Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 03, 1912, Zweiter Theil, Image 16

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    Vet Bärentdten
Eine Gwäkrgtichichte von M
Mem
In Calisvrnia mass —- vie Zeit
Insang der sechziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts Jn dein gliicklichen Do
rado waren damals nicht nur Lust nnd
säume und Sträucher, Fels and
Meerarsiillt und drrrchslutet vom flim
mernden Sonnengalde, auch Bach und
Gestein bargen das Gold in greisdarer
Wirklichkeit als gleisrendes Metall in
nngeahnten Mengen in sich« und die
Kunde davon hatte sich mit Blitzes
schnelle über Länder und Meere ver
breitet. Da war es denn kein Wun
der, daß sich in aller Herren Ländern
die gaidhungrigen und goldbedürstigen
Menschen ausmachten, urn in derNeuen
Welt ihr Glück zu suchen. Von allen
Ecken und Enden der wirbelnden Erd
tugel strömten sie herbei: verhungerte
und zerlutnpte Gesellen wie Gestalten,
denen man leicht ansehen lonnte. daß
sie dereinst aus den Höhen des Lebens
gewandelt waren — allen gemeinsam
dsie Sinnen, die ein tolles Leben oder
Not und Elend in die Gesichtsziige mit
scharfe-n Griffel gezeichnet hatten —
gemeinsam die Leidenschast· das ver
zehrende Galdsieber, das aus den tief
gliihenden Augen sprühte —- Men
schen rnit weiten Taschen und weitem
Gewissen. Ueberall, wo das ersehnte
Metall zutage trat, entstanden pilz
gleich Ansiedlungem die freilich auch
nicht den allerbescheidensten Ansprü
chen an Kainsort genügten.
Auch im «RotenTal.« das von einem
kleinen Creet durchströrnt war, in des
sen eilenden, springenden Wassern die
Abenteurer ihre Goldwiische besorgter
— die primitivste Art der Ausbeutung
—- war solch eine Ortschast mit einigen
hundert Einwahnern plöslich aus der
Erde empor-gewachsen Das Gold lag
greifbar offen zutage, und der Gewinn
war dei verhältnismäßig geringer Ar
den uverreich.
Hier lebte man herrlich und in Freu
den, und nichts störte den Frieden —
soweit von diesem »lieblichen Knaben«
anjenetn blumigen Bach« unter -der
bunt zusammengewürfelten Bande
überhaupt die Rede sein tonntr.
Plöhlich aber änderte sich das Bild.
Hier und da sah man sich erregteGruw
pen bilden, sman steckte die Köpfe zu
sammen und distutierte eifrig. Ueber
all derselbe Gesprächsgegenstand: Mi
herte man sich einer solchen lebhaft ge
stitulierenden Menschenansammlung,
so schwebte ein Wort über der Flut de
durcheinanderwosgenden Reden: Geis
lybiirt
Dieses Tier ist iie gesahrlichste und
Wzste Bestie von Nordamerika
G hat nichts m der sprichst-örtlichen
W des Meisters Reh und
befragt seine Artgenossen bedeutend
an Größe und Kraft. Dabei ist es
säh und unermüdlich in der Verfol
gung seiner Opfer und holt das
schnellste Reitpferd ein. Ein solcher
Biir hatte, wie die Spuren im Walde
verrieten, einen Unbekannten nieder
gerissen und zersleischi. Unweit des
agers hatte man die blutige Leiche
gesunden.
Da kam es noch schlimmer! Der ge
fährliche Bursche brach nächtlicherweile
ins Lager ein und holt: sich aus einem
der schlecht verwahrten Zelte seine
Beute. Handelte es sich auch nur um
Marh Miggles, so schätzen doch die
Goldgriiber den Wert dieses Menschen
lebens sehr hoch ein: Sie war nicht nur
die einzige Wöscherin des Lagers,
sondern auch die einzige ihres Ge
schlechts unter all den wilden Ge
sellen.
»Das muß anders werden, Boys!"
rief Bill Tuckle, der erst-: Anstedler und
Entdecker des Roten Tales, als mat.
sich abends im Saloon zu Spiel und
Trank traf. »Leben und Gesundheit
der ehrenwerten Bewohner des Roten
Tales müssen garantiert sein!«
»Ja, Leben und Gesundheit miissen
garantiert sein!·' schallte es im Chorus
zurück. Aber wie das machen! Dat
tiber gingen die Meinungen weit aus
einander. Jeder dieser oerwegenen
Kerle hatte demTod wiederholt furcht
los ins hohle Auge geschaut, aber mit
dem gesiirchteten Grislybären unt-in
den — nein, davon wollte teiner et
was horen.
Nach langem hin und her, nach vie
len erregten Debatten einigte man sich
schließlich dahin, daß man im Blues
field Advertiser, der in dem einige
Meilen entfernten Städtchen« Bitte
sield erschien —- das Abonnenrent
wurde nach Belieben in bar. Lebens
mitteln, Goldstan und sonstigen Na
turprodulten gezahlt —- ein Jnserat
sol tnden Inhalts veröffentlichen
ÆDollarsBelohnung
seien wir demjenigen, der den Grislys
en reisen-It oder sonstwie sicher
aus Leben bringt, der die Wäscherin
Mach Miggles aus dun Roten Tale
zerrissenNu hat. Osserten an Bill Closln
Hinweis-et vom Roten Tal.
Die UnssW einer so hohe-i
Sinkt-e hatte ichs-Im Erfolg. Nach
FMU bereits fierinittelie der den
Herde- Såser und Blin
M Wusskechtekhstw spie
hoch geschraubt Die Dauptsache war:
ei fand sich jemand bereit, das gesiihri
ltche Abenteuer rnit dem Grislvdiren
zu W und den ausgesehten Breit
zu verdienen
Jn ungeienten Zügen und in einer
unmöglichen Orthpgraphie schrieb der
Unbekannte: -
»Weil! Jch bin bereit, die 2000 Dol
lars zu verdienen und das Rote Tal
von dem Grisly zu befreien. Doch da
sind noch verschiedene Oedinaungen
Schickt rnir daher einen vertrat-ten
Mann, der Vollmacht hat. mit mir den
Vertrag zu schließen.
Jim Hawtins, Bluesield No. 7."
Eine schnell einberufene Versamm
lung betraute mit der ehrenvollen Aus
gabe, mit dem gewaltigen Manne, der
vom Bärenjagen sprach wie andere vom
Jliegentöten, in Unterhandlung zu
treten, einen einiiugigen Schweigen
Dieser hatte« sern von aller Zioilisa
tion und Kultur, seinen ihm in der
heiligen Taufe übertommenen Namen
entwede: längst vergessen oder sonst
triftigen Grund, ihn zu verschweigen;
doch war er gewöhnt, ir. Ermangelung
’ dessen aus den wohltlingenden Namen
«Stumpv« zu hören.
Richt, daß man gerade ein besonders
hervorragendes Vertrauen in den Cha
ratter des sehr ehrenwerten Herrn
Stumdy setzte, war sür die Wahl be
stimmend gewesen, sondern der Um
stand, daß einem dunklen Gerücht zu
folge der Alte in seiner Jugend einmal
aus den schwierigen und verschlunge
nen Pfaden der Rechtswissenschast ge
wandelt sei. Zur größeren Sicherheit
ader gab man dem Jünger der Themis
noch zwei Begleiter rnit; sie sollten aus
dassen, so lautete ihr vertraulicher Aus
trag, daß alles ehrlich und sair zu
Jginge. Man tgunte immerhin nicht
lVMLIL . . .
; Den stets schußbereiten Revoloer in
» der Tasche und das Messer locker in d.r
. Scheibe, setzte sich am anderen Morgen
l der kleine Zug in Bewegung. Ein
i Maultier trug die nötigen Nahrungo
jrnittel, ebenso ein paar Beutel mit
i Goldstaub. So langte die Gesellschaft
. noch dor Mittag in Oluesield an.
Das Heim des braven Jim Hawlinf
i war bald ersragt. Ein altes. bausäl
ligei hauz mußte dem Gewaltigen zur
Untertunst dienen. Ein herumlungern
) der Junge wies die Fremden eine steile
s knarrende Treppe Hinauf. .Jirn Hain
Hins, Herrenschneider aus alt und aui
Ineu« — lasen sie an einem Türschild
s Dröhnende Schläge mit dein Revolvers
sschast gegen die Türfiillung kiindeter
idem Bewohner an, daß man Einlaß
begehre.
.herein!« kreischte drinnen eine hob
Fistelstininir.
Aus alles andere eher hätte sich das
Triumvirat gefaßt gemacht als aus den
Anblick, der sich den Eintretenden bot.
Jn dem großen, kahlen Zimmer, da
durch gardinenlose, schraukige Fenster
mit zerbrochenem spinnwebbedeckten
Scheiben sein trübes Licht erhielt
thronte aus einem Schneidertisch in der
bekannten tiirtischen Art ein kleines
start bnnliges Männchen, das durch die
großen Brillengläser iiber der scharf
hervorspringenden Adlernase nur einen
sterbenden Blick auf die Ankömmling«
warf, ohne sich weiter in seiner Arbei·
stören zu lassen.
»Könnt Jhr uns sagen, Mann, wo
wir den Bärentöter sindenL«
»Der bin ich!« lautete die kurz u«
ernsthaft gegebene Antwort
»Da — ha — ha —- ha!« platzte De:
Goldgriiber los, und wiehernd ftitn.a
ten feine Begleiter in das Gelächter
ein: »Hu —- ha ——-ha — hat«
Es war aber auch ein zu tomifchei
Gedanke: Das kleine, oertvachfeneKerl
chen da vor ihnen mit den verwitterten
und zertuitterten Zügen im Kampf mit
dem furchtbaren grauen Bären!
Mit einem Sah jedoch sprang der
Kleine von feinem Tisch herunter, fun
telte die Fremden mit feinen graung
nen Augen fo furchtlos und drohend
an und hantierte fo gefährlich dicht vo
ihren Gesichtern mit feiner großen
Schere, daß ihr Lachen alsbald ver
ftummte und sie es verzogen, den Rück
zug nach der Tür anzutreten
«Ruhig, ruhig doch, Manni« rief
ihm schließlich begütigend der Rechts
gelehrte zu. »Wir wollen Euch nicht
beleidigern Aber man kann's Euch
wahrhaftig nicht ansehen, daß Jhr ein
fc gewaltiger Jäger feid. Drum ichtJ
fiir ungut!« Er zwang eine An and
lung, von neuem loszulachem heroifch
nieder
Schnell beruhigt, lud der Scheren
: .nn feine Gäste zumSihen ein. Wäh
rend er fich behende wieder auf feinen
Tifch fchwang, nahmen die drei Gold
griiher auf wackligen Bretterftiihlen
Plat, die fich nicht gerade durch über
mäßige Sauberteit auszeichneten —- fie
paßten fo besser zu den Kleidern der
Leute. Ueber die Bedingungen war
Einigkeit bald erzielt: 1000 Dollarz
Anzahlung, 1000 Dollari nach Er
legung des Raubtieri. Außerdem follte
den Nimrod in acht Tagen -— fo viel
Zeit brauche er fiir feine Vorbereitun
gen, ertlitrte er —- iemand til-holen
Doch müßte man ihm einen Karten zur
Aufnahme der Jagdgeriite und ein
Reitmaultier fitr ihn felbft mitfchickem
er fei nicht gut zu Fuß. Atles Weitere
fer man ruhig ihm überlassen. Das
klang alles fo bestimmt und fett-fixier
ftindlish das die Abgesandten Ber
trauen fasten und gern auf feine Ze
Man hatte ine Roten Tal eigen Kann
tnit dein verlangten Karten nnd dein
Maultier nach slnefield geschickt und
fah nun gespannt der Antlian des Jä
gers entgegen. Als er endsiis ein
Aesslein auf bebe-n Kameie, ans dein
Maultier anlangte, malte sich Enttiius
scsung auf allen Gesichtern. Lan wer
ja daran vorbereitet, daß der Mann so
gar nichts heidenbaftes nnd Find-nie
rendes hatte, aber daß so ein unschein
bares und lächerlich aussehendrs
Schneiderlein auch nur den Gedanken
fassen sollte, dem gefährlichen Raubtier
von ferne fiel- zu zeigen —- dat schien
den Leuten ganz undenibar. DetMann
hatte geflunietti Und was schieppte er
denn da auf dein Karten ases mit?!
Ein Bündel eiserner Stabe, einen gro
ßen eisernen Ring rnit Schlaufen da
ran, eine mächtige Kanne nnd —
wahehaftigi —- ein Ding wie eine
Speise! kein Gewehr —- ieine Mit-ni
tion! Die Leute taknen aus dem Stau
nen nicht beraus. —
.Er wird doch den Gtiily mit dein
Ding nicht totichießen wollen!s« rief
ein Gambusino höhnisch. .Wassen und
Mnniiion bat er ja nicht bei stchk
.Das Schwein! —- Sebi doch das
Schwein! Was will er denn darniM
lief- stch ein anderer vernehmen nnd41
starrie verfeiindnizlos auf ein kleines,
rosiges Ferkelchen, das auf dein Mir-.l
ren angebunden war und seinem Miß- ;
vergnügen iiber die unbebagliche Si
tuation, in der es fich befand, in ärger
lichen Quieitönen energisch Anz-l
drnck gab. »
- (
Doch Spott und Gelachter oernrochss
tin den Schneider nicht aus seiner
sicheren Ruhe herauszubringen E
»heillo, Leute!" rief er, den Lärm!
nit feiner schrillenStimme übertiinend l
»Es ift die höchste Zeit. Wer dringt
nich auf die Spur des Bärens« ;
»Wir alle kommen mit!« schallte es»
um«-eh und unter Geschrei und Gejohle
setzte sich die Menge in Bewegung, vor
m der Mann rnit dein Karten, nnd
iinter ihm her der kleine Schneider auf
«einem dürren Maultier. Nach einer
Stunde ungefähr weitere sich irn Wald
ine Lichtung. Eine scharf ausgeprng
Zpur zeigte dein Kundigem daß das
kefährliche Raubtirr diese Stelle zu
)assieren pflegte, wenn es im Abend
Iuntel den schnellslieszenden Bach auf
suchte, um seinen Durst zu löschen.
«Halt!« totnrnandierte der Führer.
»Das ift der richtige Plah!«
Gewandt wie ein Wiesel war der
kleine herr v. Aftederg wie ihn wenig
Fortfühlend ein Goldgriiber genannti
dr.tte, von seinem Reittier herunter.
und in Zeit von einer. halben Stunde
waren alle Vorbereitungen getroffen.
Unter seiner Leitung und weritiitigen
Hilfe hatten einige anstellige und ge
schickte Männer ans dem Gewirr von
Fisenftiiben einen großen Käfig aufge
5aut, der wie ein riesiges Bogeldaner
anmutete, und dieser Eindruck der
stärtte sich noch, als der rätsrlhafte
eiserne Ring von dem Männchen mit
Veinlicher Sorgfalt derart in derMitte
des Bauers befestigt wurde, daß er sich
den Gitterwiinden nicht nähern konnte,
wie man auch das Eifengestell stürzen
oder wenden mochte, sondern immer
has Gleichgewicht in der Mitte behielt.
Mit ruhiger Sachlichteii prüfte Jirn
dawlins durch seftes Anziehen und
Wuchten die Haltdarleit der vier
Schlaufen, die von dem Ring herab
f«ngen, 4und ließ tauch die geringste
-.iemtgren nicht außer achr.
Verwundert und kopfschüttelnd folg
ten die herumstehenden Männer dein
unerklärbaren Treiben des Schneiders,
und weit rissen sie die Augen auf und
kriegten den Mund vo- Staunen nicht
zu, als der kleine Mann in dem Bauer,
das sich durch ein Türchen« dessen
Schloß derBesitzer zuvor einer genauen
Prüfung unterzogen hatte, verschließen
ließ, Kanne, Sprisze und Ferkelchen
verftaute, schließlich sich selbst durch die
schmale-Oeffnung zwängte und behende
in den Ring kletterte. Es war ein gro
testerAnblich der die unbändige-Wim
keit derUmftehenden erweckte und dröh
nende Lachsalven bei ihnen auslösic,
als sich Jim ruhig in den Ring zurecht
sekte und um Arme und Beine fest die
Schlingen zog. Sobald dies geschehen
mar, probte er, ob seine Extremitäten
trog der Fesselung ihre freie Beweg
lichteit behalten hätten, indem er die
Kanne zu sich heraufnahm, den Deckel
öffnete und wieder schloß. Dann
schaute er nach, ob der Stempel der
Sprihe gut funktionierte, nahm das
Schweinchen in den Arm und kniff es
liebevoll zärtlich in den Schwanz —
eine Behandlung, gegen die das Tier
durch lautes und durchdringendei
Schreien Protest einlegte.
Befriedigt nickte der Jäger. .So,
Leute« all rightt« rief er in den Lärm
h;nein. Nun haltet einmal die Lust
a: und hört mit eurem Geschnatter
aus! Jth werdet ihr schleunigst ver
duften und mich mit meinem PM
tindchen allein lassen. Jn fünf-Sum
den könnt ihr nach mir sehen, und seid
versichert, wenn die Bestie sich an mich
heranwagt —- dann soll sie keinen von
euch mehr heißest«
Diese energischen und zur-ersicht
lichen WarteXl ließen die Wogen der
Heiterkeit einigt-na- ckt-oben wem
auch hie und da einer der Burschen es
sich nicht verkneifen konnte, seiner der
ben Spottsucht noch einmal die W
schießen zu lassen. -
Poch die nan Elemente Is
ter den Gelt-suchen drängten Myst
Oäer weils ad ruhten mir UM
»O
)
und in Zeit
war der Schwarm zwischen densamns
riesen verschwunden, und nichts mehr
war von der lauten, liirmenden Gesell
schaft zu scheu »der zu hören·
Jim Vawkini war allein in der
Wildnis. Der glutrote Sonnendnll
schickte sich an. hinter den Bergketten
im Westen zu derfinken. und die Schot
ten der Bäume wurden länger und
länger. Die Dämmerung legte ihre
dunklen Schleier immer dichter um die
Kronen der Bäume, und die Stimmen
der Tiere des Waldes verstummten
eine nach der andern. Schweigen der
Nacht umfing den einsamen Mandat-.
Gespannt lauschte er in die Wildnis
hinaus. Nichts regte sich. Doch horch!
Was ist das? Ein lnackendes Ge
räusch! Jest wieder!
'Mit schnellem Griff zieht derSchnei
der das Ierlel zu sich herauf, feft hol-·
ren sich seine Nägel in den kleinen
Ringelschminz, daß das gequälte Tier
chen laut jammernd ausquiekt. Das
scheint den Bären anzuloclenz denn
näher und näher tönt es beendet-zu
dem Manne im Käfig: Brechen von
.Zweigen, Knacken von dürren Nester-!
lDa taucht ei aus dem Dunkel des
I
Waldes hervor — am Rande der Lich
tung zeigt fich, riesig, m verschwomme
nen Konturen eine Gestalt —- in un
geschickt schaukelndem Trade kommt sie
mit unheimlicher Schnelligkeit heran
— es ist der Bär! — Jeyt stuht er —
bleibt stehen —- er hat den sonderbaren
Käfig und den Gefangenen darin
» erblickt.
von einer Viertelstunde
i
Mit glühenden Augen und weit auf
gerissenem Rachen starrt das Ungetüm
auf die ungewohnte Erscheinung. Die
f sen Moment benutzt der Schneider. um
das Feriel zu Boden gleiten zu lassen.
Schnell ergreift er die Kanne, steckt die
Sprihe tief hinein und läßt sie sich mit
litssigteit vollsaugen. Es ist die
vch e Zeit. Der Bär hat das Stau
nen von sich abgeschiitielt —- langsam
und mißtrauisch nähert er sich dem
eisernen Gestell — hebt zögernd die ge
waltige Tatze — packt zu — will die
Stabe des Käfigs zerbrechen. Doch der
weicht unter dem Angriff zurück und
tippt um.
Von neuem will das zottige Tier
zum Angrifs schreiten —- da trifft der
volle Strahl der Spritze in den geöff
neten Rachen und reizt den Koloß zu
wildesier Wut. Prusiend und stöhnend
erhebt er sich aus dinexhinterbeing um
sich auf den verwegen n Feind zu stiirs
zen; doch ein zweiter, wohlgezielter
Strahl fahrt ihm ins Gesicht in die
Augen Geblendet wälzt sich die Be
stie am Boden und sucht mit denTahen
die Augen von der ätzenden Flüssigkeit
zu befreien. Bergebene Mühe.« Jeht
trifft Strahl auf Strahl das beinahe
s wehrlose Opfer, Ohren, Augen,
Schnauze —- dec ganze Pelz —, alles
« wird mit der scharfriechenden Flüssig
» teit iiberriesett und durchniißt.
’ Seelenruhig langt Jiin hawtinz in
die Tasche, holt ein gelbes Knäuel her
vor und entwirrt ei —- Schweselsadent
Ein Streichholz blinkt aus, und schon
lodert der Faden in blauer Flamme·
Mit sicherer hand wirft der tleine Kerl
j das Feuerzeug der verzweifelten Bestie
! an den Kopf. Jrn Nu brennt sie lich
i terloh. Jn der Kanne war —- — —
Petroleuml
Die Partie war für das Raubtier
verloren. Wütend und brüllend zwar
suchte es noch durch Wälzen am feuch
ten Boden die lodernden Feuergarben
zu ersticken, doch mehr und mehr er
lahmte der Widerstand gegen das über
mächtige Element, schwächer wurden
die Bewegungen —- und endlich lag der
Koloß halbgeriistet tot am Boden. Die
Flammen erloschen, da das Petroleum
abgebrannt war, von selbst.
4 - z.
fucher auf dem Kampfplatz erfchienen
— wenn auch nicht mehr in fo großer
Zahl wie am Nachmittag vorher, da
sich die weniger beherzten Leute unter
allerhand Varwiinden von der Expedi
tion fernhielten —- da fanden sie den
tiihnen Jäger, behaglich eine Pfeife
fchmauchend, an einem Baume fitend
Die Sonne war eben aufgegangen und
überstrahlte mit ihrem goldenen Lichte
die Szene. Dicht bei dem Schneider
la der Kadaver des Untiers und bot
mit dem verbrannten Fell im hellen
Tageslicht einen fchauerlich grotesken
Anblick. -
Jubelnd haben einige Goldgriider
den kleinen helden auf die Schultern
und trugen ihn im Triumph nach ihrer
Ansiedlung, während andere den Käfig
und das Schwein auf einen Karten
luden und fich dem Zuge anfchloffen.
Jm Lager war alles auf den Beinen,
und der held wurde nnt Freudengei
fchrei empfangen; er erhielt nicht nur
die aushedungene Belohnung, fandern
wurde von den Gamdufinoi, wie man
die Goldgriiher in Mexito nennt, in
der iiderftriimenden Freude, vvn dem
grimmen Feinde erlöfi zu fein, mit.
Gefchenten geradezu iiderfchiittet. Werts
jedem gerade in die hand fiel — wahls j
las warfen fie et dem gliialichen Jäger:
zu: Beutel mit Goldstaub, goldene und
silberne Zigarrenetuii, Messer, Revol
der —- ein ganzes IrfenaL Jirn daw
fini konnte mit den. Erfolge feiner
Jagd zufrieden fein und ifi nicht nur
ein berühmter, fandern auch ein wohl
habender Mann geworden, der feine
große Schere bald an den Nagel häu
gen mai-.
Als zur fefigefetzten Zeit die Ged
l
graut-necks
-.
so- OIU II sei met-eh
Aus «Weise Lilien« von Elisas
b e th K o l b e.
Das Gliiet ist mir bege net.
Aus einem Kinderange cht
Mit holden Augen« tlar und licht, »
Jn goldnen Locken traut »
t es mich angeschaut.
as Glück ist mir begegnet. s
Von einem Rosenstrauch im hag, s
Den ich am linden Sommertag s
Zu Soll-; Blüte sand, da d
ra i ’s mit eigner n . l
Das Glück ist mir begegnet.
Aus einem Herzen treugesinnt, (
Das mit mir meine Träume spinnt s
Und meinen Darm versteht, s
hat ro mich angeweht. ·
steifer-us des seie.
Es liegen gar manche Steine ausi
dem Wege, den wir gehen, große unds
lleine. Ost ist aus einer ganzen
Strecke leiner zu sehen, dann liegt
wieder Stein an Stein. Die Steine
machen uns aus unserem Lebenswege
mißmutig, verdrießlich und verstimmt,
sie hindern uns daran, sröhlich unsere
Straße zu ziehen. Gehe ihnen aus
dem Wege, wenn Du sannst, und ist
es nicht möglich. so griime Dich nicht,
stoße nicht ärgerlich mit den Füßen
daran; den Steinen tut ei nicht weh,
wohl aber Dir. Das ist schuld, wenn
wir traurig oder derstimmt unsere
Straße ziehen, daß wir uns stoßen an
jedem unsreundlichen Blick, uns aus
halten iiber jedes böse Wort, uns är
gern iiber jede Widerwärtigteit. Wie
es ungeschickte Menschen giebt, die iiber
jeden Stein tolpern, so giebt es auch
unglückliche turen, die selbst da
Steine finden, wo andere leine sehen
die sich unnötig selber immer neues
Leid machen und bei der geringsten
Kleinigkeit jammern und sich ii sti
gen. Aber bedenke. diese Steine end
doch gewiß vom Wegtneister nicht
dazu hingelegt worden, um die Men
schen u ärgern, sonderngerade zu
ihrem esten; nach einer tur en Unbe
auemlichteit wird die Straäe um so
sester und angenehmer sein. So laß
Dich’z nicht kümmern, wenn auch der
himmlische Wegbahner Dir Steine in
den Weg legt; sollen sie doch auch den
Weg, daraus Du gehst, um so sicherer
machen.
sente, frische Luft tu den schu
. stets-end
Es ist heute wieder schrecklich heiß
in meiner Wohnung, die Lust in den
Zimmern ist unerträglich! Diese
Worte hört man recht ost. Daß es in
den Zimmern mitunter etwas driietend
warm wird, ist nicht zu ändern, doch
unerträglich braucht die Lust in den
Zimmern durchaus nicht zu sein. Bei
zweckmäßiger Lüstung der Raume ist
es recht gut zu erreichen, daß der Aus-s
enthalt in den Zimmern durchaus an
genehm ist. Vor allen Dingen ist
häusiges, wenn möglich fortwährendes
Ostenhalten der Fenster geboten. Aus
das Schlaszimmer, in dem man ja ge
wöhnlich die längste Zeit ohne Unter
brechung zu verbringen pslegt, ist hin
sichtlich der Lust eine ganz besondere
Fürsorge zu richten. Vor Allem ässne
man hier unmittelbar, nachdem man
das Bett verlassen hat« die Fenster.
Für das Schlaszimmer sollte stets ein
möglichst großer Raum, wenn nicht
gar der größte von allen zur Versä
gung stehenden, gewählt werden. —
Ueber das Schlasen bei ossenem Fen
ster gehen die Ansichten recht ausein
ander. Für gesunde Menschen ist es
entschieden ratsam, während der Nacht
das obere Fenster etwas ossen zu las
sen. Sollte sich Jemand vor dem er
sten Versuch siirchten, so empfiehlt es
sich« die Rouleaur herunterzulassen.
Auch im Krankenzimmer ist stets siir
srische Lust zu sorgen. Daß der Pa
tient so viel als möglich durch Zu
decken oder auf andere Weise vor
Luitzug zu schützen ist. versieht sich
dabei von selbst. Besonders im Kran
kenzimmer ist ee nicht zu vermeiden."
daß sich derdorbene Lust ansammelt.
Diese durch die bekannten Wucher
mittel zu beseitigen, ist grundsalsch,
denn man verdeät dadurch wohl ei
n· Zeit die schlechten Geruche, zer
stö aber nicht die verdorbene Lust.
sisk Ist IIQO
Schvtoladenllöße. 6
Unzen gute Schott-lade werden gerie-«
ben und 12-—-13 attbackene geröftete
Zwiebacke gestoßen und gesteht Danni
läßt rnan einen reichlichen halben Liter!
Milch, der man ein Stückchen feine
Butter binzusiigen kann, um Wochen
kommen, rührt den gestr nen Zwie-’
- baet und die geriebene Schotolave hin
ein und läßt allez, beständig rührend,
»Hu dickem Brei kochen, der sich von ver
Wasser-alle löst. Dann wird der Brei
Hase Ubkühten gestellt. Nun rührt
rnan 2 bis 3 Unzen Butter zu Sohne.
ftägt nach und na 3 Eivotter, Esset
tveile den Schott-la nbtei. Zucker nach
Geschmack, etwas tringeitoßene Vanil
le und den steifgeschlaznen Schnee
der 3 Eitvetß dazu, so s etn guter
ebener Mo tetg entsteht, der nach
steter a chmeckt und n Belieben
nachgestlst wird. Man l« ßt halb
Alls-. istb Waser zum stechen tout
men. legt die abgestochenen Kldse bin
ein, läßt sie gar kochen, nimmt sie mit
dem Schaumliissel aus eine erwärmt
Schiissel und gibt eine Banilles oder
Mandelsauce dazu. Die Kochzeit stellt
man durch Kuchen eines Probeklöszes
fest.
Dechtsalat. —- Ein gut gesäu
berter und au enotnmener, kleinerer
oder auch grggerer Decht wird in
Salzwasser gar gekocht, heraus ge
nommen, nach dem Erkalten von
baut und Gräten befreit und in
kleine, möglichst gleichmäßige Stiitke
gerteilt. lMan soll den gekochten Fisch
nicht mit Stablmesser und Gabel be
handeln, sondern bedient sich zum
Zerlegen entweder eines Fischbesteckc
oder eines silbernen Lössels, im Not
sall zweier holzlösseU Einen schönen
Salzbering hat man mehrere Stun
den gewii ert oder in Milch gelegt
und gewa chen, ausgenommen, von
aut und Griiten befreit und in
kreisen geschnitten. Hecht- und He
ringsstiickchen werden gemischt; dazu
siigt man ferner etwas in seine Strei
fen geschnsitteneö Fleisch (Reste), eine
Zerschnittene Neunauge, 1—2 inStreis
en geschnittene geschälte Salzgurkem
wenn man will einige (eingemachte)
Krebsschwiinze, I Eßlössel kleine ein
gemachte Perlzwiebeln und 1 Eßliiss
selKaperm Zur Sauce oerriibrt man
2 rohe Eidotter mit sehr wenig seinem
Oel, Sens, etwas Salz, Weißweitn
mildem Essig, ein wenig von der
Brühe. in der der Hecht gekocht und
die durch ein Sieb gegossen wurde, nnd
Zucker. Man riibrt diese Saure am
besten in einem Topf- den man in eine
Kasserolle mit siedendem Wasser über
gelindes Feuer gestellt bat, bis see dict
lich ist, damit sie die Salatbestandteile
schön umgibt und nicht davon herun
tertropst. Die Sauce wird heiß iiber
den Salnt gegossen und vorsichtig al
les vermischt. Dann muß er ein paar
Stunden durchziehen und wird talt
ausgetragen. Man tann der Saure
auch etwas Zitronensaft binzusii en
oder auch statt des Essigs, deäen
Genuß manchen Leute verboten ist,
Zitronensast anwenden.
Uunrrrlm mit Parme
fantii fe. « I,-4 Pfd. Butter wet
den mit 2 ganzen Eiern und einem
Eiddtter recht schaumig gerührt. Da
zu fügt man bei fleißigem kräftigen
Rühren 1 Pfund gut ausgepreßten
Quart Sohlen oder weißer Käfe, in
Oftpreußen Glumi genannt). den man
durch ein Sieb gibt, 6 bis 7 Unzen
geriebene Semmel oder s Unzen Mehl
und 14 Pfund geriedene Semmel. et
was Salz und geriebene Muitatnuß,
la daß ein haltbarer Teig entsteht,
dem man, wenn nötig, mit einem Ei
und etwas geriebener Semmel nach
helfen tann. Von dem Teig formt
man auf mit Medl destreutem Brett
runde gleichmäßige Klöße. legt sie in
brausend tochendes Salz-passen to das
sie Platz zum «Jagen« d. h· Bewegen
haben, und läßt sie 10--12 Minuten
lachen. Dann nimmt man sie mit dem
Schaumlöffel heraus, legt sie auf eine
erpiirmte Schüssel· bestreut sie mit ge
riebenem Parmesanliile nnd iidersiillt
sie mit gebräuntet heißer Butter.
Gehackter Rossbraten. —
Man nimmt gutes altschlachtenes
Rindsleisch, am besten vom sogenann
ten Schabesleisch oder Rippenstiirt, das
sein gehackt oder durch die Maschine
oedrebt wird. Aus 1 Pfund gebe-dies
Fleisch nimmt man 7 Unzen seingess
schabten, vorher gut gewiisserten
Rindsnierentalg, vermischt ibn mit
dem Fleisch, stigt 1 llxz in Wasser
oder Milch geweichte, wieder ausge
drückte Milchbrote, 1—-2 Eier, etwas
Salz und Psesser dazu und sornrt
iängliche, nicht zu diete Koteletten da
von, die in zerlassene Butter getaucht
und in geriebener Semniel gewendet
werden. MLn läßt in der Kasserolle
Butter zergehen, dünstet 1--2 sein ge
hackte Zwiebeln darin gar, legt die
Rostbraten hinein, läßt sie aus beiden
Seiten anbraten, stillt Brühe oder
Wasser aus, dectt die Kasserolle zu
und schmart das Fleisch langsam un
ter» österem Besüllen gar. Die Brtibe
wird, wenn die Nostbraten herausge
nommen sind, mit etwas Sohne oder
nach Belieben auch rnit Wein verkocht,
wenn nötig, mit etwas in Wasser ver
auirltern Kartoffelmelil seiniiger ge
macht und gut abgeschrneckt. Man
kann auch Wein oder Sabne sortlas
sen und die Sauce mit itronensast
pitant machen. Sie wird ann« wenn
rnan will, durch ein Sieb gerührt,
tann aber auch gleich aus der Kasse
glle iiber die Nostbraten gestillt wer
n.
Nudeln rnit Guß. Man be
reitet gewöhnlich Nudeiteig von 1 bis
2 Eiern, schneidet sie wie gewöhnliche
Suvdennudein (doch nicht so sein),
locht sie dann in Milch nett einem
Stückchen Butter (1 Unze) weich und
dick ein. Nun strei t man eine sever
sesie Schüssel mit tter aus« sticht
zdie Its-edeln stiietweise aus und legt sie
»in die Schüssel. Man vereiilsrt dann
2 Esliissel eingemachter Frucht mit
etwas gestoßenem Zucker und dem
recht stets geschlagenen Schnee von s
bis 4 Ottlarem streicht den Eierschnee
zweisingerboch iiber die Rudetn und
läßt die Speise bei mäßiger hihe noch
4 Stunde- ien Rohr backen. Wird
oiort ausgetragen