Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 10, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    Ein Edelmarder
Roman
von Egbert ca rissen
e
(5. FortsesungJ
f Rschdmr er die Tiir hinter sich zu
- - feste er seinen Weg fort und
irr Kurzem die Ecke der »Schma
Es Straße« erreicht, um welche er ge
ktu Abend mit seinen- jugendlichen
Begleiter gebogen war. Hier blieb
er liberlegend stehen. Sollte er sich
Dieder in das Gen-irr ver engen Gäß
chen wagen oder die breitete Friederi
tenstraße noch weiter verfolgen? Ein
Lifälligei Ereignis über-hob ihn der
ntfcheidugg. In einer schräg gegen
ikberliegenden Schritte schien Streit
entstanden zu fein, auf die Straße
tönte lautes Geschrei hinaus, dann
wurde blöslich die Tür aufgerifsen, in
ihrem Rahmen sah man einen Mo
ment die Silhouetten von einigen rini
genden Männergestalten, dann stürzte
eine derselben die Stufen hinunter auf
die Steige die Tür wurde geschlossen
uber gleich darauf nochmals geöffnet,
um eine M , dem Gestiirzten nach
flieaZn zu la en.
artens stand im nächsten Augen
blick neben dem offenbar unfreiwillig
ur Schenke Hinsusbefiirderten und
lf ibrn sich wieder aufzurichten Er
b auch seine Mütze auf und drückte
e istn auf den Kopf. Der Betref
fende ließ das bkutnrnend geschehen
Und rieb sich das rechte Knie, auf das
er bei dein Sturz gefallen war. »Hat’s
gäb getan, Landsmann?" fragte Mur
s.
«Grobes Volt«, schalt der Mann
«ungeschiachte Gesellen! Der Teufel
hat« die Bagaget Diese Schifferinechte!
Zur Ehre sollten sie sichs rechnen,
wenn ein Mann wie ich, ein löniglis
cher Orenzwächter aber zum Den
ter« —- unterbrach er sich selbst --
«wo kommt Jhr denn eigentlich herz«
»Nun, vom Himmel bin ich nicht
heruntergefallen, sondern gerade über
die Brücke getommen. Jch sehe mich
nach einem Nachtquartier um."
«Soldat?« fragte der Ausgewiesene
mit einem Blick auf die Dienstmüye,
welche Mariens trug.
«Gewesen«, antwortete derselbe.
«Wollte nockt mit dem Nachtzuge fort.
verspätete mich ober. Jn die Kaserne
zurück war-? mir zu weit, da bin ich
vorn Bohnhos gleich hier herüber,
Echte hier ein billigs Logis zu fin
n.«
»Da müßt Jhr in den ,Weißen
Adler’«, meinte der Ausgesetztr.
«Wo ist der? Tut mir den Gefallen
nnd geht ein paar Schritte mit. Es
soll mir aus ein Glas Bier oder einen
Schnaps nicht antommen.«
»hm, ich habe nichts zu versäumen,
aber eigentlich möchte ich Denen da
drinnen erst noch ’mal meine Meinung
sagen.«
«Strast sie mit stiller Verrichtung« ,
riet Mariens. »Die Kerls sind s wirt
Iich nicht wert. daß sich ein königlich-:
Grenzwächter weiter um sie beküm
mert ' -
«hm, meint Ihrs Aber woher wißt
Ihr daß ich königlicher Grenzwiichiek
warf« stagte der Au ewiesene, indem
er sich zum Gehen aäschickte
« hr habt es selbst vorhin gesagt.«
. « m, habe ich das? — tann wohl
sein. Vier um die Ecke, Kamerad, es
sind nur noch einige Schritte.«
Tros der kurzen Entfernung hielt
es Mariens sür besser, seinen Beglei
ter an den Arm zu nehmen, denn der
Sang desselben schwankte-bedeutend
Dieser ließ sich das auch ruhig gesal
len und sich aus diese Weise in den
«Weißen Adler« hineinlancieren. Jn
der Wirtsstube desselben waren noch
einige späte Gäste, Mariens setzte sich
jedoch mit seinem Begleiter an einen
bes nderen Tisch und bestellte zwei
Sla er Wunsch.
- »Wie kommt es denn, daß Jhr jetzt
vom Militiir entlassen seid?« fragte
der Grenzwiichter. »Es ist jeht doch
die Zeit, wo die ausgedienten
Soldaten entlassen werden«
»Ich habe Verdruß gehabt«, ant
wortete Mariens tut
- »Dqu Wohl szo eine kleine Jn
snbordiaation?«
Mattens lachte. ,,Habt’g erraten.
Der Teufel soll die Vorgesetzten holen.
Sie drangfalieren Einen so lange, bis
Einem die Geduld reißt. So ging’å
mir auch, dafür konnte ich dann drei
Monate leeren und m te außerdem«
die Zeit nachdienen·«
«’s war wohl fo ’n Mizchgesicht von
Lieutenant, mit dem Jhr’s hattet?«
»Nicht ’mal daz, nur ein Vicetvachts
mästet-, v. Birzowsli heißt oer Kerl.
betrunken ist er und einen Rausch
ptte er auch, als ich mit ihm aneinan
dettsz
sitzowstW hin, hm. Das ist eine
e Sorte, kenne die Familie auch
sei den Worten ergriff der Grenz
das eine der dampfenden
Mliifeh welche eben die Wirtin
M hatte und stieß mit seinem
·" ·th Nehmen gegen mich war
HW sxkx sk»:.::-«z.;::.g
»He-is AP- auch aus dem Eil-u
M nich das Schloß
erinnere mich
N «- Use-sen stand damals
»
—va- hn Jahren. als weiss gestern
gewe en.«
Mariens wars diese Bemerkung im
gieichgiltigsten Tone hin, aber sein
Auge streifte mit scharfem Blick bei
den Worten das Gesicht seines Gesell
schasiets. Aus demselben Helleng
seltsam hin und het. der Grenzwiichtet
schüttete den Rest seines Punsches hin
unter und sagte dann: »Im Erlenbau
set Kreise bin ich auch bete-nnd Wie
heißt Jht denn? Vielleicht kenne ich
Eure Eltern.«
Klar SchulgeI antwortete Herr v.
Mariens turz. Und Jhr?«
.Mein Name ist Mirsti. Friedrich
Wilhelm Mirsti. pensionierter könig
licher Grenzwächter und ehemalsOberi
jiiger im vierten Jägerbataillon. Om, «
hm fo, Jhr heißt Schnitze? Der Name
totnmt freilich über all bor, aber in
Eilendors erinnere ich mich ihn gerade
nicht gehört zu haben. Jst Euer Va
ter denn Bauer?«
»Nein. er war bei der Eisenbahn.
Jetzt ist er tot. «
Mariens bestellte noch ein Glas
Punsch siir seinen Gesellschafter und(
dann näher zu demselben rückend, flü
sierte er ihm zu: »Aus den Birzowsti
habe ich eine gewaltige Wut. "
«Kann’s mir denken«. schmunzelte
Mirsti.
»Wenn ich mich an dem Kerl rächen
iönnte«, fuhr Mariens fort.
» m, hm, die Rache ist süß.«
»-- hr glaubt nicht, wie mich der
Mensch tujoniert hat.«
»Ja, das verstehen die Birzowstis."
Die Wirtin stellte Mirsti das neue
Glas Punsch hin, Mariens stieß mii
ihm an und sagte daraus: »Ihr
sprecht, als hättet Ihr auch ’mal mit
ihnen etwas vorgehabt.«
Der Greuzwächter irant das Glas
fast aus einen Zug leer und das son
derbke Jucken in seinem Gesicht wurde
jeIt zu einem geradezu teuflischen
Grinsen. »Ich hab’s ihnen gegeben
Schwerebrett«, murmelie er dabei,
damals haben sie genug gekriegt,
sür’s Leben genug hin hm — he
he, he, wie die Flammen hell leuchte
ten und das Geschrei von den Kindern
Ja, die Kinder-he, he, die Kinder!«
Er sah aus« griff hastig nach seinem
Glase oder vielmehr nach dem noch bei
nahe vollen Glase seines Begleiters,
welches dieser unbemerkt mit dem sei
nigen vertauscht hatte, und stürzte den
Jnhalt hinunter. Dann machte er eine
schwerstillige Bewegung, sich zu erhe
ben aber Mariens legte die hand aus
seinen Arm und driick « n mit leich- s
ier Mühe auf seinen latz zurück.
»Bleibt noch ein wenig siten«, bat er,
»kommt, wir trinken noch ein Glas.
so jung kommen wir nicht wieder zu
sammen.«
Es ist schon spät« meinte Mirsti
aber meinetwegen ein Glas noch, das
ist dann aber auch das legtef l
Mariens gab der Wirtin einen
Wint, zwei frische Glaser zu bringen,j
wobei er ihr zuraunte den Punsch
stärker zu brauen, er wolle gern stir;
das Glas doppelt bezahlen. Zugleich
drückte er ihr einen harten Thaler in
die hand, den die Wirtin schmunzelnd
einsteckte. »Raucht Ihr nicht, Lands-«
manni« fragte Mariens seinen Be
gleitet.
beO gewiß wenn ich was zu tauchen «
l
zuearreng desreuie auch ein halbes
Dutzend Cigarren, von denen sich
Mirsli eine anzündete und die anbereni
aus das Drangen seines seeigebigen s
Gesellschafterö einstecken mußte. Als
dann die dampsenden Punschgläser H
wieder erschienen. auch geprüft und gut i
befunden waren , sagte Martens in«
halbem Flüstertom »Wie war doch?
die Geschichte damals mit dem Brande
von Wolno. Sind nicht beide Kinderi
dabei umgekommen?«
»Ja, beide Kinder«, grinste Mirsti, »
»und die Eltern starben bald darausj
aus Gram.« ]
»Richtig und dann tam erst die!
jetzige Linie aufs Schloß.«
»Dann tam erst die jetzige Linie
aufs Schloß«, bestätigte Mirsti.
»Ich wollte, ich könnte die ver
dammte Bande wieder von dem-Schloß
herunter jagen«, sluchte Martens, in
Uin er mit der geballten Faust aus
den Tisch schlug.
»Pst, nicht so laut-, warnte Mirsli
und ticherte dabei vor sich hin, »still
und heimlich müßt Ihr-? anfangen,
dann kamst gelingen.«
»So, wißt Jhr einen Weg? Stoßt
an, Landsmann, die Rache soll leben !«
«hoch soa sie leben-, laute Mikgeil
und nahm wiederum einen tüchtigenj
Schluck des starken Oebtäu’s, während j
Martens kaum an seinem Glase nipp- l
te. »Ich wüßte schon einen Weg««
fuhr er dann tichernd sort, »aber wenn
die herunterlommen, die jetzt aus Wol- 1
no sisem dann kämen Andere hinaus»
denen ich’i noch weniger gönne.«
»Ihr tönnt’ die nicht so hassen, wie
ich die iesigen."
»Oh-, junger Mann«, ries Mirsti,
»was wißt Ihr davon? Was hat Euch
denn der junge Birzowipti getan? Drei
Monate habt Ihr seinetwegen larren
müssen —- bah. -—- was ist da gegen
dirs-W Ali-et eines san Le
«Oie der alte sitzele Euer Le
bensgliick vernichtet hast« seyte Meer-;
teni hinzu
»Mer babe ich auch das seinige znj
Grunde gerichtet«, lnirlchte derGre
wächter tonni hörbar, »o, er hatte de:
Kinder so lieb, besonders den Jucken
— so lieb -- npd dann --« ver eß
verlor sich in ern undentliches Mur
meln, so daß selbst Motten-? schorseb
Ohr tton angestrengter Aufmerksam-»
teit nichts mehr verstehen konnte. ·
-Der Knabe wäre der eigentlichev
Erbe von Wolno gewesen?'« fragte
Martens. ;
Mirski suhr wie ans einem Traum«
empor
»Der Erbe-Z Ja, er ist der Erbe. « »
»Wenn er es beweisen tonn«, fügte
Mariens hinzu.
»Den-eise? Obo Beweise? WennTi
weiter nichts wäre!« murmelte vers
Grenzwächter höhnisch. »Da-summte
sollten zum Vorschein kommen aber.
ich will es nicht, ich der Grenzwiichter
Friedrich Wilhelm Mirsti will es nicht
nnd deshalb muß der Ebelrnann Dir-i
zowsti ver Rest verlor sich wiede-;
rurn in ein unverständliches Gaum-;
mel.
.,Trintt ans LandsmannT riesj
Mariens, »der Pnnsch wird
be, Frau Wirtin noch ein Glas. «
»Aber nicht für mich', wehrte Mirk i
ti lallend ab, »ich ntag nicht ineth (
hRa Herr Mitgli, sonst halten Sie
boch länger ans', nötigte die Wirtin·
aus einen Wink oon Mariens. .Noch1
ein Musik« 1
»Nun denn - meinetwegen — eins
Glas noch«, lallte der Grenzaufseher.
Die Wirtin verbiß sich das Lachen«
als sie fortging. während Mariens sei
nem Genossen zuraunte-: »Wir müs
sen noch einmal auf die Rache an
stoßen. O, wie ich Euch beneide so«
Eurem Feinde noch über das Grab
hinaus weh tun zu iönnenf
»Noch iiber das Grab hinaus« wie
derholte Mirsti mit funkelnden Un
gen.
»Jndem man sein Kind auält«, fuhr
Mariens fort.
»Jndem man sein Kind auiilt",
lallte Mirin nach.
»Und sich so jeden Augenblick mai-'
den zu können an dessen Leiden«,vo1
lendet Martens »O, das musz köst
lich fein.«
Mirsii lächelte selbstzufrieden und
als die Wirtin seht sein Glas zurück
gebracht hatte stieß er mit Mariens
an der ihm dabei zuflüsterte: »Es
lebe die Nachri«
»Die Rache-die Rache«, lallte Müs
ki, nachdem er getrunken Er konnte
kaum noch die Augen offen halten« die
Cigarre war, taum zu einem Drittel
aus getaucht schon längst seiner Hand
entfallen
»Ihr könntet mir die Dotumente
wohl ’m-al zeigen«, sagte Mariens,
indem er ihn in die Seite stieß.
Mirsii fuhr in die höhe. »Die
Dokumente, sowohl, die Dotumente
sollt Jhr sehen. Jch habe sie zu hau
se, kommt mit. Ach« ich bin so müde.«
Er machte einen Versuch auszuste
hen, aber er gab denselben auf halbem
Wege wieder auf »Ich bin so müde",
lallte er, »ich möchte am liebsten schla
fen.'«
»Nun. es hat ja auch Zeit bis mor
gen früh.«
»Ja bis morgen sriih morgen
früh.« Mirsti legte den Arm aus den
Tisch und den Kon daraus. Bald
Wertiindeten seine festen Atenmziige, die
dann und wann oon einem knarrend
sägenden Ton begleitet waren, seinen
festen Schlaf.
»Wie kriege ich ihn nur zu Hause« ,
fragte Mariens, die Wirtin heran
winkend. »
»Ach, iassen Sie ihn nur liegen.
Der hat hier schon manche Nacht so
geschlafen. Das tut ihm nichts.«
»Wenn ich mich daraus verlassen
kann. Es ist ein Landsmann von
incr.«
»Das habe ich mir gedacht-«
»Kann ich ein Bett haben?"
»Gewiß· Kommen Sie nur mit.«
»Ich mischte den Landmann aber
gern morgen friih noch sprechen. Wol
len Sie ihm sagen daß er nicht eher
fortght, als bis ich herunterkomme.«
das bat keine Rot. Wenn ich
ihm einen Käse und einen Schnaps
um Frühstück vorsehen darf so war
t er bis Mittag aus Sie-«
-..-·—
6. EineEroberung.
Der seltsame Schläfer im Gaftzims
mer des »Weißen Adlers«, erwachte
erst, als die Mägde in der Frühe des
nächsten Tages ihr Reinigungswert
begannen. Er fchaute verwundert urn
sich, streckte sich, gähnte einige Male,
»dann legte er fich, fo long er war, oqu
die Bont, fchob feine Mütze unter denj
Kon und schlief wieder ein« ·
So fand ihn Martens, welcher et-!
was später herunter-kann Er bestelltej
fiir sich und feinen Genossen Kaffeez
und weckte den Lehteren erft, als daz
dampfende Getränl fchon auf dem;
Tifch stand. Außer Brod und Butter z
hatte Martens auch Käse und Brannt- l
wein bestellt und richtig war das tleinej
Spisgläschen mit denr ftark nach FufelT
riechenden Kartoffelfchnaps das erfte«
wonach Wirsti griff- als er erwacht(
war. Dann steckte er ein großes
s Stiiet Käse in den Mund, welchem ein s
nicht kleineres Stück Buttrrbrod folg-(
te, und so mit beiden Backen tauml-, s
nickte er seinem freigebigen Gaftgeber
mürrisch zu wobei ein kaum vernehm- l
bares »Auch schon muntet?' zwischen
Tseinen Lippen bervortam.1
; Martens antwortete übrigens auch
nur mit einem tummen Kopfnietenj
und beschäftigt sich mit seineml
Frühstück Erst als dasselbe beendets
Iwar und Mirsti seine Mütze aufsetzte
womit er offenbar den Abschied von
kseinem neuen Freunde einleiten wollte. »
: fragte Mariens: »Rosen rote jetzt bin- i
gehen, um die Geschichte ab umachen?«' I
.Welche Geschichtei« fragte der
» Grenzwächter erstaunt.
; Mit dem Birzowstic antwortete»
Mariens gieichmistig. !
»Ach, bleibt mir mit Eurem Unsinni
bom Halse«. polterte MirstL »seht
Jselbst zu, wie br auch siir die Cbi
Itanen des But chen rächt.« « s
I Mariens schüttelte den Kopf. «Dens
kBirzowsii meine ich nicht, sondern den
fAndern.'
»Welchen Andern?« fragte Mirsli
und hätte es die permanente Röte ge
stattet womit der Branntwein sein
;Gesicht färbte, so wiirde er blaß ge
I worden sein
’ Mariens beugte sich dicht zu ihm!
iund ihm schars in die Augen sehend,
sliisterte er: ,,,Nun ich meine den Bir-;
; zowsti bei Euch. '
! Ein Zittern lies durch die Glieder
des Trunkenbolds, er suchte dem stren- .
igen Blicke Martens’ auszuweichen und
indem er einen Versuch machte, sich zu
ierheben, stammelte er: »Ich verstehe
Euch nicht laßt mich gehenk
i Aber Mariens driiette ihn mit fester
shand aus seinen Plaß uriiet.- «Wißti
l hr denn nicht mehr«, fragte er, »was
hr mir gestern erziihlt habt?« »
Jn Mrrstis Kopf dämmerte eine
unbestimmte Ahnung aus, eine der
»schwommene Erinnerung an das, wasi
Igestern Abend gesprochen worden abeti
so unklar und ungewiß wie es eineinj
»Menschen zu gehen dslegt, welcher sein!
.Gediichtnis vergeblich martert, um sich
zu besinnen, was er am dergangenen
Abend im Rausch getan oder nicht ge
tan hat
Mariens suhr sliisternd sort, ohne
seine Hand von Mirsii’s Arm zu neh
men und ohne eine Sekunde seinen
drohenden Blick von ihm u wenden:
»Ihr erzähltet mir, mein ieber, daß
der Brand aus Schloß Wolno keines
wegs zufällig ausgebrochen sei, daß
ferner nicht beide Kinder damals der
brannt wären, sondern nur das Mäd
chen, daß der Knabe dagegen noch lebe
und zwar bei Euch, endlich, daß Jhr
auch alle Dotumente hättet, welche die
Abkunft des Knaben bewiesen, und als
ich das bezweifelte, erbotet Ihr Euch
sogar diese Padiere mir zu zeigen-«
»Wie? Das hätte ich Euch erzählt?
Das ist nicht wahr«, stammelte Miröti.
»Wie sollte ich sonst daraus tom
men?,, erwiederte Mariens ruhig,
»Ihr wißt ganz-km daß außer Euch
und mir tein nsch don dem, was
ich Euch gesagt, eine Ahnung hat.'
»Ihr seid ein Spion«, knirschte
Mirsli.
»Das bin ich nicht. Ein Spton
handelt fiir andere Leute, ich handle in
meinem eigenen Interesse. Jch hafse
die Birzowstiö, welche jeht auf Schloß
Wolno sitzen, gerade so, wie Jhr die
früheren Eigentümer haßtet. und mei
ne, Jhr hättet Euren Nachedurft nun
genügend befriedigt und tönntet andere
Leute auch ’mal an die Reihe tommen
lassen. Darum übergeht mir ietzt den
Knaben und seine Papiere, dafür er.
haltet Jhr eine anständige Summe
baar und eine lebenslängliche Pension.
Denn ich bin tein armer Bahnwiirters
Sohn, sondern ein Mann in guten
Verhältnissen, Laßt Jhr Euch aber
aus meinen Vorschlag nicht ein, fo
schicke ich sofort zu dem nächsten mir
sehr gut bekannten Gendarmen, der
Euch in Arrest führt« während ich
zum Staatsanwalt gehe, dort zu Pro
totoll gebe, was Jhr gestern in Eurem
Rausch ausgeplaudert habt, und ver
anlasse, daß man Eure Wohnung
durchsucht. Da werden sich dann die
Beweise für Euer Verbrechen schon
finden. Jeyt habt Jhr die Wahl!«
here v. Mariens hatte nicht ohne
reisliche Ueberlegung eben diesen Mo
ment zu seinem Vorschlage gewählt.
Er rechnete auf die neroöse Abge
xpanntheih welche sich bei allen Men
chen, besondere aber bei habituellen
Trunkenboldem am Morgen nach ei
nem Exceß zeigt. aus die damit ver
bundene geistige Schlafsheit und den
Mangel an Energie. Und seine Rech
nung hatte ihn n cht getäuscht. Mirsti
gab sich schon halb gefangen, indem er
brummte: »Versprechungen sind leicht
u machen, aber wer bürgt mit dafür,
as- fie gehalten werden«
»Er-viel bekommt Jhr seht und alle
halbe Jahre die gleiche Summe, bis
an Euer Lebensende«, erwiederte Mar
tens, indem er ihm eine Rolle harter
Thaler zeigte.
Mirsti schüttelte den Kopf. »Ich
will Alles auf einmal«, knurrte er.
»Es wird Verdacht erregen, wenn
Jhr plifiælich ge viel Geld sehen laßt.«
»Da r la t mich sorgen.
»Dann nennt die Summa«
»Iiinftausend Thaler.« z
»Jener Das ist nicht wenig.'« 1
»Wenn Euch die Summe zu groß
ist, laßt den ndel bieiben.«
Mariens ad nachdenklich vor sich
nieder dann sagte et: Jch will Euch
den Preis zahlen, obgleich et unver
schämt hoch ist« aber ich stelle eme Be
dingung dabei. Jht veriaßt heuteJ
Abend noch Osisutg und zwar mit
Eurer Tochter, die jedenfalls von der!
Abkunft des Burschen unter-schier W
Wollt Jhr das versprechen?"
»Das Mädchen weiß nichts davon«,
brummte Mit-Sti.
.Macht das einem Anderen weis«
als der Junge z«u Euch kam. war sie
schon alt genug-« (
»Bei der heiligen Jungfrau, tie
weiß nichts. Jch hatte sie nach dein;
Tode ihrer Mutter zu sremden Leutens
gegeben und als ich sie später wiederz
zu mir nahm und sie den Jungen vor-!
sand, sagte ich ihr, er set der Sohn;
meines verstorbenen Bruders, den ich
an Kindesstatt angenommen und denz
sie non nun an auch als Bruder heg;
trachten und behandein miisse.« s
«Einertei, sie soll sort von hier,
sonst läuft sie mir hinter dezn But-s
schen .her und ich will seinen Anhang.;
Nehmt sie rnit.« I
»Dann muß ich sie unterhalten.
dazu habe ich teine Lust. Ich will
mein Geld siir mich haben.«
»Für Euch bleibt noch genug übrig.
Wenn Jhr auf meine Bedingung nicht
eingeht, so gebe ich das Geschäft auf
und schicke zur Polizei« «
« »Das Mädchen ist ihr eigener
Ferr«. wandte Miriti ein. »Ich kann
ie nicht zwingen, mit mir zu gehen."
»Wenn Jhr ihr Geld zeigt, wird sie
Euch schon begleiten.«
Der Grenzwächter tratzte sich hinter
den Ohren. «Legt noch etwas sitt sie
zu, dann will ich es tun. «
Gartsetzung solgt.)
? per ipakstrumps de
s franz. Bürger-.
EVEN-« s · « s s UND-ists
Der Franzose Edward Thery kon
statiert aus Grund der Steuerlisten,
daß das französische »National:Ver
mögen« 287 MilliardenFrancs beträgt
—— 7314 Franks auf den Kon jedes
Franzosen. «
Etwas anders sehen die Zahlen aus,
die man erhält, tvenn man allein die
der Erbschaftssteuer im Jahre 1910
unterzogenen Vermögen berücksichtigt.«
Da das menschliche Leben im Durch l
ichnitt vierzig Jahre währt, brauchtz
man-die Summe dieser Hinterlasiea »
schaften nur mit vierzig zu multiplizies ;
ren, um aus dasGesamtvermögen aller?
Franzosen zu kommen. So erhäll’
man 159 Milliarden, also bedeutendi
weniger als Therh..ausgerechnet hat.T
Jn Wirklichleit ist das Nationalver-?
mögen bedeutend höher als das Resul- i
tat der Berechnungen der Erbschaft
steuer, denn da niemand gern Steuern
bezahlt, und kein Geseh ohne Hinter
tiirchen ist, kann man ruhig annehmen,
daß-in Frankreich eine ganze Menge
Geld vererbt wird, das keine Steuer
bezahltk haus und has kann man
zwar nicht verstecken, dahingegen geht
das ganz leicht mit Wertpapieren und
Terh hat uns mitgeteilt, daß die Fran
zosen nicht weniger als 104 Millfardenl
in Wertpapieren besitzen. l
Sehen wir uns nun an der-band der
im Jahre 1910 gezahlten Erbschafts
steuer ein innig an, ob jeder Franzose
richtig seine 7314 Franken besiht
Frankreich steht imNufe, s Land des
kleinbiirgerlichen Besihes zu sein« und
gewiß stimmt das auch, wenn man es
mit England, Russland oder Ost
deutschland vergleicht. Bei Verglei
chen, mit West- nnd Süddeutschland
dagegen wird kein großer Unterschied
zwischen den französischen und den
dortigen Verhältnissen bestehen. Auch
hat sich das Verhältnis schon sehr ge
ändert, und auch in Frankreich hat das
Geld die Tendenz, sich in einzel n
händen in großen Massen anzuhiinse ,
während sich aus der anderen Seite ein
sehr zahlreiches Proietariatghne jeden
Besii bildet. «
Nachdem man die erwähnte Multi
plitation vorgenommen hat, tommt
man vor allem zumResnitat, daß über
haupt nur 14 Millionen Franzosen et
rras zu hinter-lassen haben, 26 Millio
nen sterben mitteiiog. Von den Erb
iassern aber haben vier Millionen nur
ein Vermögen zwischen einem und 500
Franken. beinahe vier Millionen de
sisen zwischen 500 und 2000 Franien,
etwas mehr als vier Millionen zwi
schen 2000 und 10,000. nicht ganz
zwei Millionen zwischen 10,000 und
50,000· Abgesehen von den habe-—
nichtsen gibt es also in Frankreich
zwölf Millionen Kieinbiirger. die we
niger als 10,000 Franken besiyen und
zusammen rund achtMilliarden haben,
etwas mehr ais zwei Millionen mits
lere Vermögen zwischen 10,000 und
100, Franken mit zusammen 25
«Milliarden. 285.000, reiche Leute, die
zwischen 10,000 und einer Million be
sigen und zusammen 74 Milliarden
.haden, und endlich 21,000 sehr reiche
Leute« die zusammen 52 Milliarden
haben.
; Von den Leuten, oie uoerhaupr
nichts haben und sich daher nach dein
Worte heinrich deines begraben lassen
lönnen, ganz abgesehen. haben also 84
Prozent der besihenden Franzosen nur
sdrei Prozent des Nationalvermögens
»in ihren Händen, die 15 Prozent ano
niachenden mittleren Besiter haben zu
sammen 15 Prozent des Gesamtreich
;turns und das eine Prozent der reichen
lLeute destht 82 Prozent des National
vermögens. Wir sind also danach weit
ientscrnt von dem einstigen gerühmten
!Zuitand, wo die mittlere Bourgeoiste
die Mehrheit in Frantreich gebildet
haben soll und wo angeblich bei weitem
der ngßteTeil des Nationalvermögens
sin den Hinan dieser tleinen Leute lag
sDie 7314 anten, die Edmond Thery
ifedern Franzosen zuspricht, existieren
siir die ungeheure Mehrheit der Fran
zosen nur aus dem von Thery beschrie
denen Papier und dasiir ersreut sich
Idie ungeheure Minderheit eines tolos
salen Besitzes-. Mag nun das Natio
nalvermögen Franlreichs 159 Milliar
den betragen oder 287 Milliarden, das
ändert nichts in dem Verhältnis der
iVertniigensstellung, und dieses lehrt
uns, das; es mit der artsschlagaebendex i
kleinen nnd mittleren Bourgeoisie, die
dereinst den Kern der französischen Be
riiilterung gebildet hat oder gebildet
haben soll, nicht weiter her ist als mit
den gleichen Klassen in anderen Län
dern. Jn Franlreich liegt wie anders
wo der hauptbesiß in einigen wenigen
Händen, und diesenPrivilegierten steht
die große Masse des ganz oder fast de
sitzlosen Proletariat-Z gegenüber.
Ein Prosessor von Hatvnrd behaup
tet, hausarbeit trage zur Hebung der
Schönheit der Frau bei. Ob der
Mann das seiner eigenen Gattin ein
reden möchte?
O O c
Die otneritonischen houssrauq
wollen den Butterbnronen den strich
erklären. Recht so —- die sollten mal
ihr Fett triegenl
si- - -
Kaiser Wilhelm war Gast aus Allj
son V. Armours Joche Utoionna aus
der Neede von Koisu Vermutlich hat
er dort nichts von den hohen Fleisch
preisen gemerkt.
si- e- o
Nun sind die Ehineser nus alle
Auslöndee wütend, weil sie nicht ge
nug Geld gepumot kriegen können.
Jo, iibet solche Kleinigleiten geht ost
die schönsten Freundschasten in die
Briichr. «
I --- I
Ei wird vorgeschlagen, der Unter
suchung iiber den Geldtrust eine Un
tersuchung über die mit der Unter
suchung beauftragten Kongreszniitglie
der oorausqehen-zu lassen. hossentlich
sindet mon dosiir vertrauenswürdige
Persönlichiettem deren Zuverlässigkeit
nicht auch noch untersucht zu werden
braucht.
F- « - « 4- f —
Gast: »Den Wirt, des Wein Ist aber für den VII-IS IIIIIIMI III mkkk
sWirt: ,,:«,II teuer, meinen Eie- Wisse-I Eir, Ivicvtcl IIII ch jedet Finsckk
zIchs?« , « « « « »
Gast: »Kann Ich nur drunt —- eIII Pust Wonac«