Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 06, 1914, Page 6, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    100 Damen-Muster
Waschklcidcr
zum Verkauf zu
31..)8 das Stis ek.
Durchweg stimmtle nene Moden im Wer-the von sum,
84 In, ist-WI, Its-« nnd höher.
DieseKleider wurden von einem New Yorker Fabri
kanten Zu einem sehr niedrigen Preise gekauft, nnd
betrachten wir die-J nig- die hefte, je in Grund JE
land offerirte (83eleacnl)eit.
—
MW
Die besten Mittel ge
gen Winterkkankheiten
zu haben in
Theo. Jesfen’s Apothete
—
Berühmtes
Flaschenbier
Mist 89 WEBER G’;JZ.ZJL2"'
ALBERTI EAFEK leMEN
MAIW Inst Ilfkkih IOICIQ otskts Niößtet, am meisten liageiidet Vater
set Belt. Wir haben Tausende von Bushele während dei- lehren vier Jahren nach allen
Theilen der Ver. Staaten geiacidt, m welchen Fisiihsahkshaier gezogen entro. Uehekall ha
ben diese Hafeesottee das lHeile-ziehen small-klomm W- ifi ebenso leicht 100bis 150 Bu:
glattem Hofets per Acker zu ziehen, als As, 40 nnd äl- BniheL wie dies gewöhnlich der
ist, von den besten smmkaniiehen Hasen-Jan Ani etluchen wird eine Piave frei
sei-sandt. Auch ziehen nnd handhaben wir die besten Varietäten amerikanische-i Haiersax
sie-I. Schreibt nns henke um nnleien koßen Samenlatalog. Wir ziehen nnd handha
Oes alle Arten von Faun-, Mariens und luinensamen, gleichiolls Baunilainllznengniiie
Isl- können Ihnen Geld ersparen. Theils uns mit, was Jht Osmia-L leihst wenn es ei
rige Zeilen mehr zum Schreiben kosten sollte. clskwahnt dieses Blatt wenn sehr schreibt.
III-esse MTEKUWS slsllch holst-L ZU III-. dsioaoatlouw Iowa
läg-entom eine Spezialität-l lGröße Samentomziehet der Welts)
Banholz aller Atten, Hatt- nnd Weichtohlcn.
tits. Wenn Jhr zu hauen beabsichtigt ver
säumt nicht, vorzusprkchen bei der
Oklchco LUISSK OOUPAIY
pru Dvbriy Gefchåftsfühtet
Isuoncirt Euer Faun-Verkauf im ,,Anzeiger«
Rlno ltn Irrenbausa
Inn hat auch das Irrenhmei
Mtvgtuphm seine Pforte- Möon
si: in der Jrrenanftalt von
man versuchsweise rege mäßiges
brung en veranstaltet und
ULichtdilder damit in das heil
hstetn uveiteinzufügen versucht Ein Mit
arbeiter der buna« hat von dein
Mr der Anstalt die Erlaubnis et
Iclierh eine dieser Kinovorstellungen
Ue einem Publikum von Geisteöges
zu besuchen, und giebt eine in
nte daSchilderung des seltsamen
daser dabei empfangen hat.
erste Eindruck, den das Schau
Maus die ungllicklichen Kranken
wider Im anders geartet »I
VIII
s
imun ers-Hur »an- Mr sum !-!.-:r·:
einen spanischen Ball vor. Die ersten
Blicke, die ich auffing, sprachen in
wunderlicher Verschleierung von einer
Mifchung von Neugier und Zweifel;
aber je länger die Vorführung dauert
um so mehr verändern sich die Gesich
iet. Langiam zieht iiber die Mienen
der Zuschauer ein Ausdruck unverkenni
baten Vergnügens Die Zahl derer,
an deren Augen man bemerken kann«
daß sie müde sind und sich langweilen
iß ganz gering; bei einig n von ihnen
Llangfam aber unanwe
E, die si,Lider und sie machen den
druck, als feien müde Schläfer
pliiklich geweckt worden. Aber das
find nur ein paar Ausnahenz in die
W der anderen kvimni eine leise
Moh-— ,. 4—.-——-4
bewegung, vie nir- nugert. uns-s
schliesslich sißen sie da und schlagen die j
Hände zusammen. nicht anders alsx
Kinder-, denen die Mutter rnit einemf
himlich ersehntes Spielzeug eine steu- ;
We Ueberraschung bereitet
B l n In e n t o l) t. l
Der gut gepnste Blumentahl wird»
rnit den Rosen nach unten in Wassers
mit Essig vder mit Salz gelegt, da-;
rnit etwa vorhandene Raupen heraus· ;
fallen, dann in Wasser mit etwas Salz ’
gar. aber nicht zu weich gekocht, abge
tropft und zum Erkalten gestellt. Nach
vollständigern Erkalten zerlegt man
den Kohl in möglichst gleichgtoße
Stücke-, wendet sie in einem Teig von
Eiwetß, Mehl and Salz (der gut dar
aus haften muß), dann in geriebener
Senimel und blickt sie in siedendeni
Bncksett schwimmend zu schöner Farbe.
Man nimmt sre mit dein Schaumlöfsel
» aus eine erwärmte Schüssel.
Ein Original
sperlei Eigenarten see Inst-ebenen
Dr. Siesdhr.
Der populörste Mann der dänischen l
Hauptstadt ist, wie der aFranksurterl
Zig.« aus Kopenhagen berichtet wird,
tiirzlich gestorben. Jeder Kopenhage «
ner lannte den kleinen, wunderlich J
ausschauenden Mann mit dem langen, «
grauen Haar und den großen, blauen -
Brillengliisern, der stets, auch beim«
schönsten Sonnenschein, mit einem Re
genschirm von gewaltigen Dimensio
nen bewaffnet war. Tr. Oslar Sies- ’
Ehe, der ein Alter von 81 Jahren er T
reichte, war Dozent fiir llassifche Phi
lologie an der Kopenhagener llniver (
sität uad unter anderem auch der Leh
rer von Georg Brandes, der ihm all
zeit die größte Verehrung gezollt hat«
Vor mehreren Jahrzehnten schon »
wurde dem Gelehrten eine außeror
dentliche Professur angeboten. Er
lehnte aber ab, sich mit dieser Amts
wiirde zu belasten, mit der originellen H
Begründung das Gehalt sei sitt sei-i
nen bescheidenen Lebensunterhalt viel
zu groß; er bedürfe einer solchen
Summe nicht, und er bitte, die Stelle «
einem anderen, der ei nötiger habe als
er. zukommen zu lassen. Sieibhe
war niimlich unverheiratet und oon
einer geradezu sprichwiirtlichen Be
dürfnislosigteit. Aber dennoch würde
er Mhrscheinlich die Professur
angenommen haben, wenn ihm nicht
zu Ohren gekommen wäre, daß ein
armer, mit einer großen Schar un
dersorgter Art-der bedachier Kollege
ischon bestimmt auf die einträgliche
. Stelle rechnete. Das gab bei dem bie
»deoen Siele den Ausschlag.
; Vegreiflicherweise werden von tei
nein dänischen Gelehrten so viele Änei
doten erzählt, wie von Dr. Siesbnr.
Der alte herr besaß bis zuletzt ein fa
belhastes Gedächtnis, und oft genug
shat er Personen, mit denen er einmal
f vor Jahrzehnten im Leben zusammen
ngtroffen war, durch seine Erinne
)rungsgabe in Staunen gelegt. Eine
-»feltsame Marotte Siesbhes war es,
-Kopenhagen nicht zu verlassen. Seit
«1846 hat er ununterbrochen dort ge
liebt. ohne je den Fuß auch nur bis in
sdie unmittelbare Umgebung der.
Jhauptstadt zu sehen. Als im vorigen
l Sommer unter der Anteilnahme ganz
Kopenhagens und der gesammten nor- !
bischen Gelehrtenwelt sein 80. Ge-s
burtstag gefeiert wurde, da sehte erj
die Gäste in ein nicht geringes ist-s
staunen, als er den Wunsch öufzertr.s
Kopenhagen fiir einige Tagen denl
Rücken zu lehren und seine Geburts- s
stadt Ebeltoft wieder einmal aufzu-l
fuchen. Als er von Kooenhagen ab-»
fuhr, war die ganze Stadt geradequ
in Aufregung, und Tausende gaben
ihm das Abschiedsgeleitr. Der alte
Iherr fuhr nach Ebeltoft, und schon
wenige Tage daraus langte er in alleri
Stille wieder in Kooenhagen an. Nicht
genug wußte er zu erzählen don den
Erlebnissen, die er auf seiner »Wen
reise« gehabt hatte, und groß war
sein Staunen iiber die Umwandlunq
gen, die seit seiner Jugendzeit in sei-z
ner Geburtsstadt vor sich gegangen
waren. Durch den Tod Dr. Ostar
Sieibhes ist Kopenhagen um ein Ori
ginal und Diinemart um einen tüch
tigen Gelehrten ärmer geworden.
i
I
l
IGlocken unter
dem Wasser.
!
)
Roman vor Kur- Eckherk
Ferner-II un Seite 3
- «,.Vie oerunglimpste ehre seines
»Na-ums wieder herzustellen.«
T »Und was-—- wai—-—- drei-H
saf« ;
Alle Fibern in seinem Gesicht warrnl
gespannt. Er hatte beide ·«nde aqu
die Lehnen der Sesselt ge Unt, den!
Oberkörper vorgehe-agr, bat eine sein (
etwas Hurückgezogem sprungbereit, um z
fortznetlen, falls fest irgend etwas
herauskom, was ihm oder seiner
Firma Gefahr bringen konnte.
.Nun,« verfehle Minnie, »der Ent
schuldigung-Rief zog ja dem Rechts
arm-alt die Sache aus der nd.«
Georges Gesicht-Muskeln chlafften
ab; feine haltung wurde nachläisig
wie zuvor.
»Ich wollte Ihnen das nur sgen,;
damit Sie nnd Ihre inne ch in’
is IM« Eh e Z- ;-.j
nimooa zurus sah ihn mit lächelnder ;
Derauiserderung an und tronrrneltek
wieder mit dem Fuße. «Denn —
merken Sie sich —- werde iå ruiniert
so ruiniere ich Sie auch. inr Kote
läßt sich auch nicht erwürgen, ohne zu
trafen. von know-« Jch will nicht
allein leiden. Kommt etwas heraus«
so erzähk ich alles. oon Jhnen und
toon mir. Jch habe dann nichts mehr
zu verliert-IR
«Soi' —« Diese kleine, lächelnde,
unbedeutende Frau war gefährlich.
Sie war furchtbar gefährlich. Sie
hatte seine Existen. in der hand.
Er sah Minnie wieder an, wie sie
da neben ihm in der Causeuse lag und
ihn lächelnd mit leisem Triumle be
obachtete und sah ihren Löclchens
tranz und ihren tleinen weichen
Fuß
»Ich bedauere tief Mrs. Rem
brandt, daß Sie mich so hassenk
,’l)ont be So stupid!" lachte fie,
»ich hoffe Sie gar nicht, nur will ich
nicht geopfert werden Und ich fühle,
daß es darauf hinauslauft «
Er seufzte schwer aus, und sah ihr
voll ins Gesicht.
»Es ist sehr traurig, daß Sie nichts
anderes fühlen!«
Jn Minnies Antlih schoß jäh das
Blut. Kam da nicht wers Der
Oberst. Er patrouillierte das Fest
tertain ab, um etwa eine irgendwo
vereinsamte Dame zu erlösen und im
Triumph auf den Tanzplan zu ge
leiten. Aus die Dame, die der
Oberst am Arm hielt, schossen sofort
mehrere Tänzer zu. Das war Ge
heimordre.
Der Oberst blieb vor Minnie
stehen«
»So jung — und tanzen nicht,
gnadige Frau-«
Minnie lächelte etwas geniert, und
sogleich sprang George für sie ein.
»Mrs. Rembrandt hat schon zu viel
getanzt. Sie ist ermüdet,« sagte er
mit ergebungsooller Höflichkeit, in
dem er sich verbindlich erhob.
Der Oberst ließ ein Weilchen den
lüchelnden Blick auf Minnie ruhen.
,Fleur vivante,« sagte er bewun
dernd, .Vergiszmeinnicht.«
Das war der richtige Ton für
Minnie. Sie hüpfte empor und
strahlte übers ganze Gesicht. .Oh,
herr Oberst! Zu viel Güte! Ja,
denken Sie nur« in meiner Kindheit
nannten sie mich immer: Little Min
nie with the curled hair!«
«Jch kanns rnir denken, Se müs
sen reizend gewesen sein. Ob aber
reisender als seht, wage ich zu be
zweifeln.« Damit ging er
George drückte Minnie wieder aus
ihren Plag und strich ihr wie spie
lend über die lose hängenden Lück
chen.
Minnie wars leicht den Kopf zu
rück, so als od sie die dreifte Hand
abschiitteln wollte. Aber die hand
lümmerte sich um die Bewegung
nicht.
Minnie sprang jäh auf. Eine
betlenimende Angst erfaßte sie plötz
lich. Auf ihrer Schulter lag die
Hand, die sie im Traume so oft ge
würgt. Sie fühlte sich mit einem
Male wie durch bösen Zauber an
diese Hand gefesselt, durch diese Hand
zur Unterwürfigkeit gezwungen . . . .
Und sie wollte doch nicht.... Und
doch war diese hand fiir sie ein
Glück und eine schwere Bürde zu
gleich —- ein zwingended Joch. Sie
erstarrte unter dieser hand....
Als er ihr schärfer in die Augen
sah. fühlte sie deutlich eine böse Kraft
in feinem Blicke. Sie war außer
stande, das zu ertragen. Und wah
rend sie dagegen lämpste, erweiterten
sich ihre Pupillen, ihre Gesichtszüge
wurden starr, die Farbe wich aus
ihren Wangen, ihre Lippen öffneten
sich, ihre Brust arbeitete, als ränge
sie nach Atem —- es war, als stiirbe
sie da vor feinen Augen.
Er erfchral, als er das sah. Er
hatte früher einmal Dienste in einer
Jrrenanstalt in St. Louis getan.
So sahen einige von den Leuten aus,"
die ihre unheilbaren Anfiille beta
men.
Er packte sie an der Schulter und
schüttelte sie heftig. »Was ist Ihnen,
um Gottes willenl«
Der heftige Eingriff riittelte sie
aus. Sie guckte zusammen, brach in
ein bviteriicheö Schluck-nen aus und
war dem Zuspruch ruhiger Vernunft
unzugiinglich
Wenn jeßt jemand kam! Das
kompromittierte ihn ja.
»Mein himmel, Mrs. Rembrandt,
wie lassen Sie sich auch gehen!« flü
sterte er nnwirsch.
.Jch weiß es nicht — es kam so
iiber mich —«
.Sie machen sich fa absichtlich
krank. Ihre Nerven können das ans
die Dauer nicht anshiltem Ber
tranen Sie mir doch. Die Lappalie
ist sa nicht der Rede wert. Jch
werde sie ordnen. Also hören Sie.'
sei der Berührung des Geschästlis
chen war Minnie plößlich wieder ganz
normal. Sie verließ ihren Platz an«
seiner Seite nnd kauerte sich aus ei
nen kleinen ass. .Wellt« sagte sie,
aber ihre ininie klang noch matt.
»Ich will Jhre Wechsel selbst über
nehmen. schl«
,Siel —- Mr. Damang stam
rnelte sie, vonstaunen til-ermannt.
fis-· then gelegt dsi ich
16h1.Mts Rest-raubt —- —·
arm-nie wurde rot vie hinter die rief-s
sen Ohren und fah sich mit ängstli- i
cher Scheu uni. »Ich liebe Sie noch
immer, ter Ihrer hyfterie, little
Minnie.« s s
»O nur dac« nicht sent - s
:Gut; also dat- nicht se;t. —
Weil Sie sagten mir gestern bei Als i
lencourts, Jbr Gatte reife in dens
niichßen Tagen zur Jagd. Jch habe
in Erfahru gebracht. ba« dass
übermorgen us Stimmi das?« s
»Weil Mrs Reinbrandt das wier
der beße Tag fein, um das Geschäft-s
liche zu ordnen. Kommen Sie dann
zu mir. Es sind nur einige Feder-»
ziigr. Sie brauchen nicht zu bes«
fürchten, dass Sie gesehen werben
Mein Schwarzer wird betrunken sein
und schlafen. Da niachen wir dann
die leidige Geschöftsfache ein fiirs
allemal ab.«
Minnie fuhr sich verstört durchs
Lockenbaar. »Ich möchte nicht —- — s
Aber ich lann wirklich das Geld fürs
die beiden Wechsel nicht erlangen. Er
toniint dahinter. Er macht michs
tat!« I
Rasche, elastische Schritte. Es
war Max. Er hatte sich die schöne
Aufgabe gestellt, die Bawlengliiser zu
leeren Als er George sah, ftrabiste
er übers ganze Gesicht.
Tag« Mr. Hastingsl Haben Ste.
nicht vielleicht wieder Freiiiiarlens« s
a,LJl) « — George langte sein Vor
temoniiaie aus der Tasche —- »das
sind mehrerez lauter Amerilanerf
Max griff danach, griff vorbei,
und sie fielen zur Erde. Er warf sich
its-neu nach und raffte sie zufammen.
»Sie find alle so blau wie Jhre
Strümpfe,« lachte er und iroilte sich
davon.
George stand aus« ging zu den
älteren Damen, machte sich liebens
würdig, sprach besonders ehrerbietig
niit der Frau Oberst und lehrte dann
zu Minnie zurück.
Rols war außer sich, daß er eine
Nase hatte; denn sie spielte ihm mit
ten aus dem Balle den Schabernack,
hemmungglos zu bluten. Auf dem
Balle des Obersten! Es war schau
derhast. Jm Saale die Throlienne
mit ihrem reisenden, vergnügten
Rhythmus und aus dem Borslur er,
den Kopf im Nacken, das Taschentuch
mit der Baronstrone gegen den aus
siissigen Gesichtivasallen aedriittt. Er
steckte schon immer mehrere zu sich;
alle drei waren sie schon geliefert.
Wie er sich geniertel Er wollte es
niemand merten lassen; aber fortge
hen wollte er auch nicht; es hielt ihn
sest wie mit tausend Banden. Er
verwünschte seine Bollbliitigsteit. Er
verwünschte den Galopp. Nein, den
verwünschte er nicht. Den hatte ers
ja mit ihr getanzt, mit der entsiickens ’
den Jelängerjelieberblüte des Jema
ser Tales-. Ach, seine ganze wunder
schöne Jugend war in ihm lebendig
geworden bei den Schilderungen vons
den Rosenbällen und vorn Burgkeller, !
vorn Fuchsturm und von der Göhre,;
vorn Käuirnerlarl und vom Blumen-s
raschen. Und einige seiner verehrten
Prosessoren waren noch da. Und«
Sonnabends war noch immer Markt-« I
tonzeri. Und das Standbild des»
dicken Hansried bekam noch immer
seine Biertausr. Und nun gar eine;
neue Universität in Aussicht! Und»
Rostwiirsichendust würzte noch immerl
die sommerliche Sonntagsnatur. »
Die dumme Nase! Da ging nun
schon die zweite Polta an. Scham
begann sein Taschentuch leis zu
stetem Da führte ein .rbarmungs
reicher Gott Max herbei, der gerade
seine Freirnarten in Sicherheit brin
gen wollte. Noli schoß aus ihn los:
«Max, Ser!e, Junge! Bring mich
doch blosz an ein Waschbettrnt Kriegst
auch zehn Ireimarten dasiirt'
Der gute Junge war sogleich da
zu bereit. «Kommen Sie man mit
in meine Stude.«
Er fti.rmte die Treppe hinauf,
Rolf hinter ihm drein. Dabei aber
wurde Max tlar, daß fein Zimmer
nicht zeigbar fei. Da lag alles auf
der Erde herum: Jacke, hofe, hemd,
Stiefel und Strümpfe, handfchuhe,
fogar die Bettdecke, die er ftaii Bade
tatens benutzt hatte; denn vor einem
Balle muß man sich «ganz« waschen.
Der Tisch wiift beworfesr mit heften
und Büchern. Und wag den Aus
schlag gab —- feine Wafchfchiissel, die
den Mittelpunkt diefes Chaos bildete,
war in zwei hälften geborsten, als er
hineintrat, um fich zu «beplempern«.
Der See schwamm noch, im Falle die
Bettdecke nicht zufällig in die Miffe
geflogen war und sie freundlich auf
gefauea hatte.
Re , fa durfte er sich vor der
stauen Baroneffe nicht blamieren.
Aber halt, das Logierzimmer war
ja da, mit allem, was man zum
Rafenbluten brauchte.
Er fteate Kopf und Arm in die
Tür und drehte am elettrifchen
Schulter. herrlich aufgeräumt. Er
riß die Tiir weit auf.
»Bitte fchiin,« rief er. Rolf fuhr
in das geöffnete Tor wie ein Fuchs
in feinen Bau, fchoß inftinttiv auf
den Wafchtifch los,-auf welchem ihn
zwei Wafchfchiisseln freundlich anlachs
ten, nnd füllte beide Mipfe rnit dem
Wasser aus dem Kruge
.Mehr gibt es nicht,« bemerkte
Max. «Das Maximal-r i geplast
sum in der M An Klad adatfch
von non-am Ra. one-, m geg
hat- ichleppt fett Wstiet·' ;
Rols beplemperte wohlis sei-E
Nase, die nun auch wirklich ihre II
tigteit einstellte - «
»Sie müssen sich ein bischen bin
legen.' sagte Max.
,haste nicht vielleicht ein reines
Taschentuch?« sragte Reis.
Dienstbereit stürzte Max ans bie
Ftommode der Kusinen zu. Er II
den obersten Kasten aus« steckte Ob
Nase hinein und griss zu.
»Da, mehrere«
Rols besörderte die seinen TM
sogleich in seine Taschen unb schielte
dabei im Zimmer herum.
»Du wohnst bier2'
«Na, wer denn sonsti«
»Also ich dars mich aus deines
Sosa etwas ausruben?«
»So lange Sie wollen«
Rols richtete sich sogleich ans dein
bequemen Sosa häuslich edi, Inb
Max verschwand ins Nebenzimmer.
Es war ganz behaglich aus Maxens
Sosa. Oben eine mit grünem Per
lenbehang verzierte elektrische Anwei.
Aus dem Tische eine Plüschbeckr.
Tüllstoreo und seidene Uebergardinen.
Was so ein Muttersöbnchen doch
verwöhnt wird. Wie spartantsch eins ;
sach war er dagegen seinerzeit in
Roßleben installiert gewesen; eiserne
Bettstelle, nackter Tisch mit mehreren
Ismaschbectem gardinenioses Fen
ter....
« -. -,..t. tm..-.
Von unten come oao saure got-«
meln der Tanzpause herauf.
Plötzlich Kichern und Lachen und
rasche, leichte Schritte auf die Tür
zu. Ein elastischer Körper fliegt von
außen gegen die Tür: »Ach, ich lann
nicht mehr!«
Und jetzt springt die Tür auf nnd
herein wirbeln Röschen und Trudchen
mit Gelächter nnd ftehen mitten im
Zimmer. Derartig beschäftigt mit
sich, daß sie für nichts um sich herum
Augen und Ohren haben.
»Nu, Röschem ich kann wirklich
nicht mehrt« und schwenkte die
Arme.
»Na, Trade, denn man alles sof,
sonft riihrt dich der Schlag.« Wobei
riß sie ihr die Taille auf. »So, mks
Korfett noch.«
Rolf fchrvindelte. Wohin triean
Wo sich verftecteni Damit er nicht se
fehen wurde und nichts fahi Unter
den Tisch? Der hatte eine lasse
Decke. Wenn er sich da fachte hinun
teriugelte . . . .
«J wo,'· sagte Trndchen. »Sieh
die Senlel suf.«
Röschen zog an den Senieler.
»So, nun iapse mal.«
Trudchen dehnte sich aus wie ein
Luftballon. »Ach, Kinde-, wie wohl
satt tut!«
Rolf hatte sich schon bis an des
Rand des Sosas gerollt, hatte schon
die Finger der rechten Hand auf der
Teppäch Da verlor er die Balanee,
verwickelte sich mit dem linken Arm
in die Tischdecke und schoß zn seine-r
Entseserz mit dumpfem ist-Dotter is
die Unterwelt.
Ein helles, lautes Anftreischen er
folgte, Schritte, Türenscklagen. Ali
er sich herausgewickelt aus feiner Um
fchniirung, ftand er allein im Zim
mer.
-q..-.
Die Nacht draußen schlich leise
dahin und war so still, so still. Kein
Wagen mehr, teine Fußes-tilgen Der
Posten nur ging regelntaßig aus und
nieder, wie das Iittat -iner Uhr.
Niemals blieb er stehen, denn es war
lalt. Der Mond durchleuchtete die
Nacht wie der Geniug der Güte, der
mit gebundenen Händen aus Gutes
und Böses derabsehen muß, und deni
tein Eingriss in die Schicksale der
Menschen zusteht; der nur zuweilen
sein Antliy verhüllen dars in tieser
Bekümmernis.
Die Wassernot in der Brederlints
schen Dienstrvohnung hätte nicht un
liebsamee eintreten können, als ge
rade heute während des Balles. Sie
stieß alle den Qrdpnnanzen erteilten
Anordnungen unt; alle rannten nich
Wasser, denn in der Küche stapelte Ich
das auszuwaschende Geschirr. Jn
der Herrengqrderobe war nur Kad
tvolrtnsly, dem Max oeben eisen- ..
Krug voll Bowle und e nlge Butter
schnitte zutrug. Er nahm beglsckt
Max die köstliche Bürde ab, rsckte
Spiegel und andetes Totlettenqerit
Bist-atmen und schassie einen freies
las zum Schau-sen. Max tUte
» ktoei Stühle heran nnd schleppte aus«
eben einen Mantel bequ: .Da stsen
" tvir weichee.«
« ,Nur keins von Leutnantl« rief
« Kadtootrindly besorgt.
; .J wol Die sind n t weich ges
knusf Er leite sich att den einen;
J kadtvolttnsly seite sich ans den an
eren.
« »Schön weich das Mantel von
» ZiviL«
; ,Nee, mich drückt was,' sqtg
sMax. Kadtvotkintty Laute »so-.
? «Wotte mal, was i denn das mitf·
IUnb er fuhr in Mastiqu des
Idicken Bebel«-. «Dul Da krick
imals hetrjepL Eine elektriiche La
terne. J- die aber fein!« Er drücte
auf den Knon und ließ den hellen
Lichtteilex auf Kadwotkinskys Se
sicht falle-. .Du, solche wisan ich
mir In Ueihnatbteak
Faust-II us set litten seit-.