Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 30, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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O sue-te Hauses-mise
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I B as hin Sekkms und Styx-a
f« U III des Nähe VII ei
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- MO- Tkäumen nnd Still-fein
«- ;H III Wicht-K die Sagen und füh
left ständ.
P dein Sorgen and Se neu vors-der
, III S rinnt. wie es nftmet so weit,
, so weit.
B Hefe Fee-r der Bekgessenheitl
sit reitst san-.
Von Leanore Nießcn :Telters.
Der reiche Mann lag im Sterbens
e- Dai beißt, er hatte einen Schlag
gehabt und war ganz gewiß mehr
tot als lebendig, aber die Aerzte sag
ten achselzuckend: wann es nun eno
gältig zu Ende gehen würde, das
nnte man ebensowenig mit positi-;
der Bestimmtheit sagen, wie, ob ers
vielleicht doch noch einmal zum Be-!
wußtsein kommen könnte Es blieb
also nichts übrig, als einstweilen alle
III-e Formalitöten und Zeremonienj
i mit idm aufzustellen die bei sterben s
den Leuten in einer angesehenen undz
geregelten Lebenslage erforderlich
M, und das Weitere abzuwarten. i
Natürlich waren die Verwandtenl
da. Teufel auch, — bei so ’nem al
ten Junggesellen weiß man nie,wie1
es um die Testamentzangeleaenheitl
besiellt ist! Und wenn es einem an
den Kragen gebt ift er in der Reaelj
und nachqiebiger als er’s ienj
Eben gewesen ist; wie oft hatte man
es erlebt daß noch auf dem Sterbe
Hette die wichtigsten Entschlüsse ge
jnßk worden sind! —- EB war nur
fah-l daß die Geschichte so überra
st schnell gekommen war daß er
bisweilen ganz wenig den Kon br
Dogte oder fast unbörbar lallte. —
Was aber kann man mit einem Men
M anfangen der bloß noch lallen
sonnt
Nachdem eine aanze Zeit nach Er
sedianna sämtlicher Formalitaren
peksirichen war, ohne dafi sich iraend
Mc ereianet batte. wurden die bei
« lett Letzte eigentlich iiberfliissia Ue
Ierdies hatten iie noch mehr Patien
kn. die aus sie warteten, und bei
Ufern biet war doch keine Hoffnung
siebet Sie ainaen also weg und lie
ists den Sterbenden in der aufmer
famen Hut von einem Bruder, einer
spwgerim einem Neffen, einer
couiine und einer Hausdamr. —- die
« Elze miteinander aufs dringendiie an
Wen wurden. sofort zu televbo
W, wenn sich etwas verändern
feste
Idee es veränderte sich durchaus
Wi. Der Bruder und die Schwä
geein iafien am Kopfende des Bet
tes. die Couiine am Fußende, der
Mr aan im Qimrner spazieren und
sahen im Boriiberaeben iedegmal mit
Neid-Nein Interesse Kenntnis von
dem Vorhandensein einer entzückenden
Benussiatuh die aus einer kleinen
Marmorsiiule stand. Die Hausdame
ibrerseits machte sich unentwegt in
der Nähe des Sterbenden Zu schaffen,
troi verschiedener ziemlich deutlichen
Unsvielunaen von seiten der Ber
loosdkem dass es passender wäre. in
so trüben Momenten- eine lichevolle
Familie nngesisrt allein zu lassen.
Jndeisen etetgnete sich auch ferner
hin nicht das allermindeste Die La
ge blieb von Viertelstunde zu Viertel
Iunde nnderandert die gleiche, und
es war in Wahrheit auf-erst lang
weilig, dazusiten und aus ein Greis
nis Zu warten, das sich so gar nicht
beeik e Außerdem wurde man
hungrig davon; der Bruder bat nach
einer Beile die Haugdanre mit etfig
nachdrseklicher Höflichkeit älltgst
sitt eine kleine Stärkung zu argen,
was se tat, in einem Zustand von
weißgttibendeai Zorn: Wenn er jetzt
zusch kam, dann beschwätten ihn
Wild die Mandtm, die dochi
sele seinen batten and
seitins leer aus und batte sich um
son- s Jahre mit ihm get-lockt
Verdie Verwandten konnten ikmi
nicht Wen denn es ereignete
Ich as fest ganz und gar nigchts
Der Kranke lag in seinem eleganten
nnd tadellos sauber gedeckten Bett
met nicht mehr und nicht weni-;
äu ndIeichen von sich als vor-s
. Knachdem man satt nadj
steter heogrts gen-W war, final
sie an neer- zu W(
m der nder winkte die Hat-Ida
cis-Wurm
»Ich möchte, daß mein Bruder je
ien Euch nur etwaigen Wunsch et
slilli sähes« — sagie et würdet-am
ohne indessen das Gesicht der Haus
same auch nur eine Selunde aus
den Augen zu lassen. —- «EI ifi alles
so löslich gekommen, — ich habe
m nie mit ihm über solche Sa
chen gesprochen, —- wissen Sie viel
leicht, ob et irgendwelche Wünsche in
bezug aus die —- hm e —- Erledigung
femer welllichen Angelegenheiten
hattes«
.Rein; davon weiß ich ar nichislk
sagte die dausdame un chuldig, —
Iilei He dachte: Du loul Das ist
es ja geende, das et ein Testament
Mi hal!
»Sie wissen nicht« ob er seine —
e—ss—seine lwilligeu Let
W W hat-;
Iovek pp ek i- de- enanmg noch be
Fsittopdeke All-Schien oder Botsspe hol
H »Ja werde doch sen Dem Mee
dach nicht iibee solche W eedenk
M dä Dante Messen —- wo
bei apu- eia so deutlicher Unterkon
von schlecht derbe-steten Fee-Fee mit
llang daß der sendet erleichtert ans
atmele nnd dachte: Die Dummheit
hat der gute erd also wenigstens
nicht gegoth No. nnd wenn liber
haupi kein Testament da ist. wie es
ihm viel ählichee sähe. dann fällt
mit ja ohnedies alles znl —
Er sagle also gedankenvoll: »So,
so!« —- Und dann siigte ee ganz be
friedigt hinzu: »Ich hätte sonsi na
türlich um einen Notar geschickt sär
alle Fällee aber so es ist natürlich viel
besser, —- Das soU man den Atmen
noch onus-it quälen!« ging hinein nnd
sagte zu seiner Fran: .Dn stehst
wirklich rasend angegrissen aus«
Kind! Es ist besser, ich dringe dich
nach Hause, das isi zu viel für dichl«
—- Denn wozu sollte man endlos en
dieser scheußlich bedriickenden Situa
tion da herumsisem wenn alles in
Ordnung war und der gute Fied.
überdies doch niemanden mehr evl
IMMEIF z
Die beiden gingen also fort, nach
dem sie iedem einzelnen einaeschiirfi
hatten, doch sofort zu telephonieren,
wenn das geringste vorsallen solltet
Aber auch nachdem sie weg waren,
ereignete sich nicht das allermindestr.
Nach einer Weile tlingelte einer der
Aerzte an; der Neffe ging ans Tele
phon, und nachdem er iiber die un
veränderte Lage Auskunft gegeben
hatte, röusperie er sich und fragte:
»Ach —- e — Herr Geheirnrat, ver
zeihen Sie eine Frage: Halten Sie
es fiir möglich oder wahrscheinlich
daß der alte Herr, ich meine, mein
Onkel, die Sprache noch mal wieder
finden wird?«
Der Arzt bezweifelte das. —- Der
Refse hing den Hörer ein, ging ins
Krankenzimmer zurück und sah sich
noch einma: sehr liebevoll die bran
zene Venus an. Aber man stand sich
in dem engen Raume tatsächlich die
Beine in den Leib, und wenn der
Onkel doch nicht« wieder menschlich
würde reden können, hatte die ganze
Sache eigentlich verflucht wenig
Zweck.
Also ging der Neffe ebenfalls fort,
indem er eine höchst wichtige und eili
ge Beschäftigung vorschiigte und allen
dringlich einschiirste, sogleich bei ihm
anzullingeln, wenn irgend etwas pas
sieren sollte. Die Consine sah ihn
ohne Bedauern scheiden und hätte
nur allzu gern die Hautdame als
Begleitung mitgeben machen. Wenn
nicht alles sie täuschte, so hatte der
Vetter Fred eben zum erstenmal ein
bißchen mit den Augen gestointert
und nur dieses alberne Frauenzim
mer hinderte sie, von fest ab das
Reich sär sich zu behalten!
Sie hielt es ein ganz-kleines Weil
chen aus, aber dann fliisierte sie proh
lich in aufrichtig flehendem Aue
druet: Ach, liebstes Fräulein Breuer,
ich tann meinen armen Vetter nicht
auch noch allein lassen! Und es muß
doch bei uns notwendig jemand fiirs
Abendbrot sorgen. Sie wissen. ich
habe tein geschultet Personal! Tun
Sie mir doch den großen Gefallen,
des Sie in die Kaiserfiraße und
Ziegen Sie, daß die Junng ihr Es
sen «betommen!«
»Seit-is gnädige Taut« —- sagte
die Hausdsame höfl . »Ich elbst
muß ja hier nach dein Rechten ehe-r,l
aber ich werde sofort Labette —!'
»Aber-, liebes Fräulein, ich tann
doch Babeite nicht meine Schliisielj
anvertrauen!« jammerte die Tousine.’
»so-sorgen Sie ruhig ein. was hie-es
zu besorgen ist, aber danach tun Sirt
mir den einzigsten Gefallen und sehen
eben mal drüben nach dem Rechtent'
Das liebste Fräulein überlegte, ob
es einfach streiten sollte. Aber es
wußte nur zu gut, daß lein Testa
ment da war, wenigstens keins zu
ihren Gunsten. hatte sie dem alten
herrn nicht immer damit in den Oh
ren gelegen und sich genug geärgert,
daß er nicht dazu zu triegen wars
Wie die Sache nun aber einmal lag,
war es vielleicht unklug, sich mit den
Verwandten vssen zu überwersen
Also ging das liebste Fräulein in
sliegender Eile wegen des Abend
essens in die Kaiserstraßr. Die Cou
sine aber beugte sich über den Ster
benden Chatte er nicht eben sogar ge
blinzeliix faßte seine band und
sagte inbrünstig: »Fred! — Fredt —
Lieber Fred!«
d lallte ir end etwas ganz Un
"ndliches. e Consine bat noch
eindri licher: .Fredl Kannst du
mich renc Nicht wahr, du erkennst
michf Nicht wahr, Frei-, du läßt
mit rnit den Kindern nicht in den
schrecklich kleinen Verhältnisseni —
Richt wahr, dn hast doch ein b chen
sitt die Jungens gesorgti hör du
Irnich, Freisi«
L Ired hörte sie durchaus n t. Er
nahm sichtlich nicht die minde No
tiz von ihrer Anwesenheit Sein Kopf
bewegte sich non Zeit zu Zeit und er
lallte weilen, aber sehr viel mehr
sitt sich-selbst alz r irgend jemand
ander-. Die Tau ne begann zu wei
nen, denn, Herrgpttnochmh die Zeit
braucht et nichts —- Ju bis N See
älteste von det welke In IILO
doch schon ein biß für die ins
Generation fun! se des-.
bald dich dee liebe Seit vielleicht TM
fragen wird, wie du mit deine-c
Pfunde gen-achtet basi! —- Frei-M
Aber Feed war so herzt-M sich Ie
dee von bet jüngeren Generation ncckp
von dem zarten Hinweis aus Gottes
Strafgericht rühren zu lassen. Es
ereignete sich noch immer nichts se
sonbetes mit ihm, so seht die Ist-M
che Verwandte auch auf ihn eintedetr.
Erst nach lanqu lang-et Zeit bewegte
et etwas stärker den Kopf. Die can
sine legte ihm fast M Ohr auf den
Mund: Vielleicht wollte et ietzt fa
aen, was et ihr und den Janaenc
hintetkossen wollte! — Aber fast in
dem Auaenblick kam dies vermakz
deite Fräulein Bkeuer zurück.
Zum Uebersluß hatte ste auch noch
ein Telearamrn in der Hand. und
jlaqte mit mühsam verhehltee Scha
Jdensreudet »Ach. aniidiae Frau. tote
aut war es, dasr ich herüberginal h
re Tante, die Frau Senator. me det
sich telearaoäisch an, und bei Ihnen
weih lein Mensch, wer sie von der
Bahn abholen und ernpsanaen soll!«
Die Frau Senatorl Die Bann
und Protelturin ihres Jüngsten! Die
Cousine wars einen hossnunaslosen
Blick aus den gefühllosen Vetter. der
noch immer gar nicht daran dachte,
ihr oder den Junaens etwas zu ver
machen, und entschlos; sich dann seies
zend zu der zwar noch völlig leben
digen deshalb aber auch noch hoff
nungsvolleren Senatarin. Fräulein
Breuer zog ihr auss zuvorlemmendsle
lelbst den Mantel an und versprach
hoch und heilig, zu teleohonieren.
wenn sich etwas ereionen sollte. Und
dann schlüpiie sie schleuniasi selbst;
in einen Umhana, huschte eilends Zur
Haustür hinaus. — aus ein großes j
Haus an der Strahenecle zu. So
wenn ietzt überhaupt noch etkoas zu
machen war. dann machte sie's!
Jn dem Eckhause wohnte ein No
tar. — »Ach. Herr Doltor!·. sagte
die Hausdame. nachdem sie ihn her
ausaellinaelt hatte, und machte ihr
weiblich hilfloseiies Gesicht. »sch,
Herr Doltor. helfen Sie mir! Ich
bitte Sie inständig, helsen Sie mirl
Denlen Sie. unser Herr Mosbachz
hat einen Schlag aehabt. —- Sie hal- ;
ben es vielleicht schon gehöri. Stelle-h
Sie lich mein Ungliiel dort eben hatte«
er sich mit mir verlobt, und nun das! .
Er wollte mir sein ganzes Bereits-T
gen hinterlassen. — er hat es mir;
versdtvchtm aber noch nichts Grill-f
lich ieiiaeleat. Und nun werden mir;
natürlich die reichen Verwandten alsj
les streitia machen und alles sorinediz
men! Ksnnen Sie nicht mit mir
herliberlomrnen, Herr Dolioe, nnd
mir bealaubiaen. daß er mir alles»
versprochen hatt« .
Der Notar lonnte das; roarurn
nicht? Er leite seinen hut aus undj
kam mit. Bei Fred Mosbach hattet
sich inzwischen immer noch nichts eri,
eignet, aber als die beiden, Fräuleins
Bretter und der Notar, ins Zimmer
lamen, warf er eben heftig den Kopf-«
aus die Seite.
»Acht« rief das Fräulein geriihrt.
»Sehen Sie, here Doktor. er erlenni4
mich inüner sofort! Nicht wade,«
Freddh, du erkennst mich dochs«
Der Sterbende lallte.
.Seh'n Siel Er sagte ja«, sagte
das riiulein Der Notar aber mach
te e e höfliche Ver uns nnd
sagte: »Bei-r Wbachi hin deti
Notar eher von schräg gegniiben
Darf ich Sie fragen: haben ie h
:rer Braut, diesem Fräulein er,
Ihr Vermögen oersprochenil·
, Mosbach beliebte durchaus
jni In antworten. I
, .Freddh«, meinte das Fräulein,j
»du hast es mir doch dersprochenl Erst
innere dich doch nur; —- du t"
doch ganz genau, wann dn es -
versprochen dars« z
Freddys Kops wackelte haltlos don»
einer Schulter sur andern. Der sie-!
lar wars einen bedenllichen Seinnsj
bltck aus das Fräulein: .Jch glaube
er hat mit dem Kopf seschilttelt«,«
sagst Ok. ;
»Uber Gott bewahre — er hat ge
nictt. Er nickt ja tmmerzu!" -
Wirklich wackelte der Kopf des
Sterbenden nun zur Abwechslung
nach vorn. »Den Mosbach!« fing
der Notar noch einmal an. »Es ban
delt sich darum, dem Fräulein die
eventuelle Erbschaft zu sichern! Sie
wollen doch nicht, baß Jbre Ver
wandten sie ihr streitig machent«
Wieder etn ;Latlen.
»Nun sagt er wieder ja!« fltisterte
ver Notar ratlos. Aber bat Fräu
lein betonte energisch: .Sie irren its-,
—- tn diesem Augenblick bat er nur
Seit-Etl·
Indessen, — der Notar wollte bei
so teil-ers ruhenden Willenbänßerun·«
glen doch Leber nicht zu irgendwelchen
mtshandlungen schreiten, und un
ter dem Vorstand, da ia both nicht
die erforderliche Inza l Zeugen zu
gegen wäre, vrttckte er fis einigerma
ßen verlegen ans bern immer und
machte, baß er fortkom. Das Fräu
lein blieb noch einen Augenblick ste
hen, sah sich ratlos unt und starrte
baan witiend auf den Stubenbm
Aber plsslich an, sich vor
tbsnt zu grauen: waren fort
W-M—M« Sie bei
die entbe, biet allein bleiben m
»Ich W M »t- arm-IM
Lesenv sz i JrM OW
weife M set Masse-un
nnddesssrthtnes ihr indee
»Es-gen —- iie rannte hinauf tu ihr
zsrrnnrer nnd henlte da ers eig
mai aus: dgl Das tie ste nnd
duvdul ils-Erde sie kriege-h
gar nichts. n das geringste —- ph!
Ei war zu gemein
Unierdessen stieß der Sierdeude
immer angster fein klägliches Lal
len aus. aber nur die leeren Mode
Ihörten ihn. Ein letzter Reis Be
!tvußtfein. ein lesies Leben-empfinden
keddie in fein Hirn zuräek noch ein
Inml verlachten die Nerven die Arbeit
Ftvirder aufzunehmen Er fiilrlte
dumpf einen furchtbaren Dersel. Je
ngndeine gräßliche Angft kroch erbar
Inmngzlos näher, näher, immer nä
;hrr. Er wollte anffpringen, aber er
iionnte lein Glied rühren: wie Jn
«·qenagelt. lag er hilflos auf dem Mii
ien. Ein quälendes Durstgefiihl pei
Enigt ihn, driikite ihm den hold zu:
Er wollte um Hilfe rufen, um einen
Schluck Wasser flehen. — aber er
lonnie nur unnrtiiuliert tollen. Die
Angst, die rafche Angst nahen zu.
peitschte den ganzen Organismus ein
letztes Mal auf: mit der unerbsrtei
iften Ansirenaunq hob er ein llein
Hwenig den Kopf. öffnete er die Au
»gen: Es war dunkel um ihn. Keine
HHand faßte helfend noch der feinen.
keine wischte den Anafifchtveifr ab. der
Ieisinlt über fein Gesicht lief. feiner
neite feine Lippen auch nur-mit ei
nein Tropfen Feuchtigieii —- alles
blieb still. kalt und ieilnabmsioö
dunkel. Er wollte-feine Arme aus
firecken mich einem einziaen Lebetpes
fen, das ihm die Not dieser Stunde
tragen hülfe, — oder ans dem Dun
lel reckte nur der Tod feine erbar
munazlofe Faust und driiclte dern
verlassen Daliegenden höhnisch die
Kehle zu.
Inzwischen hatte das Fräulein sich
etwas gefaßt und llinaelte Friedrich-,
dem Diener: er solle sich Zurn Herrn
setzen und sie benachrichtigen« wenn
iraendetwas sich ereignen sollte.
Friedrich« der Diener« war nicht be
geistert davon; er daite sich zu einein
lebenden herrn vermietet. nicht zu
einem sterbenden« nnd ausserdem war
er der Ansicht. daß dies des Fräu
leins Sache wäre« die es ja doch sonst
immer so wichtiq rnit dern herrn
hatte und überdies so viel bisher bei
zahlt wurde. Er ging indessen bin
machte Licht und paßte aus angemes
sener Entfernung aus« Ader es tonn-;
te sich nun nichts rnebr ereianeer, denn;
der Verr war mausetot. Selbst
Friedrich sad das nach einer Weiiet
ein und erschrak. Aber es fiel ilnnj
nicht ein« das Fräulein zu benachrichi
tiaen« sondern er teleplionierte dont
sich aus an die Verwandten: mochten
die herrschaften nur sehen« wer hier;
wirklich seine Pflicht tat nnd wer
nicht!
Und die Verwandten kamen. unds
die Aerzte kamen, es larn die Toten-s
stau« und es tarn der Bearädnisuns"
ternelnner, der Gärtner und der De
iorateur, und ein ganzer Hausen
Leute noch außerdem. Es geschah ali«
les aus das pünktlichste« was rnit
toten Leuten in geordneten Verhält
nissen zu geschehen pflegt. Auch das
segriidnis war aus das untadeliasiet
geregelt und durchaus ponrpsse alle-s
erster Klasse und mit vielem schwor-s
m Flor
Und es wurden so viele ioftbares
Msnze noch hinter dem Leichenwaaen
Iergesahren daß eine kleine Bür
gersirau, die eben ein Grad schmück
te, netdisch umherschaute: Gott« hat
der Armenl- Dann aber nackte sie
ganz bekümmert auf die bescheidenen
Serantensisckchem die sie eben in die
senchte Erde einbuddelter da hatte sie
nnn einen Monat gespart« nrn ilrrern
W Lenchen auch einmal das Grad
Blie- u machen. und wie gotteseri
rrnlch nnd siirnrnerlich sah das
nun aus neben einer solchen Pracht
von Rosen nnd Palmen und Atlad
lchletient
Und rnit einer rnttleidiaen Bitter
ieii zog sie so eine descheidene rote
sktite durch die Finger nnd sagte
traurig zu der Nachbarin« die ihr
geholfen hatte. die Blumeninse zu
Kein-ern »Ja, fa, die reichen Lent’«
baden es gut! Sogar irn Tod
Hees noch besser ais unser
; einers»He
seist-te Ihr-er sen du Ode.
)
Die Statistik tn Deutschlan hat
eigt, daß von 286 hervorragenden
Männern von 60 bis zu 70 Jahren
88 Pr ent verheiratet waren, nnd bei
847 fKchrr zwischen 50 nnd 60 Jas
ren sowile bei Ast-F Janderen Erz Alte-;
von 40 s u a en tte
dieselbe Beræältnts adyergebem be
rensebetÆ nnernvonso I
VIII-ten noch 85 betrug. Die ent
gl« nben Zahlen für gleichaltrtge
"nner km allzemetnen waren Is,
92, 89 und 85 (Proient)· Von einem
anderen Standpunkte aus betrachtet,
zeiste sich, daß von einer Gruppe ker
vorragender, fünfundvterztgjähr ger
Männer 22 rozent tm Alter von 23
Jahren, 48 rozent tn dem non 25
M sn 30 Jahren und 16 Prozent im
Alter von 35 ist« sc 40 Jahren tu Ue
the ein ten veren. Die entspre
chenden W Heu fttr die ce
samte männllye Innern-g wars
Is, U, 28 und 18 M).
Its-Wiss
—
Ekieet ssn I« W
Die Freunde hatten die leyten
Häuser des Städtchens erreicht. tin
ihnen Wänle tits- elscitd einem
weihen. grünumlsuknten Bande; die
sanft aufsteigende Pariser-ja die
mit alten Pappeln dicht seiest war.
Schriig fielen die Strahlen der
heißen Juliionne aui die unbedeck
een Häupter der Mondes-idem die
lchweigend nebeneinander vergingen.
Endlich begann der Maler Erwin
Holz: »Seltiaen, daß man den Spli
ren großer Männer meist dahin fol
iW muß, wo man sie am wenigsten ver
mutet! Dieser tleine. weissmndk
Winkel hier steht ip gar nicht im Ein
klang mit dem bekannten. Geiger-rie
ienen Ranken unieres Meister5. Miti
TM ihn nicht die engen Grenzen die
ses kleinen Jdvllg noch heute Minnen
ibn, der in ieinem Witten in Wort
und Bild stets unendliche Nerli-eili
ven den Schauer ahnen läßt? Ein
Feuers-eilt eine maetiae band esiai
lein Können, die Genialitiit. seiner
Persönlichkeit Man deateiit. nicht«
wie et, lauen ani der Ledeneddde an
aelanat, im Zenit seines Ruan- sich
nlönlich der aroiien Gemeinde feiner
deaeiiterten Anhänger entzogen IM
utn hier im stillen. iern von allem,;
wag ihn anaeregt und befruchtet hat
te, zu leben.« · ’
»Æußerlich beurteilt, scheinst dus
wohl recht zu haben«, erwiderte seinJ
Weaaenoiie: .doch wenn man bedenkt-H
daß er hier leine ersten Kinder-tanzt
seine Juaend vertriimnt hat. dann dess
areist manwohl ieine Anhänglichkeit.;
Die Heimatlufi üht doch ihren eigenen
Reiz anz.« i
»Wvb!, doch Caelo list seit ialt
einem Jahrzehnt hier fett, lebt wie«
ein Gnsiedler in einem alten, bausj
siilliaen Schlii chen, während sein
herrliches Dora o in der hauptst
;itadt, seine Villa am Gardasee leer
»t’tehen. Was maa ihn tesselni.
"Das scheint mir sast wie eine Ma-·
;rotte.« i
I »Erinneeungent"« antwortete Wer-s
.ner Alten langsam. T
J »Erinnerunaen!«. wiederholte Erg
itoin. »Ein Mann wie er —- Krasts
und Leben strömt aus all seinen Wer-z
ten. sie lind srei von Sentimentalitöt,:
kund er sollte, um Erinnerunaen zuI
pflegen, sich hier zurückgezogen haben,«
während draußen eine ganze Welt ihn
»unm- «
. Sein Begleiter schwieg einige Au
genblicke Eilig, mit weit ausholen
den Schritten, stiegen iie den Piadj
hinan. Nach wenigen Minuten grüßtei
sie, von den letzten Sonnenstrahlen
umgliiht, aus der Spihe eines saitf
senkrecht aufsteigenden hiiaels ein«
hurgiihnlichez Schlitßchen Vor dem.
tunsivoll geschmiedeten. hohen Eisen-I
gitter blieben sie autatntend stehen.!
Ueberail quollen blühende Rosen ini
wunderbarsten Lieben in tauiger
Frische aus den töhen hervor. Kleis
terrosen untrantten die Fenster-, dief
vorspringenden Sultans, die lleinens
Giebel, den runden Söller. Roseni
eantten sich in kunstvollen Windungenx
um die griinen Rufens-ists um die
dann-u san-engem tmniistigea Bau-i
»me; wohin man sah, quoll es in
.Ueppi teit und nie geahntem Reich-·
;tum rvor. Jeder lleinite Wintelj
Jtoar geichmitckt von den Blumen. Ein;
Essiudender hauch umsing die bei-(
« i
»Das ist ja wunder ll, ein Dorn
riischentraunh man sii lt sich tritt-J
lich in die Märchenwelt tierseht",l
rief Erwin erstaunt aus. «Jeht liess
Kreise ich eher, daß Tarlo sich vom
l sem kleinen Edelstein nicht trennen;
ann.« i
i
tut-u rächen-: »Dein die Men:
wellen, und der Winter dertt doch
schließlich alles mit seiner Schneedeetej
zu. Daß er dann auch noch. . .«
»Dann fesselt ihn wohl die Erinnesi
rung an die Rolenzeit«, meinte der;
andere. «Dsoch nun du das Schlöß-.
chen tell-it geschaut, will ich die eine
kleine Geschichte erzählen, die den Mei-»
ster angeht und die die seine Laune-,
ertliiren soll.«
Und er begann: »Ich Schlößchen
wohnte vor einem halben Jahrhundert
Last der leyte Sproß einer qltehrwürs
igen Adelsiamilie, der ein reizendes
tleines Töchterchen sein eigen nannte.
Die Kleine wurde erzogen fern von
allen Gespielinnnen in Eins-umlen
Carlo sah die Kleine, wenn er am
Gitter des Schlößchens vorüberichritt,
und das zarte, goldloelige Mädchen
war fiir den jungen, genial veranlag
ten, zum Träumen geneixten Knaben
dir Verlorperung alles iinen und
Cdlem Er nahm ihren nbllcl mit
in seine nüchterne Alltagswelt, denn
er war armer Leute Kind und hatte
neben seinen zahlreichen Geichwistern
nur ein ganz enges Plättchen am
hänslichen Verd. Sie sah ihn auch,
mußte ihn ja bemerken, wenn er dil,
kalt « lich,s lange am Gitter stand;
re grii ten einander, und manchmal,
wenn das Kind sich nnbeolnchtet
glaubte, warf es dem lleinen Freund
eine Blume itber den Zaun, oder
bot ihm das Händehen durch das
Gitter.
Co ver regen die Jahre. —- carlo
fchlss M in der Welt, Its
nun ihn endlich entdesje nnd ee nach
langen mähen-lieu Wandern n sek
nen Meister fand, den ee be Eber
ttcf. Sen- ee in die Dei-nat kenn,
fzocki txn zum Wissan da winkte
kkknn each vat. Mädchen die inzwi
Ifchen heran-moussier- wae, aber fest
edel-te He ihn- nith mehr das Dönh
chsen bnrch das Gitter. sie war eine
iinnge Dante geworden die kaum
kannte. die Augen quhnfchiapem Catto
jmpkkke paid: um Gutede ist-nie M
nnd stritt Frau Efikettr. Sie sitt-nie
einen Wall auf vor feinem Traum
bilde, das Wen nun immer ferner und
ferner rückte. Als et einmal wieder
kam, da hieß es tm Städtchen dsß
das Primeßchen eine Reife antreten
nnd nächsten Winter als Abschluß
gleichsam, in der Residenz feine Ver
Wssmg feiern sollte. die mischen dem
Vater und einer Mgebotenen FA»
wisse länasi oevlanf mai-. —- DC riß
es ihn noch einma! auf; um fesne erste
fgbe von Angesicht zu Angesicht «
e n.
Es war im Juni, im Rosenmanatx
er hatte einen ganeen Strand Rosen
in den Händen und lam aerade daru.
als der Diener das Beine-sieben in
den Waaen hob. Einen Augenblick
blieb das Junnsriiulein allein, da um
schlang der lecke Bursche den Rosen
straufe mit einem Band, auf das er
mit leuchtenden Sliit geschrieben
»Bei-ais mich nicht!«, und warf’s der
Kleinen teet in den Wagen. Jrn
nächsten Augenblick lagen die dufttw
den Blum-en in ihrem Schoß, das
Band löste sich. sie hob eg aus, las die
meniaen Worte und nieste ireundlich.
lind der Maler tog den Hut und net
tes-wand denn der Schlosiherr betrat
soeben die Terraise, nesolgt von der
Gardedarne und den Dienern. Nackt
wenigen Minuten subr das Gefährt
davon. Das Prineeserben aber wandte
sich noch einmal nm und grüßte und
wintte mit den Rosen.
Als er heimtehrte, war's aber nicht
verlobt, und der Prinz, der es heim
fiihren sollte-, erschien nicht· Die
Jahre vergingen. das Veinzeclchen
blieb einsam auf dem Rosenschloß,
pflegte die Blumen. driiate dem Va
ter die Augen zu. Die Neuaierigen
fragten, woraus sie marte? Aber sie
erhielten leine Antwort. Carlo schien
die hetmat längst vergessen zu haben
seine Arbeit brachte ihm Erfolg, füllte
ihn aus. Wie ein Aar stieg er auf am
Himmel seiner sinnli, immer höher,
immer sieghafter, bis in diejenigen
Fernen, in welche ihm laum noch ie
mand folgen konnte.
Da rief ihn einmal ein Zufall in
die heimat, und als er den altbe
lannten Weg dahinschritt, den wir
eben gegangen, da erwachte die Erin
nerung. und mit ihr die Sehnsucht.
Die Jugend grüßte ihn wieder, den
erniten Mann. Und er pilgerte zum
Schlsßchen hinaus, fand das hob
Gitterkunverschloisen und trat hinein.
und da sah er unter all den Rosen
wundern das Prinzeßchem nicht so,
wie es einst war —- die Jahre des
Wartens waren nicht unbemerit an
ihr vorübergegangen —, aber aus
ihren Augen grüßte ihn die Erinne
rung, und zum erstenmal gingen sie
beide die engen, von Rosen überdachi
ten Pfade des Schlößchens und spra
chen von sich und von der Welt da
draußen. die ihm eine Dei-nat gewor
den und ihr fremd geblieben. Er blieb
Tage und Wochen, und als der herbst
lam, da zog er in den ltnten Flügel
und arbeitete dort und teilte mit ihr
die Einsamkeit Denn mit der Zeit
war es ihm slar geworden, daß sie auf
ihn gewartet, die Rosen gepflegt hatte.
Sie gehörte nicht zu jenen Frauen, die
sich ein Glück ertiimpfenz sie lonnte
nur lieben und leiden, warten und sich
sehnen. Da gab er ihr das, was er
thr, der so stiih Gealterten, noch ge
ben lonnte, seine Freundschaft, seinen
Schuh Sie leben allein. doch um
sie haben Natur-Hund Kunst eine ganze
Welt der Schönheit geschaffen, und fe
der, der ein warmes Ente-finden dafiir
hat, ist bei ihnen willkommen und
fühlt sich zu hat-IF —- —
Bei diesen Worten drückte der
Freund an die Gittertiir. Ein seiner
Ton ließ sich vernehmen, lautlos
sprang sie aus, nnd die Freunde gin
gen schweigend unter dem Bogen blü
hender Rosen in das Schiößchen. Der
Meister erwartete sie, und nach weni
gen Augenblicken erschien dat- Prin
zeszchem die einer ver-blühten Rose glich
mit ihrem schneeweißen haar nnd ih
rem zarten Gesicht-dem ihrer bieg
samen, immer nochtLugendlichen Ge
stalt. Ueberall g ·ßte das Au
Schönheit, sestgehakten in Farben, en
Marmor. Die beiden Freunde genas
sen zuerst stumm. dann löste der got
dige Wein, der tn sein geschliffenen
Gläsern verlie, die Zungen, und man
sprach von allem, was das Leben
gerrliches und Schönes bot, von der
unst. die auch das Geringste ver
kiiirte nnd ihm Bleibended verlieh.
Da merkte Gewin, daß das Schlöß
chen sich weitete, das die engen
Mir-me wichen, daß das kleine
Daus eine anze Welt in sich darg,
die einem eister wie Isaria genügen
konnte·
Im Vollmondschetn kehrten sie heim.
Unter Rosen träumte das Schlöschen
der lauen Sommernacht entgegen.
Erwin aber kandte aus dem wetten,
. « M
HFIMZU Miit-obsan nnd