Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 09, 1914, Page 7, Image 7

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i In diesen Tagen. in denen die po-;
litischen Ereignisse einen so nachteili-i
4gen Einfluß auf die Börse und den
iKursstond der Papiere ausüben, mag
sdnrnn erinnert werden, wie Notw
«leon l. Kursschwcintungen zu begeg
"nen wußte. Es ist bekannt, daß er
auf die Börse und Börsengeschäsie mit
Geringschätzung herunterfah und haßt
Ier nicht selten bei einem Kurssturz
Börsenbesucher verhaften und ihnen
das Betreten der Börse iurzerhandI
verbieten ließ. Denn er wollte denl
Kursstund der französischen Papier-ei
l
i
selbst beeinfltiszen, und um dies zu er
reichen, hatte er turz nach dem Staats
streich die Amortisierimgötnsse in Pa
ris gegründet, zu deren Direktor er
einen gewissen Mollien ernannte der
sich willenlos seinen Befehlen fügte.
Anfänglich wurden die Rentenkäufe.
durch die der Kurs sich befestigen sollte, ;
im Geheimen vorgenommen, aber irotzs !
dem erkannte die Börse den Zusam-:
menhang dieser Käufe rnit den poli-»
tischen Plänen und Absichten des Kai- »
Irr-. Do oeiprach oer erste avaiuix
arn 13. März, 1803, an einem Ent
bfangsabend bei Josephine, in rück
fichtslofer Offenheit die Ausdrücke der
senglifchen Thronrede, die fiir Frank
reich fchtver beleidigend seien, und
einen Krieg unvermeidlich machten.
Durch diefe Nede wollte er die natio
nale Begeisterung entflammen um
aber zugleich einem Kursfturz an der
Börfe vorzubeugen, beauftragte er noch
am gleichen Abend Mollien. am näch
sten Tage vier Millionen aufzuwen
den, und den Fiurs der viervrozentigen
Padiere nicht sinken zu lassen; zugleich
ermöchtigte er ihn, an den beiden fol
genden Tagen, wenn es ihm nötig er
«fchiene, iiber die gleiche Summe zu
verfügen. ifs gelang daher auch Mol
vlien, den Kurs der Papiere der auf
60 stand, aufrechtzuerhaltem aber er
gab dafür TY Millionen aus; denn er
war der Ginzige. der Padiere kaufte.
Als er fich am nächsten Tage zurück
haltender zeigte, fant der Kurs aui
-59 und obwohl Navoleon ihm noch
weitere zwei Millionen auszahlen ließ.
gingen die Papiere durch die völlige
Teilnabmsiosigieit der Börienleute
doch auf 58150 zurück. Dieser Miß
erfolg hatte dem erften Koniul rund
11 Millionen gekostet. Als im Jahre
1808 die Börse ivieder von einer
Krife bedroht war, brachte der Kai
ier 60 Millionen zusammen, um durch
riesenhafte Llniäufr. mit denen er einiae
feiner Vertrauengleute beauftragt
hatte, den Kurs auf Au zu halten« was
ihm auch gelang. Derartige toitspies
lige Versuche machte er aber seitdem
nicht mehr, und als er sich 1809 zu
einem Feldzug gegen Oefterreich rii
stete, verfügte er turz und bündig, daf;
alle weiteren Antäufe von Staatspa
pieren fortan unterbleiben sollten.
»ileberlasfen Sie die Kurfe sich selbit.«
schrieb er an Mollien, «fie find fiir
mich jetzt bedeutungslos.«
Einspreisfraga
Eine interessante Preigsrage bat
seiner Zeit der Kurfiirft Karl Theo
dor von der Pfalz gestellt. Wer die
beste Beantwortung der Frage: »Wa
rum-wiegt ein toter Fisch mehr als
ein lebendiger?« lieferte, sollte zehn
vollwichtige Nandduiaten erhalten«
Eine Prüfungetommissson wurde er
nannt und diese hatte leine leichte
Arbeit da zahlreiche zum Teil sehr
»scharfsinnige Abhandlungen eingelau
sen waren. lfndlich aber machte der
Kursiirft selber der Debatte ein Ende,
indem er eines Tages in der Kommis
sion erschien und die Herren fragte, ob
denn ein toter Fisch wirllich schwerer
sei als ein lebendiger. Nun erst merk
ten sie, daß sie aufgesessen waren und
mit ihnen nicht wenig andere gar ge
lehrte Männer. die sich an der Lösung
des Problems beteiligt hatten. Kur
fiirst Karl Theodor aber freute sich
über den so gut gelungenen Spaß, als
wäre auf seine Veranlassung wirklich
eine wissenschaftliche Preisfrage gelöst
worden, und im Grunde genommen —
war das ja auch der Fall.
Uhr ans glas.
Das Glas eignet sich seiner Sprö
« digleit wegen natürlich sehr schlecht als
E Material für alle Erzeugnisse der Me
Hchanib und zur Herstellung des Geh
werles einer Ubr ist ein banrischer
Glastiinstlet genötigt gewesen, manche
dazu gebörige Teile vierzigmal neu
anzufertigen Nach sechsjähriger un
ermüdlicher Arbeit war es ihm aber
doch gelungen, eine Uhr durchweg aus
Glas herzustellen Dieses bildet da
bei nicht nur den Rolsstoff fiir die
Platten und Ständer des Gehäuses,
sondern diese sind auch durch gläserne
Schrauben miteinander verbunden,
und aus Glas besiebi auch das ganze
Getriebe mit allen Achsen, Stiften u
s. w» nebst dern Zifferblatte und den
gläsernen sei-ern
Eine Tragdvir.
sitteitsnseu III-hie- Ier sei-,
ierin Charlotte.
Die Tragödie des Kaisers Maxi-l
milian von Mexito ist in dieser Zeitj
da das Land etwas mehr ais sonst in ;
den Kreis der Beachtung gerückt ist,«
öfters in die Erinnerung zurückgeru-,
sen worden; aber wenige wohl haben
daran gedacht, daß der unglücktichste
und nm schwersten betroffene Zeuge«
dieses Trauerspieis noch lebt, die Kai
lerin Charloite deren Geist, noch vor
der Kntnstrovhe von Kummer über
wältigt, in Nacht verfiel. Die leben- «
vigste Erzählung des großen Dutan
das sie durchlebte, hat die greise Dul
derin in ihren Briefen hinterlassen,
von denen der »Fignro« eine Anzahl,
nn ihre Großmutter, die Königin
Marie- Antelie gerichtet, veröffentlicht
Jn Vern Cruz betritt sie mit ihrem
Gemahl ihr neues Reich, und von dort
schreibt sie vor nunmehr fünfzig Jah
ren nm 28. Mai, 1864: »Morgen rei
sen wir nach Mexito und werden
einige Zeit unterwegs sein. Der An
blick von Vern Cruz gefällt mir nußers s
ordentlich; es ist wie Endix, nur eins
wenig orien·tnitscher·« Von dem Tri- 2
umphzug durch das Land schreibt sxe
beaeiftertt
i
»Wir find hier in Merito gut ange
kommen, trotz dem schlechten Zustande
der Straßen, und wir wurden mitT
aufrichtiger Freude und Liebe in un
serem neuen Vaterland empfangen.
Wenn man sich dies Land als aufge
wiihlt in seinen Gefühlen vorstellt.
täuscht man sich, denn es liegt in al
len Manifestationen nichts Zweideuti
ges. Man hat ein tiefes Vertrauen zu l
Max und erwartet alles von ihm. Es «
find gelehrige Leute ohne die Militiir
revolutionen die heute unmöglich ge
worden sind. Es gibt hier Klugheit
und das Verlangen nach Fortschritt«
Vaterlandsliebe verbunden mit einem.
dunklen Boraefiihl tiinftiger Größe.
Das Vaterland ist sehr schön wenn du
sehen tönntest was ich unter meinen
Fenstern habe, dann wiirde es dich an
Palermo erinnern und die Ebene von
Baaheria. Max gibt zu, daf; er auf
all feinen Reisen nichts gesehen hat,
»was dem Blick von Chavultepec sich
vergleichen kann. Das Klima ist sehr ·
angenehm; es ist niemals heiß, und
dennoch haben wir herrliche Tage. Wir -
sehen manchmal Kolibris auf unserer«
Terrasse. Man ist sehr gut zu uns
Jch habe niemals solche Rufe und
;Vivas gehört, selbst nicht in Belgien."
iSei also ruhig iiber unier Schicksal
fteuere Großmutter. Wir werden leine
lGefahr laufen Man fängt an uns
zu lieben und wir fangen an, Gefolg
lzu haben. Die Erneuerung und das
Gliick eines Volkes wiegen reichlich die
lMuhen der Reife auf. « Jcn Juli er
yzahlt sie dann beglückt von den mili
»tiirifchen Erfolaen gegen die Ausstan
f digen, von der stets wachsenden Begri
lfterung des Volkes, die ,,fast zur An
betuna entartet«.
Arn l«. August meldet sie svon einer
I Reise Marens in das Innere und dem
glücklichen Verlauf all seiner Maßnah
men. »Mehr als all das, die Fort
Efchritte in der öffentlichen Meinung
sind gewaltig Mar vom ersten
"Ta»ge an geachtet und verehrt. wird
heilte angebetet. Die Mitglieder der
repudlitanischen Partei sagen, dass sie,
· wenn sie auch noch nicht Monarchisten
sein können, ,.Marimilianiiten« sind.
Wenn ich denie daß wir erst seit dem
28 Mai hier find so finde ich daß
iwir unsere Zeit nicht verloren haben.«
IUnd einen Monat später versichert sie
Ider Großmama, daß sie alles Gute
Etoas die Zeitunqen erzählen, durchaus
iglaiiben kann. »Unsere Arbeit ist
groß, denn es ist alles zu tun. Aber
die Fortschritte sind schon bedeutend.
und das Land ist mit uns. Jch fühle
mich hier volltommen glücklich und
Max auch. Die Tätigkeit bekommt
uns gut; wir waren zu jung, uni
nichts zu tun." Am kl. Dezember
1864. meidet sie: »Der Ausstieg
Marens wächst alle Taae mit der Be
aeisteruna und Bewunderung, die er
erregt. Man sieht, wie diese so ver
Iderbte und niedergedriickte Nation sich
zu dein Bewußtsein ihrer Würde und
ihrer Zukunft erhebt und daß nur«
weil Mai- sie aus sein Niveau hebt
von dem Tage an, da er sich selbst zum
Merikarier gemacht hat.'« ,.Alles geht
vorwärts; inan erkennt die Mexitai
ner kaum tvieder," heißt es am 28.
März, 1865. Aber der Traum war
kurz. Ein Jahr nach diesem glück
strahlenden Briese ist die Kaiserin in
Europa, um vergebens die Hilfe Na
Poleons siir den Thron ja silr das
Leben ihres Max aii,-,iisleben. »Bitte
für mich und siir «.!Jierito!« schreibt sie
am 21. Aiiaiist, its-GR, an ihre Freun
din, die Grssin Briiniie. »Ich habe
die Dinge dort zurückgelassen noch im
Bereiche der Möglichteit, wieder ge
ordnet zu werden, aber aus dieser
Seite des Ozeans hat man anders be
schlossen. Aus alle Fälle habe ich
meine Pslicht getan, der Kaiser wird
der seinigen treu bleiben und Gott
wird uns schützen oder uns seinen
Willen erkennen lassen.« Einige Wo
chen später war ihr Geist gebrochen.
und am 17. Juni, 1867 wurde der
Kaiser staat-rechtlich erschossen.«
Alle Baumtiere von den Nagern
bis zu den Affen können aufrecht sisein
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Skizze aus dem kuisischen Leben von«
Milbe Treuen-.
Nichts ist lnuniincr als d .S Glück
Ueber den einen li: nit es aleich einem
Frühlingsmornm und der anderes
wird nlt und qru u, ohne es leimen geiä
lernt zu l;-.»«,t«en nner es lonnnt im
Alter, wenn innn nicht so recht mehr
weiß wag mnn mit der lnnnifchenl
Dame anfangen stll !
So ginq es ink) Tichon Tichonosi
wiisch Pkomoi -kilpn der tief in Ruh-!
land in einer Munde Gouverneur war »
Er erhielt eines-( Bis-ges aus hohen Fi- I
nanzlreisen eine .s1nrveifung ans eine.
halbe Million Musel »für Zwecke detl
Kultur«. z
Als diese Vlnnwung in ferne Hande
gelangte, erschrat rr fast vor der Groß
mut der Gebet. lfr verlor fiir eine
Woche Appetit unt- Schlaf und urachtez
im Glut-, den er tunlich besuchte, beim4
Kartenspiel die umlaublichsten Fehler.;
Nachdem sich der erste sturte lfins
druck geleat hatt-, schlon sich eines Ta-(
ges seine tfxzellenx in seinem Arbeits-i
zimmer ein, leate 59ch folgende Fragens
vor und benriilite fich, sre so klug und!
weise wie nur sub-nich zu beantworten.
»Also vor allein: Was heißt Zweck
der Kultur? Wis- soll ich das ver-J
stehen« Kultur ist doch eben Kultur
und Zwecke der stultur?«. . . I
»Was ist notwendig zur Hebung der
Kultur in dieser Gegend? Ja, was
ist notwendia?«
»Zum Teufel noch einmal, wie soll
ich wissen. was notwendig ist« ich habe
doch iiber die Ftultur dieser Provinz
nie nachgedacht, weil niemand darüber
nachdentt und auch mein Vorgänger es
nicht tat.«
Tichon Tichonutoitsch unterbrach
diesen Monodialoa. weil er hörte, daß
jemand schellte. Der Diener eilte zu
öffnen und meldete Helene Pawlowna
Kaödowaigta die Prirnadonna des
Operettenthea ro. Wir müssen hier
bemerken, daß obgleich die Stadt keine
Wasserleitung hatte, keine Kanalisas
tion, ein Krankenhaus, das fast einer
Rutne glich, die Hälfte aller Straßen
kein Pflaster hatte, die öffentlichen
Plähe Teiche und Moraste waren, das
Operettentheater glänzende Geschäfte
machte und die Lperettendamen Bril
lanten und Zobelvelze besassen und
Tichon Tichonowitsch von ihnen als
Junggeselle und Mäeen oft besucht
wurde. .
»Sie kommen tote gerufen, meine
Liebe.« be küßte der Gouverneur freu
dig die timadonna und küßte ihre
hübsche hand. »Ich brauche einen klu
gen Menschen, um einen Rat einzu-«
holen. Aber erft wollen wir zufam
rnen speisen« j
»Dauptsiichlich deswegen tout-ne ich-T
sagte Fräulein Kasten-risse sehr unsi
umwunven, nahm ihren vereiendut mit
den Riefenfedern vom Kopf und warf
ihn rücksichtslos auf den Arbeitstifch
des Gouverneurs. Die Primadonna
war eine prachtvolle Erscheinung. zwar
nicht von erster Jugend, aber doch mit
genügend Reizen ausgestattet, um al
ten und junaen Männern die Köpfe zu
verdrehen. Auch Tichow Tichonowitfch
schwärmte für sie, was im Alter im
mer gefährlich ist. Er hatte sogar ein
mal ein Gedicht für sie verfaßt und es
Fu einem Strauße ihr überreichen las
en.
»Wie geht es denn mit Ihrer
Gesundheit, Tichon Tichonoroitfch?«
fragte sie.
Ohne die Antwort abzuwarten, um
armte die verliebte Divn den Gouver
neur und drückte ihre rotgefärbten
Lippen auf sein altes Gesicht.
Erzellenz war von diesem unerwar
teten Angriff so benommen, daß er sich
nicht zu einem Gegenlusk entschließen
konnte, nach kurzem Besinnen aber
holte er das Versäumte nach.
»Jetzt ists genug, mein Lieber,«
sagte die schöne Helene Paivlowna.
»Was wollten Sie mich fragen-W
»Ich erhielt aus hochgestellten Fi
nanzlreisen eine Anweisung aus eine
halbe Million siir Kulturzwecle.«
»Ich hörte schon davon.«
,,Wirtlich? Und ich wollte Sie mit
dieser Nachricht iiberraschen.«
»Man sprach schon im Theater da
von.«
»Allo, Helene Paruloiona, was nen
nen Sie Kulturzwecle? Wie und was
verstehen Sie darunter?«
»Ich will es Ihnen erklären. Er
stens, lieber Tichon Tichonowitsch, muß
hier ein neues Sommertheater gebaut
werden. Die Villa von Nirlin ist siir
12,000 Rubel zu verlaufen. Zu dieser
Villa gehört ein sehr großer Garten.
Dort bauen Sie mir das Theater. und
ich übernehme selbst die Direktion. Sie
und die ganze Stadt sollen staunen,
welch eine Operettentruppe ich Ihnen
dort vorfiihren Iverde.'«
»Eine brillante Idee, meine Teure,
im Sommer kommt man hier um vor
Langeweile.«
Dafür bekam Tichon Tichonowitich
wieder einen Krisi.
»Dann müssen Sie in Ihre und
meine Wohnung eleltrisdse Beleuchtung
einführen. Es ist doch wirtlich un
glaublich, dasz zwei lalche Persönlich
leiten wie wir beide Petroleumlamven
brennen.«
»Aber das ist doch unmöglich. in
der ganzen Stadt ist keine Dynamo
maschine vorhanden·«
»Das ist es ja eben! Sie müssen
eine aus Moskau oerschreiben und auf
Ihrem hofe in der steinernen Scheune
ausstellen lassen. Sie wird Ihre und
meine Wohnung erleuchten. Und dann
brauche ich doch elektrisches Licht für
mein Theater.«
»Das ist eine famose Jdeel Die
Maschine wird verichriebenl«
»u- io onnn wie nett tu Ttte StudtI
in der Kultur zurüetI Nicht ein ein
ziges nnständieieg Aiitomobil ist hier.
Bitte, tnufen Sie mir auch ein Auto
mobil in Moskau."
Hier fund es die Priinadonnn nn
qebrncht ihrer Liebe wieder durch einen
Kuß Ausdruck zu geben, und dnnnz
fuhr sie fort: j
»Das Theater, Liebsten wird nicht
viel kosten. Ich sprach gestern mit
dem Architettm Fiir 50,()00 Rubel
kann man ein entzückeudes Sommer
tbenter haben. Die Logen in blauem
Sammet. Wird sdns nicht herrlich
fein?«
Wieder fand Helene Pawtowna es
nötig, diese Worte durch einige Küsse
zu beträftigen.
»Dann muß ich wirklich ein neues
Ameublement haben. Jch wünsche
mir schon lange eine Rokokoeinrich
tunq.«
»Sollen Sie haben, mein Engel,
sollen Sie haben!« rief feurig die alte
Grzellenz.
,,Veim Theater muß man zwei
Plätze anlegen, den einen als Tennisi
iplatz den anderen als Rollschuhbahn,
wie jetzt in allen Kulturstadten sind«
« »Dann bin ich natiirlich damit voll
« kommen einverstanden.«
« »Dazn aehiirt wenia Geld, nur fo
aeaen 10,0«0 kltubeL Da der Garten
aber so arofi ist, will der Architekt
einen Vanillon fiir ein Kino erbauen.
Das Publikum hat nun einmal eine
’ besondere Vorliebe siir Kinos, und das
kostet ja auch nicht viel.«
Natürlich war Tichon Tichonowitfch
auch damit vollkommen einverstanden,
aber die Kiinstlerin hielt es für kliiaer,
heute nicht mehr über Kulturbediirf
nisse zu sprechen, nahm zärtlich Ab
schied und aina.
Nach einigen Tagen aber hatte die
Sängerin noch einiges vorzuschlaaem
was fiir die Kultur dieser Stadt höchst
notwendig war. Jm Theater mußte
durchaus ein feines Restaurant eröff
net werden denn wo sollte die Gesell
schaft nach dem Theater soupieren? Am
Ufer des Flusses wollte sie ein Damen
bad nach amerikanischem Muster mit
Massage u. s. w. haben. Es wäre
auch angenehm, aus dem Flusse zwei
bis drei Motorboote zu haben, für
Sommerausfliiae in den benachbarten
Wald. Natiirlich mußte dann im
Walde eine Wirtschaft erbaut werden,
in der die Gesellschaft alles finden
konnte, was bei einem Augfluge nötig
war, und was man nicht erst mitneh
men wollte. O, sie wollte schon aus
dieserStadt ein kultioiertes Eden ma
chen! Exzellenz wurde bei jedem Bor
schlag mit Zärtlichkeit überschüttet und
fuhr in die Rentei, um das Geld zur
Verwirklichung dieser Jdeen ·zu holen
und es der schönen Primadonna ein
zuhändigen Sie kaufte am Vormit
tag die Wille-. fpeiste bei Tichon Ti
chonowitsch und beim Kassee erbat fich
die schöne Frau einen Brillantschmntt
Ob im Interesse der Kultur blieb tm
aW
Der Gouverneur bewilligte alles und
war stolz, einen solchen Kultutsegen
über die ihm anvertraute Stadt zu
bringen.
slss I I
Aus den Plänen wuchs bald die
Tat. Die Villa war getauft, der
Stadtarchitelt baute ein Sommer
theater, zwei Dynamomafchinen kamen
ans Moskau an. Ein Automobil
brachte die Dich ins Theater und Ti
chon Tichonolnitlch und Helene Paro
loivna aus dem Theater. Jn der
,,Schönen Helene« strahlt die Künstle
rin im Glanze von 10,000 Rubel
Brillanten. Möbel im Rokotostil
schmückten ihre Wohnung, und elektri
sches Licht erleuchtete sie. Am Ufer
des Flusses arbeiteten Zimmerleute am
Damenbad nach amerikanischem Mu
ster. Mit einem Worte: die Kultur
ergoß sich in breitem Strome über die
Stadt.
Molllies Scherz.
Die Serben haben die große Eisen
bahnbrücke über die Snve bei Semlin
in die Lust gesprengt. Man wird da
bei an einen niedlichen Scherz erinnert,
den Moltke sich im Jahre 1866 mit
Bismarck geleistet hat. Bismarck er
zählt ihn in seinen Erinnerungen sci
gendermaßen: Jch fand meinen mill
tärischen Mitarbeiter im Dienste des—
,Königs, abweichend von seiner sonsti
gen trockenen und schweigsamen Ge
wohnheit, heiter, belebt, ich kann sa
gen, lustig. Jn der Julinacht 1866,
in der ich ihn zu mir eingeladen hatte,
um mich zn vergewissern, ob der Aus
brnch des Heeres nicht um 24 Stunden
verfriiht werden tiinne, bejahte er die
Frage, und war dnrch die Beschleu
nigung des Kampfes anacnehm erregt.
Jndem er elastischen Schrittes den
Solon meiner Frau verließ. wandte
er sich an der Tiir noch einmal um und
richtete in ernstlmstem Tone die Frage
tin mich: ,,Wissen Sie, daß die Sach
sen die Dresdener Brücke gesprengt ha
ben?« Aus meinen Ausdruck des Er
stauneng und Bedauerns erwiderte er:
".Aber mit Wasser, wegen Staub.«
Rhabnrber ohne Zucker.
Die-Rhabarberstengel werden. wenn
sie noch recht weich und zart sind, ab
gezogen, in tleine Würfel geschnitten
Und in gewöhnliche Weinslaschen ge
tan. Wenn die Flasche nahezu ge
füllt ist twohl geriiitelt!), so gießt
man frisches Brunnenwasser in die
Flasche, so viel, daß dasselbe etwa ein
bis zwei Zentimeter über den Rhabars
berstücken ist. Hieraus wird die
Flasche mit gutem Kortstopsen ge
schlossen und in den tiihlen Keller ge
stellt. So hält sich der Rhabarber
ein bis zwei Jahre. Beim Gebrauch
schüttet man das Wasser ab, spitlt die
Rhabarberstengel gut ahmit fri chem
Wasser, und verwendet ste u em
potte, Kuchen u. s. to. mit Beiseite m
Zucker. F