gelten-V sen I- II. Geer-. Us. Fortsetzung und Schluß-) Vienuddreifkigftes Kapitel. Bernhard. «So träumte mir. Oder war es vielleicht tein Traum —- hatte ich die Stimmen wirklich gehört, die drau ßen an der Hüttenwand geheimnis voll iliiftertenit Die Toren! Sie fürchteten jedes lauschende Ohr und dachten doch nicht an die Spalten und Risse der roh zufammengefiigten Bretter. Sie sprachen Von großen Schätzen Goldes, die sie auf dein Wege durch die Schlucht in einer Höhle entdeckt hatten, aber ich achtete in jener Stunde wenig auf ihre Worte; ich horchte nur auf die regel mäßigen Atemziige meines kleinen Sohnes, der, um mich zu erwärmen, am Fußende meines Lagers einge schlummert war, und bald umfing der Traum mich wieder. »Plötzlich schreckte ich empor. Laute. zornige Worte klangen durch den Hüttenraum und dazwischen ein lliigs licher Schrei aus Bernhard§ Munde. »Noch tags zuvor hatte ich mich kaum riihren können auf dem Lager, jetzt sprang ich in die Höhe und fah. wie jene beiden Wüteriche um ein Stück Brot rangen, das der Hand: des Knaben entfallen war. Sie hat ten ihn überrascht, als er es aus« dem Versteck im Winkel aufgrub. Dem i Verhungern nahe, aber wahnsinnigj vor Angst um ihr Leben, dem der: gefundene Schatz goldenen Glanz; verlieh, hatten sie sich auf ihn gesi worfen nndvv ihn zu Boden geschlagen. ! - »Er hat es gestohlei.!'« brüllte der-I eine, »den gemeinsamen Vorrat oan er beraubt « treischte der andere.i Aber die zitternde Kinderstimme tön te schwach dazwischen: »Nein, ichs habe es siir meinen Vater artige-i spart. Es ist mein Brot; ich habet es nicht gegessen!« «Großer Gott — es waren seine; letzten Worte. Die Bösewichte hat-z ten den Knaben umgebracht. Wenige! Minuten später starb er vor meinen Augen. Umsonst warf ich mich über den zarten. tieinen Körper und schrie zum Himmel. mir das geliebte Leben zu lassen. Er war tot, seine sreund lichen Augen auf immer erloschen. Jch mußte sie ihm zudriikien — jene Elenden sahen es und töteten sich nicht aus der Stelle aus Entfehen vor ihrer Untat, die solchen grenzenit losen Jammer iiber mich gebracht7 hattb ( »Zwei Stunden später tam der Entsatz: alle erhielten Brot zu essen« soviel sie begehrten. Jch aber saß» Tag und Nacht neben meinem er« schlagenen Liebling und verlangte nach keiner Speise Jch wartete mit Ungeduld, daß den Mördern ihre Strafe würde. »Ich versammelte das ganze Lager um den Leichnam meines Sohnes — mit der Schar. die uns Hilse ge bracht hatte, waren es dreiundzwan zig Männer —- und verlangte, daß man Gericht halten und den Misse tätern ihr Urteil sprechen solle. Zwar war kein Richter zugegen, aber zwölf ehrenhaste Männer wurden erwählt; ich trug meine Klage vor und der Spruch lautete: die Mörder hätten den Tod verdient. So wollte es das Gesetz im Lager, das jeder Ge richtshof anerkannte, sonst wären Leben und Besiy völlig schutzlos ge wesen, und Mord und Todschlag an der Tagesordnung »Die Männer vernahmen ihr Ue teil in hoffnungslosem Schweigen, sie wußten, es geschah ihnen nur nach Verdienst. Man lieferte sie mir anz, » denn es war beschlossen, daß sie sich’ mit eigener hand den Tod geben sollten, und mir ward ausgetragen,« Zeuge zu sein bei diesem Akt der Wiedervergeltung. »Mit einbrechender Nacht begaben tvir uns an einen einsamen Ort, wo die letzte Scene des Trauerspiel-s vor sich gehen sollte. Als wir den Pfad betraten, der in die Schlucht führte, wo ihr Goldfchatz verborgen lag, er wachte ihr Wunfch zu leben noch ein mal mit voller Stärke. »Gewiihre uns eine Frist, Deering,« flehten lie. »wir haben große Reichtümer entdeckt in einer Felsenhöhle, und wollen den Fund mit dir teilen.« »Ich kenne den Ort,« lautete mei ne ruhige Antwort, »und nicht fiir alles Gon der Welt lasse ich die Mörder meines Sohnes ihrer Strafe eutrinnen.« »Aber während ich fo sprach, fühlte ich den giftigen Stachel im Herzen, der sich immer tiefer und schmerzli z eingrub. Jch fragte mich, wel ctfa . fiir meinen ledenslangen Verlust m r denn der Tod diefer Männer bieten kiinnr. Sie wurden r ch aller Qual entrückt, allem Man g and Gent-, mit dem wie ringen m W anstim- Um vielleicht endiich doch zu erliegen. War denn ihr Tod Uberhmept eine Strafe und M sieh-seit eine Wohltat, eine Er stkss von furchtbaren Leidens szsp p ichde Sag unt-ishr . Wen sit-, ein-I sie friedlich, wie er, unter der Schnee decke im Grabe ruhen. »Der Gedanke schien mir uner träglich. Jn öder Leere lag das Le ben vor mir. Jch wollte ihm einen Jnhalt geben, wollte Sorge tragen. daß die beiden grausamen Menschen, die mein unschuldiges Kind getötet hatten, auch einer wirllich gerechten Strafe verfielen. Sie liebten das Gold; der eine, weil es ihm Ehre und Ansehen versprach, der andere, iweil ed ihm Genuß und Behagen bot. ISie sollten ihren Willen haben. Be fsig und Einfluß erwerben. sich an Iihren Kindern erfreuen. Aber gerade aus dem Gipfel des Glückes, wenn ihnen das Dasein am töstlichsten er schien, wollte ich ihnen den Freuden becher von den Lippen reißen und sie die Bitterkeit der Verzweiflung schmecken lassen, die auch mein Leben vergällt hatte. »Bei-or wir noch den Richtplatz er reichten, hatte ich alles wohl über legt und mein Entschluß stand sest. Jch begann zuerst einen Holzstoß Zu bauen und Feuer anzuziindcm Sie sahen mich verwundert gu. wagten jedoch keine Frage zu stellen, bis ich selbst das Schweigen brach. »Als die Flamme vratselnd ern vorschlug, trat ich vor die Männer hin. »Der Aufschub. um den ihr mich gebeten habt. soll euch werden.« sagte ich mit sester Stimme, .doch nur, wenn ihr mir den Schwur lei stet. welchen ich euch vorschreibe. Ihr müsset feierlich bekennen, daß ibt den Tod verdient habt. und geloben. die Strafe an euch selbst zu vollzie hen, sobald der bestimmte Tag er scheint u. ich euch aussordere. eures Ei des zu gedenken. Tut ihr dies. io arwähre ich euch eine Frist von 12 Jahren weniger 4 Monaten —- so alt war mein kleiner Knabe! »Sie starrten mich an, als sei ihnen in dunkler Nacht plötzlich ein blendendes Licht ausgegangen, sie schwankten wie Trunkene und ver mochten sich kaum zu fassen. »Zwölf Jahrel· schrie der Mann, der hier vor uns steht. »das isi Zeit genug, um fein Leben zu genießen, wenn man Gold in Fülle besißt!« .White hatt sich hoch aufgerichtet: »Hahe ich recht verstanden. Deeringi Zwölf Jahre lang soll das Urteil, das heute über uns gesprochen ward, unvollzogen bleiben und an einetn festgeseßten Tage sollen wir uns mit eigener Hand töten?« »Ja, ich schenke euch ein Jahr für jedes Jahr von meines Sohnes Le ben. Nehmt ihr es an?« ,.,Ja, ja — das tun wir,« erwi derten beide wie aus einem Munde. ,So hört den Eid!« Ich sprach ihnen die Worte vor und sie schwo ren beide mit erhobener Hand, im Angesicht der ewigen Sterne. »White war der erste: »Ich, Sa muel White,« sagte er, »gelobe. am 13. Juli 1863, gerade 12 Jahre weniger vier Monate, vom heutigen Tage angerechnet, Robert Deering an einem von ihm zu bestimmenden Ort zu treffen und daselbst mit eigener band an mir das Todesurteil zu vollziehen, das heute verdientermaßen über mich ausgesprochen worden ist.« »Als auch der andere Mann den selben Schwur geleistet hatte, ließ ich mir ihre Pistolen aushändigen und schoß sie in die Lust, daß der Klang in den Bergen wiederhallte. Dann hielt ich die beiden Waffen mit der Mündung ins Feuer und als diese rotglühend geworden war, reichte ich die Pistolen ihren Eigentümern und sagte: »Zum Beweis-, daß Jhr Mut ge nug befißt, den Schwur zu erfüllen, nehmt dies glühende Eisen und tsrennt damit ein Kreuz in eure linke Hand als Zeichen künftiger Vergel tung." »Sie wichen fchaudernd zurück, aber ich war taub gegen ihre Bitten und Widerreden. Nach lurzem Sträu ben gehorchten sie dem Gebot und drückten als Siegel ihres Gelöbnisses das glühende Metall auf ihre zucken de Hand. —- Meine Gefährten hatten die Schüsse in den Bergen gehört und sahen uns mit Verwunderung alle drei lebendig weidertehren. Doch pflichteten sie mir bei, daß wir in dieser Zeit der Not die hilfe von zwei starken, gefunden Männern nur fchwer entbehren könnten und willig ten ein, sie wieder in ihren Kreis auf zunehmen. »Die beiden Uebeltäter blieben von der Krankheit verschont, während nach und nach die redlichen, wackern ; Gefährten einer nach dem andern der ISeuche zum Opfer fielen, bis wir Hdrei die legten Ueberlehenden waren. jJch fürchtete keinen Augenblick, auch « jene erliegen zu sehen, denn die ewige IGerechtigkeitjder ich vertraute, konn fte nicht dulden, daß die Buße unbe Izahlt bliebe, welche ich den beiden sMännern auferlegt hatte. Das wußte »ich damals fo gut wie fett. Es hat Ilange gedauert, viel länger, als ich erwartete, bis der Tag der Vergel Htung lam. , , j ,Samue White hat die Schuld igebitßh get de als ser auf der Höhe Ifeines Ruhmes und Glückes stand, Einen foll auch diefer Mann hier, trog kalter feiner hinterlift, nach Z Jah ren voll Seele-tagng feine Strafe er säan · — Iiinfirnddreifkisstes Kapitel. Von der Rache ereil t. Deering hatte seinen Bericht sgeens det und kein Laut unterbrach das tiefe Schweigen, bis sich der Oberst wieder feinem unglücklichen Opfer zuwandte: .Soll ich Jhrer Tochter den haftbefehl vorzeigen. den ich mir in San Francisco ais-stellen ließi« fragte er in drohendem Ton. »Ich war dort Bezirksmann und habe das Recht. Sie auf der Stelle festzunehs men.« Thomas Dalton sah Marhs angst voll gefaltete Hände, ihre bleiche Miene. Die schreckliche Erzählung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Von Qualen gefaltert und bis zum Wahnsinn getrieben, stürzte er mit einem Sprung nach der sausenden Maschine hin. »Nein, nein, diese Schmach foll ihr erspart bleiben,« rief er. Einen letzten stehenden Blick gegen den Himmel werfend, erfaßte er mit beiden händen die Messing knöpfe. »Vater, mein Vater, er stirbt!« schrie Mary und wollte zu ihm eilen. aber Deering, der ietzt wußte, was die Maschine zu bedeuten hatte, hielt sie mit eisernem Griff zurück, wäh rend sein - Blick triumphierend auf dem zuckenden Körper seines Fein des ruhte. Bei Mart-s Angftruf roar auch Stanhope aus seiner Erstarrung er wacht, in welche des Oberfien Ent hüllungen ihn versth hatten. Rasch näherte er sich Dalton und sah, daß in dessen afchfahlern Gesicht nur tief ster Seele«rschrnerz, aber keine Todes qual geschrieben stand. «Alles vergebens,« stöhnte der alte Mann, »die Wirkung ist zu schwach.« Ueberroältigt von Scham und ge täuschter Erwartung wankte er rück warts und wäre kraftlos zusammen gesunten, hätte ihn nicht Stanhope smit starkem Arm gehalten. s Der Oberst hatte Marns band jlosgelassen und trat mit höhnischem s Lachen näher: »Ich wußte ja, daß es snur ein mäßiges Spielireri war,« »rief er verächtlich und legte beide hände auf He Metalltnöpfr. Jn dem Augenblick zuckte ein Blitz, ein furchtbarer Donnerschlag trachte hernieder, der, die Wirkung der Maschine verstörtend den gewal tigen Mann zu Boden schmettern daß er starr und leblos zu ihren Füßen lag· i Es dauerte mehrere Minuten, bei lvor die anderen, von der Erschiittes I rung gleichfalls betäubt, sich tlar zum Bewußtsein brachten, was geschehen war. Stanhope faßte sich zuerst; rasch kbeugte er sich zu dem Taten und zog aus dessen Brusttasche ein altes, vergilbtes Papier hervor, das er ha stig überflog. Ein Schrei der Ueber sraschung entsuhr ihm, und zu dem salten Manne gewandt, der um die lohntnächtige Mary bemüht war, rief ! er: »Heißen Sie Dalton oder Yelveri ton? Dieser Hastbefehl lautet« auf Stefan Yelverton, aber er hat Sie doch Dalton genannt!« Der Alte sah ihn mit wirrern Blicke an. »Wenn Sie Yelverton sind und Jhre Tochter Nathalie,« fuhr Stan hope mit neubelebter Oeffnung fort, »dann kann noch alles, alles gut wer den.« »Seit ihrem dritten Jahre hein sie Mary« murmelte der unglückliche Vater, aber ihr eigentlicher Name ist Rathalie —- Nathalie Yelverton. White wußte es und auch Deering, aber sonst niemand — nicht einmal sie selbst.« Sechstaddreißigstes Kapitel. S ch l u ß. Wochen vergingen, bevor Mary und ihr schwergepriister Vater die Folgen jener furchtbaren Stunden auch nur einigermaßen überwanden. Stan hope hatte beide sosort in das Whi tesche Haus mitgenommen und Flora erwies sich ihnen als treue Pslegerin. Groß war ihre Freude, sobald sie sah, daß sich Marys bleiche Wangen allmählich wieder särbten und in des Alten glanzlosen Augen das Licht des Geistes von neuem zu leuchten begann. Ueber die Ereignisse am Marsham-Platz erfuhr die junge Witwe aus Stanhopes Munde genug, um ihre innigste Teilnahme zu er wecken; nur die wahre Ursache von seines Vaters unglücklichen Ende ver schwieg er schonend. Jn tiefer Rührung gedachte er selbst aber des Mannes, der in dem surchtbarsten Augenblick seines Lebens dem Tode mutig ins Antlig gebliat und ohne Zögern die Schuld bezahlt tte siir die Missetat seiner Jugend. it welcher Selbstbeherrsehung und Gristesårbße tte sein Vater, die eigene erzwe slung über sein gestör tee Leben vergessend, alle Anordnun gen etrossen, um den Zurückbleiben den ebet unnötige Leid zu ersparen. Ja der kurzen Frist, die ihm ver gönnt war, hatte er mit klarem ku higeni Sinn siir die Seinen gesorgt und gedacht. Er hatte die geliebte Braut noch zum Altar geführt, ihr seinen Namen gegeben und ihre u tunst gesichert Dei S hneb G iick laubte er aber am be en zu sbes , wenn er ihm eine Verbindung mit der Tochter des Mannes anbe fahl, dein das gleiche Verhältnis drohte, wie ihm. Sie allein in der ganzen Welt würde ihm niemals einen Vorwurf machen tönnen wegen seines Vaters Verbrechen. Alle Rätsel die Stanhove so lan ge gequält hatten, waren seht gelöst Selbst der Umstand daß here White sich in dem letzten Brief an seinen Sohn so dunkel über das Mädchen ausgedrückt hatte, welches er ihm zur Gattin bestimmte, daß er sie Natha lie Yelverton genannt und so ein unglückliches Mißverständnis veran laßt hatte, fand noch eine natürliche Erklärung Frau Delapaine. die alte Freun din von Stanhopeö Mutter, kam ei nes Tages, ihm ihre Glückwiinfche zur Verlobung zu bringen. Sie äu ßerte zugleich noch ihre besondere Freude darüber, daß durch diese Hei rat der letzte Wunsch erfüllt werde, den sein verstorbener Vater auf Er-; den gehegt habe. Auf Stanhopesl verwunderte Frage woher fie das wisse zog sie einen Brief hervor, denj sie nach jenem Unglückztage erhaltenl —- ez war der dritte, den here White noch vor seinem Tode ge schrieben hatte, — und legte ihn in des jungen Mannes Hand. hier stand es mit tlaren deutlichen Wor ten, daß eine Verbindung seines Sohnes mit Nathalie Yelverton — die jetzt den Namen Marh Dalton trage und bei ihrem Vater auf dem Marcham-Platz wohne — Herrn Whites dringendstes Verlangen geil wesen war. Er bat die alte Freunsj din feines Hauses, womöglich eine’ Bekanntschaft der jungen Leute zu vermitteln. Ein Herzensbund zwrss schen ihnen wäre ganz nach dem Sinn von Stanhodes Mutter gewesen und er selbst würde die Stunde fegnen, in welcher fein Sohn diese Braut heimführte. »Als ich mich nach dem plötzlichen Tode Jhreö Vaters anschickte, seinen Willen zu tun, fand ich, daß die Ereignisse mir zuvor gekommen wa ren,« erklärte Frau Delavaine. »Als Gefährtin der Frau Wbite hatte Marh Dalton die befte Gelegenheit, den ihr bestimmten Bräutigam kennen zu lernen, und bald erfuhr ich auch, daß sich ohne mein Zutun die her zen gefunden batten.« Stanhope drückte ihr stumm die Hand, sie hatte ja nicht ahnen tön nen, wie viel Leiden ihm erspart worden wären. wenn er früher erfah ren hätte, daß Nathalie Yelverton niemand anders war, als seine ge liebte Maro. Der Hochzeitstag war da, die Trauung vorüber. Der Vater der Braut, Thomas Dalton, wie er Iich auch ferner nann te, hatte sich zwar geweigert, der kirchlichen Feier beizuwohnen, aber er erwartete jetzt die Neuvermöhlten bei ihrer Rückkehr. Noch schwach von der überstandenen Krankheit und zitternd vor freudiger Erregung, stand er mitten im Zimmer, um Ma ry zu empfangen. Da trat sie ein, umstrahlt von Jugend und Schön heit, im vollen bräutlichen Schmuck, an des Gatten Seite. Ein glückseli ges Lächeln flog über des Alten vergrämte Ziigr. »Oh« rief er, »die sen Freudentag zu erleben, verdiene ich nicht!« Da fiihlte er sich von der Tochter Arm liebevoll umschlungen und sie fliifierte ihm leise zu: »Ich habe dir noch etwas zu sa gen, Vater. Mitten in der Trauung, in dem Augenblick, als der Prediger so feierlich fragte, ob irgend jemand ein Hindernis wüßte« das unserer ehelichen Verbindung entgegen stehen könnte, ergriff mich eine törichte Furcht. . Mir ward als würde sich sogleich eine drohende Stimme, die wir kennen, erbeben, um Ein spruch zu tun. Noch zitterte ich bei dem Gedanken, da erblickte ich plöhs lich ein Engelsantlitz —- es kann nur Bernhards Antlitz gewesen seini —- daz sich lächelnd neigte, als segne es unsern Ebebund.« Der alte Mann schloß sie gerührt in die Arme und eine Zeitlang herrschte heilige Stille in dem Ge mach. Endk — Begründete Annahme. Gast, als ihm fein Zimmer gezeigt wird: hier hat wohl der Trompeter von Söllingen gewohnti otelier: Wieso? ft: Nun weil hier alles so häß lich eingerichtet ist! I —- Der Philosoph als Autler. «Jhre neue Pneurnatil scheint gut zu fein, here Professor?« Professor der Philosophie: »Was heißt gut? Einem Stein im Wege hält Aufgeblafenheit nicht stand.« —- Zatale Ira e. Vater »Schiime Dich, Iranzeh o zu tilgen. Wie ich so alt wie Du hab' i stets nur die reine Wahrheit gesagtl Mn el: »Dann hast Du denn mit iiqen angefangen, Paras« —- Sie wirft. herr: »Bitte, einen Band file meine Frau aus der Lei bihliothell« , nchhiindlert »Welches Art Let tiire darf es sein, mein herrs« Herr: »Das ist egal —- nur lein zu dicker Band darf es fein —- meine Frau ist nämlich manchmal etwas nett-BIL· I sie irr-mer« Sitz-re von Richard Rief-. Als der Bureausetretiir Herrnann kheringsdots aus dem Amte lam, war er nicht in der rosigsten Stimmung. Er schrie seine rau an. weil im Entree das Flur ster offen stand: »Wir haben doch fett leinen Sommer mehr«, — und als er mertte, das, im Wohnzimmer alle Fenfter geschlossen waren, da fuhr er auf: Raum at men lann man in der Sticklust hieri« ötte Frau Klara Heringsdors ni t so ruhiges Blut und ein so sanfteg Gemüt besessen, dann wäre es sicher zu einer Familienszene ge kommen. Sie ließ sich hie und da ruhig etwas gefallen und reizte ihn nicht durch Widerspruch Wußte sie doch, daß ihr hermann der beste Mensch von der Welt war, wenn er sich, wie sie zu sagen pflegte, »aus getobt«. Auch heute ließ sie alles über iich ergehen. schloß willig das Flurfeniter und öffnete das des Wohnzimmers. Dann brachte sie ihrem ManneSchlaf rock und Pantoffeln und setzte sich ihm Fig-mais. Nach einiger Zeit fragte te: »Na, was war heute im Amt los?'« »Nichts war los!« .. was toll denn los sein? Man lebt einen Tag wie den andern . . .« »Ich dachte blas . . . der neue As sessor . . ." »Ein verdammter Griinschnabel!« fuhr Hermann auf. »Seltieren las fen muß man sich als alter Mann von so einem Kuck-in-die-Welt. Ruft der mich hinein und sagt, ich ile ein Fenster schließen. Ich sage: Jch bin Setretiir, Herr Asfefsor, und nicht Bureaudiener. Da tacht er unver schämt auf und schließt selber das Fenster.« Frau Klara lächelte im Stillen. Sie dachte an ihr Flutfenster. » . und alles nur«, fluchte der Herr Setretär, » . . . weil so ein Mensch mehr Geld hat. Da muß man sich alles bieten laffen.« »Ja, ja, das leidige Geld!« klagte Frau Klara leise, und ihr Mann brummte seine Zustimmung. »Wenn ich heute ein paar Tausen der hätte, dann wüßte ich, was ich täte . . . Dann würse ich den Leuten den Krempel vor die Füße und tauf te mir ein kleines Häuschen aus dem Lande.« «Ein eingeschriebener Brief, Va terl« rief der Tertianer Fritz, indem er aufgeregt in’s Zimmer trat. hetmann legte den Löffel beiseite. »Und ganz mit ausländischen Mar len bettebt«. herr Heringgdorf fpiirte ein gelin des herzllopsem als er das Schrei ben umständlich mit dem Löffelgriff öffnete. »Nanu?" brummte er da bei. Und dann las er. »Wer... was...? Mutter, lies Du! Mit mei nem Englisch ift es nicht mehr weit her.« Frau Klara übersetzte stockend: Chicago, den 4.-l Februar 1910. »Vo: zwei Monaten ist hier der Kauf mann Friedrich August Heringsdorf gestorben. Er hat ein Vermögen von 5000 Dollars hinterlassen, das von der Stadtgemeinde verwaltet wird. Unsere Necherchen nach etwai gen Erben waren fruchtlos-, bis wir erfuhren. daß h. aus Ihrer Vater stadt ausgewandert fei. Wir fra gen nun. ob Sie mit dem Verstorbe nen, der Jhren Namen trug, verwandt find, und ob Sie Erbanfpriiche gel tend machen lönnen.'· Da sprang Heringsdarf erregt auf und rief, indem er im Zimmer her um lief: »Mutter-! Mutter . . . das ift ja garnicht möglich . . . garnicht . . . Doch da war einmal einer aus unse rer Familie, den hat unser Großvater übers große Wasser geschickt. Aber Friedrich Auguft hat der Tunichtgut geheißen . . . Doch schließlich . . . heringsdorf ist doch nicht ein fo ge wöhnlicher Name . . . vielleicht hat er drüben seinen Vornamen gewech selt. Der Sache müssen wir jeden salls aus den Grund geben« ».. Der Goldonlel!« jauchzte Fritz! »Und bie seinen Marien aus dem Briefes« -— cchon griss er ta nach. Da erhielt er von feinem Vater einen pädagogischen Klang-. »Mit-, jetzt machst du, daß du. raus lonnnst," versügte der Vater· Und dann sagte er seiner Frau: »Da rnuß ich sosort in’s Bureau Die herren Kollegen ärgern sich grün und blau, wenn sie von unserer Erb schast hören. Und der Assessor . . ver soll kntr heut nur loninien.« — heringsdors lachte höhnisch und steu te sich schon aus die neidischen Gesich ter der Bureauleute. ...Frau Klara schüttelte den Kaps. Sie konnte die ganze Geschich te nicht so recht übersehen. Jhr war das alles doch M amerikanisch. Sie sah, wie ihr ann sich schnell die Stiefel anzog und zur Türe eilte ,,hermann, willst Du im Schlos roct aufs Amt gebeut« Fast hätte here heringsdors bat getan. Jn alle Bureaus war bald die Kunde von der sensationellen Erb schast mann heringsdors gedrun gen. lle Federn ruhten einen Au genblick lang und alle Köpfe wurden geschüttelt Und in alle erzen zog et Neid. Der blteb a r län r» als einen Augenblick darin. kle« ragten sich tin Stillem Warum pas ert mir so was nicht auch einmal» Mit einem Pensioniernnasgespch wollte Heringsdorf allerdintiz noch so lange warten, bis er das Geld wenigstens hatte. Das hatte FFW Klar-a noch glücklich bei ihm erreicht Die Kunde von der plötzlichen Erb schaft verbreitete sich wie ein »Straf seuer durch die Stadt. Am nachsien Tage stand es schon im Intelligenz lslatt«. Aus den 5000 Tollars war inzwischen eine viertel Million Mart geworden .,Jch werde mir das Geld bei dem Zeitunasschreibee wechseln lassen!« rief Hermanm Viele andere Zeitungen druckten die Neuiqleit nach. die bald in der ganzen Provinz belannt wurde. Von diesem Auaenbliele an hatte Kermann teine rubiae Minute mein-. Tagtäglich lamen ihm die Betucher 1u"«Dutienden aufs Bureau gelau fen. Und als er. und besonders fein Kollege. der das Zimmer mit ihm teilte. sich nnwillia diese Störuna ver bot, da drängten sich die Leute in sei ne Wodnuna. lettsi schmeichelte ihm das. Er empfing-die ein-einen Besuclier huld volltt wie ein Minia. nachdem er sie lange batte anticlsambrieren lassen. Um die vielen Leute« die stets in sei semem Wobnqimmer warteten, hätte idn so mancher Arzt beneidet. Da tamen Erfinder. die Geld brauchten, Um ihre Ideen durchsusilbrem da ta men Leute. die »unverschuldet in’s Unaliick geraten maren«. sie alle, alle rechneten auf ein Trinkgeld, das hi nen der Herr »Nat« auch stets ver sprach. Stets ist es ja lo, wenn das Gliiel Jemand die Hände mit Gold iiillt: dann sieben die Menschen in großen Scharen hinter ihm ber urn Nachlese zu balten. wenn etwa den swiinden des Glücklichen etwas entaleiten sollte. Noch zahlreicher als die Besuche waren die Briese, die taatiiglich bei Heringsdors einaingen. Mit schnnrns »zelndem Behagen las der Seiretiir )die Anreden »Verebrter Herr Regie l,rungtsrnt« und »Gniidiger hetr«; kmanchmal schrieb auch einer »Herr Kollege«, ein anderer Setretiir, der ihn etwa anpumpen wollte. Aber sdiese Anrede empfand Heringsdars ; stets als Beleidigung. l Frau Klara schüttelte zu all dem »den Kons. Sie hatte Anfangs alle iBesucher abweisen wollen; aber ihr ;Mnnn wollte sich in seinem Gliick sonnen. ! Aber schiikßtich vekiok die Geschich zte ihren Reiz, und here Herings jdors ertliirte lurz und bündig in »der Zeitung, dass er sich alle weite ren Besuche verbitte. Er überlegte sich, daß eine dreimal so große Erb schaft, als ihm blühte, ausgegangen wäre, wenn er alle Wünsche bestie digt hätte· Vorläufig gab es unzäh lig viele Schreiberei. Er mußte sei ne verwandtschastlichen Beziehungen zu dem Verstorbenen nachweisen, hat te unendliche Scherereien . . . aber das Geld blieb aus. Der Selretiir sluchte. Die Sache dauerte ihm zu lange. Und schon begann auch der Nimbus zu schwin-, den« mit dem ibn der ungeahnte Reichtum so plötzlich umgeben hatte. Die Kollegen lachten spöttisch, als sie ihn noch immer in seinen alten schädigen Anziigen sahen. «Na, Herr Kollege,« fragte der Selretiir Hollhammen »immer noch in dem dünnen Winterrocti Leisten Sie sich jetzt nicht einen echten Biber pelz aus die Erbschaft hin?« Hernmnn siihlte den hohn in den Worten des Anderen. »Kiimmern Sie sich getölligst um ihre eigenenAngelegenheiten!« schnauzs te er grob. »Na, na, . . . nichts siir ungut. Man wird doch noch sragen diirsen.« Aber das Geld blieb aus. Dasiir tam eines Tages wieder ein Brief aus Amerika »Der Verstorbene,« so hieß es da rin, habe gar nicht Herinasdors ge heißen, und sei auch nicht aus G. gewesen. Man bedauere sehr . . . u. s. w.« »Da lriegen wir also nicht das Geld,« fragte Fritz mit trauriger Unschuldsmienr. »Junge,« hauste der Vater auf, »wenn du noch einmal davon zu te den wagst, dann schlag ich dich griip und blau.« st— —- Unverbesierlich. «Die jungen Eheleute drüben leben auiiali lend zueiickgezogen; sie scheinen seht sparsam u sein.« Alter unggeselle: »Die werden siir alle Fälle die Eheschetdungstosten zurücklegen wollen« —- Zureichender Grund Lehrer: «Warum bist Du gestern nicht in der Schule gewesen7« Schüler: »Ich war trank-« Lehrer: »Was stir eine Krankheit hattest Du denn?« Schüler-: «Meine Jacke war zerris sen.« —- Kindliche Auffassung ,,Nun,« fragt die Tante das kleine Annchem welches man zum ersten Male in ein Konzert mitgenommen hatte, «toie was-W denn?« ,,Ra,« meint die Kleine, «eine Da ,81avier dazu l« H me schrie, weil sie ihre Aermel vers-s gessen hatte, und ein Kellner spmxkj