Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 10, 1913, Zweiter Theil, Image 10

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    gelten-V
sen I- II. Geer-.
Us. Fortsetzung und Schluß-)
Vienuddreifkigftes Kapitel.
Bernhard.
«So träumte mir. Oder war es
vielleicht tein Traum —- hatte ich die
Stimmen wirklich gehört, die drau
ßen an der Hüttenwand geheimnis
voll iliiftertenit Die Toren! Sie
fürchteten jedes lauschende Ohr und
dachten doch nicht an die Spalten und
Risse der roh zufammengefiigten
Bretter. Sie sprachen Von großen
Schätzen Goldes, die sie auf dein
Wege durch die Schlucht in einer
Höhle entdeckt hatten, aber ich achtete
in jener Stunde wenig auf ihre
Worte; ich horchte nur auf die regel
mäßigen Atemziige meines kleinen
Sohnes, der, um mich zu erwärmen,
am Fußende meines Lagers einge
schlummert war, und bald umfing
der Traum mich wieder.
»Plötzlich schreckte ich empor. Laute.
zornige Worte klangen durch den
Hüttenraum und dazwischen ein lliigs
licher Schrei aus Bernhard§ Munde.
»Noch tags zuvor hatte ich mich
kaum riihren können auf dem Lager,
jetzt sprang ich in die Höhe und fah.
wie jene beiden Wüteriche um ein
Stück Brot rangen, das der Hand:
des Knaben entfallen war. Sie hat
ten ihn überrascht, als er es aus«
dem Versteck im Winkel aufgrub. Dem i
Verhungern nahe, aber wahnsinnigj
vor Angst um ihr Leben, dem der:
gefundene Schatz goldenen Glanz;
verlieh, hatten sie sich auf ihn gesi
worfen nndvv ihn zu Boden geschlagen. !
- »Er hat es gestohlei.!'« brüllte der-I
eine, »den gemeinsamen Vorrat oan
er beraubt « treischte der andere.i
Aber die zitternde Kinderstimme tön
te schwach dazwischen: »Nein, ichs
habe es siir meinen Vater artige-i
spart. Es ist mein Brot; ich habet
es nicht gegessen!«
«Großer Gott — es waren seine;
letzten Worte. Die Bösewichte hat-z
ten den Knaben umgebracht. Wenige!
Minuten später starb er vor meinen
Augen. Umsonst warf ich mich über
den zarten. tieinen Körper und schrie
zum Himmel. mir das geliebte Leben
zu lassen. Er war tot, seine sreund
lichen Augen auf immer erloschen.
Jch mußte sie ihm zudriikien — jene
Elenden sahen es und töteten sich
nicht aus der Stelle aus Entfehen
vor ihrer Untat, die solchen grenzenit
losen Jammer iiber mich gebracht7
hattb (
»Zwei Stunden später tam der
Entsatz: alle erhielten Brot zu essen«
soviel sie begehrten. Jch aber saß»
Tag und Nacht neben meinem er«
schlagenen Liebling und verlangte
nach keiner Speise Jch wartete mit
Ungeduld, daß den Mördern ihre
Strafe würde.
»Ich versammelte das ganze Lager
um den Leichnam meines Sohnes —
mit der Schar. die uns Hilse ge
bracht hatte, waren es dreiundzwan
zig Männer —- und verlangte, daß
man Gericht halten und den Misse
tätern ihr Urteil sprechen solle. Zwar
war kein Richter zugegen, aber zwölf
ehrenhaste Männer wurden erwählt;
ich trug meine Klage vor und der
Spruch lautete: die Mörder hätten
den Tod verdient. So wollte es
das Gesetz im Lager, das jeder Ge
richtshof anerkannte, sonst wären
Leben und Besiy völlig schutzlos ge
wesen, und Mord und Todschlag an
der Tagesordnung
»Die Männer vernahmen ihr Ue
teil in hoffnungslosem Schweigen, sie
wußten, es geschah ihnen nur nach
Verdienst. Man lieferte sie mir anz, »
denn es war beschlossen, daß sie sich’
mit eigener hand den Tod geben
sollten, und mir ward ausgetragen,«
Zeuge zu sein bei diesem Akt der
Wiedervergeltung.
»Mit einbrechender Nacht begaben
tvir uns an einen einsamen Ort, wo
die letzte Scene des Trauerspiel-s vor
sich gehen sollte. Als wir den Pfad
betraten, der in die Schlucht führte,
wo ihr Goldfchatz verborgen lag, er
wachte ihr Wunfch zu leben noch ein
mal mit voller Stärke. »Gewiihre
uns eine Frist, Deering,« flehten lie.
»wir haben große Reichtümer entdeckt
in einer Felsenhöhle, und wollen den
Fund mit dir teilen.«
»Ich kenne den Ort,« lautete mei
ne ruhige Antwort, »und nicht fiir
alles Gon der Welt lasse ich die
Mörder meines Sohnes ihrer Strafe
eutrinnen.«
»Aber während ich fo sprach, fühlte
ich den giftigen Stachel im Herzen,
der sich immer tiefer und schmerzli
z eingrub. Jch fragte mich, wel
ctfa . fiir meinen ledenslangen
Verlust m r denn der Tod diefer
Männer bieten kiinnr. Sie wurden
r ch aller Qual entrückt, allem Man
g and Gent-, mit dem wie ringen
m W anstim- Um vielleicht
endiich doch zu erliegen. War denn
ihr Tod Uberhmept eine Strafe und
M sieh-seit eine Wohltat, eine Er
stkss von furchtbaren Leidens
szsp p ichde Sag unt-ishr
. Wen sit-, ein-I
sie friedlich, wie er, unter der Schnee
decke im Grabe ruhen.
»Der Gedanke schien mir uner
träglich. Jn öder Leere lag das Le
ben vor mir. Jch wollte ihm einen
Jnhalt geben, wollte Sorge tragen.
daß die beiden grausamen Menschen,
die mein unschuldiges Kind getötet
hatten, auch einer wirllich gerechten
Strafe verfielen. Sie liebten das
Gold; der eine, weil es ihm Ehre
und Ansehen versprach, der andere,
iweil ed ihm Genuß und Behagen bot.
ISie sollten ihren Willen haben. Be
fsig und Einfluß erwerben. sich an
Iihren Kindern erfreuen. Aber gerade
aus dem Gipfel des Glückes, wenn
ihnen das Dasein am töstlichsten er
schien, wollte ich ihnen den Freuden
becher von den Lippen reißen und sie
die Bitterkeit der Verzweiflung
schmecken lassen, die auch mein Leben
vergällt hatte.
»Bei-or wir noch den Richtplatz er
reichten, hatte ich alles wohl über
legt und mein Entschluß stand sest.
Jch begann zuerst einen Holzstoß Zu
bauen und Feuer anzuziindcm Sie
sahen mich verwundert gu. wagten
jedoch keine Frage zu stellen, bis ich
selbst das Schweigen brach.
»Als die Flamme vratselnd ern
vorschlug, trat ich vor die Männer
hin. »Der Aufschub. um den ihr
mich gebeten habt. soll euch werden.«
sagte ich mit sester Stimme, .doch
nur, wenn ihr mir den Schwur lei
stet. welchen ich euch vorschreibe. Ihr
müsset feierlich bekennen, daß ibt
den Tod verdient habt. und geloben.
die Strafe an euch selbst zu vollzie
hen, sobald der bestimmte Tag er
scheint u. ich euch aussordere. eures Ei
des zu gedenken. Tut ihr dies. io
arwähre ich euch eine Frist von 12
Jahren weniger 4 Monaten —- so
alt war mein kleiner Knabe!
»Sie starrten mich an, als sei
ihnen in dunkler Nacht plötzlich ein
blendendes Licht ausgegangen, sie
schwankten wie Trunkene und ver
mochten sich kaum zu fassen.
»Zwölf Jahrel· schrie der Mann,
der hier vor uns steht. »das isi Zeit
genug, um fein Leben zu genießen,
wenn man Gold in Fülle besißt!«
.White hatt sich hoch aufgerichtet:
»Hahe ich recht verstanden. Deeringi
Zwölf Jahre lang soll das Urteil,
das heute über uns gesprochen ward,
unvollzogen bleiben und an einetn
festgeseßten Tage sollen wir uns mit
eigener Hand töten?«
»Ja, ich schenke euch ein Jahr für
jedes Jahr von meines Sohnes Le
ben. Nehmt ihr es an?«
,.,Ja, ja — das tun wir,« erwi
derten beide wie aus einem Munde.
,So hört den Eid!« Ich sprach
ihnen die Worte vor und sie schwo
ren beide mit erhobener Hand, im
Angesicht der ewigen Sterne.
»White war der erste: »Ich, Sa
muel White,« sagte er, »gelobe. am
13. Juli 1863, gerade 12 Jahre
weniger vier Monate, vom heutigen
Tage angerechnet, Robert Deering an
einem von ihm zu bestimmenden Ort
zu treffen und daselbst mit eigener
band an mir das Todesurteil zu
vollziehen, das heute verdientermaßen
über mich ausgesprochen worden ist.«
»Als auch der andere Mann den
selben Schwur geleistet hatte, ließ ich
mir ihre Pistolen aushändigen und
schoß sie in die Lust, daß der Klang
in den Bergen wiederhallte. Dann
hielt ich die beiden Waffen mit der
Mündung ins Feuer und als diese
rotglühend geworden war, reichte ich
die Pistolen ihren Eigentümern und
sagte:
»Zum Beweis-, daß Jhr Mut ge
nug befißt, den Schwur zu erfüllen,
nehmt dies glühende Eisen und
tsrennt damit ein Kreuz in eure linke
Hand als Zeichen künftiger Vergel
tung."
»Sie wichen fchaudernd zurück,
aber ich war taub gegen ihre Bitten
und Widerreden. Nach lurzem Sträu
ben gehorchten sie dem Gebot und
drückten als Siegel ihres Gelöbnisses
das glühende Metall auf ihre zucken
de Hand. —- Meine Gefährten hatten
die Schüsse in den Bergen gehört
und sahen uns mit Verwunderung
alle drei lebendig weidertehren. Doch
pflichteten sie mir bei, daß wir in
dieser Zeit der Not die hilfe von
zwei starken, gefunden Männern nur
fchwer entbehren könnten und willig
ten ein, sie wieder in ihren Kreis auf
zunehmen.
»Die beiden Uebeltäter blieben von
der Krankheit verschont, während
nach und nach die redlichen, wackern
; Gefährten einer nach dem andern der
ISeuche zum Opfer fielen, bis wir
Hdrei die legten Ueberlehenden waren.
jJch fürchtete keinen Augenblick, auch
« jene erliegen zu sehen, denn die ewige
IGerechtigkeitjder ich vertraute, konn
fte nicht dulden, daß die Buße unbe
Izahlt bliebe, welche ich den beiden
sMännern auferlegt hatte. Das wußte
»ich damals fo gut wie fett. Es hat
Ilange gedauert, viel länger, als ich
erwartete, bis der Tag der Vergel
Htung lam. , ,
j ,Samue White hat die Schuld
igebitßh get de als ser auf der Höhe
Ifeines Ruhmes und Glückes stand,
Einen foll auch diefer Mann hier, trog
kalter feiner hinterlift, nach Z Jah
ren voll Seele-tagng feine Strafe er
säan ·
—
Iiinfirnddreifkisstes Kapitel.
Von der Rache ereil t.
Deering hatte seinen Bericht sgeens
det und kein Laut unterbrach das
tiefe Schweigen, bis sich der Oberst
wieder feinem unglücklichen Opfer
zuwandte: .Soll ich Jhrer Tochter
den haftbefehl vorzeigen. den ich mir
in San Francisco ais-stellen ließi«
fragte er in drohendem Ton. »Ich
war dort Bezirksmann und habe das
Recht. Sie auf der Stelle festzunehs
men.«
Thomas Dalton sah Marhs angst
voll gefaltete Hände, ihre bleiche
Miene. Die schreckliche Erzählung
hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Von Qualen gefaltert und bis zum
Wahnsinn getrieben, stürzte er mit
einem Sprung nach der sausenden
Maschine hin. »Nein, nein, diese
Schmach foll ihr erspart bleiben,«
rief er. Einen letzten stehenden Blick
gegen den Himmel werfend, erfaßte er
mit beiden händen die Messing
knöpfe.
»Vater, mein Vater, er stirbt!«
schrie Mary und wollte zu ihm eilen.
aber Deering, der ietzt wußte, was
die Maschine zu bedeuten hatte, hielt
sie mit eisernem Griff zurück, wäh
rend sein - Blick triumphierend auf
dem zuckenden Körper seines Fein
des ruhte.
Bei Mart-s Angftruf roar auch
Stanhope aus seiner Erstarrung er
wacht, in welche des Oberfien Ent
hüllungen ihn versth hatten. Rasch
näherte er sich Dalton und sah, daß
in dessen afchfahlern Gesicht nur tief
ster Seele«rschrnerz, aber keine Todes
qual geschrieben stand.
«Alles vergebens,« stöhnte der alte
Mann, »die Wirkung ist zu schwach.«
Ueberroältigt von Scham und ge
täuschter Erwartung wankte er rück
warts und wäre kraftlos zusammen
gesunten, hätte ihn nicht Stanhope
smit starkem Arm gehalten.
s Der Oberst hatte Marns band
jlosgelassen und trat mit höhnischem
s Lachen näher: »Ich wußte ja, daß es
snur ein mäßiges Spielireri war,«
»rief er verächtlich und legte beide
hände auf He Metalltnöpfr.
Jn dem Augenblick zuckte ein
Blitz, ein furchtbarer Donnerschlag
trachte hernieder, der, die Wirkung
der Maschine verstörtend den gewal
tigen Mann zu Boden schmettern
daß er starr und leblos zu ihren
Füßen lag·
i Es dauerte mehrere Minuten, bei
lvor die anderen, von der Erschiittes
I rung gleichfalls betäubt, sich tlar zum
Bewußtsein brachten, was geschehen
war.
Stanhope faßte sich zuerst; rasch
kbeugte er sich zu dem Taten und
zog aus dessen Brusttasche ein altes,
vergilbtes Papier hervor, das er ha
stig überflog. Ein Schrei der Ueber
sraschung entsuhr ihm, und zu dem
salten Manne gewandt, der um die
lohntnächtige Mary bemüht war, rief
! er:
»Heißen Sie Dalton oder Yelveri
ton? Dieser Hastbefehl lautet« auf
Stefan Yelverton, aber er hat Sie
doch Dalton genannt!«
Der Alte sah ihn mit wirrern
Blicke an.
»Wenn Sie Yelverton sind und
Jhre Tochter Nathalie,« fuhr Stan
hope mit neubelebter Oeffnung fort,
»dann kann noch alles, alles gut wer
den.«
»Seit ihrem dritten Jahre hein
sie Mary« murmelte der unglückliche
Vater, aber ihr eigentlicher Name ist
Rathalie —- Nathalie Yelverton.
White wußte es und auch Deering,
aber sonst niemand — nicht einmal
sie selbst.«
Sechstaddreißigstes Kapitel.
S ch l u ß.
Wochen vergingen, bevor Mary und
ihr schwergepriister Vater die Folgen
jener furchtbaren Stunden auch nur
einigermaßen überwanden. Stan
hope hatte beide sosort in das Whi
tesche Haus mitgenommen und Flora
erwies sich ihnen als treue Pslegerin.
Groß war ihre Freude, sobald sie
sah, daß sich Marys bleiche Wangen
allmählich wieder särbten und in des
Alten glanzlosen Augen das Licht
des Geistes von neuem zu leuchten
begann. Ueber die Ereignisse am
Marsham-Platz erfuhr die junge
Witwe aus Stanhopes Munde genug,
um ihre innigste Teilnahme zu er
wecken; nur die wahre Ursache von
seines Vaters unglücklichen Ende ver
schwieg er schonend.
Jn tiefer Rührung gedachte er
selbst aber des Mannes, der in dem
surchtbarsten Augenblick seines Lebens
dem Tode mutig ins Antlig gebliat
und ohne Zögern die Schuld bezahlt
tte siir die Missetat seiner Jugend.
it welcher Selbstbeherrsehung und
Gristesårbße tte sein Vater, die
eigene erzwe slung über sein gestör
tee Leben vergessend, alle Anordnun
gen etrossen, um den Zurückbleiben
den ebet unnötige Leid zu ersparen.
Ja der kurzen Frist, die ihm ver
gönnt war, hatte er mit klarem ku
higeni Sinn siir die Seinen gesorgt
und gedacht. Er hatte die geliebte
Braut noch zum Altar geführt, ihr
seinen Namen gegeben und ihre u
tunst gesichert Dei S hneb G iick
laubte er aber am be en zu sbes
, wenn er ihm eine Verbindung
mit der Tochter des Mannes anbe
fahl, dein das gleiche Verhältnis
drohte, wie ihm. Sie allein in der
ganzen Welt würde ihm niemals
einen Vorwurf machen tönnen wegen
seines Vaters Verbrechen.
Alle Rätsel die Stanhove so lan
ge gequält hatten, waren seht gelöst
Selbst der Umstand daß here White
sich in dem letzten Brief an seinen
Sohn so dunkel über das Mädchen
ausgedrückt hatte, welches er ihm zur
Gattin bestimmte, daß er sie Natha
lie Yelverton genannt und so ein
unglückliches Mißverständnis veran
laßt hatte, fand noch eine natürliche
Erklärung
Frau Delapaine. die alte Freun
din von Stanhopeö Mutter, kam ei
nes Tages, ihm ihre Glückwiinfche
zur Verlobung zu bringen. Sie äu
ßerte zugleich noch ihre besondere
Freude darüber, daß durch diese Hei
rat der letzte Wunsch erfüllt werde,
den sein verstorbener Vater auf Er-;
den gehegt habe. Auf Stanhopesl
verwunderte Frage woher fie das
wisse zog sie einen Brief hervor, denj
sie nach jenem Unglückztage erhaltenl
—- ez war der dritte, den here
White noch vor seinem Tode ge
schrieben hatte, — und legte ihn in
des jungen Mannes Hand. hier
stand es mit tlaren deutlichen Wor
ten, daß eine Verbindung seines
Sohnes mit Nathalie Yelverton —
die jetzt den Namen Marh Dalton
trage und bei ihrem Vater auf dem
Marcham-Platz wohne — Herrn
Whites dringendstes Verlangen geil
wesen war. Er bat die alte Freunsj
din feines Hauses, womöglich eine’
Bekanntschaft der jungen Leute zu
vermitteln. Ein Herzensbund zwrss
schen ihnen wäre ganz nach dem Sinn
von Stanhodes Mutter gewesen und
er selbst würde die Stunde fegnen,
in welcher fein Sohn diese Braut
heimführte.
»Als ich mich nach dem plötzlichen
Tode Jhreö Vaters anschickte, seinen
Willen zu tun, fand ich, daß die
Ereignisse mir zuvor gekommen wa
ren,« erklärte Frau Delavaine. »Als
Gefährtin der Frau Wbite hatte
Marh Dalton die befte Gelegenheit,
den ihr bestimmten Bräutigam kennen
zu lernen, und bald erfuhr ich auch,
daß sich ohne mein Zutun die her
zen gefunden batten.«
Stanhope drückte ihr stumm die
Hand, sie hatte ja nicht ahnen tön
nen, wie viel Leiden ihm erspart
worden wären. wenn er früher erfah
ren hätte, daß Nathalie Yelverton
niemand anders war, als seine ge
liebte Maro.
Der Hochzeitstag war da, die
Trauung vorüber.
Der Vater der Braut, Thomas
Dalton, wie er Iich auch ferner nann
te, hatte sich zwar geweigert, der
kirchlichen Feier beizuwohnen, aber
er erwartete jetzt die Neuvermöhlten
bei ihrer Rückkehr. Noch schwach von
der überstandenen Krankheit und
zitternd vor freudiger Erregung,
stand er mitten im Zimmer, um Ma
ry zu empfangen. Da trat sie ein,
umstrahlt von Jugend und Schön
heit, im vollen bräutlichen Schmuck,
an des Gatten Seite. Ein glückseli
ges Lächeln flog über des Alten
vergrämte Ziigr. »Oh« rief er, »die
sen Freudentag zu erleben, verdiene
ich nicht!«
Da fiihlte er sich von der Tochter
Arm liebevoll umschlungen und sie
fliifierte ihm leise zu:
»Ich habe dir noch etwas zu sa
gen, Vater. Mitten in der Trauung,
in dem Augenblick, als der Prediger
so feierlich fragte, ob irgend jemand
ein Hindernis wüßte« das unserer
ehelichen Verbindung entgegen stehen
könnte, ergriff mich eine törichte
Furcht. . Mir ward als würde sich
sogleich eine drohende Stimme, die
wir kennen, erbeben, um Ein
spruch zu tun. Noch zitterte ich bei
dem Gedanken, da erblickte ich plöhs
lich ein Engelsantlitz —- es kann
nur Bernhards Antlitz gewesen seini
—- daz sich lächelnd neigte, als segne
es unsern Ebebund.«
Der alte Mann schloß sie gerührt
in die Arme und eine Zeitlang
herrschte heilige Stille in dem Ge
mach.
Endk
— Begründete Annahme.
Gast, als ihm fein Zimmer gezeigt
wird: hier hat wohl der Trompeter
von Söllingen gewohnti
otelier: Wieso?
ft: Nun weil hier alles so häß
lich eingerichtet ist! I
—- Der Philosoph als
Autler. «Jhre neue Pneurnatil
scheint gut zu fein, here Professor?«
Professor der Philosophie: »Was
heißt gut? Einem Stein im Wege hält
Aufgeblafenheit nicht stand.«
—- Zatale Ira e. Vater
»Schiime Dich, Iranzeh o zu tilgen.
Wie ich so alt wie Du hab' i
stets nur die reine Wahrheit gesagtl
Mn el: »Dann hast Du denn mit
iiqen angefangen, Paras«
—- Sie wirft. herr: »Bitte,
einen Band file meine Frau aus der
Lei bihliothell« ,
nchhiindlert »Welches Art Let
tiire darf es sein, mein herrs«
Herr: »Das ist egal —- nur lein
zu dicker Band darf es fein —- meine
Frau ist nämlich manchmal etwas
nett-BIL·
I sie irr-mer«
Sitz-re von Richard Rief-.
Als der Bureausetretiir Herrnann
kheringsdots aus dem Amte lam, war
er nicht in der rosigsten Stimmung.
Er schrie seine rau an. weil im
Entree das Flur ster offen stand:
»Wir haben doch fett leinen Sommer
mehr«, — und als er mertte, das, im
Wohnzimmer alle Fenfter geschlossen
waren, da fuhr er auf: Raum at
men lann man in der Sticklust hieri«
ötte Frau Klara Heringsdors
ni t so ruhiges Blut und ein so
sanfteg Gemüt besessen, dann wäre
es sicher zu einer Familienszene ge
kommen. Sie ließ sich hie und da
ruhig etwas gefallen und reizte ihn
nicht durch Widerspruch Wußte sie
doch, daß ihr hermann der beste
Mensch von der Welt war, wenn er
sich, wie sie zu sagen pflegte, »aus
getobt«.
Auch heute ließ sie alles über iich
ergehen. schloß willig das Flurfeniter
und öffnete das des Wohnzimmers.
Dann brachte sie ihrem ManneSchlaf
rock und Pantoffeln und setzte sich ihm
Fig-mais. Nach einiger Zeit fragte
te:
»Na, was war heute im Amt los?'«
»Nichts war los!« .. was toll
denn los sein? Man lebt einen Tag
wie den andern . . .«
»Ich dachte blas . . . der neue As
sessor . . ."
»Ein verdammter Griinschnabel!«
fuhr Hermann auf. »Seltieren las
fen muß man sich als alter Mann
von so einem Kuck-in-die-Welt. Ruft
der mich hinein und sagt, ich ile
ein Fenster schließen. Ich sage: Jch
bin Setretiir, Herr Asfefsor, und nicht
Bureaudiener. Da tacht er unver
schämt auf und schließt selber das
Fenster.«
Frau Klara lächelte im Stillen.
Sie dachte an ihr Flutfenster.
» . und alles nur«, fluchte der
Herr Setretär, » . . . weil so ein
Mensch mehr Geld hat. Da muß
man sich alles bieten laffen.«
»Ja, ja, das leidige Geld!« klagte
Frau Klara leise, und ihr Mann
brummte seine Zustimmung.
»Wenn ich heute ein paar Tausen
der hätte, dann wüßte ich, was ich
täte . . . Dann würse ich den Leuten
den Krempel vor die Füße und tauf
te mir ein kleines Häuschen aus dem
Lande.«
«Ein eingeschriebener Brief, Va
terl« rief der Tertianer Fritz, indem
er aufgeregt in’s Zimmer trat.
hetmann legte den Löffel beiseite.
»Und ganz mit ausländischen Mar
len bettebt«.
herr Heringgdorf fpiirte ein gelin
des herzllopsem als er das Schrei
ben umständlich mit dem Löffelgriff
öffnete. »Nanu?" brummte er da
bei. Und dann las er. »Wer...
was...? Mutter, lies Du! Mit mei
nem Englisch ift es nicht mehr weit
her.«
Frau Klara übersetzte stockend:
Chicago, den 4.-l Februar 1910. »Vo:
zwei Monaten ist hier der Kauf
mann Friedrich August Heringsdorf
gestorben. Er hat ein Vermögen
von 5000 Dollars hinterlassen, das
von der Stadtgemeinde verwaltet
wird. Unsere Necherchen nach etwai
gen Erben waren fruchtlos-, bis wir
erfuhren. daß h. aus Ihrer Vater
stadt ausgewandert fei. Wir fra
gen nun. ob Sie mit dem Verstorbe
nen, der Jhren Namen trug, verwandt
find, und ob Sie Erbanfpriiche gel
tend machen lönnen.'·
Da sprang Heringsdarf erregt auf
und rief, indem er im Zimmer her
um lief:
»Mutter-! Mutter . . . das ift ja
garnicht möglich . . . garnicht . . .
Doch da war einmal einer aus unse
rer Familie, den hat unser Großvater
übers große Wasser geschickt. Aber
Friedrich Auguft hat der Tunichtgut
geheißen . . . Doch schließlich . . .
heringsdorf ist doch nicht ein fo ge
wöhnlicher Name . . . vielleicht hat
er drüben seinen Vornamen gewech
selt. Der Sache müssen wir jeden
salls aus den Grund geben«
».. Der Goldonlel!« jauchzte
Fritz! »Und bie seinen Marien aus
dem Briefes« -— cchon griss er ta
nach. Da erhielt er von feinem
Vater einen pädagogischen Klang-.
»Mit-, jetzt machst du, daß du.
raus lonnnst," versügte der Vater·
Und dann sagte er seiner Frau:
»Da rnuß ich sosort in’s Bureau
Die herren Kollegen ärgern sich grün
und blau, wenn sie von unserer Erb
schast hören. Und der Assessor . .
ver soll kntr heut nur loninien.« —
heringsdors lachte höhnisch und steu
te sich schon aus die neidischen Gesich
ter der Bureauleute.
...Frau Klara schüttelte den
Kaps. Sie konnte die ganze Geschich
te nicht so recht übersehen. Jhr war
das alles doch M amerikanisch. Sie
sah, wie ihr ann sich schnell die
Stiefel anzog und zur Türe eilte
,,hermann, willst Du im Schlos
roct aufs Amt gebeut«
Fast hätte here heringsdors bat
getan.
Jn alle Bureaus war bald die
Kunde von der sensationellen Erb
schast mann heringsdors gedrun
gen. lle Federn ruhten einen Au
genblick lang und alle Köpfe wurden
geschüttelt Und in alle erzen zog
et Neid. Der blteb a r län r»
als einen Augenblick darin. kle«
ragten sich tin Stillem Warum pas
ert mir so was nicht auch einmal»
Mit einem Pensioniernnasgespch
wollte Heringsdorf allerdintiz noch
so lange warten, bis er das Geld
wenigstens hatte. Das hatte FFW
Klar-a noch glücklich bei ihm erreicht
Die Kunde von der plötzlichen Erb
schaft verbreitete sich wie ein »Straf
seuer durch die Stadt. Am nachsien
Tage stand es schon im Intelligenz
lslatt«. Aus den 5000 Tollars war
inzwischen eine viertel Million Mart
geworden
.,Jch werde mir das Geld bei dem
Zeitunasschreibee wechseln lassen!«
rief Hermanm
Viele andere Zeitungen druckten
die Neuiqleit nach. die bald in der
ganzen Provinz belannt wurde.
Von diesem Auaenbliele an hatte
Kermann teine rubiae Minute mein-.
Tagtäglich lamen ihm die Betucher
1u"«Dutienden aufs Bureau gelau
fen. Und als er. und besonders fein
Kollege. der das Zimmer mit ihm
teilte. sich nnwillia diese Störuna ver
bot, da drängten sich die Leute in sei
ne Wodnuna.
lettsi schmeichelte ihm das. Er
empfing-die ein-einen Besuclier huld
volltt wie ein Minia. nachdem er sie
lange batte anticlsambrieren lassen.
Um die vielen Leute« die stets in sei
semem Wobnqimmer warteten, hätte
idn so mancher Arzt beneidet. Da
tamen Erfinder. die Geld brauchten,
Um ihre Ideen durchsusilbrem da ta
men Leute. die »unverschuldet in’s
Unaliick geraten maren«. sie alle, alle
rechneten auf ein Trinkgeld, das hi
nen der Herr »Nat« auch stets ver
sprach. Stets ist es ja lo, wenn
das Gliiel Jemand die Hände mit
Gold iiillt: dann sieben die Menschen
in großen Scharen hinter ihm ber
urn Nachlese zu balten. wenn etwa
den swiinden des Glücklichen etwas
entaleiten sollte.
Noch zahlreicher als die Besuche
waren die Briese, die taatiiglich bei
Heringsdors einaingen. Mit schnnrns
»zelndem Behagen las der Seiretiir
)die Anreden »Verebrter Herr Regie
l,rungtsrnt« und »Gniidiger hetr«;
kmanchmal schrieb auch einer »Herr
Kollege«, ein anderer Setretiir, der
ihn etwa anpumpen wollte. Aber
sdiese Anrede empfand Heringsdars
; stets als Beleidigung.
l Frau Klara schüttelte zu all dem
»den Kons. Sie hatte Anfangs alle
iBesucher abweisen wollen; aber ihr
;Mnnn wollte sich in seinem Gliick
sonnen.
! Aber schiikßtich vekiok die Geschich
zte ihren Reiz, und here Herings
jdors ertliirte lurz und bündig in
»der Zeitung, dass er sich alle weite
ren Besuche verbitte. Er überlegte
sich, daß eine dreimal so große Erb
schaft, als ihm blühte, ausgegangen
wäre, wenn er alle Wünsche bestie
digt hätte· Vorläufig gab es unzäh
lig viele Schreiberei. Er mußte sei
ne verwandtschastlichen Beziehungen
zu dem Verstorbenen nachweisen, hat
te unendliche Scherereien . . . aber
das Geld blieb aus.
Der Selretiir sluchte. Die Sache
dauerte ihm zu lange. Und schon
begann auch der Nimbus zu schwin-,
den« mit dem ibn der ungeahnte
Reichtum so plötzlich umgeben hatte.
Die Kollegen lachten spöttisch, als
sie ihn noch immer in seinen alten
schädigen Anziigen sahen.
«Na, Herr Kollege,« fragte der
Selretiir Hollhammen »immer noch
in dem dünnen Winterrocti Leisten
Sie sich jetzt nicht einen echten Biber
pelz aus die Erbschaft hin?«
Hernmnn siihlte den hohn in den
Worten des Anderen.
»Kiimmern Sie sich getölligst um
ihre eigenenAngelegenheiten!« schnauzs
te er grob.
»Na, na, . . . nichts siir ungut.
Man wird doch noch sragen diirsen.«
Aber das Geld blieb aus. Dasiir
tam eines Tages wieder ein Brief
aus Amerika
»Der Verstorbene,« so hieß es da
rin, habe gar nicht Herinasdors ge
heißen, und sei auch nicht aus G.
gewesen. Man bedauere sehr . . .
u. s. w.«
»Da lriegen wir also nicht das
Geld,« fragte Fritz mit trauriger
Unschuldsmienr.
»Junge,« hauste der Vater auf,
»wenn du noch einmal davon zu te
den wagst, dann schlag ich dich griip
und blau.«
st—
—- Unverbesierlich. «Die
jungen Eheleute drüben leben auiiali
lend zueiickgezogen; sie scheinen seht
sparsam u sein.«
Alter unggeselle: »Die werden
siir alle Fälle die Eheschetdungstosten
zurücklegen wollen«
—- Zureichender Grund
Lehrer: «Warum bist Du gestern
nicht in der Schule gewesen7«
Schüler: »Ich war trank-«
Lehrer: »Was stir eine Krankheit
hattest Du denn?«
Schüler-: «Meine Jacke war zerris
sen.«
—- Kindliche Auffassung
,,Nun,« fragt die Tante das kleine
Annchem welches man zum ersten
Male in ein Konzert mitgenommen
hatte, «toie was-W denn?«
,,Ra,« meint die Kleine, «eine Da
,81avier dazu l«
H
me schrie, weil sie ihre Aermel vers-s
gessen hatte, und ein Kellner spmxkj