Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 28, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    IsIJHkkzkiuinWE
Ein ganz alte Geschichte von
Kolornan Mitzath
-Jn derselben Minute, in der die
schöne Elisabeth Gründlath den Ber
lohungöring vom Finger gestreift
und dem Bräutigam, Johann Got
hard, zurückgeschictt hatte, war die
Turmuhr stehen geblieben. Aus diese
Uhr aber, die Gottes Finger ausge
halten und die teine Kunst wieder in
Gang zu bringen vermochte, waren
die Bürger von Rosenau ebenso stolz,
wie aus den tadellosen Ruf ihrer
schönen und tugendhasten Töchter.
--— Nun war rnit einem Schlag bei
des dahin, denn es war eine uner
hörte, himmelschreiende Sünde, einem
Mann, wie Johann Gothard, die
Treue zu brechen.
Was aber die Turmuhr anlangt,
so war sie einzig in ihrer Art und so
weltberühmt, daß Meister Albert
Turibius eigens aus der Schweiz
nach Rotenau gereist war, um das
geheimnisvolle Wunderwert zu stu
dieren. Der Magistrat wollte dem
Fremdling keinen Einblick in das
Wert gestatten, bis der weiseste der
Senatoren feine Stimme erhob:
»Lasset den fremden Meister nur
gewähren; er wird aus dem Werk
nicht tlug werden und wir werden
unser Geheimnis bewahren, ohne un:
höflich uno ungastsreundlich gewesen
zu iein.«
So war es denn auch; Meister
Turibius studierte eine Woche lang«
das Ineinandergreifen der Räder
und Walzen, ohne am letzten Tage
rsxhr zu wissen, als am ersten. Nur
Einer hätte ihm das Geheimnis ver
raten können: der Meister, »der das
Wert geschaffen, der alte Martin
Sontazah der aber war stumm.
Man schrieb das Jahr 1631, die
Taschenuhren waren damals-bei den
Großen des Reiches schon verbreitet
und sie wurden aus weiter Ferne
nach Rosenau gesendet, um nach der
unfehlbaren Turmuhr gerichtet zu
werden. ,
Der Hahn des Uhrwerts, der bis
her mit lautem Krähen den Rosen
auoen die ungeduldig herbeigesehnte
Mittagsstunde verkündet hatte. war
seit jener Schicksalsstunde verstummt.
Und das sollte man sich eines wankt
rniitiaen Mädchens wegen gefallen
lassen? Die Sache tam denn
auch vor das Gericht.
Ziehen Psarrer waren aus den
nächsten Gemeinden berufen worden,
um das Urteil zu fällen.
Pfarrer Fabriczi nlo Aeltextzer war
der Gerichtsvrösident, der ünaste,
Paul Sontaah, war Notar. Die
sieben Pfarrer «mit den vom Halse
herabhängenden weißen Streifen sahen
aus wie sieben Arzneislaschen.
Ganz aebeuat und gebrochen er
schien der Klager, der saewesene
Bräutigam, stolz erhabenen Hauptes
hintre-gen die Angeklagte, tfiisabeth
Gründlath Ein weißes Kleid um
schloß in schweren Falten die schlanke
Gestalt. Jnr dunkeln Haar trug sie
drei Rosen von blutroter Farbe, der
Farbe des Grolleg, der Unversöhn
lichteit.
Die kirchlichen Richter versuchten
es erst, durch ··tlicheg Zureden, die
Braut zur Einlosung ihrer- Verspre
chens zu bewegen. doch war sie uner
bittlich. Dann solaten Antlaae
und Verteidigung der ttlnwältr. und
sowohl die Anaetlaate wie auch der
Klager mußten den Gerichtgsaal ver
lassen, bis das Urteil neiällt wurde
Zum Schlusse erhob sich der Prä
sident und sprach:
! »Ich beantrage, daß die Ilngetlagte
zu folgender Strafe sur ihren Wort
bruch derurteilt werde: Sieben Jahre
lana drei sie keinem Manne zum
Traualtare folgen und an teiner
Tanziinterlsaltrlng, teinerlei Lustbar
teit teilnehmen«
»Wir wollen mit Ja und Nein ab
stimmen!« rieien die Richter.
»Nein« ordeutet die Freisprechung.«
Der Notar Paul Sontagh oerlas
die Namen und fügte sedem das Ver
ditt hinzu. ,,Hochtviirden Peter Sa
ligius«s« ,,Ja.« Samuel ilrsinh?«
»Nein.« s« »Johann Vitorist«
»Nein.« »
Jn diesem Augenblick schrieb Paul2
o. Migtolczh, der Verteidiger Elisa
beths, einige Worte aus einen Zettel,
den er heimlich dem Notar zuschob.»
Doch dieser steckte den Zettel in die
Tasche, ohne sich unterbrechen zu’
lassen.
»Paul Bisztricky?« »Ja.« »Karl
Rerucsan?« »Nein."
Er- ioaren also zwei Jagegen drei
Nein abgegeben worden und nun
sehlten nur noch zwei Stimmen, die
des Präsidenten und des Notars·
Paul islolczy winkte Paul Son
tsgh, er möge doch endlich den Zettel
lesen, ehe er sein Votum abgebe, doch
ließ sich der Notar nicht beirren. Er
schrieb sein entscheidendes verhäng
mißvolles Ja.
So ward denn das grausarne Ur
teil besiegelt, das die Rosenauer Chro
nit noch heute verzeichnet. — Jetzt erst
og Sontagh den Zettel aus der
asche. Er enthielt die folgenden
Worte: »Elisabeth Grünblath hat ihr
Verlöbnis mit Johann Gothard ge
lsst, weil sie Euer Hochwürden
liebt.« .
Der Gerichtssaal begann vor Son
taghs Augen zu schwanken. »O ichs
sei-blendend Unglückseligerl Waruin
habe ich das Verdammungsurteil wi
der mich setbst heraufbefchtvoren!«
»Nun also, Herr Notar, lonzipieren
Sie das Strafurteil!" rief der Prä
sident. Mit zitternder Hand ergriff
Sontagh die Feder und schrieb das
vernichtende Urteil nieder. « Der
Kläger und die Angeklagte wurden
nun in den Gerichtssaal gerufen, da
mit ihnen das Urteil verkündet werde.
«,,Jch erkläre mich mit dem Verdikt
des hohen Gerichtshoses einverstan
den«, sprach der Klager, indem er in
rachsüchtigem Triumph die Verurteilte
betrachtete. - -- Jn den sieben Jahren
der Dürre mußte ja diese stolze Rose,
die jetzt in voller Blüte prangte,
lsängsst verweilt und verschmachtet
ein.
Elisabeth neigte nur stumm und
stolz das Haupt und verließ an der
Seite ihres Anwaltes den Gerichts
saal. Paul Sontagh folgte ihr, um
ihr, 1sein Beileio auszudrücken und
Mut zuzusprechen. »Sie müssen ge
gen das allzu harte Urteil appellie
ren«, sagte er.
»Das Appellieren wäre uns erspart
geblieben«, sagte der Anwalt erbittert,
»wenn Sie nicht mit Ihrem Votum
die Sache verdorben hätten!«
»Ist es möglich, Sie haben gegen
mich gestimmt?« fragte Elisabeth er
bleichend. Der junge Pfarrer er
tötete »Ich kann es nicht leugnen,
ich habe in nnbegreiflicher Verblen
dung gegen Sie gestimmt, aber ich
gebe Ihnen hiermit mein heiligesl
Ehrenwort, daß ich nicht ruhen noch
rasten will, bis ich meinen Fehler
gutgemacht hab-. bis das grausame
Urtheil annulliert wird!«
Paul Sontagh hielt Wort; er
gönnte sich keine Rtxhg er ging von
Tiir zu Tür, bis m den Audienz
saal des Palatins, ja in den Tron
saal des Kaisers, und als er nirgends
Gehör sand, verfiel er in eine so trost
lose Melancholie, daß sie endlich
auch dem taubstummen Meister Mar
tin Sontagh, dem Vater Pauls, aus
fallen mußte. Er schrieb aus ein
Töselchen die Frage, was denn dem
Sohne sehle, und als dieser ihm die
Wahrheit bekannte, antwortete er mit
eiliger Hand:
»Sei getrost, mein lieber Sohn,
ich werde Dir helsenl'«
Der alte Meister arbeitete schon seit
Tagen im Turm oben, denn er hatte
den Mitbiirgern sein Wort gegeben,
daß am nächsten Sonntag der ver
stummte Hahn die Mittagsstunde durch
lautes Krähen vertiinden sollte.- Die
Rosenauer tonnten den Tag taum er
warten, und als Sonntag Mittags
der Hahn mit lautem Kriihen die
zwölste Stunde verkündete, da ertönte
der Juäietrust »Es lebe unser großer
Meister, Martin Sontagh!«
Die Freude währte aber nicht
l.1nge, denn die Turmuhr ging wohl,
aber sie eilte mit rasender Geschwindig
teit. Der Hahn, der sonst nur in der
Mittagsstunde erschienen wars ließ
nun zu jeder Stunde sein lautes
Kriihen ertönen, der Stundenieiger
legte in sechzig Minuten zwölf Stun
den zuriick und der Elllinutenzeiger ga
loppierte. Die drei angesehensten Se
natoren des Magistratg wurden zu
dem Meister entsendet, um ihn auszu
sordern, die Uhr zur Vernunft zu
bringen. Der Meister schrieb auf seine
Tasel die Antwort:
»Unsere Turmuhr ist die Normals
uhr des Lande«-· »Die Zeit wird nach
der Rosenauer Uhr gerechnet. Ihr
habt die Braut meines Sohnes zu
siebenjiihriger Straszeit verurteiltz die
Uhr wird also die sieben Jahre in ei
nein Monat zuriictlegen!«
»Ihr wollt also die Uhr nicht repa
rierenk« fragten die Senatoren.
»Reine5fall«5 friilier«, schrieb Son
tag, »als bis sie das Ende der Straf
zeit verliindet haben tVird!« s
Die Zenatoren steckten beratend die’
grauen Kopfe zufammen. »Wir wer-l
den den fo lange behüteten Ruhm, diei
Normnluhr zu besitzen, verlieren, wenn 2
wir dein alten Querlopf nicht nach
geben«, entschieden sie zuletzt.
Die Sen.1toren versprochen also,i
die Strafe der Eliiabeth Gründlaths
werde in einem Monat als verbüßt
erklärt werden, wenn der Meister sich
verpflichte, die Turmuhr sogleich wiev
der in den -richtigen Gang zu dringen.
So ward denn einige Wochen spä
ter die Hochzeit des jungen Pfarrers
Paul Sontagh mit der schönen Miso
beth Grünblath gefeiert.
..---—-—
Vermesse-eh
Ein Englander auf Ceylon, der
ein Bad zu nehmen wünschte, bat ei:
nen Eingeborenen, ihm eine Stelle zu
zeigen, die von Krotodilen frei fei.
Der Eingeborene führte ihn an einen
Platz nahe der Mündung des Flusses.
Dort erfreute sich dann der Engländer
am Genusse eines Badea, während
ihm sein Führer sehr gespannt zu
chaute. Als er wieder herauskom,
s ragte et, weshalb an dieser Stelle sich
keine Kroiodile aufhielten. »Krotodil
fürchtet sich vor Haififch«, antwortete
der brave Singhalese. »Seht viel
Haisisch hieri«
w—
Aber Fritschenl
Frischem »Ich bin heute im Rech
nen zwei rausgetoinrnen, Tante·«
Taute: »So, dann bist Du wohl ein
kleiner Rechenliinstler. Nun rechne
mir doch schnell einmal aus, wie alt
ich bin.«
Irischem »Ach, so große Zahlen ha
ben wir noch nicht gehabt.« »
Das Glüdi ohne Mag-sie
Novellette von A. K r e h, s ch m e r.
Es war ein wundervoller, goldener
Sommer.
Ein Leuchten blitzte überall da auf
wohin die Sonne ihre Strahlen
sandte, an den Hängen der Schwarz
tvaldberge, auf den Wiesen und in den
Ta"nnengipseln.
Oben auf der neuen Gartenterrasse
des neuen Schlosses in Baden um
schmeichelten die Sonnenstrahlen einen
dichten Flor tiefrofa Rosen, urid es
war, als wehte ihnen zu Gefallen hier
oben die Luft leiser und linder und
wie ein tiefblnues Himmelszelt schweb
te der große weiße Riesenleib eines
Luftschiffes so schnell dahin, daß man
hätte meinen können. er fahre direkt
in die Sonne. « H ——
Aug der Tiefe erschollen bei seinem
Anblick jubelnde Kinderstimmen und
das Hurrah, das sie dem Segler dort
oben zulandten tlang wunderbar hell
in die frische Luft
Es traf auch das Ohr eines jungen
Menschenlindes, das in dem Garten
der großen Villa auf der anderen
Seite des Oostales mit lässiger und
mißmutiger Gebärde in einem Liege
stuhle lag. Sie richtete den Blick nach
oben, blinzelte mit den Augen, weil
sie von all dem Ilimmern und Glühen
fast geblendet waren, hob dann lang
sam die beichattende Hand, um sie im
nächsten Augenblick wieder sinten zu
lassen, ohne ihre Absicht, das Lust
schiss zu entdecken, ausgeführt zu
haben. Zugleich breitete sich ein ges
sucht gelangiveilter Zug über ihrem
ganzen Gesicht aus. »Er schien sagen
zu wollen: »Du lieber himmel, wa
rum soll ich mich denn anstrengen, um
das dumme Ding da oben fliegen zu
sehen!« - —
Dann sank sie wieder in ihr stilles
Brüten.
Liselotte von Kramsta lag immer
noch unbeweglich und ihr Blick, der
über den schönen, gepflegten Rasen
schweiste, hinüber iüber Baumwipsel
und zierliche lhii«userdiicher, bis an die
gegenüberliegenden waldigen höhem
aus denen das Gemiiuer des alten
Schlosses herauskroch, ihr Blick schau
te in eine andere Welt, als die, welche
so verlockend in der Sommertlarheit
vor ihr lag.
Jene Welt schien düster und trau
rig. Ab und zu seuszte das Mädchen
ties aus« Sie spöttelte über die Liebe.
weil sie sie sich nur mit der Maske
geldgieriger Bewerber vorstellen lonnte.
Sie behauptete, keines Glückes zu be
dürfen und verzehrte sich doch Tag
und Nacht danach. Sie redete ver
ächtlich von ihrem Reichtum und hätte
doch das Leben ohne ihn nicht erträg
lich aefunden. Sie wünschte sich im
mer das Gegenteil von dem, was sie
gerade besas-» Mit sich selbst und der
Welt unzufrieden, versank sie in bit
tere Gedanken. So auch heute. Als
sie sich endlich bequemte, aufzustehen,
fah man erst. welch schönes junges Ge
schöps sie war. Wie eine Königin
schritt sie init leichten, schwebenden
Tritten über den grünen Rasen.
Plötzlich blieb sse wie angewurielt
stehen - es tam Leben in ihre Züge.
Leise bog· sie den Körper zurück
Auge uiid Ohr lauschten scharf. Eie
war ani Ende des Parkes angelangt,
dort, wo die Straße eine Biegung
machte, und iiian von außen einen
lBlick auf die Villa und aus-die Berge
hatte. -
Einige duntle Tannen waren da
oben noch stehen geblieben
Unter diesen Tannen stand ein
junges Paar.
In dem Augenblick, als List-satte
sie beniertte, beugte sich der Mann zu
der Frau herab und küßte sie. Als
er den Fion wieder hob, war ein
Leuchten in beider Augen.
Liselotte sah dieses Leuchten und
erbebte.
Noch nie hatte sie solche strahlenden
Augen gesehen die Menschen ihres
Kreises hatten alle müde, matte Au
gen, einige stachen auch oder flatterten
unruhig und begehrlich, wenn sie einen
ansahen.
Sie duckte sich tiefer in die Büsche.
Unroilltiirlich war ihre Neugierde er
wacht.
»Sieh nur Hans-C rief da die
weibliche Stimme, »wie wunderooll
der Blick von hier oben ist nian
»sollte gar nicht glauben, daß eg so
schön aus der Welt sein kannt«
- »Ja«, antwortete er etwas leiser
und innerlichey »ich tann mich auch
nicht entsinnen, je einen solchen Som
mer erlebt zu haben. Aber es ist al
lein sür Dich, tleine Frau, daß sich die
Welt so heran-geputzt hat. Die Sonne s
hat gewisz geahnt, daß Du so lange
sast ein Jahr ses mit mir ohne.
Murren in der schmugigen tleinens
Stadt ausgehauen hast, wo es teines
Berge und taum ein paar Bäume
giebt!««
»Ach Hans-N sagte sie darauf fast
unwillig, »mit Dir ist es doch überall»
schön.«
«Meinst Du wirklich?« lachte et
stolz.
»Aber sieh nur« diese Villa dort!
Dahin hätte ich sie mir auch gebaut,
gerade dem alten Schloß ichng ge
genüber» Wie glücklich müssen die
Menschen sein« die alle Tage so etwas
Schönes zu sehen bekommen. Wie ost
gingen wo l unsere vier Zimmer da
hinein? ehninali Zwanzigmal?«
und abei lachte sie ilhell aus. »
Liselotte wagte nicht mehr, sich zu«
rühren; blutiibergofsen stand sie da.
· «Ja«, meinte der Mann nachdenk
lich,f«eö ist seltsam, unter welch ver
schiedenn Bedinaungen wir Menschen
leben« « —-— —
Während er dies sagte, huschte ein
Schatten über das Gesicht der jungen
Frau. ,,Sag mal, Hans, war das
Essen und das Zimmer wohl sehr
teuer, haben wir denn eigentlich noch
genug Geld zur Rückreise?« -— »Mach
Dir keine Gedanken, es langt gerade
noch zur Reise, den Nachmittagslaffee
müssen wir ausfallen lassen, das Essen
darf nicht allzu teuer werden und
dann denke ich. langt es gerade noch,
daß Du diesmal noch nicht auf Schu
stersrappen nach Hause laufen
brauchst! Aber schau jene weiße
Wolke« s-- fuhr er sogleich fort —
»wie rasch sie einherziehtt Beobachte
einmal die huschenden Schatten im
Tal, wie das Blättergold auf einmal
trübe wird und wie es wieder auf
leuchtet, glitzert und gleißt, und wie
llar die Ferne plötzlich geworden ist,
ganz, ganz hinten erkennst Du den
Turm auf dem langen Bergtiirlen?
Kind, das ist ein.Glijckstaa!« -- — -- —
Aber sie hatte seinen letzten Worten
gar nicht mehr zugehöri, den Blick
starr zum Himmel gewandt, faßte sie
ihren Mann plötzlich am Arm und
jubelte es heraus «mit der ganzen
Kraft ihrer Lungen: »Hans, er ist
eg! Er ist es!« »
sDas Lastschiff kehrte von seiner
Fahrt zurück.
llnd da standen die Beiden und
lauschten dem Surren der Propeller
wie einer wunderbaren Musik und
schauten dem weißen Schiff-: nach,
wie einem unsaghar schönen Traum.
Sie hielten sich an der Hand und
sprachen kein Wort.
Dann, als er verschwunden war,
riß der Mann die Mütze vom Kopf
und wars sie hoch, hoch in die Luft.
,,Hans, haus, nun hab ich ihn auch
noch gesehen! Es ist der schönste Tag
meines Lebens«, rief die Frau dazu.
Dann gingen sie den Berg hinunter
in gleichem Schritt. «
Auch Liselotte ging, aber sie tat es
so leise wie ein Dieb.
Sie hatte etwas erlebt, etwas un
endlich Rührendes.
Es gab Menschen, die waren viel,
viel reicher wie sie, es gab Menschen,
die sich wirklich freuen konnten. Und
während sie darüber nachdachte, fiel
es wie Schuppen von ihren Augen.
Wie schön die Bäume ringsum blüh
ten, wie die Rosen noch dusteten, wie
die Luft träftig wehte, wie stattlich
ihr Elternhaug dalag.
Und sie dachte an die kleine zärt
liche Frau mit ihren vier Zimmern
Wie fröhlich sie ausgefehen hatte und
gar nicht häßlich trotz ihrer Armut
- nnd auf einmal liefen ihr dicke
Tränen die Wangen hernnter,s wie
ein Somnierregen nach langer furcht
bareäfiroclenhein Und während die
Trä n noch rannen, wurde es ihr
leicht und weich ums Herz —s die
Rinde darum war geschinolzem
Liselotte sah, daß die Welt schön
war.
Imertkanicche Unterstützung beut
scher Gelehrter-.
Die Stiftung zur Unterstützung
wissenschaftlicher Forschungen, die den
Namen nach ihrer Stifterin Elizabeth
Thompson Science Fund führt, ist
seit Jahren dafür bekannt, ihre Mittel
besonders sreigebig auch an Augiänder
zu verteilen, und zivar sind gerade
deutsche Gelehrte dabei stets bevorzugt
worden. Das Vermögen der Stiftung
ist zwar nicht gross« hat aber schon vie
len Nutzen gestiftet. Die Verwaltung
erfolgt von seiten der Harvardillni
dersitäi in Cambridge bei Boston.
Nach dem jetzt veröffentlichten neuen
Jahresbericht sind wiederum sieben
Gelehrte mit Zuwendungen bedacht
worden, darunter vier Deutsche.
1000 Mart erhieltProfessor Schiefs
ferdeeler in Bonn für die Erforschung
des mikroskopischen Baues der Mus
kein; 720 Mart Professor Konen in
Münster für das Studium des unte
ren Endes des Spettrumg und zwar
mit der besonderen Bestimmung, daß
die Summe zur Anschaffung von Ob
jeltiven aus Quarz und Stein ver
wandt werden soll; 400 Mart Dr.
Paul Lanfon in Würzburg für For
schungen über die Arzneibehandlung
von Schlangenbissen; 1000 HMart
Professor Boveri in Würzburg für
Versuche über die Rolle der einzelnen
Zelleleniente bei der Vererbung. Die
übrigen Verleihungen geschahen an
Professor Folen in Amerika fiir pho
tographische Untersuchungen über die
archäologische Erforschung der Höhle
von Larey und an den Astronomen
Doberck für die Förderung der Kome
:tenbeobachtungen. Bewerbungen sind
Tau die Harvard Medical School zu
i richten. lHH ist übrigens zu bedauern,
idaß der Jahresbericht Klage darüber
i führt, dafz eine große Zahl der unter
stützten Gelehrten den Bedingungen
bezüglich der Mitteilungen über das
Ereignis ihrer-Forschungen nicht nach
getomnien sind, was gerade dieser li
beralen Stiftung gegenüber nicht vor
kommen sollte.
W
Spruch
Wohltaten, still und rein gegeben,
Sind Tote, die im Grabe leben,
Sind Blumen, die im Sturm bestehn,
Sind Sternlein, die nicht untergehn.
f
Humortsttscbe Anapr
.W vv Mpccfxx »Wi
IULOCU .- .
Freundinnen.
»Aus Schlangenhaut ist Dein neuer
Mantel? Wie kann man nur die Haut
einer anderen Schlange tragen?«
»Aber ich bitte Dich Melanie, Du
trägst doch auch die Federn einer an
deren Gans-M
Eine gute Tochter-.
Freundin: »Aber, liebe Eugenie,
warum bist Du heute so schlecht auf
gelegt?«
Eugenie: »Ach, unser Dienstmädchen
-ist trank geworden, und nun muß
meine alte, gebrechliche Mutter alle
Hausarbeit allein verrichten!«
Als-schützt
Geri: »Was sehe ich, gnädiges
Fräulein wollen sich eines Esel-s zur
Bergpartie bedienen Lassen Sie das
nur, ich werde Sie gut und sicher füh
ren.«
Fräuleins ,,.lch nein, da will ich
mich doch lieber diesem Esel ander-«
trauen."
Schadensrolh
Erster Ehelriippel: »Sage mal, Du
hast Deinem Neffen eine Frau ver
fchsfff?«
Zweiter Ehetriippel: »Gewiß! Erst
recht! Ich sehe nicht ein, weg-halb der
Bengel etwas vor unsereinem voraus
haben soll!«
. Widerspruch
A: »Warum haben Sie sich eigent
lichB nicht verheiratet?«
. » ich hasse die Weiber und au
ßerdem giirde die Ehe störend in meine
literarische Beschäftiguna eingreifen.«
A.: »Was fiir literarische Arbeiten
treiben Sie denn?«
B : »Ich schreibe Liebexegeschichten.«
Begründet
»Aber der Entenbraten ist wirklich
samos. Jch begreise gar nicht, daß
sich der Redakteur Kritzler dort der
doch ein solcher Feinschmeaer ist, kei
nen bestellt hat«
,.,Na das ist doch leicht erklärlich —
der findet eben keinen Geschmack mehr
daran, weil er das ganze Jahr von
Enten lebt«!«
Beweis.
Studio: ,,Wieder ein Beweis-, daß
Kälte die Körper zusammenzieht; je
heftiger mein Ontel gegen mich wird,
desto dünner wird auch mein Geldbeu
tel.«
Erster Gedanke
Schassner tinL Coupe rufend):
sn Berghosen wird angehalten!« z
Alte Jungfer (verschäint):»1lm»
mich auch?«
Auch ein Grund.
Mutter: »Was, Ella, Du weinst . .,
Du hast wohl wieder eine Berlobunggi
anzeige erhalten!?-«
Allerdings-L »
,,.stönnten Sie auch eine Frau ab
göttisch lieben, Herr Leutnaiits«
»Warum nicht, wenn sie Heiden
mammon besäße.«
»O
Das Ideal.
Herr: »Ich siihle mich ungliicllich in
meinem Beruf, etwas Hohes, Jdealeg
möchte ich erstreben, ein Begliider der
Menschheit möchte ich sein!« .
Fräulein linlalia tmit entziiltteim
Augenausschlag): »Ach, dann werden
Sie doch s-- Standegbeainter!« ’
Aug der Schule.
Lehrer: »Nun» Karl, taae inrr "ntat,
den Wahlsvruch des Fürsten Bis
marct!«
Karl schweigt
Lehrer: »Nun, —- Wir Deutsche,
wir -".
Karl tfchnelln »Wir Deutsche, wir
trinlen immer noch erriE.««
Ein lleineo Verse-link
Die Hitberbäuerin soll in die Stadt,
»un: ein Rezept fiir ihren kranken
Mann. Da sieht sie, wie sie herum-:
sucht, endlich eine Tafel: »Dr. A.
Meter —-— Veterinärarzt.«
»Jessas«, ruft sie voll Freuden,
,,·a’rad’ den Recht’n hab’ i erlvischt:
mei Alter is ja eh bei d’ Veteraner!«
Wranqel als Freiersmunw
Der alte Wranael liebte ein Mäd
chen und wollte bei deren Eltern um
sie anhalten. Die unglückselige Ver
wechselung von »Mir« und «Mich«
machte das aber vergeblich, wie nach
stehender Dialog zeigt. Wranael:
»Tatf ich hoffen, daß Sie mir Ihren
Schwiegersohn nennen?«
Die Eltern der Vetehrten ter
staunt): »Aber, Herr Graf, wir haben
ja gar keinen Schwiegeksohn!«
Wrangel: »Ganz recht, ich meinte ja
auch, ob ich Ihnen meine Schwieger
eltern nennen datf.«
Die Eltern tnoch erstaunter): »Ja,
Herr Graf, wir wußten aber gar
nicht, daß Sie schon verheiratet sind!«
Da gab Wrangel, der Held im Ku
gelregen, den Kampf gegen die Gram
matik auf und blieb ledig.
Dame: Sagen Sie mal« lieber·Dolfyr,
warum ncnth mpn usw-krauen eigentlich
immer dac- jchtvadkcrr Geschlecle
. un wenn jnnand nach mir francn
soll-c, dmm sagen Eic mn ich tvätc nicht
zu Haufe.
»Bist-gen lmd’ icli · silberne Hochzer
Herrschaft, war ich cm SmmcL das-; ich
gehcjratrt hab l«
Smdiofiuss Bnmmrl cfrjih cum-ani
vom Nummer-J lxsimtchrcnd einen Pa
vicrtmgcn vor feiner Jicnsnrrtür Denn-r
tcnd"): Sollte mich wohl gar meins Wir
tin an die Luft gesetzt hadcn«?!
—chIItzutagc will jeder Trottcl smde
reIIl ),II IIIciIIcr ZkIt war ich aus dem
ganzen Städtchen der Einzige.
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