Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 27, 1912, Zweiter Theil, Image 10

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    GEIan d e l m a r d e r
Roman
von Egbert Carl-sen
»W"fffffvvvf -----------
(25s FVTMIUIISJ
PS aber Hakng herzen noch mehr
sat, das Mr der zweite Erfoig.
III-r errungen hatte. Das Verhält
Opiichm Alma nnd Mariens war
nnd zwar »Von M«arten’s eigener
» Keköfi. Auch das wäre niemals
W Gar-alt zu erreichen gewesen,
- Jst Uebetreduna, zu gleicher Zeit un
Mst von Drohungen und Vet
M ingen. hatte Martens zu diesem
Schritt sbetvegen können. Und Mar
, M swar eben ver Einzige, welcher
» Uma? Augen zu öffnen Vermochte.
J Co lange andere Menschen ihr sagten.
»Mir! Galiesbiet ist ein schlechter
ROHR würde sie antworten: »Ich
Euch nicht, ich glarkbe ihm al
- ist« — Edas hatte Hugo ja selsbst er
seht Nun wher, da Erich’s eigenes
Æiziisge es bestätigten, nun mußtel
It es erkennen, daß sie ihr Herz eine-m
III-würdigen geschenkt. Eine entsetz
lich dittere Wahrheit, aber notwendig,
wenn Alma nicht mit Mariens unter
gehen sollte.
Es avar daher auch lein Gefühl des
Jrinnrphez, mit welchem hngo die
schmale Treppe zu Ahn-H immern
entpoestieg, sondern inniges ’tleiden
mit diesem lieblichen »und so herb ge
präan Wesen. Er sann sie ernst und
gis, deutlich sah sman noch in ihren
regen die Spuren kürzlich persgossener
Tränen. Was swak das? Mußte sie
bereit-, »was geschehen wars Auch
kigte sie sich nichts weniger als er
nt bei Hagckg Eintritt. Hatte ne
ihn erwarten können? War sie ans
sein iKommen vorbereitet gewesen?
Sie chegriißte ihn mit einem freund
lich-n Kopfnicken und nachdem er ans
ihre Aufforderung Platz genommen,
sagte sie: »Ich kann mir denken. was
Sie mir dringen. Grüße svon Ethel
reda. Nicht wahr?«
»Ihr-e Schwester hat Jhnen ge
schxiohen?«
Alma nickte und ein tiefer Seufzer
schwellte ihre Brust. »Sie hittet mich,
Ihren zu vertrauen,« fliisterte sie,
Ihnen mehr als meinem Verlobten.«
Die letzten Worte wollten kaum
Eber Alma-US Lippen, sie kämpfte mit
ihren Tränen, aber ihr starker Wille
Mie, mit fester Stimme sudr sie fort:
»Daß Ethelreda von so tiefem Miß
tranen gegen Erich erfüllt ist, habe ich
verschuldet. Sie weiß nicht, Daß kr(
sich erst mit mir oerlabt hat, nachdems
er die sichere Urherzeugung gewonneH
hatte, daß meine Schwester ihm stir«
immer oerloren sei. Jetzt habe ichi
ihr das geschrieben und sie zugleich1
gebeten, nicht wieder so hittere und
tin-gerechte Antlagen gegen Erich zu
erheben, iroie in ihrem letzten Briefe.l
US tut so weh, wenn man von allen
Seiten iiber den Liebsten ider Mut-i
schen immer nur Schlechtes hört.'«
»Und dennoch hat Jhre Schwester,
sey-then Erim Freunde vie Pflicht, im
mer wieder von Neuem ihre warnende
Stimme zu erheben,« entgegnete
-« Iso, uso lange, bis Sie endlich ihnen
schka
»Das werde ich niemals. Es soll
sich Niemand zwischen Erich und mich
dringen. denn Niemand Cennt ihn so
gut als ich.«
Das wen ist der solgenschtoere
rrtum.« begann birgt-, aber Alma
ieß ihn nicht weiter sprechen. »En
dert itvir diese unerquickliche Untern
dnng,« unterbrach sie ihn, indem sie
Ausstand »Ich -begehe ein Unrecht
ge n meinen Verlobten, wenn ich es
tie, dasz man fort und fort mir
dächtigungen zu-sliistert.«
»Auch wenn er nicht mehr Jht Ver
ksm Mi«
»Was soll das heißen?«
· -G iß dasjenige eingetreten, was
s Man-we längst hangen herzens
« » " sahen. Mariens hat Ost
eroeriassen Ykiissen nnd- selbst das
soetyattntg zu Ihnen gen-In (
Alma seyte sich wieder, sie rang!
nach Worten, aber die innere Bewe-!
ng war zu mächtig, um in Worten
tsdtuck zu finden, Hugo fuhr fort:
Mkan hat mich beauftragt, Jhnen
dies Billet Zu übergeben, in welchem
et für immer von Ihnen Abschied
nimmt. Ich lege es in Jhre Hände,
user ich sle Sie an, zürnen Sie mir
Beil-eh ni t. Glauben Sie mit,
M, ich leide mit Ihnen und auch
Mit- hetz sblutet beim Anblick Jhtez
Izu-ZU
e nahm mechanisch das Papier,
Ws ihr hugo reichte, und entxssal
teile ei. Die Buchstaben tanzten vor
Om- Auigen und nur mit Mühe lag
die Mete: »Es war ein schöner
- kaum, meine liebe Alma, welchen
Mr zusammen geträumt haben. Jetzt
kommt das Ein-schen. Jch muß Ost
byeg Verlassen nnd Die aus wenig
Wohl sagen. Vergiß mich und
set-gis mit. Erich.«
v»Warum ist er fort?« Fragte sie,
has Papier in der Hand zusammen
heilt-end
«Wnllen Sie es wissen?«
« »Ich muß Alles wissen, denn ich
M M the sehen.«
« —"s es knen nicht« wenn ich
.- - , nng gebe. das ee
III-. mit ihm los-it die Ge
- · Instinkt-fasten W
------------------------
isichen wissen Jch muß sie wissen,
um mir selbst ein Urteil bilden zu
i ldnnen.« l
: Alma sagte das in so besiirnmier
Weise, baß sung seinen Widerspruchs
aufgab. Er erzählte ihr lurz und ge
sbriiugi, was botgesallen war, sowohl
in Wiesbaden als hier in Osiburg.
Auch Marienk Jniriguen im Blei
ßenbsach’schen iuse verschwieg er ihr
nicht. und so chonenb er auch Man
ches mehr andeutete als aussprach, so
blieb doch immer noch genug, von dem
er wußte. baß es Alma’s Herz wie
gliihenver Stahl tresssen mußte Er
wagte lauen sie anzusehen, ihm bangte
vor dem Anblick dieses gefolierien
Wesens.
Als er nun geendet, hob er sasi
sckjichiern den Blick zu ihr aus. Sie
saß äußerlich ruhig da, ihr Auge
weinte nicht« nur unt ihren Mund
zuckie es seltsam. »Möge ihm Gott
bergeben« skiisierie sie, »ich lann es
nichi, jesi noch nicht, vielleicht später
—- uach Jahren —- er hat rnich zu
grausam getäuschi.' lind dann plöt
slich in ein irarnpshasies Schluchzen
ausbrechend, schrie sie laut aus:
wie habe ich diesen Mann geliebi!«O
Hugo erhob sich, er siihlie daß die
ser Schmerz der Einsamkeit bedurfte,
unt sich auszuweinem Sie sah zu
ihm aus und sliistrrie tnii beizender
s—
Stimme: Ich oanee Ihnen, Sie ha
ben an mir gehandelt wie ein Freund.
wie ein Bruder.«
»Ein solcher stverde ich Jhnen stets
sein,« sagte hugo warm und preßte
ihre kleine Hand in sseiner nervigen
Rechten. »Er-haben Sie mir, daß
ich bald, recht bald nach Ihnen sehe.
Jetzt lasse ich Sie allein, denn ich
fühle, daß Sie allein zu sein wün
schen««
Sie nickte ihm stumm zu mit ih
rem von Tränen derschleierten Blick
und drückte schluchzend ihr Gesicht ge
gen das Saphatissen, während er still
das Zimmer verließ und leise die
Türe hinter sich zuzog.
24. Schluß.
Der Winter und der Lenz waren
vergangen und wieder wogten die
Aehrenselder in goldigem Scheine,
schon begann in den Gärten am Obst
dnum die Frucht zu schwellen, wäh-:
rend die Linden noch in voller Blüte
standen und umschwirrt wurden von
summenden Bienenschwarmen. Heiß
brannte die Sonne· obgleich es schon
gegen Abend ging, auch nicht der lei
seste Hauch bewegte die durchglüht-z
flimmernde Luft, eintiinig und end-los
zirpten im Grase die Heuschrecken und
tein anderer Sang mischte sich in ihr
Konzert, als wie dann und wann die
leise herasbhallenden Töne der Lerche,
welche einsam in der blauen, sticht:
durchsluteten Höhe schwebte.
Ruhig und roeirhinaliinzend brei
tete sich auch die spiegelglatte Fläche
sdes See’s aus« welcher sich blinkend
hineinschmiegt zwischen niedrige, aber
dichtberoosldete Zügel. Nicht lange
vermochte daj Auge diesen blendenden
Glanz zu ertragen, und das war auch
wohl der Grund, weshalb die beiden
rauengostalten am User sich sso ge
est hatten, daß ihr Blick nur hatb
das Wasser nreiste. während er eine
Erholung fand an dem dunkeln Grün
der Föhren und Tannen, welche sich
den Abhang hinauszogen Und hoch
war die Aussicht auf und über den
Se gerade von diesem Platze aus
nicht ohne Reiz. Eine schmale Lond
nge schpb sich ztchtdg in» das Wat
er hinein, an ihrer Sorte ragten
zwei majestiitische Edeltannen hoch in
das immelsblau hinaus und iiber
»den gviißte weißleuchtend ein
schloßartiges Gebäude herüber mit
vielen Turmen und Stirn-then und
Zacken und Zinnen, wie ej der Ge
schmack der modernen Gothit per-J
langt.
Das ift Schloß Tannenhof- vor
etwa zwanzig Jahren erst am Utfer
eines jener Seen erbaut, iwelche eine
so liebliche Zierde der ibrandenburgi
schen Mart bilden· Der Leser wird
sich nun auch wohl nicht wundern,
swenn wir ihm sagen, daß die eine der
von uns bemerkten Damen, die tleine
zierliche Brünette mit den lebhaften
Augen und dem etwas großen Munde,
Frau Georgine d. Pleißenbach, gebo
rene Gräfin zu Born-Tannenhaf ift.
Wohl aber mag er erstaunt sein, wenn
er in sein jungen Mädchen neben ihr,
»in der Blondine rnit dem edlen Pro
!-si1, Miß Alma weissen wiederu
!tennt. Und doch isst es so. Etwas
Ifchtnasl und blaß zwar ist das von dein
prächtigen Galdhaar umrahrnte Ant
lin, nicht mehr blühen in so jugend
Rosen, als wie vor einem Jahre, aber
die schönen tiefblauen Augen sehen
freudig und vertrauend in die Welt
hinaus und um den lieblichen Mund
spielt sogar ein ftikles Lächeln.
Es hatte lange gedauert, bis dieser
P
Man-d wieder lächeln gelernt hattet
und manchmal hatte es geschienen, als
sei Ulnrcki Kraft zu schwach, um das
In tragen, was ihr auferlegt war
Weltch war sie zuerst zusammen
MI, Ue Alter«-tim- ihret Idee
licher Frische aus ihren Wangen die
ihre A en niedersenken wollte. daß
ihre soZ so ruhige band die Zügel
nicht mehr mit der gewohnten Sicher
heit zu führen vermochte, nnd daß sie
bei den lärmenden Cirtusproduttio
nen teoß oller Sekhsthehervschung
häufig in Tränen ausbrach. Und
dann lam ein Abend, on dem man sie
von Fieberschauern geschüttelt nach
ihrer Wohnung bringen mußte und
schon in dieser Nacht erreichte der
Paroxismus des Fiebers einen Grad,
welcher den Arzt das Schlimmste he
ssiirchten ließ. Aber dennoch trat mit
diesem Aeuszersten eine Wendung zum
Besseren ein, denn jetzt konnte und
durste Hugo helfend eingreisem Seit
er damals in der Duellassaire so
glücklich interveniert hatte, war er ein
häufig und gern gesehener Gast im
Meißenboch’schen hause geworden
und hatte Dame Georgine fiit Almcks
Schicksal zu interessieren gewußt. Das
Außergewöhnlicbe hatte sur vie junge
Frau ja stets einen besonderen Reiz,
auch iließ Hugo durchblicten, daß Mar
teni der jungen Englanderin nahe ge
standen und auch sie betrogen habe,
eine Kunde, welche Georginenj volles
Mitgesiihl mit der Verlassenen er
weckte. Als ihr nun jeyt Hugo die
Nachricht Bruchte, daß Alma dem
Tode nahe, einsam und elend darnie
derliige, war sie sofort zu helfen be
reit· Sie nahm mit Almcks hang
leuten Mist-sprache, sie sorgte sür eine
Kranienpslegerim sie sah selbst täg
lich mehrere Male nach der Patientin
und als die Krisis vorüber war und
Alma sich langsam zu erholen be
gann, nahm sie dieselbe in ihr eigenes
Haus. Sogar -s-iir ihre Zutunst
wußte sie Rat. Da Direktor Fürst
mit seinem Cirtus während der
Krankheit des jungen Mädchens Osti
burg verlassen mußte, hatte er vorher
Alma’s Kontratt ausgelöst. Dadurch
war dieselbe nun zwar unvermutet
schnell srei geworden und brauchte
nicht mehr Verpflichtungen nachzu
lomnren, welche in den letzten Wochen
siir sie zu einer dritckenden Last ge
worden waren, aber wie ehemals sah
sie sich jetzt wieder ganz mittellos in
der Welt stehen und der äußersten
Not preis-gegeben Da trat Dorne
Georgine helfend ein. Ihre Mutter,
die Gräiin Born, erzählte sie Alma,
suche schon sei: längerer Zeit eine Ge
sellschafterin, und Alma scheine ihr
ganz fiir diesen Posten geeignet, ob
sie denselben nicht übernehmen wolle.
Mit freudiger Dantkarteit ging das
junge Mädchen aus diesen Vorschlag
ein und sie hatte ihren Entschluß nicht
zu bereuen. Die alte Gräsin Born
tout Wir teine bedeutende, aber au
ßerordentlich gutmütige Dame, sür
welche von jeher die Wünsche ihrer
Tochter bindende Kraft gehabt hatten.
Daher hatte sie auch jetzt Georginens
Wunsch, Alma bei sich unter dem Ti
tel einer Gesellschasterin eine Zuflucht
zu gewähren, nicht den geringsten Wi
derspruch entgegengesehd sondern den
selben sosort hawilligt und kam Alma
hei ihrer Ankunft aus Schloß Jan-«
nenhos mit ungeschminkter herzlich
leit entgegen. lind da sie sich darin
leich blieb, jsa sogar mit der seit eine
Zörmlich miitterliche Zärtlichkeit sin
Alma entwickelte, fühlte sich dieselbe
ibald aus dem Schloß äußerst hei
misch, die Wunde ihres tranken her
zenö begann zu dernarben und ihr
jugendtrxiistiger Mär-per gewann all
rrkiählig seine sriihere Elastizität zu
r .
Seit vier Wochen war jeht auch
Frau d. Pleiszensbach in Tannen s,
und die Sympathie, welche sich s n
in Ostdurg zwischen den beiden Da
men entwickelt hatte, gedieh während
dieses stillen Landausenthalts zu einer
warmen nnd echten eeundschasi. Sie
waren den ganzen zrzsarnrnen
und bald hatte Alma Vor Georgine
kein Geheimnis mehr. Auch Hugo’s
Name ward oft zwischen den beiden
Freundinnen genannt und die Folge
davon war, daß der Lieulenant v.
Pleißenbach,· als er vierzehn Tage
nach seiner Frau eintraf, seinen Ka
meraden Birzowsii mitbrachte. Da
durfte sich denn hugo bald überzeu
gen, daß das Bild des Edelmarders
ganz aus Almcks herzen verschwun
den war, daß Freundschaft und
Dawlbarieit ein anderes Bild darin
errichtet hatten, welches die Liebe täg
lich mit den schönsten Rosen schmückte
und daß dieses Bild das seine war.
Und als er jeßt die Frage des vori
n Winters wiederholte, ob sie
Freude und Schmerz des Lebens mit
ihm teilen wolle, da klang ihm kein
obweisendes »Nein« entgegen, errö
tend gestand ihm Alma, daß ein Le
ben an seiner Seite ihr als der Jn
begriff des höchsten Glückes vor
-sckymebe, aber sie verschwieg ihm auch
nicht, daß ihnen beiden die kurze Epi
fode ihres Ciriuslebens insofern ver
hängnißvoll geworden sei, als sich da
durch eine unüberfreigbare Schranke
zwischen ihr, der früheren Kur-streite
ein und ihm, dem Lientenant von
Bir owsli erhaben habe.
— uch huga hatte schon dies in
dernts erwogen und als tin-über ig
bar anerkennen Miso-. sola er
m- ain-Mut vo- pstimn ich.
M II hist k- M freien Wil
« .
(
len, wie junge er das die-sen wollte.
Als er im vorigen Winter von Alma
zurückgewiesen wurde, da hatte er in
den strengen Ansorderungen des mi
litätischen Dienstes denen et mit
strengster Gewissenhaftigkeit nachtum.
ein Heilmittel gesucht gegen das tiefe
Weh welches sein Herz soltertr. Jetzt
bedurfte er eines solchen Mittels nicht
mehr und da ihn keine innere Nei
gung an den kriegerischen Beruf fes
-selte. war er bald entschlossen, die
schmucke Kürassier-Unisorm auszuw
den, um als einsacher Landwirt an
Almcks Seite ein Dasein führen zu
können, dem der Besiß der Geliebten
das innigsie Glück verlieh· Unweit
von Wolno -war, »wir ihm bekannt.
eine größere Pachtung srei geworden,
er trat nie-gen derselben in Unter
handlung und sobald er wußte, daß
sum-Es herz ihm gehörte, schloß er
den Kontratt ab und reichte zugleich
seinen Abschied ein. Damit waren
Ninus leyte Bedenken verscheucht
und mit glückstrahlendem, wenn auch
hold verschömtem Antsliß versprach sie
Hugo, ihm als sein Weib noch vor
dem Winter in sein neues haus zu
folgen.
Jest klangen durch die Stille des
Sommeradends tatimiißige Ruder
schläge vom See herüber. »Das wer
den unsere Herren sein,« meinte Frau
v. Weißenbach, indem sie den Blick
dem Wassers-spiegel zuwandte
»Wie? Kann hugo schon so bald
aus der Stadt zurück .sein?« stagte
Alma, aber nun ebenfalls aus den
See hinausschauend und ein Boot ge
leuchtend welches gerade um die
Spine der Landzunge steuerte seyte
sie hinzu: »Mehr-hastig er ist es.«
’Und lustig ließ sie zum Willkomm
ihr Tuch ducck die Lust wehen.
I Gottieduvg folgt)
» Bei den Pyramide-h
s Der Kairoer ist weder ein Spa
.zierga"nge«r, noch ein Kenner seiner
I Umgebung. Und da die letztere,
sah-gesehen von den herrlichen, aber 16
iMeilen entfernten, partahnlichen
Staudarnmanlagen so gut wie teinen
Wald bietet, so hat sich der eingetvan
derle Deutsche hierin mit agltptisiert.
Es nimmt daher auch nicht weit-:
;nkunder, daß man in Rairo lau-n er
jsnhren kann, lvo der Zchauplan der
’Schlacht bei den Pyramiden war, je
inei-« gewaltigen Erfolgs des torsischen
!Welteroberer5, durch den die Nilländer
Izuerst dem Europäertum erschlossen
»und Unterägnpten aus sast hundert
Jahre den französischen Stempel aus
geprägt erhielt.
»Die Pyramiden liegen bei Gizeh,«
»so wird der Austunst heischende Su
»cher wahrscheinlich belehrt werden,
»und dort wird schon auch dagSchlacht
zseld sein, wenn Sie sich durchaus da
J siir interessieren; zu sehen ist dort aber
Hstcher nichts, ein Denkmal wenigstens
taum« Mehr kannte natürlich auch
ich nicht von den Durchschnitts-neu
schen erfahren, als ich nach dem Besuch
der großartigen Nilstauwerte jenem
Schlachtseld einen Besuch abzustatten
gedachte.
Glücklicherweise wissen Reisehand
biicher und Karten mehr als die ansäs
sigen Einwohner Und so erfahren
wir bald, daß wir unsereSchritte nach
dein hübschen Dors Emhabe am linken
Niluser zu lenlen halten« das gegen
über der Nordspihe der Palmeninsel
Geziret nach Bulal herüberrointt. Die
se nordtvestliche Vorstadt Kairoö macht
troh des nahen Hauptbahnhoss und
der verschiedenen Iahrtnittel und
Schienentvege einen rein orientalischen
Eindruck. Den Gegenst-I rnertt rnan
besonders deutlich, wenn man eden auc
den europäischen Straßen am Ezbe
liehgarten oder am Nil ausgezogen ist.
hier in Bulat sind die Gassen noch eng
und nicht immer sauber, die Häuser
alt und unschöm die Jungen hattetn
sich aus der Straße. und der sehr he
gehrte Zuckerwarenhändler wird von
Tausenden von Fliegen umsutnrnt.
Die Eisveriäuser haben sich in der
Nähe der Schulen ausgestellt, und die
liebe Jugend umsteht die süße Beute,
stolz, wenn sie mit einigen Milliem
ausgerüstet, den Lockungen des Gau
meni zum Unterschied vom ärmeren,
gleich sehnsüchtigenNachhar Erfüllung
gewähren kann.
Schon wintt der sieh ausö neue wei
tende Nil, wo am 21. Juli 1798 die
leichten Dschermen Murad Beis zog
has die Erstiirmer Alexandriens er
warteten. Wir sind noch aus dem
User, wo Jhrahim mit tausendMame
locken, mit seinen Sklaven und Schät
sen stand und gewissermaßen als hü
ter der Mameluckenreichtiimer nur dar
aus wartete, wohin die alte und viel
leicht auch die neue Beute in Sicher
heit gebracht werden sollte. Auch heute
ilt der Nil von zahlreichen Booten und
Lasitiihnen belebt; ein reicherhandeli
veer von Ort zu Ort hat sich ent
wickelt, und besonders groß ist dieZahl
der Zahrzeuge, die alle Garten- und
Feldprodutte der Jellachen nilaux
wirkt der gut zahlenden hauptsta t
M i Was-s im sei-s- sum
lDudelsack und Flötenmusit zieht eden
.vordet. hinter einem Diese-ed Musi
«innten fahren filnf mit geschmückten
Pferden bespannte, doppelspsännige,
geschlossene Equipagen In allen sihen
nur Frauen und Kinder-. Die Braut
seunche in mit gelber Seide pekhiiugt.
Einmal öffnet ein Diener, und eine
junge vornehme Dame mit jenem zar
ten weißen Kinnschleier wird sichtbar-.
Sie schließt aber sofort wieder die
Tür-, als sie Beobachter bemerkt. Ra—
türlich folgt die liebe Straßenjugend
in hellen Scharen, wohl in der Erwar
teeng, daß fiir sie irgendwo etwas ab—
fällt. Es ist freilich nicht viel und
wohl auch nicht das Erwartete. Zu
weilen erscheint die graziöse Rechte der
schonen Braut am unteren Rande des
Wagensensterö und schiebt zwischen
Rahmen und Seidenvorhang dislret
eine Handvoll Apfelsrnenschalen durch.
Jhr Gedanke scheint also weder beim
Bräutigam noch dei den etwa zu Scha.
den lommenden Ausgleitenden gewesen
zu sein. Jn Aegypten wirft eben jeder.
was er nicht mag. unbekümmert um
die Folgen, aus die Straße, auch wo
schon Sprengwagen nnd Straßensiiu
berung von der Gemeinde eingeführt
sind.
Schon schickt der nahende Cbatnsm
vereinzelte staubausroirbelnde Wind
Jtssze als seine Vorboten, da rrir eben
im Begriffe sind, die breite Eisen
bciinlsriietr. die auch dem Fußgänger
Ind Wagenvertehe dient zu über
scksreiten Durch sie wird ziairo im
Norden wie durch die Nobabrbn im
Zudem mit dem Puramidenuser ber
lunben. Unweit des einine Fuß ho
ben Nilusers stelit das Birbnoebiiude
von Eint-abe. Der Englisch ver
Munde Sckutzmann weiß nichts von
Naprsleon und seinem Scklachtseld, er
liiirt aber mit Stolz, daß er lesen tön
ne und uns aus dem gescrdertenNeise
bnch unterrichten wolle. sSchließlich
siihrt er uns zum Babnbosgvorstanb,
einem qebildelen Herrn, der nrolil von
der sraalichen Totsnche, aber nichte- da
oon weiß. das; die Schlacht hier bei
Embakse wor.
Da eine 5tlsssålltnst bei den in ibren
Buben vorrårqliche Zinnretten und Av
selsmen feilluetcndenVerlijusern Mich
sallå nielst zu ersannen ist, wenden wie
uns entsflcssen der Poliieistntikn zu
wn der Letsaetwltisze eben in erster
Garnitur niit feiner Nilisserdgerte gie
sticselt nnd nein-sent die Reisierung re
nräsensieri. ilnicrn bescheiden vor
ceiraoenen Wunsch den er mit halbem
Obr anl;ort, erledigt er due-Zu Wen
nalnne des ttteikebandbrtckks, dir-:- er ei
sie-n keiner Untertanen irn Ointerzikm
mer übergibt. ohne weiter Noti; von
uns zu nehmen« Jch solqe trotzdem
i s Ltlmtsrtnimer wo der im Bewußt
sein seiner Würde regierende Bunt
ltreisiae mich dem des Englischen an
geblich Kund-irren überläßt Es stellt
sick beraus, daß er von der Geschichte
ebensowenig weiß wie fein lieber Vor
aesetzter der miet- dnnn niit der Würde
jers es Knlisen entläßt der alle Bücher
assfzer dein Koran zu verbrennen be
sahll Er hatte sie sich acuz recht nie
mand brauchte mehr zu wissen als er:
das ist überflüssig oder schädlich CL
ist merkwürdig, dass hier vor den To
ren Knirps die englische Sprache lau-n
existiert die ja sonst in den Nildörsern
tnit bistorischen Erimsernngen von der
halben Bevölkerung verstanden wird.
Wer nach Jlexandria, Knieb, Gizeh,
Bei-raschen, beluan Luror, Assunn
kommt und womöglich gleich aus eng
lisch. sranziisilch, deutsch begrüßt wird,
denlt mit dem Durchschnittsreisendem
ganz Ergypten verstehe seine Fragen.
Gelangt man dann aber, selbst noch
bei den Großsiiidten tu abgelegene
Stadtteile oder Verorte, so hat jeder
Mäde. fortzukommen. wenn er nicht
yenigstenk einige Horte Elrabisch vers
nein Auen im You Ietnn nennqr es
uns, einen, an einer entsetzlichen Haut
irantheit leitenden Mann anäfindig
zu machen. der von der Schlacht gehört
lmt und nach den Pyrnniiden reini
Mehr Glück betten wir schließlich
bei einem die Armnnfschrift Wirtin
nmn tragenden Aegytster, der aber iiir
eine Auskunft zwei Piakter und dann
noch 60 Vinster fiir das zu zeigende
Denkmal begehrte. Der Brave hatte
siebet erfolgreiche Studien an dem
Grünhorn in Rairo und Gizeh ge
macht und sah es sehr ungern, daß
dann ein eine höhere Schule besuchen
der Kontenjiingiing, der Sobn eines
Kahnpoilbemntem aus Vergnügen den
Schlachtfeldrnnrlch mitmachte. Ein
fruchtbares Gefilde zieht sich zwilchen
cen Mir-fern Embabe, Ralchtie und
llarai an der linken Seite des Nils
bin zwischen den beiden Jnlein Gezü
rt-—-Bulat und -Moharnrned. Es wird
heutzuta e von den Niltanälen nnd
deren A zweigungen reichlich bewäl
ert.
Wir sehen hier die Fellachen bis
zum Rumpf im Wasser stehen, um das
Wasser in dieBewiisserungsfnrchen der
Felder zu gießen oder an Drehröhren
in die Höhe n winden und zum Aus
fluß u ringen. Die uralten
schre« n Saiiehs (Schöpfriider
Hiska von Ochsen over Kometen
gezogen werden. unb die vonMenschen
band bedienten Schelduss oder Stem
gensZiebbrnnnen sind in Tätigkeit und
machen aus dem der Wilste abgespon
nenen. mit Rilschlnnlnl ver-mischten
Boden ein fruchtbares Gesilbe, wo Ges
Ovid-, Melonen, Gemiise gut gedeihen.
Auch die Vollmtrnllstaube und das
Zuctetrohr haben im Dellcl besondere
Pflege gesunden. und die Fellcchen
sind bei günstigem Wetter mit Kind
nnd Kegel, Vieh und Geriit aus ihren
Schlisiensselb.
Eine schützende Schilsxvand wird in
der heißelten Zeit des Tages ausne
stellt und erseht aufs beste die elende,
dnmpse Zellnckenhiitte im Dotie. Hier
In Embabe steilich ist die Lehmbillte
eine Seltenheit. Sie herrschte aber
vose hundert Iehren. Sybel berichtet
über die Ankunft Des anoleonischen
Heer-es in diesem Gelände: »Als man
endlich mit Jubel die Ufer des Nils
und angeht-lutes Land erreichte, war
man schwer betrosien über die elende
Armut der Thesen den grauenvollen
Schmu der Hütten. die halb tierische
EStunsp beit bee Bewohner Man
sianb Getreide aber seine Miiblen lno
lein Mehl, und die Entbebrnng des
Brotes ist bekanntlich file ben statisti
ntmen Botoaren vie hartenr. Man
lebte dann von Fleisch und Gemiise
und erfrifchte sich mit den reichlich
ttmbernsachsenden Melrnen. Als Ge
triinl aber bntte rnan nichts als Nil
weiten
Tie Geand, wo Napoleon gestan
.ten bat. liegt zwischen dem Nil und
dem zweiten Parallel-lanal, der durch
zeinen non-gerechten Kanal heute von der
Bahnlinie abgesondert wird. Hier er
schien er, nachdem er am 2. Juni
Alexaudrien genommen und dann sei
; nen Wen au.t Kairo zu non Damanbur
" und Rarnaniels, von hier aus von einer
Nilslotte begleitet. ikster Ebebreise aes
nomnten hatte. Es waren nach Strbel
24,000 Franzosen, die bestgeleiteten
und erprobtesten Krieaer der Erde, die
nach ihm von sti Mitweltkden er
stvartet wurden Nack- Tbierg stand-en
isUTOsi Iliantesucten und stillsij Fellei
chen sowie sitt-« Musiker Reiter unter
der Führtan vrn Ek: vereinten Beiz
unter Der Okerleituna Murnds und
Jlsmbitrtis dirsseitgå und jenseits dekz
; des Nil- dem Welten-betet aeaenilber
»Nun-IS Stirnbanartier wir nsn Fttsxe
; der Parantiden In Mit-it Its-s er eine
- schone Besitzers-m brite r: als-in dimn der
iieareicbe Nawleen spa. cssnbkbe lies;
Mut-ad mit einem tieien Graben Eins
Jeden tmd strsite dort TUJWI Fell-Acker
und Janitscharen auf. die mit ihren
schweren, ttnbensecslietken Tintterien das
Dorf halten sollten. Die ccliimteluclen
standen west- und siidkrörtsz bie Reite
rei nach den Pyramiden zu, beseit, die
gescktlaaenen Franzosen tetzuiteelcen
; Napoleon beartsterte mit einer Anre
de die Soldaten, die da vermeinten, er
s habe sich täuschen lassen, Kairo fei auch
l nur ein Lehmhiiitendors und der An
strengung nicht wert. Die Matneluls
- len griffen heftig an, nm die französi
schen starrte-; niederzurennenz mit
Rube ließen die Franzosen den hinteren
Gegner an ihre lebendigen Zitadellen
herankommen Ein mörderisches Feuer
empfing den Feind: nnch Thier-? teur
den 7—10.0(;0 erschaffen. 1000 er
tranlen, viele aber retteten sich als gute
Schwimnser über den Nil.
Arn 21. uli war die Schlacht, aus
der der ges lagene Murad nach Ober
iigypten entwisebte, während Jbrahirn
in die syrische Wüste floh. Sei-on am
25. Juli konnte Ropoleon in Kairo
einziehen. Trotz des Verlustes der
Flotte bei Abutir blieb er hle von
Mittel- uno Oberiignpten. Klebers
s Sieg bei Matarie schien den Franzosen
die politische Herrschaft zu sichern, die
aber schon 1801 verloren ging. Der
- stanziifis Einfluß blieb bis vor tur
,xm bes und wird erst in unseren
, ogen völlig von dent englischen abge
löst.
, Jch sand irn Sand der Gegend, wo
iNapoleon gestanden haben soll, ein
sranzösisches Kartenblait, den Eichel
könig. Mir kam er wie ein Symbol
vor. halte nicht der Wüstensand und
die Zeit das Andenken des Welten-be
rerS, vor dem einst alle Völker zitter
»ien, hier am Schauplatz einer seiner
Haupttaien so vollständiq verwischi.
dnsz nicht ein Stein, nicht einmal ein
menschliches Gehirn mehr eine Spur
von dem Uebermenschen kannte? Und
Ivie der helle Mond sein Licht aus die
Pyramioen goß, schien es, als ob sie
mit ihrer 5000jiihriaen Starrheit sa
gen wollten: »Das-Wert des Simons
schichiers und Höusetbauers, der Fel
lachen und Sklaven ilt ewig. der ange
stounie Erfolg des Uebermenschen ist
Tandf
Professor Dr. F. Tetzner.
—
Nicht alle Dinge stehen mehr uners
schwinslsch hsch tm Pkkile. Siehe-«
Sirehhiite und Badeanziigr.
i - ·
Einer Zeitungönaehricht zusolge ist
eine mit Bohnen gesiillte Konservat
biichse aus unbekannter Ursache erpic
diert. Ei ist begreiflich, dass bei den
teuren Zeiten darüber besonders bö
etitei wird.