Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 31, 1913, Image 1

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    Nebraska Staats-Anzcäger und Herold(
»san« til-er Hin-I !"
Itue Seegeichichte von deleue Ptchter.
Der Schreckenskuf »Wenn über]
Bis-IN der in der Blüthezeit der Se
geischissahtt so oft an Bord auch der
besten und edelsten Schiffe erscholl, ist
heutzutage, wo die Dampfet ist-mini
ten. fast gänzlich verstummt. Jch
glaube, unter 1000 »Ozeanfahrern«,i
d. h. Passe-gutem hat ihn kaum einer!
ie in Wietlichteit gehört. Die Gründe;
dafür liegen auf der Hand. Derj
»Seemaun« von heute arbeitet nächt«
hoch oben in den Maften, zwischen Ta- «
teitveei und Segeltuch. et ist nicht mehr s
bei tobendem Sturm und fchwereml
Seegemg genöthigt, in fchwindelndee1
!
i
hohe vie wagvaisrgnen Art-waren
sillckchen auszuführen, wie sie der See
mann früherer Zeit thatsächlirh ver
stehen mußte — der heutige »Matrose«
lallte eigentlich »heizer« heißen, denn
n der Regel hat er nur mit der Bedie
nung irgend einer der vielen Maschi
nen des Schiffes zu thun, und sein Le
den spielt sich in den tiefsten Tiefen der
schwimmenden Eisenlolosse ab, die
oben Prunlhotels ersten Ranges, tief
unten aber snach dem Gefühl des
Laien) wahre höllenschlunde voller
Gluth und rasselnden Getöfes bergen,
in denenWer·-Matrofe«, oder eigentlich
Kohlenträger, resp. heiser, Tag für
Tag nichts weiter thut, als die vielen
«Feuer", die das riesige Ungethiim von
Doppelmaschinen in Gang halten
müssen, mit neuer Nahrung, mit Koh
len. zu füttern. Fiir wirkliche Seeleute
ist aus den großen Dampfern taum
- noch ein Bedürfnis-, und deshalb sind
ihrer dort auch unter der Mannschaft
nur sehr wenige zu finden.
Die Passagiere der ersten und zwei- «
ten Kajiite belommen freilich kaum je
mals das Maschinenpersonal zu Ge
sicht. es sei denn, daß sie sich vom Pro
menadendeck gelegentlich einige Trepss
pen des Vorderschif s abwärts bemü
hen. wo ein freier aunt des »Haupt
decks« den dienstsreien Heizern und
Trimmerm d. h. Koblentriigern zur
Erholung in freier Luft angewiesen ist«
Dieser Raum aber ist von einer so ho .
hen Bordwand innschlossen, dasi es ;
schon wunderlich zugehen müßte, wenn «
einer von den schwarzen Gesellen, dies
sich da mit Wald-ein Flirtem Lesens
und Schreiben beschäftigen, oder mit :
Ziehharmonilafuielen verziniigeiu An- !
laß zu dein Muse geben sollte: »Mit-in ,
über Bord» ;
Und doch ist dieser Ruf nicht nanzå
verhallt «--—— er wird auch nie völlig ver I
stummen; denn trotz aller Vorben
gunasmittel irtrd eg stets citeleaenbei .
ten zum »Ueler-Vord-Gehen« geden.
Es war vor gar nicht langer Zeit, als ;
ich eine aufrexiende nnd gefahrrokte tm .
tastrophe miterlebte, lei der ich den«
grausigen Titus »Nimm über Bord-V
hörte.
ulllck wumeuoaknpfer ieB tout Ucij
neueste und prädxtigste ans dem
Schiffspart einer unserer den Erdball
umfassenden deutschen Tarnvserliniens ,
hatte bei fchönstetn Wetter die Nardsee T
durchfurcht, in Antmertsen spiit Abends ,
eine Schaar neuer Passagiere erster«i
Klasse erhalten nnd dann während
eines herrlichen Sonniaatnoraens in;
Sichi von Soutbampton vor der ent
zückenden Jnsel Wight still Oele-kein um
Post und Passagiere von Lenz-on zi-;
erwarten. Und nun, bei einem glit- i
henden herbsisonnenuntergang, dampf ;
ten wir durch den Svlent - Elias-, dem ;
Ozean entgeaen, dessen Wogen durchs
die ansteiaende Iligth gekräftigt sidi
mit gewaltigem T rnol in die enge Was- :
serstrasze hineindrängten und dein T
eisernen Riesenban des Schiffes solche
iskiifse ertheilten, das-, die zarteren TIE:
tun-r- nntisr den dergeitigen Schiffsle- ;
wolnrern dass sofort recht unliebsam;
empfinden was-ten. ;
Wie es- nim auf jedem mit vorneh i
enen und eleganten Reisenden besetzten -
Schiffe geht. so war es auch bei uns;
an Bord. CI hatten sich schon am er- j
sten Tage Cliquen gebildet, die, wäh E
rend des Diners unter den Klänge-is
der Matrosen- seigentlich Steward- d. -
h. Reiher-) Kapelle entstanden, auchk
außerhalb dieser schönen, eines Lulull s
nicht unwiirdigen Mahlzeitem fest zu
sammen hielten. Auf unserem Schiffe
gab den Anstoß zu dieser schnellen
Sonderung der Gesellschaft ein zwar
eeizendes, aber sehr tapriziiises Fräu
lein v. M» die allein nach dem Orient
reiste. Sie machte sein seht daraus,
daß sie dort die Stellung einer Erzie
herin angenommen habe, weil ihr der
Rest des Vermögens der verstorbenen
Ostern keinen anderen Ausweg lasse
ee Zutun ««erziihlte sie, äei durch die
- » uns-ge chert, daher e sich auch
den uxui leise-, aus einem Schnell
banipfek erster Kajiite, d. h. als »Da-— ;
me«, zu reisen. Das niedliche Persön- «
chen hatte es uns allen angethan, be- :
sendet-B mir, die durch Zufall die
gleiche Kabine mit ihr zu theilen hatte
und daher Gelegenheit fand, with-end
dieses engen Zusammenlebens zu ke
mekken, daß unter der leichtlebigen, oft »
sogar leichtsinnig fcheinenben Aussen
seite ein besserer« ernsterer Kern steite
Nur eins mißfiel mit in holdem
Grade: Fräulein Berthvlde v. M.
tolettikte sehr offenkundig mit einm
Engländee, Mi. Thotnr. Nicht « .
daß sie es beim Qberftewnss dem
Hotelier solch eines- skcimmendeN
Priml - Gasthofexs fertig brachte,s
den Gentlerran von seiner »Yturnnier;
bei Tisch« weg und an ihre Seite zu
lanciren, was natürlich zur Bild-rings
der erwähnten Cliauen wesentlich bei-;
trug, und die freundliche Gesinnuna
der 1. Kajiitss Gesellschaft siir Fräu
lein o. M teineswegs erhöhte; s; ebe- ;
garrn auch den Engländer allmählich, i
aber sicher, in das osh der Dienstkar i
teit zu spannen und wußte dalsei ihrs
mangelhasteu Englisch so allerliebstf
anzubringen, dafi wirklich ein sieinei s
nes Herz dazu gehört haben würde, ihr s
zu widerstehen t
»Wir Thorne, es weht etwas tiihl;t
wollen Sie die Güte haben, diei
Stewards nach einem Shawl iu
schicken?« — »Ach, wie langrrritig
wär’s aus diesem Schiff, wenn krick-i
Mr. Thorne das prachtvolle Verspri
iiv und den hekkiichen photographischens
Apparat, wie auch die köstliche tleine
Leihdibliothet eng lisiiier Klassiier mit i
sich sithrte.« —- co oder ähnlich ging·
es in einer Tour Mr. Thome hier
Mr. Thorne da. Mr. Thorne iiheralll
Und die Folge? Zunächst gehorchte
der vornehme Engländer ihren Launen,
wie ein Mann von guter Lebensart es
jeder Dame gegenüber thut. Nach und
nach aber riiette er aus seiner Reserve
siellung vor und begann seinerseits die
Mpyibeiagern die nun wieder
ihrerseits that, als läge ihr nichts ser
ner, als zu tapituliren
So standen die Sachen, als wir den
Solent Kanal westwärts danipsten
und bei Sonnenuntergang die
»Needles«, jene nadelspitzen letzten
Felsausläuser der Jnsel Wight, haa· k«
bord Voraus in Sieht hatten. litten;
blitzte das Feuer des Leuchttdiirmeg der «
letzten dieser gewaltigen Felsspitzen
auf. Die Mehrzahl der PassagiereY
hatte sich zurückgezogem um Toilette’
siir das um halb Sieben begiiinende
Diuer zu machen. Ich, die dein Sonn .
tag zu Ehren nach deutscher Sitte schon
am Vormittag fesitiigliche tileiduiigs
aiigethan hatte. saß iui Anschaueii deHE
unvergleichlich schönen Sonnenunter l
ganges versunken aus einer der letzten
Baute des zPronienadendecks und dachte
eben dariilser nach, ob der vom Westen «
andringende Seegaiig iiber Nacht wohl «
so start werden timiite, daß ich einige
Vorkehrungen ioeaen der siir iniril dann
unausbleiblichen ( Zeetrantheit zu tief-J
ten ycwe — Denn »Die atra-instit puuc.
mich in solchen Fällen jedesmal, irotzi
der Anzahl Jahre, in denen mein Heim i
ein prächtigeg Segelschiss war.
Allmählich nahm ich während des!
Sinnens nnd Denlens wahr, daf-, ini
meiner Nähe gesliistert wurde, aus ei
ner nnt-e«.«en Bank, die allerseits der;
meinen untet dem Sonnensecsel stand»
also mir unsichtbar war. Ein halb-;
lautes, doch leidenschaftliches Gespräch. ;
geführt von Stimmen, die mir nur zu.
gut bekannt waren. Jch konnte nei
nen unfreiwilliaen Lauscherposien axer
nicht Verlasiem wollte ich nicht, das-, Dies
beiden sich entdeckt sehen und lotniio i
mittiet fühlen sollten. i
»Sie werden mir folgen, wenn ich?
saaen Ihnen, daß ich lieben Sie mehr
als mein Leben, als mein Geld, alg
mein ganzes Sein und Haben!«
Das war Mr. Tbornex er sprach
deutsch- weil sein Deutsch die Fionver
sation doch glatter geben liess« als das
Englisch seiner Partnerim
ind nun eine Mädchenstimmet »Ab!
Wie soll ich Jhnen glauben! Wachen
doch alle Männer armen Mädchen ec
was weiß. -—— Gentletnen iilt pook
Girls onln -- sagt man nicht so bei
Ihnen in Englands-« «
Da lani es grollend aus der Brust
des Mannes hervor: »Fort-ern Sie
Beweis, daß ich liebe Sie, und nichts
wird sein zu schwer sür mich —- ich
bin englisb Gentleman in Wahrheit!«
Welcher Diitnon mußte das junge
Mädchen gepackt haben! Jch hörte sie
entspringen, an die Nailing (die höchste
Kante des SchiffsmandunO eilen und
anseusene Waben Sie den Muth, als
sen-cis dort hinein in die eindringen
den Wogen zu springen? Halt, besin
nen sie Eeestt Es ist bon hier oben
MI. wie taxire, mindestens 50 Fuß
- fund ehe ich noch hochfpringen und
dem frevelhaften Spiel mit Menschen«
leben ein Ende machen konnte, hörte ich
ein kurze-s: »Für Miß Betthokde
springe ich auch wohl 100 Fuß!« « --
Dann ein Geräusch, ein unterdrückter
Aufschrei aus Frauenmund, aber zu
gleich auch der nekvenerjchütternde
Ruf des Wachtmanntg von der Back:
»Maan über Bordl"«
Jch hatte ihn während achtjährigex
Seefahrten oft genug vernommen.
doch niemals jagte er mir solches
Grauen ein, als hier, wo ein leichtßns
niges Wort einen tüchtigen, braven,
nun aber sinnlos verliebt gemachten
Mann in den Tod schickte! Jn der
nächsten Setunde lag mir Fräulein
Beriholde in Weinträrnpfen irn Arm.
Offen gestanden —— ich legte sie etwas
unsanft auf die Bant nieder und klin
gelte die ,Stewards.
Inzwischen war natürlich längst
das Kommando ertönt: »Rettungshoot
Nummer 7 dahl mit Mannschaft!«
Herrgott, welch ein Fortschritt irr-;
das mit diesem Zuwasserlasien dec
Bootes gegen die Meint-der ani unse
ren früheren Zegelschiffenk Nach mei
ner Uhr mai-en ec- genan 40 Zetunden
— Selnndeik also noch nicht eine Mi
unt-: da sprangen voni Hanpidect
schon einige Mann in das ans den im
mer inehr anwachsenden Wellen aus-:
nnd abtanzende Boot! Mittels starker
Stangen ward es vor dein Zerschellen
an der eisernen Schiffs-wand bewahrt,1
und dann --- die Maschine hatte ge
stoppt und pnstete hohl wie ein Schnell
läufer nach vollbrachtet Leistung —
gewann das Schisssboot unter tröstl
gen Ruderschlägen immer mehr freies
Wasser.
War bis dahin die Aufmertsamleit
aller zusammengelaufenen Passagiere
hauptsächlich auf das Flottwerden des
Bootes geri tet lwodei es an Lobsvriik
chesi fiis d" deutsche Mariae nicht
sehlte), so wandten sich jetzt, nachdem
das Boot freie, wenn auch des See
gangs wegen schwere Fahrt hatte, aller
Augen aus den Verungliicltem wer es
war, der »iiber Bord gefallen«, hatte
ich selber halb unbewußt dem ersten
Schiffsossizier gleich anfangs Fuge
rufen. Alle möglichen nnd unmögli
chen Augcngläser und Perspettive wur
den in höchster Eile lierdeigeholtx nsan
schrie durcheinander. jeder wollte den
Kopf des llnaliicklichen sehen oder ad
seit-en bat-en, zeigte mit der Hand bald
hier- bald dorthin, nur die Schiff-Hist
satznng blieb völlig gelassen nnd
schweigsani trotz angespannter Auf
mertsanrteit — Als ich unseren ersten
Offizien der die Rettungstsewegunaen
leitete, niit der Frone kann »Was inei
nen -'Zie?« erhielt id« dEe halblaut geae
der-e islntwortr »Das ist ein strantn er
Sitaris-krank Wenn seine Kräfte rei
site-in triegen irir ihn binnen!«
lind wir kriegten ihn binnen!
Freilich war’s gerade noch tnavd dort
,,«J·7i’attt;a·i am lett:en«: alter unsere
wacker-en Jungen hatten ihn nach has
tein stumpfe mit lLTEOgen nnd Wind
schlieleich doch noch ansgesischt
Bei dem lehr verwuteten Eimer sein
ten einige Personen Eo Mr. Indem-,
dann unser braver Extiifsedoltor nnd
auch Fräulein Bertljolde v. M.
Ganz spät, als die Beleu.,:,tnin1
schon auf »halb« gestellt war, traf ich
das Fräulein ans dem Gange ztrisrircn
den Radinen Dort siel sie mir mn
den Hals und srhl s ! Zier »Es-is er niir se
verzeihen kam » « Hi ilngliickseliae was
hab' ich gethan! Oh, hätte ich geahnt, s
daß er mein wahnwitziges Verlanaenk
aussiihren würde!« —- Sie war wie
umgewandelt, ihr kapriziöses Wesenl
wie verwehtl
Dem unruhiaen Abend folgte auch
eine unruhige Nacht theils weil meines
Kabinengenossin schwer zu beruhigenl
war-, theils des schweren Seeganaegi
wegen. Als ich mich am anderen Mit i
tage, etwas von der leidigen Seekrant
heit angekränkelt, zum Lunch ausrasste,
begrüßte mich Mr. Thorne an der
Thür des Speisesaals, glücksteahlend
an seinem Arm Fräulein Beriholde, die
schon am sriihen Morgen unsere Ka
bine verlassen hatte. Aus sie deutete
Mr. Thorne, als er sagte: ,,Mrs. Vieh
ler, hiermit ich mache Jhnen bekannt
meine sehr geliebte Braut!«
Jch gratulirte, fügte indeß hinzu
»Ahet Me. Thorac, wie konnten Sie
esiern Abend diesen großartigen Un
sinn begeheni«
Wiesen« ,,«Wischer mochte ich ihm
doch n cht ers aeen. Doch welche Ant
wort erhieltch
»Ah, Madame, ich bin Sportsmam
kann schwimmen sechs Stunden und
länger. Habe Inir gestern einen Preis
(
p
erschwornmen wie noch lein Prdfessio
inel- und kein Genileman- Schwim
s met Hat thun können!«
F Am Abend bekamen es auch die bra
ven Burschen, die den Engländer auf
arfischt hatten zu verspüren, daß es im
Bereich der ersten Kajiite eine Verlo
Ibung gab, und Mr. Thorne ließ es
« nicht bei der Spendirung einiger Achtel
»Bi« bewenden, sondern griff tief gei
jnug in die Tasche, um die Leute aus
lange Zeit daran zu erinnern, daß der
Ruf »Mann über Bord!« auch einmal
Glück im Gefolqe haben kann. Meist
Eist freilich, wie ich leider aus Erfah
rung weiß, das Gegentheil der Fall,
und es herrscht tiefer Ernst, wenn nicht
ibittere Betrübniß fiir lange Zeit an
Bord, nachdem dieier fürchterlich ilin
! gende Ruf gehört wurde.
.
i Das Kolninlasteiu
Es greift in dir-französischen Haupt
ftndt immer mehr um fich.
Ueber die ,,Kotainomanie«, die jetzt
in Paris nnd besonders auf Mont
k martre noch mehr als das Oviuinrau
schen um fich greift, berichtete letztbin
kder Jrrenarzt Dr. Marcel Briand
folgendes-: Die Kreise, in denen die
Kotainomanie wie eine Epidemie um
xfich greift, sind fehr selten. Es han
delt sich dabei hauptsächlich um Mode
iäfserei Die Mode spielt eine große
Rolle auf Montmartre, wo jeder, wie
in einer kleinen Provinzstadi. sich um
das bekümmert, was fein Nachbar tut
Iund treibt. Es erscheinen dort soaar
itleine Klatschblätter, in denen alles
Mögliche über die im Mittelpunkte des
Interesses stehenden Personen, der
»Butte" berichtet wird. Häufig fin
det man in diesen Mitteilungen wie:
FräuleinJeaune ift grausam imStiche
gelassen worden und tröstet sich in
ihrem Grame mit Rotain oder wie
man auf Montmartre sagt, mit
ssCoeoR
! Natürlich wird mit dem Gifte ein
.umfangreicher Handel getrieben, den
»die Polizei überwncht, ohne ihn besei
tigen zu tönnen. Man verschafft sich
Kokain mit Rezepten, die bei mehreren
Apotbelern der Stadt vorgelegt I»
den, oder man wendet sich a- .«el-1
hafte Droaendändler, die das Gift
ohne jede Biiraschaft verlaufen LEH
find übrigens nicht die Konsumenten
selbst, die sich mit diesen Verlmndtuns
gen befassen, sondern vaifchenkriiaer,
wie die otmskspnrs der klieittiziraitts,
oder die Aufseher-innen der Bediirss
nisanftaltem die das tttist sehr tener
weiter verlaufen. In der Nacht steigt
der Preis oft auf 40 Franck« fiir d.-.-:—
Gramm. dac- ontei oft noch acfiiliiht
Tit. Es ain Orte, in denen man sich
fast stets in der Nacht das Gift in der
aebeininisvollsten Welie verschaffen
kann. Man wirft einen Stein in »in
aeivisfes Fenster, dnsz erleuchtet ist ist«
auf diefes Zeichen geöffnet wird. »in
kleiner Korb wird an einem Bindsa
den herabgelassen Man lett eTike Je
wisse Summe hinein, der Korb sxeiit
in die Höhe und bringt dann die
..Ware« bernln
Die Gefgilicliilsteit des-.- Ftotnino Te
steht in seiner leirtnen Beswsiisncteit
und vor allem darin, oafi Juni Tfrlfsli
nen dieses Lasters keine beim-neer
Räume und keine grösseren Vortserei
tungen, wie beispielsweise siir Lpiu zi
rauchen, Morptsincinspriiznngen n. s.
w. erforderlich sind. Die Stokaino
manen sind meistens leicht ertenntlicti.
Die Gewohnheit des TZchnupsenZ lässt
sie geräuschvoll duriti die Nase atmen
Dann sind sie ineist von nerooseni jstst
tern ergriffen nnd physischen Reinen
gen sehr zugänglich so daß sie sich
gewöhnlich kratzen. Jin weiteren Fort
gange stellen sich dann Halnzinationen
ein, man glaubt Gespenster zu sehen
und beleidigende Stimmen zu hören.
Daraus erllären sich die häufige-n
Streitigteiten, die meistens ans der
Polizeiwache enden. Die Kolainoma
nen haben auch noch eine andere ne
fährliche Manie, sie lieben nämlich die
Schnelligkeit. Deshalb mieten sie
Auios, um längere, wahntvitzig
schnelle Aussliige zu machen, siir die
dann schließlich gewöhnlich das Geld
zur Bezahlung fehlt. Das Ende ist
natürlich das Jrrenhaus. Das
Schnuper von Kolain führt außer
dem schließlich eine Verkaltung der
Nasenblutgefäße herbei, so daß die
Nasentoand im Laufe der Zeit durch
löchert wied. Die Bekämpfung der
Kotainomanie, meint Dr. Briand,
stößt auf große Schwierigkeiten
-— Um eine seine Tanne in machen sind
seine Federn erforderlich
Monopolr.
osme m set ganzen Hand-wwle vor
handene Erscheinung-.
Gelegentlich des im Deutschen Rei
che angeregten Planes der »Verstaat
lichung« des Petroleurnz stellt ein
dortiger Fachmann Betrachtungen
über «Monopole in aller Welt« an.
Wie man sich nun auch, so führt er
aus« zu dem Projekt und zu der Art,
wie seine Ausführung gedacht ist,
stelle, etwas Unerhörtes ist bekanntlich
ein Staatsmonopol und leider auch
ein Prioatmonopol nicht. Italien
und Frankreich haben ein Tobak
und ein ZündhdlzchenmonopoL Oe
sterreich die t. u. t. Tabatsregie,
Rußland verdankt einen beträchtlichen
Teil seiner Staatseinnahmen dem
Branntweinmonopol und Brasilien
lontrolliert den Kaffeehandel Dane
nrark hat den grönländischen Handel
in Eisbären- und Seehundsfellem so
wie in Eideroogetbälgen mnopolisiert
und macht gute Geschäfte darin, und
in Rußland haben durch staatliche
Verleihung die großen Findel- und
Waisenhäuser in Mostcu allein das
Recht, Spieltarten zu vertrieben.
England hatte unter den Stuartg ein
Seifenmonopol, andere Staaten, wie
Frankreich, ein SalzmonopoL und in
Preußen war unter Friedrich dem
Großen die Kasseebrennerei verstarrt
licht. Daß wir eine Art Kaltmono
pol haben, ist bekannt, weniger dage
gen, daß Montenegro ein Monopol
für Ansichtöpostarten hat und daß
seine Post nur staatliche szlnsichtgarten
befördert. Persien hat den Darm
handel oerstaatlicht.
Das Land der Prioatmonopole ist
Amerika. Jn den Vereinigten Staa
ten haben gewisse Trusts bestimmte
Artikel ganz in der Hand. Betro
leum, Zucker, Kupfer, Tobak werden
oon ihnen ,,tonirolliert« und die
Fleischversorgung ist ganz von den
tpixe uix, den großen Packerfiriuen,f
abhängig. Aber es gibt noch viele
Privatmouopole, die ihren Inhabern
hohe Renten abwerfen. Daß seiner
zeit derBifchof voll Catania allein das
Recht hatte, crit- und Schnee von den
Bergen sammeln und in Messan und
anderen sizilischen Stadien vertauer
zu lassen, ist vergessen und war welt
wirtschaftlich ebensowenig Von Be
lang, wie das noch heute bestehende
Privileg der Familie Bresca in Sau
Remo, allein die Palmen zu kirchli
chen Zwecten nach Rom liefern zu dür
sen Das Bernsteiutuono ol der wir:
um Stantien Vetter ist ganz eilte
gauZen und »de ficto« ebenso preusi
scheit- Staatssmonopol geworden, wie
J »d-: jun-« der litoldhaudel in :ti’uf;
laud ist. Izu Deutschland lieat der
Hauf-et tzskst Wald usrv in Psess Sau
den its-: Hausei- «k."«»1ks-sl:ss:-t):s, »Das
rirsd die Jtioilifiiitlz «s:1 Ex,:«s«-i,.ns-.i««i:l
iu «J»sltc.«ki·:tir:· nunuixiuksksrrt
IT Grat·sl)k!liskidel wird DIn d.iu
Fiiriten Von Z siks -r sent-eri- l·—.le.«is:—i-t,
wr eis on askxiieiftlirtier lsieiucinxntnit
Furijnnikk uiit feinen Ziandessxiennsien
Jsiirstenlsera und Donners-knarrt nuf
ticstitkt T-! inzxxk Hin-.- sLI».1,Ti-i«ii. Firma
tsat so iieiniietr den Biiiisspiuciiiljnndel
in Händen; esJ hat ihr nicht wenig
Milbe acuiactn ncit den kleinen Leu
ten auf den Liparisirien Inseln, wo
der Biuisixein hauptsächlich gewonnen
wird, icrtia zu iijerden und sie unter
einen Hut zu brinaen Von dem
zu Polarisationssappcraten leuntjs
ten Doptieltaltsvat hat eine Gesell-:
scliaft ein sicheres-J MonopoL da er al
lein in einer auf Island beiiiidlics.;3u,
ihr gehörigen Mine gefunden wird,
etwa, wie der beste Littioiiraphieftein
nur bei Solnliosen vorkommt.
Eine deutsche Firma in Rairo ver:
fügt über zwei Drittel des in den
Weltvertebr kommenden Gunnni aka
bicntn, und atifisxrddeni crlzätt sie allein
die Felle von den Ziegen und Zehn
sen, die von den Meltapilaern unter
weas geschlachtet werden. Es sind
immerhin 50s)- bis 600,U0» EtiieL
Jn neuester Zeit vetiucht ein New
Yorler Haus, das gesamte Insekten
Pulvergeschäst an sich zu reißen. Da
Montenegro das Hauptproduktions
land für diesen Artikel ist, so hat es
in Podgoritza eine Einkaussfiliale er
richtet, die heranholt, was nur zu
haben ist.
Jnteressant wäre es auch einmal,
zu untersuchen, in welchen Artikeln
gewisse Produktionsgebiete kontin
renzlos oder doch nahezu ohne Wett
bewerb dastehen. Dazu gehörten et
wa Kaviar und Juchten für Rußland,
Corinthen für Griechenland, Hasel
ytisse für die Türkei. Es, würde sich
dann zeigen, wie selbst ein unscheiitk
bares Produkt dadurch von großer
volkswirtschaftlicher Bedeutung wet
den kann.
Die Stadt der Witwen.
Charlottenburg kann man die
Stadt der Frauen nennen, da dort
das schöne Geschlecht in überwiegender
Mehrheit vertreten ist. Noch zutref
fender wäre es vielleicht, wenn man
diese Stadt die Stadt der Witwen
heißen würde, denn die Zahl der ver
witweten und geschiedenen Fr—- .:«1 ist
außerordentlich groß. Nach «er
Voltszählung von 1910 betrug i-:s
Mehr an Frauen gegenüber den Mäsk
nern in Charlottenburg 29,240. Von
diesen waren 14,543 Witwen und
1481 geschieden, während die Zahl
der Witwer nur 2858 und die der ge
schiedenen Männer gar nur 593 be
trug. Die meisten rieschiedenen Frauen
stehen im Alter von 80 bis 35 Jah
ren, während die Mehrzahl der ge
schiedenen Männer bedeutend älter,
nämlich 50 bis 60 Jahre alt ist.
Die größte Zahl der Frauen kommt
von Berlin zugezogen,-im Jahre 1911
waren es nicht weniger als 19,808,
während der männliche Zuwachs aus
Berlin im selben Jahre 15,524 be
trug. Die Ehescheidungen in Char
lottenburg selbst betragen nach dem
statistischen Jahrbuch der Stadt
Charlottenburg dessen erster Jahr
gang 1912 soeben vom statistischen
Amt der Stadt herausgegeben wird,
im vorigen Jahre 5.80 Prozent der
neu geschlossenen Ehen. Für schuldig
befunden wurden in 115 Fällen der
Mann, in 41 Fällen die Frau und in
19 Fällen beide Teile. Die meisten
Ehescheidungen fanden nach fünf- bis
zehnjähriger Ehedauer statt, während
die Eheleute nach mehr als fünfzehn
jährigem Zusammenleben bei weitern
nicht mehr so häufig sich scheiden lie
ßen wie nach kürzerer lkkchedauer.
Verfehlt.
«-., - - its-»
Ein Vliblet ließ im Hotel seinen
Erkirm stinken nnd leqte einen Zettel
Z----s!-, mif dem stund: Dieser Schirm
nenisri einem Mann, der mit einer
kand Zwei Pentner heut. Er kommt
in W ältiinnien wieder!
Pilg- er zidiriieitunn nmr der Schirm
V—rl-.«-i:mnden; dnfiir lnn ein Zettel
di auf de si ftnids . Diesen Schirm
nahm ein Manti, der in einer Stunde
drei Meilen zitriicklegt Er kommt
nicht wieder!
——-.
— Der nlte Posten. Zwei
Freunde treffen nach ein paar Jah
ren wieder einmal zusammen. »Na.
fiir wen arbeitest Du jetzt?« erlundigt
sich der eine. »Jmmer noch für die
selben Leute, « sagte der andere: »mei
ne Frau nnd die fiinf Kinder!«
A - — --»
Neu trat-Flier
r-—..-—... .,-.,....-----·-.. ·«-—.
— Hallo. Herr Rechtsanwalt, wo
hin so eilig?
— Möbel kaufen!
—- Was für Möbel?
—- Den Sessel für den-Künsten!