Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 08, 1913, Image 2

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    se Me- eee sie-tiefere
Irineinnlromein von Eritis Reißet-.
it . HAVEan
isDkt DIEwa M. daß zwischen
M stets Vertrauen herrschen wird.
nnd bot iit mir Wi lieb. do die
Einsamkeit unseres Lebens uns mehr
betrat-f anweisen wird, einander nä
her zu treten cis es sonst in solchen
Jllen vielleicht iiblich ist. So wie
mein Haus das erste ist für Sie auf
einein neuen Weg, so find auch Sie
die erste Fremde für mich, die es in
der Eigenschaft einer Gesellschafterin
Wir und ich dein-. wik woaenj
es beide nicht allzu streng mit dem;
.Dienftverhöitniz' nehmen. sondeth
trachten, recht gute Freundinnen zu,
werden«
Die guten warmen Worte. die so
einfach und schlicht gesprochen wur
den. rieselten wie linder Frühlings
renen auf Melittas mit Unruhe er
siilltes Herz. « l
Sie fühlte sich plötzlich getröitet
nnd geborgen neben dieser Frau, die;
sie an ihr gutes schüchternes Mome
ehen erinnerte. (
Während der Fahrt machte die Ba- ;
ronin sie dann mit ihrem künftigen
Leben bekannt. zeiaie ihr da nnd dort »
von der Straße abaweiaende lauichige
Wiesen- und Waldviade, die ihre·
Spazieroänae hildeten, nnd nannte
ihr die Schlösser-, an welchen sie vor
Herkamen ;
Melitta blickte auf eine im Abend
diimmer ehen versintende Land-.
fchafi. in der endlose Wälder von
stillen Wiesentälerm einsamen Teisj
chen, freundlichen Weibern Rai-ren
und Schlössern malerisch unterbrochen
wurden. F
»Weer Frieden!' dachte
.Welch wundersame Stille ringsum!
Und wie anheimelnd allez!« ,
Das letzte Schloß, ehe man Mau- ;
erberg selbst erreichte, lag nur zum,
Teil sichtbar in einem aroßen ver-,
bilderten Part, dessen Mauer längs
der Straße hinlief. ,
Es schien sehr weitläufig, machte
aber aus irgendeinem Grunde einen
düsteten, faft trauriaen Eindruck aus«
Melitta. —-- s
’ Vielleicht weil von all den vielen
Fenstern nur wenige erleuchtet wa
rn, weil der Nachtwind in den ho
hen. viel zu dicht stehenden Bäumen
rauschte und weil ein Hauch von
Berlassenheit darüber zu liegen,
schier-. s
- »Das ist Sentenderg«, sagte diei
Baronin, die ihrem Blick gefolgt war,
.unsere nächste Nachbarn Sie wer
den wohl ziemlich oft rnit uns din
kornrnen, denn das alte Fräulein von
Sentenberg ist die einzige wirkliche
Freundin, die ich besitze. Außerdem
ist seit kurzem ein Reste dort zu Be
inch, rnit dem Lisa zuweilen Tennig
spielt oder spazieren reitet.«
»Das Schloß gehört Jhret Freun
dink
»Nein, dem Bruder meiner Freun
din. Aber der ist ein unzuaiinglicher
Mensch. der nur in seinen Antiquitä
tenschiiyen lebt und mit niemand ver
tehrt.«
»Ein Sammler alsof
»Ja. Und wie ich glaube, neben
bei ein tief unglücklicher Mensch.
Warum, weiß eigentlich niemand.
Renate, obwohl so gut mit mir be
fremdet, hat nie ein Wort darüber
verloren, und ictr würde mir natür
tich lieber die Zunge ahbeißen als»
eine indistrete Frage zu tun. Man «
erzählt, daß ihn der Tod seiner
jungen schönen Frau und eines ein- E
Iigen Kindes zum Menschenfeind
gemacht hat. Jch weiß darüber, wie
gesagt nichts Näher-es, denn das
spielte sich ab, ehe ich selbst in die
Gegend karn. Aber hier sind wir!
Und da unter dem Portal steht na- »
sittlich auch schon, zappeind vor Un
geduld, Lisa!"
Melitta umfaßte alles mit einem
Blick: das hübsche, totett ins Grüne
hinein gebante, bis unter oen Dach
first festlich erleuchtete Rolotloschlößs
eben mit den Sandfteinsiguren rings
Im den Kiesplatz, zwischen welchen
Kugellorbeerbiiumchen in grünen Kü
beln standen. Die Tannengewinde,
die man ihr zu Ehren über dem Por
tal befestigt hatte, die gerodlinigen
Ulleen des jetzt schon fast nächtlich
dunklen Bartes, die rosenumranlte
Glasveranda im ersten Stock gerade
Eber dem Vorteil, von der zwei breite
weiße Marmortreppen itn halbtreis
Iiedersiihrten in den Port nnd das
süße liebreizende Geschöpf im weißen
Batistlleid, dessen Haare wie gold
siimrnernde Aebren über dem rosigen
Iindergesicht lagen.
Sie atmete tief auf. Nein —
das war nicht die talte Fremde, vor
der sie sich fech- Eifenbahnstunden
lang heimlich gebangt hatte — das
wr ein liebes freundliches Stück
sure-dies, in dem man sich vom er
Ien Augenblick an heimlich fühlen
anste.
»Liebe, liebe kleine List-, wollen
Sie ins iLini di eint-steh habenk
ksme U me im
o nten Rti in der Kehle,
M vergebens-nan ver
wirer iirdas
Wiss-Mk ZU
- .--.-»
Sc- Hkr ist Zk AS
esHexkk Osszkksz Bis-I .
sei-Ton ne vxesssåxx Tags Bist. gan;
eingetebi und is aiiidliQ ais fis
neben dem Gedanken an Felix und ders
ibr bieteiernsi Stellende-! Vater über
haupt sein konnte.
G war Abend. Dir Baron-in saß
mit-Melitta Rande-end in der Ka
ininecke des Speisezimineee, während
Lisae Elfengestalt zwischen den dunk
ks- geschenkten Möbein wie ein Licht
strahl hing und her-glitt
Sie suchte ihre Siebensasiben zu
sammen. die wie gen-ähnlich ver
streut derowegen Denn sie war
siegt-that schläfrig und wollte schlafen
ge n.
Endlich hatte sie alles beisam
men: Ein Buch. das Tascheniuch, die
Gartenhandschuhe. eine Handarbeit
und ihre Täschchen mit Portetnoni
naie und dem Schlüssel des Tagebui
ches drin.
Nachdem sie gegangen, biieb es
ein Weiichen still irn Gemach. Beide
Frauen dachten dasselbe: Wie wird
sie täglich schöner und liebreizenderk
Und das Leuchten in ihren Augen
tiefer und ihre Zärtlichkeit inniger!
Meliita seufzte unwillkürlich. Ach
— sie glaubte es wohl erraten zu
haben, was Lisa so strahlend
machte! Hatte sie es doch an sich
selbst erlebt.
Das war die Hochflut der Liebe,
die eine reine Mädchenseele höher und
höhe emporirug über den Alliag des
Seil-ens. Bis an die Tore des Hirn
me s. . .
Pliißlich sagte sie: »Frau Baronrn
—- Lisa will, daß wir morgen gleich
nach Tisch abermals einen Ausflug
zur Teich-nähte unternehmen. Es
ist der dritte größere Ausflug in
dieser Woche. Sind Sie einverstan-«
den?"
Die Baronin lächelte.
»Warum denn nicht? Zu Pferde
natürlich-«
»Ja«
»Wenn Sie so gut sein wollen« die
Führung zu übernehmen, denn ich.
wie Sie wissen, oertrage das lange
Reiten nicht«
»Ich bin rnit Vergnügen dabeij
Nur. . .« s
»Ach« dann reiten Sie nur be
stimmt! Es tut Lisa so gut. Und!
überhaupt. . . sie ist ganz verändert!
seit Sie hier sind. So froh! So zusj
frieden! Frührr hatte sie immer;
Sehnsucht von Mauerberg wegzuioms
men. träumte sich alleriei goldene
Berge zusammen, die draußen in der
Welt irgendwo auf sie warten .
und das machte mich oft ganz un
glücklich. Denn sehen Sie, wenn ich
mich auch zu dein Opfer entschlosse:
um Lisas willen zu reisen, es würde
doch nur eine traurige Fahrt werden.
voll Enttäuschungen fiir sie! Jch
schließe mich schwer an, habe nirgends
mehr Beziehungen draußen und binf
so unselbständig unter fremden Wen-E
schen. Mein guter Egon hat mich
auch oertoiihnt —- ihm war es lieh,k
daß ich so war. Und später habe
ich. nur in der Vergangenheit lebend,i
den Anschluß versäumt. Jch sehe ja
ein. daß es schlimm ist für Lisa,
aber. . . na. gottlob, nun haben wir
ja Sie! Nun ist alles gut. Und
Lisa empfindet die Einsamkeit die
ses stillen Erdenwintels nicht mehr«
bitter-' ;
»Ich fürchte nur« Frau Baronin,,
daß nicht ich das Verdienst an dieser
Arnderung habe. sondern ein ande-I
rer! Und ich fühle mich verpflichtet
über diesen Gegenstand einmal Ihre
Meinung einzuholen?«
«Sie meinen Prosper oon Nodens
dach, den Neffen Herrn o. Senten:
hergs?« fragte die Baronin abermals
iächelnd »heil)en Sie es also auch
schon bemeriti« «
»Ich glaube, eä ! kein Zweifel,
daß Lisa all seine (.«.-eI-.1nken ersiilli
und auch sie. . .«
»Ach, es wäre so schön! Etwas«
Liebereg könnte mir ja das
Schicksal gar nicht mehr in den Schoß
werfen!" I
»Sie haben also nichts gegen die
Verbindung?« .
»Was sollte ich dagegen habenZL
Prosper ist der netteste junge Mann,s
den ich kenne. Gut, ehrenhaft, ritter-.
lich —- dabei ein wahres Sonnenlind.s
Niemand kann besser zu Lisa passen.i
Und dann bliebe sie ja hier! Ach, wie.
wäre das schöa!« s
»Ist es denn schon bestimmt, daß
Herr v· Rodendach dereinst Senleni
berg erben wird? Fräulein v. Sen
kenderg sprach doch neulich noch von«
einem anderen Nessen —- einem ge
wissen Lavandallk
»Ja. Aber ich glaube nicht, daß
er in Betracht kommt. Der alte
Sentenberg halte immer eine Anti
pathie gegen ihn, wie Renate durch
blicken ließ. Tatsächlich war Felix
v. Lavandal bisher auch noch nie aus
Senkenderg, so weit ich denken rann,
während Prosper und sein Zwillings
druder Etich zwischen ihren stoßen
Reisen zuweilen immer ein paar Wy
getz zu Gast bei Senkendergt weil
«Erich Rodenbach, das isi der, wel
ches H gegenwärtig aus einer Welt
teile blind-W
«Ja. Maul mußte er allein rei
eu here v. Gutenberg wiinschte.
osper den Sausen Sommer
Aas-M sen-. ge
s
l
, J« DIE-(
cksen daß er Ihn alt setz-en kiinfttsen
Fräsen Miit-Mk
»Nun-. danniä ja alles gut.·
Dir Vorweis versank in Naddens
ken. Nach einer Mike sagte sie:
»Im in einem Fall würde Prosper
um sein Erbe kommen: wenn der Ba
ron stät-be, ohne ein Testament ge
macht zu haben. Felix Lavandat
ift nämlich um einige Jahre älter
als er und hätte dann die ersten An
sptiiche.' .
.Der Verwandtschattzgrad tft
gleichk«
«Beide stammen von Schwestern
von Rodenbache Großvater-. Die
eine heiratete einen Lavandal. die an
dere einen Rodenbach. Die Reden
bach hatte nur einen Sohn —- den
Bater Prospere und Erichs. Die La
vandal hatte deren zwei: Elterljaedi
nnd Felix. Ebetdard soll ein gewis-i
senloser Lump gewesen sein« der sein;
Vermögen durchbrachte. unsaubere·
Schulden machte und endlich nach
Amerika ging. wo er verschollen ist.?
Er war anvermählt.
Der andere war im Staatsdienst»
ein unsympathilcher, heuchlerifchetx
Streber, wie Renate behauptet, dem
nian aber nichts weiter nachxagenz
konnte. Er ist der Vater Feix v.«
Lavandals, der eventuell feinem Vet
ter Prosper das Erbe streitig« machen;
lönnte.«
»Nun, da Herr v. Sentenberg dies
weiß wird er sicher längst ein Testa
ment gemacht haben«
»So dachte ich auch Ader Renates
sagte einmal, daß ihr Bruder eine
merkwürdige Abneigung habe, letz
willige Verfügungen zu treffen. Denf
Grund weiß sie wohl secdst nicht oder!
wollte ihn wenigstens nicht sagen.z
Uebrigens kommt das siir mich gar
nicht in Betracht. Erbt Praiper Sen
krnberg nicht, so ist fa Mauerdergda» f
das weiß Gott längst wieder einen
herrn brauchte! Die Hauptsache ist,
daß Lisa ihn liebt und er sie!«
»Ich glaube, darüber können Sie
schon heute ruhig schlafen, liebe Frau
Baronin! Die Beiden werden es nur.
zu bald entdeckt haben!«
XllL
Der Ausfluq nach der Teichmiihle
zog sich bis zum Andruch der Nacht
hin. Man hatte Bekannte dort getraf
sen, mit ihnen ein lustiges Pianick
vernnitaltet und ritt nun iin munt
mitss heimwärts. s
Melan und ein Ritimeister Ma
guerrn, dessen Gut einige Meilen van
Mauerverg entfernt lag, an der t· te
Lisa mit Prasper Rodenbach als letz
tes Paar.
Die Nacht war licht und von ma
giichem Blau erfüllt. Schweigendes
Wälder, geheimnisvoll riesetnde Was
ierlaufe schwül duftende Wiesen bei?
gleiteten den Weg, der bald weißss
mandbeglanzt, bald diister im Schlag-T
schatten uraltek Tannen vor ihnen
lag.
War ei ein Wunder, daß List
und Prasper immer langsamer rittenJ
immer weiter hinter den anderen zu-:
rückbliebeni
Es war so süß zu zweien durch
die blaue Sommernacht zu reiten. "
«Märchenhast!« fand Lisa.
Und als die andere Getellschafi,
da wo der Weg nach Ma uerrysT
Gut abzweigte sich vera chieden
wollte konnte sie ei nur von Melittas
tun.
Man lächelte. Man hatte ia schon
draußen am Mühlteich was gemerkt-;
als Rodenbach sieh mit förmlich le
bensgesährlichetn Eifer in einens
Kahn stürzte um Seerosen zu holen,s
weil Lisa Lauterdeci gemeint hatte,;
c eroien müßten ihr gut zu Gesichis
siuehsen »
LLr war ihr auch fufz und em
züztend gefunden. der Kranz aus den
aroßen weißen Blüten. ;
»Wie eine Braut«, dachte Melitta
jetzt, als- sie einsam arn Kreuzweg anf?
die beiden wartete. »Und nun würde
es ja auch bald werden. . . das mit
den beiden hübschen jungen Menschen-?
tindern. «
Wie glatt da alles abgmgl Dies
reinen Senntagästinderk
Ein melancholifches Lächeln irrte
um Melittas Lippen.
»Ja, fte hatte es nicht so güt. Jhr
Liebster sasz unter schmacht-allem Vet
dacht gefangen Und Gott allein wuß
te, ob und wann sie ihn wiedersehen
würde?
Auch dann würde es kein ungetrüb
tes Wiedersehen fein. Kämpfe —
nichts als Kämpfe lagen vor ihr.
Aber nur den Mut nicht verlie
ren! Nur tapfer und fest bleiben!
Dann würde Papa wohl nachge
ben. . .
»Die hauptsache ist doch, daß sie
ihn liebt nnd er fie,·' hatte die Ba
ronin gestern gesagt. O —- dal war
ein so gutes Wort! Ein Talitmani
Dean das wußte Melttta ja: Felix
würde so wenig je aufhören sie zu
lieben, wie sie ihn! Und here hernpel
würde hoffentlich . .
hufgetlapper ftiirte sie aus ihren
Gedanken. Da kamen sie endlich an
geritten, die Uermißtem
Sehr schnell jest und ein wenig
verwirrt. Lisa hatte statt des Seew
seuteanzes den Hut am Sattel häu
ZZI und der Kranz saß auf ihrem
gie sie aus dein dunklen
Mars-en »Es-Wis- «
Ez m weis-, i- micheu kais sie
«- Hefe-? Ede Bektkekd i- et W
L fgx Le; Eies-THE inigket nat Biß
sei frassen —- nnd Zek meier Kksnz
THE-et dein kpfigen steif-TM nat das
der Range-sind die lichten Das-bü
spdei wie glisetndixs Sithergsspkusi
wsdte —- allei veremfe sich, um ist
sinkt-II mätchenhosi Verklärte-E zu ver
u R
Jhk Gesicht strahlte. Sie drängte
den Schimmel hatt an Meliteas
Brunnen und flästejte ihr zu: Jäichsk
bee fein! Es war f- einzkg Mön. . .
und ich bin so giücklkcksZ So Hätt-»
!icl:!'
Dann gab sie, ohne »n- Antwort
abzuwarten dem Pferd die Sporen
und sprengte wie rasend davon. einen
lauten Jauchzek aussiogend
Prospee wie der Wind hinterdrein
Melitta hatte Miit-. den beiden
nstrischen Musehentindeess zu fol
gen.
Erst am Pariser von Mauerbekg
holte sie sie ein. Dort warteten sie
auf sie und Lise. die lönqss auf Du
und Du mit Meiitta stand, sagte
schallhnftr »Er kommt noch ein biß
chen bitton mit uns zu Mama. weißt
Deus Und wenn Du lieb bist und
Kathinka im Votijbekgehen in die
Küche hinein russe. sie möge uns et-.
was extra Gutes zum Tee setvieken
lassen, dann. · . dann sagen, wir Dir
eine große Neuigkeit!«
l
Es war fast Mitternacht Prosver
sab zweifelnd auf die Unr. Sie
hatten mit Tee und nachher mit ei
ner Flasche Seit die Verlobung ge
feiert iind es war der schönste iind
gemiitlichste Abend gewesen, den er je
erlebte
Abser nun wiirde er doch ioobl end
lich geben miifserii Die Baronin
hatte eben geduldig die fünfte Schach
partie mit Fräulein Melzer gespielt.
Jetzt gäbnten bSide verstohlen.
»Haben Sie schon Nachricht von
Jlirem Bruder, lieber Prosper?«
fragte die Baronin, die bem-:rite, daß
er ibr Gähnen gesehen, rasch.
Leider nein. Es ist mir unbe
greiflich und ich wär-. schon ernstlich
besorgt, wennn ich nicht wüßte« daß
Erich im Briesschreiben der saiiifte
Schlingel ist« der je auf Erden lebte.«
»Wie lange ist er denn nun sori?«
»Ur-der vier Wochen. Wir trenn
ten uns am 23 Mai in Wien, wo er
noch einige Tage bleiben wollte. Jetzt
muß er nach meiner Rechnung Aden
schon längst hinter sich baden und ini
indischen Ozean schwimmen. selbst
wenn er, wie er vorbatte sich in
Alexandrien aufhielt. Es ist unver
antwortlich, daß er von dort nicht
wenigstens telegrapbierie!«
»Du mußt ihm morgen gleich nn
sere Verlobung telegrapbieren, Pro
sper", mischte sich Lisa ein, »dann
wird er sich wohl rühren«
»Ja, Kind, wenn ich nur wüßte
wobini Erich haßt sefte Programme.
Er fährt am liebsten ins Blaue bin
ein. So verabredeten wir als Noch
richtstationen nur wenige Punkte. Der
erste davon ist Singaporr. Aber dort
kann er noch nicht sein«
»Wie schude!«
.Onkel ärgert sich auch schon über
Erichs langes Stillschweigen Er ist
ohnehin seit gestern in der denkbar
schlechtesten Laune — noch wunderli
cher als sonst.«
nVielleicht ist er trank. Jhre
Tante Nenate klagte mir neulich,
daß seine Nerven so angegrissen
sind ——-"
»Gott, ja! Aber diesmal ist ein
Brief an seiner Versiinimiing schuld.
Mein Cousiii Lavanbal hat nämlich
wieder nach langer Zeit einmal von
sich hören lassen. Er möchte gern nach
Sentenberg tominen.«
Die Baronin sah überrascht auf.
»Wirilich? Aber. . . bat er denn
nicht ein Amt oder so etwas? Kann
ei denn fortik , I
»Zehr leicht. Er war -Utttzier,
mußte aber schuldenhalber auittieren.
Jetzt ist er irgendetwas beim Nenn
klub. Er schreibt, daß er kränklich
sei und sich so verlassen aus Erden
fühle, und Senkenberg sei doch der
einzige Ort, wo noch Angehörige sei
ner Familie lebten.'« ·
»Was bat Jhr Onkel geantwor
tei?«
»Ich weiß eg nicht. Aber nach
meiner Ansicht ist es nicht mehr als
recht und billig, daß er Felix gegen
über die gleiche Güte walten läßt, wie
mir gegenüber. Felix steht ihm genau
so nahe wie ich und in Sachen der
Gerechtigkeit sollten. glaube ich, Sym
pathien und Antipathien keine ent
scheidende Rolle spielen.«
; «Bielleicht hat Jhr Cousin sich ein
;mal seine Sympathie durch eigne
Schuld verscherth« «
»Nein. Er mochte ihn schon als
Kind nicht und wußte stets Antredem
wenn Tante Lavandal mal mit dem
kleinen Felix nach Senkenberg kom
men wollte. Später, nach ihrem
Tode, setzte er Felix einen Jahresge
hali aus, lud ihn aber niemals ein.
Es ist eine blinde, angereihte Antipa
thie und ich bedauere ehrlich, daß es
lv Mk
»Das war brav gesprochen. . . ge
rade von Ihnen, Prospek, der Sie
durch die Antipathie Jhtes Vnkels ia
nur gewinnen können! Lisa muß stolz
aus Sie seini«
r selben Stunde sing in dein
ein am Seitensliisel von Sei-ken
bers den der sestser allein mit sei
nein fanexäårizees III-Eschan Pei
tkr Mark bewohnte isTcx Eifer Mgns
rastlos auf und Eis-« ,
, Joachim, Prasser Jein can Een
tenberg, der leste feines Keiner-.- war
kin haaerer. vorzeitia nealiekter Mam
mit milden, glanzleseiu wie Verblieb-et1
aussehenden Augen, iukchigen Zügen
und einem harten bitteren Zug um
die schmalen immer ieit Hing-ander
ge aepreßten Lippen.
. Im ganzen Fliiael war es- toten
siill. Peter Mark schlief schon
längli. Sein here aber schien wie
der einmal eine leblafloie Nacht zu
haben.
War er lranl2 Er fubr sich zuwei
len mit einem schmerzlichen Zuckenj
über die Stirn. Er seufzte manch-I
mal tief aus« wie von innerer-(
Schmerzen Zwei-nat Und jedesmal
wenn er am Tiich vorüberlarn wo
Schreibzeug ausqebreitet war blieb
er zögernd stehen und starrte unlchliisJ
sig nieder.
Aber dann nahm er seine Wande-.
tun-g wieder auf. i
Endlich trat er on eines der haben
großen Fenster, riß es auf und lebntej
sich weit hinaus, gierig die NachH
luit einatmenb
Der Himmel war nicht mebr llar;
wie zwei Stunden zuvor. Dunklei
Wollen trieben pbantasiisch vor demj
Mond, lein Stern war zu eriz
blicken und unten in den Bäumen des
verwilderten Parles rauschte der
Wind. i
Aus dern blau gleiszenden Märchen
zauber war eine schwarze traurige
Nacht geworden.
Unbeweglich starrte der Schloß
herr in sie hinaus. Es war dieselbe
trostlose Einsamkeit draußen, wie hier
innen zwischen den alten Steinrnaw
ern, die so diel waren. daß die Fen
sterscheiben kleine Kämmerchen bilde
ten.
Und nichts konnte sie verscheuchent
Nicht die gediegene alte Pracht der
Einrichtung nicht die fürsorgliche
Liebe Renates, nicht dEe Treue der
paar alten Diener, die noch bei ihnen
ausgeharrt hatten als Reste eines einst
zahlreichen glänzenden Trosses. · .
Wie ein Ungeheuer brütete sie iibeu
Senlenberg. . . ,
Ein Lustsz zwang den alten·
Mann, sich unizulehen Seine Schwe-Z
iter Renate war ins Zimmer getre
ten.
»Ich fah noch Licht bei Dir, Joa-.
chin:", sagte sie etwas ängstlich, denn
sie wußte, dass er sich in ·einen vier
Wänden auch von ihr nicht get-te
stören ließ. »da dachte ich. . . Du biits
doch nicht böse, daß ich inm?« «
»Nein. Aber wie lamrnt es, daß.
Du noch auf bist?« .
»Ich warte auf Prospek. Er istE
noch nicht daheim und ich habe so:
eine Ahnung. . . auch scheint ein Wet-:
ter im Anzug zu fein. . .', sagte siek
etwas zusammenhanglos. t
l
I
Er merkte, daß sie etwas auf deinl
i
herzen hatte und sich nicht recht da
mit heraus traute.
»Was iit rnit Prospek? Wo steckt-«
er denn? UeberhaunL . . mir scheint,
ei treibt sich überall lieber herum alsj
auf Senlenbergil Eigentlich habek
ich mir leis-. hierfein ganz andere
gedacht. Web-assi, daß seine fröhling
Jugend uns Alte ein wenig erfrische::.s
würde. Statt dessen —-- aber es ist
schließlich gleichgültig Man ist im
nier ein Tor, wenn man von andern
etwas erwartet! JrnmerS" sagte Sen-·
ienberg gereizt.
»Du mußt nicht gleich so bitter»
werden gegen Prospek, lieber Joachim.;
Er ift jung. . . «
»Natürlich! Und langweilt sich hier!9
Wer würde sich denn nicht langweilenk
in dieser Einsamleit?« Z
»höre mich an, Joachim Jch«
glaube, Prosper. . . aber Du mußti
nicht wieder ärgerlich werden. . . ichz
glaube, Prosper ist verliebt!« H
«Verliebt!!!!?" Senienberg war1
aufgefahren wie von einer Natter ge-«
bsssen j
»Ja«, fuhr das alte Feuulein rasch
sort, »und er hat eine sc gute Wohl«
getrosfenl Die Lifa Lauterbeck ist e5.«;
Du mußt sie wohl östee gesehen ba
ben, wenn sie zu mir lam, obwohl»
Du Dich ja leider nie blicken läßt«
wenn Besuch da ist. Sie ist ein
siiszes Geschöpf — so jun-J lo un
schuldig, so gut erzogen! Und ich
habe immet so eine Ahnung, Oasz es
heute Ernst wurde zwischen den Bei
den! Prosper wollte mit ihr einen
Ausflug nach der Teichmiihle machen
—- da müßte er andernfalls längst
zurück sein. Aber wahrscheinlich ers
klärte er sich und blieb dann druben
in Mauerberg. Und siehst Du. Joa
chim, das wäre ja so recht ein Glitt
file uns allellll Sie tonnten hier
in Sentenberg wohnen —- Du tout—
dest auch ausleben dabei, wenn wie
der fröhliches Leben das große Ges
böude belebte und eine schöne junge
Frau. . .«
Sie verstummte vor dein eisigen
Blick, den Sentenberg ihr zumars.
»Und Du meinst, daß ich Narr ge
nu wäre, mir dies aushalsen zu
la en? Eine junge Frau. . . Kin
der oielleichtflt Und zusehen, wie der
Tor von Prospet in sein Unglück
kenntl«
äeoachimw
« nugl So weit et aus mich an
kommt, werdelch immer dagegen sein.
aufs-er ist viel iu inn? —- und Liber
IM ich MCC UW Ich MCC
nicht« M VII Stils-· Will-Is
W
kasniidien find enir nniåiasizh zuwi
der! llnd nun, biiieT saß mich-al
;,-,n Ich habe aerssde genna aan die
ser «Jie:3iTI!e-i!«
Eine mjiilase tsriiitteruna lag in
Ton und Blick des alien Mannes-. der
aufgeregt durcikå Gemach iiiirmie, als
täimne er sich von Nase iiber das Ge
lsdrte kaum fassen.
Fräulein v. Senienbeir seufzte tief
auf. Dann schlich sie mit einem leise
aemurtnelten ,.Gute Nacht!« traurig
hinaus.
Eine Weile schritt de: alte Herr Läg
nach zarniq auf und ab. Seine ver-II
blicbenen Auaen funlelten ietzt und
die müde ichlaiie Haltung war wie
weaaeblafen, - ,
Plötzlich reiste er feine banere Ge
ftalt in jähem lTTntielskriz auf, trat Z s
an den Tisch und ishr-eh mit fester
Hand:
Lieber Felix-!
Ich babe nickfo dir-essen wenn D ,
zur Heritelluns Deinen wie Du
schreibst, anaeariiiersssn Gesundheit
fiir eins-re Zeit naiii Ecnienberg
kommst. Nur erwar» keinen zärtli- .
cisen Onkel in mir. Erstens bin ich
ein alter Einsiedler der niii allem im
Leben länaft abaeicklassen hat. Zwei
tens ist der Name Lavandal bei mir
leine anie Einführung, denn ich habe
nseine beiden Vettern, Deinen Vater
nnd den andern nie net-nacht Drit
tens kenne ich Dieb so ans wie gar
nicht. Ich weiß ja, daß Du seit
Deiner Quittieruna leine Schulden
mehr aeniacbt basi, und glaube aern.
daß Du meinetweaen der aniländiaiie
innqe Mann der Welt bist — aber
Du begreifst, daß ich kein inneres »
Verhältnis zu jemand haben kann, THE
den ich nur ab und zu fliichtia als
Knaben aeieben habe. Halte Dich bitt I- T
alio an Tante Renate oder an wen I
Du fonfi willst. nnr nicht an mich!
Tejn Onkel Joachim senkend-ra
Fr warf hie Feder bin. souver
kkerte den Brief und lachte dann laut
»Wir-. Lin-Ind- lk »in Lgmndnl
!-i-:Y J EchtdfnL los-! tsest Nimm
rrnikft Du axxsk mir.« ftiefk er bitter
Wiede- E-.7-1nn er Uszsss ins Ne
-«7-1’ Its- :!t««I III ZU OnOem bis
N- Ut- llbr m Nr Vorssrfmnt des
Hut-? lmt und feist-ich Wes
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»Gofpodi1r ihn gehi-ngert!« be
hauptete sie in ihrem wunderlichen
Etseachmischnmfch »dumme Deutsche
in Stein-mark nix können machen(
Mattaroni nl sue-m was Gospodar ,
ißt gekn. Auch nix Lamm, nix Fisch, ,
nix Truthahn, nir. . . .«
»Na, schon gut, Kata. Nichts
neues sonst? Reine Briefe?" «
»hoala Bogu nein! Gospodar "
kann bleiben ganz ruhig zu Faust
Und essen. Und schlafen. Un nie
mehr fortgehen zu protletim Spihbw
ben!«
Silas lachte. «
»Das wäre ein schönes Leben, sich ?
so auf die saule haut zu legen! Was
ji« mit den Vögeln? Alles in Ord
Musik«
»Daan Junges bekommen! Gelde
Vögel und das mit rotes Kopf. Ich
geben jedes Tag alle Futter und Waf
fett«
»Schön. Und Illuer
Murx war hempels getiebter gel
der Angotatater, den Kata aber nicht
leiden konnte, weil er mit größter
Unverschämtheit stets auf dem Sofa
im Schlamm-net lag und an dem ::-J·
draunen Rips sogar ganz behaglich :«"
Heine Krallen wette wenn er sich be- ;
zionders wohl fühlte.
Gorttesuns folgt auf Seite s.