Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 20, 1912, Zweiter Theil, Image 10

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    Roman ,
von Egbert carlifen
W
(24. FortseyungJ
«Dai kommt ganz auf Ihr Betra
I an«, entgegnete Hugo, mit ruhiger
tschlossenheit seinem Blick begeg
mwd. »Er-kramen Sie meinen Wün
M nicht nach, so »wer-de ich das be
mißt-e Eil-d bei idem Regierungspräsi
W v. Hainselxd deponieren, welcher
ja »sehr genaue Kunde von den Wies
bsdoner Taten eines gewissen Herrn v.
Wart-cui besitzt. Von sdiesenr Augen
lisksiek an möchte Jhre Stellung in der
Pest-gen Gesellschaft kaum mehr halt
hrr sein« und zwar um so weniger, als
Sie Die Jdentität mit dem Wink-bade
mt Mariens ibislxr so Ibeharrlich ab
gkeugnet und selbst zugegeben halben,
ß sich dieser Herr in der schönen
Wt nur eines sehr zweifelst-often
W erfreute. Wem aber asuch das
web nicht genügen sollte, dem wird
Intriguenspiel in der Gardin
ißmbach’-schen Angelegenheit die
öffnen. Und das führt mich zu
meiner ersten Bedingung Sie haben
Ich die Ueberzewgung verschafft, daß
R v. Garolini ein vortrefflicher Pi
nischiitze ist, welcher niemals sei-n
ZU verfth. Ich war ja selbst Zeuge
down. wie sicher er mit Ihrem Techinsg
sM Dur-auf bauten Sie Jtyren
M. Ihren lieben Freund Meißen
bach aus der Welt zu schaffen, um so
dann seine Witwe llxintfiihren zu kön
nen. Zu sdem Zweck erregten Sie
Weiße-dach? Eifersucht gegen sdenf
jungen Musiker, Sie arrangierten jene T
verhängnisvollen lieben-den Bilder —
mä davon war ich Zeuge, wie Sie
Ida-u v. Pleißenbach auf diese Jdee
—- Sie veranlaßten ferner
die-se Dame bei-m gesteigert Fest, Gar-)F
tin mit einem Kotillonorden auszu
kichneth und »als Sie Meißen-doch so
m die « richtige Stimmung gebracht
hatten, wußten Sie ihn in der Abge
stchbllmhstt Ihm Wohnung festzuhal
— seu- um fede Vetttandtgsung Wicht-!
den beiden Gatten und jede Vermitt
lung eines unbefangenen und uninte
tes rten Dritten abzuschneiden Sie
M- Mß ich Ihr Handel-! vollständig
durchschaatt habe, Sie können über
yeusgt sein, cdnß ich es in seinem wach
ten Zusammenhange der Ostburger
Gesellschaft auf-decken werde, und wel
chen Effekt diese Enthiillung in der
einen Beurteilung Jhreå Cha
rakters machen wird, das können Sie
Kel- selbst fasen."
»Nichts in der Welt ist mir gleich-s
iltigser asls das Urteil der Ostburgerl
ellschatst," eersente Erich höhnisch.
»Ich gedenke Ostburg schon in Bälde
In verla en.«
s »Ich ann rnir denken, daß Sie;
das fest beabsichtigen,« nickte hngoJ
gleiehrviitig, »aber es ist umrläßlich,.
daß Sie vorher noch einige schriftliche
Erklärungen abgeben. So werden
Sie asn herrn v. Pleißenbach schrei-»
ben, daß Sie von Gan-link Unschuld :
vollständig überzeugt seien, seitdem;
Sie wüßten, wem die erste Jdee ders
wenden Bilder gebühre und wer
Mir id. Pieißenbach gestern veranlaßt
, den bewußten Orden auszuteii
len. Er möge nur seine Frau danach
fragen, die würde ihn am besten dar
iidet aisfklären können, jedenfalls aber
sollte er vorher keine weiteren Schritte
gegen Garolin unternehrnen.«
»- deute nicht daran, eine solche
Epi labznfassen.«
»Wenn Sie sich weigern sollten, so
könnte das sehr unangenehme Folgen
für Sie W. Jch würde inich dann
an den Staatsanwalt wenden antis
sein«
’· «Machen Sie sich mit solchen Dro
hungen nicht lächerlich.«
Mre es Wen tritt-lich nur lä
cherlich, evean ich den Staatsanwalt
von Schrein Verfahren gegen meinen
seiten »den jungen Eduard v. Bir
Ispiki. unterrichtete nnd von der Er
nte-g. deren Sie sich hier in JhrerT
. ne gegen eine gewisse Marie
Mrtti chrsldig gemacht her-beni«
Der hieb saß," das bemerkte Hugo
an dem seltsamen Zacken, welches
Puk Etickfs Züx lief, und schnell
ean ssen, das isen zu schmieden,
so lange es warm way fuhr er fort:
,Untet-lassen Sie mir gegeniiibet jede
Verstellung Sie sehen, ich bin zu ge
mu unterrichtet und weiß, daß eine
Verjährung mit Polizei und Staats
anwalt Ihnen nur im höchsten Grade
wes-wünscht sein kann. Eine solche
wird aber-unbedingt eintreten, wenn
Sie meine Bedingungen nicht accep
tieeen. Im anderen Falle wäre ich
en bereit, Ihnen eine schnelle Asd
re« e cui Weg zu ermöglichen Jch
III-de Ye- zum Beispiel Jhte ge
amte «nti timg ablaufen. Sie
sagten m k einmal, dieselbe habe
sum in Rasch nnd Bogen viertau
W schlies- mm gut. ich zahle
« . km ÆmåFanikFch
- MM" r vor 1 nie
m. G CW III-MS m ihm,
et an der
Wfffffffffffvvaw
sZeit neue·W-affen in die san-d geben,
augersbiicklich mußte er sich fingen
»Unser dem Schreiben an Weißen
bach haben Sie noch andere Bedin
gungen zu stellen,i« fragte er.
Allerdings Zunächst wünsche ich
den Aufenthalt meines Vetters
Eduard zsu wissen.«
»Den kann nnd werde ich Ihnen
nennen.«
»Es-Johann bitte ich Sie, schon mit
dem Schnellzug heute Mittag Osdbuvg
zu verlassen«
»Auch dazu bin ich bereit.«
»Gut-lich müßten Sie noch einige
Michiedsworte an Fräulein Wanda
Sumiross richten.«
»Wahrha—ftig, bei dieser Dame sind
wir ja Nebenduhler,« rief Mariens
mit höhnischem Lachen. »Nun, ich
will sie fix-sen großmütig til-erlassen
n che «
und wii nur —
MKein Wort weiter,« unterbrach ihn
hugso — und zugm ersten Male heute
klang etwas wie eine Errogung durch
Keine ruchige Stimm —— «tein Wort
weiter-, rncht aus Jhrern Munde, Fon
spdern aus dern eigenen Munde jener
iDame wünsche ich zu hören, welches
Verhältnis Ioischen Wien Beiden
bestunden hat« Vor Alle-n aber wün
«sche ich dieses Verhältnis siir immer
gelöst, urrd zwar durch einen Schritt
von Ihrer Seite. Jch bitte Stie da
her-, Fräulein Sumiross oder viean
Miß Atma Minson zu sichreisbenz
daß Sie gezwungen waren, ne any
Ninmterwiedersehen zu verlassen«
Und ich soll Sie nicht der kleinen
Kunstreiterin als Nachfolger empselk
Ien7«
Hugo s Auge flammte auf. . Osti
ten Sie sich, mich zu reizen, « knirschte
er. »sonst — bei meiner Ehre! —- sitzen «
Sie heute Nachmittag siatt
Schnellzuge nach Berlin im Oflburger
Kriminaslgesängnisf
An der nach dem Solon führenden
Taste ließ sich ein heftigeö Pochen ver
nehmen. ,,Beeilen Sie sich Herr von
Mariens « hörte man lesing s
sen in wenigen Minuten zum Dienst.«
»Weich, sogleich,« antwortete
Mariens und wandte sich dann mit
der Frage an hugm «chben Sie das
Geld fiir meine Einrichtung bei sich?"
Wawohst
Sie so sehr wünschen, meine
IM.
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(
!
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1
Ast-ists- zu Haue-ming werden Sie»
auch bereit sein, mit meinem Diener
abgurechnen und sich meines Pferdes
anzunehmenk
»Wie viel verlangen Sie siir den
Gaulf
»Er hat mich in Ver-tin fsiinfzedni
Hundert Taler gekostet, dazu der
Transpprt ——«
»Mit fiiaszehnhundert Talern ist
das Tier reichlich bezahlt »Daer W
sich es übernehmen, damit wir zum
Abschluß Lemmen "" Feige-i Sie sich im
Uebrigen meinen Bedingnis-geni«
«Ja,« erwiderte Mariens, indem er
nusstand und seinem Schreibtisch u
schritt Aufmerksam folgte Hugo ZU -
neu WIRD nicht umsonst hatte
ihm Marie rski erziiljh welcher
Mitte-l sich Motten-gegen sie bedient
hatte. Rachtiissig wie spielend, schob
huge die Rechte unter den Unisorem
reck, in dessen innerer Brusitasche er
neben dem Portefeuille mit den Bunt
noten einen Not-einer trug. Martens
bemerkte dieseBewegu Bewegung im Spieåå
und indem er sich mit höhnischem
cheln unt-wandte, meinte er: .See
brauchen nichts zu befürchten, mein
Malentasten steht nebenan im Sa
Mit asseitietter Gleichgiltigieit
feste er sich dann an den Schreibtifch
und ließ die Feder über das Papier
fliegen. Nach kurzer Zeit reichte er
hago zwei beschriebe-ne Blätter mit
den Worten: «Geniigt Ihnen dass«
hugo nickte. »Das ist gerade das,
was ich brauche.« .
»Dann wären Sie also jetzt an der
Reihe, mir das Geld ouszuzahlen.«
«t »Er-it noch die Adresse meines Vet
» ets.'«
l Mariens nannte den Namen des
!Doktor Adam, sowie Straße und
? usnusmmer desselben hugo no
tterte die Angaben und nachdem et
fein Poetefeuille in seine Rocktasche
zurückgesetde hatte, sagte er: »Ich
werde mir das Vergnügen machen,
Sie zum Bahnhof zu begleiten und
Ihnen die Baninoten aushändigem
wenn sie im Coupe des Schnellzugs
n
Mariens guckte die Achseln. »Sie
sind ein äußerst vors tiger Ge
schäftsmann,« meinte-er, » oft zu vor
sichtig. Wenn es Ihnen aber Ber
gwsgtu W. mkch zum Bahnpr s-«
Hinten sann tntr das nur angenehm
e n."
»Dann lassen Sie uns je t auf-bre
chen,« bestimmte sagt-. Mr
fett sind« mag Ihr Diener dies -
let den Oerren im Solon hineintra
gen. Das wirle dieselben genügend
d!« wieWte
EINIGE
ffffffffffffffffffffff IfIIII
warten,« sehn-kirrte Walsing, indem erj
nach Mk und Degen griff, Jean
Sie Fu, wie Sie ohne mich fertig wer
den, Herreridienfi geht vor IMM
dienstk
Er hatte kaum ausgesprochen III
der Diener eintrat und Bleibens-ach
ein Billet überreichte »Von Ihrem
Herrn?« fragte nach einem Blick auf
da all-e erstaunt der Lieutenant.
r Diener bejahte. Sein Gebietet
lasse sich den Herren empfehlen Die
selben möchten ihn entschuldigen, er
herbe plöhlich einen notwendigen Aus
gan machen müssen.
» s ist zum Mindesten köstlichst
lds.« rief der Adjutant, während
Meißenbach las:
»Weder Freund!
Du warst in einem Irrtum beson
gen als Du onnahrnft Garolin sei
Deiner Frau gefährlich. Laß Dir
von Deiner Gattin selbst sagen wer
in idr die Jdee der lebenden Bilder
anregte und wer sie veranlaßte, den
jungen Musiker im Kotillson rnit ei
nem Orden auszuzeichnen Dann
wirst Du vielleicht erraten, wer ab
sichtlich in Dir die Eifersucht geweckt
und genährt hat« Warnmi Vielleicht
nur, itveil es W einem-l in feiner Ra
tur liegt, Unheil zu stiften. Stets
Dein treuer Freund
L Erich v. Mariens.'
«Bersiehen Sie das, Kamerad?«
Ifrasgie Weißenbach, indem er Walsing
das Schreiben reichte.
Die Stirn des Adjutanten zog sich
» in idedeniliche Falten, während er das
Billet ins. uNach diesen Zeilen scheint
anir mehr Grund vorzuliegem daß Sie
-sich mit Mariens schießen, als wie mit
Garvlin,« meinte er sodann. »Sie-den
salls besprechen Sie sich zunächst mit
Ihrer rau Gemahlin; washrscheinlichi
hätten ie besser getan, das schon eher «
zu tun."
Damit stürzte er sori, in der Tat
hatte er keinen Augenblick zu verlie-·
ren, wenn er nicht zu spät in den
Dienst kommen wollte, während
Lieutenant d. Pleißendach in der
größten Verwirrung allein zurück-«
blieb. Jn einem so irassen Gegen-z
isahe stand Mariens Schreiben zu,
Allern, was derselbe vorher mündlich
geäußert hatte, daß er sich dem Sie-i
danlen nicht verschließen konnte, vonz
Mariens an der Nase herumgesiihet«
zu sein« Vielleicht war dieser selbst
» jene Person, welche Georgine zu den
l-«hien verhängnisvollen Schritten ver
anlaßt haiiei Ein abgeseiniies Spiel
-— das mußte sich der Lieutenani ge
Jsiehen —- war dann rnii Den gespielt
? und et haiie sich Garvlin, ja auch sei
iner Frau gegenüber, in beschämender
Weise blas-gestellt
Unter solchen peinigenden Gedanken
erreichte et seine Wohnung, und die
innige Zärtlichieit, mit welcher ihn
Georgine empfing, die herzliche, un
verstellte Freude, welche bei seinem
Archlick aus ihrem Auge sprach. mußte
seine Beschäan nach steigern. Jeht
erfuhr er auch ersi — und war su
seiner großen Verwunderng — durch
welche Batspiegelung Mariens seine
Frau bewogen habe, allein nach haus
zu fahren; denn ihin halte dieser ge
sagt, Georgine habe es sehr gleich-zis
tig ausgenommen, als ihr Mann beim
Schluß des Festes nicht zsur hand ge
wesen sei und ganz kühl geäußert,
dann werde sie einstweilen voran-sah
ren, er werde schon nachtommen. Die
bewußten It n bvauchte Meißen
ibach taum noFean seine Frau zu stel
len, et wußte die Antwort voraus.
Als Georgine ilyn nun aber mit Fra
gen bestürmte two er dann eigentlich
die Nacht zugebracht und warum er
sich während-· des ganzen gestrigen
Festes so wenig um sie bekümmert
habe, was überhaupt der Grund all’
dieser seltsamen und außengetvöbn
lichen Borsälle sei, da stieg seine Ver
wirrung aufs höchste
Er atmete ans, als der Diener
herrn Lieutenant von Birzoevsti met
dete. Sobald er denselben gesprochen,
versicherte er seiner Frau, werde er sie
über Alles ausblärcm und eilte in sein
Zimmer, evobin er Herrn v. Birzowsti
zu siibren befahl.
Hugo war indessen nach Martenk
Abtei-se noch einmal bei Garolin ge
wesen, hatte denselben davon verstän
digt, was bisher erreicht sei, und mit
ihm besprochen- wsus noch zu geschehen
-babe. Pleißenibach setzte er setzt mit
dürren Worten auseinander-, was er
über Mariens in Wiesbaden in Er
fahrung gebracht hatte und siigte hin
zu, daß nach solchen Entdeckungen nnd
den Aus-sagen der rau v. Bleiw
bach wohl tein Zwe sel mebr dar-über
here-schen könne, welch« ein nnsaubekes
Spiel Mariens auch in der Duelle-s
ssaire gespielt. UQrigens sei der Leh
tere soeben mit dem Kuriertzug von
stbur all-gereist und daher sehe here
v. Blei nbach Iest Wo vor sich all
Vertreter Grollen-, der jedoch nicht
daran zwe« , daß herr v. Meisen
bach unter solchen Umständen ein be
leldtsendee etben zuetl nehmen
end wegen de elben nm Ver-MU.
bitten werd-. s
»St- seben mich mit Freuden dä
serett, til-s M- « -
Meer-M MAY
ffffffsffffffffvf vvvvvvvv
ich beilage es sasrsi aufs Tiefste. daß
ich. durch sa-! che Borspiegolungen ge
reizt, so schro gegen hetrn v. Garn
ilin ausgetreien bin. Nur um Eines
möchte ch Sie bitten, nämlich die
Sache unter uns zu lassen. »Wie pein
lich es mir sein muß. noch mehr Men
sschen in diese ganze Angelegenheit hin
einiahrn zu lassen, werden Sie selbst
Öegreisen.«
»Bvlliaminen. Von unserer Seite
swird — dessen lann ich Sie versichern -
— iein Wori verlauien.«
»Und außer Ihnen cioeiß bisher nur
Rainer-ad v. Walsinig von der Angele
genheit, dessen Diskretion ich sicher
din. Jch bitte also, Derrn d. Gard
lin zu sagen, daß ich irnich heute noch
persönlich bei ihm ein-finden und ihm
meine Entschuldigung aussprechen
würde,,rnich aber der Oeffnung hin
giibe, daß er dann auch diesen unange
nehmen Zwischensall ganz asui seinem
Gedächtnis streiche und nach wie vor
freundschaftlich in nneinern hause ver
lehre.«
Hugo tver-sprach diese Botschast Zu
überbringen und wollte sich empfeh
ien, aber Pleißeirbach lhiele ihn noch
zurück. »Usl)er so Vieles und so Wich
tiged haben Sie mich aufgekläri,«
äußerte er, »daß ich noch eine Frage
an Sie richten möchte. Wie infatn
Mariens rnit rnir gespielt shai, dar
iiber part-n ja seht gar kein Zweifel
mehr herrschen, aber iwas mir nach
wie vor unklar cbleibt, das ist der
Grund, weshalb er »so ge n mich ge
handelt hat. Können ie mir den
nennen?«
Hugo war aus diese Frage vor-be
reitet. Er hatte sie erwartet und mit
Garolin besprochen, welche Antwort
er daraus geben sollte. Beide waren
übereingetommem daß man mit Rück
sicht aus Frau o Meißen-hoch den ei
gentlichen Grund »von Martens’ Han
deln nicht aussprechen sollte, damit in
dem Verhältnis der Gatten tein Miß
ton zurückbliebe. go erwiederte
deshalb: »Die swah cheinliche Erklä
runig scheint mir zu sein, dasz Mar
tens Sie als seine hauptstiiye in der
Ostburger Gesellschaft ansah und sich
Jshnen deshalb unentbehrlich zu ma
chen wünschte, so unentbehrlich, daß
Sie gezwungen gewesen wären, ihn zu
halten und siir ihn ein utreten, selbst
wenn man positiv das schlechteste von
ihm erzählt hötte.«
»Das isst es,« nickte Pleißenbaeh
»nichts Anderes kann der Grund sei
nes handean gewesen sein. Aber
wie gewissenlosl Wahrhaftig er war
ein gefährlicher Mensch und wir Alle
sind Ihn-U Auf-I Tiefste verpflichtet
lieher Kamerad, daß Sie den Patron
entlawt haben, ich werde Ihnen Ihren
heuthen Dienst niemals vergessen·
Und nun kommen Sie mit zu meiner
Bau auch sie soll Ihnen danken siir
. glückliche und schnelle hilse.«
Hugo lehnte das unter dem Vor
mnde dienstlicher Pflichten ab. Es
sei die höchste Zeit stiir ihn, sich bei sei
nen Vorgesesten als vorn Urlatch zu
rückgekehrt zu melden. Pleihenwch
lehrte daher allein zu seiner Frau zu
rück. Er begann dort seine Erklärun
gen mit der Erzählung von »dem Le
ben, welches Mariens in Wie-baden
geführt hobe, wie er dort von Sirt-se
zu Stufe tiefer heruntergosunien und
endlich zum falschen Spieler und
abonteuernden Hochstapler geworden
sei. Als solcher sei er auch nach Ost
barg iverschiagen worden, -tvo er dre
frühere Freundschaft zwischen ihm.
und Plriszenbach dazu idenu t habe.
sich eine Stellung in der ellischcrft
zu verschaffen und mehr und mehr zu
bessstigen Um sich aber Pleiszenbach
ganz unentbehrlich zu machen, habe er
einen geradezu teilstischen Plan erson
nen. Und dann erzählte er, wie Mur
tens sseine Eifersucht gegen Garolin (
erweckt, genährt und zule t auf einens
Weilt gesteigert herbe, da nur durchs
sitzt-Mit glückliches Eingreifen dass
Schlimmste verhiitet sei. »Und aber:
lass das zur Lehre dienen, mein teu
res heer schloß Weißenbach. »daß
wir niemals wieder ein Geheimnis
vor einander ihr-den und niemals wie
der einen Dritten zwischen uns treten
lassen wollen«
Er schloß bei den Worten Georgine
in seine Arme und drückte einen Kuß
aus ihren Mund. »Nienwis,« hauchte
sie, »r) niemals.« Dann aber brach
ein heißer Thrönenstrom aus ihren
Augen und Pleißenhach brauchte
lange Zeit, bis er sein Weib wieder
beruhigt hatte; .
Es war hugo er. Birzotvsti nicht
leicht geworden, Mrtens, dessen
Schlechtigkeit er ganz durchschaut
hatte, so leichten Kausss davonkornmen
zu lassen, ja ihm sogar noch eine gal
den Brücke zum Miit age zu bauen
Gerne hätte er ihn chiirfer bestraft,
gern ihn vor der ganzen Gesellschaft
aus das Tiefste gederniitiat ern-d ihn
dann dem Gerichte Wie-fert, aber
Itoingende Griirrde veranlaßten ihn u
einem milderen Vorgehen Ostia-in
und denriitigte er Narren-, wie es die
r in der Tat der-diente, so ach cugo
» it die M aus der hand, durch
iMerdeW allein umsehn
iM KPPUZFIB
IIIIII fffkfffffffffffffffff«
mehr nachs seinem Willen handeln, da
von avar Hugo ist-erzeugt sondern aus
rachssiichtigem Trod Alles tun« was
sihm oder ihm teuren Personen schaden
;ionnte.
Und dies besonnene, leidenschafts
lose Vor-gehen hatte ihm idereits zwei
bedeutende Erfolge eingetragen. Wie
Hugo schon ssriiher seine-n Bruder
Bogusiato auseinandergeseht, lag es
in ihrem Interesse, sich ihrem neu auf
getauehten Vetter sticht feindlich äc
geniider zu stellen, ssondern densoi n
von vornherein unter ihren Schutz zu
nehmen« Dazu mußten see aber vor
Allem wissen, two sich der-selbe befand.
Und das hatte Hugo jeht oon Mar
iens erfahren. Jeht konnten sdie Brit
der ihren Gegnern zuvor-kommen und
zuerst die Gerichte daraus aufmerksam
machen. das; und two ein Sohn des
Dominit O. Birzotosti des verstorbe
nen Eigentümers Von Wolno, exi
stiere, dem sie bereit seien, sdie herr
ichast abzutreten wenn -er seine An
sprüche beweisen könne. Von darn
herein wurde dadurch dieser Erb
schaftsansgeiegenheit alles Gehässige
igenommem der junge Prätendent
lernte seine Vettern nicht als seine
Feinde, sondern als Menschen kennen,
weiche. statt ihm sdas Seinige vorzu
enthalten, ssein Recht anerdannten und
ihm mit noarmom herzen entgegenka
men. Stellten dann aber, toie nicht
anders zu erwarten, die Gerichte ihn
unter die Vormundschasst seines Vet
ters Boguslano ais seines nächsten und
ältesten Verwandten, so entzog man
ihn dem Einsiusse seiner ich-nen Be
schiiher und Wolno gblied der Familie
erhalten, statt von politischen Agita
toren ausgebeutet zu werden«
Entsetzung folgt.)
W
Londonee skizzen.
City. Jn den Mittagsstunden
Man siht aus dem Dache eines
Arm-L Vorne, hinten. linls und
rechts in den Querstraszen steht
man keinen Quadrntsusz Straßen
damm. Unter der Masse der Ge
sahrte herrscht der iote Aus mit sei
nem Dach voll Menschen. Herrscht
so sehr, daß seine Dächer etwas wie
erste Eta e des Dammes bilden. Un
ter sich reht man Autas, herrschast
liche, öffentliche, Waren siihrende,
Gauipagen, Lastwcsgen Männer
liipse, die hier und da hoch iiber dem
Gedränge austauchen. unwahrschein
lich, als stünten Riesen zwischen all
diesem Fuhrwerk, gehören den Kut
schern, die die« lesten Cabs von ihren
erhöhten Sihen shinter dem ragenden
Berdeck durch das Gewirre steuern,
rnit dem schwerrniitigen und verächtli
chen Gesicht abgesetzter Machthaber.
Diese nie unterbrochenen Wagenlets
ten, die sich an allen Ecken der Jnneni
stadt schneiden, bewegen sich in einem
eigentümlichen Rhythmus, der zwi
schen halten und hatten sast ohne
Uebergang wechselt: halten« wenn
der Schuhmann die andere Kette pas
sieren läst, hastem blindes« rasende
hasten, wenn der Wea srei wird· Die
ser Rhythmus hat etwas Anspeitschem
des, wie der des Tanzes am Kreuzweg
in nordischen Dörsern. bei dem der
Bursch sein Mädchen in langsamem
Schritte fährt, um sie dann plöhlich
zu sassen und tvie toll herumzuwirs
beln und ebenso plötzlich wieder ganz
langsam zu führen. Es ist ein ganz
rnoderner Rhythmus, erst dasAutomos
bil baf ihn geschossen- Man siihlt
ihn nur hier und in Paris. Aber in
Paris nur in wenigen Stunden an
wen en Stellen, in London den gan
zen schäststag iiber in der ganzen
riesigen Jnnenstadt.
Das dunkle Getriebe der Fußgans
ger siillt die Troitoirs« sendet schmale
Ausläuser an den Straßenecken neben
den Wagenreihen über denDamm oder
in Tunneln unter dem Damm hin
durch, daß sie drüben wieder auftau
chen, und noch schmälere durch das
Gedränge der Wagen·
Die City hat geschlossen. Aus ih
ren Bureaus und Laden eilen die Be
amten nach hause. Viele wohnen
jenseits derThemse und gehen zu Fuß.
Alle kommen einzeln aus ihren Stu
ben, und aus der Brücke sind sie, die,
jzwöls Mann breit. lückenlos, mehr als
ieine Stunde braucht, um ooriiberzus
Iziehen
Fast alle tragen duntle Anziige und
denselben geraden weißen Strohhut.
Dadurch wird der Eindruck eines hees
res noch verstärtt.
Die Bewegung des Gebens hebt
und sentt all diese bitte, und es ent
steht dadurch eine Wellung, die an das
Bild einer Schafherde mit dem rhyth
mischen Aus und Nieder der grauen
Rücken erinnert.
Das ertreme Leben des Tages in
diesen häusern und Straßen, in de
nen alles daraus antammt, den griißs
ten Betrieb aus den enasten Raum za
sammenzudränqen, hat am Abend eine
ebenso ertreme Stille und Leere ab
geliist. Das ganze Viertel deriidet
mit einem Schlage. Die einzian
Menschen, die man sieht, sind le
leute, die, zu zweien ausziehend,
acht-Dache in
dieDas tiese Erste danan gesonn
IIIIIUIUIIIIIIIIIIIIIIIII
ten Kronen. die tlassisckxen Gruppen,
wie sie nur die Natur der tiefen Ede
nen im Norden hervorbringt Alle
diese Dinge wirken vielfach start gegen
iider der schwarzem unruhigere Stadt«
aus der man in Hyde Pari kommt.
Die Alieen und Wege randen Zehn
tauiende von Menschen mit dicken,
schwarzen Linien. Sie sind nicht fük
sich da, sondern um die Tausende an
zuttarrem denen es ais Besitzktv Eist
uen Fuhrwertg allein gestattet ist. auf
diesen Atteen und Wegen zu fahren.
Sie anzusiarren und den Fand zu biis
MI- der ihren Glanz, das Schimmern
und Glißern der Wagen und GeschW
re, das Leuchten helifatbiger Teiletten,
erst recht zur Wirtung bringt. und nor
allem die Bewunderung auszudrücken
die das Göttergefiihl der Bei-erzeigten
weckt und stärkt.
Und es gibt etwas zu sehen. Die
Herrentaite der en liichen Welt ver
steht esfdas Schau piet ihres Lebens
zu gestatten» Welch-es Bild iit mit die
iern zu vergleichen? Mehr als die Men
schen, so gut sie sich arti-nehmen, so tor
reelkt die Mannen so schön die Frauen
angetan sind, wirken die herrlichen
Pferde und die gepflegten Wagen.
iMan wird gleich Kenner, so wenig
gerade Berlin darauf vorbereitet.
) Die Theater und Music alls sind
- zu Ende. Sie entlassen hre Zu
sicheruen die, soweit sie irgend Wert
i darauf legen. zur Gesellschaft zu gehö
H ren, in großer Tditette sind.
’ Von den sechzig Music halte und
achtzig Theatern der Stadt liegen die
? meisten und elegantesten in diesem
- Viertel des Zentrums. " Und nahe da
neben die großen Hotels und die
Abendreitaurants, in denen man fou
. piert. So nahe. daß viele zu Fuß den
- kurzen Weg machen.
Er führt durch eine gedrängte Men
schenmasse, die auch hier wieder gern
die Hoden und ihren Luxus anstarrt,
und vor den Türen der Schauhiiuser
und Rostaurantts sich zu Knäueln
ballt. Es sind aber nicht wie nachrnits
trng im hnde Pakt die Bürger, es ist
Lebewelt, es ist Verbrechen und Laster,
das ietzt das Publikum stellt.
Und wieder ist das» Bild einzig.
Durch den dicken Hausen, durch trun
lene Männer und Fraiien,Arheiter mit
ernsten Mienen, Verzweifelte mit dro
henden Augen gehen Ladies in heller
Seide mit weißen Schuhen, Mänteln
und Schleiern, als schritten sie iiher
den tepvichbeleaten Boden einer festli
chen halle, rnit hohen Brauen und
leeren Augen, ein Lächeln um den
Mund. Sie hören und sehen nichts.
Es ist, als hilde sich, körperlich und
s moralisch. ein leerer Raum um sie, der
sie wie eine undurchdringliche Wand
von dem Hausen trennt. Man siihli:
jwenn ringsum Hunderte zusammen
; stürzten, von irgendeinem Schlage ge
« trossen, sie wiirden ihre Miene so we
» nig verlieren wie die Gentlemen, die sie
« be leiten, ihre unbewegte Larve.
s o mögen die römischen Senatoren
und ihre Frauen. wenn sie in weißen,
, purpurgeftreisten Gewändern iiber das
Forum getragen wurden, ans die
» schreiende bunte, schmukige Maer ge
i blickt haben. Keine Men chent Auch an
! die Mnrquise des nnoirsn resgime denkt
Inlan, die von den Tieren sprach, die
, man Bauern nennt
Seit dem Jahre 1789 steht außer
diesem wohl lein Adel mehr aus sol
chen Augen ans das Voll.
Und das Voll sieht neugierig und
bewundernd und ebenso sremd zurück.
F r i h S t a h l.
Polen-hunde.
Der Schiffslentnant Fialn beobach
tete auf einer Forschungsreise im Po
lnrgediete unter einen hunden eine
Art Selbstregiernng ohne jede Beein
flussung durch die Wärter der Tiere.
Diese gehörten zur Estimorasse nnd
waren dressiert, in Einzelnhteilnngen
zu arbeiten. Trotzdem handelten sie
bei gewissen Gelegenheiten alle ge
meinschaftlich und scheinbar nach Ge
setzen, die oas allgemeine Beste Ha
sichern bestimmt waren. Sie lannten
steilich keine andere Streite als den
Tod. Jn ,der Zeit der Dunkelheit
verlor Fiala acht Hunde. Die wert
vollen Tiere waren von ihren Genos
sen getötet worden; die anderen siins
waren aus das junge Eis entslohen
und da entweder umgelommen oder
sern vom Lagerplatz von der übrigen
Meute mitgebracht worden« Jeder
bund hatte übrigens einen Namen,
ans den er hörte. Mertwiirdig erschien
es, dass es, wenn einer die übrigen ge
reizt hatte. nnr ein Mittel gab« ihn
vor der Wut der andern zu schiiyem
man brauchte ihn nur an eine Kette zu
legen, dann ließen ihn seine Feinde
ungeschoren. Leider waren die Hunde,
die sieh die Zeindsehast ihrer Genossen
zuzogen, meist die größten nnd trös
tigsten Tiere, die Bulldoggen nnd die
Boxer. Sie machten aber einen Un
tee chied bezüglich der Schwere von
erl ttenen Verletzungen. Fiala des
obachtete, dap sie einen den Kopf oder
ten Leib tre senden Biß leicht ver a
ben, eine Verleßnng der Beine lie n
Bill-Fetzen nicht ungestraft und töteten
ngreiser meist aus«-der Stelle,
nnd K dieser Eretution vereinigten
N a Angehörigen Ihrer Rast