Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 22, 1912, Zweiter Theil, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Mk Oktkmbebrikk von
Uizztt Ismkstmgkb
No. SU. Wie mer noch in die alte
Kontrie ware, ii es e Ruhl gewese,
daß zu Faßnacht Faßnachtsireppele
gedenke tin worde. Die stids hen schon
sor Monate vorher gedattert un ge
lwehlt un wenn mer gedehrt hätt, die
aßnacht piihse zu lasse mitaus zu
alte, dann hätt mer ebbes erlewe
könne. Jn dieses hier Kontrte is es
different. Hier muß jeden Samstag
gebacke wern un auch noch manchmal
ditwien. ganz abgesehn, was die Kids
noch biseids sor Kendie spende. Ich
tann Jhne sage, die Juneitet Stehts
is das Kontrie der unbegrenzte Sie
sigteite.
Well, sor widder uss die Faßnachts
kreppele zurückzukomme, will ich Jhne
sage, daß ich diesmal die Eidie trieqtj
den, den schöne alte Kostem widder
emal autzuwiirmex mer muß doch
enniweg ebdes sor sei Deitschdumm
duhn. Jch hen zu den Philipp. wagt
mein hoshand is, gesagt: »Philipp,1
ich hen e Surpreis for dich in Stohr; l
ich gehn un backe Faßnachtatiichele!«’
Jch hen eckspecktet, daß der Philipp
sor lauter Vergniege iwwee tombele
dehtx awwer nias wie das: er hat e
Fehs emacht, als wenn ich ihn machel
wollt fZiästereul nemnie. »Das is gut
genug for die Kids, hat er gesagt,
awwer ich gewwe nias um den ließe
Stois; e gutes Pies Steht is einige
Zeit gut genug sor mich.«
Das Ding hat mich geärgert wie
alles; ich hen zu mich gedenkt, wart
nur« ich will dich schon dein eenfel
liges Mailche wässern mache, wenn ichs
mit die Schüssel voll Domplinag ereiJ
komme. Die Buwe hen ich gar nicliji
gesagt, awwer wie le all ins- Bett
ware« da hen ich mich dran gemacht,
un hen mein Doh gemacht un ich lann
Jhne sage, ich hen an nicks gespart
Es is nur einmal Faßnacht im Jahr
un da macht es auch lein Difserenz,I
wenn mer e wenig eckstriiwwegent ig.
Wie ich so dei die Arweit war, da hen
ich uss einmal gedenkt, bei Galle, hen
ich gedenkt, ich duhn wiiche, ich hätt;
liewer die Geschicht aar nit gestarH
Wisse Se, es is schon so lang her.
seitdem ich die Krepvele nit mehr ge
platze nit mehr an dass Resiet erinnere
hen lönnr. Jch weiß, die Wedesweii
lern hat e arig gute-) Restet, awwer
zu die wär ich nit gange un wenn ich
mein ganze Stoff geipeult hätte. Die
is mich denn doch e wenig zu ussge
blose un zu stockopp un säßig Jch hen
zu mich gesagt: Lizzie, hen ich gesagt.
du hist e ziemlich gute Kuci un ich
lann nit sehn, warum ich nit die
lumpige Küchele backe soll, ich mache
es jetzt emai, wie ich es sor gut halte
un se wern schon gut genug sor die
Nids sein. So sm ich dann zu Wert
gange un hen plentie Flauer genomme
un hen dann aus jedes Paund Flauer
dreiviertel Paund Schucker genomme.
dann hen ich e halwei Dotzend Ehts
dran gedahn un weil ich riemernbert
hen. daß auch ebbes Fiehwer dran ge
hört, da hen ich Leinmentschuhs ge
juhsi un plentte davon. Wie ich die
Michele gesickst gehabt hen, hen ich se
noch emal ordentlich in Schucker ge- (
rohlt un hen se dann gebacke· Jch
muß sage, es hat arig sein geschmellt
un ich hen mich schon in mein Geist
ausgedehnt, wie die Buwe sich am
Morgen draus sterze dehte. Wie al«:
les fertig war, hen ich se in e Schüs
sel gedahn un hen se geheit, bilahs,
ich weiß, wenn der Philipp heim lam
me duht un er is noch ehbel dazu, dann
schnuhpt er immer in die Pehntkie
erurn. sor noch ebhes zu esse zu sinne.
Wenn der die Michele gesunne hätt,
dann hätte met am Morgen Brot zu
unseren Kassie esse. könne.
Jch sin dann ins Bett un sin so
teiert gewese, daß ich gleich eingeschlase ;
sin. Den Weg hen ich ihn auch gar nit I
heimkomme höre. Am nächste Morgen!
sin ich in Zeit ausgestande un hen en’
Kassie gelocht, der war eh Nomber
wonn. Jch hen oerdollt nit an Knssie
espart. bilahs was is der Juhs die«
feinste Michel zu hen. wenn der Kassie s
nickt annerschter is wie so e dünne»
lappf Jch hen den Tehbel schön-E
au gestckst un hen die Schüssel mit die;
K chele aus den Tehhel gestellt; dann l
hen die Mds aufstehn mache. Das
nimm immer e lange Zeit un so war
es auch diesen Morgen; wie se dann
endlich daunsters loinme sin, da hen
ich mein Kassie schon zweimal ge
wärmt gehabt. Se hätte awwer emal
die Fehäes sehn solle, wie se die Miche
le geno tißt hen! Ei tell fuh, se ware
MOCU MI, Das im Mich OOO Ums Bek
i
i
all Schmieii Un dann sin se dran
Ringe. Der Eddie hat in eins von die
iicheie gebissk un es is ihn en Tubz
ans sei Mailche gefloge iomme. Die
annere Bntoe hen auch getreit un tei
ner hat e Stück abbeisse iiinnr. For
Guttneß Sehi0, hen ich gedenkt, was
is denn da gehiippend. Jch hen mich
eine von die Kreppelg getiickelt un die
is so schwer gewefe wie Lett! Ich
den mit e Messer dran erum gewon
iiet un dabei hen ich das Messer abge
broche; well for e lange Storie lorz
zu mache, die Kücheie wate nit zu
esse. Jch hen das Fenster aufgemacht
un hen se all autfeit geworfe un e
Minnit später hat es autseit e große
Kominohfchen gen-we. Die Embullenz
is herbei komme un hat en Mann
aufgepicit un hat ihn nach den dass-it
tel gebracht. Ich hen ausgebian daß
er von meine Küchele getroffe is wor:
de un dabei e Fäckticher von sein Stall
erlitte hat. Jch hen mich in den Ha
spittel erkundigt un da hen ich gehört,
daß die Viehsichenö nit eckspecite, den
Mann dorchzupullr. Ei tell jah. ich
hen mein Truhei un das alles nor
weil ich mich widder emal for meine
Jamiich uifgeopfert hen. Jch hoffe
dag die Wedesweilern nicks ausfinne
du t.
Mit allerhand Achtung
Yours
Lizzie HanfiiengeL
AHX
Ists-If
Tochter: Mamm, den Otto heirafe fast
nicht mit feine-: brennend toten Haaren
Mutter: Was, nur darum nicht, hast
du nicht gesehen, daß sie ihm bereits aus
geben«
—.-—.
I ’I
· »Sei-ou doch, da dreht detdherr Doktor
im Tanzt sich mit 'ner gen-then Rauche
anke.'·
»O. da irren Sie sich ungeheuer Die
Dame tenn’ ich, ihr Name ist Muth
p-— —
W T- M
Untetoffiziek (angeheitert, «an de
Pkomenade, dessen Zu atke exloicheth ver
langt in ziemlich bcits et Weise Fkuer von
einem kleinen eingeschüchtctten sztvtlistettz
dessen Zigakre gleichfalls erloschen ji«
Was, selbst mthelöicht?l -—— Das ist keine
Entschuldigungl Wenn ich Feuer kom
mandiere, haben Sie sofort Feuer zu ge
vcn, verstanden? -
p— ,
»Diesms( sind die Treibet aber rein
gefalleni Kein einijiqer hat Schmerzens
eld get kiheqb ich diesmat nur
ßlmd qeladenh
Ein Königreich unter Glas-.
Am Ziiricher See schläft ein ver
scholtenes Königreich Die Ruhe eines
Friedhon entströmt den Hallen der al
ten Burg von Rapperstoil,too vor vier
zig Jahren das Nationalmuseum des
Königreichs Polen entstand, aus schwe
ren Anfängen durch die Munisizierung
polnischer Edelleute zu grosserVollftäm
vigteit erwachsen. Jm Schlosse ruhen
in gläsernen Vitrinen,in der stillstehen
den Lust eines Museums die Zeugen
großer Tage, und die vielen Fahnen
aus ruhmvollen Schlachten flattern
nicht mehr. Jn langer Reihe folgen
einander die reich geschmückten Säle,
aber die Fenster halten die Buben
scheiben verschlossen, und die eintönige
Stimme des Führers vermag dies
Reich nicht zu belegen. Was man zu
erst erblickt. sind Trophäen u. Erinne
rungen an die großen drei letzten Erhe
bungen. Auf leeren Stöcken hängen
verschliffene Uniformen, die einst die
Leiber Kosciustos und vieler Frei
beitihelden geschmückt. Neben der To
tenmasle eines Vorlämpfers im Aus
stand von 1880 hängt eine Sträs
lingsjacte aus Sibirien u d die
Knutr. »hier fehlt das Blei aran«,
ergänzt der Führer. Dort blitzen aus
gläsernen Kästen Säbel und Fern
rohre großer Generale und Geschenke
Napoleons an Poniatowsti. der bei
Leipzig in der Elfter ertranl. Furcht
bare Schwerter, geschwungen von mu
tigen und phantastischen Kriegern. lie
gen ftumm neben zierlichen, mit Edel
steinen besetzten Degen, die ein Nach
fahre und Ueberlebender aus den
Kämpfen von 1863, heute Verwalter
dieses Museunis, ein achtzigiähriger
Graf, in höchst unsreiwilligen Muße
stunden selbst verfertigt. Sie sind
reicher und kostbarer als jene alten
Schwerter, aber für ein Museum ge
macht, nicht fiir ein Volt gezogen.
Allentbalben reihen lich Kupfer an
Oelbilder, in unendlicher Folge Ge
stalten häufend, die das Volk allegori
sieren: meist tief gefühlte und schlecht
gemalte Bilder. Nahe dabei das Wert
eines nach Sibirien Verbanntem der
Alls clclclll clllslgkll Vlllct Puplcl kluc
unendlich verfeinerte Trauerweide ge
schnitten, an der ein trauernder Ge
nius ruht. Und nun folgen die Siile
der Könige. Jn kostbarer Arbeit bat
Bianchini eine große Zahl der vielen
Könige in Gemmen geschnitzt, nnd so
trill es die Ironie, daß diese Ahnen
Galerie —— en miniature ist und auf
Samt ruht. Dort spricht aus den
Zügen der Herrscher die fast tausend
jiibrige Geschiche dieses merkwürdigen
Reiches, dessen erster König, der Piaste
Ziemowit, mit· den lcytem Friedrich
August dem Dritten und Poniatowsti,
durch eine Reihe von Königen verbun
den ist, die mit nur kurzen Jnterreg
nen vom neunten bis zum Ende des
achtzehnten Jahrhunderts reicht. Aber
auch in bedeutenden Oelbildern sind ei«
nige Könige vertreten, und so start ist
in diesen Hallen das Gefühl fiir jene
Geschicke gesammelt, daß auch der
Kenner vor einem Nubens und van
Dnt das Wert um den Dargestellten
vergißt Dann reiben sich die Bild
nisse leidenschaftlicher und steifer, her
rischer und melancholischer Königin
nen. Becher erglänzen, aus denen die
herrschet «Z,iige Rheinweins nieder
gossen«, Werte aus töstlichem polni
schen Glas, rot und gold, mit reichen
Deckeln. Prunlringe ruhen daneben,
die diese Könige vorn Finger zogen, ixe
ibren Geliebten zu reichen, und dia
mantene Gürtel. Von Gold und Sil
ber Reiseapothelen, die sie in herrlichen
Wagen mit sich führten. Dann wiev
derum die Bildnisse von« Schriftsiel
lern, die Feder in der hand, und d«
neben in Nationaltracht. Graf Plater.
der diese Grabtapelle entschwundencr
Macht gegründet: der Kon eines edlen
Erben, mit großer Stirn, doch ziei
losem Blick, ein Patriarch.
Oktave Uns alles tellll ouklyemnn
der steht, erhöht Reiz und Stimmuna.
Oft hört man: Dies ist die Büfte eines
Wohltäters Palme-: Soldat und Tini
ter, und ihre hinreiieenden Testankenee
liegen in Rahmen an den Poitamen
ten. Neben der Tabatiere August-:
des Zweiien ruht das griechische stren:
eines Königs aus dem zwölften
Jahrhundert, der Schlüssel des Tores
von Warschau bei der Plalette Bude
relvskis, ein Rasierzeug Poniatowstiz
nahe den Sonetten der Katharina Ja
gellon, dabei eine Toledanertlinge mit
Widrnung des Königs Sigismund.
Chodowieckis Zeichnung, ivie der Fio·
nig den Senat verläßt, ein Ehrenfähel
und eine PuderlchachteL Die Eleganz
und Nitierlichteit jener Geschlechter,
ihre Trauer und Wildheit. ihr Mut
und Ueberniut der Quell von Sinn
lichteit, der ihnen entsprang, flüchtig
oder fesselnd — die Geschichte ihre-r
Seele erzählen die zusammengewürfel
ten kleinen Dinge, an die lich ihr Herz
gehängt. Die größten unter ihnen ba
ben eigene Söle des Gedächtnisses.
Boran Koöziusio — dessen Herz un
ten in den Schloßlapelle begraben --—,
Gläubiger und Soldat durchaus, der
im Jahre 1794 die große Er
hebung in Kraiau protlamierte
und mehr als zwanzig Jahre später
verbannt in der Schweiz starb, nach
dem der Unersättliche den amerikanis
schen Ireiheiiztrie als Führer mitge
fochten, und an dessen Sterbebette,
das dort-in der Ecke siebt, die polni
iche Fahne vom Sternenbanner ge
treuzt wird. Jenes bekannte Bildnis
hängt dabei, auf« dem er in gefalteten
Oänden das Schwert hält und den
Blick nach oben schickt. Abbildungen
von Denlmiilern dieses Polen, die auf
Long Island und in Washington sein
Gedächtnis erhalten. schmücken den
Raum im Schweizer Exil. Eine rie
sige Welttugel im Nebensaal deutet
schon von weitem den Raum des Ko
pernilus. Seine Bildnisse zeigen den
fabelhaften Kopf, gewissen Köpfen des
älteren Bellini ähnelnd, spitz und mi
santhropisch, die langen Falten paral
lel, die von der großen Nase zum Kinn
führen, das Auge vorsichtig, und doch
scheint es jenseits gefesselt. Daneben
tin Standbild, das den mysiischen
und mathematischen Kopf sinnlos ver
schönt, und durch Attribute zu deuten
sucht, was dem Antlitz mangelt. Aber
unter Glas ruhen auch hier die
Schwerier des Helden, kostbare Drucke
seiner Werte, und eines ist von 1543
nnd beißt: De revolutione orbium coe
lestiurn. Es folgert der Saal von
Mictiewirz, dessen Kopf zwischen
Schiller und Schopenhauer steht, der
Saal der Freunde Polens und man
cher andere. Bibliotheten, Galerien,
Handschrifiem Ausrufe. Briefe unter
Glas. darunter jener Brief der Sym
pathie an Polen, deikhundertiausend
England-er unterzeichnet. Aber mit ei
nem Male nimmt man vom Fenster
aus im Schloßgarten unter uralten
Bäumen drei einfache Grabplaiten
wahr, grün oxypierh unter bronzenen
Kränzen. Dort ruhen die Gründer
dieses »Reiches unter Glas«. Lang
sam und in Gedanken an verschütteie
Herrlichkeit steigt verFremde die Trep
pen nieder mit einem Male fällt
sein Blick auf eine Büste unter vielen
die eingereiht ftehi, als wäre sie ihres
gleichen. Es sind die Jünglingsziige
Friedrichs Chopins, in die er blickt,
jenes polnischen Königs, der ohne
Vorfahr kam und rhne Erben ging,
aber dessen Reich unstesblich ist, weil er
Leiden und Leidenschaft seines Volkes
in Musik verwandelt.
Der von-same see Donau-um«
Jn diesen Tagen der Feste nnd
Prantmahle am preußischen Hofe darf
man für einen Abschnitt aus der von
Professor Paul Seidel geschriebenen
Geschichte des Silber- und Gold
satatzes der Hohenzollern ein gewisses
Interesse voraussehen Von den mör
chenhasten Kostbarkeiten, die sich im
Schlosse an der Sprec, besonders wäh:
rend der Regierung des prachtlieben
den ersten Königs-, angehäuft hatten
nnd unter dem sonst so fpatfamen
Soldatentönig, soweit es sich um sil
bcrne Pruntstücke handelte, vermehrt
tr-nrden, hat sich nur wenig erhalten.
Es ist allgemein bekannt, daß Friedrich
der Große in den Zeiten der höchsten
Not, 1745 und 1757, den größten Teil
des Silberschatzes in bares Geld uni
münzen ließ. Der goldene Schatz, von
dem viele Stücke aus der Oranischen
Erbschaft ftammten, hatte schon zur
Zeit Friedrichs l. den für damalige
Verhältnisse sehr erheblichen Metall
wert von 1()6,000 Talern. Friedrich
Wilhelm l. ließ ihn im Jahre 1718
aus dem Tresor nehmen und übergab
ihn der persönlichen Obhut seiner Ge
mahlin, deren Privatbesitz an goldenen
Geräten er durch Geschente vermehrte,
unter denen sich einGießbecken nnd eine
Kanne im Werte von fast 2000 Talern
befanden. Gegen Ende des Jahre-H
1741 beschloß Friedrich der Große, den
gesamten Goldschatz, den ihm sein Va
ter hinterlassen hatte, einschmelzen zu
lassen und zur Anfertigung eines gro
ßen goldenen Tafelservices zu verwen
den. Der Jutoelier Liebertiihn, dem
die ganze Goldmasse zu diesem Zweck
ausgeliefert wurde, muszte eine Kau
tion von :,53,000 Talern in liegenden
Gründen und eine andere von 8i),t)s)0
Talern durch die Bankiers Splitgerber
und Dann stellen. Die letzten Stücke
dieses goldenen Tafelgeräts, zu dem
zwölf Dutzend Teller gehörten. wurden
ien Jahre 1744 abgeliefertsp Nachdem
siebenjäbrigen Kriege netz vFriedrich
der Große ans dem sogenannten ,,Gol
denen Kabinett« seiner Mutter —
Kron-, Arm- und Wandleuchter, Gue
ridons und Brandeuten des Kaming
aus purem Golde —-— ein zweites gol
denes Tafelserdice verfertigen, und
mit dieser Ergänzung bildete das erste
nun bei allen Festlichteiten das Haupt
glanzstiict töniglicher Prachtentsaltung
Jm Jahre 1809 befahl Friedrich Wil
helm lll., um die siir sein Land nicht
erschwingbare Last der an Frankreich
zu zahlenden Kriegslontribution zu
verringern, dieEinschinelzung des gan
zen goldenen Tafelservice, das zu die
sein Zweck nach Hamburg gebracht
wurde, wo man über 230,000 Taler
daraus erzielte. Nur ein einziger Tel
ler von diesen Herrlichkeiten blieb er
halten. Königin Luise ließ ihn sich
nach Königsberg senden, gab ihn aber
bald wieder an dieHauptlasse der See
handlung zurück, die die Uebersiihrnng
des Schatzes nach Hamburg vermittelt
hatte. Das Gewicht des Tellers be
trägt 688 Gramm, den Metallwert hat
man aus 1720 Mark berechnet.
Die Jtaliener sind vor Freude über
Tripolis wieder außerRand und Band
geraten, und haben gewiß nicht viel
Ursache dazu.
si- If
Aus Delaware lonnnt eben die erste
dieöjährige Meldung, daß die Pfirsich
blüte Schaden gelitten habe. Sparen
Sie, geschätzte Leser, Jbre Tränen, die
Nachricht erscheint noch ein paarmal,
bis der reiche Erntesegen den Markt
überflutet.
l Femeibige Frauen
Eine gewisse Välle und Rundung
der Formen des weiblichen Geschlechts
ist hübsch und gesund, Ein Zuviel da
gegen ift unschön und beeinträchtigt
die Gesundheit und das Wohlbehagen.
Es ist daher verständlich, wenn zu
starke Damen trachten, von ihrem
Ueberschuß an Fett etwas anzubrin
gen. Nur sollen die Entsettungsbestre
bungen nicht zur Modesache werden,
und es sollten nur jcne Damen Ab
magerungsturen machen, die in der
Tat und nicht bloß nach ihrer Stabil
dung zu voluminös sind.
» Abmagerungsturen sind nicht ganz
!·aleichgiltig, wenn sie rapid und un
sinnig gemacht werden. Jn diesem
Fall können leicht Schwächungskuren
daraus werden. Ein zu schnelle-Z Ent
fetten macht nervös. Und, was die
Damen besonders bedenken sollten, es
erzeugt Falten in der Haut und läßt
dann alt erscheinen. Aus diesem
Grunde soll man sich hüten, einen
Entfettungsretord schaffen zu wollen.
Darum ist es auch sehr zweckmäßig,
während einer Entfettungstur Pausen
eintreten zu lassen, in denen man nicht
entfettet. Zum Beispiel, man hält sich
vier Wochen streng und nimmt ab,
dann bleibt man vier Wochen bei libe
ralerer Diät und begnügt sich damit,
bloß nicht zuzunehmen. Sodann geht
man wieder an die Entfettung. Das
ist zweifellos naturgemäßer und siir
den Organismus gesunder als das
tontinuierliche rasche Abnehmen
»Man hält sich!« Was heißt das?
Die Hauptsache bei allen Abmage
runasluren ist die Diät.
Wenn man nicht eine ausgesprochene
systematische Entsettungstur machen
will, so betrachte man folgende Winke
sbeziiglich der Diiit der Fettleibiaem
«Damen, die zu dick sind, oder zum
sDicktoerden neigen, müssen alles Fett
!vermeiden, wie Butter, Speci, Mar
taarinr. Pflanzensett, Oel. Rahm,
sBratenfett, fettes Fleisch, Nierensett,
.Gansleber, Wurst, Zunge, fetten
»Schinten fette Fische (Aal, Sardinen
usw.), Eidotter, ;’tiise, fette Früchte
(Mandeln, Nüsse, Oliven); zweitens
müssen sie alle Mehlnahrung sortlas
sen, wie Semmeln, Brot, Bröseln, or
dinäre Mehlspeisen (Auslauf, Pud
ding, Schwamm Kuchen usw.),
Bäckereien, Torten, Cates u. dgl.,
dann die trockenen Hülsensriichte, Erd
üpsel, Reis, Sago, Gries, Hafergriitze,
Tapiota, Arrowfoot usw« wegen des
verbotenen Mehles soll auch nichts ge
stäubt und paniert werden, nichts mit
Mehl eingebrannt oder eingemachtx
und drittens soll auch der Zucker und
alles Süße aus der lKost dicker Frauen
ausgeschaltet werden, also Zucker,
Kandis, Honig, Bonbons, Schotolade,
Katao, süßes Kompon, süßes Obst,
wie Californiatrauben, Feigen, Dat
teln, dann Zuckererbsen, Fruchteis,
Eistasfee u. dgl. Statt Zucker tann
man in schwereren Fällen von Fett
sucht Saccharin, Krustallose usw. ver
wenden. Wasser oder Mineralwässer
dürfen Fettleibige nach Herzenslust
trinleu. Sie sollen ja auch nicht Hun
ger leiden! Das macht schwach und
trank. —
Bei Entsettungsturen soll man fünf
Mahlzeiten im Tag halten: Frühstück,
Gabeifriihstiich Mittagmahl, Vesper
und Nachtmahl Zwischen Frühstück,
Mittagessen nnd Abendmahl soll ein
zweites Frühstück (Gabelsriihstiict«)
eingeschoben werden, damit der Hun
ger und die Versuchung im Zuviel
essen bei den Hauptmahlzeiten nicht
zu gross ist. Und jedesmal soll man
sich satt essen. Die Hauptnahrung be
stehe aber dabei aus magerem Fleisch
und aus sehr großen Mengeu von
grünen Gemüsen und Salaten. sowie
aus viel Obst. Bei jeder Mahlzeit
Obst! Und zu jeder Fleischspeise
mehrere grüne Gemüsebeilagen und
sgleichzeitig Salt-it und Gurteu Man
sou aueg Fleisch reichlich garnieri
essen. Brot ist nicht zu empfehlen;
statt des gewöhnlichen Brote-H kann
man, wenn es nnnnigiinglich notwen
,dig ist, etwas weniges Grahambrot
;aestatten. An Stelle der Mehlsveisen
’wird Obst gegessen. oder esJ lönnen,
iwenn es einer nicht ohne Mehlspeife
aushält, Speisen ang Eierllar, Gela
»tine, Obst oder unaesiißter Manne
slade und Magermilch mit möglichst
ywenig Mehl und möglichst wenig
lZucker gemacht werden. Statt der
gewöhnlichen Mehlsorten empfiehlt es
sich, Glutenmehl zu benutzen, das nur
den achten Teil von settmachenden
Rohlenhydraten enthält.
Neben der Passenden Kost ist aber
auch daraus zu sehen, daß die Fett
leibigen genügend Bewegung haben.
Sie sollen viel spazierengehen even
tuell turnen, reiten. rabsahren,
schwimmen, eislausen, Tennis spielen
usw. Das ist wichtig. Nur lieben es
manche Damen nicht, sich strengen, un
bequemen Entziehungskuren zu unter
werfen. Viel lieber richten sie ihr
Augenmerl aus die von spelulativer
Köpfen auf den Martt geworfenen
Entsettungsmittel, di: angeblich das
Fett wegnehmen, »ohne Berufsstörung
und ohne besondere Aenderuna der ge
wohnten Lebensweise« usw. Alle diese
Mittel sind aber wertlos oder gefähr
lich. Die meisten enthalten Säuren
oder saure Salze, die den Magen ver
derben und die Eßlust nehmen und da
durch wirken; andere wieder enthalten
Schilddrüsenstoffe und schädigen das
Herz. Wer magerer werden will, muß
-
auch die Unbeaueinlichteiten einer Ent
settungslur aus sich nehmen« die aber
nicht im Hungerleider bestehen, son
dern nur in der Vermeidung lieb ge
wordener Speisen, die fett machen und
fett gemacht haben.
Zum Schluß sei noch das Muster
schema einer schon ziemlich leichten
Entsettungstur angeführt, aus dem
jede zu dicke Frau unter Beratung mit
ihrem Hausarzt den für sie passenden
Speisezetter tonstruieren kann:
I. Frühstück —- Eine Tassee Tee
mit sehr wenig oder gar keinem Zucker;
im Notfall 1, 2 bis 3 Eßliiffrl Milch
dazu. Bei Hunger noch 1 bis 2 dünne
Schnitten Grahambrot mit etwas
ungesiißter Marmelade.
2. Gabelfriihstiicl (cbligat) —- 3 bis
5 Unzen frisches Obst. Hernach IX
bis 1 Stunde spazieren gehen.
Z· Mittagsmahl —- Einen Teller
entsettete Bouillon mit Gemiiseeinlage,
s, 4 bis 5 Unzen mager-es Fleisch in
einer oder zwei Sorten oder ein Teil
davon als Fisch gereicht; alles zube
reitet gewogen; dazu Z Unzen mager
hergerichtetes warmes, grünes Ge
müse oder Blumenlohl oder Spargel
und außerdem Z Unzen talte Gemiise
beilage ( rote Rüben, Essig- oder
Salzgurken) oder grünen Salat oder
Krautsalat oder Guttensalat mit we
nig Oel; hernach bis zu 12 Pfd. fri
sches Obst (Aepsel, Birnen, Orangen).
Gestattet ist noch im Anschluß eine
kleine Schale schwarzer Kassee. Nach
Tisch nicht niederlegeni
4 Vesper —- Eine Tasse Tee und
ietwas Obst Hierauf eine Stunde
spazieren gehen.
5 Nachtmahl — 3 bis 4 Unzen
laltes oder warmes Fleisch ohne Fett,
ldazu 3 bis5 Unzen kalte oder warme
;griine Beilage — auch Rettig — nnd
endlich o bis 6 Unzen Obst.
) Dr.E.J.Ernst.
Ein moserms Weltwmrder.
Vor kurzem ist ein modernes Welt
wunder, die Bahn, die die Küste von
Florida mit Ren West verbindet, dem
Verkehr übergeben worden. Indern
die »Florida Kehs« als Stützpunkte
benutzt werden, ist de: Schienenstrang
156 Meilen weit Eile-r den Ozean ge
baut worden.
Eine auserlesenc Gesellschaft, zu der
die Washingtoner Gesandtschaften von
Italien, Mexito, Portugal, Costarita,
Santo Domingo, Ecuador, Genue
ntala, Salvador und Uruguah Vertre
ter geschickt hatten, machten aus dem
von Mianti abgehenden Spezialzug die
erste Fhrt mit. Jn Keh West beteilig
ten sich die Kreuzer Washington, North
Carolina, Salem und Birmingham,
sowie der portugiesische Kreuzer Ara
mada unider Feier.
Die Arbeit an dieser Bahn über das
Wasser wurde irn Jab:: 1905 begon
nen. Hean M. Flaggler, der Stand
ard Oel-Millionen und Haupteigentii
mer der Florida Enst Coast-Bahn, ist
der finanzielle Hintermann des Ries
sentinternehmen5, an dem seither un
unterbrochen :t()()0 bis 4000 Maan an
der Arbeit gewesen sind. Hunderte
von Schleupern, Leichtern, Tauchern,
schwimmeuden Hebetranen, Bagger
rnaschinen und Fahrzeugem die siir
Taucher eingerichtet sind, mußten in
Dienst gestellt werden.
Der ursprünglich auf V15,(«t()n,000
nescitätzte Kostenpuntt tonrde kei wei
tem überstiegen Obwohl die Bahn
nur einen Schienenstrang hat, stellten
die Herstellunagtoiten sieh doch nuf
Pithnun per Meile, mehr wie ftir ir
gend eine andere Baljn der Welt·
llm dag- Bahnbett gegen die Wellen
zu schützen, wurde dasselbe Etl) Fuß
hoch gebaut. Trotz dem bielsachen Ge
rede von hathoben Wellen ist durch
wissenschaftliche Berechnungen festge
stellt worden, daf; Jie höchsten Wellen
an diesem Teil der ntlantischen Küste
nur bis zu 25 Fuß boch werden.
Der Schienenstranq fiihrt über 42
Inseln oder Keyzx Die größte Was
sersläche, die in einer Strecke über
brijclt wird, ist sast sieben Meilen lang
Aus einem der Keyg mißt der Schie
nen rstana 16 Meilen, und hier führen
die Geleise durch prächtiae Palmen
haine, die zusammen .nit dem glänzen
den Weiß der Korallenrisfe ein präch
tigesJ Farbeibild geben.
Bei dein Bau der neuen Bahn, die
Key West tatsächlich zu einem Teil des
Festlandeg macht, tamen 286,00() Fuß
Zement, 12,000 Fuß Baumstämme
und 2,(300,0t)l) Fuß Bauholz zur Ver-«
ioendung, außerdem große Quantitä
ten Eisen nnd Stahl.
Aus der einen, sieben Meilen langen
Strecke bis nach Long Kett mußte das
Wasser durch nicht weniger als 186
Bogen iiberbriictt werden.
Seinen größten Wert wird die neue
Bahn nach dem amerikanischen Fest
land nach der Fertigstellung des Pa
nama - Ranals erhalten, da angenom«
men wird, daß viele der Schiffe, die
nach dem Kanal bestimmt sind, in Ket)
West Station machen werden.
Daß sie nicht alle Aemter bekommen
konnten, machten die tubanischen Bete
ranen noch hingeben lassen, aber, wenn
sie die erlangten noch wieder räumen
sollen, werden sie’s auf eine amerikani
sche Jntervention sicherlich ankommen
lassen.
II III II
Der getreuefte Gefolgsmann deöuns
glücks ist das Gedäsytniz
II I
Wenn das Geld ausgeht, bleiben die
Sorgen· zu Hauz.