Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 18, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    Wagen-r
Music W s. Ostnr Klaus-imm
VJII die Ietwitwete Frau Fabrikhe
» Weil in M.
J Liebe Freundin!
,Mbinichin derLage,Direine
While Nachricht zu übermitteln,
- see Dei wahrscheinlich schon längere
R seit Sehnsucht entgegenschaut
. Ei isi mir heute gelungen. mei
nen guten bekannten, den Bankie:
M, zu veranlassen, Dein Kapital
in sein Geschäft zu nehmen. Die Ge
legenheit spa- eugeeordenilich günstig.
CI war Kapital wegen einer Erb
schasitteilnng zariickbezahlt worden
nnd eine halbe Million wurde frei.
Ei liegen eine Menge von Meldungen
dor, aber dank meinen persönlichen
Beziehungen zn Bankier Werner und
seiner Frau und danl meinen Bitten
ist Werner bereit, Dein Kapital von
M,000 Mart anzunehmen und mit
arbeikn zu lassen. Du hast bisher
das Kapital in Staatspapieren ange
legi, welche Dir 372 Prozent bringen.
Dir perfiigtest also im ganzen iider
14,l)00 Mart jährlichen Einkommens-.
Du hast jedem Deiner Söhne 4000
Mark Zuschuß gegeben und nnr 600ö
Mark siir Dich behalten. Von jetzt ad
verfügsi Du iiber ganz andere Snms
men. Werner zahlt für dieses Jahr
12 Prozent; das macht für Dein Kas
piial 48,000 Mari. Das ist mehr
als das Dreifache von dem, was Da
bisher gehabt basi. Du bist in der
Lage, die Zulage Deiner Söhne zu
verdreisachen, Du kannst jedem 12,0m
Mart geben nnd behältst dann noch
24,000 Mart für Dich übrig. Mit
der Zalage von 12,000 Mai-l können
Deine Söhne aus den Linienregimens
lern, in denen sie stehen, in die vor
nehmsten Regimenter des Landes über
gehen, wo ihnen nicht nur ein besseres
Avancement winkt, sondern tvo ihnen
auch eine sehr reiche Heirat eher ges
lingen wird als in den Brot-inzw
stern, in denen sie jetzt stehen. Unsere
Söhne sind doch nun einmal aus reiche
Heiraten angewiesen. Mit den 24,000
Mart, die fiir Dich übrig bleiben.
kann Du endlich Deinen Wunsch
ersii . große Reisen zu machen, was
Du bisher bei Deinem Einkommen
Dir nicht leisten konntest. Werner ver-«
ztnsi das Kapital von dem Tage an.
an dein er es erhält. Soviel ich weiß.
haft Du Dein Geld im Bankiresor lie
gen. Hole es also heraus und übe-:
dringe es selbst Anfang nächster Woche
net
Jsch srene mich herzlich. daß es mit
lnngen ist, die Sache siir Dich
»rchznsehen, ich bin überzeugt, Dir
wirst den Freundschastsdienst, den ich
Dir geleistet habe, zu schäden wissen.«
Deine Freundin
Leonie.'
Die verwilweie Frau Fabrilbesitzer
Weil las diesen Brief mehrmals
durch, und zwar tat sie das mit Be
friedigung. Ihre Jugendfreundin, die
Wittwe eines Geheimen Regierungs
rates, hatte ihr schon seit länger als
einem halben Jahre brieflich und auch
bei einer Begegnnng mündlich llar ges
macht, welch’ kolossale Geschäfte der
Banlier Werner mit den Geldern
mache, die ihm von näheren Bekannten
anvertraut wurden.
Beide Söhne der Frau Weil war-n
Offiziere und standen bei der Linie;
der eine bei den Jägern, der andere
bei der Jnfanterir. Leonie hatte nur
in recht: wenn Frau Weil ihren Söh
nen die dreifache Zulage geben konnte,
stand ihrem Ueberlritt in Garderetziz
menter nichts mehr im Wege, und eine
glänzende Karriere schien dann den
Söhnen gewiß.
Der FabrilWr Weil hatte sich
aus kleinen Anfängen heraufgearbeii
iet, hatte ein großes Vermögen ern-or
den, hatte es zum Teil wieder verlo
ren. aber alt ee starb, hinterließ er
nah 400,000 Mark und eine
kleine Ville- Universalerbin war feine
Zeus-, nnd erst nach deren Tode fielen
spieal m Billa an Ue Söhne
gar Seit hatte mit ihren Söhnen
. , tdezn Weiser .Beife die
.- Ei M n geteilt Sie überlie
Söhnen ie größere Hälfte, un
sp .. sie ve- aooo Um komm sie seine
IS der a und des Gar-lese
Manch eine srösiete Summe ver-l
48,000 Mart jährlich — das wars
allerdings außerordentlich verlockend.
Falls-h, Frau Weil erinnerte sich ei
set Szene, die sich vor langen Jahr-n
in ihrer Wohnung abgespielt hatt-.
Damals war ein Berliner Bankier,
ein Jugendfrewd des Gatten, zu Be
gech bei ihnen, nnd es wurde über
Anlage von Papier-en und über
dle Zinsen gesprochen Der Jamme:
wen- allgemein, baß unter dem Regime
Wiss-et in Preußen und Deutschland
der Zinsfuß o statt hernbgesejt wor
de- mr. her brachten Staatspa
piere mindestens 4 Prozent; als si
M M Prozent untergingen, ka
M Diese kleine ntieeh besonderQ
'Wnde Frauen, die lediglich»
sen lecke angewiesen were-»
s .- sey-Akt heisses-w Weils
z- .-; I f Gesell feinem Freunde gegen
h M WITH geändert seiukGeldz
M- pleren anzn eus
M der-geruht hatte ihm das-on
W und ihm etllsrtt
Pindus-:- kmi Masse-deinen
. . , . Z- II t
— M, U M fel- Mez
H- - I· · . !
F
hoc-versinktan ausländischen Pa
pieteu wiege-. Wer weniger gut essen,
daka aber gut schlafen will, der lege
feig Geld in einheimischea Staatspa
pieren an, die zwar weniger en
grikgem aber um so vieles ter
n ."
Das war darnall. Unter-des hatten
siaz die Zeiten gewaltig gelindert
Frau Weil wußte es ja von allen
ihren Bekannten. welche ihre Kapita
lien in der Industrie oder irn Handel
hatten, welch’ lolossale Sinn-ne sie
verdienten. Da war Frau Sehröder,
ebenfalls die Wittwe eines Fabrikhe
sitzers. Schröder hatte einige Jahre
vor seinem Todet seine Fabrik in
eine Aktienseseilschasi umgewandelt
nnd einen Teil dieser Aktien behalten.
Die Aktien brachten 25 und 30 Pro
zent. Frau Schröder hatte nur eine
Million geerbt, hatte aber eine fähr
liche Einnahme von 300,000 Mari.
Solche Summen irnponierenl
Einige Tage überlegte Frau Weil-.
Dann ging sie nach der Bant nnd
holte sich aus dein Tresor die 400,000
Mart in Staatspapieren Sie packte
diese in eine Handiasehe und verbrach
te eine nnrnhcge Nacht in ihrer Woh
nung, da fee fortwährend daran den
ken mußte, wie es eveniieell Einbrei
chera nicht daraus ankommen würde,
Gewalt gegen sie anzuwenden, wenn
sie gewußt hätten, welche Summe die
kleine Billa in jener Nacht bar-. Aber
auch die Nacht gi vorüber. Frau
Weil sagte ihrem Kavalier-, sie wolle
eine kleine Reise antreten, von der
sie erst gegen Abend zurücktornmen
würde; nnd schon in friihesier Mor
genstunde machte sie sich tnit ihrer
hInstit-wich aus den Weg zum Bahn
o . .
Sie nackte unterwegs zweimal unt-I
steigen nnd saß zuleht. bevor sie nach
M. karn, mit einein Ehepaar in einein
Abteil zweiter Klasse zusammen. Als
rnan sieh dein Reiseziel näherte, sagte
der noch ziemlich junge Reisegefährte
zu seiner Gattin: -
.Diese Terrains gehören alle be-"
reit- dern Bankier Wer-sieh der hat fee
aus Spekulation geiausi.«
»Sie sind wohl sehr wertvllf staa
te die Gattin.
«Jeht noch nicht,« lautete hie Eint-H
wori; nwalsrstlseinlicb würde Wernee
sehr schlecht abschneiden, wenn er sie
fett verkaufen wollte. Aber in eini-v
gen Jahren werden see einen hohenj
Wert haben. denn alle diese AeckerJ
kie Du hier siehst. werden Bansiel
en.«
»Dieser Banlier Weer ist stein
reich, nicht wahr?«
»Ja, er hat es verstanden! Der«
Mann hat ungeheures Gliick Sehnt-»F
Er kommandiert nach seinen Geschäf- ’
ten zu urteilen, Millionen. Was er»
ansaßt, gelingt ihm.« !
»Also ein Glückspilzi« i
»Nein, nein mein Kind so schlimm«
ist es nicht. Das Schicksal sorgt schon »
dafür, daß die Bäume nicht in den’
himmel wachsen. Auch er hat sein
Stelett im Hause, und das ist die
Frau, die ihn mit wahnsinniger Ei-,
fersucht quält Und sie hat gar nichts
einmal Veranlassung dazu, denn der
Mann ist sehr solide, und gerade
seine Soliditiit in allen Dingen ha:
ihm sein geschäftliches Renommee und
seinen Kredit verschafft Es soll
öfters da in der kostbaren Van des
Bankiers Werner Eifersuchsszenen ge-l
ben, die jeder Beschreibung spotten« J
»Ist die Ehe linderlog?' !
»Nein ei sind zwei kleine Kinder
Es gibt stets Menschen, die in rück
sichtöloser Weise die Angelegenheiten
ihrer Bekannten und Mitmenschen an
öffentlichen Orten, zu denen natürlich
Hauch ein Wagenadteil gehört, bespre
;chen. Frau Weil erfuhr aber, dass
LWerner ein reicher und glücklicher Ge
ischiistirnann war. Seine ehelichen An
gelegenheiten interessierten sie nicht;
mit der eisersiichtigen Frau hatte sie
Ija at nichts In tren.
l Mittag kam rau Weil in
M an. Sie nahen ans Bahnhofe
eine Draschke and fuhr nach der Van
des Bankiers Bemer, die in einer
fBoestadt lag.
Ali sie die Droschle kließ nnd an
der Van tli kam ein Diener
in Livree und aste, was wünsch
te. Frau Weile ahlte, eliime in
Geschäftsaan iten und wurde
erwartet. Der Diener behaart-te, daß
herr Berner nnd seine Gattin nicht
jitssle lesen; sie seien ausgefochten
aber in einiger Zeit wieder
tat-mein Er Igeleitete daraus Frau
Weil in dir Ei wo eine hatt-darn
die Qesuchetin in Empfang nahm.
ran Weil sagte, sie kämea nErnps
ehlung ihrer Freundin Leu , und
die hausdame schien diesen Namen gut
zu kennen.
and Frau Wert-er sind ane
ad sie probieren ein neues
Räder sie seiden in einer M
de wieder rtiet Kis- allen
Sie die Freunds seit den nnd et
was warten. «
Die Maine Bezirk sea- Beil
M im W M aus ens
Musee « « ON ZU ’.«" « m
lda.«
W
da wirtschko zu tun hab-, m?
Leiä Frau Weil auf der Presse sb;
Es war das der altes Dame fee
nicht unangenehm. Der Inst-theils
war geradezu köstlich.,« Man hatte el-.
neu schönen Blick its-einen greises
Gäktclh dcf Mit WM MWIJ
menl eingerichtet und gepflegt Dar.
Wohin man blickte. sah man die Its-T
zeichen gediegeusten Reichtum-. «
such noch fest, hier auf der Ter
rasse. hatte Frau Weil den Doppel
henkel ihrer handtalche über den ihr
len Arm gestreift, damit sie die II
sche ja nicht verliere oder liegen l .
Das frühe Aufstehen, die Reise, ,
Aufregung und Sorge um den
den Frau Weil bei sich trug. holten
die alte Dame müde gemacht Die
wunderbare Stille, die sie umged. M
der kühle Schatten wirkten scharfsic
dernd, und Frau Weil wirkte« wirk
tlich ein.
I Wie lange sie geschlafen spare-ex
swußte fie nicht. Sie wurde derch
sKinderftiinmen in ihrer rnniitielbaeen
Niibe geweckt. Frau Weii mußte fich
ferft einen Augenblick besinnen. ev- He
:fei. Dann fchob sie die Blätter der
JSchlingpflanzen, die eine Gitter-wand
Hbedeckten zurück und fab unten im
«Garien zwei Kinder von ungefshe
»vier und fiinf Jahren, ein Mädchen
und einen Knaben, wohl die Kinder
des Hausei.
Die Kleinen waren febr lebhaft,
lennien ohne Aufsicht im Garten
spielen. weil dieser ja ringsum set
»fchlossen war und gewiß ieine Gefah
ren fiir fee bot, und von der Unwesen
heii eines Fremden abnten die Kin
der nichts. da die dichte Blattwand die
Befucherin den Augen der Kinder ent
IDCO
Frau Weil war irnnser lindern-b
gewesen. sie freute sich, wenn fie befeu
ders kleine Kinder bei ihren W
beobachten kannte. «
Die Kinder waren auch febt drng
und lebhaft. Sie hatten in einer fchats
stigen Ecke einen kleinen, niedrigen
runden Tisch mit zwei Miniatuesess
felchen. Der Knabe suchte fich ei
rundee Stück hols, das wie eine si
Farre aussah und feste sich rnii Liber
gefchlagenen Beinen auf den kleinen
Sessel. Er imiiierte das Rauchen
und machte ein blafiertes Gesicht; ge
wiß lopierte er feinen Vater. Das
kleine Mädchen hatte fich aus einem
Stück Zeitungepaviet, das auf dein
Tische lag, mit geschickten Zinsen ei
nen Fächer gemacht. sie fah auf dein
andern Sessel und fächelie fich· Die
Kleine haiie Inzweifelbaft dramati
fches Talent .Sie ichien die Se
kränlie und Beleidigie zu vielem
Watte flogen zwischen den leinen
hin und her, welche in der kindlichen
Aussprache fiit Frau Weil nicht voll
ständig verständlich waren; aber es
vhandelte sich jedenfalls Inn eine erregte
Szene. Wirklich großariig spielte die
Kleine and zeigte ihre dramatischen
Fähigkeiten als sie sich fest erhab, den
Fächer zerriß, ihren Bis-Obiz vor die
Füße warf und rief: —
»Du bist a Betrüge, on vetruge nun
und alle Leut«
Es war ersiauenzwerth wie die
Kleine diese Worte herangschmetterte.
Aber ihr Partner war mit der Aus
führung der Rolle nicht einverstanden;
er erhob lebhaften Protest:
.Nein, nein, Bellal« rief er. »Du
mußt nicht zulth so laut sagen, ganz
leise.«
Die Kleine setzte sich tnit dem wie
der aufgerafften und zurecht getniifs
ten Fächer aus Zeitungspapiere noch
mais zurecht, und die Szene begann
von neuern. Unzweifelthaft waren die
Kinder Zeugen einer Eisersuchtsszenr
zwischen den Eltern gewelen und to
pierten fest diesen Austrit. Kinder
sind nicht nur scharfe Beobachter den
Erwachsenen gegenüber, sondern ver
stehen diese auch in ganz wunderbarer
.Weise zu lopieren.
i Weiter hexann der Streit zwischen
den kleinen heiraten Daan erhol- sich
Bella und rief laut nnd erregt:
; »Du hist a Betrüge, du betrüge
Jrnich.'
f Dann aber siigte fie leise sischend
Ewie eine Schlange hinzu:
»Und du hetriige alle Leut!"
.So isks richtigt« schrie der kleine
Bruder Frau Weil aber erhob sich
jäh rnit einem Blick voll Schreden uns
Lsuiteatma
Solche Szenen latnen hier irn hause
dort
Nur einen Wunsch hatte fie: fort
aus dieser Billa, um ihr Geld-i ret
sten. Sie eilte m der Pera bis
zur Diele, traf hier die haust-am
fund erlliirte ihr, rniiise unter alles
Umständen noch n Les « machen;
In- rasse in eine- Sumde wi« .
jeilte durch den Garten hinaus-r
die Straße hinab und war froh,dera
Vankier nicht Weist-sein In des
enSttaM i
Droschle und fuhr zum dastehe- tm
Lerci-et re Weil war Ilsckl
spatn eisr mstuade
TICHUEDW se dort ein, Musik«
er o
Es M Miasth spukte M
Ists-r die Moos Wart is Staats
L-. Mk Wes-M
irae seiten-dec- hause
; .. a
Eis-Fee
Meist-gen M sie nicht IIIng THE
Glück nnd das ihrer III-c von sich
lzzsthdud W de KO,
feine Esel-. die us Ruder an
ten zur Weglassung sah-, am ihren
wohlvukchdachtea Plan zu Odems
Hatte R sich nicht vor Les-nie unddem
Bankiet schele U
s Aber es rest- si etwas in Ihn-as
knickt mass-weiss- ippme asd ipk zu
Irie
L Da W recht get-samt Sind
lnicht sonnt-so viele andere Bankiers
Schwindler gewesen nnd beben Leute
um ihr Haue-I heb nnd Gut gebrach«
FWas gefch hi mit dir und deinen
Stil-um« wenn du das Hm Geld
Everlietst und nichts übtigg bleibt als
die Reine Bill-h die kaum mtäufkich
isi und nicht so viel bringt da du
rallein davon einige Jahre dein
Tftisten kanusik
Spät ging Frau Weil zur Ruhe,
aber dann war sie mit sich sertig. Sie
beschloß vsdu tret ob. mit-is zu WI
fen und wenin gut u essen.«
Arn tidernachsien age kam ein
Brief des Bankiers Werner, in dem
er aufs iedhaftesie bedauerte, das
Frau seit ihn nicht zu Hause ge
trossen habe. Er stellte ihr daheim.
noch einmal »Im dem Gelde zu ihsn
zu kommen oder ihm mitzuteilen,
wann er sich das Seid abholen dürfte.
Gerade dieses Angebot erregte erst
recht Verdacht bei Frau Weil.
Sie schrieb an den Bankier, sie
habe Gesegendeit gehabt, ihr Geld an
derweitig vorteilhaft unterzubringen
und bedauere sehr. nicht mit ihm in
geschäftliche Verbindung treten zu tön
nen.
Acht Tage später kam ein Brief
von Leonie, voll non Mittagen und
Vorn-tiefern Leonie erklärte das Be
tragen der Jugendsreundin stir un
auatifizierbar. Sie habe nicht nur
sich sika geschädigt und lächerlich ge
macht, sondern auch den Bantter be
leidigt, denn ihr Betragen lasse aus
Mißtrauen schließen. das iederatll
für einen Mann wie Wer-er M
verlesend sei. Leanie tiindigte der
Jugendsreundin alle näheren Bezie
hungen aus, und Frau Weil entschlos
sich, aus den Brief nicht zu antwor
ten. Sie mußte auch den Verlust der
Freundin mit in Kauf nehmen. Bes
ser ddie Freundin verloren, ais das
Gei . . .
Sechs Monate waren in’s Land ge
gangen. In der kleinen Biila der
Frau Weil ging alles seinen geregelten
Gang. Es soll indes nicht verschwie
gen werden, daß doch fin die Bestje
rin der Van manche Stunde kam, .n
der iie sich fragte, ob sie nicht mit ih
rem impnliiven handeln. ihrer Flucht
aus der Villa des Bankiers Werner
ihre Kinder nnd sich selbst schwer ge
schädigt habe.
Der herbß und der größte Theil
bei Winters waren vergangen, als
eines Morgens Frau Weil ihre «
tung aufschlug nnd ans der er .n
Seite quer liber die ganze Kvliunne
mit großen, setigedruckten Buchstaben
die Worte lag: »Ein ungeteuer Ban
tier und seine Opfer.«
Da stand es klar und deutlich:
Bankier Werner in M. hatte sich er
schotsent Seine Frau war in eine
Jerenanstalt geichsssk worden. Der
Mann hatte die ihm anvertrauten
Gelder zu Sprinlatipnen dem-Oh hat«
te in Effekten nnd. Terrains wahn
nig spetutiert, hatte die Zinsen von
m ihm anvertrauten Kapital ge
hlt und hatte einen Lauter-sit mit
get Millionen Schulden gemacht, ne
benbei aber bie amten Einiagen sei
ner vertraueni ligen Opfer verloren.
Wie die Zeitung berichtete, herrschte
in weiten Kreisen nnd gerade in ber«
besten Gesellschaft in M. eine Ponti,
kenn Famixien hatten ihr ganzes Oe
nnr um verloren.
In den nächsten Tagen brachten die
Zeitungen weitere Berichte, tn welchen
unsrer ungeheuerltchere Detatls vor
handen waren Wernet selbst hatte
nte etwas besessen, hatte durch set
nen luknrtijfen haushalt allen Leu
ten Sand in dte Augen gestrent und
vermögende Familien an den Vettel
ftab gebracht Ein paar Selbst
morde solcher Unglücklither, die al
les durch Werner verloren hatten,
folgten
Leonie schrieb einen herztvetfelten
Brief an Frau Weil in dem sie mit
teilte, sie habe ihren ge amten Besitz
verloren nnd set tn Zu unft auf die
Mogtättgtett ihrer Verwandten ange
»Viel-Te hat ein W Engel geleitet««
MHS »Du mußt tm
mel etnen besonderen Schwengell
hob-I«
Der Konturuerwalter der »Mase
Wer-ler« erhielt in der- nä seen M
von Frau Bett etnen Or .
staunte
I »Seht geehrter herr!
s Wie ich erfahre, hat sich ein Konsu
fttmn bildet welches fttr die un
lllckl n Kinder des toten Bankiers
Elle-an nnd seiner unhetlhae wahnsin
futss Frau for gen will. Jchtptll
in gern die en Wahtätern anschlie
und verpfle mich. fttr sehn
kszs »Ja-»W» - : M M
at
W s cherflein hast-be , be,ttra0en das
..,..«s«.....«g...-««:s:.- gis-SK- »ka
ecmssixwmimlninch
fcin seeiied mer se- Selte
Wh
;UMtbe W von stim- Mehlea
T El war an einem brennend heißen
Sommers-wegen ins Jahre 1732
Ueber dein Ppisvnkner Stadi
lchlesie des Königs Friedrich Wil
helm I. lag bleierne hine, und keine
Wolle war onr immel zu sehen.
E Auf den Sie nflielen vor dem
Bari-hause irn Schloßhofe flimmerte
die Sonnenglut Eine Reihe der
langen Kerle laß, eingepreßi in die
enge Mai-nun auf einer Bank, die im
Schatten lag; die übrigen lehnten
»und lagen auf Schemeln, Zischen und
Gräschen in der Wachifiube5 vie hihe
der lesten Tage hatte sie moii ge
machi.
Plöhlieh stoben alle durcheinander
Pie in Aufregung gekommene Amei
en. ,
! Ein kurze-, scharsed Trompetensig
»nai, TrommetwirbeL
s «Der Min· kommt!«
i Es war o: Friedrich Wilhelm
Itrat ans der in der Nähe liegenden
sSchloßtsn Wie immer in tadelloser
sObersien - Unisorm kam er schnellen
sSchriiiee näher, so energisch, daß die
IWache nicht «t genug behielt, sich
vorschrisisnriisz auszustellenI
Mit scharfen Blicken beobachtete
Seine Majestät die heraneilendern
Die dienstliche Meldu wurde
vom Korporal abgegeben; die Riesen
terle standen unbeweglich da wie
holsduppem
Majestst war in gniidiger Stim
errung
,, eute sehr heiß, vorsichtig sein —
Wasser nicht sparen! Bei ihr wird
die Moninr leicht rampon ert. muss
besondere Sorgfalt angewendet wer
den. Jn der Sonne bricht das Leder,
und das weiße Tuch wird verschwist
Der Rock des Königs ist kostbar.
Neue Montnren gibt es erst im Win
ter! Versinndeni·
Er ließ die Mannschast wieder
abtreten, damit sie nicht unniin lange
in der Sonnenglut stand, nnd redete
mit dem Korporat:
»Ist Wache hinaus-gestellt an die
Puloerhiiuseri«
·.Wie befohlen, Majestiiif
«Auch an das lebte Pulverdirnsi
chen ganz draußen hinter dem Walde
am Jungfernseei«
»Der-te wie alle Tage, Maiesiiit.'
»Dortdin muß immer einer der
kräftigsten nnd gesiindeiten Kerle ge
schickt werden. Der Weg ist weit.
Wo der Wald abgeschlagen ist. mag(
et lebt heiß sein« l
»Die Sitteisten gehen dorthin«
Mufesisi.« . ;
Friedrich Wilhelm nickte destiedigt;«
er hatte den Eint-roch dass nach Mög-!
iichteit alles in Ordnung gehalten
wiirde. Er ließ sich den Rock aus-s
stehen« streiste die iintendefleaten
Sehn semel iider das weiße Vemd
nnd este sich an den Schreibtisch,
um in emsiger Arbeit die aufgetürm
ten Akten durchzusehen
Ei mochte wohl zwei Uhr gewor
den sein. als sich ein dem Könige de
lannter stirger zur Andienz in drin
gender Angelegenheit melden ließ.
Friedrich Wilhelm war sehr unge
halten iiber die Störung; er war
heute ohnehin wtitend aus Bürgers
leuie7 die Kottdnser wollten die
Fenersprike nicht bezahlen, deren An
schassnng er vorgeschrieben hatte.
Uber- er desahl doch: »Neinlassen!«
Mit tiesen Verbeugungen, ängstlich
und zaghaft, trat ein Bürgersmänns
chen in die Tite. Mit seiner tin
miinnlichieit, seinem bleichen Gesicht,
seinen schleichende-r Bewegungen hatte
see sofort bei dem robusten Monarchen
» .Wat will Ert«
, «Maiestät. ich muß mich iiber die
langen Kerle beschweren!«
Des Königs Stirn legte sich in
tiefe Falten.
»Was gibt est«
»Dein-sen arn Pult-erbaut laufen
die fette naetig umher, ja, nicht ein
inal den Dreispin sehen sie auf, ja,
nnd lassen sich dort leben, ja, ganz
nackt, fa, arn hellen Tage, ja, und am
Jungferniee ist es.'·
Der König sah den Mann prüfend
an; so tief und ernft fein Sittlich
leitsgeiiibl war, io weit entfernt war
er doch von jeder Priiderie, und vor
allein tvar ihm Scheinbeiligieit auf
das itiirttie vers-ißt
»Meine langen Kerlei hat Er das
auch richtig geseheni Mach Er net-r
teinten Wind und blauen Dunst
vor « '
Ilber der satliiger blieb bei seiner
Beschnldtgnnex und ettliirte, daß
Nacktlanien e ne Sünde sei, und wenn
»die Soldaten des Köni i das täten,
dann ilbnne man sich n chi wundern,
wenn es überhaupt Mode würde.
.Sei Er still —- toerde selbst nach
leetbknk resolvierte der König. »Geb(
« Ver stirqer toar entlassen. Fried-I
rich Wilhelm loh, wie er sich ver-;
gnitst die hände rieb; er mochte wohl-.
den lan n Kerlen einen Streich spie
len wo . Aber er ließ ihn doch
laute-. Zuerst wollte er sehen, was.
es mit den nackten Kerlen liir eine
Bewandtnis habe, und ob nicht eine
Uniläterei dahinter stecke, die ernst
liche Strafe verdiene. .
»Den staunen sattelnt« rief der
Wische March dein Hammerdiess
ner zu; er unternahm selbti den Kitt;
in dersme Sonne-glitt- sinds
-
» Ä« . «
ehe die neuster-ists Stellt-rechte aock
etgrttudet buttQ W dte Ursache des
Wachen hartem-tut ei letn
Mante. were-e Roß und R ter chou
du das-untere Tor —- dam dte
se utrsts merke —- verschwun
us
Ja tosen en Mtnuteu hatte der
König du das Raueuer Tor dte
Stadt verlassen. Er ritt suerft durch
den dünnem heißen Metermvallx
dann an dem großen, tu grelter Mtts
tugtglut liegenden Dalzschlag entlang
dem Jungferrlee zu.
Der Gaul war naß, und auch des
Ksntgz Majeftät war tu etan ganz
unlitrttltchen Schwetß gekommen.
staut-, tlapp —- llapp. llapp —
tchlugen dte Vase in den trockenen
Sand; da schimmerte durch das leste
Gebttsch das Silber des Sees, und
ieit erkannte das Auge des Königs
auch das Pulverhöuschem
Er stieg vom Pferde und hielt for
schend Ausblick auch feinem langen
Kerl. Er blendete mtt der Hand dte
Fäunensirahlen ab —- ntchts zu
e u.
Der Monarth ging ein wenig mehr
nach recht-. Jest konnte er das Tor
des Pulverhiinschens überblicken,
daran lehnte die Muskete, an der
vergitterten Oeffnung oberhalb der
Tiir die Wonner- der Rock, Gama
fehen, Bandelier. Dreifpm alles fehr
ordentlich anfgehsngt.
»Na ift der streit«
Da breitete etwas ini Wasser.
fprisia tauchte auf und unter —
und jetzt fah es Seine Mafeftötz der
Kerl hatte ein Bad genommen nnd
gerne-Rate sich in der tiihlen Flut.
saftig ftieg der König zu Pferde
nnd ritt eilends auf das Häuschen
gn.
Aber der lange Kerl war doch
aufmerksam gewefenz er hatte die
Hulfrhliige gehört. Er blickte spähend
auf. Er erkannte den König nnd
sprang in Riefenliihen ans dein Waf
fer an feinen Posten. Dort hing er
fehnell Säbel und Patroneniafebe nen,
ergriff die Musleie und präfentierte
splittern-san wasserglänzend. aber in
tadellofer Haltung, als das Roß liw
die hausecke bog.
Der Monarch fuhr ihn hart an:
»Wie heißt Ert«
»Macdonald, Maiesiät.«
»Was tut Er hieri«
»Ich veiifentiere vor meinem könig
lichen Dberfien.«
Friedrich Wilhelm war betanntlid
ein Freund von Schlaafertigleit, nnd
ei gefiel ihm,- daß der Kerl nicht
singftlieh geworden war. Er fah ihn
genauer an und war erfreut itber den
ebenmsßigen, ungemein kräftigen
Glieder-how So frifrb und liihl war
er, und ihm, dein König, rannen die
Schweißperlen arn aanzen Körper
hinab. Arn liebfien hätte er lieb felbft
in die tiihle Flut begeben. edenfalll
war es ihrn klar, daß es ene Qual
fein mußte, hier stundenlang in
enger Moniur, befirahlt von der
Sonne, auf und ab zu wandeln. Er
verzieh aern die lieberfchreitung der
.JIfttuliion, obgleich er glaubte, fiirI
ferfte noch ein wenig angehalten fein
lzu Iniitfen. -
»So läuft Er ihier huan rief
er tsch.
»Gott hat mich fo geschaffen. Ma
jeftiit.«
»Sehiiknt Er sich nicht vor den
Leuten, die hierher tornrnenk
»An Euer Mafeftät Pult-erharrt
hat niemand etwas zu fuchen.« -
Der Mini lächelte zufrieden.
«Glaubt r, fo feinen Dienft zu
erfülleni«
»Eure Maieitiii haben befohlen, die
Moniur zu schonen, und Irr-h sei
dem geboien, der mir auf meinem
Posten zu nahe ismmi!«
Friedrich Wilhelm dmchichaute
natürlich die pfissige Uti, wie sich der
Riese aus der Uffäke sie ziehen suchte,
und da er die paradieiiiehe Kleidung
mit der Sparsamkeit feines königli
chen herrn zu decken versuchte, hatte
er vollends gewonnen.
Der König sah ihn noch einige
Augenblicke wohlkesiillig an, drohte
ihm lächelnd nei dem Finger und
riii heim, indem er ihn ukn sein er
frisehendei Bad erheblich beneideie.
Die Schuld an seinem ansieengenden
Riii in der Sonne schob ee naiiirlich
auf den Bürger, der die Grenadiete
verllagi haiie.
sowie der Iiir im Schlosse an
Felomnien war, rii ein Expreßboie
n die Stadi, der den Bürger holte.
Mii verfchmitzieni Gesicht, m der
hoffnung, vom König eine Beloh
nung iiir seine strenge Siiiliehleii zu
erhaåigek iratister ein.es
. el nachg eben —- Sache
ist so —- ie Kerle baden in der his
-—- sehr verniiniiigl«
Das Gesicht del Bürgers wurde
gessen länger, als der König fort
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»Damit Te auch einsieht das ein
frisches Bad ein Ladsal ist« foll Er
sogleich nnd auf drei Wochen lang
bezahlen, das verloren gehi. Er
feil-H all ahee n i baden, dieweil
unser rgpii das if Wa er fiir
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