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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 20, 1912)
Die indem Usserlegnig ever Inst-sit I Von Dr. A. Zipperlem »,«... » Vor noch nicht vielen Jahren betrach tete der Mensch- als haupt der Schöpf ung, die seelischen Eigenschaften der Thiere als bloßen Instinkt, der die Thiere zu gewissen Handlungen t r e i b t, während die jetzige Zeit den selben wirlliche Ueberlegung, Berech nung ihrer handlungem ja Verstand nicht abspricht. Daß dieses von alle n Thieren nicht gleichmäßig gilt, thut der Sache keinen Eintrag, giebt es jaMen schen genug, die sich nicht über die Sorge ums tägliche Brod erheben tön nen und wie mancher Mensch bleibt in seinen Kaltulationem wenn ek über haupt berechnet, hinter dem so tief un terckihm stehenden verachteten Thier zu ru . Die Schlauheit des Fuchseö ist spriichivörtlich, dein Elephanten wird em hoher Grad von Intelligenz zuge standen und dem Hunde, dem treuen Begleiter des Menschen, hat dieser von jeher einen gewissen Grad von Ueberlei gung nicht absprechen können. Daß es auch unter den Thieren, wie den Men schen, einzelne giebt, die sich durch be sonders scharfen Verstand auszeichnen, wird wohl nicht leicht bestritten werden. Wir wählen zu unferer heutigen Slizze ein Rabenvaar. das sich einst imFranli surter zoologischen Garten angesiedelt Butte, wo es sich von den übrig geblie enen Futterreften arm aber ehrlich ernährte und von dem Personal und den Besuchern des Gartenö gerne gese en wurde, weil sie als wilde Vögel sich o zutraulich bewiesen. Als aber im riihjahr die Enten und andere Was serviigel zu legen anfingen. da sah man oft, wie die Raben sich die frisch geleg ten Eier zu Gemüthe führten, wie sie mit Geduld warteten, bis die briitende Ente das Nest zeitweilig verließ, worauf sie sich iiber die Eier bewach ten oder wie sie solche unter dem brü tenden Vogel heraus-holten und auf fraßen. Nicht blos die Enten wurden heimge sucht, auch die stattlicheren Gänse muß ter: ihren Tribut bezahlen, ja die Frech heit ging so weit, daß sie unter einer brütenden Schwamm die sonderbarer weise sich ganz passiv verhielt,«die Eier her-vorhalten und mit kräftigem Schna belhieb öffnend, verspeisten. War das unge im Ei schon einiger maßen entwickelt, so machte es den schwarzen Räubern teinen Unterschied, stahlen sie doch ost taum aus dem Ei getrochene Junge von der Mutter weg, um sie zu verzehren. So wurde denn den Raben der Krieg erklärt und mit der Zerstiirung ihres Restes, das aus einer hohen Utme war« die Eröffnung der Feindfeligteiten eingeleitet. Natür lich war ihr Widerstand hier wirkungs los, wenn sie auch mit lautem Geschrei hin- und herflogen, so tannten sie doch dr; Kraft ihres Gegnero genau und er gaben sich ins Unvermeidliche. Die we nigen Tage, welche sie nicht in dem Garten sich zeigten, beniiyten sie, um in einem entfernteren Privatgarten sich anzusiedeln und dort ein neues Nest zu bauen. Als sie damit fertig waren, stellten sie sich auch wieder in ihrem alten Revier ein und beim Ta sgrauen schon konnte man sie in der ähe des Ententeiches rumspetuiiren sehen, um ihr Früh iick von frischgeiegten Eiern einzuneh men. Versuche sie durch Schreien und Werfen mit Steinen zuverfcheuchem blieben wirkungslos; blos wenn man die Flinte holte-und sie auch nur ein tleines Stück des braunen Laufes er blickten,brachten rascheFliigelschliige sie bald außer Schthe. War einer der Arbeiter gerade mit einer harte oder ei ner Stange im Garten in ihrer Nähe beschäftigt, sogeigten sie keinerlei Scheu, so sogar wenn man die hacke wie ein Gewehr in Anschlag brachte und auf sie richtete, so störte es die Diebe nicht im mindesten. Sie erkannten im Augen blick, ob der Direktor des Gartens- einen Schirm oder Stock trug, oder ob er viel leicht unter seinem Gummimantel die versteckte Fiinte hatte. Ein Warnungs ruf —- und weg waren sie beide. sich auf tie höchsten Steinen der Bäume, aber außer Schuhweite sehend. Nun mußte List gegen List gesetzt werden, und da man bemerkt hatte, daß die Vögel mit Tagesgrauen von der N o r d seiie des Gartenö angefiogen kamen, so postirte sich Morgens vor zwei Uhr der Direk tor mit feiner Fiinte in ein häuschem welches die Lamas beherbergte und war tete, seines Erfolges sicher, auf die Vö- - gel. Gegen S ii d e n hatte er das Teich user, wo sie sich gewöhnlich niederließen nnd ihre gestohlenen Eier verzehrten, vor sich, und konnte dasselbe mit seiner Schrotflinte besieeichen. Eine kleine Spalte, gerade groß genug, um den Ilinienlauf durchsiecken zu können, wurde an der Thüre ossen gelassen und so stand der Schütze eine ganze Stunde regungslos aus dem Anstand· Endlich verkündete ein sernes Krächzen das herankommen der Raben. Alsbald kam denn auch der Vogel in Sicht, aber nicht vorn Norden her, wie gewöhnlich, ondern vom Süden, und setzte sich au erhaib Schußweite aus den höchsten Gipsei einer Pappel, wobei er wieder boit seinen Ruf erschallen ließ, um weithin zu melden, daß die Gegend nicht cher sei. Er mußte jedenfalls das Ver eek sdei nach seinem Leben trachtenden SchiiIen gewithrt haben, denn die am .N) - Y-, Ufer einzeln herumgelegien Enteneier ließen ihn nicht in die Versuchung fal len, diefelben zum Frühftiick zu mähien. Ais der Schütze die Unmöglichkeit ein sah, den Vogel auf diese Weise zu über 1 liften, trat er aus dem Versteck heraus »und fand den anderen Raben 25 Schritte entfernt ganz behaglich auf dem - Gitter sitzen; derselbe flog auch nicht k weg,trohdem er dieFlinie sehen mußte, aber der Schütze konnte diese nicht ge . brauchen, da gleich hinter den Raben f Heerde Moufflons grafte, die in » der Schußlinie war. Kaum wa » ren aber einige Schritte gemacht, welche die Schafe aus de Schuleinie brachten, so beeilte sich der Vogel, um sich aus dem gefährlichen Bereich der Flinte zu bringen. Da man mit der Schußwaffe keinen Erfolg er zielen konnte und die Räubereien täg . lich fortgese i wurden, so suchte man sich der Zerftiirer durch Gift zu ent « ledigen. Um des Erfolges sicher zu » H sein« ging man dabei ganz shfiematisch Ä ; zu Werte. Durch ein in ein Entenei s » gebohrtes kleines Loch wurde mittelst i ! einer Spritze ein Theil des Inhalts k entleeri und der fehlende Raum durch f « eingesprihtes Wasser wieder ausgefüllt, » I das Loch mit Wachs verschlossen uns s das Ei auf einen selten begangenen ’ Weg in der Nähe des Teichs gelegt. ; Das scharfe Auge des Raben entdeckte » auch ald das verlorene Ei, er öffnete ; dasselbe mit einem kräftigen Schnabel- - « hieb und liefz sich den Inhalt, tro dem I er mit Wasser verdiinnt war, irefflich f schmecken-. Am nächsten Tage wurde I I i ein in ähnlicher Weise präparirtes Ei hingelegt, das aber statt Wasser-mit einer Strychntn - Lesung aufgefuut war. Der Vogel stellte sich auch wie der ein, öffnete das Ei, —- tiandte sich und hüpfte vergniigt davon, ohne es weiter zu beachten. Man suchte die Vögel durch unvergiftete Eier zu lö wurden, die vergifteten, auch wenn mit einer zierlichen Drehung sofort weg - dern, die auch regelmäßig verzehrt« wenn man keine Lösung, sondern iStrychnin in Substanz einbrachte,; wurden, nachdem sie mit dem Schnabel geöffnet worden, unbea tet gelassen. I Ebenso ging es mit z leischstiickchen, , aus denen mit dem Federmesser ein : ileines Stückchen ausgeschnitten wur i de, um in die entstandene Höhlung et T was Gift zu bringen und dann diesel ’ be wieder mit einem Fleischpfropf zu H verschließen. Andere, nicht präparirte Stücke wurden verzehrt, die vergifteten blieben liegen. Um zu prüfen, ob viel leicht der Geruchsinn die Thiere leite, wurden ftintende Fische gewählt; die vergifteten wurden nicht angeriihrt, die anderen mit Behagen Lerzehrt. War es der Geruchssinn, durch den das Gift entdeckt wurde, so konnte derselbe... doch durch das Fifcharoma nicht irre geleitet werden. Nur einmal wurde ei ne Kröhe gefangen und zwar in einem kleinen Tellereisen, auf welchem ein Ei kunstvoll befestigt war. Das Teller eisen wurde in hohes Gras gestellt und noch extra mit Halrnen dicht bedeckt, so daß nur das Ei zu sehen war. Veim Versuche, dieses zu öffnen, schlug die alle zu und hielt die Krähe am chnabel fest, aber niemals gelang es, eine zweite zu fan en, wenn- auch die Fallen noch so vor chtig gestellt wur den. Endlich gab man es auf, die in telligenten Vögel zu überlisten und suchte nur ihre Räubereien nach Mög lichkeit zu beschränken. Daß im obigen Falle etwas mehr als Jnstinkt die Vögel geleitet hat, goird jeder intelligente Mensch zuge en. ————-—O- -- You einem bis iitier die Ohren Yetlietiten nnd seinen Bitt-um« Von hermann Henermans, jr. (Amfterdam). l Ein junger Koloniaiwarenhiindler. Möglich auch. daß er Schlächter war ; jedenfalls ist zum Verständniß seiner Abenteuer die Kenntniß seiner gesell schaftlichen Stellung nicht absolut er sorderlich. Sicher ist, daß er den größten Theil des Tages hinter einein Ladentisch zubrchtr. Er war Wittwer. Wie sich das mit seiner Jugend reimt, wüßte ich aller dings nicht zu erklären. Jch vermuthe aber, daß er sich sehr srüh verheirathet Sind bald daraus seine Frau verloren at· Also : er war ein jugendlicher Kaus mann, Wittwer und verliebt. Bis über die Ohren verliebt in eine junge Dame, die fast täglich Eintiiuse bei ihm machte und jedesmal baar bezahlte. Das hatte seine Ausmerlsamteit er weckt. Sie band ieine Bären aus, ver langte teinen Aufschub, bat nicht um Kredit, hatte teine Kontobuchr sie be zahlte sofort. Außerdem hatte sie ein reizendes Stumpsniigchem einen sehr hübschen Mund und ein paar Hündchen« die. . . . Kurzurm er verliebte sich, wog ihr llber das Gewicht zu und ließ sie über mäßig große Stücke Käse probiren. Eines Tages blieb sie fort. Es war etwas geschehen. Vielleicht mit der Butter. Vielleicht mit dem Ge wicht. Sie blieb sori. Sie war entweder trank, oder sie tauste bei einem Anderen. H Da begann er Eriundigungen ein s fuziehem Erst bei den Dienstmädchen i n der Nachbarschaft; die konnten sie i nicht, sie wohnte noch nicht lange in der Straße. Dann bei dem Dienstmann. der tannte sie wohl, der hatte ihr Mal ein Packet fortgetragen, weiter mußte er auch nichts. Eine Woche lang blieb sie fort, dann holte sie ein halbes Pfund Küchensalz nnd dann — himmeltreuzdonnerweti ter —- dann sah man sie wieder nicht. An einem Sonntag entdeckte er ihren Familiennamem Sie wohnte am Ende der Straße — ihr Vater war Thierarzt —sehr nette Leute —- von guter Her knnst — und Geld obendrein. Sie saß var dem Fenster in einer blauen Blouse hinter rothen Geranien und gelbseide nen Bot-hängen Sie lachte. Sie lächelte. Sie grüßte. Er fühlte die Steine nicht« obschon die Straße sel-: schlecht gepflastert war, lief wie im Traum, wartete viele Tage, viele Wochen. Sie blieb sort. Er trauerte. Ansehen konnte man es ihm nicht; sein rothwangiges, leuchten des Antlitz glänzte und leuchtete bei der Wiegeschale, lustig sprach er mit den Dienstmädchen und mit den Kunden, in bester Stimmung schnitt er Wurst und Schinten aus. Aber er trauerte troß alledem; er sing Grillen. Er blickte in einem sort aus die Straße hinaus. Vergebens. Sie kam nicht, sie mit dem Stumpsnäschen, dem Mündchen, den Händchem . . . Dann bekam er eine Eingebung. Er hatte nach zehn Uhr noch ein we nig srische Lust geschöpft. Bei ihr, hinter den gelbseidenen Vor hängen, brannte Licht. Die Schatten der Geranien spielten aus den Gardinen. Eilhl und zu sah man eine Schattengee ta t. An der Thiir war ein weißes Schild mit setten Letterm A. B a r t h Thierarzt. Plötzlich wu e er’s. Er gab’s nicht auf; Verliebte d schlau. Die wissen sich immer zu helfen. Er lächelte. Gleich am nä sten Tage setzte er die Sache in’s Wert. iesz den Lehrling allein im La den, ging auf den Marti, taufte zwei lebende Zähnen Vorsichtig tru er sie an den lü eln, als er eine Stunde später nach ause tam. Der Lehrling lachte. Entweder woll te der Prinzipal sichhiihner halten, oder der Prinzipal war betrunken. Er neigte mehr zu der letzteren Ansicht, denn einen hof hinter dem Hause gabs nicht und — wahrhaftig er steckte sie in den Keller in eine alte Seifenliste. »Wollen Sie sich eine hühnerzucht anlegen, Herr Prinzipal?'« »Ach, geh’ zum Teufel, und steck deine Nase nicht in Alles.« Der jugendliche Chef flittert die Hühner an diesem Tage dreimal. Er sprach fast gar nicht, war entsetzlich zerstreut. Am nächsten Morgen war er ganz komisch. . Der kleine Lehrling helauerte ihn verwundert, verblüfft. Um zwei Uhr » warf sich der Ehef in sonntäglichenl Wichs, zog sich seinen Kammgarnrock, ! seinen Stehtragen, seine rothgetupftc » Kravatte, seine Stiefel an; der Chef I tämmte und dürstete sich das haar spie- i gelglatt —- der Chef hatte sich extra ra- i siren lassen (sonst nur einmal in der Woche) — dann tauchte er in den Kel- f ler, dann hörte man die tihner schreien : und äackern — dann sa man ihn auf s die traße gehen, in jeder Hand ein J noch immer angstvoll gackerndeg Huhm ’ Der Chef war verrückt —- oder der Chef . war verliebt. So tlug war der tleine Lehrling auch noch. —- -— — Bei Nummer 198 klopfte das,, erz des jugendlichen Verliebten zum er springen. Er befand sich in einer außerordentlich schwierigen La e. Wie sollte er tlingeln? Wie sie begr ßen? Muthig nahm er die beiden hilhner in eine band — was sein Unglück wer den sollte —- zog die Glocke. OO Sie öffnete sechst. »Ist der Herr Doktor zu Hause?« fragte er zögernd, mit einem nichts sagenden Lächeln. ,,Wollen Sie den Doktor sprechen?« sagte sie freundlich. - »Zawohl, zu dienen.« » ann müsien Sie sich ein viertel Stündchen gedulden.« »Oh gewiß, selbstverständlich, mit Vergnügen,« sagte er, die Hühner in der einen, den thut in der anderen Hand. Sie führte ihn ins Zimmer und schloß die Thür. - Nerdös, verlegen saß er da, mit den hühnern auf dem Schooß und hörte, tvie sie über den Flur ging· Was für ein Engel! Was für Augen! Auf dem Kaminsims stand ihr Porträt. Vorsichtig, auf den Zehen, ging er da hin, die Hühner mit feiner ganzen Kraft festhaltend, und sah sich das Bild mit komischer Verliebtheit an. Dann schnüffelte er weiter. Es war ein hübsch eingerichtetes Zimmer. Man lonnte sehen, daß es ihnen sehr gut ging. Auf dem Kaminsims eine prachtvolle Garniiur aus Delfter Vor zellan, am Fenter ein Tischchen mit kostbaren iapani chen Vasen — mitten an der Wand ein großes Buffet mit Büschem Rippfiguren, Karaffem alles Delfter. »Eine nette Liebhaberei. und them-. na, und ob, was da tand, das ist ein gutes Stück Geld toer h.« Wii rend unser jugendlicher Kauf mann ch wieder hinsestr. begann er zu überlegen, toas er dem Vater sagen sollte. Der Plan tpar klar und vor refflich. u einem Thierarzt kommt man natür rh mit Thieren. Es wür de also alles nach Wunsch gehen, wenn X er ihn wegen der hübner lonsultirte. Das eine war erliiltet, das andere leg te nicht mehr. Und wenn er dann wö s chentlich ein paar Mal mit den Patien ten herkam, so hatte er eine prächtige Gelegenheit, um mit dem Vater u n d mit der Tochter bekannt zu werden. Siewar ja ein reizendes Wesen! Noch einmal stand er auf, bewunder te das Bild, das Stumpfniischem das f Mündchen und . . . . stieß plötzlich einen derben Fluch aus. Hatte die Liebe seine Finger entwis s tet, oder hatten die Hühner sich gewalt sam losgerissens Er wußte es nicht«-. aber sicher war, daß sie frei und unge hindert über den Boden flatterten und daß das Eine zufrieden und wohlgefäl lig hinter dem Ofenschirm gackertr. Wie ein Rasender bückte sich unser jugendlicher Freund, aber mit Hühnern ist keineswegs zu spassen. Die beiden Flüchtlinge schienen ihre ; - Freiheit nach Kräften vertheidigen zu ; wollen. Das rothe Huhn schoß unter das So pba, das schwarze flog mit wüthendem Geschrei iiber den Tisch, an der auf dem Busfet stehenden Lampe vorbei. Eine sehr hübsche Delfter Vase fiel zu Bo den ——— tnackl —- in Scherben. Es gab eine kurze, aber wilde Jagd. l Der rothe Ausreißer tam unter dem . Sapha hervor, schmiß die japanischen Vasen vom Tischchen am Fenster, stürz te stch treischend auf den Kaminsims, . wars eine Vase herunter — während I das schwarze über den Boden ren nend, ab und zu mit einem Ruck flie- I gend oder springend, eine furchtbare i Verwüstung auf dem Buffet anrichtete. Jn einem einzigen Augenblick war der Boden mit Scherben übersiiet, lag der jugendliche Verliebte in einer Ecke, wo er auf Tod und Leben mit dem Ro then kämpfte, den er endlich gefaßt hat te und — da öffnete sich die Thür . . . Der Vater und s ie! Alles Uebrige ist selbstverständlich. Unser Held brachte seine Entschuldi gungen vor, bot Schadenerfatz an — der Thierarzt wies ihm entrüstet die Thür. Aber das Aergste kam noch. Draußen hörte er, wie der Doktor wüthend ausrief: ..... »Ich könnte wahrhaftig mei nen, ich hött’ ’ne Gans geheirathet Hät l test du den Kerl nicht draußen warten l lassen können?. i s Per Beginn einer Jmtrierr. ..—. ———..-—... Von J.Bettelheim· Der Würfel war gefallen! » Jch hatte einen Engagementheri « trag in der Tasche, auf dem deutlich zu lesen stand, daß ich bei Nichteintreffen eine Konventionalstrafe von fünfhun dert Gulden zu entrichten hätte. Wie ich mir vorkam, nachdem ich die kes Pokument in die Brusttafche gescho en. Achtzehn Jahre alt, von der glühend sten Begeisterung für die Bühne beseelt, erfüllt von dem Drange, in kürzester Frist die hohen der Schauspieltunst zu erklimmen, mir einen Platz unter den Berühmtheiten der Theaterwelt zu er obern, stieg ich die dunkle Wendeltrep pe hinab, die von der Behausung des Theater-Agenten auf dieStraße führte, wühlte in den mir tief in den Nacken fallenden Haaren, um ihnen einen ge nialeren Strich zu geben, schlug den Zipfel des rothgefütterten Mantels, den ich mir zum Entseßen meiner El tern hatte anfertigen lassen, so geschickt über eine Schulter, daß ein Stückchen der Jnnenseite sichtbar blieb, und ging erhobenen hauptes vor das Stadtthor· Beruhigt darüber, daß mich nun Nie mand, der mir begegnete, für den La dengehilfen halten würde, der ich noch vor acht Tagen gewesen, beschäftigten sich meine Gedanken mit der Zukunft. Meine Eltern sahen wohl mit Be trübniß, daß ich mich für eine Lauf bahn vorbereite, für welche sie nicht die geringste Sympathie besaßen, hofften aber immer, mich rechtzeitig meinem mir vom Vater bestimmten kaufmänni schen Berufe wieder zuführen zu kön nen. Jhnen verschwieg ich den Konstati abschluß. Zwei oder drei Tage vor Be ginn der Theater-Saison in der Stadt Steht — nun ist s ja heraus, ivo ich meine ersten Lorbeeren erwerben sollte —- packte ich heimlich ein kleines Misset chen mit dem Allernothwendigsten (ein Dolch und ein Taschen-Terzerol durs ten dabei nicht sehten), schlich früh Morgens aus dem elterlichen Hause und eilte zu dem kleinen Donaudam pser, der mich meinem Bestimmungs ort zuführen sollte. Als einige Stunden später die gelbe Kutsche über das holperige Pslasier des Städtchens rasselte, dessen Bewohner zu Zeugen meiner ersten Triumphe be stimmt warn, blickte ich aus die äu ser, deren Fenster sich hinter grunen alousien befanden, welche der frühen tunde wegen noch geschlossen waren. »Wenn hr ahntet, welch’ eine küns tige Celebritiit soeben bei Euch einzieht, wie würdet Jhr die Jalousien aufrei ben, um meiner ansichtig zu werden!« dachte ich bei mir Man iann daraus ersehen, wie sehr mein Selbstgesühl, das Vertrauen u meinem Können mei ne Bru ersüll en. ziog eine ileine, weißgetünchte Stube; ene swerghas ste, mit einem Kro se behaftete Magd brachte mir Waspchwasser und redete mich in einer Sprache an, die ich nur mühsam ver stehen konnte; es war der Dialeit der oberiisterreichischen Gebirgsbewohner. Zwischen jedem Worte war der ächzen de Ton und das Kettchen der An strengung vernehrnbar. Am selben Vormittage stellte ich mich dem Herrn Direktor des dortigen Thea ters vor. Der saß aus einem alter thümlichen Sorgenstuhl, hielt einen Stock zwischen den Beinen, auf den er beide Hände stiitzte, und musterte mich von oben bis unten, ohne ein Wort ver lauten zu lassen. Jch hielt es also stir geboten, die Unterredung allein fortzu sehen, erzählte ihm von meiner Lust zum Theater-, von den Vorstudien, die ich gemacht, und richtete die Bitte an ihn, mein Talent schleunigst in das richtige Licht zu stellen. Er zwinierte mit den Augen, so daß die darunter be findlichen Thränensäcke stärker hervor traten, nahm sein Sammettäppchen ab, setzte aus den vollständig kahlen Kon eine Perücke, erhob sich mittelst des Stockes, humpelte zu einer am anderen Ende der Stube befindlichen Holziiste, aus der sich eine Menge Bücher und Manuskripte befand und reichte mir meine »erste Rolle«. Mit den Worten: »Murgen sruh um a neine is Prob’«, äntfließ mich der wortiarge Bühnen ,·c . Jch hatte ihn mir anders vorgestrurz aber über den Unterschied zwischen sei ner Persönlichkeit und der des Direk tors Heinrich Laube, dem ich vor mei ner Abreise von Wien vorgestellt zu werden die Ehre hatte, Vergleiche anzu stellen, dazu war jetzt nicht der geeig nete Augenblick. Mein ganzes Inte resse richtete sich auf die mir zugetheilte Rolle, in der ich mir vornahm, den Steyrern sofort zu zeigen. wen sie vor sich haben. Zu Hause angelangt, zog ich sie her vor und las auf dem Titelblatte: ,,Elias Regenwurm oder die Verlobung auf der Parforcejagd, Posse in zwei Alten von Friederich Hopp.« Darun ter: »Ein Gauner : Herr N. N.«, . . . . mein ehrlicher Name. Also nicht der Genius eines Schiller oder eines Goethe sollte meinen Eintritt in den Tempel Thaliens umschweben. Jn einer damals von mir tief verachte ten Kunstgattung, in einer österreichi schen Posse sollte das Debiit eines Künstlers stattfinden, der bisher nur das Burgtheater besucht hatte und auch dort nur das llassische Repertoir seiner Beachtung werth fand. Jch schlug das erste Blatt um, mir gähnte eine weiße Seite entgegen, auf der sich außer dem unterstrichenenStich worte nur der turze Satz befand : ,,Geld her, oder das Leben !'« Das war meine erste Rolle ! Ein Gefühl tiefster Erniedrigung be mächtigte sich meiner. Jch fant auf einen Stuhl und stierte wie ein vom Schlage Getroffener vor mich hin. Endlich faßte ich mich. »Ich werde Euch auch in dieser Rolle zeigen, wen Jhr vor Euch habt l« rief ich aus, in dem ich die geballte Hand nach der Ge gend streckte, wo ich des Direktor-s Woh nung vermuthete. Und ich begann in einem Ausbruche von Wuth und Zorn den Saß, Geld her, oder das Leben t« in verschiedenen Tonarten und mit aller Lungentraft zu variiren. Da öffnete sich meine Zimmerthiir ein wenig, die Augen der gnomenhaften Dienstmagd glotzten mir entgegen, ich sah, wie sie ein Kreuz schlug. und da voneilte, ich verschloß die Thür und setzte meine Uebung fort. Als ich dann aber einen Blick zum Fenster hinaus warf, stand sie auf der Straße, umringt von einem sich um sie drängenden Men schenhaufen. Als die Menge meiner ansichtig wurde, drang der vielstimmige Ruf : Dos is er ! Dos is er !« zu mir empor. · Der Groll in meinem Jnnern ver stummte, legte ich mir doch die Stra ßenszene als eine erste Ovation aus, die man dem noch unbekannten Künstler entgegenbrachte. Es gefiel mir sogar, mich einige Augenblicke von dem Volke unten betrachten zu lassen, doch zog ich mich rasch zurück, als ich ein respettwi driges Lachen vernahm und bemerkte, daß einer der barfiiszigen Straßenjun gen sich herausnahm, mir eine Nase zu drehen. Und in eine so untultivirte Stadt music mich das Schicksal verschla gen. — Jch tam zur ersten Probe. Die Sache ging gut von Statten. Jch hatte erst im zweiten Akte zu thun. Aus mein Stichwort stürzte ich hervor, faßte den Elias Regenwurtn am Kragen und brüllte mein: ,,Geld her, oder das Le ben!« Dann suchte ich in den Blicken des Direktors zu lesen, ob er noch nicht den Mißgriff erkenne, den er durch die Zutheilung eines so armseligen Völl chens an mir begangen. Der aber saß über seinen Stock gebeugt und würdigte mich keines Aufblickes. Jn meinem Aerger iiber diese Nichtbeachtung setzte ich mich grollend in einen Winlel des Antleidezimmers. Da trat ein alter Schauspieler auf mich zu. Sie sind ein Anfänger?« fragte er mi ; ich ärgerte mich darüber, daß er mir das angemerlt. »Warum fragen Sie?« erwiderte ich scharf. · « »Wenn Sie wollen, will ich anen Unterricht ertheilen.« Ich sah mir den Mann genauer an. Er entsprach dem Bilde, das ich mir von einem verlommenen Dorf-Komö diantin machte. Eine hogarth’sche Fi gur, die in einem geflickten Rock, tn schmutzigen Naniingbeinkleidern, in Schuhen, ans welchen die Strllm e hervorlugtem steckte, stand vor mir. r nahm aus einer holzdose eine Prisei und holte einen blauen Lappen hetvors in den sich seine Nase versenttr. »Ich habe Unterricht bei dem Hos schauspieler Förter in Wien genossen,« warf ich ihm in’s Gesicht. s Er sah mich mitleidig lächelnd na. f »Was Der schon davon versteht!« meinte er; »weil er das Glück hatte, ins l die Burg zu kommen, glaubenSie, jun I ger Herr, der wäre was Besonderes. Jch sage Ihnen, die größten Talente, die gehen in der Provinz zu Grunde.« Er stellte sich in theatralische Atti tiide vor mich hin, schob die Rechte s zwischen Weste unv Hemd, wars den Kopf zurück und setzte fort: ,,Vielleicht werden Sie mich hier - einmal als »Hamlet« sehen, junger · Mann, dann werden Sie einen Be « griff davon bekommen, wie diese Rolle s aufzufassen ist, und wen Sie über « haupt vor sich haben.« i Jch empfand nun wirklich etwas Respekt vor dem Manne und stellte ihm in Aussicht, ihn nach meinem Debiit in z seiner Wohnung aufzusuchen. z »Da werden Sie etwas sehen an t i Kränzen und Krititen!« versprach er » mir. Er werde mir auch erzählen, auf » welche Weise er um ein Gaitspiel am s Berliner Schauspiele gekommen. s Der Abend der Vorstellung war ge , kommen. Jch saß, der Erste, in der i Garderobe, um mir eine passende Z Maske in aller Ruhe schminken zu kön-. ; nen. Aus ver Schachtel des Friseurs , wählte ich eine Perriirte, die mit ein ; dem Charakter meiner Rolle entspre 1 chendes icheufiliches Aussehen aab. E l Jch fühlte eine Beklemmung, die irr keinem Berhältniß zu meiner Rolle stand. »Das ist Lampensieber,« er klärte mir der Hamlet- Darsteller, »da i gegen hilft ein guter Schluel « Er reich » te mir eine Schnapsflasehe. Endlich ward das Zeichen zu meinem Austritt gegeben; ich begab mich auf die Bühne und stellte mich hinter einen gemalten Zaun, der auch bei der Probe an der selben Stelle gestanden, am Abend aber, ohne daß ich das ahnte, durch i eine schrägstehende Leiste an den Bo t den befestigt war. Zähneklappernd, , zitternd vor Angst horchte ich auf Ineiw T Stichwort. Endlich fällt es, ich stürzte hervor, an der unseligen Leisie blieb mein Fuß hängen; ich stolperte auf die Bühne, fiel dort der Länge nach aus den Bauch und vernahm ein howe risches Gelächter des Publikums. Elias Regenwurm half mir menschen freundlichst auf die Beine, und ich er mannte mich, faßte ihn an der Brust nnd brüllte. —— undankbar genug! aus Leibeskrästem ,,Geld her, oder das Leben!« Am nächsten Tage erhielt ich meine Ziündigungiii . . . Jch habe seitdem Vieles erlebt, viel Tragischeres, habe viel größere Schick salsschläge aushalten müssen, aber so heiße Thränen, wie ich sie damals ver gaß, als ich den Kündigungsbries in Händen hielt und mir nichts übrig blieb, als nach Hause zurückzukehren, beschämt, vernichtet, so heiße, so schmerzvolle Thränen habe ich nie wie der vergessen. ————— ———0.——-——— F at a l ! Junger Dichter izum Theater-Di rettor): »Hat Jhr Prüfungs-Kommit tee mein dreiattiges Lustspiel schon einer Durchsicht unterzogen?« s Direktor: »Jawohl, alle drei Her T ren, welche das Kommittee bilden, ha t ben Jhr Stück gelesen und sich zu sei L nen Gunsten ausgesprochen.« » Dichter (sreudig bewegt): »Ah, und wann darf ich da die Ausführung er warten?« i Direktor: »Hm —— die Sache hat ei Y nen kleinen Haken; jeder der drei Her ren besteht nämlich darauf, daß ein Att gestrichen werden niüsse« — Dichter: »Nun, schließlich würde ich« wohl darein willigen, wenn auch na türlich mit« — Direktor: «Dumm dabei ist nur, daß jeder der drei Herren einen anderen » Att zu streichen wünscht.« , l i i I Guter Rath. Dichter: »Können Sie mir keinen Rath geben, Herr Doktor, auf welche Weise ich meinen neuen Roman zu ei nem recht natürlichen Abschluß brin gen kann?« Kritikm »Lassen Sie die darin vorkommenden Personen einfach ans Gedanken-Armuth sterben, das ist das Natürlichste!« Berechnung. ( Wirth (in der Küche): »Nami? sechs Stangen Büchsenspargel auf einen Teller?« Köchin: ,,Soviel geben wir doch immer wenn Kote-lette mit Spargel bestellt wird!« Wirth: »Ja, im Winter, aber im Frühling geben wir bloß vier Stan gen, damit die Gäste glauben, ’s ists srischerl« « Wie die Alten sangen. Assessor: »O, Fräulein Else, werden Sie die Meine, Sie sind mir das Kost barste aus dieser Weltt« Fräulein Else: »Bitte, sprechen Sie mit Mamal« Assessor (zu der kleinen Schrot-stere »Und Du, Lieschen, Du bist doch me n Liebchen, nicht wahrs« , Lieschen: »Auch mit —- —— Was-ins sprechens«