Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 06, 1914, Image 10

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    ,,IOItlen."
stinkt-mer sichert Fischer lier So
zitldmoiknttee Ins titles
Mit der Bereitwilligkeit, womit?
unbewiesene Anschaldigumen gegens!
Deutschland nnd seine Heere im Aue-(
lnnd ausgenommen werden, hatte auch
das Zäricher sozialdemdtratische Or
gan .Bollsrecht« gegen deutschen
Vondaliinius geleitartitelt. Dagegen
wendet sich der Reichstagsabgeordnete
Richard Fischer in längeren Uuisülsi
einigen, denen das »Vollsrecht«
gleichsnlls Raum gibt. Fischer de
saßt sich zunächst mit der lügenhdsi
ten Behauptung, «ganz Deutschland«
habe den Krieg gewollt. Er sagt
dazu:
»So lange nicht eine dee in Frage
kommenden Regierungen in der Lage
ist« die durch Dokuinente belegien
Darlegungen des deutschen Wergbu
ches zu widerlegen, haben wir lein
Recht, diese Darlegungen für falsch
zu erklären oder sie spöttisch in Zwei
sel zu stellen.
Soweit ich unterrichtet bin, hat
weder die englische, noch die srnnzdsis
sche oder russische Diploniatie auch
nur den Versuch gemacht, die deut
sche Darlegung zu bestreiten. Der
später veröffentlichte Brieswechsel zwi
schen dein König von England und
dein deutschen Kaiser haben diese viel
mehr bestätigt. Und die rasche Aus
stellnng der russischen Armeen gegen
Oesterreich und Deutschland hat seit
her bewiesen, daß Rußland seit Wo
chen — wenn nicht seit Monaten —
die Mobilisierung seiner Armee be
trieben hats
Jch have weder Berut noch piet
gung die deutsche Regierung zu ver
teidigen, aber gegenüber dem fürchter
lichen Vorwurf ganz Deutschland
habe den Krieg gewollt, darf ich als
Deutscher verlangen daß man uns
Deutschen den Nachweis wenigstens
einer Tatsache bringt inwiefern die
deutsche Regierung entgegen ihren
Erklärungen das deutsche Volk und
Parlament belogen hat'·.
Jm Gegenteil ist ja die deutsche
Darstellung inzwischen durch das Me
tnorandum des belgischen Geschassts
träger-Z in Petersburg in einwand
sreiester Weise bestätigt worden. Die
Bewilligung der sKriegItredite durch
die Sozialdemokratie begründet Fi
scher unter anderem wie folgt:
aNach unserer Aussassung mußten
wir der Regierung zugehen. daß sie
ernstlich bestrebt gewesen sei, den Frie
den zu erhalten; teine Tatsache lag
vor, die diese Behauptung der Re
gierung Liigen sttaste oder auch nur
in Zweifel seite. Deutschland war
angegriffen von Russland, war be
droht von Frankreich, dern Deutsch
land aus eine Anregung des engli
schen Kriegstreibers Greh hin die
Neutralität ausdrücklich zugesagt hat
te, und das nun aus die Antrage
Deutschlands, oh es neutral dleitsen
wolle, einfach die Erklärung ahgads
es werde das tun was seine Bünd
nispfiicht gegen Rußland ersordere.
Das ganze deutsche let empsand
Rußlands Verhalten als niedertröchi
tigen«Ueber all —- dursten wir uns
in solcher tunde vom Balle tren
nen, sollten wir das bedrohte Vater
land wehrlos dern bereits in Ost
preußen eingedrungenen Kosatenturn
preisgebeni Jn diesem Augenblis
taten wir, was die Sozialdemokratie
in allen Ländern der Welt tun musi;
wir traten rnit allen Deutschen fiir
den Schutz des Vaterlandes ein —
gerade so, wie die Sozialisten der
sranzösischen Kammer arn gieichen
Tage siir die Kriegskredite stimm
ten, wie die belgischen Sozialisten
in der gleichen Stunde siir die Ver-i
teidigung ihrer bedrohten Neutralstiit
eintraten und —- ich gestehe es assenj
— eintreten mußten. Sogar die
russischsen Genossen in der Durna
stimmten nicht gegen die Kriegsmitteis
dewilligung.
Was den französischen den belgi
schen Sozialisten Recht ist —- soll
das bei den deutschen Sozialisten ein
Verbrechen an der Jnteknatlonale
sein?
Will jemand aber sagen, die deut
sche Regierung habe diesen Kneg
freventlich bekbeigesüb:t, dann muß
et Tatsachen als Beweise anführen.
Deshalb ist auch der böse Vorwurf
gegen uns unangebkacht, wir hätten
das losbrechende Massenmoeden gut
gebeißen. Jst der ein Lobeednet des
Mindes, der von einem Stätteeen
btutal überfallen wird und diesen im
Notwehttatnps zu Boden schläN
So gut wie alle ausländischen e
nosseu erfüllt auch unt Deutsche das
Massenmotden mit Entseheey aber
wie weisen die Verantwortung denen
zu, die mit dem russischen Zaristnus
sich verbündet haben gegen deutsche
Kultur und deutsche Arbeit!
Mit gleich kräftigen Worten und
Gründen verteidigt Fischer das Ist
gebes M set-sm
NDeutsW von einer selten
den ist Osten und Westen tisets
W CW etwa bloß Weith, III
wiederholt noch dein Siege von Lut
tich abermals fein Versprechen — ge
Fkoiß, var nat-at ist damit nicht ge
Lsiihnt ·—-, aber Hand aufs Herz. Ge
inossen — hätte in solcher Stunde der
JGesahr ein anderer Staat anders ge
handelti Jn der Stunde, wo es sich
um Leben oder Tod eines Volles
handelt, gibt es sur das Geses sie
Selbfierhaltungl Deshalb bekämpfen
wir Sozialisten ja überall und alle-.
zeit den Krieg, weil er den Bruch
alles Rechtes notwendig rnit sich
bringt« ,
Ueber die Zerstörung von Löwen
tagt der sozialdemokratische Abgeord
nete:
«Und wie war’s in Löweni Die
belgischen Soldaten waren geschla.
gen, Löwen war von den Deut chen
befest, die deutsche Armee, zum rit
len Teil mindepens aus Sozialdemo
lraten bestehend, siihrt keinen Bor
bareni und keinen Bandalentrieg,
wie ihn die Kofaten seit der ersten
Stunde ihres Einfalls in Qstpreußen
führen, rnit Raub, Mord, Brand
ftiftung. Mann, Weil-, Kind und ihr
Heim sind nicht bedroht, wenn deut
sche Truppen in ein Dorf oder eine
Stadt einziehen (das ausnahmsweise
auch Verbrechen oorlornnien können,
soll nicht bestritten werden; auch irn
Frieden gibt es Mord. Raub, Schön-.
dung.) Nun werden die deutschen
Soldaten im GefühL daß sie in ei
ner offenen Stadt find, lein Feind
in der Nähe ist, pliißlich dar-it
Schüsse aus höusern bedroht, ans
Kirchen und Museen krachen die
Schüsse — ja. versteht nian da nicht.
daß diese Soldaten irn Gefühl der
Selofterhaltung, tn oer Wut nder
tiefen unehrlichen. hinterhältigen
Ueberfall nur einen Gedanken ho
ben: Vernichtung der Ueberfallenben,
Zerstörung der Gebäude, hinter denen
diefe sich decken! Das ift entleh
lich -—- toen aber trifft die Schuld?«
Zufa enfaffend urteilt Fischer:
»Ich ha e baj Vertrauen in die
fchweizerifchen Genossen, baß sie, als
unbeteiligte Nertrale« auch die oon
und angeführten Gesichtspunkte ohne
Voreingenorntnenheit prüfen und
bann finden werden, daß roir deut
schen Sozialisten zwar keine Chan
oiniften geworden find, aber in ber
Stunde der nationalen Gefahr mit
dein ganzen deutfchen Volke einig
sind, die russifche Gefahr oon un
ferern Vaterlande, von Europa abzu
wenden. Und wenn wir gezwungen
waren, zuerft gegen Lulturoölter,
tote Frankreich und England, zu.
kämpfen, fo deshalbptoeil man aus
ftrategifchen Gränden die größte rni
litörifche Gefahr zuerft su überwin
den trachten muß. Es ift bot für
uns als Sozialdemokraten ein
Jahr nach der Berner Friedenöoers
ftändigung, gewiß ein entfehliches
Gefühl — aber trifft uns die Schuld,
baß die Bourgeoifie biefer Läntee
sich mit bern kulturfeinblichen Zarens
tuin auf Tod und Leben verbündet
hat?'
—s
cis sticht-sendet schiffe-P
Humoresle von Pierre Mille
Jn Paris lebten tun bai Jahr
IRS-zwei fehr unglückliche Brüder;
Jeder von ihnen hatte ein törperlichei
Gebrechen — nur ioar bat eine dein
anderen bianietral entgegengefetzt
Der Aellere war lächerlich dict, der
Jüngere mager zum Weinen. Und
doch war diefe Ungleichheit nur die
natürliche Folge ihrer verschiedenen
Schickfale. Jean. der Dicke, hatte
immer und ,in allein Glück gehabt,
der magere Pierre roar ein richtiger
Schlernihl.
Tas Sonntagglinv Jean hatte die
Chance, mit einer verlruppelten
Hand zur Welt zu kommen, der
Daumen fehlte ihm an der Rechten.
Dank seinem fehlenden Daumen
wurde Jean nicht zum Militärdienst
assentiert; er widmete sich dem han
del mit Delilatessen und hatte bald
»ein stattliches Vermögen erworben.
Allerdinge entwickelte die sihende
Lebensweise in-. Kontor seine natur
Jliche Anlage zur Fettleibigleit in dem
iMaszh daß er sich bald sur Geld
’t)ötte sehen lassen lönnen.
Pierre, normal und ieästig gebo
ren, war gesund, scharsäugig wie ein
Luchg nnd hatte alle zehn Finger. Er
mußte also alle eldziige der Rennb
lil und des Kai etreiches rnitrnachenZ
wäre in Spanien sast verdurstetz in
Jrland beinahe verhungert. Jn
Aegypten verlor er wöls Zähne
durch einen Kolbensto , bei Jena
wurde er ausgespießt tote eine M
tel. Er war schen vorher schlank ge
wesen wie eine Gerte, ver Uebergang
über die Berefina aber machte ihn
sum Stelett. Ungeachtet seiner
Tapferleit hatte er ei in siinszehn
Kriegtjahren nur bis zum Leutnant
gebracht und die Regierung Ludwig
JchlL sesie ihn noch daer aus
halbseldr Rnn konnte er stets nicht
einmal jeden Tag satt efsen und das
trägt bekanntlich nicht gerade viel
zur- Zetttveeden bei.
.Jch bin ein Peche-»auf lamen
tierte Wie, »was ich beginne,- Init
l t, and mein senden der any
»der Klügste ist, wird täglich rei
M Tages bekam der Lentnani
des sties eines pariser Notar-, sa
eisllsd M
spat-Mk d- W te
FULL -·
stammt-i beiqu, welches ein inI
Brasilien verstorbener cnlel über
sein Riesen-erwägen gemacht hatte. i
»Ich muß Mich glücklich Witw
das ei mir gelungen ist, reich zu
werden« hieß et im Testament,
.meine tranthnste Iettleibigteit tviire
sonst überhaupt nicht zu ertragen ge
wesen. Seit langer Zeit schon tonni
te ich nicht mehr zu Fuß gehen und
mußte selbst site die tleinste Strese
den Wagen benilsem Es war wie;
ein Fluch; mein Appetit leucht im:
Vethiiltnisse in meiner enoemenj
Dicke. Anfangs habe ich die Magereni
glühend beneidet, schließlich sie gern-l
dezu gehaßt. Deshalb vermache Ich»
auch mein Vermögen demjenigeni
meiner beiden Messen, der mein Gesi
wicht wenigstens annähernd erkeichtJ
Sollten alle zwei mager gebliebenl
sein« so enterbe ich die Entarteten.'j
»An-wich, ich hin zum ungtiiel
getoren,«- seufzte Leutnant PierreJ
.nun fallen diese ungezählten Millivsi
nen wieder meinem reichen Bruders
in den Schoß und ich armer Teufell
kann mir einsach den Mund abwisl
schen. Aber das lasse ich nicht sol
hingeben; ich will doch einmal sehen, »
ob ich es wirtlich zu gar nicht-l brin
gen tann. Jch sahte direkt nach
Brosilien und sechte das Testament
an!«
)
i
shatten und die Passagiere sich an
,ichiktten, es zu besteigen, ließ die
»Mannschaft den dicken Jean gern qu
J brutal guriiasties
i
i
i
»
Die Ueber-fahrt machten beide
Brüder gemeinsam auf demselben
Schiff. So oft Pierre den bitten
Jean ansah, seufzte er schwer, und
seine Chancen schienen ihm allzu
tlein — denn jener war ein Bild
der Gesundheit nnd strotzte von Fett;
wenn nur das Testament nicht so
bestimmt formuliert gewesen wäret
»Die ganze Reise war überflüs
sig,' dachte der Leutnant. »der
Kuckuck hole das Schiff mit allem,
was darauf herumgeht!«
Man folg den Teufel nicht an die
Wand malen, sagt ein altes, gute
Sprichwort, sonst kommt er wirtlich.
Richtig lief das Schiff, die
«Medusa«, wenige Tage spater un
weit der afrilanischen Miste auf der
Sandbant von Arguin auf. Sein
gewohnte-i Pech verfolgte Pierre auch
hier; als die Matrosen in Eile ein
Rettung-floß zusammengezirnrnert
denn er gab Gold nach rechts und
lints —- wiihrend sie den armen Leut
nant, der mit leeren banden tain,
Die fürchterlichen drei Monate,
welche das Floß aus offener See zu
bringen musztr. überdauerte der Dicke
ganz famos. Er zehrte von seine
Fett wie der Bär im Winterschlzf
und siihlte sich im Gegenteil bei den
mageren Nationen immer freier, be
weglicher und frischer. Alt dann
nach einem qualvollen Vierteljahr die
Schiffbrüchigen von einer zufällig
oorbeitommenden Fregatte aufgenom
men werden, fiel unter den wenigen
Ueberlebenden besonders ein Mannt
anf, der zwar munter und gesund
aussah, aber mager war wie ein
Zwirnsaden. Seine Kleider schlor
terten um ihn herum und waren so
weit zugeschnitten. hast man noch
zwei andere Schiffbrüchige bequem
hätte hineinsiecken können.
Das war Jena
Geriihrt iiber seine eigene Rettung,
drang der ehemals so Dicke in denl
Kapitiiih doch ja nachzusehem ob die
«Medi;sa« überhaupt noch existiere.
Er mußte freilich zugestehen, daß
zu Ein glückbringender Schiffbruch 2
diese Möglichkeit auf fehr schwachen
Füßen stehe; es war anzunehmen
daß Sturm und Wellen schon längst
das Wrat mit Pierre ins Meer ver
senkt hätten. s
Der Kapitän war ein humaner
Mensch. er ließ wenden, um sich nicht
nachträglich Vorwürfe machen zu
müssen. Wie angenehm war er
iiberrafchi, als er die «Medula« noch
iibet Wasser fand; ihr Rumpf hatte
sich mit solcher Wucht in die Sand
bant eingebahrt, daß ihn auch die
heftigsten Stürme nicht loszutnachen
vermocht hatten.
Auf dein Lberdeck schwang ein
Mann hilfeflehend eine Art Fahne
aus Segeltuchfetzem Das war Vierte.
Wie lehr aber hatte er sich verändern
Man hätte ihn jest für Jean in del
len besten Pariler Zeiten halten tön
nen· .
Des Lentnants Gesicht glänzte
gleich deni aufgehenden Mond, Arme
unb Beine glichen mächtigen Säu
len; die Weste hatte er ablegen müs
sen, sie konnte die neue Fülle nicht
inebr fassen. Pierre war stirme
dick geworden, ein wahrer Fleisch
llarnpen.
»Um Gottes willenl« rief Jean·
»du biit es, du's Was haft du ge
tani««
sticht-, das ist es eben.' feste der
Leutnant. »Ich habe den gan
Sag ilber nichts getan at- en
Itnd getrunken. Die Liede-W hatte
Proviant file 600 san-u, da habe
ich mich aus purer naeiveile nächtig
gemästet«
i i i
dank den Wut-M des Ie
Iarnents erbte m W die Mil
lionen II be- Vntem la
herein -k
gewann-NO
sei-r Ohre-.
Ins-morsch —- Tie liegen — Die
uriegsiontkibution ii r die Austern —
Die ruiiiichen Bratidtolomiein
Beim Armee - Oberlvmnsando, Ost,
S. September.
S Uhr früh. Jn dem inuin 5000
Einwohner zählenden ostpreußischkn
Städtchen, in dein wir seit vorgestern
abend weilen, herrscht schon das regste
soldatische Getriebe. Artillerieregis
rnenter rasseln in langen Zügen übe-.
dns Mir-steh ihnen schließen sich mele
Dusende von Wagen mit sum
Brit-enden bestimmten Bot-ten an.
Munitionss und Privatiolonnen fol
gen. Wie sorsch die Reserveninnns
schnften zu Pferde ten, mit gebt-sun
ten, energischen lern! Nun rich
ceti sich sasi aller Knöpse nach oben,
das betannte scharfe Surren ist ver
nehmbar, selbst inmitten des Ratterns
der Räder, des Klapperns der Duse
und Wieheens der Pferde, des Knar
rens der Speicher-» des Stampsens
der Geschützr. Ein Flieget erscheint
in der sonnendurchsluteten Luft, sich
ichnts am schönen Diminel abhebendz
genau erkennt man die Abzeichern daß
es sich uni einen der unseren handelt·
Immer tiefer stößt diese «Taube«,
daß die Dohlen mit ängstlicheni Krei
Lchen Pen ninchtvollen viereckigen
Lllkm Mk noch Alls IIU Osaka VII
Deutschordenaherrlichteit stammenden,
hoheitgvollen katholischen Kirche, in
deren Schutze ich im Pfarrhause ein
quartiert hin. umflattern.
Wie bereits erwähnt, haben sich unsere
Flieget große Verdienste um Aufklä
rung wie genaue Venachrichtigung er
worben und sich ihre Eisernen Kreuze
wohlverdient. Drei von ihnen wur
den verwundet. andere kamen durch
merkwürdige Zufälle mit dem Leben
davon. So erhielt einer von ihnen,
wie er mir gestern erzählte, scharfer
Feuer, ein Geschoß ging durch den
Benzintanh prallte zurück und ver
stopfte das eben gerissene Loch! Nur
ganz wenig Benzin tropfte heraus,
der Flieget, der sich gerade iiber einer
großen feindlichen Abteilung befand,
rannte den heimslug antreten. Bei
einer anderm «Tanbe'· ging die Kugel
—- richtiger die Stahlspitze — durch
die Mitte des Propellers, ein dritter
Apparat wurde von zwanzig Tres-·
tern durchlöchert. »Man hört nur
das Klatschen', berichtete mir der er
wähnte Flieget, ,oom Schuß selbst
nichts; plöhlich gewährte ich. daß
der Hohn meines Fahrzeuges zer
splittert war, ich wagte gar nicht
hinzusehen, tam aber doch noch gut
zurück.«
Das Städtchen hier hat angster
.siillte Tage durchlebt, aber die Bür
gerschaft hat sich trefflich benommen,
und der von ihr als Erim-bürger
meister« erwählte Lehrer vorn hiesigen
Taubstummeninstitut R. Schwahn —
das eigentliche Stadthaupt ist im
Felde — zeigte sich der oft recht be
dentlichen Lage vollaus gewachsen.
Die Rassen hatten die Stadt mehr
iach im Besih, die Peteröburger Gar
dehusaren trat-ten durch die Gassen
und die Kosalen suchtelten mit ihren
Lanzen drohend umher. Loderten die
Flammen auch in der Stadt selbst
nicht aus —- nur der Bahnhof wurde
völlig eingaiischert —, so fehlte es
doch nicht an einer anderen empfind
lichen Brandschahung
Ei war der l. September. Jn
der Nacht hatte ein größeres Pa
trouillengesecht nahebei stattgefunden,
man brachte rusfrsche Verwundete. her
tei, die sofortige Aufnahme und
Pflege fanden. Mittags rückte eine
russische Brigade Kaballerie mit Ge
fchiihen und Maschinengewehren ein.
Ein Motorradfahrer brachte um As
Uhr den Befehl ins Rathaus, das sich
im freundlichen, altertiimlich anhei
melnden Bau auf dem Marltplahe er
hebt, es müßten bis 724 Uhr im be
nachbarten hotel Xasum König«von
Pausen — ver Amme tout Iuhueu
übertüncht worden! —- 30,000 MarJ
aufgezählt sein« sonst —- —— — Diel
Geschühe standen auf dem Markt, aufl
welchem auch die Truppen hieltents
Vier Soldaten mit nufgepflanztemz
Seitengeivehr begleiteten den Jüngs
biirgermeister« und Stadtiömmeret
zu vierundzwanzig Bürgern, und um
Z Uhr 20 Minuten waren in dem
"bezeichneten hatel 29,000 Mart zur
iStelle, was um so mehr hervorzu
Hheben ist, da viele der wohlhabenden
Bürger geflohen waren. Zwei Ober
sten nahmen das Geld in Empfang.
zöhlten es und stellten eine Befmeinis
gung aus. .Die lehten 1000 Mart
schenken wir Jhnen«, äußerte der eine,
.tveil Sie unsere Verwundeten to gut
verpflegt!«
»Nun müssen wir noch eine Geisel
haben·, tagte einer von ihnen, der,
wie ein ganz Teil der Oiiiziere, gut
deutsch sprach, .damtt man auf uns
nicht Kiestk Der Ghmnasiacdirets
tpr .- Schmeier wurde dazu er
wählt; man nahm ihn in einem Wa
gen etwa 16 Kilometer toeit mit,
nährend ver lehten sechs mit verhun
denen Augen, dann feste man ihn in
einem Gut-hat ah, von wo er unse
hindert zurückkehren konnte.
hier ei eingeschoben, da am
gleichen age die Aussen in afteni
hurg 22,000 Mart erhoben. Der
von ihnen all «russi!ehee Bürgermei
ster« vereidigte stöhti ehe Beamte hän
dtgte dem Daummann de Miit von
den Leibgrenadieren su Werde den
seteag aus« «Uier'« sie er einem
hiesigen Freunde schrieb, »ich tonnte
ihn doch beichummeln, da ich die
Pfanddriese mit nomineller Summe
berechnet und den Rudel mit 3
Marl."
Doch zurück zu unserem Städtchen-i
in welchem sich die Rassen, wie ins
Allensteim gut benahmen Allerdings-;
war angedroht worden, daß, wenn
irgend etwas Feindlichetl seitens der
Einwohnerschaft unternommen wür
de, man sämtliche Männer erschreßeni
und die Stadt dem Erdbrden gleich
machen werde! Ofsiziere —- unter
ihnen besanv sich auch je ern französi
scher, englischer, iapanischee Ossizier
—- und Soldaten bezahlten was sie
iausten und verzehrten. ei kam zu!
keinem nennenswerten Uebergriis. Drei
Kriegsdlirgermeisten den seine brave;
entschlossene Frau in allen die weib
liche Benzohnetschast betressenden An
gelegenhetten unermüdlich unterstiinte»
—- sie hatten verabredet, daß, wenn!
einem oon ihnen etwas zustoßen würsj
de, einer dem anderen aus den Grab-«
itein setzen sollte: »Ich hatt’ einen
Kameraden . .« — hatte eine Bürger-:
wehr, mit handfesien Stöcken bewaff-;
net, ins Leben gerufen; die Stadt;
loar sodann in verschiedene Bezittej
eingeteilt worden, von denen jeder-T
Bezirk einen besonderen Vorsteher ves
kam, Mehl- und Brotpreise wurdens
feitgesent, die Flüchtigen und Armen«
iotoie die Frauen der unter den Mai-z
fen stehenden Männer erhielten reget-!
mäßige Untetsiünungen vom Erlös’
des herrenloi heran-laufenden Vie
hes. « · « i
Um ö. September tuaten oann vier
oie Unseren ein! —
hatten hier die Russen gute Man
nesgucht gehalten. so hausten sie desto
ichlimmer in den benachbarten Ort
schaften, in denen sie nichts lchonten.
Aus zuverlässiafter Quelle wurde mir
Folgendes mitgeteilt: Am 27. August
ward im nahen Dorfe S. von Rain
len der Nachtwächter erschosleiu weil
er auf den russischen Anruf nicht so
fort die hönde hochgehalten hatte
Seine Frau begibt sich zum Pfarrer
und fragt, ob sie das (ubliche) Ster
degrl"ut erhalten lann. Der Pfarrer
rat a , meint aber schließlich, auf die
Bitten der Frau: ,Tut ioas thr»
wollt.' Das Gliiclchen vom Kirch
turta erschallt — —- iofort sprengen
von verschiedenen Richtungen Rosaten
heran, reiten die sämtlichen Männer,
nebst dem Pfarrer und einein bei
ihm zum Besuch weilenden pensio
nierten Ghmnasialprofeffor sowie des
sen Schwester und Nichte szufatnsi
men, sie werden zum Krug getrieben(
und dort, etliche zwanzig, erfchof
IM. —- —
Weiter, durchaus zuverlässig: Jm
benachbarten Dorfe P. werden der
Ortsvorsteher Feierabend und Reu
nant Krause von Kofalen sogleich
niedergestreat, weil sie nicht ftehen ge
blieben waren. Aus einein Gute fan
ten die Kosalen bei dem Des-ver
Anerkennungsscheine fiir dort ge
taufte Remontem das genügte, ihm
eine Kugel durch den Kopf zu Ia
gen!
Aber nun das Aergste, das wir von
unterrichteten Seite mitgeteilt wird.
Bei dem gefangenen tommandierenden
General Marm, dessen ich schon friii
her gedacht, fand man Papiere, aus
cenen unzweifelhaft hervorgeht, daß
dieser an andere Generale den Be
fehl sandte, Ortschaften in Brand zu
stecken, Bürger zu erschießen, Geisetn
mitzunehmen, ohne daß irgendein:
Grund daer vorhanden wäret Denn
neoer schoisen Einwohner auf russii
sche Soldaten, noch wurde BerlangtesI
verweigert, es sind, um es tlipp und»
tlar zu sagen, Ausrottungsbestrebunsj
gen. Auch jeht brennen, nach Mel-»
Lungen der Patrouillen, wieder alle
Orte vor der rusfischen Iront, nicht
nur die, welche zum Freimachrn des
Schußfeldeö niedergelegt werd-en mits
sen, sondern auch die weiter entfern
tenl
Ei ist eine völlig barbarischetiriegh
führung von der den übrigen Völtern
icächtf laut genug berichtet werden
ann.
Vlc Aussen versagen uper richtige
Brandtolonnent —- Man fand hier
Kisten mit zueechtgemachten Paleten
aus Watte, Papier, Celluloid beste
hend, jedes mit einer Oeffnung ver
sehen, in vie der Zündsaden gefügt
»1«sird! Im Nu loberte hier der Bahn
;hos auf, ebenso die Bahnhöse der gan
?«en, von den Rassen besetzt gehaltenen
"Bahnlinie, eine völlig sinn- und
zwecklose Zerstörung-matt
Wie Hohn auf das Bot-stehende
lautet eine im nahe h» dein gewese
nen Sammelplatze der russischen Ka
vallerieabteilungen, erlassene, polnisch
nnd deutsch oeeöfentlichte Bekannt
I«iachung, deren riginal vor mir
liegt und im genauen deutschen Wort
laut folgen mag: «Preußische Bürger!
Bei Ueberschreituna der Grenze Lämp
fen wir nur mit der Armee, aber
nicht mit friedlichen Einwohnem
Prioates Eigentum und Leute werden
nicht angeriihtt, mit Ausnahme oon
Bürgern, die mit Waffen ohne irgend
ein Mgetchem das sie der« Armee an
gehören, angetroffen werden, fie un
terliegen strengen Strafen laut
Kriegsgesep Zttr alle entnommenen
Produ te wird mit Geld gezahlt.
sei gewaltsamee Enteignung oon Ei
gentum ist mit su melden, damit
Schnldtgen bestraft werden, Der
Kommandieeende, General Domai
Damtt die Its-sen ersah-en, vie
ihre Berwnndeten nnd Gesangenen
non uns behandelt werden nnd damit
sie auch vernehmen, was im We
sich ereignete, hat man folgendes it
tel gewählt. Beim unsern gelegenen»
Jägern zu Pfktdk ölek tussiichk WH
iiehe, von denen der eine Religion
lehrer arnGyntnnsiutn in Warschanist,
gefangen genommen. nebst sechs Sol
daten, deren einer neben russiseh aneh
deutsch und polnisth spricht. Der hie
sige «Kriegibiirgerrneister' erhielt den
Auftrag, die Leute gut zu verpflegen.
sie ohne Zwang und ohne Bewachung
unterzubringen; die beiden Pppen
wohnten beim iidischen Relegionslehs
ter, der siir e sorgte. Man teilte
ihnen vieles mit, nach die Schauer
taten der Kosntem und unterrichtete
sie an band der vorhandenen neuesten
Zeitungen von unseren Erfolgen in
k ranireich nnd Belgien sowie hier ins
Osten. Reben dem russischen Dol
metscher besorgten dte Uebersehnngen
nnd Erläuterungen die Frau eines
hiesigen Wertmeister5, die lange rnit
ihrem Mann in Russland gelebt. Am
vorgestrigen Montag wurden die Po
pen, diese in einem Wagen, und die
nebenher marschierenden Soldaten,
die dringend nnd weinend gebeten
hatten, sie doch um himmels willen
nicht zurück-rasenden bis zur Ueber
gnngszone gebracht und dort entlas
sen, um zu den Ihrigen zu stoßen.
Ihre Meldungen dort in Worten wer
den wohl sehr bald einen besonderen
Ilnchdrnet seitens der llnirigen in To
ten erbalten. ·
W. wurden am s. September wirkli
Gaul Lindenberg,
Kriegsbertchterstatteh
Patronillenritt unter Wasser.
Bericht eines llntertrebootmanneo Aber
seinen »Bei-sch« in Erislnd«.
Ein Münchener, der mit einein
ieutschrn linterseedoct die Fahrt noch
Seh-Inland irrt-gemacht hat, demertt
»der seine Fahrt:
« »Fiins3ehnl)undert Meter vom Feind
weg haden wir Jiehharrnonika ge
spielt. llnd der Feind hat es nicht
emmal gehört. Manchmal nicht ein
mal wir selbst, wenn unsere Motore
gar zu großen Radou machten. Un
tere Ohren hörten nicht, was die
Ziehharmonila spielte. Aber wir sa
tnn das Lied an den Bewegungen del
Spielers, an seinen Mienen, ar: sei
nen ingern. wie sie iiber die midd
fe glitten, on seinen Füßen, die den
Iart schlugen, an dem Instrument
selbst. llnd wir haben das Lied
milgebriillt. Gebrüllt, was unsere
Lungen noch Kraft hatten, und doch
haben wir von unserem eigenen Sang
nichts gehört. So lärmen die Ma
schinen im Unterseeboot!
Was ich weiß von der Fahrt an
die schottische Küste? Fast nicht-!
Wir wußten nur eines: siegen oder
sterben! Bequem ist’i nicht in so ei
ner Nußsthale. Der Mannschestis
rc.um ist gewiß lein Iangsam und
run- die Lunge zum Atmen helomrnt,
ist teine Verglast. Petroleuml Pe
iroleum und wieder Petroleumt Du
schnappt man nach Lust, wenn das
Ding wieder in die höhe taucht.
Zehn Tage waren wir unter
i«-ego. Wir wußten nicht« wohin es
ging. »Ja den Tod oder zum Sieg.
Mehr weiß ich selbst nicht«. sagte un
ier Kommende-nd Und dann ging's
mit den anderen Unterseedooten hin
aus ins Meer. Anfangs zusammen.
Kann trennten wir uns. Die «U
Zö« haben wir nicht wieder gesehen,
die ist vorm Feind geblieben. An der
g-nzen englischen trusie gings ent
lang. Zeitweise unter Wasser. Sechs
Stunden Arbeit und sechs Stunden
Schlei. Durch zehn Tage hindurch!
Da gibts tein Kommende-. Man
hort nichts als Lärm. Wie ein
Taudsturnmer ist man. Man hiirt
:-iit den Augen und redet mit händen
und iißen. Wie ei gerade kommt.
So en leichter Instritt, das heißt:
»Du daß crust Schau htnt Der Mast
ioill Dir was sagen.« Es gibt höl
lrseh viel Arbeit iilr die paar Mann.
Besonders, wenn das Boot unter
Wasser ist. Da muß jeder aus set
nem Posten sein«
So ging es Tage lang. Bald un
»ten, bald oben. Das war die einzige
Abwechslung. Und dann gab es auf
einmal eineSensationt Einer nach
seem andern durste aus eine Minute
Jteinen Ptac kerlassen und einen tur
Izen Blick durch das Peristop tun. Es
snsar der schönste Blick meines Lebens!
lTreiben wie eine Herde friedlicher
Lämmer lag ein englisches Geschma
der. Unbesorgt, als gäbe es teine
deutschen Seewölse in Panzertleis
dum.
Zwei Stunden lagen wir da auf
Borposten unter Wasser. E i neu
großen Panzer zu uns her
unter zu boten. das swiike
uns sicher gelungen. Aber
wir durften nicht: wir waren auf
Eltaieouille. Unser Boot mußte wei
ter. Wie mag es unserm Kommun
danten zu Mute gewesen sein! So
nah enn nd und das Torpedo im
Nahr. la en müssen. So mag es
einem J er sein, der einen Tag vor
Aus us der selislwcka d aus seinem ,
Bier-Ia deeis Mitte ver sich’
einen t sles soc erst-IV I