Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 13, 1914, Image 10

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    VII RIEMANN
Jch war damals noch Afsifienzarzi
am Stadtkrankenhaus einer lächeriieh
Steinen Stadt in der Mart
Als ich eines Tages kniete-ge seien
inm, übergab mir meine Wittwe-fre
rm einen versiegeiien Brief, nnd ihre
Miene wär dabei sehr wichtig, fast
bedeutend. -
Ich öffnete und las das oerfiegette
Schreiben: Der Unterzeichnete hat vie
Ehre. Ew. hochwohlgeboren oon dem«
Absehen des Herrn Farmers unds
Trappers Probe-to Senesku in Ame- !
tin-, der ja Ew. Dochwohlgetoren
Stiefontel war, geziemend in sengt-«
ues Jus-Zehen und zugleich die erge-;
benfte itteilung zu machen, daß
Ew. Hochwohlgeborne zum Univerfolsf
erben des Herrn Senestu auf Miti;
in Amerika eingesesi wart-ein Wollen?
sich Ero. Dochwohägeboren in Böldh
nach des Unterzeichneten Kanle ver-»
jugen» um vie Erbschaft-Zotten zu unsj
Hochachteitd
ierzeichnen. l
XX. Notar und Zustizrai in RitadH
Ich war starr. Universaleibe —
Ontel in Amerika —- Eibatten un
terzeichneii — ja, due war ja hinein-«
tisch.
«Bitle, Frau Schüsselrein iso hieß·
meine Wittfchefterim, aussen-Sirt
mich eine Minute allein, ich brauche
Zeit, mich zu fassen!« Zöisernd mit
iorgenoeni Blick, rollte si-. ihre fette
itörperiugel nach der Tut Dannl
sagte sie: »Sie. peir Dotter Sie sol
ten wohl eingesperrt werdens«
. »Quatsch! Erben soll ich. Zehn
iausend Mart —- Unfinii —- hundert
iauiend —- eine Miltiont Mein Ontels
ir: Amerika ist gestorben, der Former
der reiche!«
«Hiiben Sie denn einen Ontei in
Aiiieritat«
«Fieine Ahnuiigl Aber doch wahr
scheinlich ionst wäre er ia nicht ge
storben. wenn er nicht dagewesen
wäre. Aber nun schweigen Sie ge
gen jedermann und lassen Sie mir
Ruhe, ich will heute gleich zur Kreis
iiadt, uni die Erbatten zu unterzeich
nen."
Und sie rollte hinan-, gtiickitrahs
leno. Und unter der Tür riei iie
is : »Nun tauien wir aber beftimnit
eine neue Scheuerbiiiitr. Eg- geht über
die Dielen, wenn man immer mit
Holz scheuert!«
Kaufen Sie ein Dutzend ooei ein
Schock meinetwegen, aber ichiueigen
Sie gegen jedermanii!«
Und wie sie schwieg! Zehn Mi
nuten später tlopfte es und herr
Wuttgeiistein, der Prouitor, schob sich
herein. Er war ein lebensluftiger
Geselle und hatte, ähnlich wie ich. nie
Geld.
«Gkatuliere, Doktorchen, gratu
iiere!«
»Wer-it Was? Wozu?««
«hi-hi, zur Million! Und ich werde
hoffentlich nun -ndlich mal meinen
schon lange geplanten Generalpuinp
aufnehmen könne«
Jch wollte gerade grob werden, da
ging schon wieder die Tür und here
Enderleim der Schnezoertiinitler.
iiat ein: »Herr Doktor, die grobe
Meinung von neutich war natürlich
nur ein Ult von mit. Jch triege meine
einhundertzehn Mart schon. Ein so
reicher here wie Sie hai natürlich
ewig Kredit.· .
Jch sagte gar nichte. so?.dern ver
schwand iin Ytebenzimnier, schlich iii
die Küche und holte eine tleine hols
axt und wartete auf Frau Schüssen
rein. Eben trat sie in die Tür. Ich
ging ihr entgegen und hob die Axt
ein wenig und sagte: .Sie, verehrte
Dame, wenn Sie noch ein Wort oon
meiner Erbschaft oerlauten :assen,
schlage ich Jhnen den Dirntasten einl«
Sie treitschte auf und troch dann
in eine Ecke der Miche und sah mich
mit·oerstörtein Bliet an· Und als
ich in mein Schlaiziinuier gegangen
trat, uin inich umzugehen da rollte
sie ihre Jetttugel ins Zimmer, er
zählte den beiden Herren, daß niir die
Attllioneiierbschaft zu Kopie gestiegen
tei und ich wahrscheinlich noch heute
ins Jrrenhauti müsse, da ich wahr
scheinlich bald einen Tobsuchtsantall
bekommen würde. Ich hätte sie schon
init dein Beile bedroht.
Zwei Stunden später wußte die
ganze Stadt, da ich Milliriieie geerbt
hatte nnd darii r oerrüitt geworden
iet, und el- nh nach dem Bahn-ins
gen-, uui nach der steijstiibt zu fah
ren, da wichen inir die Leute eines
und seiten die Lö e zusammen tin-l
ist«-in- m sti- mmen-« siede
re des liebliche Wette Million eins
M VII-. ;
i
i
« e- i
Beim Notat.
»Herzliches Beiteid zum Absehen
Jhkes Onie15."
»Dir-nie seht, bin tief erschüttern
aber sogen Sie mal, here Justiztab
inwiefern war denn dieser —- dieje
-- wie heißt et doch gleich? ach ja,
danke, dieser here Probe-Ja Seneötu
mein OnkeW
»Ja, kennen Sie ihn denn nächti«
«Ree· Jch tte nie das Vergnü
sen. Mein tet hatte überhaupt
keine Geschwister und meine Mutter
nur eine Stiesschivesim Und die hatte
einen Pfarrer Ojine heiratet, det
entz nach der Hochzeit eb!«
«Ganz recht. Und diese Witwe
ine wanderte init Bekannten nach
Ins und heiratete M einen
W sie-er, Produkts Mu, nnd
) ««Schwaezek isi mein Onkel?"
»Im-don- Stiefonlel.«
Jch mußte mich sehen; denn daß
ich so dunkle Verwandtschaft ge
habt, ging mir etwas auf vie Net
des.
»Wenn ist denn eigen-sich dek ak
ine Onkel gestorbenY
»Der amtliche Bericht sagt, ein
Stinttiet habe ihn in die Hand get-it
sen, als et sein Lieblingtftuchelschwein
fiittetn wollte. und an dem Biß sei et
gestorben, da die Wunde bösartig ge
worden sei«.
»Ein eigenartiges Miliku, in dem
net gute Ontel gelebt!' dachte ich.
Stinttiee —- Liedlingsstachelschweinl
Vielleicht hat et auch einen Schoß
nsfen und ein Kettengiisteltiet ge
habt. Ra, jedenfalls tonnte mit, dein
Universaletben ganz gleich sein« file
welche Bin-her sich der gute Onkel bei
Lebzeiten interessiert hat. Der Ju
stizent weckte mich aus meinen Be
uachtungen: »Und nun due heut-tin
cke, hett Dotter: Nehmen Sie die
Erbschaft ant«
Jch lächelte großmütig und dachte
aber dabei im stillen: Was doch vie
Juristen fiit alberne Fragen stellen!
Dann tagte ich: »Ich werdi die Erb
schaft annehmen." Jch unterschrieb
aus vorgelegte Attenstiick nnd drückte
mir dann, als ich die Feder hinge
legt hatte, unter dein Tische die hand
nnd gratulierte eisir zur Erbschaft
Der Notar erbov sich nun und
tchtvang eine Rede: ·Ser,r geehrter
Herr Doktor! Da Sie Jhien dahin
gegangenen Onkel nicht geiannt ha
ten. wissen Sie auch nicht« ouß er
ein Sonderling gewesen ist· Er hat
run folgendes bezüglich seines letzten
Willens bestimmt· Er naht-i ein
Schriftsiück und «a5: »Mein gesam
tes Erbe fällt meinem einzigen Ver
wandten, meine-n Stiefnesfen in
Deutschland, zu. Sollte er die Erb
schaft ausschlagen (da mußte ich ein
Esel sein, dachte ich), wiko der zoolo
gische Garten zur Broollyn Gesamt
crbe. Sollte mein Resfe aber, was
ich erwarte, das Erbe antreten, to
bestimme ich folgendes« Die Höhe
ind die Art der Erbschaft erfahrt
mein Neffe est zwei Tage nach voll
zogener Unterschrift, und zwar wird
ihm vai Erbe vom Vollftiecker direti
in die Wohnung geliefert, desgleichen
that er das beigeschlofsene« versiegt-Ue
Schreiben erst zu öffnen, wenn das
Erbe in feiner Behautung liegt. Er
versichert auf Ehrenwort, alle Nach
farschungen nach Art und Höhe der
Erbschaft zu unterlassen.«
»Jch gebe mein Ehrencvort.«
Und nun fuar ich heim — Wer
orii meinen Leser-i zufällig nicht Mil
Lioniir ist oder dies nicht urplötzlich
geworden ist wie ich damals, tann
nicht nachfuhlen wie mir zumute
nar. Ha, toie wollte ich mit dein
Gelde irtiftenl Leben und leben las
ten, das sollte meine Devise werden.
Nachts tam ich nach Hause. Jn
meinem Zimmer saß der Chefarzt veø
Krankenhauseih Er fchini tehr iiberi
nsiidet zu sein, tam aber trotzdem
freundlich auf n.ich zu: »Na, Kollege,
irsas machen Sie denn iiit Geschich
ten? Gehtg wieder besser?« Duran
schien ich mirtlich ein blödsinnige
Gesicht zu machen, denn er gri sehr
besorgt nach meinem Puls und ehel
i- mir dann mit einein brennenden
Zünvhalz vor der Pupiue herum.
Aber er schien ieht beruhigt zu fein,
kenn er fagte: »Ganz normal, ich
tann nichts finden. Ra, ich denke
irar nur eine vorübergehende Stö
rung. Wie können Sie aber auch
Jhre Wirtschafterin mit der Axt be
oroheni" Unb er ging.
Zwei Tage später.
heute sollte meine Erbschaft Lom
.-·ien. Leider wurde ich frühzeitig
nach der Domine Helchpip gehalt, nie
tin Knecht berunaliickt war· Am spä
ten Rachmittag erst lehrte ich heim.
Als ich in mein han« trat. fiel inir
ein unaixkaenehmer aus die
Nerven Gemisch von "fteei bei
Jflferdeäallej und einer Wen-gerie.
Ali ich in meine Wohnung trat, M
ich an zwei Ueifetörbr. Iu dein
einen saß heulend Frau Schii elreiu.
meine Wirtschafterm .Ranu, was
soll hatt Jst Ihnen auch ein Onkel
gestorbeni«
»Jch Hish« Ab, Herr Doktor, heute!
Wch zieh’ ich ab. Meine Sachen(
nnd schon gepackt. Jch hab' mich vor
zwei Jahren bei Ihnen als Wirt-»
schafterin vermieiei und nicht als
Menagierwärter nnd wilde Tiere
iiittete ich nicht und den Gestank kann
ich nicht ais-halten« Und als ich
sie verwirrt ansah, schrie sie: ,Ja, se
hen Sie nur kein in Jhre Wplk
nung. Drinnen liegt die ganze Erb
schaft, Sie —- Sie —- Sie Stachel
ichweinbesihet!«
Jch itiitmte ins Zimmer. Ein
scharfer Raubiiergeruch sttönm mit
entgegen und verseste mir den Atem.
Da lag und stand die Erbschaft: Eine
lange Kentuckibiichie mit dem-stetem
Lauf, ein Nasid-weh eine Schlan
-genhaut, ein periickenaetiger, wolliger
Fetzen und mitten im Zimmer ein
großer Kasten mit einein Gitieebeckel
Hin dem ein grosei Stacheifchtvein
stockte, das mich mit evigeeiindetten,
vösen hungrigen Augen ansl
kUnd ans dein Tische lag ein it
Ins-cis- ess- -J-;..·«s-: s« «i
n « aus un
Kaveet auf. Kein Scheckbu , aber
ern großes Schreiben
Duseliehter Stieineiie Ist Gebet
new seine- neg
lasse5. Halte diese Sachen in Ehren!
Mit der Bäche geündete ieh meinen
Reichtum, die Schlangenhaut itarnrnt
ron einem widerlichen Reptii, das
mir einst nach dem Leben trachtete.
und der Stalp (aha, die vermeint
tiche Petiicke ist ein Stalps ziertc einst
mein seht so tat-les Haupt. (Jch
schielte tchaudernv nach dem Statp,
iser dereinst des guten Oiitels mann
låcher Stolz gewesen warJ Und
nun das Stachelschweim Ich hielt
mir eine ganze herbe denn es find
so liebe, treue Tierchen, aver Beluttn
war mein Liebling. Jeh übergehe ihn
Dir mit der Beitirnmung: Wenn es
Dir gelingt. Beiuttu nveh zwei Jahre
am Leben zu erhalten, sollst Du Erbe
meines ganzen Vermögens von nahe
zu einer Million Dotter werden.
Mein Vermögen verwaltet Justizrat
R· in Titadt Jhrn steht auch das
Recht zu, sieh nach Beluttus Besinden
zu ertunhigen und ihrn hast Du an
jede-n Monatserften Bericht zu ersah
ten· Die Futtertnsten von sechs ol-»
iar pro Monat empfängtt Du eben
falls vorn Testarnentevvititreaer.
Sollte Beluttu vor Ablauf vor- zwei
Jahren sterben« nehme ich an« daß
Du meinen Liebling vernachlässigt
hast« und ieh bestimme. daß vann mein
Gesamtvermögen dein Iiergarten vvn
Qioollnn zufällt
Jch war starr, bliclie bald unt das
Papier, void aus Beliitiii oder wie
sdne Vieh von einem Stachelschwein
zzetnust war, dug ietzt mit einein un
beichreiblich glotzig dummen Gesicht
in der Kiste hockte und — stant Zu
llig siel tneiii Blick gleichzeitig in
den großen Spiegel und ich der glich
in. echcinisch, ais mein Gesicht in dieIem
s-ldment der Uedcrrnschiinq dummer
; ei, als das des Stachelschweinz und
sich tonstatiertc, lviszch i chzin iiz gut mit
Joem Liebling Beinttii tciituiiieren
; konnte. Jch :a:- den Brief des Stief
Ecntels nun noch einmal, suchte die
Stelle. ivo von einer Million die
fitlede war, und da siitklte ich plötzlich
irie es in meinem Busen ivarm wur
;t.e, wie die Liede erst zaghaft, dann
iitestig sprießte, die Liede zu Be
lutiu.
»Armes Tierchen. diist Hunger,
irae-« lispelte ich und nahm dont
Tisch, ivo mein Abenddrot siir mich
bereit stand, ein-Stück Schinten und
tiot zum Käfig. Ader dii steäudte Be
lnttu sein Stiechellleid wie ein zorni- .
dger Puterhuhn seine Federn und
tauchte mich an. »
»Na, nn, Belulschenk Kennst mich
ioch nicht« gelit! Bin doch du Dei-»
wichen, Dein PslegevutetL Magst lei
nen Schintens Nu vielleicht etwa-»
Schabefleisch?' Jch zwängte meinen:
Finger mit etwas echsbefleisch durch
das Gitter.
i FAU, oerdaismtei Vieh dein-tücki
!s:s.«
l Belullchen hatte mir, dliyschnell
Lioie ein Wiesel, seine ullertverteste
.:ttiietseite zugewandt und einen seiner
mäß- schivarzen Stachel in den Finger
gerannt. Dann legte es sich plötzlich,
.t:-ie zum Tode erschöpft halb zur
; Seite, verdrehte die Augen und jappte
knie ein junger Hund! Da packte
smich rasende Angst. Himmel, das
: Tierchen wird doch nicht sterven't!
Die Million .it futsch Es hatte ge
miß maßlosen Hunger Ich versuchte.
ihm Brot und Wurst zu geden, ver
siichte es mit Schweizerliise, ei fraß
isichts. Jch reichte ibin sogar ein Stück
Bchololade es wandte sich ab und
war ganz matt.
»O himmel, himmel! Mein ar
mes Tierchen, mein liebes teures
Schweinchem O, stird inir nicht, ich
müßte ewig trauetnl« rief · ’
meiner Angst uin meine Million aus
Da brach hinter inir ein Schluchsen
ios und Frau Schüsselrein, die leise
ins Zimmer getreten war, schrie i t
aus: «Iliin ist er ganz verrückt! ,
mein armer III-link Und heulend
ttes sie durchs hau- und schrie: Mein
armer Dotter hat einen An all, see
poussiert mit einem Stachels mini«
Und die Leute tin hause l en zu
sammen. Etliche handseste «nner
stülpten schon die Zerniel und
ich hörte, wie der Schmied E leis
sagte: «Feste Fuge enl Verriicke
haben manchmal un inliche Masti«
Da sprang ich zur Tür und schloß
von innen zu· nah-n des Onlels Te
lzsnesxtsu mich mil- itoh durchs
Schlafziminer, das ich von außen zu
schloß und dessen Schlüssel ich auch
nn mich nahm. So, nun konnten die
Unholde wenigstens nicht zu meinem
kostbaren Stacheischweinchen Jch
schlich mich auf die Treppe und
huichte durch eine hinten-fette ins
Freie. Jch hatte nne einen Gedan
ken: Jch tnuß irgendwo und bei it
gendtoeni erforschen, was ein Stachel
« wein feist, sonst stirbt mir mein
illiönchen unter der hand. Jch
ließ mich ObeeXehtet De. Weber, der
an der Hienl chnle Unterricht in Na
turwissenscha en erteilte, melden
Dai Mädchen sah mich sehe mißmu
iich don der Seite nn. Sollte die
Kunde von meinem Bei-rückt ein schon
hierher gedtun n seinf der der
Odetlehtet ein nH mich destot mind
lichee, beinahe dunsstigend eundi
lich. »Na mein liede- Doktor
nan- führt Sie denn sit-so f tee
Stunde noch zu mitf«
»Gut seht- seht wichtig« Free-,
ksssksssxkngsk M »Is- ss«
Un en Inn-«
»in-· Hin von-i
Sie wins- bät-winke Wim
MMMJI- --i-e
—eh —— lönnen Sie mir jagen. was
ein Stachelschwein frißt?«
Er Kupte er wechselte cinen Blick
mit feiner Frau und die nickte als
koste sie sagen: Also doch! und pet
tchwand. Und der Odems-m stand
unf, bedauern, das nicht zu wissen,
In er nie Menageriemän er gewesen
gri, bekam dicke Schweißtiopfen auf
der Stirn und schob unmxrtlich einen
großen Küchenstu hl zwischen sich
nnd mich Und sprach dann daß et
rit Arbeit überhäuft tei und heute
noch vier Dissend Oefte in korrigieren
hätte und daß feine Frau das Bund-.
orot angerichtet hatte. — Also ich
empfahl mich, traurig, und ich iibets
legte nun, wer mir in dem kleinen
Rest wohl Auptnnft geben tönntr.s
«h der Bürgermeister Erstens IRS
ja ein Bürgermeister .eo ipio« a
w ssen und zweitens war unser Mit
germeister ein Stück in der Welt
lhcrumgetomnien er war, wie man
liegt, ein weitgereiiter Mann, ja er;
war iogar, glaube ich bis in die(
sche Schweiz gekommen. Jchl
stiirtnte also zum Bürgermeister undl
)tie Angst, daß mein Millionenschwernll
Izu hause verenden würde, befliigelte
inieinen Schritt·
I Beim Bürgermeister:
»Ah, da ist ja unser Millionär!
Ltllas führt Sie denn zu miri Sie
wollen ein Stenertompromisz mit der
Stadt abschtießen?«
.Nee, nee, Herr Bürgermeister.
tkine Frage nur: Wissen Sie viel
«.sicht, was ein Stachelschnsein frißt?"
Er war starr, dann tastcte er ganz
isingtain mit dei Hand nach dem
thande seines Schreibtischeo, wo der
tinops der eleitriichen Kiinget saß.
Draußen schrillie vie leae und ein
titsitodiener trat ein.
»Sie, Bernhiiber, riismen Sie mai
den Attenschrani aus und rufen Sie
roch Mieszmeier und Kledmiiller, dosz
iie mit helfen. Nein, ich ruse sie
selbst!«
Und hinaus irar. Und Mieszs
meier, ein gioßeo, eiserne-e Lineal in
ter Hand, einem Nichtschivert gleich,
irat aus mich zu: »Der Herr Bürger
meister läßt sich entschuld:geii. Er sei
eben angeritten morden-«
Da ging auch ich. Armee Belus
:ii, Dir tiiurrt gewiß Dein Stachel
ichtveinmagen nnd ich tann Dir nicht
helfen. —- thoch einen Hoffnungjstrahi
oatte ich. Vielleicht wußte Dr. Bern
me, der Amt-nichten der Stachel
schweing Sitzung Lieöveth Bein-ne,
rej Amtseichtere Idchtersein, hatte es
mit angetan, und ich hoffte, oasi sie
dereinst. wenn ich meine Million hät
te, mein tleines Iranchen werden
würde. Liesbeth empsing mich.
»Ah, unser Dotiorcheni Endlich,
endlich lassen Sie sich mai se .
Wissen Sie auch, was man für al ·
res Zeug von Ihnen erzählt? Un
glaublich, — Sie seien oerriickt ge
nor-dens«
»Bist sie quatschen! Wo ist Ihr
Papa, Tränlein Liesbeth?«
»Am Stammtisch in der »Blauen
Qui-H
»Gewin! Jch tomine morgen wie
der, ich muß erst mein Stechelschtvein
intterii."
Da fuhr sie zuriiet und ich sah,
nie ihr große Tränen in vie Au
gen traten. Ach was, soll ich um ein
paar Weibertranen meine Millionen
verlierenit Aus zur »Blanen Aus-U
Da saßen sie alle, der Bürgermei
ster und der Amtjrichter und Ober
lehrer Weber und der Apotheter nnd
der Pfarrer.
»Zum-, Kinder, die Million ist
i
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isus der Achse!« schrie ich, aber sie.
stimmten nicht niit ein, sondern ahen
l
sich betreten an. Rinden zehn ille.»
wer mir sagt, was ein Stachelschwein
ftiIW
Do trat mein Chesarzt aus mich zu:
und sagte- «Dottorchen, Ihnen ist
wieder nicht mini
.Quatschi Was Sie immer von
mir wollen. Ich bin nicht verriitttt«
Und als er noch meinem Puls griff
da stieß ich ihn zuriich Das roae siir
die anderen das Sinne-L im Man
nee gegen einen! Kunst ! Sie
ibanden mich niit Its iichern »und
Iweil ich immer schrie: « n Stachel
ischtoein nniß verhungern, das orine
jSafnieinchen und die Million ist
fat ch!« da stüan e mir eine Vett
decke iibee den stop.
I s
I .
; Drei Tage war ich in der Tob
fuchtizelle des Krantenhauses einge
sserrt sieben Schaueebädei mußteich
über mich ergehen lassen. Da erkannte
ich. daß ich nur in Freiheit käme,
wenn ich dem Ehezarzt alles anver
traute. Ich ließ in rasen, ließ ihn
cntelj Testament lesen und ver
traute thni nun alles an und da wur
de ich frei. Der Arzt versprach
mir aus Ehrenwort, niemand etwas
von der Stachelschweintlaasel zu ver
iaten. Den andern aber schwur ich
Rache. Jeh tani «tn. CI war ein
Jammer. Mein eluttchen lag ver
endet in seinem Käfig nnd meine Mil
lionen waren hin. —- Rache, ihr her
ren, Itachet
Zwei Tage später schickte ich an
jedes Stammtischrnttslied eine Einla
duns
.P P
Intiiätichich meiner Millionenerb
Sie, heute abend in
Blaue Aal-" zu einein Leckerbis
sen u iemmenf
eeschienen. hatte dem
M einen Taler I ,chentt, wenn er
nicht verriet, Ins ee gebraten. II
swar ein harmlose-J Spanfeetet. Alle
when mit Appetit, alle tieten mit EI
-:«ee. was sie gespeist, ich aber schwieg
geheimnisvoll Ale sie gesättigt wa
ren, hab ich an zu reden:
»Liebe Jeenndel
Mein ietiget Onkel hinterlies mit
ein Meßner-mögen unter dee chin
gnng. daß ich fein Lieblingaktachets
ichwein recht sorgt-im pflege. Durch
Jhre Schuld, meine herren, weil Sie
mich als vettäckt der Freiheit be
eaubten, mußte das Tierchen verhun
gern. Mit ihm gingen nie-ne Millio
nen dahin, und aus Dankbarkeit
tzabe ich Ihnen das verenvete Stachel
ichweiu auftiizea lass-m Wo-» ve
tomtn’t!«
Da saßen sie alle und waren enit
einem Male seettanl, alle, Mann site
Mann! Und ich weidete mich an
ihren Qualen und an ihrem sann
Beluttwi Du bist gerächt!
--.-—
per ette Euer-H
—
Von M. Trun.
Die weiten. zitternden Hände des
weißhaarigen Mannes, der da am
Fenster in dem Lehnstuhle saß, zie
ßen das Briefblatt sinken.
»Sie wollen mich nicht, sie hat«-n
mir’s wieder abgeschlagen, man
braucht uns alte Leute nicht«, tönte
es bitter von seinen Lippen
Dai junge Mädchen, das an einem
Tisch, fleißig arbeitend, satz, stand
auf, ging zu dem Alten hinüber und
strich ihm zärtlich Ilber das schnee
weiße hauvthaar.
»Groszoapa, griime dich doch nicht,
siehe, du hast dir ja reichlich im
siebziger Kriege Ruhm und Lorbeer
geholt und hast dich siir unser Deut
sches Reich zusammenschicßen lassen
Jetzt hast du auch meinen Papa, dei
nen einzigen Sohn, hergcaeben und
damit auch wieder gezeigt, das-, dir
unser Vaterland am Herzen liegt«
»Jch will aber nicht nsiiszig zniei
ben, wenn sie da draußen tampsim
ich will noch einmal mil, urd sei er
alo einfacher Soldat, nur tamplen
will ich, siegen und unseren Brjidsrn
zeigen, dasz wir tein grösserer- Ghin
tennen,alg gegen diese Franzosen log
zuschlagen, noch einmal in Paris ein
zuziehen, damit wir ihnen den gro
szen Mund fiir immer stopfen«
Besorgt sah Otlde von Gassen ans
den Erregten, desser Augen in dem
eingefallenen Gesicht wie im Fieker
glänzten. Die lehten Wochen hat
ten ihr viel Unruhe und Aufregung
gebracht, war doch ihr Vater, eer
Major. einer der erster-» der dem
Feinde gegenüberziestelli tou.l«-e.
Spriibend und von wilden Verlan
gens lauteten seine jubelnden Sie
gesberichte, die er der Tochter und
dem Vater sandte. bildend Mutter
war längst tot, ebenso die Großmut
ter, die alte Generalin, und so halte
man mit dem alleinitehenden Graf-»sa
ter eine Wohnung genommen. Ter
ruhige, innerlich trante Mann war
seit dem Ausbruch des Krieges .oie
verändert. Obgleich Hilde lah, wel
che Schmerzen er beim langen Stehen
litt, marschierte der Großvater ieht
stundenlang im Zimmer aus und ab
um sich, wie er sagte, wieder fiir die
totnmenden Anstrengungen zu trai
nieren. Sie hatte ihm die Uniform
hervorholen müssen, er hatte die Or
den angelegt, unter ihnen das Ei
serne Kreuz, dao et sich bei Villiers
geholt hatte, und nun verging tein
Tag, an dem der General nicht hier
und dorthin schrieb, um wieder in die
Armee eintreten zu können Ater
alle Versuche scheiterten, feine immer
dringenderen Angeln-te wurden abge
lehnt. Mit banger Sorge mußte
hilde bemerten, dass der Großvater
durch diese Bescheide immer niederge
driickter wurde, und da der Arz: jede,
auch die kleinste Aufregung verboten
hatte, so sah die Enkelin den tomi
menden Tagen mit Angst und Sorge
entgegen. Noch einmal hatte er eo ver
sucht, an der höchsten Stelle uen oie
Gnade zu bitten. mitziehen zu dile
sen —- nun war der Bescheid in lei
nen höndem ein dankbares. aber be
stimmtes Rein.
Zärtlich zog sie den Kopf des Al
ten an sich. Aus seinen eingefallenen
Backen brannten dunkle Flecke, und
»die Augen blickten erloschen gerade
saut Dabei arbeitete d mit dem Ci
ssernen Kreuz gesehm ckte Brust
schwer. l
«Waete es nur ab, Großvätuchen«,
meinte sie zärtlich, «man wird auch
dich noch brauchen, du mußt dich nur
gedulden. Solch tapsetee haudegem
wie du einer bist, die braucht unseH
Vaterland. Man hat die deine Dei-;
dentat bei Villiets nicht vergessenCH
Und da sie immer noch tein Interesse .
bei ihm bemerkte, saht sie lebhaft,
das Zittern in der Stimme nur mith- »
sam verbergend, sott: »hei, Gieß
viitetcheik wie magst du zugehen-en
haben, ais ihe damals am 2· Dezem
det still-, laum daß der Tag graute.
gegen Vkiö vordeangt nnd ais euch
da die Franzosen entgegengespkengt
kamen. Ich hätte dich sehen mögen,
tote du da, allen voran, den Säbel
in der nst, aus eine seindliche sat
tetie In drangst und mitten im uee
den beiden Keine-niesen die Zpse
spaltetest. Nicht wahr-, Geoßviitets
n
General ballte die Fäuste und
nieste mit dem Kopfe. »Besten haben
wie es heimgezahlt, das sie uns am
-
kAbend aus Bria berauswariea Ren
nächsten Tage hab-en wir es dann
aber doch gekriegt, und wir hätten
auch nicht eher nachgelassen. wenn’5
auch nur nach ein Trümmerhaufen
war, iiber den wir mit Hurra bin
wegftiiratten. Das bätteit ou ieben
sollen« Mädel, das war ein Jubel,
und von dein Tage an, gab es für
uns nur eines: rnit Hurra vorn-Ciriak
Dann aber sank er traftlas zurück.
Besorgt breitete ihrn hilte die ber
untergeglittene Decke über die Knie.
Elendes Jammezgefrelh das ich
bin. pfui Teufel, natürlich können sie
so einen Kerl nicht brauchen!« Dann
schwieg er lange, aber plötzlich fah
Bilde, daß ihm ein paar dicke Tis
nen die Wangen berunterrollten. Er
schiittert wandte sie sich ab. Der
Mann. der wie ein Verzweifelter un
Kriege getötnpft hatte, dein Frau
und viele Kinder durch den Tod ent
rissen worden waren, der viele Ent
täuschungen erfahren hatte, ihm war
nie das Auge feucht geworden. Nun
aber weinte er, wei.ite, weil das Va
terland die Tapferen zu den Fahnen
rief und ihn nicht brauchen ionntr.
O s
Je mehr Nachrichten vom Kriegs
schauplatze eintrafen, um so elend-er
fühlte sich der tranle General. Er
empfand ed geradezu als Schmach,
nicht miltun zu durseru und dieses
Bewußtsein lastete so schwer aus ihm,
dasz auch sein körperlicher Befindrn
darunter litt. Der Arzt, den hilte
in ihrer Herzensanast rufen lassen,
schiittelte bedentlich den Kopf. Es sei
nicht zu helfen, meinte er, hier fresse
der Gram am Herzen, und sie srlle
Isich auf das Schlimmste vorbereiten.
Da weinte das inne-e Mädchen wohl
bitterlich. Sie zernartertr sich den
Kaps, wie tie wohl helfen könne.
i Wenn sie dem Alten nur rine Freude
inmchen tönnte, eine große, herzliche
F Freude, da er ja doch am Rande des
iGrakeo stand. Rad-»dem sie stunden
I lana acariibelr. tam ihr der erlösente
i Gedante.
! Man würde ihr helfen. sie tuuskte
seinen-, der ihr zu Liebe den frommen
JBetrug augsiihren würde, und so
Hrasch ihre Füße st- trngen konnten
Heiite sie davon.
: Jtt strammek drltung stand der
Hunge Ossizier vor dem General.
i Der aber strertte ihn« beide hönde ent
J gegen.
J »Mein junger Freund, Sie haben
Imir mit Jhrer Botschaft das Leben
stoiedergegebem Man braucht mich
ialso wirtlich, man wird mich wieder
;einberusen, ich darf mit gegen den
, Feindi«
f »Jatoohl, Erzellenz, die schriftliche
» Botschaft wird nicht mehr lange auf
sich warten lassen, ich wollte Ihnen
nur schon vorher die herrliche Nach
» richt überbringen.'
i Ali sich der junge Ofsizier dann
T verabschiedete, sentten sich seine Blicke
ooll banger Besorgnie in hildeng Au
gen.
.llnd wenn er es ersöhrti«
Sie lächelte unter Tränen· »Die
schriftliche Botschaft kann ja vorläu
fig aus sich warten lassen. Schon
die hoffnung wird ihm helfen«.
»hilde, Mädel, nun geht's in den
Krieg, nun bleibst du mir ganz al
lein zurück, aber Mut, mein Kind,
zeige, dasz Soldatenblut in dir steckt,
und oertraue auf unsere Armee. Und
toenn die Welt uns Millionen rson
Teufeln entgegenschickt, toir räumen
mit allen aus, du sollst mal sehen.
dein alter Großvater nimmt allein
mehrere Duhend aqu Korn. bilde,
gib mir den Degen! Nur wiederse
hen will ich ihn'.
Das junge Mädchen zögerte.
«Grofzpapa, fes dich nieder, die Auf
regung tönnte dir schaden«.
«Aufregung«, — er lachte dröhnend
aus —- »Ausregung, wenn's in den
Krieg gehen soll, schäme dich, Mii
del, seht gehst gegen die Franzosen,
marsch, lauf« hole mir meinen De
gen«.
Sie ehorchte, und mit leuchtenden
Augen chwang er die Waffe.
«httrra! hurtal Vorrat Aus in
den Krieg,« Durra zum Sieg!«
EineTaumelm ein Mitten, schwer
fiel der Degen zur Erde und dar
liiber der Körper des alten Soldaten.
—
Os- Ostsee-erset
eke Meyer von der Knewe kommt
eut' etwas spät nach Paus.
dem böses Wem natürlich wacht
Und Faust ihn tüchfig ais-.
tk Meyer lallt: »Mein liebes Weit-,
em« liegt vei Tit die Schuld;
will ei gleich erklären Dir-,
'nen Augenblick Geduld:
Sich-Hi l Mqu an den Anöpsenqh -
Bleib tchuach Hau« —
Uud heute geradeh kam heim qhtn
Ach bteibe noch« heraus
»Ich fass te Tit doch gestern schon,
Dass Imk ein Anaps ese
Und da et fehlte, hab ihn
Natürtich nicht qezählt
st Du ihn esteen eingenäht,
's stZählen an m aus —
So san allein die Schalk
Komm stseh heut wepät nach Haus«
—- Ra also! Uegssseun Was
ehe seh, Den Eber-, Sie spielen den
ask als Weg erf«
Schauspielen »Natürlich, ee s
doch W: Mein Vater war u
dunkler Ehrenwort-If 10
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