Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 19, 1912, Zweiter Theil, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Ollkukr schreibeka non
Ist-zi- Handlung-l
Ro. 615. Wie ich in meine neue
Uuiiitt mit die Miß Grienspahn nach
den Rieseitet gefahre sin, ei tell jah,
In hen ich gefühlt, als ob ich den
« n Die Nackelfeller seine Groß-«
Mutter, wollt ich sage feine Dochtert
wör. Akte Piebele wo mir gevähitt
ben, die hen sich erum gedreht un heni
uns nachgeguckt. Jch heuwower auchi
us schön ausgeguckt un ich tann ;Jhnel
age, es is der gtiicklichfte Dass von
met Leive gewese.
Wieemer hin tin komme, un ich hen
aus den Täcksietiipv aussteige wolle,«
hen ich atower mein Trubet ge
habt. Alles was ich angehabt ben,
Es war so teit odder wie mer auf
itfch sage duht, so tlohe fitting,—daß
ich jede Seckend ectspeettet hen, es deht
ebbet eckiptohdr. Ich dente auch, die
Miit Grienspon hat auch die Strings
sit teid gepnllt, aroxoer da war jetzt
nicks mehr zn helfe. Wie mer in das
Fiel sen komme, da is ichon e ganze
tt Lebdiee da gewese. Mer fm in
roduhft ioorde un was dcnte Se
tden ich da auf einmal sehn? die We
delweilerM Zuericht hen ich mich ge
iirgert Bei Grille» hen ich gedenkt.
muß die denn auch ixoroerall ihre No
drin ben! Gibt es- denn gar tein Platz
un teine Soiiiethee mehr wo ich emal
alleins fein tann, mitazsg daß die
Wummen immer da. is ior mich zu
watfchek Wie ich ofi Kohrs e wenig
iroioer die Such nachgedentt hen, da
den ich mich gefreut. Jetzt iann ie auch
emat sehn, wag ich in die Lein von
Stett duhn tnnn un daß ich sie nit
immer brauche, wenn ich mich en Rad
Laufe duhn.
Das Rieieitei bat noch nit gestatt.
un mer hen uns noch ior e Weit mit
e paar annere Lehdieg unnerhaite un
mit einm mai tommt die Wedevioeis
iern zu mich, nimmt mich bei seit un»
sa t: «Seh Lizzie, for Gutneß SeisJ
bi du trehsisg gangei Hat dich der4
Philipp un deine Kids in den Autiitt
geiehni Du tannit froh fein, daß dich
von die Lehdiee bier niemand tenne
duht, die dehte gieich for e Enrbutenz
schicke un dich in das Eieitum bringe
lossr. Mei Gutneik tvie trinn nur e
Wummen, ioo doch wenigstens immer
noch e ganz ttein wenig kainmene
hohes Senz gehabt hat, in feit von e
paar Diig ibren Verstand so tomdlietk
verliere! Es is zu biid un ich iiihie nur T
farrie for den arme Mann un die
arme ungliaiiche Kinnercher, too doch
die Mutter noch io arig nötig aebabt
ben!« Un dente Se nur emat Mifter
Ediihor. die Wedesioeilern hat sich
newig mich gesetzt un hat geitart zu
greine, ais wenn se ihr Herz breche
wollt! (
Well, wie ich d.1 gefühlt heu, das
kann ich Jhne gar nit digtteiwe un
beschreiwe. Wei, ich hen so tschiep ge
fühlt, wie e toid Stoietsch Eht, wo als
sieittlie skesch vertauft is wotde un
mit Angst un Scheecke den Moments
erwarte duht wo es verspeist wet'n
soll, mit einem Wort, ich hen tatten;
gefühlt. Wedeoweiletm hen ich ge
sagt, könne mir nit e wenig in e
annetes Ruhm gehn, wo mer uns
emal diesent ausspreche könne? Schar
Ding, hat die Wedesweileen gesagt un
da sin met in en obstehrs Ruhm gange
un hen uns eingelackt. Jn die erschte
Lein ben mee alle beide e Stiefelchei
gegeeint un wie mee damit doech:
wore, da hen ich gesagt: »Nun Wedes
weitern. du bist immer mein Freunds
gewese un so sin ich. est sag mich
emal soe gutenee erhs es, was is es
Los warum du so sareie sok mich fühle»
uhsi un soe warum dentst du, daß
ich leehsig gange sin. Du dich gar nit
chenieen un mach e tliete Brest, ich
will alles wisse."
Die Wedesweilekn hat gesagt: »Liz
zie, du kannst auch noch so edbes sta
e? Wei hast du denn schon emai in e
usinngläs gegucktii Wie kannst du zu
so e trehsige Eidie komme, dich usszui
sickse un zu dtesse wie e jun e Mitm
nien von zwanzig Jahr? entst du
denn gar nit dran, das du schon e
mehrfache Gränma bist? Wei deine
Mosis die Hutte gank sieeii Wie
kannst du dich mit de ne zwei Dun
neet un wan ig fund in so teide
Sto deeisei ei u guckst a, daiii
e see i! Ich Lebt nit an die tritt mit
dich hn un wenn du mich sins Hun
nett hier gen-we dedst. Jch will nit
in Diesehti eingeha, owtoee es is
chehmsull wie du gucke duhst un ich
n schiebt-« deine Kinner dehte sich
chehene wenn se dich io sehn dedic.
LS hak alles seine Zeik, so auch der!
Steilz wenn du dreißig Jahr iiinger i
märschk un hunnert Psnnd weniger!
wiege dehiesi, dann dehie ich denkqs
o well, sie is e Irehsiges Schicken, laß
se nur mache was se will. Awwer e
Lehdie in unsere Jahre un mit unsere
körperliche Vollkommenheit und Aus
gekvachsenheii, muß doch e wenig mehr
maddesi sein« Wenn dn das nit sehn
kannst, dann geh nur emal an die
Siriit wenn die Sehnt ausläßi un
waisch was die S ulkinner mir dich
anfange un du wei k at genug daß
Kinner un Narre die ahrheit sage.·'
Den Weg hat die Wedesweilern
noch sor e ganze Weil zu mich getahlt
un ich sin nie ehbel gewese, nur ein
Wort n sage. Was in die Zeit in
meine « nseit vorgange is, das kann
ich gar nii diskreiives ich hen die We
desweilekn drei gro e Kisses sen-we
un hen gesagt: »Wedesweiirrn, skapp
un sag kein Wort mehr. Du bist meine
beske Freund un sor alles was ich dich
iehi bitte, is, geh un iriea mich e
lange Kohk wo ich umhänae kann nn
Tdann gehn mer heim un ich pruni
’misse dich, daß ich den Stoff nie un
nimmer mehr wehte will.'« Da is die
Wedesweilern siiiiisseik gewese un
das war das End von meine steilische
Eidies.
Mit allerhand Achinng
Yours
Lizzie HanssienaeL
Der sacksst
.,,Ach Herr Doktor ich dachte es mir
sa gleich, daß Sie Spezialarzt süt
eezleiden seien als ich Sie nam
ltcb das erste Mal sah, triegte ich so
sort —— herzllopsen!«
stopfte Inse.
»Mein Mann hat neulich unsere
Zofe eliißt. er sagte allerdings, er
hätte re mit mir verwechselt, da sie
mit so ähnlich sähe.'·
Freundin: »So, da babt Jhr nicht
mehr Eure hüdsche Bektha?«
Das feste Schlasmittel
«Wieder schlecht geschlafen, Herr
Professor-) Da sollten Sie doch Chlo
ralhndrat nehmen, das ist das beste
Schlafmittel. «
Sommtgast: »Wirllich? Ei, so ge
ben Sie doch lieber Ihren Wanzen
Ehloraldndrat. «
Missouftindnik
Tourist: »Als-) aus dieser Quelle
stammt das Wasser, woraus das be
rühmte hiesige Bier gebraut wird --—
ich möchte es mal versuchen!"
Bäuerin: (reicht ihm ein Glas voll).
Tourist: Rein; ich tneine... das
Bier!«
—
Gast (ipe«lcl;ek Sammet gege en hat,
zum Kennere der as Service yäumen
will» Gassen S· doch das Servtct ste
hen, wozu ißt man denn sonst die teuren
Himmeer
»Wie ich mich. gestern vor dem Bad l
habe wiegen loben, habe ich 170 Pfund I
gewoget1.«
»Und nach Dem Bad-Fu l
i —- Seinm Heiratsantmg hat Inl-l
’kmin bräunan an Bord eines See
dampfers qeumcht.« ·
Stett-Mut Ach was, da wirkt die See- 1
kamst-est auq wohl auf den Verstand
Mußte ein-« I
Ver rätselhaste Laden.
—
Die Straßen Berlins sind breit,"
und so kann es sich leicht ereignen, daß
man ein Stück unseres Planeten, das
man täglich vor Augen hat, niemals
betritt, nämlich den gerade gegenüber
liegenden Bürgersteig. Auch ich habe
die Reise nach dem Jenseits noch nicht
unternommen Vor drei Monaten
tnauerten dort kalkbisprihte Arbeiter
das Schausenster eines der kleinen La
denriiume, die sich im Crdgeschoß
Prohiger Miethiiuser einnisten wie
Mäuse in einem Käse, mit weißen
Marmorplatten aus. Kurze Zeit dar
ans trug der Marmortisch ein appetit
liches Stilleben: im Vordergrund vier
Schwartemagen wie schwärzlichr. mit
Speck eingeriebene Kanonentugeltn
dahinter einen kotbebänderten Korb
mit Zervelats und Leberwiirsten, ihm
zur Seite ein paar Schinten; darüber
gaukelten gleich Putten über den
Hauptpersonen eines altmeisterlichen
Deiligenbildes rosige Franksnrter
Würstchen Viele Leute kamen vorbei,
spähten einen Augenblick durch die
Spiegelscheibe und gingen weiter; iei
ner betrat as Geschäft Amerikaner
hätten jede falls gewettet: die Köchin
dort mit dem loketten Schätzchen und
dem kleinen Körbchen, die wahrschein
lich sitt Geheimrats ein wenig kalten
Ausschnitt einholt, weil die Hammer
und Reh-ziemet ossizieller Absiitterun
gen teinen Luxus am Alltagstisch dul
»den, wird den Bann brechen nnd den
Laden einweihea, oder der Mann, der
sich jetzt niederbeugt, urn die Schwar
tenrnagen aus nächster Nähe zu ·nu
stern, wird der erste Kunde sein. «Nie
ncals kam der Freiersrnann« heißt es
in dem hübschen, tränenreichen Volks-—
lied vom spinnenden Mädchen; »vie
malg kommt ein Käuser heran« hätte
man als Motiv über den neuen La
den setzen können. Tage, Wochen ver
gingen, hin und wieder blickte ich zu
dem Laden: seine Tiir blieb geschlos
sen, nur einmal saß ein schwarzer
Hund aus der Schwelle, struppig und
finster, als sei er bereit, die schlechte
Welt in die Waden zu beißen, die sei
nem Brotherrn nicht den kleinstenVer
dienst gönnte. Noch eins fiel mir aus:
das Stillleben im Fenster war nach
einem Monat herrlich wie am ersten
Tag, es war sogar genau dasselbe.
Wenn ich bisher um das Log des La
denbesiners gebangt, so dehnte sich
meine Sorge jetzt auch aus allensallsigr
Häuser aug, denn in ältlichen Wittsten
entwickeln sich. wie bekannt« mitunter
tückische Gifte. Der Inhaber des Ge
schiifts, den ich nie zu Gesicht betarn,
tvurde mir immer mehr ein Rätsel
Wor es ein Mensch von ntauleselhafter
hartniicttgleit, der von seinem Ge
werbe nichts verstand und es deshalb
auch versäumte, tleine Fäbnchen mit
Pfeisangaben auf den Schwartemagen
aufzuvflanzen und einige Würfte an
zuschneiden, damit das lockende Fiilliel
sichtbar werde? tvar es ein Gerneqroß,
der sich darin sonnte, Ladenbesitzer zu
sein« auch wenn ihm dieser Sport tei
nen scheelen Groschen einbrachte? Eafk
er als Philosoph hinter bem Ltden
tisch und vertrieb sich die Zeit mit
Leihbibliothelsrotnanen, oder hockte er
mit seiner Familie in einem dunkeln
Hinterstiibchen lnmtnervoll auf ein«
Signal der Ladentlingel harrend nnd
vom eignen Speck zehrend toie ein Var
im Winterfchlns? Da geschah es tut-;
nach Weihnachten, dasz eines morgen-.
die Tiir weit offen stand; von oben iali
ich den untern Ueberzieberrandj die
Hosen und Stiefel von Männern, die
sich im Laden drängten; woblgeniihrte
Herren, vielleicht Schläcbtertneiiter.
denn dieser Beruf nährt seinen M«tntt,
patrouillierten auf dem Bürger-stein,
steckten zuweilen den Kopf in den La
den und schienen drinnen etwa-J zu
fragen. Ein Dutzend Straßenlinoer
versuchten hin und wieder, sich in den
überfüllten Raum zu quetschen. flogen
aber stets prompt heraus. Das tuar
das Ende! Dem Geschöstsinhaber
war der Atem ausgegangen, seine
Gläubiger kamen, um zu sehen, ob sie
aus dem Schiffbruch einige Trümmer
retthnten ciin Mann stolnerte
aus dem Laden, beide Arme mit Leber
wiirsten bepnckt. Eine nichtgnutzige
Range zog ihm breist eine lange Wurst
unter dem Arm weg und sachte mit
Triumphgeheul das Weite. War das
Straßenraub oder Munddiebsmhlks
Während ich die Frage überlegte, tnn
ein Bursche in blauer Blase, der eine
Pyramide von Schwartemagen bahn
cierte. Als er sie in einen Handlarren
wars, rollte ihm ein Schwartenmgen
aus-«- Pslaster; er blickte sich nicht ein
mal danach, und die Straßenjnqend
eröffnete damit ein Fußballspiel Die
stolze Stadt Stavoren ist mit Türmen
und mit Toren vom Meer verschlungen
worden« nachdem eine blnsierte From
merzienrätin Getreide insWasser hatte
wersen lassen; das Mädchen, dass aus
Brot trat, versanl im Morast und kam
zum garstigen Moortoeib nnd hernach
in die Hölle, wo es lange Jahre seinen
Frevel büßte: während seither die
Kornhalme bis zum Boden mit Lichten
beseht waren, tragen sie heute nur noch
eine Aehre, weil agrarische Mütter ihre
Säuglin e mit einer Handvoll Aehren
sauber ev schten —- toas die lieben
Kleinen nicht schlecht geprictelt haben
muß; in Tirol hat sich unsruchtbares
Felsgeröll iiber blühende Wiesen und
Felder ergossen infolge Mißbrauchg
von Weis-but Jn allen diesen Fällen
handelt es sich um sündhaste Ver
fchwendung vegetabilischer Nahrungs
mittel, aber ist es nicht besonders bei
der herrschenden Fleischnot mindestens
ebenso schlimm, wenn anitnalischeNah
rung schnöd vergeudet wird? Welches
Strafgericht steht denFußballspielern
bevor? Die Sache wurde immer
schlimmer-. Ein Junge, der sich in den
Laden geschlichen, stiirmte heraus und
schwang hoch in der Rechten eine Gir
lande Frankfurter Würftchen. Sogleich
umringten ihn seine Kameraden und
schnappten nach den Würstchen; es ent
spann sich ein hihiges Gefecht, bei dem
dir Franlftirter als Miniaturteulen
dienten· Und siehe: die Würfte zer
ptahtem und in langen, gelben Strei-v
ien wehte der Wind ihren Inhalt, Sä
gemehh iiber den Agphalt. Da ging
mir eine Pechfactel auf. Alles Schwei
mtne war nur ein Gleichnis, die
Zchwartemagen, die Würste, dieSchin:
ten angefertigt zn dem Zweck, daß
Fleischer ihre Schaufenster damit zier
ten und ihre echte Ware nicht dem
Staub, den Fliegen, der Sonne aus
zusetzen brauchten. Die Spekulation,
mit Similiwiirften und anggestopften
Zchinten eigeng einen Laden zu be
akiindem war zwar mißgliictt; daß
cber überhaupt einKaufmann, der doch
wohl nicht wegen Geistestrantheit ent
miindigt war, es gewagt hatte, ein fol
its-es Geschäft anfzutun, erfüllte miclt
mit ftaunender Bewunderung fiir die
s Größe Berlins und die gewaltige Zahl
’ feiner Schweinemetzgereien Jm übri
aen ist der Handel mit geistigen Säge
mehlwiirften noch immer einträglicher.
Vie Clxinesen nnd-die Fremd
herrschaft.
China sieht vor einem Abschnitt sei
ner Geschichte. Ob nun die Republit
bestehen bleibt, oder ob man später
krieder zumKaisertum zurückkehrt, das
nstionale Chineseutum hat sieh gegen
eine Fremdherrschast wieder einmal
rnrchaeseht Alk- uraltes Ackerbau:
rsult sind die Chinesen friedliedend nnd
unterwerfen sich ohneWiderrvillen, wie
ihre Geschichte zeigt, auch der Herr
ichast fremder Eroberer, wenn dies-.
nur ihre Eigenheiien und-Gewohnhei
ten schonen, an ihren alten Rechten
nicht rühren.
So treten uns gleick am Anfang der
chinesischen Geschichte, die mit dem 12.
rot-christlichen Jahrhundert ans dem
ximthischen Dunkel hervortritt, ztnei
fremde Dhnastien entgegen, beide wohl
t.itarischen Ursprungs oder tatarischen
iEinflüssen start unterworfen, die Te
.t,.m- und die TichiuDhnastir. Jn
einem langen fxcZeitraume, bisz Izum
Jahre 206 o. Ehr» nahm das chine
sische Volk diese fremden Herrscher hin-,
dir- mit der Erhebung der Hart-Dyna
stiessthnt v. Chr. bir- 8 n. Cl)r.) die na
tionale Reaktion gegen das fremde Ele
ment einsetzte. Bei dieser und den
folgenden Erhebungen sind esJ Männer
ans- dem Volke, Bauern, die von der
friedlichen Llcterarbeit weg zum
Schwerte greifen, nm dann alg Kaiser
eine Dnnastie Zu eröffnen.
Später naht der Sturm vrn Nor
den und Westen. Di- Sttioimolen wa
rrn nach VernichtJng der China im
Norden start bedriinaenden Lin-Tata
ren, der Vorfahren der heutigen
Mandschus im Anfang des t«?. Jahrs
hunderts, ang- ihreu Vesreiern die Ge
sährlichsten Nachbarn der Chinesen ge
worden. Schlacht aus Schlacht ging
verloren und Ln Hsisn, der Minister
des letzten Vertreter-z der sjidlicheu
SunqiDhnastie, entzog den jungen,
erst neun Jahre alten Kaiser der Ges
fangensclsast, indem er, den Knaben
ans dem Rücken, ins Meer sprang und
sich mit ihm ertränltr. Damit ge
hörte China den klltongnlen und Ku
l-lai-6li«.m, der Shi Tsu der tshinesen
residierte iu Peting und crösnsete die
YiianDnnastie l137l). lind die Chi
nesen beugten sich. Denn Kuhlai war
so llna, alle ihre Gewohnheiten und
Anschauungen »in schonen, und Ruhe
und Ordnung herrschte im Reiche.
So treffliche Herrscher die mongoli
sehe Dunastie dem Reiche brachte, so
sehr sie sich für das Wohl des Landes
interessierten, sie konnten sich die Seele
des Voltes nicht gewinnen. Wieder
tvar es ein Manu, aus ärmlichen Ver
lzältnissen entsprungen, der ssich als
Retter seines Voltes an die Spitze der
revolutionäre-i Bewegung stellte(
TichusYiian-stschang, der, erst bnddhi- »
frischer Priester. nnn das Schtverts
nahm, Naukiug eroberte, nnd sich 1367 i
zum Könige von Wu machte. Schon
1368 nahm er den Kaisertitel an und
eröfnsete als Tat-Isi- die nationale
LUiing-thnastie, nachdem seine Gene
rale Peling erobert hatten, aus dem
der letzte Mongolentaifer Schun-Ti
geflohen war, um wieder in die Steppe
der Scham-) zitriiclzulehrem aus der
einst seine Almen erobernd vorgedrun
gen waren.
Auch dieser einheimischen Dynastie,
die dem Reiche tiichtiae Herrscher gege
ben hatte-« drohte wieder von Norden
her der Untergang. Die Nachkommen
der oben erwähnten Kin-Tataken, die
bis ietzt reqierenden Mandschus, wa
ren in der Mundscksurei eingefallen
Der chinesischeGenernl Wu San Knei.
der sie im Norden bekämpfen sollte,
siihrte sie selbst nach Peting, tvo der
letzte Kaiser der Ming-Dynastie sich
;n«t seiner Gattin und Tochter ent
ei te.
Auch unter der neuen Mandschudns
nastie herrschte im Lande bald wieder
Ruhe, zumal dieseDynastie dem Reiche»
ttlchtige Herrscher gab, die sich in allem
dem chinesischen Geiste anpaßten; nur
den Mandschuzovf zwang man den
Ghinesen auf. Bald aber folgten her
vorragenden Kaiserin wie Rang-di
( l.6(52——-1722) Und Kienklung (1.785
bis 1796), elende Schwächlinge, die
das Land dem Ansiausystem eines
ganz verlommenen Beamtcnheeres
ausliefertm
Gegen solche Bedriickungen erhob
sich sofort wieder das Voll. Schon
der Anfang des vorigen Jahrhunderts
brachte derartige langjährige Erhe
lnmgen. So die ,,Seerevolution«
1806-—.1813. Die bedeutendste, weil
in ihrem Geiste ganz eigenartig ange
legte Revolution war aber die große
Taipingrevolution in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts. Ein eigen
tiimliches Gepräge erhielt sie durch den
Mann ,der sieb an ihre Spitze stellte.
Hung-sin-tschuen war es, ein Mann,
der wieder aus bäuerlichen Verhältnis
sen stammte.
Durch seinen Verkehr mit dem
Missivnar Robert-s war er mit der
christlichen Lehre bekannt geworden
nnd es stieg in ihm der Entschluß aus,
seinem Volke nicht nur ein politischer,
sondern auch ein religiöser Reformator
zu werden. Er schuf zunächst eine ei
gene Lehre, für die er immer mehr An
hänger gewann. Nun vertauschte er
seine religiöse Rolle mit der des Krie
get-s, um die Mandschu, die als Räu
her ins Land gekommen waren, wieder
zu verjagen. Wunderbar! Man
schrieb das Jahr 1848. Auch siir den
äußersten Osten das Geburtsiahr frei
deitlicher Regung. Der Kuli-wang,
ver Bauerntönig, tr-ie ihn die Manda
rinen nannten, riictt im Siegeslaus
vorwärts bis vor Nanling, wo er als
tiaiser Tien-wang den Thron besteigt,
nachdem er sein-In neuen Staat ganz
aus theotratischer Grundlage organi
siert hatte. Die Metzeleien der Man
dschu vermehren nur die Scharen der
Instit-geniert Der Endersola, die
Vertreibung der Mandschudynastie,
war sicher.
Da fällt der nUte Kaiser ganz aus
seiner Rolle. Statt aus Peting loszu
gehen, verliert er sich in seine theotrati
schen Reorganlsationen und vergißt
alle politischen Vorteile sür sich auszu
niitzen Wie ein Gott seinem Volke
u tslchtbar geworden, sitzt er nun in sei
nem Palaste, mustischen Grübeleien
und den Freuden des Harems ergeben.
Umsonst suchen tüchtige Vizeiönige
seine Fehler gut zu machen. Der Sieg
tniipst sich nur selten an ihre Fahnen,
seitdem auch die Engländer als Geg
ner der Taipings anstraten. Deren
Grundsatz: »China den Chinesen«
paßte nicht in Englands ostasiatische
Pläne.
Als der Tientvang nach dem Falle
von Nanting seine Frauen erdrosselt
und sich in seinem Palaste vergiftet
hatte, hatte eine Vollserhebung ein
Ende gesunden. die wie keine der vor-—
aquehenden von hervorragender Be
deutung siir China und seine Stellung
zu Europa hätte werden können. Die
Mandschng konnten nun mit englischer
Hilfe noch funfzig Jahre ihre Miß
tri:tsct-aft toeitersühren.
Die nationale Bewegung wurde
blutig niedergedrückt, aber erdrückt
trsnnte dieser nationale Zug desJ Chi
ncsen. sein Recht und Reich gegen
Frosmdherrsclrast zu schützen, nie wer
dest. Er mußte, wie das auch in un
seren Tagen geschah« immer wieder
tnärtktig ans Tageslicht treten.
Alt seidene-est Feühttnqizauver,
Ein Leuztag ist l:eute, ein Lenztag
iu ·Pllt Heidelberg.
Nicht der erste! L hon seit drei
Wochen ist auf der JJioltentur Freilusts
betrieb. Raum dafz man es ernstlich
gewagt bat, Sliholz und Rodelschlit
ten in die Ecke zu stellen, da kann man
schon seinen Jlachmittagskasfee auf der
beriihmteu lustigen Bergterrasse zu sich
nehmen. Ganz Mannheim findet sich
tir und die guten Heidelberger in Scha
ren, und die Sonne wirft zitternde
Kringeln in dass Wasserglas. Unten
liegt dass liebe alte liest und die Früh
rings-last webt mit sanitireichen Fin
gern bläulich dustige Schleiers über
Stadt nnd Tal.
Früher als anderswo hiilt in Hei
delberg der Frühling seinen Einzug
Wenn der Lenz auf seinem Siegeszug
über die Alpen gezogen kommt, macht
er hier die erste Station, verkündet in
schmetternden Fanfaren den Autritt
seiner Herrschaft. Meister Wolfruni,
Heidelbergs musikalischer Stadttomi
u-.andant, muß sich mit seinem letzten
Bach-Vereins-.tionzert allemal beeilen,
denn kaum das; der letzte Geigenstrich
verklungen, beginnt draußen die Natur
ihre jubilierende Friihlingssinfonie zu
spielen. Schon im Februar wird heute
« diese Konzertsaison eröffnet.
« Jst es denn wahr? Drüben am Hei
ligenberg blühen schon die Mandelbäu
me, am Gaisberg auch, und an der
Bergstraße. Auch die Apritosen drän
gen eilig nach, und die Kirschblüten
wollen, nicht die leßten sein. iZchoni
haben die Sträucher ihk sanft-wuchs
Blätterkleidchen angezogen, schauen die»
Waldwiesen grliu in die grauen Gassen
hinab. Und da, in diesem herrschasts
garten, den ein berühmter Geheimrat
sorglich pflegt, entfaltet sich eine Blü
tenpracht, in rivieraiiippigen Farben
und Formen!
Wer das nicht steht, und fühlt, wem
der berauschende Trunk, den der Früh- ;
ling braut, nicht Herz und hirn ers-»
faßt, dem sogen und singen es die«
Dichter. Eine kleine BiMiothei tönnte
man füllen mit all dem,,-tvas in allen
Sprachen und Jdiomen, in Vers und
Prosa, der alten Stadt huldigend zu
Füßen gelegt worden ist. Schon die
Humanisten ließen schwer-dröhnende
lateinische Hymnen erschallen und der
Minnesänger Oswald v. Wollenstetn
greift schwärmerisch in die Saiten:
Jch rüm dich Haidlberg,
lob, oben auf dem perg,
das schöne sröne mündlin rot
da zeren mues und prot.
Noch manchem Bruder in Apoll ist
,,Haidlberg« als holde Maid erschienen.
Martin Opißen ist sie die ,,Prinzessm
aller Stätt«, der ,,leine Schätze nicht
verglichen werden tönnen.« Den höch
sten Ruhmeslranz wand ihr halt doch
Scheffel, und er sang für tausend und
abertausend andere, sang es für alle
Zeiten: »auch mir stehst Du geschrieben
gleich einer Braut ins Herz«. Aber der
Frühling ist es, der diese Herzensbraut
festlich schmückt, ohne Rücksicht auf
Mode und Geschmack: »
Und kommt aus lindem Süden
der Frühling über’s Land,
so webt er Dir aus Blüten
ein schimmernd Brautgetvand.
Und heute schon, zwischen Februar
und März, hat sie dies schimmernde
Kleid zur Probe angezogen. Doch da
und dort eine kleine Nachhilfe, dort
eine bunte Schleife, hier noch etwas
grün und ein bischen rot, alles ein we
nig satter und leuchtender. und die
Prinzessinbraut kann sich sehen lassen.
Schon jetzt komm-sen die ersten wan
derlustigen Fremden ins Neckartal und
in die alte Stadt, angelockt durch den
Ruhm ihrer Schönheit, angezogen auch
durch den geheimnisvollen Zauber, der
von ihr ausgeht Man sieht es ihnen
an, wenn sie so mit leuchtenden Augen
durch die Gassen wandeln, daß es mehr
ist wie die Allgegenwart landschaftli
cher Schönheit, die jenes Feuer entzün
det. Man sieht es ihnen an, daß sie
eifrig nach etwas suchen, daß sie alle
Ecken und Winkel druchstöbern nach "e
nem geheimnisvollen Schuß, er
irgendwo und überall verborgen ist.3ie
sagen es nicht, was sie mit heißem e
gehren suchen, und doch weiß man es:
sie suchen ein Stückchen Romantii, das
märchenhafte Zauberding, dahier ver
borgen ist. Franz Düfner.
Mailands Sultans in Oft-nein
Aug St. Petergburg wird geschrie
ben: Gleich nach dem Ausdruch der
chinesischen Revolution wurden hier,
besonders in nationalistischen Kreisenf
Stimmen laut, die forderten, daß
Rußland die neugeschaffene Lage im
Fernen Osten energisch aus-nutze. Jur
mer wieder ist seitdem in diesen Krei
sen betont worden. daß Ruszland im
Selbsterhaltungsinteresse die Separa
tiongbestrebungen der Mongolen nach
driiellich unterstützen und ihnen durch
finanzielle Unterstützung Organisie
rung einer reguläreu Wehrmachh Ent
sendung von Jnstruttoren, Waffenlie
serungen usw. unter die Arme greifen
miisse, um sich ron vornherein die
Sympathien der Mongolen zu sichern
und einen Rusferstaat zwischen Nuß
land und China zu schaffen, das nach
seine-. politischen und geistigen Auser
stehung ein höchst gefährlicher Nachbar
zu werden drohe. All diesem Drangen
zum Trotz hat die russische Regierung
die von den Mongolen mit. der Bitte
um Hilfe aus-gestreckte Hand nicht er
griffen und mus; nun siir diese-J Ber
halten von einem großen Teile der
Presse recht bose Worte iiber ,,Vernach
lössigung der oaterländifchen Interes
sen«, ,,Unbegreisliche SchwersiilligleitC
,talentloie5 und furchtsasnes s,—-mdern"
hören Dag- Verhalten der russischen
Disklmnatie wird aber begreiflich, wenn
man einen Einblick in die sattische
Stellung Ruszlandsii im Fernen Osten
tut, wie sie ausJ einem in der »Retsch«
veröffentlichten Gespräch mit einem
hochgestellten Diplomatew einem ein
stigen Mitarbeiter des Grasen Witte,
erhellt. Der Gemährzsmann der
,,Retscb«, in dem viele den Grafen
Witte selber vermuten, gibt unumwun
den zu, daß Ruszland zurzeit im Fer
nen Osten im besten Fall die zweite
Geige spiele und basi, obgleich ofsiziell
alle den Fernen Osten betreffenden
Fragen von Rußlunr und Japan ge
meinschaftlich entschieden werden das
gegenseitige Kräfteverhältnis Rußland
tatsächlich zwinge, im Einklang mit
den Interessen Japans zu handeln.
Russland miisse daher möglichst ver
meiden, die Chinesen irgendwie zu rei
zen, un nicht Japan einen Grund zu
geben dasselbe zu tun: denn wenn
Nußland sieh von der llnteriliitznnl
der rnongolischen Separationsbestre
bungen einen Vorteil verspreche, so
tönne es gleichzeitig gewiß sein daß
zapan nicht Verfehlen würde, sich eine!
dreimal so grDoszen Anteil an der Beut
zu-sicbetn. Diese niiehternen Betrach
tungen eines gemiegten Diplomaten
diirsten wohl die Begeisterung siir eine
abenteuerliche Spelulationspolitit im
Fernen Osten und besonders in der
Mougolei erheblich dämpsen.
--—-—
Stolzes Vewußifetm
Rekrut: »Heute nannte mich mein
Leutnant einen Pfadfinder auf den
Gebiete der Dummheit.«
Kinder-much
Großmutter: »Was seh ich « in
Deinem Zeugnis sieht da eine Bemer
kung: ,,Plaudert gemei«
Die kleine Ella: »Ach, Großmama
—Du weißt, das ist is bei uns Frauen
»die schwache Seite!«