Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 06, 1914, Image 11

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    III MO- sse m »edlen«
tritt-en
Studic von Karl Ettlinger ut Miimixrn
Die der brave Kritiiee ein
Buch liest.
— Hm! Da hat mir wieder die
Rednition ein Buch zur Besprechung
geschickt. —- Lnrii. —- Der arme Kerl
meint , wahrscheinlich wieder, man
wird tnit Lyrii ein reicher Mann
Der wird schöne Augen machen, wenn
fein Verleger mit ihm abrechnetk —
Uo ist ej denn verlegtt — Ach, sehr
anständiger Verlag! Auch recht nett
ausgestattet — Friedrich Theodar
Meister heißt der Verfasser-. Ein Reu
ling. — Nun. ich werde ihn jedenfalls
schonend behandeln, man muß junge
Dichter nicht gleich topfjchen machen.
—- Fangen wir mal an zu lesen! —
— —- O weht Das schmerzt!
«Lieder«· auf »Mutter« zu reimen!
— Und da: »Der Kuckuck balzt den
ersten Morgentchrei ..... « Daß cer
Kuckuck balzt. ist eigentlich eine natur
geichichtliche Frechheit von ihm. —
Friedrich Titel-day wer hat dir ge
agt daß du dichten mußtt —- Ader
schließlich —- iaiche Fehler macht jeder
Anfängen Leien wir weiter! —
»Meine Ruhe ist hin, meine Seele ijt
ichtverk te hr hubich gesagt! Aber
so etwas iihniiches hat schon einmal
Goethe rehaupiet Auch die Schluß
zeilen:
«Mich bat vergiftet oae tchnooe Weib
Mit ihren unglücksel’gen Tränen«
scheinen rnir ganz leicht von heintich
Deine beeinflußt zu fein. —- Aber
daß die Tränen »ungliiaielig« find,
stimmt; sonst wiirden tie nicht auf
«iönnen« reimen. —- Hm, hm, Fried
rich Tbecdor, ich bötte dich so gerne
gelobt, du machst mit-I einigermaßen
schwer. — — Ab. sie da, eine Laie
in der Wüste! Ganz PassabeL das
«Wiegenlied«. Nicht besondere- ori
ginell, auch nicht weiter aufregend,
aber in seiner Kurze von zwei Stro
pben ganz schlicht und nett. Wenn
die zweite Strophe technisch besser
wäre und die erste Stropbe wegbliebe,
wäre es sogar direkt gut! —— Viel-»
leicht hat er doch ein Füntchen Ta
lenti Die Gedichte an sich find ja
miserabel, noch lange nicht oruelreis,
aber vielleicht bringt der gute Jüng
ling doch ntal was Brauchbares fertig
—- wer lann's wissen? -— Also tun
wir- ihm nicht weh! Kaufen wird ja
das Buch iowieso niemand! Jch werde
halt schreiben: »Wenn auch noch vie
les nnausgegoren ist, weisen doch ei
nige Stellen aus eine hübsche Bega
bung bin. von der sich bei stren er
Selbstsucht gewiß gutes erhoffen
läßt« —- — Oder ich werde lieber
statt «einige Stellen« sagen »diese
Stell.n«. das klingt wohlwollen
der! —- Man soll nie so einen jungen
Schriithller durch Schärfe entmuti
gen. Von ein paar schlechten Büchern
niebr oder weniger gebt die Welt noch
lange nicht unter! —- Und nun das
Buch schnell in den Ofen, damit mir
der Bliådsttkit nie wieder in die Finger
kommst —- —— .
Wie der böse Kritiker ein
Buch liest.
—- Zizm Donnerivetter, ietzt Imrai
mir die Reduktion schon wieder so
einen Schniarren lzur Rezensioiu Als
ob ich iiir nichts aus der Welt da
wäre, alv- den Mist, den andere ver—
zapfen, zu lesen! Wie tonnnt über
haupt so ein Vieb dazu, einen Ro
man von vierhundert Seiten zu schrei
ben? Tag soll dann erst gebildeter
Mensch durchtaueni —- -— Von wem.
ist denn der QuatschZ —- »Leonl)ard
Kructler.« Dem wollte ich schon lange
mal brimleuchtem dern Nichtstonner!
Der Kerl bildet sich wahrscheinlich ein,
weil sein letzter Roman 45 Auslaaen
gehabt hat, tönnle er wagt —- Aber
so geht's-. so ein Stümper wird
reich und seit, während unsereiner, der
wirklich was leistet.... na, ich
werde das Buch schon entsprechend
tritisierent Die ganze Literatur ist
ein Schweinestallk . .. —-« Man braucht
nur den U m schlag von dem Buch
zu sehen! Das soll nun geschinaavoll
sein! Und diese: Druck! Jch werde
die Besprechung mit den Worten an
sangent «Obwohl die geradezu vor
fintflutliche Ausstattung mir das Le
sen beinahe unmöglich inachie....«
Bucht »Buch« ist überhaupt viel zu
wohlwollend ausgedrückt! «Durch
Druck leider unbrauchbar gemachtes
weißes Papier« werde ich schreiben!
Das sitt! — Ueberbaupt, die haupt
sache bei eineryieeension ist« daß sie
wistg ist! — We beißt denn«das
apuss —- ,.Dornenweg·" »
Großortigi Das soll ein Buchiitel
sein! Ich werde schreiben: »Ich will
nicht den naheliegenden Wih machen,
daß die Lettiire dieser Drucksache, die
nach der Behauptung des Autors ein
Roman- sein soll, gleichfalls ein .Dor
nenwea« ist«.... —- Das wird ihn
seiin und blau ärgern. Es ist aber
auch ein Unsua: so ein Kalb hat
cesolq. und unsereiner, der wirt
lich was leistet... Lesen wlrt Ich
bin nade in der rechten Stimmunql
Eises Kapitel. Der Mond
ich en vom himmel« — Das
ss einfach unerbitttt Aber sowas
seen Illt dein ubliluini Wo soll
n der Mond on st erscheinen als
vom hinweist Der Mensch ist ein
s ein diott Und solch ein Mist
wi d in tschland Weilt Das
taufen die Leute! Das erlebt fünfzig
Auflagcnl Manchmal tönnte man
wirklich . .. Aber es kommt sicher noch
besser!... Was ist denn das? —
,,Matann« — Ein Druckfehler! Auch
das nacht Jch muß mir notieren:
«3um Ueberftusz wimmelt das Mach
wert auch noch von Druckfehlern!«
— Oder besser: »Wenn mich nicht
auf jeder Seite ein Druckfehler vor
dern Einschlafen bewahrt hätte ..... «
Das wird eine der gläuzendsten Kriti
ken, die ich seit Jahren geschrieben
habet Und der Mut, der dazu ge
hört —- -— —- Lesen wir weite-! —
Natiirlich ist die heldin b l o n d !
So was Abgebrauchtest Fehlte nur
noch. baß sie «Kunigunde« heißt!
—- — — Hm! hm, iedt habe ich
zwanzig Seiten in einem Zug gelesen;
doch recht interessant und spannend!
—- Wie kann sich eigentlich so ein
Koffer unterstehen, etwas Jnteresfan
tes zu schreiben? Mit welchem Rechts
Habe ichs ihm erlaubt? Alles, was
spannend ist, ist KolportageL Ein
literarisch wertvolles Buch hat teine
Handlungl Ein für allemal! —
Man naß diesen schamlosen Men
schen von obenherunter abtunl Mit
überlegeuem Hohn! Etwa so: »Die
Ansichten iiber dieses Buch sind ge
teilt; ich bekam Leibschtnerzen davon,
aber meiner Köchin und der Amme
hat es sehr gut gefallen«... Das
Gequassel les« ich überhaupt nicht zu!
Ende! hab’ ich es nötig. mich kaput -
zu ärgern? — —- Aber mit solchem
Büchern macht man heutzutage sein«
Geschäft! Da fährt so ein Dramedar l
AutomobiL schreibt sich feine Villa im ;
Gebirge zusammen, während unser
einer, der wirklich was leistet..«
Wie der Gemüts - Krititer
ein Buch liest
Hurra, ein Palet Rezensionsi
exemplarek Seio mir gegrüßt; zur
rechten Zeit erreicht ihr mich! — Das»
sind mindestens- wieoer süns Pfund
Literatur! — Jhr wollt wohl nach«
wie Lessing sagte, »weniger erhoben,
nnd fleißiger gelesen« seini —
Sollt ihr haben! Jbr sollt gelesen
werden, —- nber nicht von mir! —
Wo ist das Küchenmesser, ans daß ich
das Pniet öffne? .—— Heil, welche
Iiille lacht inir entgegen! Zwei Ro
mone und ein Stizzenbuch — Das
deutsch- Volk ist fleißig, ich hab’s im
mer gesagt! —- —— Man fahre so fort!
—- Nntiirlich wieder der Gumniistemi
pel »Rezensions - Exemplar« aus dein
Umschlogi Es gibt furchtbar rück
sichtsloie Verleger. .. —- Radiers
gummi, unentbehrlicher Freund, wo
bist bu? —- So, das wäre wegrovierti
.—— Noch e i n mal, teure Bücher, griiß
ich eucht An meinen rauhen Busen
seid gedrückt, denn Abschied nehmen
gilt es siir das ganze Leben! — Mei
nen hin, meinen Deckelt Schnell!
Schnell! Sonst hat ber Antiquar
nicht mehr ans! —- So! Zwei Mart
fünfzig wären wieder einmal ver
dient!
—s-o-.s0
sites-h
»Wie ist das nur möglich," sagte
ich, »der Mann hat vollständig un
recht, und ist doch von einer Halsftari
rigkeit". . . . !
»Weghalh unrecht?« fragte mein
weißhaariger Begleiter, »was nennen
Sie Unrecht?'«
Ich wandte betroffen ein: »Aber
die Ansicht dieses Mannes kann doch
unmöglich die Jhre sein?«
Ein feines Lächeln lag um den
Mund des alten Vertri, als er mir
antwortete: »Was ich davon halte,
. . davon ist gar nicht die Rede.
Aber der Mann hat wirklich Recht!;
Nämlich —- von seinem Standpunkte. .
Kommt denn nicht altes darauf an,
von nor ans inan eine Sache betrach- .
iet? Mir wollen die verschiedenen»
Standpunkte vorkommen wie Pliiße,.
an denen man Umschau hält während «
des Autstiegit zu einem Bergesgipfel.;
Je tiefer einer noch ist, desto weniger
sieht er. Er erkennt haarscharf seine
Umgebung, aber auch nur seine Um
gebung, nichts weiter. Können Sie
ihm vervenken, daß er sich wundert,
wenn andere über das, was ihm so
ungeheuer wichtig erscheint, hinwegge
hen? Lassen Sie ihn sich ruhig wun
dern, . . . auch er wird steigen! Und
auf der Höhe, wo ihn die Größe des
Ganzen überwältigt, wird er zur Er
kenntnis kommen, daß er ein Tor
war, als er das Fleckchen, aus dem er
stand, fiir eine Welt hielt. Darum
meine ich, ist ei nicht gut, zu sa en,
diefer oder jener habe unrecht! iet
besser toird es sein, ihm die hand zu
reichen, damit er schneller zur hohe
kommt. Dann erfaßt er et wohl
selbst, daß sein früherer Standpunkt
noch nicht der höchste und beste war.«
Ich sah in ein gütiges Greisen
antliß und schied mit warmem
handedruch
—- Jm Sanatorium. Di
rektor: Sie haben Jhte Gesundheit
wieder vollständig erlangt und wenn
Sie zu hause tn der hier geübten,
enthaltfameu Wette weiteklehen, wet
den Sie sich auch ferner gesund et
halten«
Wamperh So weitetlehens
Ja, da hat mir ja die Hans Kur
nichts g’nitstt
starren-me tin- frsses. «
Wie der Geist gebildet werden
tann, ist siir den normalen Menschen
eine leicht zu beantwortende Frage
wir haben Schulzwang, d. h. Führer
und Berater während unserer Ju
gendzeit, und Führer und Berater in
mancherlei anderer Gestalt stehen uns
im schulentwachsenen Alter zur Seite,
wenn uns daran liegt, weiter zu ler
nen, weiter einzudringen in·alle mög
lichen Spaten der Wissenschaft Auch
das Bilden der Seele, wenn es uns
ernstlich um sittliches Höhertommen
zu tun ist, tönnen wir uns angelegen
sein lassen; es liegt in unserer Macht,
das, was uns mitgegeben wurde aus
die Welt, nach guten und besten
Vorbildern zu sormen zu möglichster
innerer harmonie und Vollkommen
heit. Nur die Harmonie unseres äu
ßeren Menschen, des Körper-, existiert
tuum siir uns innerlich tultivierte
Frauen, die wir den Jnhalt heute
mehr schätzen als das Gesäsz, das die
sen uns kostbaren Inhalt zu sassen
hat.
i
Was ist auch eigentlich an einem
Körper zu formen, der uns fertig mit
auf dån Weg gegeben wurde, der rich
tig funktioniert —- nach unserer An
sicht eben —- und der nun einmal,
ganz ohne unser Zutun. sich entwu
kelt, erfkarkt und nach und nach wie
der zerfällt? Jedes normale Kind
lernt in sprechen, gehen, stehen ganz
von selbst, mit hilfe des.Nachah
munggtriebes, ohne oiel eigene An
strengung, ohne große Miihe fiir El
tern und Erzieher. Und so geht und
steht das Kind, der heranwachsende
und herangewachsene Mensch, ohne ie
inals über den Zusammenhang seines
Körpers, über das Ineinandergreifen
der einzelnen Teile belehrt worden zu
fein, und daher auch unfähig, die Ar
beit auf die einzelnen Teile zu über
tragen, zweckmäßige Belastung oder
Entlastung herzustellen
Der Fehler ist hauptsächlich der,
daß nsir unsere Musteln einfach nicht
kennen Wir müßten fchon Aerztin
nen, Malerinnen. Bildhauerinnen
sein, um einesteils zu erfahren, Ioozu
die Muskeln dienen. andererseits zu
wissen, wie sie die Evenmäßigleit des
weiblichen Körpers beeinflussen. Die
Vernachlässigung der Muskeln ist bei
uns an der Tagesordnung, tvir haben
nicht gelernt, auf Gesundheit und
Schönheit des Körpers zugleich zu
achten und uns zur Erreichung diefes
Zweckes systematisch zu »bilden«. Ja,
man selbst kann seinen Körper bil
den, formen, wenn er durch gar keine
oder verkehrte Behandlung mißgestal
tek wurde. man selbst kann die Funk
tionen jedes einzelnen Muslels be
stimmen, so wie man die Tätigkeit
einer Maschine regulieren kann· Und
wer wird wohl. wenn nur ein Teil
einer großen Maschine arbeiten soll,
andere Teile zwecklos rnitlaufen, un
nütze Kraft vergeuden lassen?
Mit Recht wollen Frauen und
Männer ihren Körper gesund und
schön, Lei beiden aber sind Wege und
Ziele nicht die gleichen. Eine Frau
braucht sich nicht »auszuarbeiten«, sie
braucht teine Kraftleistungen vollbrin
gen zu tönnen. Wohl muß sie aber
ihren Körper beherrschen, um eine
vornehme, setbstverständliche Schön
heit, die nichts mit Affettation zu
tun haben darf, zu erzielen. Seht euch
einmal Frauen bei schnellem Gang
an —- den Laufschritt tönnen und
dürfen sie sich schon gar nicht leisten
— und ihr werdet alle die mehr oder
weniger drastisch benamten Gangari
ten, den Entengang. den Haarngung,
den Kniegang, das Schieben ohne
weitere-·- ertennen und nicht gerade
ästhetifch finden. Die wenigsten wis
sen, daß Gehen und Gehen zweierlei
ist, dafz der Hüftgang allein der
zweckmäßng selbstverstandliche und
daher auch ästhetische ist, der von der
sogenannten »Zei1trale«, den tiefen
Riiitenmustelm ausgeht, dan sich bei
diesem Pendelgang die Energie ab
wechselnd von dem einen in das an
«dere Bein förmlich »ergießt«, daß der
Oberfchentel in diesem Falle beson
ders zu arbeiten hat, während Fuß,
Unterschentel, Knie in unangestrengs
tem, ruhendein Zustand beharren.
Richtige Haltung des Körpers-,
dael richtige Atmen, trägt außeror
dentlich viel zur Gesunderyaltung des
Körpers bei, ebenso wie die richtige
Art der Anspannung, der Ruhe jedes
einzelnen Mustels.
Wir brauchen uns heute nicht mehr
lediglich nach den Griechinnen zu feh
nen, wenn wir das Schlagwort
«Körpertultur« anwenden; daß ej
eben ein Schlagwort wurde, beweist,
da tote auch in unserer lebenden
set unseren Körper tuttivieren, bit
den wollen. Und wir wollen es nicht
nur, sondern wir müssen es sogar;
denn wir bedürfen der vollen Kraft
des weiblichen Körpers, der Kraft,
die, tm ästhetischen Sinne, rein weib
lich tft und bleiben foll. -
s— Kompliment. — Gus
digeö Fräulein haben wohl in Jhs
rem Leben viet kalten Kassee ge
trunken?
—- Warum denn?
— Nun, man sagt doch, Jaltet
Kassee macht schöns«
— Druckfehler. Solidek
Witwer sucht energische Frau zur
tüchtigen Führung des herliefen-.
J
Wiss des-M
Glücksucher sind wir alle aus die
ser sonnbeglänzten, schönen, aber auch
zeitweise sv rauhen, grauen, stürm
vzesoeitschten Erde; Glücksinder sind
immer nur verhältnismäßig wenige
Und es sind nur die Menschen die
gelernt haben, das Glück in Höherem
zu suchen und zu finden, als in denl
äußeren Gütern des Lebens. Jn Be
zug aus diese äußeren Glücksgaben
nun scheint es wohl berechtigt, von
Vevorzugten und Benachteiligten zu
reden. Wie es Menschen gibt, über
die das Füllhorn des Reichtums aus-s
geschüttet ward ohne ihr Zutun, sc;
ibt es auch andere, die aus den Tö
n des Lebens geboren wurden o et
die durch hervorragende Gaben des
Körpers und Geistes besondereGlücks
güter erhielten. Denen gegenüber
stehen die Armen nnd Notleidenden,
die in den Niederungen des Lebens
mühselig Ringenden. bie Kranken und
Unbesiihigtm Göttliche Weisheit.
sngt unser Glaube, hat diese unglei
che Verteilung geordnet; Menschenlie
be soll eifrig bemüht sein« nach Kräf
ten einen Ausgleich zu sassen.
Doch um diese Verteilung großer
Glücksgüter — deren Außenseite, wie
wir alle wissen, jn ost trügerisch ist
—- pslegt es sich meistens nicht zu
handeln, wenn von Glückstindern und
giechvögeln die Rede ist. Da geht
es gewissermaßen nur um des äu
ßeren Glückes tleine Münze die es
ausgestreut und verweigert, je nach
dem. W handelt sich um das
Kleinglück des Dges in Erwerb und
Erfolg, in Gedeihen von Handel und
Wandel, von Besitzftand und häus
lichem Glück, ja, selbst im Gewinn
von Liebe und Achtung bei den Mit
menschen. Wer es in dem allen bor
an bringt« wird leicht von den Leu
ten« als ein rosenrotekz Glück-lind be
trachtet, am meisten von jenen, die
sich selbst mit Vorliebe Pechvögel zu
nennen pflegen. — Und wenn wir
oberfliichlich hinschauen, so düntt es
uns manchmal, dasz sie recht haben.
Wo dem Einen viele glückliche Um
stände vorwärtshelfen, hindern und
hemmen den Andern ungeahnte
Schwierigkeiten. Was das Glücks
tind spielend gewinnt, vermag der
Pechvogel mit Aufwendung aller Ar
oeit nicht zu erlangen. Sehen wir
aber genauer hin, so erkennen wir
häufig, daß der Grund des Erfol
ges aus persönlichen Künsten des
Glückstindes beruht und das Aus
bteiben des Glücksgewinns bei dem
armen Pechvogel auf mancherlei, wa
ran er es — mit oder ohne eigene
Schuld —- fehlen lief-. Wie oft sind
allein mangelnde Voraussicht und Ue
berlegung die Ursache von Mißer
folg! Doch auch dafür dürfen wir et
ne Entschuldigung darin finden, daß
Naturanlage, Erziegmg und äuße
re Lebensumstände dem Einen leicht
machen, wag dem Andern schwer fällt,
daß also darin wirklich wieder
Glücksiinder bevorzugt und Prämis
gel benachteiligt sind.
Aber hier gerade gilt das trotziae,
starle «Dennoch!«, oag sich jeder selbst
zurufen soll. Halte dich nie siik ei
nen Pechoogel, und du wirst auch
keiner sein! Was so viele zu Glücks
tindern macht, ist ja der frische Wa
gemut, mit dem sie an jegliches
Werk gehen, die helle Zuversicht auf
das Gelingen· Kommt dazu noch
der zähe Willenstrotz, der Hindernis
ie bezwingt, so ist zu zwei Dritteln
gewiß schon das Spiel gewonnen.
In so glücklicher Gemütsverfassung
wird das Auge hell, der Kopf tlar
und der Arm ftarl, damit ist das
übrige vollbracht. Wenn der arme
Pechvogel dagean sich selbst und iei
nem Stern mißt-rauh wenn er zag
haft und befangen ans Wert geht,
sich durch das tleinfte Mißlingen ent
mutigen läßt, so wird er seinen Ra
inen verdienen.
—- Boshast. A.: Meine zu
künftige Frau innß vor allen Dingen
interessant sein.
B.: Dann heiraten Sie doch aie
Alma Meier, die hat ja eine -n
teressante Vergangenheit hinter sich
·— Guten Appetit! Gust:
Weshalb halten Sie denn den tleii
nen Teller inii beiden Händen sestt
Kellnert Ja, sehen Sie, das Ko
telett ist mir schon einmal aus den
Boden gefallen und das soll mir nicht
zum zweiten Male passieren!
—- Sozialpolitit. —- Jst
denn wirklich etwas Wahres an dem
Gerede vom Wohnungselend?
— Natürlich, inir selbst stehen seht
drei Villen unbewohnt da!
—- Zuviel verlangt. Gast
(sich schüttelnd, nachdem er einen
Schluck des ihm vorgesetzten schlechten
Bieres gen-unten zum Wirt): Häs
ren Se, here Wirt, nähmen Se’s
nicht übel, ich bin Se aber hier?
fremd. Wo gehen Sie denn eigenH
lich hin, wenn Se ärnal ä gutes
Deppchen Bier drinlen wollenf
— Auch eine Rosenart.
Ein Ehemann hatte mit seiner Frau
einen so heftigen Streit, daß er vor
Uerger die Gesichtsrose betam. »Laß
das gut sein«, sagte einer seiner Be
kannten zu ihm, »daß ist eine von den
Rosen, von denen es heißt:
Ehret die Frauen sie slechten und
weben «
himmlische Rosen ins eh’liche Lebe-ji«
i
Selbnbeberrlch » l
Es ist im Leben unbedingt notwen
dig, sich beherrschen zu lernen, feinen
Gefühlen Einhalt gebieten zu tön-.
nen, um als Mensch unter Menschenl
in Frieden zu leben. Es vergrhti
wohl kaum ein Tag, an dem uns’
nichts Lästiges begegnet, an dem wir.
nicht nötig haben, gegen-uns selbst zu!
i
Felde zu ziehen und das Bessere selbst
in uns wachzurusen· Schon in den!
kleinen Kinderherzen kann man den
Keim zur Selbstbeherrichung legen,"
vor allem dadurch, daß sie aus etwas
verzichten müssen und sie auch anhält, E
bei kleinen Uebeln, beim Fallen und
Stoßen nicht gleich in lautes Weinen
auszubrechen. Da müssen besonders
die jungen Mädchen, wenn sie der el
terlichen Zucht entwachsen sind, da
raus bedacht sein, daß sie an ihrer
Selbsterziehung immer weiter arbei
ten-und die Kraft, die ihnen die Ver
nunst gegeben, gebrauchen, um ihrer
Neigungen Herr zu werden. Von
der Frau wird mehr Selbstbeherr
schung verlangt als vom Manne, und
eine echte, rechte Frau sann man sich
ohne diese Tugend kaum vorstellen.
Wenn sie ihre Ausgabe richtig erfaßt,
wird sie auch in den kleinsten Dingen
den Sieg über sich selbst erringen, um
»ihren Kindern Vorbild sein zu tön
nen. Die Selbstbeherrschung ist
gleichsam die weibliche Tapfertcit,
nicht eine, die nach außen führt und
Ruhmeszeichen l)interliißt, sondern die
innere, die sich niemand kundgin nnd
nur dein eigenen Herzen ein zufriede
iies Gefühl verleiht. Es handelt sich
oft nur um Kleinigkeitem ivo die
Frau iiipfet sein muß. das heißi
ernst, ruhig, geiiiefsöm bei Unglücks
siiileii oder bösen Nachrichten und der
gleichen. Auch das Schweigen zur
rechten Zeit bedingt Tapferkeit. Wie
viel Selbstbeherrschung und Selbst
verleiignung gehört oft dazu, dein auf
brausenden Gatten ruhig, gemessen
gegenüberzustehen und seine unver
dienten Vorwürfe hinzunehmen, ohne
sich zu rechtfertigen- Wieviel Tapfer
keit gehört dazu, den ahnungeloscii
Kindern eine lächelnde Miene zii zei
gen, iisenn das Herz blutet!
Jn diesen kleinen Dingen tapfer
zu sein« ist oft schwerer-, als einen
Sieg in großen Kämpfen zu errin
gen, wo die Weit zusteht, bewundert
und deni Sieger den Lorbeerkranz
flicht. Gar inaiiche Frau trägt eine
unsichtbare Strahlenkrone, die die
Tapferkeit des-i Herzens ihr gewunden,
wenn sie den Sieg über sich selbst er
Ihnng
Nicht nur den barmherzigen Schwe
stern, die sich iilier deriviiiidete Krie
ger beugen nnd sie pflegen. zollen ioii
Verehrung zollen, nicht niir eine
Jungfrau von Orkan-, eiiie fromme
nnd mutige Maria Antoinetie sollen
wir bewundern, eine jede Frau ist
Heldiii, die die häusliche Tapferkeit
übt und treu iiii Kleinen ist
liiiiiior bei aeis Sertebinia
Kinder wollen immer lustig sein,
sie sollen'g mich, denn sie verstehen
noch nichts vom Ernste des Lebens,
der zeitig genug un sie herantreten
wird. Ein herzlich liichendes Kind
ist eine unendliche Wonne sijr ein
siihlendes Elternherz. Engel gibts
nicht, Engel sollen die stinder auch
gar nicht sein, und —- Engel waren
wir ja selber nicht! Weshalb sich da
alle Tiige ausregeii, weshalb immer-«
sort schelten und zanken und morali
sieren! Erziehe init Humor, lenk
eS ab von seinem Ungehorsani. voii
seinen Unarten, sprich lieb und hei
ter zu deinem Minde, gebe auch du
einmal, zweimal, dreimal n:ich! Wu
verboten wird, wird erst recht getmi,
dass liegt so im Menschen drin. tun-J
aber nicht verboten wird, verliert iilH
bald seinen Reiz. Sage nicht: ,,.L)niis.
ich schlage dich, wenn du dein Spiel
zeug nicht ausräumst«, sondern:
;,,H"cinschen, lomm’ six, räume aus, ich
helse dir, erst nachher gibts was zu
Iessen.« Man glaubt gar nicht« ivie
Hroeit man mit solcher Art, mehr mit
Humor als mit Strenge gewilrzter
Piidagogit lomint. Das ewige Be
sehlen und Ruisonnieren der Eltern
untergriibt die Liebe des Kinder-. Jede
Schrossheit ist ebenso vom Uebel wie
die Ritte; beides sollte in einer Kin
derstube gar nicht bekannt sein. Die
Kinder sollen eine Lust, aber keine
Last sein. sie sollen uns selbst nblens
ten von den Alltagssorgem sie sollen
uns selbst zerstreuen und zum lichten
Tage führen, zum Frohsinn, zum
sonnigen Geviildigsein, zur innerlich
gliiclseligen Lebensaussassungl Die
Eltern erziehen die Kinder arn besten,
wenn sie sich selbst von den Kindern
erziehen lassen.
—-.-..
—- Abgevlitzt. Leumnnkl
Ach, wie ich seh-, znäs Fräulem-ie-l
ben in der großen Welt und doch anf’
kleinem Fuß!
Dame: Jawth Herr Baron, ge
rade umgelehrt wie bei Ihnen.
Leut-um« Na, wieso denn?
Dame: Nun, Sie leben in oer
kleinen Gatnison und doch auf geo
ßem Fuß.
— Gut beschrieben. A.:
Wie fah denn der here aus« del-I
nach mit fragte?
« B. (Hundeliebhabet): A G’sicht hol
ex Thal-L wie a Schnauzekh Ohren
wie a Spihetl und Ziff wie o
Dackell ·
fis- ele Me.
Ein seines Bohnenges
k i ch t. Eine Kasserolle wird Inii et
naö Fett belegt. Wenn dasselbe heiß.
ist, werden Schnssloieleilen hineinge
legt, dann eine Lage grüne, zarte
Bohnen, aus diese eine Lage Zentne
le, geputzte Tonarten« ans je e Les-«
ge das nötige Salz nnd Messen
hietaus folgen wieder KoleletiemBobsi
nen und Tom-nen, etwas Fleischbeiihes
tax-an und zickn 172 Sinnden ge
kocht. T
Schaffleisch mil Peter-;
iilir. Schassleisch von der Brust
in Votlegsiiicke schneidet-, dieselben
in einen Gußlops legen, ohne Felt!
aus« schwache-m Fenee elwn siinf Meq
nuien ziehen lassen, so viel wie nö-,
un Salz daran, bis das Fleisch Saft«
zieht. Cme Zinke Knoblnnch sein
schneiden eine HundvollPelersilie sein«
gewiegt, erwan Soll-ei, ein RübcheU-«
einen Löffel Melzl,.zlrei Löffel gebote
les, fein nestoßenez Brot hinein, nnd
alles ein Weilchen schmoren lassen.
Dann lnlieg Wasser daran, bis es
iilser dem Fleisch siel)i, gut zugedeckt,
zwei Stunden kochen lassen, bei ges
lindem Fenex —- Sehr gut zn Kar
kosseln in der Schule und Aepfel
oder Bimlonwott dazu.
« Gebaelene BrodtlüfH Er
satz für Fleifchbonletten Man be
dient sich zu diesem Gericht am be
sten altbuetenes Brode und weicht un
aefiilir Jlxz Pfund in Wasser ein, nnr
es dann un Seihtuch vorsichtig aus«
;,:udrüelen Dann gibt man den
Brei in eine Kasserelle in zerlalsene
Butter fügt ein bis zwei geriebene
Seminein nnd etwas gehackte Peter
si!ie dazu und rülsrt die Masse so
lange über kleinern Feuer, bis sie sich
vom Gefasi löst. Nun wird sie in
.c.ne Schüssel aelchiittet und muß
»vollsti«india erkalten, wonach man 2
ibsg H Eier ein wenig feingehacttes
HIdimianiraut etwas Salz nnd sv
iviel Mehl und aeriebeiie Seninsel hin
zufügt das-, ein aut haltbarer fester
Teig entsteht Aus diesem Teig
formt man qleichmäßiq arosre flache
itlöszr. wendet sie in rerquirltetn Ei,
dann in geriet-euer Scmrnel und tscialt
sie iu siedend-im Baafett schwimmend
fsclkön goldbrann Man nimmt sie
mit dem Schaumlöffel heraus-, gibt
sie auf einr- erwiirmte Schüssel und
reicht am besten eine pilante Saure,
Z. B. Sens- oder MeerrettichSauec
dazu. Auch kann man diesen Kloß
ceig, nachdem man einen Probelloß
probiert mit einem Eßliiffel in »
etjendeg Wasser abslechem lässt die
Ktöße 15 bis 20 Minuten kochen und
iervtert sie wie Kartoffeln zum
Fleisch. In diesem Falle läßt man
cber lieber den Thimian fort.
Veterstliensauce zutliiudsi
leeisctks Z Löffel voll gehanter
Petersilie gibt man m eine Butter
chwitze von l Unze Schmalz und Z
stiöfset :« teyt tocht dies mit Fittich
Jurühe s,u einer sämigen Sauce auf nnosz
verruhrt tat-s- mit Z ganzen Eiern
s litdmischeBohnensppr. Et-«
was sztrsieliel wird in Oel oder Bitt
ter geröstet und mit den schon vorher
lweichgetoiiiten Bohnen unter Be
nutzung des Bohnenwassers und un
ter Betaut-s einer Ton-nie gelacht
IVeini Aastochen fügt man noch Sap
penudeln hinzu Statt der Bohnen
Htönnen auch Erliscn oder Linsen ge
lIllIlillilcll ilikfdcll I
Getactine Zunge. Diecchq
senzunar wird mit Wurzeltverl, Wes-;
fer, Sah-, Eisig etwa vier Stunden
taua gelacht gelsäutet und, wenn ei-.
was alsaelal)11, in lange, schräge
Streiten geschnitten. Man wendet
sie in ifi and einer Mischung von
geriet-krank Schwarz- und Weiszbrot,
Peteriiln, «T:chalotte, Salz nnd Pfef
fer nnr iattt die Scheiben in heißem
Schuial,— unt beiden Seiten schrin
drauu, unt sie mit Zitronenscheilsen
zu genauen —
T r n· « t i- n s u u i e. Eine ttixne
Zwieliet usrrd mit Petersilie und Erk
lcrie Sirup sein getoicgt und Init Oct,
Psesskr Jnrs Ean sst die Pfanne
gegeben Duzn tut inun 7——8 Tun-n
rcn unt losrt titles unter hiiusiurui
llinriitirers tnchein Jst die Wäscht-us
did gen-seiden so wird sie durch ci
nen Hirt-— uetriebcin Diese Sinne
gibt mun zu kliindsleisch chi- zu
Muttiiruni oder Reis-.
Adgiszugirnees Gurt-Inge-»
ni use. Ou- gesclsiilten Gurlen wer-«
den in Holsten oder Viertel ge
schnitten ison Mart und Reinen ne
sreit, in Stint-, geteilt und mit Sulz
bestreut isnns Stunde beiseite gestellt.
Dann idnnort mnn sie in zerlosseuec
Butter nebst etwas Wasser nnd eint-;
gen Lösiist mildern Essig langsam
über llcineni Feuer weich. Die Bru
he durs nicht zu long sein, inun ver
tocht sie zuletzt mit ein-us Essig oder
tut einige Tropfen Zitronensust dir
zu und zieht dns Geniiise mit l—2
vertiihrteu Eidottem alr.
Gebraus-te Mehlsuppe
mit Petisrsilie. Man läßt 254
Unzen Butter über llemem Feuer
tochenb werden, riihri H Lsssel
Mehl hinein und rührt so lange, bis
es zu steigen beginnt. Dnnns siigt
man unter stetem Rührm JZ Quart
siedendes Wasser und etwas San tm
zu, läßt das ganze zu seiinigrr SUP
pe kochen, gibt eine Qbertusse saure
Sohne dazu und verquirlt zuletzt die
Suppe mit 2 bis s Lössel seingehacls
ter Petersriir. 9