jch will nur ein buntles
ees leid anziehenX
Die Kinder mußten ein Wort aus
esangen haben, als sie sich zu den
stboten wandte.
»Wi- ist Geoszpapni Was ist denn
l-ei Großpapai Michivill Großan
liebhäisen.«
»Min Sie init die Kinder
fett, Madeniaiseltr. Meine Nerven ;
halten das nicht aus. Dai- seheii Sie —-"
boch."
Ein eintiiiiiges« lautes Weinen tqin
ans dein Kindeezimmey ba- schnell
geschlossen wurde.
Sie hielt beide "nbe vae vie tleis
nen Ohren. »Mit chtslos gegen uns
alle!" bat war bet Gedante, det sie
nicht losließ unb alles Gesiihl ver
lcktkkmso
Und wie sie bie Treppe hinunter
Ith tlang es ihr noch bis in den
Wagen hinein nach: GUoßpapm sei
doch nicht tot. Sei doch nicht tot,
Giovanni«
f-—
sie-riet als Print-eh
Scherztvetse kamen Im Herbst 1868
nach einer naiven Frage eines pour-.
merschen Olutsbesiierg, wie langeI
Louiö Napoleon wohl non- aus demI
Jhron bleiben würde, in Varzin dies
Provhezeiungen zu Sprache, die gete
genttich von tsyontnstevollen Franzosen,
sür den Halt Napoleons berechnet
werden waren. Die Zeitungen hat
ten eine Prophezeilning gebracht, die
.htn das Jahr 1869 sttr verhängnis
voll erklärte. Loui· Philipp hatte
ana- seinet Thronberteigung 1830 so
viel- Jahre regiert. wie die Advttton
ver Zahlen seines Geburt-sahns 1791
e-·iav, und ei sollten süe ihn auch
noch seinere Jahlentontvinationem Col
die Additipn der Zahlen seines pack- ,
geil-sahns 1827, wie G. »Im Wie-E
man-sit in seinen Lehmann-ten ein«
Bismaetk mitteilt, me Janr lsilsj
Its Ende seiner Regierung bezeichnen "
Isi- Levis Rai-pleon. geboren list-As
vermählt 1853. sollte nun dieselbe
Ver-among eine Regierung-seit von!
17 Jahren noch seiner Thronbesteiss
gnug 1852 ergeben. Scherzes-n wie
dies ganze Gespräch qesiihet wurde,
meinte sie-nackt- »Sollte er sich nicht
so lange halten tonnen, wie Leute
hilipp sich gehalten hat? halten
ie ihn sür weniger flugs Dann
nilliten Eieihni doch auch 18 Fabre
We nnd er wäre erst 1870 su
! U .«
l .
l . ,
s —Von ders«ntieee. ti
fleoee »Seid-sein sit Alter« un
Hase-s aber onst Ue seit
M nach ein einher-. steil m .dee
Näh Flekwshiläthkku
wusin slck hast«
AM.
Von start Schrandebach.· ’
Müllers hatten ihre-n Ewige-.
denn blonden. losetigen Wissen-thes
u Weihnachten setze reichlich de
i cheert. Withelmchen halte sich W
s habende Eltern ausgesucht und Dant»
dieser seiner Vorsicht var sein Sa
bentis mit den schönsten Geschenken,
mit a em. was ein Kinderherz er
,srenen kann, schwer beladen.
Aber all die kostbaren Spielsachen,
die Puppe in Seidenhöichen und un
Spipntrageth der sardige Steinhau
Itasten, das Märchenduch in Pracht
einband, die dank-großen Bleisoldaten
—- sie alle hatten ais die Dauer den
Illeinen Bestyer nicht fesseln und er
s
steuen tönnen. Die tteine, grell be
znialte Blechenle, die aus zwei steisen
’ Beinchen lies und die das Dienstmäd
Lchen lurz vor den Feiertagen vorn
FStraßenhändler sür einige Groschen
« erstanden hatte —- die hatte allgemach
die ganze Konkurrenz aus dem Felde
geschlagen und sich das Herz des lleis
nen Mirschchens eradert oder vielmehr
sich hineingeschnattert. Denn sobald
das tleine Blechgeschöps ausgezogen
war nnd in Bewegung geriet, schlug
es mit den Blechsliegeln und erhob ein
Geschauten das ohrbetäabend war.
Vor seinem wilden, durchdringendem
»Ein-Gent —- Gra-—Gack —- Gra
Gaet« schoß jedesmal der Heu-toter
entseht ans der Stubentür und der
Kanarienoogel vergaß auc- Schreck
sür eine ganze Stunde das Singen.
Aber ach, so langsam erlag die
brave Blechente den Anstrengungen
ihres unnnterdrochenen Dienstes. Daß
ihre bunten Farben vers-lichem störte
Wilhelmchen wenig. Ader die edlen,
inneren Organe des Tierchen-, beste
hend aus Schrauben und Metallfei
vern, versagten langsam.
Da wurde der Papa nnd Mama
tagsiiber gequält, unt den streitenden
Vogel sur richtigen Pflichterfüllung
anzuhalten. Bald hatte Frau Miit
ler in.der Küche und Herr Müller
im Bitt-v das tleine Blechungebeuer
auf dem Schoß und verlachten ihre
schwachen, technifchen Kenntnisse bei
der Ente zu verwenden. Schließlich
brachte here Mliller feinem Eins-gen
eine neue Blechente mit. nber ach, ste
fand leine Liebe bei dem tleinen Em
pfänger. Es war nicht «sein Ent
chen". Nur das Blechentchen mit den
derbettlten Flügeln und dem ver
trakten Schnabel besaß ganz allein
Wilhelms trenee anhängltches Herz
chen.
Die neue Ente blieb stets im
.Etall« und der abgediente lahme
Qnackser begleitete nach wie vor tei
nen Herrn überall hin am Tage, und
des Abends ins Bett, auf den Nacht
tifch.
Ein paarnml verfchtvand das alte
Blechungeheuer heimlich im Kehricht
tasten. »Der Nitolaus hat tie geholt
nnd bringt sie zu Weihnachten wie
der", tröstete-n Müllers Ihren Einst
gen. Aber Wilhelm ließ sich auf et
nett so langen artntin und auf eilte
fo untichere Sache tnrzwea nicht ein.
Er schrie la durchdringend und fo
wacker, wie es nur ferne btecherne
Ledrmeisterin tonnte. Und er hatte
Erfolg. — Der »Mit-stark zog dns
Blechviehchens wieder ans dem Kehricht
nnd brachte besiegt und niedergefchlas
gen dem teiumpbieeenden Wilhelm
chen seinen geliebten Vogel.
Doch eines Tages hatte here Mill
ler eine wichtige Berechnung auf fei
nem Biitv zu erledigen und am glei
chen Tage ward die alte Ungliietsente
leider wieder von Streillnsl ergriffen
—- sie lief stets nur zwei Schritte
Wilhelm hielt dar- Ungluck feiner Ente
»für viel bedeutsamer wie bie Kaltus
lation des Vaters und alle halbe
- Stunde fand er sich bei dem Aermlten
»ein, hilfe sür den tranten Blechvvgel
Herbeifchend Fand aber Wilhelm die
lsiirotiir berfchlptfen, dann begann
iMllllers Einziger and die Ente vor
der Tür gemeinsam ein Gejamtner
und Gefchnatter wie weiland die vier
Bremer Stadtmufitantew Durch die
Macht der Töne erzwangen sie dann
doch den Eingang int Allerheiligste,
in des Vaters Irbettszintmer.
Die Ente streitte weiter nnd apa
Müder fand atn Abend in einer
Aufstellung einen folch großen Rechen
febler, das sich ihm die haare sträub
ten nnd daß ibn auch gegenlibet fet
. nein blendtseligen einzigen endlich
I die Geduld verließ.
7 »Nicht du- dem ’:lkbeilszimmee zu
« den-gen war er', em. ad vestn Zubetts
-gel;:n dkk verzweifelte PUN- seinen
ilnmul Hexe-trüber seiner Ehehöliir.
;«Em dukendnml We ich ihn wegge
;ikhicki und immer lom et wieder mit
lieinee elenden. icheußiichen Ente. Er
M verwöhnt, der junge Her-, unser
.Cinzigee«, in den Grund hinein
verwöhnl und verzogen. Ader ich
bringe ihm bei! Jch ersieh ihn festl
Und morgen weri ich die Maleilzs
htechenle in den Kehrichlqulecy ob
Wilhelm heult oder nicht. Er los
wissen, warum er mich ununterbro
chen gequält nnd in der Arbeit ge
böei hsi«.
Ehe die Lqmpe ausgeblasen wurde«
war dee Tiopuf in vollem Gang
zwilchen dem Ehepnk Müller, wer
den blonden Diellopl so veezogen hohe,
und beide Eltern ge ohien, the Est
schiedenheits in de: .stikhass II Die
s
t
wen-« kam e- vik sie-Evas sek
tnende Ente M allein Widerstand
»de- Meinen morgen verschwinden tie
tuSie Viechente aber and ruhig da
bei sue dem Nod-nich. sah-te sich
«Mt nnd erwartete fletchmättg das
We« z Inde, das dr morgen im
Mo asten bevorstand. Jn seinem
Zorn W here Miiller das Un
giticksoieh und stellte es aus den Bo
den des Nebenzimmees. Oe wollte sie
aus den Augen hoben. Auch das ees
trug die Ente gleichgültig.
U I I
Die Glocke hatte Mitternacht ver
kündet. Das Müllers-he Ehepaar war
iiber seinem Disput eingeschlossen
Frau Müller ·tkt·iumte von ihrem
Liebling, der inmitten einer ganzen
Cntenschnr herumstolziette seno we
Ehegemaht quälte sich im Schlafe vor
einem dicken hanptbuch herum, in
dem die Ziffern nicht stille stehen
wollten. Wildetmchen aber schnarchte
sorglos und hatte sein Diiumchen in
das holde. am Tage so tedhaste
Mäulchen gesteckt.
Da raschelte es leise im Nebenzims
mer. Eine-Maus schien ihr Spiel
zu treiben. Dann ward es wieder
still.
Die Uhr tickte, die Schläfer attnes
tect. Da raichette es wieder. Ganz
leise! Und horch? Knarrte da nicht
eine Dieses
Im Mondenschein dee durch die
Vorgänge matt in das Itebenznnmer
siet, zeigte sich undeutlich eine schwarze
Gestalt.
Sie stund still, regungslos, wie er
Lchrectt iider das Knarren der Boden
ieie.
Zwei, drei Minuten verstrichen. Da
wagte die dunkle Gestalt vorsichtig
wieder einen Schritt — dann stand
sie lauschend still.
Jm Schlasztnnner hatte sich der
lleine Wilhelm im Bettchen herum
gedrebt, aber erwacht war niemand.
Jevt leuchtet gediimpft der Schein
einer Blendtaterne auf. Einen Au
genblick fiel ihr Licht aus das Ge
sicht ihres Träger-, eines langbiirtis
gen Gesellen mit gefchtoiirztem Ge
ficht.« Vorsichtig streifte der schmale
Lichtlegel durch das Zimmer und
zeigte dem Einbrecher den Schreib
tisch, der dicht neben der Tiire zum
Schlaszimmer stand.
Ein zuseiedenes Lächeln umspielte
den Mund des nnheitnlichen Bur
schen. Drinnen im Schlaszimmer
herrschte friedlicher Schlummer. Nir
mand von den Schlösern ahnte die
gesährli e Nachbarschaft Aus
Striinw en hufchte der Verbre
Zer weiter, nach dem Schreibtifeq
n.
«Doch Papa, die Ente will lausen.'
Wilhelmchen war unruhig. sprach im
Traume und legte sich wieder aus die
andere Seite.
Der Einbrecher horchte angestrengt.
Niemand von den Eltern war er
wacht. Langsarn grisf er in die Ta
sche und zog das handwertzeug her
vor, das er zu seinem finsteren Ge
werbe gebrauchte. Nur noch ein
Schritt trennte ihn von dem Schreib
tifch, dann tonnte er seine Diebesari
deit beginnen.« Jhm war das Glück
hold, nichts warnte die Opfer, die er
zu bestehlen gedachte.
Und leise schlursend machte der
Dieb den legten Schritt, in Strilm
psen über den Fußboden hin. da
stößt sein Fqu an einen kleinen nie
tallenen Gegenstand
»Gut-Gott — GraiGack —- Gra
Gack —- GrasGact.«
Wie die Posaune des jüngsten Ge
richts schmettert es los und rasselnd
sschiefzt ein unbetannteo Etwas hinein
in die dunlle Stube!
»Ein-Gast« ,
Ganz entseht liifzt der Dieb bei
dem unerwarteten, unverständlichen
Alnrnt Licht und Werkzeug fallen.
Er sauft zum offenen Fenster und
hinter ihm drei llirrend und trei
schend der unbe annte Schrecken.
»Wer dat« Mit einem Sah ist
here Müller aus dem Bett. Er faßt
die Taschenlampe, den biet-other —
ein zweiter Sprung bringt ihn ins
Neben-immer. Da sieht er gerade
noch eine dunkle Gestalt aus dem
Fenster in den Garten springen und
dröhnend hallt der Si esfchrei der
tapferm Ente: «Gra- trat« Gra
Gott«
Und nun versteht Müller das
Ganze. Ein Einbtecher war ·etom
men, er hatte mit-dem Fu das
Blechgeichöpfchen berührt, das gestern
Abend auf den Fußboden des Neben- «
sirnmers verbannt worden war, der
stockende, nur halb nbgelnufene Me
chanismus det Figur war durch den
Fahnen wieder gelöst worden und
mit schnatterndem Getön hatte ge
rade noch zur rechten Zeit das kleine
Ungetüm feine wacnende Stimme er
ihr-den«
L Die Gänse hauen dereinst den nis
Lsnekn das Kapitel, die Blecheute
xgecrn Müller feine Wertpapiere im
F chreibtifch gerettet.
» Nicht im Kehrichttaften fand die
tleine Ocechente ihre Ruhestötte, —
nein, sie ziert noch heute den Schreib
tif bei Musen und ehrfurHtIvsll
lau cht der Besuches der Einklang
ihrer einfügen Deldentst und ihrem
tuezqtsntgem aber noch tnunee selten
den Sstsessefchtek .
»Ist-Mk -ctWI«