Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 13, 1914, Page 3, Image 3

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    Da s Konzil von Trtenl seßte fest,
dss nur heilige über der Erde be
IN werden dürften.
Hat erste weiße Opfer der deut
sch-,- nptpnistppiitu was Punkten-.
ein Isent Wut-manns
Die Welt beurteilt einen Mann
nU nach seinen Kleidern, sondern
nach den Kleidern seiner Frau.
Fltr jede Kerze, die russlsche Ju
den in der Synagoge brennen müssen
sie eine besondere Steuer zahlen.
til be r (vor 1848) waren in den
K die nach der Straße gehenden
rnlt Dolzkästen verblendet.
de en Manne, der letne Feinde bat,
bund es nur schlecht zu gehen, dann
ehe-leimt et, daß er auch leine Freunde
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Arzt und Wnndarzt,
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Im 10:00 Uhr.
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ES Schwer wantt auf Füßen so wund
und weh.
E Dis durch die Straßen bedeckt mit
Schnee
Ein armes Weib-so schwach und
alt,
EBebend vor Frost, denn der Tag ist
kalt.
EAm Kreuzegpunth wo der Weg sich
teilt,
EWo Wagen und Wagen vorüber
eilt;
EDa steht sie still, bliEckt scheu tn dte
enge,
E Und wogt sich nicht tn das wilde Ge
dräng e.
EDte Straße html-S, amatt Jubel and
E seheit von der SSchulstunde lästigem
Zwang e,
Springen die Knaben in frohem Ge
wühl,
»Es sieht sie mächtig zum lustigen
’ Spiel
« An der Alten vorbei mit dem eidgrnuen
Haar
Drängt sich der Jungen jauchzende
So
Erschrocken und ängstlich tritt sie zur
eii’
Der keiner die helfende Hand ihr
leiht,
Damit durchs Gen-irre der Wagen und
ferde
Jhr Fuß sicher schreite auf schliipsri
rErd e
I Doch siehe! Da löst aus dem Zug im
Nu
Sich das fröhlichste Bürschchen. tritt
auf sie zu
Und flüstert in leisem, freundlichen
Ton:
·Nur mutig hinüber, ich helf Euch
schon.«
Auf den jungen, kräftigen Arm sie
stiiszt
Die welte Hund« und so be
ichuvt
Kommt ungefährdet sie drüben
an.
Und froh ist der Knnb’. daß er helfen
kann.
Dann eilt er mii hellem, freudigem
Blick
Zu seinen jungen Genossen zu
rück.
»O ift eine Mutter ihr Freunde
wißt
Und weil sie so alt und gebrechlich
ist
Dacht ich on mein eigenes Mütter
’ lein,
"Auf daß einer ihr möge zur Seite
sein
jUnd einsi ihr rettend zur Hilfe
- eilt.
Wenn der einzige Sohn ln der Ferne
« weiltt«
Und die alte Frau des Nachts al
lein,
sSchließt in ihr Gebet den Knaben
s Ein Schuß.
Clizze un Zeno hause-.
Der junge Förster wars das Ge
wehr iiher die Schulder und trat aus
der Tür. Drüben aus der anderen
Seite der Straße stand die irre Mari
Gehrs und schien aus jemand zu war
ten. Ein paar Kinder drängten sich
neugierig um sie herum, fragten und
treischten laut aus, wenn sie irgend
etwas Unsinniges antwortete. Er
ging gutmütig hinüber, jagte die
schreienden Jungen auseinander und
nickte dem Mädchen sreundlich zu.
.Tag Marie!«
Sie sah ihm mit großen, glänzen
den Augen entgegen, schien etwas zu
suchen in ihren verwirrten Sinnen
und athmete hastig und schwer, mit
halhossenem Munde. Dann. als
tönnte sie sich nicht überwinden, faßte
sie plöylich seinen Arm, preszie die
Lippen zusammen und wollte ihn
zurück til-er die Straße ziehen. Er
wehrte sich erstaunt, wunderte sich, wie
hübsch sie aussah in ihrem Eifer, und
siihlte, wie das Mitleid mit ihr und
ihrer Krankheit in ihm ausquoll wie
eine schwere Härte und Bitterkeit.
Dann versuchte er sich srei zu machen
und sprach hegtitigend aus sie ein.
»Wird ja nun alles gut, Marie, —
ist nun bald alles besser, —- und wenn
hans erst zurücktommt, —- lange ist
es ja nicht mehr—.«
Das Mädchen wimmerte leise aus
und rang nach Worten. Ihm tat
plöhlich leid, das; er von ihrem Bru-»
der gesprochen hatte. Unwillsiirlich
rechnete er nach. dasz die drei Monate,!
die der andere im Gesangnis seinl
mußte, wohl vorüber seien. War ja(
nicht viel geworden, trohdem es ein
rücksiilli er Walddieh war. Er selbsij
hatte si ja noch eingesth silr ihn, —
natitritch Maries wegen.
Der unge Förster versuchte lang
sam we ter zu gehen, aber das Mäd-»
chen solgte ihm rnit so sinnlosen erreg-!
ten Gebärden. dass er noch einmal sie-l
blickst-d Yfleiäichpaaä stilläem
’ . te e p« s;
stth ans: »Da-ts, haustif Sie hob ve’
sozial wollte elxtch wehren, ver
rime
usw Ist III-aus«
«Jii Hans zurückgekommen i« fragte
der Fürsten
Sie nickie rasch, daß die Haare ihr
wirr in die Stirn flogen, und wurde
ruhiger, als hätte er verstanden, was
sie wollte. Ein unbehagliched Gefühl
beschlich den jungen Förster plöhlich
er wußte selbst nicht warum. Drüben
blieben ein paar Leuie stehen, sahen
den beiden zu und lachten über ihn.
so daß er sich ärgerlich frei machte.
Er fah sich noch einmal erzürnt um
und wollte etwas hartes sagen, aber
Marie Gehrs war zurückgeblieben,
lehnie an einem Baum und hatte die
ihiinds fest zusammengepreßt, wie in
Iwirrem Streit mit sich selbst.
Der hochwald begann dicht hinter
J dem Dorf. Die Dämmerung lag wie
sein dunkles Netz in den Wipfeln,
kspami sich zwischen den hellen Leibern
Idee Buchen und ließ tausend graue
i iiden zur Erde sinken. Aus den Wie
k en hoben die Nebel ihr firähniges
Ihaupt, ballten sich zusammen und zo
gen wie ein wogender Heereszug über
die Waldwege. Der junge Förster
schritt seinen abendlichen Rundgang
ab, bog nach links zur Eichenschonung
hinüber und ging wohl eine halbe
Stunde mit raschen Schritten durch
die Schneisen. Einmal kam er wie
dee zu der Stelle, wo er vor einem
halben Jahre Marie Gehrs’ Bruder
beim Bock getroffen hatte. Jn hellem
Mondschein war’s gewesen, und der
Bursche war blißschnell aufgesprungen
und hatte nach der Flinte gegriffen.
War nur gut, daß er rechtzeitig in
Anschlag gegangen war, und daß der
andere es einsah und nachgab, als
er ihn absühren mußte. War ein
hattet Gang gewesen« Maries Bruder
anzuzeigen. --— Damals war's wohl
auch ausgegangen zwischen ihm und
dem Mädchen. Wer weiß, was jetzt
tviir’, wenn er den Burschen nicht ge
trosfen hätte. Dann wör' wohl Ma
rie Förstersfrau —- denn die Krani
heit war sa erst gekommen, als Hans
Gehrs eingeliefert wurde. Und lieb
hatten sie sich gehabt — er und das
Mädchen, —- und hatten sich geküßt
einen Abend und hatten sichs verspro
chen. — Wär' doch der verwünschte
Bursche nicht gewesen. —
Dem Förster fiel plötzlich ein, daf-,
hans Gehrs aus dem Gefängnis
zurück war; ein unbehagliches Gefühl
beschlich ihn, als drängte der Nebel
auf seiner Brust, als wäre eine große
Traurigkeit im Wald rings um ihn.
Er mußte daran denken, wie der an
dere damals gebettelt hatte. ihn frei
zu lassen, und wie er ihm dann ges
droht hatte, was sagte er noch? Wenn
er wiedertämr. —
Der Weg verlor sich im grauen
Feld. Noch einmal sah er über die
zähe gleichmäßige Flut, aus der die
Wipfel der Bäume mit kurzen« dicken
Stümmen herausragten, dann fühlte
er den Dampf in seinem Atem, feucht
und eiskalt.
Ein paar rasche Schritte kamen
plötzlich hinter ihm auf. Er wandte
sich unruhig um und sah Marie
Gehrs, die ihm wohl gefolgt war und
ihn flehend zu sich winkte. Er wollte
gleichgiltig weiter gehen, rechnete es
ärgerlich ihrer Krankheit zu, daß sie
ihm nachkam und überlegte, wie er sie
wohl am besten nach hause bringen
würde. Aber das Mädchen rief leise
hinter ihm her, folgte ihm und hielt
ihn plötzlich fest, mit so unsiiglich
traurigen, stehenden Gebärden, daß er
erstaunt stehen blieb.
Sie versuchte noch einmal irgend
etwas sagen, atmete hoch auf, sah ihn
aus ihren zitternden Lidern so ängst
lich an, daß er plötzlich an iene andere
Zeit denken mußte, wo sie ebenso vor«
ihm gestanden hatte, nur daß die Au
gen klar waren und ihre band sich
wegrtr. wenn er sie an sich ziehen
wo ie. (
»Komm, Marie," tagte er leise und
versuchte sie zur Seite zu drängen,
aber sie hielt ihn fest mii all ihrer Zä
hialeit. Dann gab sie ihn in plötz
licher Widerstandslosigleit auf. Der
junge Förster ging rasch weiter, be
griff das junge Mädchen nicht und
überlegte, ob sie ihn auch in ihrer
Krankheit wohl ebenso gern hätte wie
früher. Ein tiefes Mitleid mit dem
Mädchen erfüllte ihn, er horchte auf
ihren Schritt, als müßte er sie heim
führen, merkte, daß sie zurückblieb,
daß sie ihn einholte, und daß sie dann
wieder neben ihm war in unsinniger
Angst und Verzweiflung. Einen Au
genblick schien sie mit leuchendem
Atem zu ringen um irgend etwas, das:
aus ihrer tranken Seele lag. Dann,
lief sie in raschem Entschluß mit
schweren Schritten vor ihm her, weiter
i
wdwnnybndugnklmawmchm’
und nur noch der harte Waldbodenj
vorn unter ihren Füßen pochte.
Es war dunkel geworden; der Ne-:
i
bei hatte das letzte graue Licht artige-I
sogen und schien schmutzig fahl. Kaum,
dasz man die nächsten Stiirnme unter
scheiden tonntr.
Ein Schuß tam plöslich von vorn,
ein gellender Schrei und etn dumpfer
Schlag, als fiele ein Körper schwer zu
Boden.
Der junge Förster rannte in gro
ken Sprüngen nach vorn, die Flinte
chußfertig vorm Leib. Irgendtvo
mchte ein Schatten im Grau dann
der Marie rnit serriisener Schläfe
quer th eg.
Sie hatte Dan- Gedrs Schuh auf
IMWM
Keim
Clizze un Eva Gränzs-- ·.-.
stumm-.
Auf einein breiten, von Nachtschais
Jten umlagerten Bnlton hatte eine
Gruppe heiterer Menschen zu Abend
gegessen. Die Speisen waren reich
und gut gewesen, Wein stand noch in
schönen Gläsern vor ihnen, und die
herbe Luft, die vom Fluß drunten ern
pokftieg und sich mit der leichtbewegten
von den hügelietten ringsherum ver
mählte, ließ die Köpfe kühl bleiben
und die Phantasie frei. Unvetfehens
war man dahin gelangt, sich Märchen
zu erzählen. Freilich nicht ausführ
lich. Eine Mahnung, ein iurzes Wort
genügte, ihr Bild erstehen zu lassen.
Der einfache Landweg zu den Kösts
lichieiten der Grimmschen Märchen,
die goldenen Tore zu Shehetazndeg
Schätzen, tdie Gitter ziemt-en got-ten
Träumereien an »französifchen Ka
minen" erfchiofsen sich und Schwabs
und Musiius’ robuste Gestalten traten
in voller Menschlichteit auf. Bis einer
sagte: »Ach-und Andersens unver
gleichliche Geschichte von einer Mut
ter—«da erinnerten sich alle des
Schmerzes dieser Mutter, die ihre
Augen hergab, um den Weg zu ihrem
verstorbenen Kind zu finden, und die
es dann doch dem Tod überließ, weil
er ihr eine Zukunft voll Not und Jam
mer zeigtr. Das Gespräch verstummte. s
»Ja, wenn man wüßte« was ge-;
schiihe,« begann endlich in die Stilles
hinein eine sanfte Frauenstimme zuf
sagen, »wieviel Gebete blieben dann.
unausgesprochen, wieviel Taten unge-!
schehen! Das ist ja das Furchtbare,s
daß wir über unsere Leidenschaften;
hinaus nichts ertennen können, und«
sich oft an die Erfüllung eines Wun
sches bittersie Reue iniipft.« Niemand »
widersvrach ihr, und noch leiser, fast
als mache sie sich selbst ein Geständnis-,
fuhr sie fort: »Ohnm"cichtiae Reue, die
nichts mehr ändern, nichts mehr gut
machen sann, das ist die Mahnung an
unsere Sterblichkeit mdie Götter geben
sie nicht uinsonst---.«
Was Reue sei? Worüber sie ent
stünde, wobei man sie am tiefsten em
pfunden habe; die Fraaen waren plötz
lich auf den Tisch aesprungen, und sa
hen jeden aus feinem Weinalas an.
Würde man so ehrlich fein können, die
Geschichte seiner bittersten Reue zu er
zöhleni
»Wir wollens versuchen,« sagte der
Forschungsreisende, stiitzte den Kopf.
und sann nach. Als er die Lider hob.
war sein Gesicht noch um einen Schat
ten duntler geworden, und verlegen be
gann er:
»Sie werden mich reichlich sentimens
tal finden, aber ich brauche nicht zu
grübeln, ich weiß ganz genau: nichts
in der Welt hat mir so weh getan, wie
dieses: Jch ritt allein durch einen
Wald SüdiAmeriias. der in aller
Tropenpracht blühte. Es war des
Morgens früh, der Tau noch glänzend
auf Blatt und Gras, die Blumen da-.
bet, sich dem Morgenwtnd zu entfal
ten. Es war so schön, daß ich fromm
wurde und an die heimat dachte und
an Gottes Gitte. Da flog etwas’
durchs Gebüsch wie ein mit Leben erst
fülltes Juwel, und wenige Meter vor
mir ließ sich auf einem Stein ein Vo
gel nieder mit fchimmerndem Gefieder
und flinken, verlschwarzen Augen; die
blickten mich fröhlich an. Jnstinttiv
riß ich meine Flinte empor-und eine
Sekunde später wars geschehen! Kein I
schimmernd Gefieder mehr, seine verl-«
schwarzen Augen-das Geschoß warl
viel zu grob gewesen und hatte dens
zarten Körper wie Spreu auseinanss
dergeblaszen Aber als ich nun heran
rtti, da laa auf dem Stein ein win
ziges, dlutiaes Herz-das hatte auf ;
gehört zu schlagen und lag doch da
wie die schreiendste, wildeste Klage!«.
Der Jäger bis-, lich aus die Lippe. Sein T
Blick senkte sich, und mit Anstrengungi
schloß er: »Ich bin vom Pferd gestie-i
aen, vorm Stein in die Knie aesun (
ten und habe geweint. Gott hat mit11
teine Antwort gegeben, warum erz
meine Schändlichkeit zuließ-—und
meine Tränen haben mir nicht ge-i
nütze« :
Der Nächste trat in den Kreis der;
Gestank-wisse »Ich bin heftig,« sagte
er, »und ich verleye meine Nächsten und
Liebsten so gut wie Fremde und Un
bequemr. Aber einmal bildete ich mit
ein, meinem Zorn keinen Zwang mehr
auserlegen zu brauchen. Wieder und
wieder meldete mein Diener, ein Mann
sei da und biete mir ein Sammelwert
ein-ein Album oder einen Atlas, was
weiß ich. Die Beharrlichkeit dieses
Geschäftsreisenden reizte mich unge
heuer-am vierten Tage sagte ich:
«So! Nun gehe ich selbst hinausl«
Meine Familie wußte, was das be
deutete, meine Frau und der Diener
suchten mich zurückzuhalten. Aber
draußen war ich schon, und überschüt
tete den Mann mit Vorwürfen, auch
wars ich ihm in derbsten Worten seine
Underschiimtheit vor. mich immer von
neuem zu behelligen. Der Mann
schwieg zu dem allen. Als ich meine
Wut erschöpft hatte, wandte et sich um
und ging fort. Und ich-fast sinnlos
durch seine Rude. die Stimme meines
Gewissens übers teie , riß die Sile
auf und files- w de erwünschungen
W ihm»het. Um Gartentar drehte
i -
Let sich zurück, hob seinen Hut, und
griißte mich mit ernsten Augen. Da
erkannte ich ihn, es war ein Jugend
fkeund. Um mich zu vergewissern, ob
ich mich nicht irre, eilte ich in den Kor
sridor zurück, und nahm eine der Kar
Iten in die Hand, auf der sein Name
stand: richtig, er war es! Aber weder
eine Adresse daneben, noch der Name
der Stadt, in der er lebte. Jch riß
meinen Hut vom Nagel und jagte ihm
nach. Aber ich fand ihn nicht-und
er hat meine Zeitunggaufrufe unbesch
tet gelassen. Jch kanns ihm nicht
berdenient sEr muß verarmt sein,
aus der Bahn geschleudert-ich, ich
hätte ihm helfen sollen! Und hätts so
leicht gekannt. Aber ich gab mit
nicht einmal die Mühe, seinen Na
men zu lesen.«
Sie ließen die laute, sich selbst an
tlagende Stimme verklingen, ehe die
sanfte Frauenstimme, die das Ge
spräch angeregt hatte, ruhig begann:
»Es liegt ein langes Leben hinter
mir-und oft, in der Einsamkeit, be
fällt mich Neue über dies und jenes,
bis das Rauschen der Alliäglichieit
wieder alles verweht. Nur das Eine
nicht —- — ich war unglücklich in mei
ner Ehe, und nach peinvollsten Mona
ten, in denen mich der Zwang fast er
drückt hatte, winkte rnir eine vorüber
gehende Erlösung, eine Reife zu mei
ner Mutter. Jch beschloß sie schnell,
und in der Bitternis meines Herzens
wollte ich allein zu ihr, mich bei ihri
abschließen, und durch nichts an mein
unglücklicheg Leben erinnert werden-i
durch nichts! Als ich in aller Frühe»
vor den gepackten Koffern stand, kam
mein tleiner Junge im Nachthernd her
ein und fragte bittend: »Darf ich ini
dein Bett liegen und zckguckem bis du 1
fort bist?«—Jch niclte nur, aber ich
wollte nicht weich werden Jch iiißtej
ihn-— und als ich von der Schwelle zu-, -
rückblickte, sah ich, daß er sich ders
Wand zugedreht hatte und tonlos ’
weinte. Und ich bin doch gegangen!"
Es würgte ihr an der Kehle, dann
sagte sie: »Er ift groß jetzt-und wir
lieben ung. Aber meine Liebe hat
diese Schuld nicht auslöfchen tönnen.« J
Eine Jüngere nahm den Faden auf
und meinte: »Es ist gefährlich, von
Dingen zu sprechen, die kaum verjährt
sind. Und ich bin noch zu jung, um
wissen zu können, ob nicht eine spätere
Neue mich noch härter packen könnte.
Aber ich hoffe es nicht. Es war
gleichfalls vor einer Abreise-uns
Frauen bedeutet wohl jede einen Le
bensabschnitt, wir hängen auch an
rein äußere Geschehnisse mehr Gefühl
als die Männer-jemand, der mich
liebte, geleitete mich an den Bahnhof,
und ich fühlte, daß sein Herz bewegt
sei. Unser Schicksal war unklar, viel
leicht hätten wir es mit viel Energie
von beiden Seiten in gute Bahnen
leiten können; er besaß sie wohl. Es
sollte nur ein Abschied fiir kurze Zeit
fein, und er sagte: »Wäre ich nicht dei
ner Liebe so sicher, wie ich jetzt deine
Hand halte-ich ließe dich nicht! Auch
nicht für wenige Wochen oder Tage.
Sieh mich aus dem Wagenfenster an.
fo lange es geht——deine Augen lügen»
nicht.« Jch sah ihn ein«-und wußte;
doch, daß ich log. Denn in mir warz
leine Festigleit und tein Wille. Und«
ich wußte auch, daß ich ihn nie wieder- s
sehen würde.«
Sie begriff sich selbst nicht, daß sie
sich nicht schämte, auf einer Unehrlich-,
leit ertappt zu sein. Die Kühle und
Stille der Nacht mochte das verursa
chen-die Herzen lagen offen.
»Ihr wollt Euch nur verklärt se
hen,« nahm einer hier das Wort
»Neue ist die Glorie der Sünders-wei- «
ter hat sie keine Bedeutung! Hat nicht l
jeder von Euch dargetan, daß sie für
das Opfer zu spät tamii Nur dem der
sie empfindet bietet sie Befriedigung— «
Rechtfertigung: weil er bereut verliert
sein Unrecht die Kraft. «
»Betvahre --iin Gegenteil!« riefen fie
wieder durcheinander-. Und da es
mittlerweile ganz dunkel geworden
war, ließen sich die Gesichter nicht mehr
erkennen.
»Reue bewahrt vor Egoismus «
»Und haft du nie wieder als dies«
eine, einzige Mal gegen dein Kind ge
fündigt?« wurde der sanften Frauen
ltimme geantwortet
»Reue schützt vor Uniiberlegtheit———« T
»Der bunte Vogel Silb- Ameriias
wird nicht dein einziges, überflüssigesk
Opfer geblieben fein««
»Seithe1 habe ich mich bemüht, we- -
nigstens in wichtigen Momenten nichti
zu lügen—' l
»Hahn! Wie oft wird nicht die’
Lüge zur Barmherzigkeit, auch damals
war sie’s gegen deinen Geliebten-und
du mußt sie wieder brauchen-« »
»Reue, nein, die empfinde ich nicht
mehr! Aber sobald ich im Begriff
bin, jemand zu tränken, flehen die ern
sten Augen meines Freundes vor mir
auf. Dann wird meine Sprache weich,
und ich helfe, wo ich abweifen
mischte-'
»Bravo,« sagte das lebende Gewis
sen, das unbarmherzig mit ihnen allen
verfahren war, du bist der Einzige, der
wenigstens ihr Wesen begriffen hat.
Denn sie darf tein selbständiges Ge
fiihl sein« sie soll sich mit Nächstenliebe
und Güte so eng verschmelzen, daß sie
im voraus unser Denken und unsere
Dandlungen bestimmt. Wer von uns
dürfte sich deshalb rühmen, er befiiße
echte Neues«
Ein letes sSeufzen ging um den
Tisch. R and fand mehr den Mut,
m seinertlteve zu sprechen
Messe-km Bros.
Jumelicte und Optiker
Uhren, Diamanten, Silberwaaren
nnd Waaren ans geschliffenem
Glas.
Wir haben ein vollständiges-«- Lnger von
Ton ennl ren nnd Tinnmnten, «"-knwelen, Sil
N
vermeint-en, Artikeln ans geschliffenem Glas.
Uniergesannnth Waarenlnger ist nen und
hochniodern, wie ec« mit Geld nnr zn haben ist.
sionnnt herein nnd werdet bekannt, und
nehmt unser Lager in Augenschein»
Vzingt ans Eure chatatnmrbcitcn
Alle Arbeit garnutirt.
HEAIJUUARTERS Ich Mos.
Alle Sorten Siistcnund Faßbier
sek- Vnz bestiman W euer Bier. i(
«2IN.(slcbsn-II St. val cBla ckäs l
KPJEG ERKLZIERT
Allen Wintcrkmukbcitcn nnd ihren
Folgen.
Die beste-I wakken
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Vier Prozent Zinsen bezahlt an Zeitdepostten.
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