Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 13, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    Ums Ist-emai
M anl Libecnek.
Ist-I Schädeu groß und klein.
Absu, pke is kenne
asea Herz-m Ikeb und treu,
bit M liebste armse
ifi dass Mutter-herz.
M«saf der drinnen Lebensbedi
MEF mehr vorwärts konnte·
Mk Mk ein Auge-Wann
Das-i Mir den Pfad besonnt-;
Der Mutter Auge war's.
III
km Untergmme war ich nah —
it meinem Rat zu Endel
zogen Mich vom Abenmdsrand
Zurück noch ein paar Händ-:
Die meines Mütter(eiuz.
O
Rus- biu Ich groß. felbfteigner Herr.
Und Keh- ,fest auf Erden «
Kr- Sett, saß mir mein Mütterletm
Jst Baute wankend werdens —-,
Les mir mein Mütterlkiul
Ein Diedrrselirw
Von R. Lamotte.
Rings umgeben von bunten, das
tenden Blumenbeeien schien das lleine
hänLchen ganz draußen am Ende der
Straße an dem schönen Julimorgen
einen Zauberschlaf zu halten. Alle
Fensteroorhänge waren geschlossen,
nur einer bewegte sich leicht hin und
het, als ob hinter ihm jemand alle
Passanien beobachtete.
Mit dem Finger hindeutend, sagte
Paquerette: »Das da ist das Haus
von Vater Heurtelou.«
»Von Deinem alten Lehreri«
»Ja. Ein sehr braver Mann. Als
ich noch klein war, und meine Eltern
auf dem Lande wohnten, war er der
einzige. der sich um meine Erziehung
titmmertr. Jeder fand ihn alt und
häßlich. weil er eine Brille trug und
gediickt einherging, nur ich war an
derer Meinung Vater heurtelou war
damals noch nicht fünfzig Jahre alt.
. Er hatte einen schönen blonden Bart.
schöne blaue Augen, und wenn er
lächelte...." ·
»Sieh Dich vor. Paquerette,'· un
terbrach sie ihr Gatte. »Ich werde
eisersiichtig werden«
Die junge Frau antwortete nicht«
aber das glücksirahlende Gesicht, das
sie dem Manne an ihrer Seite zu
wandte. sprach mehr, als Worte es
vermochten.
Paquerette und Lucien liebten sich
schen seit Jahren, aber erst vor einem
Monat war es ihnen möglich gewesen,
den Gipfel ihres Glückes zu erreichen
nnd zu heiraten, und als Hochzeits
reise hatten sie das kleine Dorf auf
gesuchi, in dem Paquerette ihre Ju
gend verlebt hatte.
Lucien, den jeder Blick seiner jun
gen Frau berauschte, lächelte über
ihre stumme Antwort
Mii einem Blick versicherte er sich,
daß die Straße leer war, daß tein
neugieriger Blick sie störte, und zärt
lich zog er die junge Frau an sich, ihr
Gesicht mit heißen Küssen bedeckend.
Einen Augenblick später schritten sie
ruhig und gelassen, als wäre nichts
vorgefallem weiter.
«Weißt Du,« rief plötlich Paaru
rette, .ich würde mich sehr freuen,
meinen alten Lehrer einmal wieder
lenz Er fühlt sich sicherlich sehr
st er denn nicht verheiratet?«
. ein, er verachtet die Frauen-«
,Uher die jungen Mädchen nichts«
»Pfui. wie kannst Du so etwas sa
eeiu Er war gut zu mir, weil ich
eine Schiller-in war. sonst nichts.
Ich war sechzehn Jahre alt, als ich
von hier fortging, er wird mich kaum
wiederertennen.«
Paquerette lehnte sich zärtlich an
ihren Gatten.
»Willst Da mit herauskommen,
ihm einen Besuch machen?
Lucien schiittelte den Kopf.
»Wenn es Dir Spaß macht. gehe,
aber« ich orrzichte auf das Vergnü
gen.
»Aber Lucien —'
«Iiein, nein. ich bin nicht eiser
sächtig. « Sehr ruhig allein. Jch
werde Dich an der nächsten Ecke er
warten«
,,Jch werde mich nicht lange auf
halten«
»Das hoffe ich.«
«Alfo auf Wiedersehen, Schatz!«
»Auf Wiedersehen!«
Schnell warf sie Lucien noch einen
Landtag nach, dann eilte fie die
reppe hinauf. Eine alte Dienerin
öffnete ihr.
»Ist Herr Heuttelou zu fprecheni«
»Ich weiß nicht —- wen darf ich
seit-ents« fragte die Alte mißtramfch
«Sagen Sie ihm, Paquerette, feine
Kaer Schillerin möchte ihn spre
Nslch Sie find es, Fräulein Pa
:te, ich erkannte Sie nicht. Tre
Sie doch näher-, der Herr Pro
wird entzückt fein. Sind Sie
W wieder hier? Jch werde
sie gleich meldenf
te brauchte nicht lange zu
Ums-. Its hätte er den unerwar
MW wint- erschien het
Mist sofort in dem kleinen Sa
XIV WMMUBartwar
W, Idee noch immer uni
»aueretie, wie sreue ich mich, Sie wie
der zu sehr-ist« .
Sie streicheite mit ihren kleinen
Fingern seine kalte Hand und bewegt
antwortete sie: »Auch ich irene mich
ich aus einige Tage hier Eini«
»Dir ich es wußte!a
nicht daran, daß ich Sie besuchen
wiirdei«
»Nein. ich wußte es, und hinter
dem Vorhang vsersteclt sah ich Sie
mit einem jungen Manne nähert-rni
men."
»Mein Mann, Herr Heuttelou.«
»Ah, Sie sind verheiratet· Paaru
rette —- Sie sind verheiratet?«
Einen Augenblick herrschte tiefes
Schweigen. dann suhr der Professor
fort: »Aber wollen Sie nicht Plan
nehmen? offenilich haben Sie siir
mich eine inute übri .'«
Und neben einander send. begann
die junge Frau steudeiirahlend von
ihrem Glücke zu erzählen. Und je
mehr sie sprach. je mehr ihre jugend
friichen Züge die Freude zu leben
zu lieben, widerspiegeltem desto blas
ser und eingesallener wurde das Ge
sicht ihres alten Lehrers.
»Und aIn meisten freue ich mich.
daß ich Ihnen das alles erzählen
lann.«
»Ich danle Ihnen. daß Sie mich
nicht ganz vergessen haben,« antwor
tete er trocken
Da nahm Paauerette lachend die
Hände ihres alten Freundes und
lehnte sich zntraulich an seine Schul
ter.
»Jeht, da ich verheiratet und eine
würdige Frau bin, können roir ia
davon sprechen: Erinnern Sie sich,
wie verliebt ich in Sie war-? Da
mals, das letzte Jahr, als ich in
Ihrer Klasse warf«
Er schüttelte schweigend —den Kopi.«
ja so sehr, Sie wieder zu sehen« Herr
Heurtelou. Wuszten Sie nicht. daß
»Nun, und Sie zweifelten doch
»Aber ia doch,« fuhr sie errötend
fort. »Ich erinnere mich aenau, eines
Tages fanden Sie in Jbretn Buche
einen Brief von mir . . . .«
Er blickte gedankenverloren vor
sich bin.
»Es ist nicht möglich, daß Sie es
vergessen haben! Sie mußten bat
Briefchen finden, als Sie nach hause
kamen. Jch hatte anen geschrieben:
»Herr Heuttrlou, ich bin sechzehn
Jahre alt und babe noch nie geliebt.
Die jungen Männer. die ich kenne,
sind alle dumm und häßlich, nur Sie,
Herr Heuttelou, sinb schön nnd klein«
Schon lange habe ich bemerkt. baß
meine Gedanken sich nur mit anen
beschäftigen, und umsonst habe ich es
versucht, meine Gefühle zu verbergen.
Ich muß anen endlich«sagen. ich
liebe Sie.« Sagen Sie, herr her-r
telou, sent erinnern Sie sich dochi«
»Ja. ich erinnere mich,« antwor
tete er leise.
»Was haben Sie nur von mir ge
dacht? Sie sind unverändert gut zu
mir gewesen. Jn der nächsten
Stunde sagten Sie zu mir: »Mein
lein, lassen Sie bitte Jhre Liebesers
tliirnngen nicht in dem Buche eines
alten Lehrers liegen. Sie sinb ja
noch ein kleines Mädchen und wissen
nicht, was Sie sagen.« Nicht wahr,
bar waren Ihre Wortes Und vor
meinen Augen zerrissen Sie den
Brief und steckten die Stücke in Jbre
Tasche. Daß Sie mir damals nicht
böse waren, tvar sehr nett vdn Ih
nen. Sie hatten recht. mit sechzehn
Jahren weiß man nicht, was Liebe
ist —- jeht hab- ich sie erst tennen
gelernt. Wosiir haben Sie mich da
mals nur gehalten?«
.Wosiir? Sie, die sie so schön,
so liebenswürdig, so begehrenswert
warens Jm Gegenteil, ich habe mir
damals gesagt: Warum ist sie so
jung und ich so acti«
»Ist das wahr, Herr deuttelonk
Er wollte antworten, aber plöhlich
verschleierten sich seine Augen« und
eine schwere Träne rollte die Wo e
entlang. Er barg das Gesicht-Jst
beide Hände, und langsam, stockend,
kam et von seinen Lippen: ·
»Ich, ich liebte Sie ja auch, aber
nicht wie Sie, mit einer kindischen,
unerfahrenen Liebe, sondern mit der
ganzen Leidenschaft eines gereiften
Mannes. Es war das erste Mal in
meinem Leben, daß mein Herz hefti
ger schlug, und ich wußte, daß es
das letzte Mal sein würde. Und
diese Liebe, Paquekette, war der ein
zige Sonnenschein in einem einsamer-,
reibitierten Leben.«
Vergebens suchte die junge grau
ein Wort des Trostes, mn die rä
nen des alten Mannes zu besänfti
gen, aber glücklich, sich endlicheinrnal
aussprechen zu können, fuhr er satt:
»Ja, ich liebte Sie, Paqneretie. Sie
waren mein Glück und mein Schmerz.
Wie schwer fiel ei rnir damals, den
Gleichgültigen zu spielen. Wie
schmerzlich war es, daran denke-es zu
müssen, daß alles nur ein Traum
war, daß Sie eines Tages einen an
deren lieben, niemals mein Geheim
nis erfahren wiirdem Und doch ite
ich es damals mit gefchwaren. r
uen mußten Sie rnich heute an die
Vergangenheit erinnern —- war-m
mußten Sie alte, nie vernardie Uml
des aufreißeni — Werden Sie seit
je verseihenk
Säuudi Sie, tin-: magst-erde
m r verz- durch
sich littenk « ;
»Sie M g Mi« ·. 1
J
»Jetzt weiß ich es, und mein lind
licher Streich von damals erscheint
rnir jeht als ein Verbrechen Denn
nicht wahr, an allem trägt mein Brief
die Schuld.« «
»Viellricht wäre ich ohne ihn rnir
nie über meine Gefühle klar gewar
den. Vielleicht war es Bestim
mung ——«
Paquerette hatte sich erhoben. Sie
dachte an Lucien, der sie sicher unge
duldig erwartete.
.Was tann ich tun, um mein Un
recht gut zu macherr?«
Der alte Professor zögerte einen
Augenblick
»Paquerette, geben Sie nicht mehr
an meinem Hause vorüber. wenn Jbr
Gatte Sie begleitet!«
»Ich verspreche es Ihnen. aber Sie,
nicht wahr. Sie werden ietzt verlu
chen, mich zu vergessen, ruhig, fried
lich zu leben?«
» »Ich will es verfuchen.« -
. »Schön, dann trocknen Sie var al
lem Ihre Tränen. Jch kann mir
wirklich meinen alten Lehrer nicht
weinend vorstellen Jekt muß ich
Haber fort. Auf Wiedertebem und
das zum Abschied«
J Und ehe sich Vater Heuttelau er
theben konnte, tiißte sie ihn zweimal
Tauf die Stirn· Jm nächsten Augen
jblicle war tie verschwunden. Die
LTrepven des alten Hauses lnirlchten.
km Tor Innere sich mische-in dann
»war alles wieder still. Auf der licht
kumsluteten Straße eilte Paqueeette
jibrem Gatten entgegen.
L »Du haft mich lange warten lat
-t’en.« Lucien blickte ibr zärtlich in
Idi Augen und and-ki- pcssnch den
« on.
«Was gab es denn bei Deinem
iLebrerF Mir scheint, Du hast ge
cweinti«
»Was willst Dut« antwortete sie.
»Ich babe mit Deren heutielou von
der Vergangenheit sgeplaudert, und
das nimmt einen immer mit.«
Lucien umschlang lachend seine
iFrau
I «Na. weißt Du, er icheintMn
lustiger Kerl zu sein« Deine alte
Liebe....«
ÅAL
i teure, m sum m mr saue
; könne-.
» Jm Ernst trauen wir auch dem
dümmsten unserer Vollsgenossen die
sen polizeiwidrigen Grad von Ber
sstandesschwäche nicht zu. Aber es
igibt in der Tat Völler, von denen
Eman sagen dars, sie können nicht bis
sdrei zählen. Es lassen sich da zwei
«Gruppen unterscheiden: solche Leute,
die siir eine iiber die Zwei hinaus
gehende Zahl kein besonderes Wort
imehr haben. und solche. denen Gegen
sstände, die gleichzeitig in grösserer
Plnzahl als zu zweien oder dreien
austreten, nicht mehr zählbar sind
"und dann turzweg mit .viel« bezeich
net werden. Von Völkern der zwei
ten Art haben uns ältere Reisende
berichtet; aber die Verläßlichleit ihrer
Beobachtung ist doch nicht zweifels
frei, oder sie werden gemeint haben.
was von der ersten Gruppe gesagt
wurde.
Für besonders schwach im Zählen
gelten manche Paquastämme, also
Eingeborene von Neuguinea und den
nächsten Nachbarinseln. Jrn siidlii
chen holländischen Neuguinea tras die
Rawlingsche Cxpedition neben Pa
auas auch sogenannte «8werge« —
Pygmäen, wie sie heute, um Miß
verständnissen zu begegnen, die Wis
senschaft nennt. Die Phgmäen sieht
man für die Urrasse an; aber sie
sind dort, wie man übrigens auch
manchmal in Astila beobachtet hat«
intelligenter, als ihre großwiichsigen
Nachbarn. Die Phgmäen hatten
nämlich Zahlwörter bis zur sehn,
tamen den Europäern also sehr nahe
während die benachbarten Paduas
nur die hlwärter eins und zwei
hatten u stir das Unsdriicken hö
herer Werte sich der Finger und se
hen bedienen mußien. Nur Zahl
wärter site eins und zwei iannten
nach haddon auch die Schwarzen am
Astrolabe - Gebirge in BritischNew
guinea und die Bewohner der Jn
seln in der Tarpesstraße, und das
selbe gilt nach v. d. Steinen silr die
zentralbrasilianischen Bakairi. die
noch in der Steinzeit leben. Durch
! nsammense beider Zahlwärtee
» ännen die alairi unter Znhilsenahs
me der hände noch bis zur Sechs -
langen; größere Werte aber sind r
jthre Zä ltunst nnläsbare Probleme.
Die tigste Rolle, die die band
beim Zählen spielt auch wir glauben
sie ja manchmal n t entbehren «
Gulden und stehen sie halb unbewu
harqu erklärt es iibrigens, das bei
primitive-c Bällern die Namen r
bieZahlenoitaachdieRamenph
Ue W MI
M
—- Scha de. Altes Fräulein (die
Todesanzeige eines herrn lesend, mit
dem sie vor 30 ahren ein Verhältnis
IW »Wie Jude, daß der mich
Idamals nicht gehe raiet hatt Da wär
"—ich fett eine —- junge Windel«
Zu viel verlangt «Wet
halb hat ich denn Ihr fpiritiftilcher
Verein a geldstk
»Der Mann unseres Mediums ver
Ihngte, das wir seiner rau sugge
Irierten, sie brauchte siege-reinen neuen
ist-. Eäsaszeerrlpatte die natürlich
In heilige Jener-.
Aus hear Schwedischen von Anna Eg
mann
Sie hatte seine Liebe verschmäht
—- sieh diese Liebe ver-beten, sein und
ernstlich, unwiderruflich und ehrlich:
niemals wiirde sie ihn lieben können.
—- Das war vor zwanzig Jahren,
an einem Frühlingstage, glei dem
heutigen. Was er ihr damo s ge
boten hatte. war teine schwärmerische
Jünglingsliebe, hübsch uni- fliichtig
wie ein Schmetterling, sondern eines
20jiihrigen Mannes große, tiefe Le
henspassiom Er konnte sie nie ver
gessen. Er arbeitete fieberhaft. Er
suchte Vergessen in Zerstreuung, aber
nichts hals. Besuchte er Konzerte, so
wertte die Musik schlummernde Lie
bestriiunie in seiner Seele. Die Aehn
lichkeit mit einer anderen Frau ließ
feine Pulse heftiger schlagen, und ser
konnte sich dabei überraschen, baß er
mitten in einer Boiismenge im Thea
ter oder in einer Restauration naq
ihr suchte, obwohl er wußte, daß sie
seit Jahren sich in einem anderen
Lande befand. Das Wasser und
weite, weite Ländermassen trennten
sie, aber dennoch — —- sie blieb sei
nem herzen gegenwärtig, als sie ihcn
stets zur Seite schritt. Nach zehn
Jahren verheiratete er sich, um ein
heim zu belonnnen Und vielmehr
erhielt er auch nicht« und mehr hatte
er ja auch nicht gewiinscht. Ein ali
täglicheg, unbedeutendez Weib wurde
seine Gattin, die seit ihren friihesten
Jugendjahren auf den ersten besten
heiratsantrag angespannt wie aus
den Erlöser gewartet hatte, und die
ihm bereitwillig beide "nde entge
genstreckte, als er, des unggeselleni
iebens niiide, sich ihr näherte. Sie
besorgte nun seinen Haushalt mu
stergiiltig, so wie er ihr ein muster
hafter Gotte zum Ersatz sür das war,
was sein Her- Qihr niemals gehen
konnte. Jhre Seelen waren ebenso
weit voneinander entfernt, wie die
beiden Pole. Seine Seele war über
stieszend reich, die ihrige arm, eine
Natur, der die Erde nnd die Freuden
und Leiden ihrer Bewohner durchaus
gleichgültig waren. Sie selbst, ihr
haus, ihr Mann, neue Moden, neue
Kochrezepte genügten ihr und mögli
cherweise noch Verlobungen und To
desfälle in Verwandten- oder Be
tanntentreisen, das war allez. Er
erinnerte sich besonders eines Falles,
als sie iiber ein neues Stickmusier siir
einen Treppenlänser in Etstase gera
ten war, während er ihr von einem
schrecklichen Ungliick berichtete, bei
dem Tausende von Menschen zugrun
de gegangen waren. Sie hörte ihm
gewissermaßen zu, aber ihr Gehirn
beschäftigte sich die ganze Zeit über
damit, passende Farben unter den
Garnlniiueln, die sie umgaben, aus
gusuchrm und nachdem die Auswahl«
endlich getroffen war, larn die auto
matische Antwort, an der weder Geist
noch Herz Anteil hatten: «Arrne
Menschenl«
Nach einer zehnjährigen, iinderloi
sen Ehe starb sie —- soweit zufrieden,
als sie daran laubte, glücklich gewe
sen zu sein un ihn glücklich emacht
In haben. Er wurde denn an durch
ihren Tod nur insoweit betroffen,
als er wieder einsam dastand und
eine pflichtireue und interessierte Wir
tin siir sein heim verloren hatte.
Sie war im Herbst gestorben und
nun war es Frühling, einer der hel
len, kühlen Jriihlingsabende des
Nordens. Er tte einen langen
Spaziergang an i Geratewphl ge
macht, bis er sich in dem alten
Schloßpart außerhalb der Stadt be
gårn und dort ließ er slich aus einer
nt nieder. Der abge egene Weg-(
den or gewählt hatte, war öde und
still. Nur ein « schwaches Summen
svon der lebhaften, arbeitenden Stadt
drang durch das lichtgriine Blätter
neh bis zu ihm hiniiber.
Die ersten schüchternen Blümchen
färbten die hellgriine Matte auf der
anderen Seite des Weges. Der Ton
einer Violine drang spröde und fein
durch die Luft, ein weißer Schmet
terling flog vorbei, und von gelbem
Blütengehänge streifte ein zarter
Staub seine Wange. Alles chien von
dein ewig wiederkehrenden k riihlinge,
von Liebe und Leben zu fliisiem
Aber er selbst kam sich vor wie ein
diirres, fallendes Herbstblatt, das auf
Bernichiung wartet. Sein großer
Giücksiraum war nur ein Traum ge
blieben — seine Ehe ein Schatten
spiel —- alle hoffnungen waren seit
langem begraben und sein Leben, die
Jerwanderung eines empfindsarnen
Träumers, neigte sich dem Ende zu.
Er hätte so lange, in Erinnerun
gen und Träume versunken, dasifen
Innen, wenn nicht nahende S te
inr Sande ihn aufgeweckt tien
Seine In en waren auf das riine
Feld vor hin gerichtet, aber er piirte
doch, daß es eine Frau war die doe
beiglitt Sie hatte ihre Schritte
dorthin lenken wollen wo er sa,
aber aiisie sie,fah das; die Bank befe t
iehrte sie uin und feste sich
nicht weit davon nieder Er hatte
Zesegen Gegenwart vergessen, aber nach
erwie, alssieanihinvoriiber
sega gangeu war, deiarn er zufällig the
ntlis zuehen sehen.
Das warUsiecks di- trime hKer
ene —- e I g te
M sie ihn niemas erMe
Verliert te, das die ldunkle Kleidung
Denke eu. das gesteht genun, ente
und a "rmt war. Ader et war
dennoch —- sie. Sie befand sich allo
noch ou der Erde, wandelte hier
ebenso nsam wie er, und er ergriff
die Gelegenheit War sie zu fleis
um ihm zu zeigen, daß das Leben
ihr nicht ausschließlich -Siege der
giinnt hattei Als fie sich zuleht be
gegneten, war fie jung, hübsch, ele
gant und gefeiert —, aber iehi siarrs
te sie in die Ferne mit einem fafi
ausdruckilofen Blick, als ob fie ganz
und gar nicht bemerkte, daß sich ihr
jemand näherte· Erst als er ihren
Namen langsam und leise ausfpraztx
lam in den leeren Blick einiges Le
Ich-—
»EC war nicht gestern, daß wie
uns trafen, Maud.« Seine Stimme
ilang ruhig und beherrscht, um fie
nicht zu erschrecken. Aber in ihm war
es, als ob er an der Grenze des Le
bens, jenseits der Erde, stände und
sie in der unendlichen Sphäre der
Ewigkeit getroffen hätte. Zeit und
Raum bestanden in ienem Augenblick
fiir ihn nicht. Er liebte fie noch im
mer, und es machte ihn traurig, sie
ungliicklich zu sehen« denn von lin
aliicl zeugte alleet dee Ausdruck des
Blickes, die haltung, die Kleidung
Und mit einer Stimme, die weich wie
die eines Weibes klang, fuhr er fort:
»Ich habe so oft an dich gedacht,
Mand. Jch habe mich danach ge
lehnt, dich zu- treffen. denn ich wollte
dir immer eines gesagt haben.« —
Sie antwortete nichts. aber der Blick.
der scheu zu ihm auffuh, war wie ei
ne Feage. »Ich habe meine ver
seh-nähte Liebe zu dir das Leben hin
durch getragen wie ein wehmütiaes
Glück — sie hat mich vor manchem
Bosen gewahrt — sie hat mir über
die platten Alltiiglichieiten hinwegge
holfen, denn ich habe dann stets ge
dacht: ich fühle, daß wir uns einmal
doch noch begegnen werden, wenn
nicht auf Erden, so in unserem er
träumten Glückslandr. dort, wohin
wir alle wandern. und von dem wir
erhoffen, daß alles, was wir hienie
den vergeblich ersehnt haben, sich er
fiillen wird; und wenn das auch nur
ein Traum bleiben sollte, so hat es
mir doch nur Glück geschenkt, ein
wehmütige Glück, und das ist es,
wofiir ich ir danken möchte.« — Die
Angeredete neigte ihr Haupt, iiiid,»
mit den Händen vor dein Gesicht,!
brach sie in ein lrampfhaftes Schluch
zen aus« —- »Warum weinft du? Bist
du unglücklich-P fragte er leise, in
dem er sich zu ihr setzte. Aber iiel
antwortete nicht, sondern weinte leisel
weiter. -
»Du sollst nicht traurig sein, fon
dern sollst Vertrauen zu mir haben.
Ich bin nicht derselbe, wie vor zwan
zig Jahren. Die hoffnungslose Sehr
sucht eines Lebens verändert viel in,
unserem Empfinden.« Sie nahnij
nun die Hände von dem Gesicht, undi
die tränenfeuchten Augen sahen nie-i
der, während ihre Hände sich übers
dem abgenutzten Mantel ineinander
schlossen.
»Ich bin dein Freund fett wie feli
her," fuhr er fort. »Ja, vielleicht
noch mehr jeit, denn mein Gemüt ist
geläutert. Niemand kann, wie es
heißt, besser eines anderen Schmerz
mitfiihlen, niemand empfindet den
Schmerz der Wunden tiefer als einer,
der ihn selbst erfahren hat. Das ist
wohl wahr, aber eine starle Lieoe
lann Wunder verrichten. Maul-, lag
mich das Wunder verrichten —- la
mich dir helfen in deinem Leid, wel
ches es au immer sein mag. nichts
soll mich a schrecken! Das Leben ist
so kurz, Mond, die Liebe ifi ewig
und das Vergehen beinahe noch grö
ßer als die Liebe. Bist du einsam
und verlassen, so steht die Tür mei
nes rzens dir offen. Du tannst
getro eintreten —- da ist niemand,
der dich zuriirtftoßen wollte, kein
Groll, tetn Mißtrauen, nur Wärme
und Licht, nur Jnnigieit, Maudt«
Und er legte feine band über die ih
rige, gleichsam um ihre unruhigen,
nerviifen Finger zu besänftigen.
Sie aber saß wie im Traum, und
das längst entschwundene Andenken
an eine kleine, weise Dorftirche lehr
te zurtich in der e ganz jung war
und noch glaubte, daß Priester mehr
als Menschen wären. Nun glaubte
sie nicht mehr an Priester. Die ge
diimpfte, ernste Stimme des Man
nes an ihrer Seite weckte die Erin
nerung an Orgeltönr. Sie fah den
jungen, in sein Amt neueingefiihrten
Geistlichen —- ihre ernste, schwärme
rische, schneeglöckchenarttge Liebe. Und
in dieser Stunde erfuhr sie, daß ei
nes Meuf « wikeiich iieie Zaun
ung zu e nein anderen viel von des
agareners unendlicher Liebe in
trage. r rtriiniinertes Le n
war im ugen litt ipie fortgestri n.
Die Stimme, die in ihrer nitih
Nähe vernahm,s ien ihr die S in
me des iuri n, bartlosen Geistlichen
g sein. Se ah das Li eer der
onirneefonne ch die techenfens
ftee strömt-, und durch die offenen
Kirchentiiren atmete sie den Du t der
lochenden blumengefchiniisten and
s dort draußen- Es s ieii ihr.
s ob der Liliendust ain tar ihr
est tote damals zu Ko e stieg, und
wurde, gleich dein onne ihr ur
von einein Rausch ergrt en,
m ihr- SM mai-u sich noch im
iner icht
Jus is tiir sich empfinde- Mand
iann ich fest iicht erklären. —
.Feeundschaft« ist -u kühl. und der
Ekde haß- Likoe ifi es such nicht.
vEll-er du bist mit meiner Seele ver
wachsen; wenn es möglich witte, dich
mir fest zu entrücken, wiirbe meine
Seele verbluten. Du bist ich und
ich bin du —- obgleich wir solange
getrennt waren...« -
»Ich liebte dich nicht, als ich jung
wat,« sagte sie nach einer Weile, »und
ich liebe dick, auch ietzt nicht« III ei
ist, als ob alle irdischen Gesiible in
mir erloschen wären. Aber ich misch
te vor dir niederlnien und deine hän
de küssen in vemiitigek Dankt-mein
Es ist so lange ber, daß ich an das
Dasein von Schutzengeln glaubte.
Nun glaube ich wieder an sie. O, laß
mich dir folgen die lurze Zeit, die
uns zu leben noch übrigbleibt. und ich
bin sicher-, daß, wenn ich auch noch
so schuldbelasiet wäre, du Liebe und
Kraft genugbesihesh um die Pforten
des himmelteichs noch einmal fiie
micb Iu öffne-m« ,
Der lurzen Frühlingsnacht dunlels
sie Stunde batte begonnen. Sie sah
nicht, daß er ein ergrauter Mann
war, dessen reine, schmärmerische Lie
be sie der Verzweiflung entrückte und
ibre Seele in weite, licht-re und rei
chere Gefilde trug, als sie selbst in
ihren bliibendsten Jugendtagen bat
e. —- -
Wie war ibr Leben gewesen, seit
dem sie lich zuletzt begegnet warens
Das wußte et nicht. Das tiimmerre
ibn nicht. danach fragte er nicht. Er
hatte das Ziel erreicht. das er qual
boll ersehnt batir. Sie war nun die
seine —- fie sollte ibm folgen. lind
es laen eine wunderbare Ruhe in tel
nen Blick, und auch in den ihrigen.
Ein reiches, inniaes herz hatte ihrem
einsamen. ausgefchloffenem zertretenen
Wesen fiir immer seine Pforten ge
sonnige- drinnen
Einige Proben samt-arger Hu
mors sind im folgenden gegeben:
Dem Fragehannes nnd dem ra
geliezchen steht der Mund nie ill;
zuletzt lann Futter nicht mehr da
gegen an, un aus sein bäust est
,Wat?« oder «Warurni« oder ,. ie
is dat?« deiommi es die Antwort:
»Mut, dat Water is natt«, oder
«Wenn’t regent, is’t natt«, oder
»Dng is nich nati«. »Wenn de Ratt
in’t Water löppt, is se natt«. Grö
ßere Kinder unter sich geben wo?l
auch aus häuiiges Nachfragen de
dunkle Antwort: »Bist nich, Vooms
wull«. hier liegt ein Worin-iet
watf s-— Watt lWatM vor. Daan
fragen die Kleinen noch viel nach
dem Essen. Am liebsten spielen ei
nige Krabanter den ganzen Morgen
Pütteniiel:r; um sie los zu werden,
antwortet ihnen die Mutter, wenn
sie fragen »Wat ett wi hütt to Mid
dagi« mit: »Lustlliiten un Sünn’n
supp«, »Kartiisseln ut«n Finsier
stippt", «Wat up’n Disch lumrnt«.
Wenn sie gar fragen: «Jö dat nich
bald so wirt? wat is de Klock denn?«
werden sie grtrösiet, die sei »Dur
oertel op«n Büxmtnoop«, «Fies Mi
nuten no’n Bürenlnoop«. Aus die
hochdeutsche Frage: »Was ist die
Uhri« erfolgt die Gegenrede: »'n
runde igur« oder .Viertel aus die
Schnur .
Aber nicht allein die Großen wi ·
sen den unbequemen Fragemeier, i
ren Quölgeist, durch solche Antwor
ten loszutoerdem sondern auch der
hamdurger unge, wenn er ein rech
ter Buttje i , hat davon einige aus
Lager. Fragt ihn ein Unbekannter:
»Na, tote beest du dennf« so risiiert
er die Antwort: »A« min Nam is«.,
oder »Bl- min Vadder«; sragte man
weiter: »Wo is din Vadderi« so ist
man auch nicht klüger, wenn man
hört: «Jn’ne Büx«. Nun fängt man
an Zu schimpfen: »Du biist sa hiit so
pas g; wat is denn logi« »Wat nich
sast is.« —- Schiise verzeichnet aus
die Frage: »Wie old biist du's« die
Antwort: »Als rnin liitjen Finger un
rnin groten Höhn-«
Und nun die Vamvurgee Jungens
unter sich. Sie greifen ein Wort aus
der Rede eines anderen heraus. legen
ihm einen anderen Sinn unter, rei
men etwas drauf, ziehen es ins Lö
cherliche. Z. B.: Wenn sie si
schimpfen, iiillt das Wort: »Hei
Mul!«, der Gegner nimmt es auf
und erwidert: »Mit Halt int Mul,
ipei Jsen!« oder: »Mul hebbt de
Smin wenn se teen hebbt, nehmt fe
din.«
Sagt einer sich entfchuldigend:
Dat heff ick nicht wußt«, so fällt
semand ein: »Werft gifit di n Schlach
ter«. ·,,Lot dai no »Na is Jn
gelsch« —- Loi dat fini« »Die-sitt
gisst dat bin Krämerf »Vat
nich wehrl« »Wer liggt up de Kor,
wenn le umlippt, liggt de Kot pp
de Wer-«
—- Grs entnahm Berliner
(inr Ilpendo sum Schulzen): »R
ren Sie mal, hat man denn neulich
die Sonnenftnsternis in dem kleinen
Reste da doch sehen tönneni«
—-·DerGroßtuer. Bauerqum
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