Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 12, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    .F « If f I
»Der Yuniittichlieit i
Slizze aus dem Wiener Philisterium.1
donSufiWallner. i
Die drei Freunde, Herr Oberweier»
here Mitterndorfer und here Unter
detger, waren wieder einmal, wie so«
oft chon, einer Meinung iiber den
Stsf. den ihnen der Wirt ihres
Stammbeisels eben geliefert, und iiber
-— »die Weiber«, die sie als mehr
oder minder underäußerliches Eigen
tum besessen hatten oder noch be
saßen. Das Bier wurde einfach dor
ziiglich befunden, »die Weiber« mehr
fach nicht lobenswert.
Besonders was die Piinttlichteit
anbelangt«, sagte Herr Mitterndor
fer. »die ist nur a- rein männliche
Eigenschaft. das ist amal ganz g’wiß.«
Dabei schnauite er, als hätte er we
gen dieser rein männlichen Eigenschaft
soeben einen Dauerlauf bestanden.
»Das stimmt«, bestätigte Herr
Oberweier und streichelte sein
SchnurrbsartL das ein wenig nach
Schönfärberei aussah- here Ober
meier war tinderloser Witwerz er
galt überhaupt als Glückspilz. »Das
stimmt anffallend«, wiederholte er.
Drum half ich’s von jeher fiir ganz
nnricbtig g’l)alten, daß man die
Piinttlichteit sagt, wo sie doch gar
nichts mit dem weiblichen Geschlecht
zu tun bat. Der Piierttlichleit sotH
heißen. Wegen der Pänttlichteit ha
ben meine gottselige Frau und ich
auch am meisten gestritten. Sie ist
halt nie zur rechten Zeit fertig wor
den. Jch glaub’ alleweil, sie,hat des
balb so früh sterben müssen, denn
sonst hätt sie die ewige Seligkeit auch
noch versäumt.« ’
»Ja) ichwiy allemal Blut, wann ich
nnd die Meinige miteinander fort
aed’n", erlliirte Herr Mitterndorser.
»Die sie nur ainal so weit is, daß sie
sich auizäunt... Heiliger Pamsnu
zins! Derweil vergelfn in Böhmen
drei Jahr«. Da muß dies nnd das
noch g’richt’ und dies und das noch
aug«lchasst werden, natürlich aus
g’rechnet in der letzten Stund’; trüber
war absolut tein’ Zeit net dazu. Er
laubt man sich endlich die Ansraa’:
Na Du hörst, wirst Du beut’ nimmer
lertigl Nachher beißt’s, aeh’ bitte’
Dich, treani net alleweil, ich bin’5 ja
eb schon, ich brauch mich nur an
zieb’n! Nur anzieb’n, meine Herrn!«
»hihibibi!« lachte rr Unter
berger, ein Manderl, das o tlein nnd
mager und unsertig-.guöschante, als
sei es blos probeweise aus die Welt
gekommen. »Das Sprüchl lenn’ ich
« nur anzieb’n! Freilich, alles was
wahr ist. Die Meinige hat weitaus
größere Flächen zu bedecken als ich.«
Er beschrieb it den Armen einen
ziemlich bedeu enden Umkreis, »aber
trotzdem ----— hihihihil Nur anzieh’n!
Drei Vaterunser lang warf ma
J ziach mi nur an
Ja, drei Rosenlriinz’ ban i bet
halsns a no net tan.
i
Au webt Au web! Au web! Wann
. man sein hamur nöt hält'! Zwölf-nat
springert ma den Teufel in d’ Buttrnj
und wieder außer."
»Ja. halt fal« beitiitigte Herr Mit-(
ternoorser mit einem Schwaden als;
hätte er nebst dem Dauerlaus auch?
noch einen Ninglampi siir die »rein
männliche Eigenschaft« bestanden.
»Es-schließlich und endlich machert mani
eh alt Ebemann and der Not as
Tugend und drueterk ern oder zrveis
Augen zu, wenn die angetrautej
Weiblichteit doch ·wenigstens3 zu
g’itehert: ja wir sind unviinttlich: ja,
wir werden nie fertig; ja, wir kom ’
men nie zur rechten Zeit z’samm’.!
Aber nein! Schließlich und endlich
hat alles schuld d’ran, nur sie nötJ
Sie beileibe und urn keinen Preiss
net.« Herr Mitterndorser besiegeltes
diese Tatsache mit einem Foustschlng
aus den Tisch . herr Obermeier
machte eine sehr wissenhaste Miene,
als sie ihm diee Meinung seit-es
Freundes eben zur amtlichen Revi
dieruna vorgelegt worden« und erklär
te hieraus wie vorhin: »Stimrnt.
stimmt ausfallendl Das Eingestehen
eines Fehlers war, ist und wird nie
mals die Stärle der löblichen Damen
welt sein. Dazu denken sie viel zu
subjetth die Objektivität hingegen«
- er massierte neuerdings seinen
Schnurrbarh was seine Geistes-tätig
teit »sehr zu sördern schien. denn er
machte umgehend die Entdeckung, daß
»die Objektivität hingegen« eine rein
männliche Eigenschaft sei.
Satori meldete sich der Mann, der
in dieser Angelegenheit bereits einen
Dauerlaus und einen Ningkamps be
standen. Er schneuzte sich, als hätte
ihn die späterePatentierun mas
tuliner Tugenden larg ver chnupst«
und sagte: »Die Meinige behauptet
allemal, sie siir ihren Teil richtet T
eh in ein vanr Minuten. wenn ihr
ich und der Diensthvt und die inder
a Ruh' ließen« Wir halten s’ us und
peinigen s’ und machen s' konsus und
nervivc ---— —««
»Ja, ja, la, ia«, das tleine Man
derl, das vrvbetveise au der Welt ist,
nickte mit dem Uebere set einer Pa
gode, an welche unversehens ange
stvszen wurde: »Die Meinige kann ein
ähnliches G’sangl.« Er n rnte eine
belsernde Stimme nach: « ann eln’s
eh allerveik die Aklurakess’ selber ist
und ei sein alleweil Leuk um eins
le ein’ alles verlegen und verhaseln,
da möcht’ ein’5 aus det Haut sahe’n!
Unter uns g’sagt. meine herren, sie
sahet nie; wahrscheinlich versäumt s’
den Zug-"
»Meine gottselige Itau«, ließ sich
der verwitwete Glückspilz vernehmen,
»«hot bei solchen Gelegenheiten nie
;mals eine richtig gehende Uhr ge
jhabt. Jmmet ist sie zu spät gegangen
löder gar stehen geblieben.«
s »O Gott. dii Weidee«. seufzte Heer
l Mitteendoeser. «
» »Man macht was durch mit-ihnen«,
’ieu.i.3.te Herr llntetbeeger.
,.Notwendiges Uebel!« seufzte Herr
Oberweier-. hieran tranken alle drei.
»Hab’n S schon g’höet, meine
«Hett’n?·' fragte der hetantretende
Witt. xmein Sohn hat den «Golde
neu Hitschen« in Waldau übernom
)men. Sollten ihm die Herren doch
Rauch einmal die Ehre schenken. Für
Kiiche und Keller lannE ich mich ver
; bürgen.« —- »
i «Wann’s mit der Bemberlbahn nur
net gar so weit h’naus mäe’«, gab
;Hete Mittetndoeset zu bedenken.
»Aber ich bitt’. meine Heeren!« he
;schwichtigte der Vater des »Goldenen
Ihitschen«. ,,Wann'ö mit dem 115et
Jum 8:35 in der Feiih hinaussahr’n,
; sind S’ um 9:50 dort. nehmen a Ga
! belstiihstück und bestean sich a not-PS
iDinen ndln mit Salat und Kom
«poit. E en tun S’ aus der Terass’,
»da hab’n S’ die schöne Aussicht und
auch allen Komsoet, und um 5 Uhr
Nachmittag können S« wieder daheim
’sein. Da haben S’ a schöne Land
paktie g’ma«cht ohne Ansteengung.«
»Was giebt·s denn siir a Bier
dort-Z« seagte Heer Unter-bergen
»Es-Music! !"
«Waas? Bart-»Her?a die drei
Freunde suhren empor, als seien sie
pliiylich mit einer elektrischen Batterie
derbunden worden, nur ihre wohlge
stilligen Gesichter widersprochen dieser
Annahme.
s »Also, Kinder, das wird gemacht«,
jschlug Herr Mitterndorser begeistert
vor. »Wann ebt der Zusi«
»Um-8:35 Früh«
»Die schönste Zeit! Arn nächsten
Sonntag Absabrt nach Waldan,
geirre
»Gilt!« Die drei Freunde reichten
sich die Hände mit jener freudigen
Einmittigleit, die jedenfalls auch nur
eine rein männliche Eigenschaft ist — —
in Bierangelegenheiten. Der nächste
Sonntag war ein Sonnentag» der
Himmel lächelte Huld. Er war sicht
lich einverstanden mit dem Vorhaben
der Freunde. aus einer lomsortablen
Terrasse Borsbier zu trinlen undhen
»deln mit Salat und schöner Aussicht
zu genießen. Die 115er Maschine
aualmte wie ein Eilbote, der schon
bald sort mußte und noch geschwind
seine Pseise auzrauchen will, und der
Mann mit der Zwickzange zwickte die
Karten sehr vieler Männer, die ganz
den Eindruck machten, als wären sie
stets bereit, um eines guten Bieres
wegen einen Augilua nach Waldau zu
unternehmen» .
Arn nächsten Stammabend tras
Herr Unterberger als Erster, Herr
Mitterndorser als Zweiter bei dem
geseiten Tische ein« here Unterberger
sah noch probeweiser wie je aus, als
er grüßte und Herr Mitterndorser
schien noch schnurgerader als sonst
von einem Wettlaus oder Aarnps ge
kommen zu sein als er sagte: ,,J
bab’ mich ani letten Sonntag so
gift« -- - -
»wir-m schon entschuldigensz niran
Herr ilnterberger, »ich hab' mich a
bis-H verschlafen; aber das hätt’ nichts
gemacht, wenn mir die Meinige net
alles verlegt und verbafelt hätt’«. —
,,Wa"5?« schnaubte Herr Mittern
dorfer, »Du warst a net?«
»Was-K echote Herr Unterberger.
»Du warst a net?"
»Na, weißt, i hab· mich, aufrichtig
g’sa»at, auch a biß'l verschlas’n, aber
das will nichts sagen bei unsereins.
man ist ja gleich fertig. Aber atarat
in der lehten Stund’ kommt die Mei
nige und lommen die Kinder mit
allerhand Anliegen daher. — s— s-—
Jessas wann das Volk nur ein’ Jdee
hine- »in Püunrtiichreit.« ------
«Gut’n Abend, meine Herr’n!"
herr Oberweier erschien eben als
Dritter, fing sofort an, seinen»
Schnurrbart zu zwirbeln und zu
zapfen, und zwirbelte und zupste end- !
lich die diplomatische Frage darunteri
hervor: »Na, was war denn am ver-;
gan enen Sonntag?«
« hab’ mich eh so ’gisl«, begann
Derr Mitterndorfer und: »Mußti
schon entschuldigen«, derr Unterha
ger, die Geschichte ihres Mißgeschickes.
«Wai?« staunte der verwitwete
Glückspilz, »Ihr feid’s auch nichts
geweseni« Und er gestand, daß er sich i
allerdings ein wenig derschlafen habe, ’
"·trohdem aber pünktlich erschienen;
wäre, wenn seine Uhr nicht ausge-l
rechnet an diesem Tage zu spät geil
san en . . . . i
« urzum!« sprach herr Mittern-!
dorser, »O hat halt net sein woll’n,
Schicksalstiickei Aber dessentwegens
suchten wir doch am Liebern den Feh- !
ler an uni! Was hätten dii Weil-ers
wieder fiir Autsliichki Herentgegeni
wir sagen aufrichtig. . .« s
Der langen Rede kurzer Sinn wars
der: das Kleeblatt Ober —- Mitter»
—- Unter beschlos« die »Uusrichtigleit«s
ebenfalls zur rein mzrnlichen Tugend
zu erheben. Nachde dies geschehen«
tkanten feder der Drei immer noch
e ni. s
s ,,giiamachen«.
Ein wahres Erlebnisz aon Le ne
lotte L. Winseld.
Der mit töstlichen Schattenringeln
gesprentelte Waldpfad paßte sich in
seinen Windungen den capriziösen
Ausbuchtungen des Sees an. Jede
neue Biegung brachte uns eine lieber
raschung. Bald war es ein versteck
MZ Juwel von Denkmal, das irgend
einen Uns unbekannten, jedenfalls ver
dienstvollen Menschen verewigte. bald
breiteten sich Blumenanlagen von un
geahnier Schönheit vor uns aus.
Das lehte Drittel des Weges war
überreich mit Bänken ausgestattet«
Wir widerstanden ihren Lockungen
nicht langes-und machten es uns aus
einer aus Birkenstiimmen gezimmer
ten bequem. Die Sonnenspiegelung
im See griiszte recht intensiv herüber.
Wir drehten ihr deshalb ein wenig den
Rücken zu und schauten verliebt aus
die geschwistetlich nebeneinander wach-:
senden Baumriesen, die raunend die
Köpfe zusammensteckten, «
Da legte sich jedem von uns zu
gleich eine Hand aus die Schulter.
Wir suhren a teknvo herum.
Eine Dame stand vor uns. Sie
war von imposanten Breitedicnensio
nen, gegen die sich selbst das From
torsett als machtlos erwies, trug ein
dünnes, schwarzes Kleid mit »Ober
licht« und ein rotes, seidenes Tuch um
die Schultern. Jhr etwas wirres,
schwarzes Haar war unbedeckt. »Ha
ben die Herren nicht zwei junge Mäd
chen gesehen, eins in einein weiß und
lila Kleid, das andere ganz in Rot?
—- Meine Töchter nämlich,« erklärte
sie erregt. »Ich wollte ihnen entge
·aen·aehen, habe aber Angst, daß ich sie
oervaßt habe."
4.» I-!—. -kk- --If-ZL
Ausl, lllll yuuku tunc uesu spukt-«
ten Fädchen gesehen. «
» as tut mir recht leid,« sagte die
starke Dame nnd setzte sich, als w"re
ein Weitersiihren der Unterha ung
selbstverständlich, neben uns aus die
Bank. »
»Mamachen,« sagten meine Töchter
beim Abschied, »Du kannst uns nicht
versehlen. Wir sind um Vier am
Freisingdenkmal.« —- —— »Sie sind
sehr talentirt, meine Töchter. Die eine
singt —- o, ich werde sie bald aus einer
unserer ersten Bühnen hören! — Die
andere ist Malerin von unbestreitbar
großem Können. Haben Sie die Blu
menierrassen der Van Rajani gese
hen? —- Die haben meiner Sonja die
goldene Medaille gebrachk!«
Wir zwinkerten uns belustigt zu.
»Mamachen« slunlerte aus lauter
Eitelkeit scheinbar nicht zu knapp.
Eine Dame mit einem kleinen Jnn
gen an der-Hand promenierte vorbei.
— »Wenn ein schönes Feinds« tief
Mamachen enthusiasmiert. »So wo
ren meine Töchter in diesem Alter!
Und die reizende Mutter —- tvie er
innert sie mich an meine Jugend!«
Sie wischte eine Träne aus ihrem
Augenroinkel und schneuzte sich start.
Unter der leisen Puderschicht ihrer
i Wangen zeigte sich ein bläuliches Rot
s »Wo nur die Mädchen bleiben?« suhr
? sie plötzlich in die Höhe· »Nicht wahr,
;es ist schon mehr als Bier?« »Hald
;Vier,« beruhigte sie mein Freueio,
f seine Uhr ziehend.
’ Daraufhin sunkelten uns hre llei i
nen, seltsam oerschleierten ugen ne
J heimnißvoll an.
; »Ich habe meinen Locrnern zum-se
» mein Vermögen im Stich gelassen,««
sltisterte fie, »aber verraten Sie mich’
nicht, meine Herren. Jch bin Russin, !
Nihiljstin —- ich flüchtete —- o mein
Gott! —— Mein Gemahl sitzt hinter
Kerlermauem Mein Platz wäre an
seiner Seite. Aber ich bin in erster
Linie Mutter ——l"
Sie erhob sich. Jhr mächtiger Bu
sen wogte. Sie schaute sich zärtlich
um, algjviiren die Bäume im Kreise
Kinder ihres Blute-, ihrer Seele.
»Mamachen nennt mich Jeder in
meinem Heim,« sagte sie mit weicher
Stimme, »Jeder! —- Sie diirsen es
auch.'«
Sie nickte uns ermunternd zu.
»Wo ist denn Jhr heim?« fragte ich,
während eine Gewißheit in mir aus
dämmertr.
»Sie haben nicht Mamachen gesagt,«
schmollte sie.
»Also, Mamachen,« verbesserte ich
mich, »wo sind Sie zu hause?«
»Nun dort ——!«
Sie« zeigte gleichgültig hinter sich.
Aus einmal überstog ein tikiges Lä
cheln ihr Gesicht.
»Schwester Käthe wollte mich nicht
sortlassen —- ich bin ihr doch enii
wischt. Denn siir meine Kinder tue
ich alles. —- Oder glauben Sie’ö etwa
nicht«-« «
Sie trat drohend dicht an uns her
an. Wir sahen ihre mustulösen
Arme, ihre wie Katzentrallen sich
trümznenden Finger.
»Ich glaube, Mamachen, do t kom
men Jhre Kinder,« rief mein Freund,
hastig ausspringenb. »Wir-- wollens
schnell mal sehen!« , s
Das böse Funteln in ihren Augeni
»erlosch. Ein grinsendes Lächeln zogi
ihk ges-en tu vie isten-. l
s »Ihr seid ja alle meine Kinder, ihr
alle, alle!« Ehe wir flüchten konnten,
sühlten tvir uns an ihr tlopsendes
Herz gedrückt
Als wir uns endlich —- dem Er
siickungstode nahe — aus der federni
den Umarmung herausgeboxt, vollzog
sich eine neue Metamorphose mit »Ma
machen«.
Ihre Gesichtsmusleln wurden
schlaff, die Augen knisfen sich zusam
men. Unsere Gegenwart schien sie
völlig vergessen zu haben. Schwer die
Glieder nachwiilzend, die Hände in
das rote Tuch gewickelt, ging sie
lfremd an uns vorbei, den Weg hin
»auf. ,
i Wir sahen uns halb lachend, halh
lärgerlich in die hochroteis Gesichter. »
»Ein Abenteuer mit einer Verriick
;ten!« rief mein Freund, »Das Sa
!natoriurn, aus dem »Ma1nachen« ent
Jwischt, ist sicher hier in der Nähe. Wir
wollen die suchende »Schwester Kä
ithe« aus die richtige Spur bringen«
sSchtveigend wanderten wir am Ufer
Tbin Ein glitzerndes Sonnenband
Lliei neben uns im Wasser her und
jhielt unsere Gedanken gleichsam am
;Schniirchen. Die arme Jrrei —
zWas fiir übermenschliches Leid hatte
.ik)r den Verstand geraubt?
! ,,Jedensalls ist sie in ihrer Mutter
Iliebe tötlich getroffen worden,« sagte
iniein Freund aus seinem Sinnen
iheraus. ,,Vielleicht ist ihre Erzählung
buchstiiblich wahr? Wir werden’s in
der Anstalt ersahren.-«
Wie durchleeuzten den Wald aus
fallen erdenllichen Pfaden, machten
»vor allen den im Grün arbeiteten
lHäiisern halt. Keines von ihnen war
keine Maison de Sante.
Die Wärme ehte uns arg zu.
Mein Freund lieL schließlich wie ein
durstiger Hund die Zunge aus dem
Munde hängen.« Das lockende Schild
eines Biergartens ödtete den letzten
Rest von Interesse, der uns nach dem
vergeblichen Suchen für die Jrre ge
blieben. Auf kürzestem Wege steuer
ten wir der Quelle des Labsals zu.
Da hörten wir im schnellen Schrei
ten eine bekannte, das »R« scharf rol
lende Stimme: »Hat der Herr nicht
zwei junge Mädchen gesehen? Eins in
einem weiß und lila Kleid, das an
dere —- —«
Etwas Rotes blinlte durch die Bü
sche —— »Mamachens" Schleiertuch
Aus einem oerschwiegenen Seiten:
psad hatte sie sich ein neues Opfer er
koren· »Wir müssen den Unfug ver
hindern, den Herrn aus der Bank
warnen,« sagte ich, stehenbleibend.
Mein durstiger Freund wollte davon
nichts wissen. ,,Schließlich ist sie ja
nicht bösartig,« meinte er, »was
tut’s, wenn der Andere auch seinen
Teil von ihrer Zärtlichkeit abstiegt!«
EEr schleppte mich mit sich fort und
erträntte —— im Gartenlotal ange
langt —- meinen Widerspruch im ed
len Gerftensast. Es wurde eine recht
vausgedehnte Sitzung. Als wir uns
endlich zum Gehen entschlossen, ver
blaßte bereits das letzte, matte Gold
auf dem Wasserspiegel, die Kelche ver
Tausendschöne im Beete neben uns
hatten sich sämtlich geschlossen, und
die Baumkronen wiegten sich schläfrig
im Abendwind.
»Zahlen, Herr Ober ---!« Mein
Freund und ich, wir griffen gleich
zeitig in die Tasche und zogen
schreckensdteich die Hand leer zurück.
Peinliches Schweigen. Mein Freund
tastete an seiner Brust herum. Seine
goldene Uhr war fort.
Wie aus einem Munde riefen wir
beide: »Mamachen ———!'· »Das ist der
Gipfel!« schrie mein Freund. »So
was nicht zu mertent Und ich habe
mir immer eingebildet, mimosenhaft
empfindlich gegen jede Berührung zu
seini«
Verlegen sahen wir den Fiellner no
ben, studierten ängstlich —- während
tvir unsere Geldlosigleit zu rechtferti
gen suchten — das Wachstum der·
Siepsis in seinen Mienen· Ein Herr
am Nebentisch, der uns schon einige
Zeit beobachtet, stand auf und nahm
den Stuhl neben mir. »Ist sie dass-«m
fragte er plötzlich, und zog eine Pho
tographie aus der Brusttasche. Eine
Dame mit merkwürdig verschleierten:
Augen und überwältigender Leibes-;
fülle. i
«Mamachen!« schrieen wir über-l
rascht.
Der Criininalbeaintk —- er legiti
mierte sich uns als solcher —- lächelte.
»Mein College hat sie schon Test.
Sie ist heute Nachmittag aus den
Leim gegangen.«
»Der einzelne Herr ans der Baan«
sragte ich ausgeregt.
»Der einzelne!« nickte der Polizei:
mann. Er notierte unsere Adressen
und bezahlte unsere Rechnung.
Melan-sent
»Als ich gestern mit Fritz an einem
Bijouteriegeschäst vorüberging, bat ich
ihn, er möchte mir einiges sür den
halt oder die Hände laufen . . . Und
was denkst Du, hat er mir getauft?«
Maus
»Ehe Schachtel mit Seife!«
Die Liebe im sue-.
»Fräulein Wann ich liebe Sie glü
hendt«
»Um Gn« es-: msfikn erst-fe« Ysisv fa»
könnte in leicht das ganze-Anstr! ex-«
pledietenk
N
« Yumousttsdic YUappr 1
Ein roter Artikel.
Eine meiner Geschäftsreisen führte
mich zum Herrn Bliemchen, der erft
kürzlich vom ehrsamen Bauer zum
Kaufmann umgesattelt hatte und in
einer Provinziatstadt ein großes Kalb
nialwaarengeschäft gekauft hatte. Und
Herr Bliemchen bestellte darauf los:
Zucker-, Kaffee, Pflaumen usw« im
mer nur zentnerweise. Erstaunt fragte
ich denn zum Schluß: »Aber fagen
Sie mal, Herr Biiemchen. wie steht es
dann mit Jhren Referenzen?«
»Na, meinswejem iutefteg Herrchen,
; oach noch e halbes Zentnerchen,« mein
! te er gutmütig.
’ Junge Wirtschaft
Die Hausfrau tzur Köchin): »Zum
Abendbrvt kochen Sie fiir meinen
Mann und mich vier Eier; die Ponti
lon davon ist für Sie.« —
Hsslichkeitew
»Was fällt Ihnen denn in? Bei Ih
nen is ’ne Schraube los, det kann bei
mir nich passieren!«
»Du gloob’ ick, Se sind ja ooch ver
nageit!«
Klein-Willy"s Ehrgeiz.
»Eine Cigarre möchte ich.«
»Chokolade?« ·
»Nein; eine richtige, was einem
» schlecht wird!«
l Beim Uhr-machen
i »Kann ich bei Ihnen vielleicht einen
iWecker bekommen, irgend ein neues
)System, der das Dienstmädchen weckt,
Fahne daß die Familie im Schlaf ge
s stort wird?«
» »Nein, ich führe nur das alte Sy
stem: die ganze Familie wacht aus«
und das Dienstmädchen schläft wei
er.«
Vor dem Fasten-.f
Der kleine Moritz kommt einen Tag
’vor dem Versöhnungssest nach Hause
und sagt sreudestrahlend zu seinem
Vater:
,,Papa, der Lehrer ist doch kein An
tisemiil Sieh ’mal hier, er hat mir
heute unter den Aussatz geschrieben:
,.Fast aut«!«
Zwei Fechtbtiidek.
»Weeste Gustav, ich han eine surcht
bare Leer« im Magen.«
»Dann bist Du noch besser dran als
ich, ich han nichts drin-«
Bauer und Lichtbirnr.
,,S’ wird euch wahrhaftig immer
telscher. Jstzunder verkapseln se schon
alle Funzelichta, blos daß ma, und
man muß zum Tobaionziinda partou
a teuer Steuerstreichhölza verurscha.«
Zunqcniitsnnaen.
Zum Deilamieren aus Kneipen zwi
l schen drei und vier Uhr morgens.
T Tempo: Alla breve, presto.
Als Etui von Taschenslinten
Hat der Mensch die Flintentaschem
Dahingegen Flaschentinien
Fiillt er in die Tintenslaschen.
Wißt-erstanden
s Junge Frau-: »Jetzt war ich schon
«bei vier Schlachtern nnd kann keine
Kalbsleber bekommen! Dabei steht
ausdrücklich im Kochbnch: Leichtbe
»kömmliche5 Gericht!« «
! In der Buchhandlung.
.. . i
»Ich mochte aern sur einen Knaben
ein Buch tausen.«
,,»Dars ich fragen, sür was siir ei
nen Knaben?««
»Er ist blond und hat blaue Au
gen.'«
i
i
Allerdings.
»Jhre Rede, Herr Doktor, war wun-.
verschön, aber ich habe zu Haufe ein;
Buch, in dem ich sie Wort für Worts
wiedergefunden habe.« s
»Aber erlauben Sie, das ist eines
Frechheit . .
,,Durchaus nicht, es ist ein Wörterss
buch·«
Alltiiglikties.
Das Glück schloß auf die Tiire
Und wollte hinein in’5 Haus —
Da drängten es tausend Wünsche
Wieder zum Spalt hinaus-.
Im Tafel.
Fliegender Wurfthändler fzu einem
Nachtpassanten): »Heiße Wiener . ..?-«
Passant (angeheitert): »Seht ange
nehm, ich heiße Krause.«
Bewohner-irrt
Braut (zuni Burschen, der ein Bon
quet überbringt): »Na, der Herr Leut
nant wird nicht blos mir so ein herr
liches Bepiquet geschickt haben? .
Sie werden wohl wo anders hin auch
schon ein’s getragen haben?«
Bursche: »Nee, Freilein —- heute
nich57!«
Abstinenzprspaqanda an der Watettant.
Jochem »Sühfte, Karl, ich drint nu
keen Altahol un bün dor tweeunachzig
Johr bi worden«
Kerl: »Wat iödn dat? ich drink alle
Dag min Köän (Kiimel) un bün ok
all achtunsiibsig west!«
Jochen:-,, at seg tei; hadst du keen
drunten, wierst du ok all tweeunach
z:g.«
z Wu
Tamc szum umringen-Um Dienstmäd
cbctHJ »Licbscj;nftrn FUka hri mir nicht,
Annal«
Anna: »Bei mir mtm nicht, Madame-P
M —- WW
»Sage uml, wir ist dir Heftm neulich
die Kneipercj bekommen ?«
»Mir sehr gut, aber meine Frau ist
ganz heiser-l«
V·«J".:.«-.;xx -V « I
»Wirkt auch auf Sie tm- Frühling so
stark, Rennenan
»Gewiß, man merkt, daß man ein
nencgswftüm nicht mehr einbohko kann-«
M
THIS
metcnfrau fvom Landeh .,Saq’n
Es amob Frau Seh-klär, mic- isJ denn das
lncr in der Stadt, weint nmn bei eint-r
stitikzslcich aus oder nur bei dummst
um«-«
—---.—«
III « « "
»Bitte, Madam, hier ist das gewünschte
Thu«1nmnci(s1«."
,,:«li«lJ, mein Herr. Sie mischuldigmh
wic- tmm ich dassele regeln, der Arzt
meinte, auf 90 Grad?«
»Man-n welcher Verdienste M chm der
alte Professor Gehemmt gewendan
»Dri- ist ihm eben selbst ein Geheim
niß.«
Miliräkiichcs·
Hauptmann: »Diese Ladebewegung
muß so scharf ausgeführt werden« daß
einem der Helm hinten ’runterfliegt.
Wenn er aber einem ’runtetfliegt, den
spetr’ ich drei Tage ins Loch.«