Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 11, 1913, Image 6

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    Jeskteulzets M den san-kei
kss erledigen und glauben ein
Higei gethan zu halten« koenn sie von
Gipse Beoschiteen Bescheid wissen.
Sie sind die Dupei sitt Kttigeke, und
sit können uns nicht wundern, wenn
Ue eufsische Diplotnutie einen Erfolg
M dem andern davonträgt. Sie,
sein lieber here-, scheinen mit das
Zug zu einein richtigen Diplomoten
I haben. Nach ein paar Wochen we
mt Sie schon inmitten der Bewegung,
kunnten alle Welt, wurden zum min
Ießen von aller Welt gekannt und be
dien Jeden Tag hörte ich von JE
Ien, det große Wählet Gras Linden
Isi beobachtete Sie scheus, was Sie als
cis Kompliment betrachten dürfen.
Ost« mein bester Heu-« haben Sie den
Fehler begangen, selbstständige Diplos
satte zu treiben. Und Sie begreifen,
daß ich das nicht dulden konnte. Mir
haben Sie nicht einmal Mittheilung
acht. haben Sie jetzt wenigstens
te Güte, mit zu sagen —- denn das ist
eine politische Angelegenheit —- toie es
Ist Jht Verhältniss zum Hause und»
; Tochter des Bankiers Atarian
t.« -
«Zunächst möchte ich wissen Sir «
Philipp, wer Jhnen solche Lügen hin
terbracht hat, wie die daß ich eine Da
Ire entsühren wollte ?«
»Erlauben Sie, wie ich Jhnen schon
bei ähnlicher Gegenfrage gesagt habe,«
daß ich Sie frage, und haben Sie die
Hefälliateit, zu antworten.«
»Das dienstliche Verhältnis zwi
schen uns ist Jhrerseits gelöst worden. T
Sir Philipp-, und ich sehe deshalb kei
nen Grund, weshalb ich nicht ebenso
Iut fragen solltef
»Nun denn, junger Mann. ich bin
immer noch der Vertreter unsrer Re-«
Zerung und mein Amt gibt rnir das
echt und die Pflicht, Sie zu überwa-j
chen. Aber ich will jetzt nur als Pa
ttiot den Patrioten fragen: Wie ist
Jhr Verhältniß zu der Tochter AtaJ
tiansii Haben Sie die Absicht, sie zu
pirathenV
»Ich habe daran noch nicht gedacht,
Sir Philipp. Doch betenne ich offen,
daß ich es für das Glück meines Le
bens halten würde, wenn mir eine so
Unwahrscheinliche Gunst zu theil wer
den sollte.«
»Ah! Also wirklich! Nun, mein jun
ger Freund, eine solche Verbindung ist
ganz unmöglich!« sagte Sir Philipp
sit Eifer und Nachdruck.
»Das fürchte ich auch,« entgegnete
Qual-«
»Aber wohl aus andern Motiven.
Rein, herr de Luch, ich sehe die Sache
anders an, und ich möchte Sie drin
gend aufforderrn meine Anschauung
auch zu der Ihrigen zu machen und
den Diplornaten, den Engländer, den
Iatrioten in Jhnen über den Verlieb
hn siegen zu lassen. Diese armenische
Dame ist nicht wie eine beliebige andre i
chöne Dame: sie ist ein Programm, sie
eine Partei, sie trügt eine Stand-: (
ate. Sie ist die Erbin eines der größ- .
ten Vermögen, und sie wird vorn arme- g
Fischen Volke als die Erbin irgend ei
Iei seiner fabelhaften Könige angese-:
.Urn den Namen Atarian schaaren
die Armenier, er bedeutet die Em- !
grung Sie wissen, der Vater sintj
Gefängniß, er gilt siir einen der
ksahrlichsten Führer. Die türkische
egrerung sieht und weiß alles das.
Bean ein Engländer noch dazu ein
Mann wie Sie, sich urn die Tochter be
Iirbt, so ist das eine politische Hand
hing don der größtenTragweitr. Deren »
sen Nelidow könnte gar tein größerer
Gefallen geschehen. ;
Dieser Brief,« fuhr Sir Philipp«
fort, nachdem er an seinen Schreibtisch
kgangen war, »dieser Brief, den Sie
mir übergeben haben, ist von der Toch
ter Atarians an den bekannten Nasar
begian gerichtet, auch einen bei der
hohen Pforte höchst derdiichtigen Füh
rer der armenischen Bewegung. Hier
haben Sie ihn zurück. Er ist durchlö
chert und blutig. Mein lieber junger
reund und Landsmann, in welche
fahren haben Sie sich gestürzt!
Wenn das Jhre Mutter wüßte!«
yugy ward oewegi.
»Ist-im Mutter,« sagte er, »wijrde
nur durch solche Handlungen betrübt
werden, die sie sür unedel hielte, und
solcher Handlungen bin ich mir nicht
bewußt. Da Sie mir aber sagen, Sir
Philipp, daß Atarian krank geworden
ist aus Kummer über meine Pläne, so
halte ich es für meine Pflicht, ihn so
gleich im Gefängniß auszusuchen und
ihm zu sagen, daß ich nicht daran den
ke, seine Tochter zu entführen.«
»Das ist gut, das ist vortrefflich.
Jhun Sie das! Es wird nicht nur
den Vater, sondern die ganze Partei
beruhigeIL Denn das ganze armeni
sche Voll ist aufgeregt. Jch werde Jh:
« sen meine Karte und einige Worte
mitgeben, um Jhnen den Eintritt in
das Gefängniß zu erleichtern.«
«Dabei möchte ich erwähnen,« sagte
hugb, »daß das Volk in der Stadt
Ion der Polizei bewaffnet wird, und
daß ich zwei Soldaten nach Armeniern
is einem Wagen habe schießen sehen.«
Der Botschaster war betrossen. Er
bat Dust-, beim britischen Konsul in
salata vorzusprechen und ihn zu
Muuiger Berichterstattung auszuspr
push sagte das zu, dann aber rich
tete er an den Botschastet die dringen
de Bitte, irgend etwas zu thun, was
des bedrängten Armeniern nüieu tön
sr. cr stellte ihm vor, daß die Be
dei titsktschen Volkes be
M i, send bat vor alle-i um
m M das hanc Marias-.
»Ist Ists ich this-W fragte der
«Mck13-EM· shschlleuå Letkktllnrzerz
IS Title-In lägen- nßd bekä- Sees
is ei kriegt fehlen Essen. ipbnlb icke
dringende Zernniafsuag bnzn bin-De
gber wie kann ich irgend ein
. ists-b eine Familie schäan
insnfetrh ais ich ben Leuten
Kein Der-is öffne. Soliie es so
Seit tot-unsern Des wir nicht hoffen
warn. baß die Ihnen befreunden Fr
nrilie persönlich vorn Psbet bebtent
würde. so geleiten Sie sie hierher. oder
besser noch zum Konsuiat in Gitter-L
Das ist bie einzige Hilfe, bie icb leisten
kann. England bar schon meist ge
tban als alle übrigen Mächte zusam
men. vielleicht schon mebr als im eng
lischen Interesse liegt.'«
Hngb erhob sich, seine Wangen
brannten, seine Augen Leuchteten vor
Entrüstung.
»Wie. Sir Philipp.« sagte ek, »das
ist alles, was Sie thun können? Vor
stellungen beim Sultan? Aber werben
nicht seit Jahren vergeblich Vorstellun
gen bei diesem Wütberich gemacht? Hat
man....«
»Der Sultan ist kein Wätberich.
Regen Sie sich nicht aus« junger
Freundi«
f »Und wenn er kein Wütherich ist, so
gebt es doch in seinem Reiche nicht an
ders zu ais unter einem dlutdiirstigen
Tyrannen. Der Sultan hält die eu
ropiiischen Mächte zum Narren. Re
det denn das Blut von hunderttausend
ermordeten Christen nicht laut genug?
Oder ist unser England, das sich ein
bildet, eine Wettmacht zu sein und eine
christliche Macht zu sein, wirklich nur
eine Handelsgesellschaft, wie unsre
Feinde sagen?·'
»Ich bitte Sie.« unterbrach ihn der
Botschaster ungeduldig, »wir sind hier
nicht im Parlament und auch nicht in
einer philanthropischen Gesellschaft.«
»Ich weiß, Sie sind Dipioinat, und
ich bin in Jhren Augen nur ein un
praktischer, schwärmerischer Thor.
Aber ich müßte mich vor mir selber
schämen, wenn ich keine Worte fände,
um bei dieser entseslichen Noth eines
christlichen Volkes, das aus England
als aus seine hilse baut, den Vertre
ter des dritischen Reiches auszurusen.
Jch slehe Sie an, Sie Philipp, bieten
Sie allen Jhren Einfluß aus, zu Eh
ren des britischen Namens! Wieder
holen sich die Greuel, die sieben Pro
vinzen rnit Blut ersiiclt haben. hier in
der Hauptstadt, unter den Augen der
Männer, die von Europa abgesandt
sind, um Menschlichkeit und Christen
thutn zu vertreten, so werde ich es laut
irr die Welt schreien. daß der Sultan
uns oerdshnt, und daß wir den Hohn
verdienen!«
Der Botschaster spielte unruhig mit
einer Bleiseder.
»Sie sind noch nicht wieder genesen,"
sagte er. »Jdre Nerven sind aufgeregt.
Sie sehen die Wirklichkeit nicht, Sie
spielen rnit Bildern Jhrer Eintrit
dungskrasi. Beendigen wir dieses
sruchtlose Gespräch!"
»Ja, fruchtlos wie Eurer Excellenz
Besuche irn Yildiz Kiost.«
«Junger Mann!«
Ihre Excellenzen, die Herren Bot
schaster stehen init langen Listen vor
der hohen Pforte, formulieren die Re:
formen im tiiriischen Reiche und ma
chen Vorschläge zur Besserung der La
ge des armenischen Volkes-, und dann
öffnet sich plötzlich die Hohe Pforte, ver
Sultan ruft: »Da habt ihr Euern Bir
rnenier!« Und ein verstümmelter Leich
nam wird den Herren vor die Füße ge:
worsen. Dann gehen Jhre Excelleni
zen nach Hause, sagen. sie hätten nichts
gesehen, und formulieren neue Bor
schläge.'«
»Mein Herr, Sie schlagen einen Ton
an....«
»Habe ich denn nicht im Bureau der
Botschaft die Berichte unsrer Konsuln
gelesen? Schreiben sie denn nicht aus
Erzerurn, aus Trapezunt, aus Ursa,
daß die türkischen höchsten Behörden,
die Militärtominandanten der Bila
fets die Niedermeßelungen und Verni
bungen der Armenier angeordnet ha
den-«
»Es ist genug,« sagte der Barsch-ts
ter, indem er ausstand. »Merten sie
sich, junger Mann, das-, ich nicht Mini
ster des armenischen Rotte-L sondern
Minister Jhrer Mafestät der Königin
bin. Sie reden über Dinge, von denen
Sie nichts verstehen, und ich will Ih
nen verzeihen, weii ich sehe, ruf-, Ihr
herz rnit Jhrem Kopfe durch-gehn Alve
es ist nun genug. Ich habe Gefdzäf:e.«
Hugh richtete einen langen Blick ruf
seinen ehemaligen Vorgesetzten, wandze
sich ab und schritt langsam hinaus.
Ja, es war genug. An die glatte
Staatskunst fernerhin zu appelliren,
war wohl nutzlos.
f Er fand Doktor Müller am Mome
dentrnai.
»Ihr Besuch ist stürmisch gewese--,«
sagte dieser, ihn anblickend. »Sie se
hen sehr erregt aus.«
hugh erzählte von seiner Unterhal
tung.
»Ich muß Atarian aufsuchen,« so
schloß er, »was in sein Gefängniß ge
ken. Wenigstens habe ich eine Empfeh
un von ir BRApr
« iese Geschichte von der Entfüh
rung ift sicherlich eine Jntrigue unsres
alten reundei Saoul Kaljvatttan,«
feste ottor Müller.
»Woh! möglich.«
»Was üiri i die Politik betrifft,
so hat Sie hilipp in einein Punkte
rechtf«
End worin bot er rechtf«
Drin, das er sagt, England hätte
Iei- gethan III ase andern Mächte.
IIseit allein KäTZIN-. einen
, me oe n -
Ware-Fig ils-a bittenden-: Axt
c—.
E here FIEDLER-T Erd Ists ist Ess
rcpa Reif-BE vitkireiieh England Hätte
die Tjkxxgekkikk zur set-site angrfkiitet?'
»L- Gatt,g rief Dei-h. unsiir graut
vor der tierzioirm habg erigen Feigheit
der TipioittatieP
»Wenn Sie zum Gefängniß wollen.
begleite ickx Eie."
szgh dir-Mär Dein Freunde die nd.
»Und- wik Eos-Ellen Aftitian Ninus-Stett
Er iTE Armenäer nnd ist Arzt.«
«J-.1. dxs wird gut sein. Wir wol-:
xen Afritiari obs-ein« Saiten Sie.
wissen Sie etwas Näheres iiber det!
Grafen Ljubetziois Sir Philipp sagte
knir, der Herr beobachte mich.«
«Ljubetzioi beobachtet alles-. Er ist
Spion, AgenL Er war russiicher Of
fizier, lag in Sau Stesano in Oriati
tier, als dort nach dem Kriege 1878 die
Friedensvethandtungen geführt wur
den, und ist häufig von dort nach Kon
ftantinopei gekommen, um zu spie-en.
Als et fchiießlich all· sein Geid verlo
ren hatte, bäieb et in Konstantinopei.
ct ist also Deferteur. Trotzdem hat
er sich gehalten, verkehrt überall und
auch bei seinem Botschaiter. weil er
sich als Spion nütziich gemacht hat«
Die Freunde nahmen eine EriTis
fchttng in einem Cate, fuhren mit dem
Dampfet zurück nnd fanden Afritian
in seinem Sprechzimmet.
Der kleine Doktor war niederge
schlagen, verdüstert.
»Wenn ich mit nach Stambul hin
itbergehen soll. will ich vorher andre
Kleidung anlegen,« sagte er. »Ich ha
be noch einen grauen Rock und einen
grauen Hut aus Deutschland.'«
»Warum wollen Sie sich umziehen5«
fragte Doktor Müller.
Waben Sie denn nichts benrertti
Es wird hier in Konstaniinopel tos
gehen, ei werden dieselben Metzeleien
kommen, denen hunderttausend meiner
Brüder in der Provinz zum Opfer ge
sallen sind."
lhin.
l
s
I »Ein sinsterer Geist,« sagte Disti
Iottor Müller blickte ernst vor sich .
;lian, «geht durch die Stadt. Jchi
Ernöchte nicht als Armenier in meinem
IKastan aus die Straße gehen. heutes
’siirehte ich alles. Jeh habe Patrouillen I
’von den HamidiehMegimentern gese
hen. Ich sehe schon diese Räuberban- I
den iiber uns hersallen. Aber draus «
Ißen oder drinnen —- die Mörder wer- :
)
den uns finden. Ich gehe mit.«
l 20. Kapitel.
Die Brücken sind abgebro
j ch e n.
Jn der That hatten auch Hugh und
Doktor Müller eine seltsame Unruhe
und verdächtige Banden in den Stra
»ßen bemerkt. Schauten von Türken,
die dicke Kniittel in den banden tru
gen, gingen umher, und auch das wilde
(
l
!
l
l
·
Aussehen einer militiirischen Abthei- (
luna, die sie in der großen Galakasirai
sze gesehen hatten, war ihnen auf-resol
len
Als sie mit Doktor Afrikian von des
sen Apotheke weggingen, war es Hion
sechs Uhr, und Eile war geboten, da
mit sie vor Einbruch der Nacht Ato
rians Gefängniß erreichten. Eine un
heimliche Schwiile, die nicht allein der
atmosphärischen Lust entstamnite, la
gerte aus der Stadt.
Jn der großen Galatastraße, die sie
entlang schritten, verkehrten die Pfer
debahnwagen sehr langsam, weil das
Volk sich drängte. Toch waren von
Armeniern nur Lasttriiger zu erbli
cken· Als sie an einer Nebenstraße
vorübergingen, die nahe der türkischen
Post nordwärts hinaussiihrt, sahen sie
deren Eingang von Zaptiehs besetzt«
wiistes Geheul erscholl aus der Stra
ße« und sie sahen in der Ferne ge
schwungene Säbel und KniitteL
»Wir sind nicht weit vom Tunnels
bahnhos,« sagte Doktor Müller, »und
ich halte es siir rathsam, nach Pera
hinauszufahren und Waffen zu holen.«
Hugh stimmte zu, obwohl er die
Verzögerung ungern sah, und sie fuh
ren mit der unterirdischen Bahn bis
,zur großen Perastraße, wo sie in
der Naht des Hotel d«21ngle
terre ausstiegen. Als sie aus
Huglxg Zimmer kamen. fanden sie dort
wie Jrlanceräm Sie zeigte sich besorgt,
sals Hugh davon sprach, daß sie nach
;S:..1mbul hiriiibergehen welken.
. »Mein Mann sagte mir« E wäre
heute höchst gefährlich in der Ezad:.«
F »Aber Sie selbst sind doch ausge
- gangen," entgegnete Hugh
»O, wir wohnen ganz in der Nähe,
und diese Gegend ist die sicher-ite, zwi
sschen lauter Gebäuden, die van Frem
den bewohnt sind. Uebrigens sind ja
CI -:-päer auch nicht dirett in Gefahr«
stsndern nur insofern, als sie in’3
Jotksgedränge gerathen könnten.«
- Jeht trat Kustanni Beh, der wohl
I unten an der Var gesessen und ausge
paßt hatte, in’s Zimmer.
»ja Te Herren wollen nach Stambul,«
sagte ihm seine Frau.
»Ist das ein wichtiger Gang?«
»Wir wollen Atartan Essendi im
Gefängnis besuchen.,« antwortete Dok
tor Müller, »und wir haben eine Em
pfehlung des brttischen Botschasters.«
Der Ungar blies den Rauch seiner
gtgarrette durch die Nase und sah
ottor Asrtkian von der Seite an.
-Sehen Sie nicht!« agke er. »Es
ist sehr unsicher in der tadt.«
»Wir müssen,« sagte Du h, indem
ereiu agdm ertndtecachestectq
einen arken toek zur hand nahm
sub dem Doktor Mitlker den Uevolser
sei Itistides Leu-I gab. Er
ists Meinst-drei Meer su,
Mkkmieimaesmaukmp
III
san See ssikts S Orge- fass
der Uns-n »so werde is Sie dgl-et
tMX
Seine Iran fah ihn nrit teuchiesven
Augen an.
»Mein Mann ist iiirtticher Zentn
ter. er iß die besie Begieitung.« sagte
sie
»Die Armenier,« erzählte Krisis-In
Vev auf dein Wege zur Neuen Brücke
»haben heute einen Angtiss auf die ot
tornanische Bank gemacht. Eine Schaar
vermummrer Leute ist eingedrungen
Haber schtießiich über-wills igt worden.
Was mich betrifft,« tex-: e er augm
zwinternd hinzu, »so ginube ich aller
Fdings nicht, daß es Arme-riet gewesen
sind. Einier Leute ic; -.«:1. es seien aus
i Nußiand zugereiste Arn .enier.«
«Und wer sind sie Ihrer Meinung
nach geweien?« tragt e Doktor Müller
Der Unk- r zuckte die isixt Lein
E Das Ge: iinge auf der Brücke war
groß, unr- man kam nur langsam bin
’iiber. CI «:-.-.r halb acht Uhr als man
in Stambui anlangte. Das Gesang
niß lag im Jnnern der Stadt. Hier
in Stambut war die JJT enge weniger
erregt als drüben. Nur Mosiemin
waren zu setzen, und die gewohnheits
mößi e Nutre des Türken verieugnete
sich nicht. Nur schä enen alle Männer
auf der Straße und bewaffnet zu
sein. Ueberall fußen sie rauchend beim
Laffen Säbet oder Dolch irn Gürtel
und die Blicke, die sie auf die Fremden
warten. waren nicht ireundiich.
r
Eiligen Schrittes ging es durch die
engen, heißen Gassen mit den geschwi
ten. überbringenden Baåtonen. Die
rpsnrotlien. gelben und blauen Säufer
schienen in endlosen Reihen kein Ende
nehmen zu wollen. Sie erreichten ei
nen Hügel nnd sahen ein neues Stadt- T
viertel vor sich, das sie zu durchschni
ten hatten. Jrn Gl anz der Abendson- I
ne bot es ein farbenpriickitiges, leuch- I
tendes Bild, aber als sie in die Gassen I
tamen, lösten sich Pracht und Schim- I
mer in Staub, Schmutz und Unord- ;
nung auf.
Endlich hatten sie das Gefängniß ;
erreicht, und Huin übergab die Karte «
des Botschafters. Sie mußten eine
Weile in einem hose warten, worin ein
Springbrunnen plätichr e und wur
den alsdann gebeten, naber zu treten. i
Sie wurden in einen dixiteren Saali
geführt, in dessen Hintergrunde einI
alter Türle mit riesigen grünen Tur- l
ban saß und aus einem NargileiiI
rauchte. Er lud mit majestätischer I
handdewegung zum Sitzen ein und
gab einem Diener einen Austrag. I
hugli wollte mit hastigen Fragens
losbrechem aber Doktor Müller leg: e
die band auf seinen Arm
«Rutiig,« bat er. Dieser Tiirte tiat
Kassee und Pseifen bestellt. Wir müs
sen warten. Uebrigens ist dies ein?
heiliger Mann. ein Ankömmling vers
Propheten: er trägt den grünen Tur- ;
ban.«
Huin bezähmte seine Ungeduld. .
Der Türle blickte ruhig vor sich hin, die
Hände in die Aermet zurückgezogem
doch schien es Hule so, als schiele er I
ararvölinisch nach Afr itian dessens
Physiognomie trotz des grauen Som
rnerroctg und grauen hütchens den
Armenier serrietli.
Der Kassee karn, die Pseisen touri !
den angezündet, und hieraus sraate der ;
Gefängnißdirektor, womit er den ge-;
ehrten Herren dienen könne. Doktors
Miiller gab die Antwort und siihrte die s
weitere Unterhaltung cnit dem Tür- H
ken. Es stellte sich heraus, dasz Ata- «
rian Essendi seit zwei Tagen nicht -
mehr hier, sondern in ein anderes Ge
fängniß gebracht worden war.
Hugh sprang aus, als Doktor Mitl
ler ihm dies übersehtr. Der Abiiimrm
ling des Propheten wars dern lebhaften
Franken einen verächtlichen Blick zu.
Die herren erhielten die Empfehlung
des Botschasters zurück und gingen.
Sie hatten eine Stunde Zeit verloren.
Jrniner eiliger wurden hughs
Schritte, iaurn vermochte Doktor As
ritian mit seinen kurzen Beinen ihm
zu folgen. Aber eine halbe Stunde
verging, bis sie das zweite Getan-!
nisz erreichten. Und hier zeigten sich
neue Schwierigkeiten Sie erhielten
den Bescheid, daß Atarian Eifendi
krank sei, und daß der Gesangnißarzt
teinen Besuch erlauben wolle. Die
Empfehlung des Botschasters zeigte
sich Unwirksam, die Beamtenwiirde
Kuttanhi Beys erwirkte keinen Einlaß,
die Erklärung, daß Asrilian auch
Arzt sei, wurde schweigend hingen-tm
men. Endlich wirkten bei dern h;rt
nödigen .·'..tisel.-e: zdei aoldene Med
fchidiehg, rie Hugty ihm in die Hand
drückte. Doch wollte er nur den Arzt
Afrikian zulassen. Hugh konnte die
zVerfrcherung daß er Smaragda nicht
« zu entführen beabsichtige, nur durch
Vermittelung des kleinen Doktors an
«Smaragdas Vater gelangen l.:ssen.
i Er wartete mit seinen Begleitern im
Zinneren Hofe des Gefängnisses, und es
1dauerte lange, bis Afrikizn wiederkam.
jEndlich erschien er, bleich, mit unsiche
.:ren Schritten, und ttierte die Warten
den mit irren Blicken an.
»Was ist Ihnen, Doktor?« fragte
Dust-. »haben Sie ihn gesehen ?«
Afrikian faßte mit beiden händen
nach dem Kopfe. stieß den Hut hinab
nnd kaufte-Lein haar.
Gassen ie ftchl« rief Doktor Mitt
ler. »Ist hnen ein Leid geschehen?
Sprechen iet«
« st er keanks fragte hast-.
« rankf« stöhnt-e Ufrtktan. «Ja,
er ist schwerkrantl«
Und plsjlt , als hätten dtefe Worte
M starren ebenen seist bracer
——1
Es TIER- gcsp TFBZFI Ist get Is
den, ekjmif Esaus usd strenge i! n Zins
feig sagst-.
da d fis-d ist-Rot Kuß-ein«
uuf Ika Wüste-: heben Mem-n
an .
»Mein Evhithstetx Miit- Vater-P
stief er einmal ülkek das andtr. Und
ldanth mit zischendea Tönen. flüsieite
et: «Vekgiftet ist er, vergiftet! Ich
Ebin Arzt. ich sage es, et ist vergiftet!«
F »Aber et lebt!" rief Hugh.
; »Noch lebt ek, aber morgen wird er
inich: mehr leben. Man hat ihm Gift
, qegeben.«
»Das ist doch nicht türkische Att, «
sagte Doktor Müller. »Sollten Sie
sich nicht geirrt haben? Der Tiieie
braucht den Säbel. aber er veraisrei
nicht. «
Asrilian bellte die Fäuste ide sein
Gesicht verzerrte sich vor Wirth »
»Nicht die Türken haben dag- ge
» than!" rief er. »Das ist Siaoul Kal
’jnaiiians Werl!« i
Und nun schrie er laut und weinte
und schlug seine Brust und sein Gesicht
mit den Fäusten.
hngb wandte sich ab. Diese orien: l
talische Art der schmerzlichen Leiden
schast widerstand seinem Empfinoen.i
Er bisi die Zähne zusammen. i
»So ist Smaragd-i vaterlos,« sagte
er sich, »sie hat Niemand mehr als·
mich. Kehrten wir nach Galata zu-1
tück.« sagte er. »Sehen tvir zum han- .
se Atarians.« s
Sie gingen, Kustanyi sührte Afri
lian ain Arme. Sie waren der Alten
Brücke zunächst und wollten diese
überschreiten· Aber als sie sich näher
ten, sa ben sie ein ungewöhnliche-s Ge
dränge nnd das Bliyen von Waffen.
Sie lamen mit Mühe bis zur Brücke,
aber weiter nicht. Eine starle Abwei
lung Jnsanteiie hielt den Eingang be
setzt, und Kastanvi Bey bekam von ei
neni Ossizier den Bescheid, die Brücke
sei siir Jedermann gesperrt. Er stag
te, ob die Neue Brücke ossen wäre. und
der Osiizier sagte, das wüßte er nicht.
Die Absperrung schien erst in der
Ausführung zu sein. Jn der Mitte
der Britcle bewegte sich eine Abtheilung
Soldaten« die das von Galata herüber
loininende Voll zurückdrängte. Die
Soldaten lamen nur langsam vor
wärts, vor ihnen stante sich der gastie
ßende Strom von Reitern, Wagen und
Fußgiingem Wildes Getümmel war
dort, lautes Geschrei, und mehrere
Personen stürzten über das Ge and-er
in die Fluthen des Goldenen homo.
Aber auch von Stambul her i römte die
Menge, die nichts von der Absverrung
wußte und erstaunt war, die altgei
todt-nie Straße geschlossen zu finden
Sie prallte gegen die Soldaten an
und diese stießen mit den Gewehrtol
ben. um ihren Posten zu behaupten.
»Wir lönnen hier erdrückt werden,«
sagte Doktor Müller. »Versuchen wir,
aus einem Umwege nach der Neuen
Brücke zu toninien.«
«Besser, ein Boot zu nehmen,"
meinte Hugh
»Es find teine Boote da." bemerlte
Kustanyi Beh. »Es-Zehen Sie, die Jap
tiehs schicken alle Kalt-s vom Ufer
weg.«
»So müssen wir zur Neuen Brücke.'«
Aber es zeigte sich, daß Asritian
nicht mehr die Kraft hatte, zu gehen
Er tonnte sich kaum aufrecht halten.
»Ich weiß einen Bekannten in der
Nähe.« sagte Dottor Müller. »Es ist
ein Teppichhiindler. bei dem ich öslerg
getauft habe. Suchen wir dorthin zu
gelangen."
Langsam schoben sie sich durch die
erregte Menge. Da sahen sie einen
Ossizier in goldgeftickter Uniform auf
einem Schimmel, mehrere Adjutanten
hinter sich, dahertommen. Seine Es
torte von Gardereitern brach Bahn
durstb das Rott.
»Jzzet PrichaX sagte Kuftanyi Beh.
»Gewiß hat er die Brücke sperren las
sen, und dann ist gewiß auch die Neue
Brücke gesperrt. Er meint es gut, er
ist einer der wenigen Männer, die
mächtig und doch liberal sind. Er will
die Bewohner von Stambul verhin
dern, nach Galata zu kommen« und
denkt dadurch die Armenier vor An
griffen su schützen. Aber das wird
ihm den hais brechen, und wer weiß,
ob es nüdh Denn später wird das
Volk mit verdoppeller Muth hinüber- H
fiiirmen."
Sie erreichten einen kleinen Laden
zund traten ein« Ein alter Türte mit
sbraunem, hagerem Gesicht und langem
fweißem Bart saß unbeweglich im hin
ytergrundr. Er nahm die Befucher mit
lwiirdevoller höflichteit aus, Afritian
ließ sich auf einen Hausen Teppiche
niedergleiten. Der Türte bestellte Laf
fee und Pfeifen und fuhr fort, sein
Rargileh gurgetn zu machen.
»Was sagst Dus« fragte ihn Dok
tor Müller. »Was soll aus diesem Ge
tümmel o·or Deiner Thür werden?«
«Allah weiß es,« entgegnete jener.
»Schlimme Seite-ji« sagte Doktor
Müller. »Wir wollen hoffen, daß die
Hohe Pforte sich nicht mit den Möch
ten ocrfeindet.«
Der alte Türie nahm die Bernsteim
spitze aus dem Munde.
»Es ist prophezeit," sagte er ruhig,
»daß dreißig Sulione in Stankbul re
ieren werden. About Damm Liiiah
fchiitze ihn, ist der achtundzwonzigstr.
Alle-h weiß ei. Er ist der Allmächti
e. Soll das Reich fallen, so wird es
fallenf
Und er tauchte elossen weiter.
Afritian hatte ch erquickt, und sie
konnten weitergehen. Die Sonne sing
unter, ihr letter rother Widerschein er
losch auf den Thüre-ten von Galata.
seht wu- es Linsen und du AM
MAX-te pedes ein-et new-fee
sie erreichten die Reue Beile-. aber
dee sitt-met See hier neq gessen
als et en der Allen Lilie-e gewesen
war. Der Schein see Laternen fiel
aus sier der größten Bedeängnip
Elegsnie Equipagen sparen festgesch
»een. und ihre Jnsassen schrieen last,
Jwenn rohe Gesellen aus der Hefe des
Volkes sie bedrängten. Die lfunuchlen
hieben verzweifelt mit Peitschen und
Säbeln um sich. ohne die Damen, die
sie schüten sollten, aus dem Gebt-Länge
wegsiihten zu können. Kamm, Vier
de und Esel slecklen sefl zwischen Mas
sen von Fußgängern, queaschlen mit
ihren Lasten die Mensch-In und traten
aus die Gesallenen. Hin und her wog
ie die Menge, und wildes Geschrei er
tönte überall.
Sie tamen gar nicht bis zum Ein
gang der Brücke. Kusianyi Bey traf
einen Bekannten, einen Beamten des
Großvezierats, und sprach mit ihm.
Dann wandte er sich an Hugh
»Es nützt nichts, werterzugehen,·
sagte er. »Die Brücke ist nicht allern
an beiden Ufern gesperrt. sondern auch
noch in der Mitte abgebrochen.«
Hugh antwortete nicht, zu sich selbst
aber sprach er: »So sind auch siir mich
die Brücken abgebrochen. Jetzt muß
ich meine eigenen Wege gehen.«
Diehamtdieh.
Vom User waren alle Boote vertrie
ben worden, um die Trennung der
Stadttheile vollkommen zu machen.
Nur in der Ferne aus dem ossenen
Wasser schimmerten die hellen Licht
puntte, die sonst in unzähliger Menge
das gebogene, langhin gestreckte Ge
stade des Goldenen horns umsäumtem
Während die suchenden Männer
langsam dahinschritten, hestete sich
Hughs Blick aus jene fernen Laternen,
als lönnte er durch seine Willenstrast
eines der Boote von drüben her anlo
den. Gab es kein Mittel, hinüberp
tornmen? Sollte er es schwimmend
versuchen, wie einst Lord Byron nicht
weit von dieser Stelle den Hellespont
durchschwommen hattef Da hörte er
Kustanyig Rus. Der Ungar war-— vor
aus egangen. Kustanyi wies zum
Waser hinunter. Ein einziges Schiss,
ein großes Boot, zeigte sich mit seinen
Fackeln. Doch es war besetzt, wohl
dreißig Männer saßen darin aus den
Ruderbäniem
Ader Kustanhi gin u dern Boote
hinab, und alsbald er o sich der Füh
rer von seinem Sihe arn Steuer und
begrüßte ihn. Der Ungar rief ihm et
was in tiirkischer Sprache zu und
forderte dann hu h, Doktor Müller
und Afrikian au, einzusteigen. Es
fand sich noch Ploh zwischen den wil-.
den Gesellen, die das Fahrzeug stillten.
sustanyi rief ein Kontrnando, und das
Boot stieß vorn Ufer ab. Von vielen
Rudern lriiftig etriehen, zog es seinen
Weg durch die schwarzen Fluthen und
ließ einen flimmernden Lichtstreifen
hinter sich
«Das Schiff der Feuerwehr,' sagte
Kuftanyi.
Dantbar blickte Hugh ihn an.
Kuttanhi unterhielt sich n.i :-.:n
Steuermann in einer fiir Hugh nn
oerstiindlichen Sprache und flüsterte
diesem dann zu: »Im den armenischen
Stadtvierteln Jeditnle und Erfri Aa
pu, drüben in Stamhuh hat das Mor
den schon angefangen Ttr größte
Theil der Hainidiehsltuiknenter ist
dort drüben«
»So ist es eine abgemacktse. wohl:
überlegte und von der Regierung ge
leitete Sache!« entgeanete Huoh
Rustanhi ans-Tonne nicht.
Als das Reaienisttzschifs in Galata
anlegte, bat Hugh den armenischen
Doltor, mit ihm zu geben« isr wollte
Asritian in seinem Hotel schützen- Aber
Afritian erklärte mit Bestimmtheit, er
rniisse in seine Apothete. Auch schien
das Ereigniß, das er im Gefängniß
erfahren hatte, eine verzweiftnngsvolte
Nichtachtung der eigenen Wohlfahrt
über ihn gebracht zu haben.
Eine lurze Strecke gingen die vier
Männer noch zufammen, dann trennee
sich Asrikian don ihnen, und die drei
Europäer schritten nach Pera hin.iuf.
»Diese nach dem Sultan benannten
hamidieh-Reginieiiter,« sagte Doktor
Müller, »sind nichts andre-·- alg uni
forrnirte Räuberbnnden. Es sind tur
dische Räuber, die reinen Müden-«
Mehrere Abtheilungen dieser heriich:
tigten Truppem zu Fuß und zu Pfer
de, begegneten ihnen, und ebenso Toie
rnit Kniitteln beivaffneten Banden der
tiirtischen Einwohner von Galata, Pe
ra, Kassirn Pascha und Ihm-hter
Doch wichen sowohl diese Banden wie
auch jene Truppen den drei Europä
ern behutsam aus.
Hung besann sich, dafz er dem britis
schen Itonsul noch nicht den Auftrag
des Botschafters ausgerichtet hatte er
trennte sich von feinen Begleitern und
ging nach links durch einige Nebenstu
fzen. Hier war es düster und unruhig.
zDie Leiden waren sämmtlich geschlos
;fen, fäijchtige Gestatten waren in der
tdurch wenige Laternen Unterbrochenen
sFinfterniß zu bemerken, hier und dort
"ertönten Weherufe und Hilfsgefchrei.
shuåh faßte feinen Stock fester und
sbli te grimmig umher, doch kam ihm
! nichts so nahe, daß er hätte helfen tön
nen oder sich vertheidigen müssen.
Fortschritt-, folgt in der nächsten Nummer
klug-s- sehr-los
skcls ktcfcticks
0 A s T O R l A