Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 24, 1914, Image 1

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    Nebraska
HWISEYMWÆ Mwa MM
- Iz» ........................................................
890,000« Scheide-innen
Der Itartinsesche Laden bis auf die
Hufen-aner- völlis ausge
braan
Ein Scheide-neuer- wie es glückli
cherweise unsere Stadt nur selten
heimsucht, ereignete sich kurz nach l2
Uhr Mittags am leyten Samstag, in
dem der große Martins’sche Laden
an westl. B. Straße völlig ausbranni
te und von dem ganzen Gebäude nur
die Auszenmauern stehen blieben, wo
durch ein Feuerverlusi von ungefähr
s90,000 entstand, der seitens Herrn
Martine’, wie verlautet, völlig durch
Versicherung gedeckt ist, während Herr
Ryam der Eigenthümer des Gebäu
des, zum größten Theile durch Ver
sicherung schadlos gehalten wird.
Das Feuer kam gegen Mittag zum
Auebruch, und zwar, wie man an
nimmt, durch sich kreuzende oder be·
rührende eleltrische Drähte im Erd
gescheß. Als el- ben Ladenangestelli
ten bemerkt wurde. machte man den
Veriuch, es durch chemische Spritzen
zu dämpsen und aus seinen Herd zu
beschränken Das gelang nicht, nnd
in der Zwischenzeit wurde die Löschi
mannichait alarinirt, die rasch zur
Stelle war, aber insolge der intensi
ven, dichten Bauchwellen Schwierig
keiten hatte, den Kampf mit den
Flammen auszunehmen So dick
aussen die Rauchwalten hervor, dass
die 3. sowie die Nebenstrasken ganze
Blocke weit mit Qualm erfüllt wa
ren nnd das Geschäft in der Nähe ans
Stundenlalnn gelegt wurde.
Gegen -l llhr Nachmittags batte
man das Feuer unter Controlle, aber
Alles im Innern des Gebäudes war
vernichtet. Da zu beiden Seiten
desselben sich Brandnianern befinden
waren die Nelienaebiinde ziemlich ge
schützt. Man arbeitete nnt sechs und
zeitweise mit neun Wasser-strömen an
der Vorder-« sowie Hinterseite des Me
böiides, aber als inan den Haiintberd
des Feuer-e erreichte und dasselbe da
gedäninst hatte, brach es an anderen
Stellen aus infolge der Gasröbrens
Lecke, die sich durch die Hiye aebildet
hatten. und wurde ev nöthig, aus
kurze Zeit das Gag- in der ganzen
Stadt abzudrehen
Nachträglich erfahren wir. dass ein
Theil der Waaren, wenn auch stark
beschädigt, noch genügend intalt ist.
uni bei einein Feuervertans Verwen
dung zu sinden. Da der Boden des
Ladens durchbrach, siiirzten viele von
den Waaren und die Einrichtung in
das Erdgeschosz und bildete da eine
zusammengehönste Masse, doch wurde
Alles unbrauchbar, und die dort be
findlichen Waaren sind so von Wasser
durchweicht, dass an eine Verwendung
derselben schwerlich zu denken ist.
Hälse bei den Löscharbeiten leistete
in vortresslicher Weise die ,,Varnum
Hase Co." der U. P. Werkstätten
Auch das Erdgeschosz der rechts nnd
linke anliegenden Gebäude von H.
J. Voß (J. J. Klinge«sche Wirth
schast) und J. A. Pickus litten mehr
oder weniger- und Herr Klinge giebt
seinen Schaden aus ra. 8500 an.
Jnsolqe der schweren Rauch-vollen
hatten die Löschniannschasten schwer
zu leiden, auch ging es nicht ohne
Verletungen ab. C. Nielsen siel ein
Stück Glas aus den Arm, das eine
Arterie her-schnitt, und infolge des
Blutverlustes wurde er bewußtlos.
Dr. Räder mußte dieWunde zunähen
Auch Hälse-Sherifs Cordi erhielt da
bei Verlebunaem die vom Arzt be
handelt werden mußten.
Jos. D. Martin, Jos. Martin und
Gust. solle begaben sich am Sonntag
nach dem Osten, um neue Einkaufe
zu besorgen siir ihr temporäres
Quartier im Bartenbachste an
O. Straße, da, wo sich früher die Fra
lick Iumttuee Eo· befand
Bürgermeister Man, de- Eigen
thümer des Gebäudes, wird sofort
daran geben, dasselbe wieder zu re
staueiren und zugleich ou verschwem
mit einer ganz neuen From.
ORDNUNG-IMM
Frauenzeitfchrift gegen das Frauen
stinimrecht. ,
Die mitfonimekliche Eintönigeit
der Wechselblätter, die in diesen Ta
gen wohl »vie! Vertrautes und fchon
früher Gelesenes«, aber herzlich we
nig Neues bringen, wurde am Mon
Itag im Sanktum des »Anzeiger«
Tdurch eine neue Erscheinung im wei
ten Gschiete der Joinnaliftik artige
« nehm nnd unter-haltend unterbrach-i
Fein iäuberlich in sit-trabend g.wi
deli, dazu ismli mit d m nnwiclkicrlich
Frei-Jst eines-enden Postncckpel
»Besten« gefchiniickt, gelangte diese
Zeitschrift in die Hände des Zei
tttngofchteibers. Merkwürdig, es
man wohl ein gewisses Fluidum von
dem Unifchlag ausgegangen sein; we
nigstens flog die kostbare Sendung
nicht sofort in den Papierkorb. son
dern wurde der Gnade der allberei
ten Scheere überantwortet behufs
weiterer Nachforschung Und der
Eifer — bei der Hitze allerdings
höchst anerkennenswertbe Sache —
wnrde belohnt: zunächft durch den
Anblick eines sein gefalteten Briefes
in Mafchitietidruck. Schon die erste
Zeile weilte die Neugier. Da heißt
ev nämlich: »Die Vereinigung von
Massachusetts gegen eine Erweite
rung des Stimnirechtes an Frauen
25,000 Frauen itiinmberechtigten Al
tkrs«— bittet Sie,tvertber Herr Re
dakteur, der Jiili—Nuiiinier ihres
Organs-, ,,Tlie Nenionstrance«, einige
Beachtung zu schenken, nnd wiirde
sich aufrichtig freuen, wenn Sie die
Miite hatten, einiae Artikel zum Ab
druck zn bringen« —- Jst das- viel
leicht nicht höflich? Man fiiiilt sich
förmlich versucht, der liebenswürdi
gen Schreiber-in einen Ztnlil anzubie
ten — den einzigen, der noch im »An
zeiger« Sanktion, ausser deiiifeniaen,
auf dem Schreiber dieser Zeilen sitzt
beim itlavpern auf seiner Maschine
—- und sich mit ein paar Dienern zu
bedanken; aber das dicke Ende kommt
nach, denn der freundlichen Einlei
tung folgt ein felir deutlicher Wink,
wie viele nnd welche Artikel »zum
Abdruck aewiinscht toerden«· Eis
Stint nnd manche davon eine Druck
svalte langi Und das soll man nun
nicht nur durchlesen, sondern oben
drein auch noch in stilaerechtee
Deutsch übersetzen. Wirklich zu viel
verlangt bei der itzt-and Jelander
Hitze —- auch haben wirk- liebersetzen
aufgegeben, nachdem wir uns miihs
sain durch den ersten Artikel ——- »Kat
be bekennen« —- durchgearbeitet hat
ten. Zwölf Quartseiten bat die
,.Juli-Remonstranz", angefüllt mit
elegont geschriebenen Anfsätzein von
denen jeder einzelne fiir die Bildung
des weiblichen resp. männlichen Ver
fasferv ein hohes Ehrenzengnisz ab
legt, und troydem miisfen wir offen
gestehen, dasi über dem Ganzen so
etwas wie Linionadenstinimiuig zu
schweben scheint —- siiuerlichssiifz, je
doch nichts Aräftiaes, Entschiedenes
Wir können das um so offener zuge
ben, ais wir selbst dem Franenstinnns
recht opponiren aus Gründen, die be
reits früher im «Anzeiqer« erörtert
wurden, also vollkommen unpartei
iich bei der Lektüre waren, offenae
standen eher noch bemüht, neue »An
ti-Araumente« siir den eigenen Haus
gebrauch daraus zu schöpfen. Dazu
ist jedoch die «Remonstranz« viel zu
mild und —- was die Hauptsache ist
—- fie bringt nicht ein Wort Neues
alles nur Gemeinvlätsa freilich in ge
sälliaer Form, aber dadurch nicht ein
drucksvoller. Der Name des Blattes
scheint die Thatkraft derart erschöpft
zzu haben, daß für den Inhalt selbst
ikamn noch etwas davon übrig geblie
iben ist.
— Die »Ott Hofe Eo.« beschloß in
ihrer lettwöchentlichen Versamm
lung, die sich eines guten Besuches er
freute, sich nicht aufzulösen. Zu
Beamten für das laufende Jahr sind
erwählt worden: Hugo M, Prä
fidentz Ostvald Whi- sekretiir
urcde Dan. Hint, Bor
sten-is Mk Stets-« ers-» Miste-ne
Jst-US- 3 --s HW e.s
Åus den Angen,
aus dem Sinn.
Aus der Lebensreise zieht ein
Bild nach dem anderen. ein Erlebniß
nach dem anderen, eine Persönlich
keit nach der anderen an unserem gei
stigen Auge vorüber, nimmt siir den
Augenblick oder sür eine kurze Weile
unser Interesse in Anspruch, um so
dann mehr oder minder schnell in’s
Meer der Vergessenheit zu ver-sinken
Wenigstens verhält es sich so mit den
jenigen Begebnisien und Menschen
an denen unser Interesse keinen be
sonderen Antheil nimmt In allen
Fällen darf das leichtsinnig klingen
de Wort nicht zum Wahlsprnch des
Lebens erhoben werden. Abgesehen
natiirlich, von den Fällen, in denen
das Auge Schlechtes schaut. Nur
Leichtsertigteit und lDerzlosiateit wer
den das Wort beständig auf ihre
Flagae schreiben. Die Leichtiertigi
leit, weil sie mit dem eben spielt,
und, wie ein Rind, das sein neues
Spielzeug mit dem alten verivechselt,
von einein Ereigniß zum anderen
übergeht, das linanaenehme rasch ab
leat, das Trauriae rasch verwitwet
Persönlichteitenj die mit dem Stroh
fener der Augentilirtsbeaeisternna
verherrlicht wurden, schnell wieder
vergessend lind die Herzlosiateib
nnn, sie realisirt das Wort, weil ihr
das Beste fehlt, vermöge dessen des
Schicksals Hand seine Zeichen wie in
weiches Wachs einschreiben kann
Bei ihr tann durch die Atmen nichts
in den Sinn drinnen, durch Eindrücke
von auszen her nichts in die Seele.
Die niitangeirluinte Lebensart der
Andern ist ans dem Sinn uerfchiouns
den, sobald sie dem Auge entriickt ist,
eben weil das Herz nicht ergriffen
mird bou dem, was die Auae sieht.
Naheitelusnde Menschen bleiben nur
inc Zinn, kommen nur so lange in
Betracht, iuie sie ielbitsiichtigen Hinte
rten dienen sonnen. »Aus den Au
gen -——-- aus dem Zinu«, die Schuld,
die in diesem Worte liegt, wiegt noch
schwerer beim Herzloseiu als beim
Leichtsinnigen
»Aus den Augen, doch im Sinnl«
llin inie biel schoner klingt das Wort
mit der kleinen Veränderung. Wir
iiiiichteii’9 Alle in dieser Form bethäs
tigeu, trotz persönlicher Trennung
die alte Liebe und Freundschaft wah
ren und, was mir im Sinne- im«
Herzen haben, achl so ungern auzs
den Augen verlieren. Aber das Le-’
ben ist grausam. »Man sieht, man
lernt sich iennen,.1nan liebt sich und
inusz sich trennen.« Die nächsten An-»
gehörigen werden durch das Geschick
von einander gerissen. Die Kinder
müssen die Eltern verlassen, aus dein
Eleschivisterlreise gebt das Eine dort
hin, das Andere hierhin. Aus den
Auaeitl —- Welch bitteres Weh’ sich»
’ost hinter diesem Worte birgtl Die
borher tu innigem Verein lebten
miissen, eins gelöst vom andern, ihre
eigenen Pfade wandern· Der Blick
in’s Ange, der Klang der Stimme
fehlt, der persönliche Verkehr ist er
schwert durch Entfernungen oder un
möglich: der briefliche Verkehr wird
zum Nothbehelf. Das Leben nimmt
Jedes mehr und mehr in Anspruch
giebt Jedem seine besonderen Ausga
ben, seine besonderen Leiden und
Freuden. Der Mensch nimmt an
Jahren zu, und fester prägt sich tut
tet des Schicksals Hand nach guten
und bösen Seiten hin seine Eigenart
aus. Nach langjährig ersehntem
Wiedersehen sindet man statt der er
hosften Freude oft eine Enttäuschung
durch die Wahrnehmung, dasz man
auseinander lebte. Die Andern sind
uns in der Erinnerung, wie sie zu
letzt vor der Trennung waren. Wir
haben nicht damit gerechnet, daß das
Leben an ihnen geformt hat, und daß
wies selbst vergessen, daß wir heute
nicht mehr diefelben sind. Wär-' ich
felbst heute noch derselbe —- es ist
heute nicht wie damalöl So bat steh
durch da- Auseinanderleben Alles in
uns geändert. »Aus den Augen, aus
dem Sinn« klingt leichtsinniq, herz
lds —- aber »Aus den Augen, doch
im Sinn-( —- darin lieat ein ichs-ist«
.-k ABC — «
Pieaie des Plattdctischen Vereins.
Am vergangenen Sonntag veran
staltete der hiesige Plattdentfche Ver
ein ein großes Picnic, das sich einer
regen Frequenz erfreute. Bei dieser
Gelegenheit hielt Gouverneur Mete
head eine Ansprache- und der Zei
tungeschreiber war hinausgegangen
in der Erwartung, als Vertreter der
hiesigen deutschen Zeitung die Gele
genheit zu haben, den Gouverneur zu
hören nnd darüber zu berichten. Der
Eintritt wurde ihm jedoch verweigert
da er kein Mitglied ist, trotzdem er
erklärte, der Repräsentant und Bei
richterstatter des »Anzeiger« zu sein.
Es kommt nicht häufig vor, daß Zei
tungsberichterstattern in Vereinen der
»Zutritt bei gewissen Gelegenheiten
zverjagt wird, und war dies unsere
Ierite Erfahrung dieser Art. Somit
können wir auch nicht iiber die Anre
den Gouverneur Moret)end’s und
Herrn W. H. Thompiond reseriren.
Im Uebrigen veriief das Picnic
glänzend, Alt und Jung erging sich
unter dem Laubdach der schönen Bäu
me oder anf Booten auf dein Teiche,
bei Spiel und Musik oder sonst
wie. Den Schluß de-: Tages krönte
ein Tanztränzchem
—- llns die wir den Fuß aus ante
ritanischen Boden gesetzt, begleitet et
was (ileiiieiiisaines, eßoacy das uns
nicht logläßt, bis reir die Augen
schließen zum gronkn Schlummer
und dieses Etwas iit die Liebe zur
Heiuiatln zur lieben, trauten Hei
inatb. Aber zu keiner zkeit ioird ein
solches Nesiibl nielir imubgernsen, als
gerade zur Zeit, nienn wir den Ve
snch eine-J der llnirigen erwarte-tu ja
dann werden die Oennatlsgtlänge erst
recht in jedem Teutichen niachnernien
Ach, ja, Oeitnatbdtianget Wie tloeit
uns das Herz. inenn von dein alten
tlieuren Vaterlande die Rede ist
menn Freunde, die draußen znui Ve
suche geweilt, uns- Nriiße bringen von
denen, die wir einst gekannt nnd niit
lierzlicher Liebe umfaßt hatten! Wir
brauchen uns der Tbräne nicht zu
schämen, die dabei lieiß dein Auge
entquillt; die Stätte, da des Vaters
Hand uns gesiibrt und der Mutter
Auge behütet; die Stätte, nio unsere
Lieben einst wohnten, diese Stätte
dars nnd soll nnd beilig sein, dieser
Lrt soll je und je die seligen Erinne
rungen meckern die init unserer Rind
beit und Jugend verknüpft sind.
Wohl dein, der als köstlichsten Schatz
diese Liebe zur Heimatl) treu und sest
in seinem Busen bewahrtl Webe
dem, der seine Oeiinath verleuguet
und sich ihrer fchämtl
—- Gestern Nachmittag fand an
Schimmers Lake das Sommer-Pli
nic der »Retail Misrchaiits’ Associa
tion« hiesiger Stadt statt, das haupt
sächlich den Angestalten der verschie
denen Geschäfte galt. Es hatte sich
eine große Menge Ansslügler und
Gäste eingefunden, denn der Tag war
wundervoll und die gebotenen Unter
haltungen mit Musik iibten ein eine
große Anziehunggtraft aus. Leider
war der Zeitunggschreiber abgehal
ten, da gestern gerade Zeitunggtag
war, der freundlichen Einladung
Folge zu leisten, auch gingen wir zur
Presse, als die Redlichkeit noch ini
vollen Gange war, so daß wir dar
über erst nächste Woche referiren tön
nen.
— Beim Nachbauseritt von hier
nach Phillips am Samstag Abend
scheute das Pferd des dort wol)iil)af
ten Christ. Good, jagte mit ihm wie
rasend davon, bog gegen einen Sta
cheldrahtzaun ein und riß Good eine
bis auf den Knochen gehende Wunde
des Utiterschenkels, die Hauptfchlags
oder um ein Haar missend und dic—
selbe bloß legend. Der Verunglückte
hat schon wiederholt ähnliches Mißge
schick gehabt, indem er einmal von ei
ifem Pferde geschlagen wurde, einmal
einen Brinbruch erlitt ufw. Manche
Menschen scheinen für Unfälle dispe
nirt zu seinl
—- Herr und Frau Dr. E. A. Nö
sess tsrtess O-« Tos·"«- net-. liier «·««
Stadikixiy Rasimisscii
vom Tode ereilt.
Ein rasches und unerwartete-?
Ende fand gestern Morgen Stadt
rathsmitnlied Rasmussen Schon
seit längerer Zeit nicht ganz wohl
aber trotzdem aus und herum, ahnte
Niemand sein so unerwartetes Ab
scheiden. Er hatte sich gestern Mor
gen in den Stall begeben, nnd mit
ihm befand sich sein Sohn. Plötzlich
iibertatn es ihn nnd er hatte noch Be
sinnung genug, die Bnggndecke aus
dem Boden anszpbreiten nnd sich da
raus zn legen Sein Sohn mußte
wohl bemerken, das; der Vater ani»
i Sterben sei, nnd er eilte zu den näch- I
Jsten Nachbarn, ntn sie non seines Va-j
stets Zustand in sienntnisz zu setzeni
.Sofort reanirirte man einen Arzt-s
Hals derselbe aber ans der Scene er
Jschien, hatte Herr Nasinnssen bereits
Jan-gelitten Ein Herzschlag hatte
»dem Leben des noch verliältiiißinäsiia»
Einnqu nnd ibätigen Mannes ein ra-!
schcs Zici gesetzt (
Da uns die Tranernachrichi ereilte-Jl
als mir soeben zur Presse neben woll- j
ten, können wir nichts Nälieres iiber
die Umstände bringen, nnd werden
dalier nächste Woche noch einmal anf
den betriibenden Todesfall zuriikonis
nien.
— In der letztwöchentlichen Stadt
rathdtusrsammlnng wurden die Kosj
ften der Stadt fiir dag laufende Jahr
in Erwägung gezogen, einschließlich »
aller Verbesserungen und Etrafienars l
beiten, und stellten sich die Gesaunuts I
augaahen der Stadt auf sit-BETT
Die NesannntsteuerTllnflage fiir dies
Steuerzahler. welche im letzten JahreL
Ikl Mille betrug, ist dieses Jahr nur;
32 Mille. Unter Andereni wurdei
auch die Pflasternng der öftlicheu 2.
Straße erörtert nämlich von Ema-i
more nach dem B. ä M. BahniViaI
dutt. Die Ausgaben hierfür werden
»sich auf VIII-its belaufen, oder per
Block LIMIle Ter Clert wurde be
auftragt, fiir diesen Hkcheck Angebote
anszuschreibeiu die in der Versamm
lung am 25. August eröffnet werden
sollen. — Frau Hanna Fleischen deif
ren Sohn Toni) seinerzeit in Diensten T
der Stadt sein Leben ließ, wurdens
sillllll zugesprochen. Es war ersicht- ;
lich, dafz der Feuerfoud von sil,0(l0
im letzten Jahre auf sl7,()0() in die
sem Jahre erhöht wurde, hauptsäch
lich durch Anschaffung des neuen
Diener Truck«.
—- Ain Sonntag machte der Zei
tuugvschreiber mit seinen beiden klei
nen Trabanten einen kleinen Spa
ziergang nach dem Plattdeutschen
Heim und traf auf dem Riickwege
Herrn und Frau Fritz Weguer, die
ihn einluden, bei ihnen eine kurze
Rast zu halten. Natürlich ging es
nicht uiuhin, etwas siiihles aufzutra
gen, und delektirten wir uns an einer
Flasche goldgelben Gambrinus-stof
fes., der uns auf die ertragene Hihe
vortrefflich mundete. Herr und Frau
Wegener besitzen eine wohlgepflegte
und saubere Farmund es bereitete
uns Freude, einmal den hiibschen
Garten zu durchwandern. Sollten
wir uns wieder einmal in dortige
Nähe verlaufen, was wohl nicht mehr
so häufig vorkommen wird, werden
wir nicht versäumen, Einkehr zu hal
ten und uns unter den schattigen
Bäumen auszuruhen.
—- Der Former Arnold Baumann
in South Platte Tu. hat diefes Jahr
Winterlveizen und sogen. bartlosen
Weizen gepflanzt und das Resultat
war, daf; der bartlofe Weizen keinen
so guten Ertrag lieferte wie der Win
terweizeih trotzdem beide zur gleichen
Zeit und unter denselben Bedingun
gen gesät wurden. Jufolge des
sen wird er in Zukunft den Anbau
des bartlosen Weizens aufgeben.
ColoradokäfersPlage in Hannoven
Da haben sie NR wird-« eins-· iiber
.-1 "·
sGebirgæ und Unndskhnktø bildet der Schweiz
!
;81ultukhiftotisches usw. des Landes und Volkes. — Sitten und Ge
btäuche. —- Cebikgss und Lands-h aftssScenerien. —- Volkslebeu.
Von Wcrncr Hagen
(Fortsehung.)
Vom »Seckelamtshüsli«, von wo
aus sich ein wunderschönes Panora
ma aus die Alpen bietet, die in blau
grauer Ferne schimmern, kann man
nach kurzem Spaziergang zum nahen
Rheinsall gelangen, jenem Gebilde
der eigenthiiinlichen Laune der Na
tur, welches das Volk »den Laufen«
nennt. Das Wasser stürzt hier über
eine schräge Felsbauk, an welcher vier
hohe, zum Theil mit Gebüsch Und an
derem lilriin bedeckte Felsen emporras
gen, in drei Hauptsällen ungefähr 30
Meter tief hinab, malerisch überragt
von dein am linken Ufer aus bewal
deten Felsen gelegenen Schloß Lon
fen. Zu gewissen vStunden bilden sich
lieu Sonnenschein in den aussteigen
den, silberhellen Wassersiaubwolken
zahllose Regenbogen. Dasselbe Schau
spiel wiederholt sich bei Mondbeleuchs
tniig und hat eine zauberhafte, mör
chenhaft schöne Wirkung, während
drüben der unibiischte Felsen niit dein
todtenstillen Schloß uns wie ein ge
spensierhaftes schwarzes Ungeheuer
angrinst. Hier steigt der Geist der
Sage und Romantik aus der Tiefe, es
klingt wieder wie ans vergangenen
Jahrhunderten, aus der Zeit des
Randrittertlnnnö und des Feudal
ade15, und in dein nionotonen Rau
schen desI Rheing, sowie dein dumpfen,
donnernden Fall der Wasser wähnt
der Wanderer ini Schleier der Nacht
Wassengeklirr, Minnesang und Lie
liessklane zu vernelnnen, und die einig
lächelnde Luna iiliergieszt mit ihrem
silbernen Licht die nächtliche Scrne
wie ehemals.
Jweites Kapitel.
Am anderen Tage, bevor ich meine
Wanderung weitersetzte, erblickte ich
in einer Kimithaudlnng ein Oelges
mälde, welche-s mich vor allen ande
ren besonders fesselte infolge feines
glücklich gewählten Sujets, jedoch mit
einer pshchologischen Feinheit gemalt,
welche die weibliche Psyche klar her
vortreten lies; und eine ganze Welt
seelischer Empfindung, Liebe n. Ent
sagnng ahnen ließ. Es stellte eine
jnnge Mutter dar mit ihrem an der
Brust liegenden Kinde. Sehr oft
schon wurde dieses Motiv gewählt,
doch stets wieder übt es aus den Ve
schaner einen nenen Reiz ans, weil
Mutterliebe und Muttersorge ein
Theil sind des Wesens derWelt, uner
schöpflich und unergriindlieh und da
her in jeder neuen Form, in jedem
neuen Ausdruck aufs Neue begeistern
können Diese-I Bild liesz eine ganze
Welt in mir ausdämmern, eine Welt
heiszer Liebe und Sehnsucht, gesunde
nen nnd verlorenen Liebesglücks, un
schuldiger Fröhlichkeit und tiefen
Schiiierzes. Jn diesem noch so jun·
gen Antlitz war ein ganzer Roman
zu lesen, ein Roman, wie er so oft
im Leben vorkommt und siir denjeni
gen, welcher im Angesicht der Men
schen zn lesen gelernt hat, in deutli
cher Schrift, in unverliischlichen Spu
ren eingegraben ist. Aber nicht nur
« ein Roman, nein, es war mehr darin
Hzn lesen: auf diesen schwerniüthigen
Zügen spiegelte sich der ganze Cha
! rakter unserer Zeit wieder. Wunder
Ibarl Dieses Bild kam mir aus ein
l mal bekannt vor, ich mußte diese Ge
stalt schon einmal gesehen haben.
Dieses wehmüthige Lächeln, gepaart
mit mildem Ernste, das dunkle, träu
merischischmerzlich blickende Auge,
der Schmelz und die edle, ovale
Form der Gesichtszüge finden sich
nur im sonnigen Süden. Doch trotz
der inneren Stürme, die die jugend
liche Brust durchbebt haben mochten,
schimmerte wie oft in einem schwer
«-t III
, s
.. m.«.k.s........»«. Hm mi.
le hindurch —- es war der Ausdruck
stiller Resignation. Nachsinnend, wo
mir ein solches Wesen einmal begeg
net sein mochte, oder ob es ein in der
Erinnerung zurückgebliebenes Bild
alter Träume sei, wurde es plötzlich
licht in meinem Innern: es war in
einem Städtchen Norditalienö, in
welchem mir diese Gestalt vor die
Augen trat. Dieselben großen, träu
merisch blickenden Augen, derselbe
weiche, sanfte Schmerz in den edlen
J Zügen des Gesichts, und es schien, als
habe sie dem Künstler als Modell ge
standen
Jahre waren vergangen, im bun
ten Geniisch des Weltstronis war mir
die ideale Gestalt der schönen Italie
nerin aus der Erinnerung entschwun- -
den, denn kaleidoskopartig drängen
sich die Bilder im Leben an dein stau
nenden Auge vorbei, da sah ich sie
wieder — im Bild —- nnd mir kam
eg- vor, als- sähe ich eine der Raphael’
schen Madonnen. Der göttliche Pro
nietheugsunken in der Kiinstlerseele
findet in solchen Snjets seinen erha
liendsten Ausdruck, nnd dennoch ist
die linnstschöpsuna nnr ein verhält
nisnniiszia schwache-S Ssiieaelliild der
Meisterin Natur. Die Natur ist die
Amme der Künste, es giebt keine
wahre Kunst ohne die Versenkung in
das Wesen der Natur, beide gehören
zusammen wie Leib nnd Seele und
können kein getrenntes Dasein süh
ren, nnd dennoch, wie matt ist der
Abglanz des :lint11rbildecs, welches der
Künstler auf die Leinwand wirst.
Die größte Fiiinstlerin ist die Natur
selbst.
Als die Sonne sich schon über der
Landschaft senkte. lag Schasshaus
sen bereit-J in weiter Ferne. Der
Weg fiihrt eine Hieit lang durch eine
wenig almnschszslungstwlle, eintönige
sLandschaft hier nnd da erklang in
lder Nähe das tsieläute der Abendglo
cken der innherliegenden Tarsen Es
war Abend geworden nnd drüben im
tiloster rief die Glocke ernst und ge
messen zum »Bitte Maria«. Ein al
ter Mann, sckilohweisz und gebückt,
in dessen Gesicht die Zeit ehern und
wie in Erz gegossen ihre runenhaften
Schriftzüge eingegraben hatte, stand
eiitblöszten Hauptes vor dem Portal,
in Andacht versunken. Mich rührte
der Anblick. Wenn das Leben nichts
mehr zn bieten hat und der Mensch,
wenn ihn die Last der Jahre drückt,
an ihm (83enerationen, die geboten
wurden nnd wieder versanken, vor
iiherwandelten, fast ohne jedwede
Spur; wenn er dann am Markstein
seiner Tage steht, abgestumpft durch
die Mühen und Leiden des Lebens
klannnert er sich noch an den Glau
ben und an seinen Gott. Jn solcher
Stimmung schien mir jener alte
Mann. Wie Sehnsucht sprach es aus
seinem saltenreichen Gesicht, und wa
rum auch nicht? Er hat nichts mehr
zu hoffen, als den ihm verheißenen
Himmel ......
Wie anders die Jugend, welche
mehr ein Trainnlehen führt, M
schnell vorüberrauscht ini Fluge der
Zeit, aber, bebor ernstere Stunden,
trübe Geschicke sich geltend machen,
ihre unaugliischlichen Eindrücke und
Erinneriuigen in der Seele hinter
lassen, ein Kapital, an dem noch das
Alter zehrt, wenn die Hoffnung, mn
Bettelstabe schleichend, dem Grabe su
wantt. Dieser Gedanke ergriff mich,
als ich die muntere Dorssugend sah
mit ihren heiter dreinschauenden,
blihenden Augen und ihren rosigen
Wangen. Die Welt ist ihr noch ein
Buch mit sieben Siegeln, sie spiegelt
sich in der kindlichen Seele unbetvöllt
und ungetrübt, indem im Seelenspiss
gel der Jugend nur das optimistlsss