Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 16, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    Mluag dort Karin Michae
lis.
M wußte den Weg nicht mehr.
Der Dld schloß sich nach allen Seiten
im sie herum. Jn den hohen Tannen
Mschte und seufzte es, und Raben
Nrme treischten. Zwischen herab
rieselnden Nadeln sanken Federn käm
pfmdek Vögel herab. Ellis war stier
kich gestimmt wie immer, wenn sie sich
in einem Walde befand.
Franris hatte ihr verboten, weiter
als bis zu dem ersten Waldwege zu ge
hen, und sie pslegte ihm zu gehorchen,
aber in diesem Sommer, wo er un
aufhörlich an der großen Abhandlung
Eber Tizian arbeitete, dachte er gar
nW daran, ihr etwas zu verbieten
oder sie zu fragen, wo sie gewesen sei.
Sie fühlte sich nicht wohl in der klei
neu Gastwirthschast in den blauge
strichenen Kammerth Sie sehnte sich
reach ihrem Heim in London. Ob
Fviohl es ja gar kein Heim mehr war,
et . . .
Wenn Ellis’ Gedanken begannen,
diese Erinnerung zu umkreisen, bekam
fs stets heftiges Herzklopsen Jmmer
wieder durchlebte sie die Angst und
Vettiibniß jener Tage· Francis’ Zorn
war zwar längst verflogen, aber er
war doch zornig gewesen. Es war
ihr, als hätte sie eine Narbe zurückbe
halten, die ihr Schmerzen verursachte.
Wie viel lebendiger war es doch in
jenem Sommer gewesen, als Francig
an dem Buch über Raphael arbeitete.
Ja, Franciz war seither ein ande
rer geworden, er lebte gleichsam in
einer Stube ganz für sich, die sie nicht
betreten tonnte und durfte.
Vielleicht war so etwas siir Fran
eiI ebenso schwer wie für sie der Ge
· danke, daß sie kinderlos geblieben wa
tell
Die Möbel, das Silber, die Bilder
und all das Andere bedeuteten fiir
Franciö nichts im Vergleich zu dem
einen Manuskript. Natürlich sagte sie
sich, daß er damals recht gehabt habe,
ihre eigene Thorheit war Schuld an
allem. Jhre unbegreifliche. kindische
dhorheit, der fremden Frau ein gan
zes halbes Jahr lang den Schlüssel zu
der Wohnung zu überlassen, blos da
mit ein paar dumme Blumen Wasser
bekommen sollten. Francis hatte auf
der Reise allerdings fast täglich ge
sagt, daß es finnlos und lächerlich ver
trauensselig von ihr sei.
Zweimal im Monat schrieb Ellis
eine Postkarte an Mrs. Hillarn, die
leste, die ihre Rückkehr fiir die fol
gende Woche meldete, aus Paris. Aber
je näher sie London kamen, desto be-;
klommener wurde Ellis um’s Herz.
Irancis dagegen war fröhlich und
heiter; er sprach davon, in drei Wo
chen könne er das Manuskript beendi
gen, und es solle auch in drei Wochen
"Ceschehen, und wenn er Tag und
Nacht daran arbeiten müsse.
Als dann der Wagen vor dem
Hause hielt, wo fie wohnten. da wurde
Ellis blaß und wagte nicht zu den
Fenstern auszudlicken.
Aber was war das? Die Gardinen
waren ja heruntergenommen! Die
Iensierscheiben waren mit Kreide be
schmiert! Ellis hörte ihres Mannes
Stimme wie im Traume. Es wun
derte sie ja gar nicht. Die Angst hatte
sie schon auf Alles vorbereitet Nein,
nicht auf Alles. Nicht auf die gähnende
Leere. Und nicht auf Francis’ Zorn·
Zuerst war er. ohne ein Wort zu sa
gen. durch die leeren Stuben ge
stiirmt, während sie, die Hand gegen
das herz gepreßt, dastand und war
tete, wartete, was nun noch kommen
werde. Dann hörte sie ibn fast
schreien: »Wo ift mein Manuskript?«
Er riittelte sie, er stöhnte, er weinte:
«Wf’ mir mein Manuskript! Du
hist schuld! Du bist schuld!«
Seine zornigen Rufe hallten wider
von den leeren Wänden. Einen Au
genblick wünschte sie, daß er sie tödten
möchte, denn sie konnte seine Ver
zweiflung nicht mehr ertragen. Und
Mit war er auf einmal fort. Und
date kam er wieder. »Es muß her
Wchafst werden! Jch muß es wie
Vct haben! W DIE« Sie stand
W noch an derselben Stelle inner
M des Zimmerl.
M Minuten später kam die Po
user
Ein Veehör wurde aufgenommen
Ellii war so verängftigt, daß man sie
schließlich in’s Krankenhaus bringen
mußte, damit ihre Nerven sich beru
higtem Und sie erholte sich wieder.
Der Dieb wurde nie gefunden. Die
Polizei konnte nur als das allein
Weicheinliche feststellen, daß Mrs.
Weh Mitwisserin war. Aber von
Urt. hillary war jede Spur ver
Gesundem
s- cllis hatte Francis urn Verzeihung
eingesteht, weil sie die Schuldige war;
und Franciö hatte gesagt. er zürne
ist nicht mehr, denn das Ganze sei ja
ein Spiel des Zufalls. Und doch ver
M sie recht gut, daß es sich nicht
sit Worten abthun ließ Und sie ver
,fich ein neues Heim zu schaf
Sie ichmiickte die Stuben mit
( . Aus alten golddursieoirlten
Wien nähte sie Kissen für
il. Aber sie konnte damit kein
Hasses-. Die Wände waren
III den Wehe-trennten standen
M M Ienis siichey die das Gan
ze noch leerer machten. Führt war
Ellij in seiner Stube aus und ein ge:
gangen und hatte ihn abne Furcht in
seiner Arbeit unterbrochen· jest blieb
sie vor der Thük stehen«-and wenn sie
eintrat, schaute ek sie an. als fragte
et: »Was willst Du vpn mit? Warum
stötst Du mich in meinen Gedanken?«
Dabei arbeitete er nicht. Er hielt
seine Vorlesungen, abet er schrieb
nichts mehr.
Bis zu diesem Sommer, wo et sich
plötzlich in Mantegna versenkt hatte.L
Ellis wanderte mit gebeugtem Kopf
durch den Wald. Ein lieblicher Kapris
folienduft umschwebte sie.
Auf einmal sah sie überrascht auf.
Woher tam all dies Licht? Sie war
an den Rand des Waldes gelangt und
iiberblickte eine Gegend, die ihr unhe
tannt war, eine grüne lachende Hügel
landschaft. Hie nnd da lag eine kleine
Häusergruppr. Hie und da blinkte ein
Wasserlauf. Zur Linken sah sie ein
weißes Häuschen mit rothem Dache,
das sich an den Waldsaum an
schmiegte. Es sah aus wie ein Spiel
zeughaus Unwillkiirlich näherte sie
sich ihm
Das Häuschen lag in einem offenen
Gärtchen, der Zaun darum war roth
gestrichen. Der Garten war so vol
ler Blumen, als hätte man im Früh
jahre mehrere Handvoll von allen
möglichen Samen daraus ausgestreut.
Jn der Mitte führte ein kleiner, mit
Fliesen belegter Weg zu dem hause
hinauf. Auf dem Treppenstein saßen
zwei kleine Kinder, ein Knabe und ein
Mädchen. Ellis lehnte sich an den
Zaun an und betrachtete die beiden
Kinder. Jn ihren Gesichtern kam ihr
irgend ein Zug bekannt vor. Waren es
die Augen oder war es das Lächelns
Die Kleinen sahen sie an, und sie
nickte ihnen zu· Dann ging sie näher.
Sie gab sich ja so gern mit Kindern
ab. Die Beiden machten ihr inzwischen
Plas, und der Knabe fliifterte: »Wir
müssen ganz still sein. Mama schläft.
Es ist ein Brüderchen angekommen!
Und Papa ift auch da, er hat der
Mama so viele Ringe gebracht, einen
fiir jeden Finger . . . Auch fiir die
Schwester ein paar, wenn ihre Finger
arößer sein werden . . .'« Das kleine
Mädchen. das mit seiner Puppe spielte,
zeigte Ellis die Puppe. Und Ellis un
tersuchte den Puppenstaai. Das Kind
aber flüsterte: »Das hat Mama alles
Lselber genäht!«
-« «
Ellis betrachtete dac- Puooermeios
chen genauer. Eine serne Erinneruna
erwachte in ihr. »So ein Kleid hab’
ich auch einmal gehabt!« sagte sie zu
dern Kinde. Und das Mädchen nickte:
»Mama auch, aber dann wurde es
schlecht, und da hat meine Puppe es
bekommen! Willst Du Brüderchen ein
mal sehen?« Ja, Ellis wollte recht
aern. Aber konnte sie denn so ohne
weiteres bei den fremden Menschen
eintreten? Der Junge suhr sort: »Du
mußt aber die Schuhe ausziehen, weil
Mutna schläft!«
Ellis konnte nicht widerstehen. Und
see zog die Schuhe aus, und die Kin
der auch; sie nahmen sie bei der Hand
und führten sie hinein:
»Das ist Papas Stube, ist die nicht
fein? Aber da dürfen wir nicht spie
len, sonst wird Papa böse!«
Wie versteinert stand Ellis da. Es
war nicht nur eine zufällige Aehnlich
keit . . . Nein, es war . . .es war...
Sie ließ die Hand des Kindes los.
Du großer Gott, wo war sie? Was
war das? Träumte sie? . . . Ohne die
ungeduldigen Kleinen zu beachten. trat
sie an den Schreibtisch. Jhre Hände
zitterten. Der Schlüssel steckte drin.
In der Schublade links . . . in der
Schuhlade links . . .
Da zupsten die Kinder sie am
Kleide, und sie ließ sich mitziehen.
Das kleine Mädchen rührte an die
Thür. Lautlvs bekam es sie schließ
lich offen. Es legte die Finger aus
den Mund und slüsterte: »Mama
schlästl«
Ellis brauchte die hlasse schlafende
Frau nicht zu betrachten, um sich zu
überzeugen, daß die Mutter der Kin
der und Mes. Hillarh, die vor Jahren
ihr haus gehütet und ihre Blumen
gepflegt hatte, ein und dieselbe war.
Neben der Frau lag in der Wiege das
Neugehorene. Ellis trat zurück. Sie
- hielt es nicht länger aus.
i »Du meinst? Warum meinst Du?«
Aber Ellis ging durch das Cßzitn
mer in »Francis’ Zimmer« hinüber.
Sie schloß die Thür vor den Kindern
mit den Worten: »Ich komme gleich
wieder!« Mit zitternden händen zog
sie Schublade auf Schublade aus dem
Schreibtifch beraus. Es war nicht da!
Jhr herz hämmerte laut. Nur eine
Schublade war noch übrig . . . Da
hörte sie Schritte.
Und sie riß die Schublade heraus.
Ja, ja. Da lag Alles: Das Manns
stript, die Bilder, die Notizbiicheri
Die Thiir wurde geöffnet Ein
großer Mann stand ihr gegenüber und
maß sie mit seinem Blick. Das Manu
skript in der hand, stand sie da. Nun,
wo sie es hatte, erschien alles Andere
ihr gleichgültig.
»Ich bin . . . Ellis Faber. Und
das hier« . . . sie zeigte auf die Mö
bel ringsum. während sie fkihltr. wie
das Blut aus ihrem Gesicht entwich . . .
»das sind'» . . untere Möbel . . . Alles
unser . . .
; Sie schaute in einen Revoloer bin
ein. Der Gedanke an den Tod er-l
schreckte sie nicht. Aber sie hatte Angst, i
daß Jemand ei verhindern lsnnte«
daß dieses.Manustript Frau-cis er
reichte.
«Gehen Sie! Gehen Sie! Aber
gnade Ihnen Gott« wenn . . «
Ellis war schon zur Thür hinaus
und stürmte durch den Wald dahin.
Das Manuskript hielt sie sesi mit den
Händen umtlammert. Sie lies, lies.
Die Baumstämme standen ihr im
Wege. Sie stieß dagegen. Sie siel.
Das Manuskript fiel zur Erde. Sie
nahm es aus und lies weiter.
Das Herz hämmerte, hämmertr.
Und was nun? Was nun?
»Gnade Ihnen Gott« wenn . . .
Der Mann brauchte leine Angst zu
haben. Sie müsse Niemanden in’s
Unglück bringen. Nicht ihn, nicht sie
. nicht die kleinen Kinder . . .
Die Finsternis wurde immer dich
ter, und der Wald immer belebten
Von den Stämmen der Bäume wuch
sen Arme hervor. Die Wurzeln streck
ten sich über die Erde empor und gris
sen nach ihr. —
»Francis! Francis!« Und wieder
dachte sie mitten in ihrem Schrecken an
die kleinen Kinder.
Zuletzt blieb sie liegen. wohin sie
siel. Und mit den Händen grub sie
in die weiche Erde ein Lock-, legte das
Manuskript hinein. deckte Erde dar
über und sliisterte in einem fort: »Du
darssi sie nicht anzeigen, Franrisl Du
darssi sie nicht anzeiaen8 Um der klei
nen Kinder willen!«
Der Mond ging aus« sie aber flü
sierte in einem sort und Niemand
hörte sie.
Kaiser Franz und der Ungar.
Eine Geschichte aus dem alten Wien
von Peter Rosegger.
Es war vor 80 Jahren in der Neu
jahrswoche, als ein ungarischer Edel
mann nach Wien tam. Jn der lustigen
Kaiserstadt regierte damals Kaiser
Franz. Der alte here bemühte sich
vor Allem. möglichst populiir zu sein.
Er trug einen alten Hut. sprach den
gemeinsten Wiener Voliådialett und
schlug nie Jemand dirett oder barsch
etwas ab, sondern stets ver-tröstend
»damit’s der Katz nie so weh thut, als
wann man ihr aus einmal den
Schwanz abhackt; darum lieber im
mer nur a bissel, bis er ganz weg ist·«
Gar nicht wehleidig war der Kaiser
dem Volkssartasmue gegenüber und
sagte stets, absichtlich gutmüthig
iächelnd: »3chimpsts! Wanns nur
zahlt!«
Jn den zwanziger Jahren war be
sonders des ungarischen Adels Ab
steigeguartier in Wien der Gasthof
»Zum weißen Wolf« im Wolssgassel
vom alten Fleischmarlt hinein, und
der damalige Wirth war ein beson
derer Biedermann, nämlich zutraulich
grob gegen alle seine Gäste, wenn er
auch aus einen Fürsten stieß.
Eines Abends saß nun der eben
angetommene alte ungarische Edel
mann im Speisesaal und harrte des
Sen-ins als der Wirth eintrat. Er
ging gerade aus den Gast zu und ohne
die Linie aus der hosentasche zu zie
hen, sagte er vertraulich herablassend:
»No; sans auch wieder mal bei uns
in Wean? Freut mi! Hoabenö gute
Reis ghoabt? Jhna gehören ja die
vier tleanen Rappen und das hübsche
KosenwoagerliP
»Joa, die ghören mein!' erwiderte
der Alte weiter essend.
«Woan ich bitten dars: Mit wem
hob i denn die Chri«
«Bin in Rimasari. Edler von
Tarnocz und Jezvsalu!«
»Gschoamster Diener, Euer Gna
den! No, und woan i noch sragen
dars: Was wollen Er Gnaden denn
bei uns in Wean?«
»Ei, hab ich solch vertratten schwe
ren Prozeß, geht der schon Joahre
lang, toann nit zu End kommen. Doa
will ich denn mit unserm guten König
sprechen, ihm den Fall tlar auseinan
derseten, und da er ist so gerecht, wird
er mir kurz helsenl«
»Wer? Unser Kaiser Franzi? Ro.
i bitt Sie. gehns mer! Da höttens
Ihnen a die Reis ersparen könne-,
wanni sonst mehr toa Hossnung
boabr.«
»Nein, hab ich tei andre; aber
gloaub ich nicht, daß unser gerechter
König —- — —«
»Larisari! Oanhören wird er Sie
freili« sogar sehr geduldig und gnädi,
und wird Sie um Alles auf-fragen,
und dann wird er zuletzt sein altes
Joa, Joa, werden mer schon machn«,
sagen —- aber da wird erst recht nix
gschehn!«
Das merkte sich der alte Edelmann,
obgleich er dern Wirthe gegenüber that.
als glaubte er das nicht von seinem
»so gerechten König«, und als er dann
andern Tags wirtlich im bekannten
»Kontrollburggange« in der Burg vor
dem Kaiser Franz stand, erzählte er
diesem ruhig und klar, theils latei
nisch, theils deutsch seinen Fall. Der
Kaiser hörte sehr herablassend gnädig
und unter allerlei: »Vin, hm!« gedul
dig zu und schloß richtig die Audienz
mit der Vertröstung: »Joa, joa, wet
den mer schon machn!«
Kaum war dies gesprochen, und
schon that der Kaiser die sandbewh
auna gnädiger Entlassung als des
alte Ungar mit rulktgrrz doch starker
EEis-stimme sagte
»Nein,«aliergniidigster Herr Midnig,
is mir dat nit genug; denn tooann
Euer Masestät sagen: «Werd'n mer«
i
ichs-U machn«, da gschieht nie was —’
Tat sder Wirth im Weißen Wolf ge
agt.« «
»Wer hat das gsoagt?« suhr der
Kaiser oerbliisst, zugleich aber auch
sehr ärgerlich aus.
»Der Wirth im Weißen Wolf hier«
wo wir Ungarn stets absteigenl«
»Schants den schlechten Kerl an und
sein erzsss Mai-W monologisirte ge
wissermaßen der irritirte Monarch.
»So spricht der von seinem Kaiser?
No, woart Du Halluntl Wissens
was, Nobilissikne Domine, gehns jeßt
glei zriiet in Ihr Gasthaus und sagenö
den Schloantl von Wirth, jetzt wird
aber just soglei was in Ihrem Pro
zesse geschehen. weil der Mensch so
frech ist. zu soagen, es gschieht nie,
woann i woas soag! Und soagns ihm
nur« den Grobian. daß i das gsoagt
hob, i, sein Kaiser! oerstehns mit«
Und richtig war andern Tags schon
der Prozeß entschieden und der alte
Ungar zahlte ein paar Flaschen To
taner, die er mit seinem Freunde, dem
ausrichtigen Wirth vom Weißen Wols
leerte, der lachend seinen Kaiser
Franzi« leben ließ.
(
sue seichtchte der sauer-.
Die Erfindung, die Butter durch
wiederholtes startes Waschen, Kneten
und» Salzen rein und sest zu machen,
scheint bei den nordgermanischen
Stämmen gemacht worden zu sein
Noch jetzt besteht der Unterschied zwi
schen Nord- und Süddeutschland, daß
in dem ersteren die Butter gesalzen
wird (wie auch in Standinavien und
England), während das letztere süße
Butter ißt und die Speisen mit
Schmalz, d. i. mit geschmolzener But
jter. bereitet. Dieses Butterschmalz
s nennt der Alernanne Ante, Bei den
Standinaviern heißt die Butter
Schmeer. Auch Salbe mag in der
Urzeit ein deutsches Wort dafür ge
itvesen sein, wenigstens hat das alba
inescsche Wort gjalbe noch heute die
sBedeutung Butter. Die Slaven be
snennen die Butter mit demselben
s Worte wie das Oel: Maslo, wörtlich:
s Mittel zum Salben. tMit dem Worte
sMaslo hängt jedenfalls auch das für
jeine deutsche Zunge fast unaussprech
kliche russische Wort Mujlv zufam
men, das Ieise bedeutetl. Germanen
und Slawen schmierten sich also das
Haar mit flüssiger Butter-, die, wie
jetzt das Rizinusöl der Neger in
Afrita. nicht immer den besten Geruch
verbreitet. Hieran tniivst Plutarch
eine hübsche Geschichte: Zu Berenite,
der Gemahlin des Deiotaurus. lam
einmal eine Suartanerin Als sie ein
ander nahestanden. wandten beide sich
gleichzeitig und augenblicklich ab, denn
der einen war der Geruch der Salbe,
der andern der der Butter zuwider-.
Die noch heute in entlegenen Dörseen
nordischer Välter bei Weibern und
Mädchen nicht ganz ausgestorbene
Sitte, das Haar mit Butter zu sal
ben. ist im übrigen durch die Pomade,
italienisch: Pomata, verdrängt wor
den, der. wie der Name sagt, irgend
eine dustende Frucht (Pomo) beige
mischt war.
schnmrmneeisoehängh
Als Schutz gegen Staub und
Schmuh empfiehlt es sich, dünne
Musselin-Borhänge an den Fenstern
anzubringen, wie man sie zur Fern
haltung von Mostitos findet. Wer
in einer Jndustriestadt lebt. macht die
ärgerliche Erfahrung, dasz bei gekiff
netem Fenster die Vorhänge oder
Gardinen in ganz turzer Zeit
schmuhig werden. Dieser unsaubere
Zustand erstreckt sich selbstverständlich
auch aus andere Theile der Zimmer
und ist nicht nur eine Bersiindigung
gegen Reinlichteit und Ordnung, son
dern bildet auch eine Gefahr site die
Gesundheit· Aus diesem Grunde ist
es sebe zu empfehlen. möglichst billige
Vorhänge vor den Fenstern zu ver
wenden und sie möglichst oft zu wa
schen, uin sie ohne grosse Kosten bald
ersehen zu können. Alles an Staub
und Schmuh, was sich von außen her
tn diesen Vorbänaen festseht, toird von
der Rimmerluft serngebalten und die
Musselinvoehänge wirten daher be
witsertnaszen als Filten Wer es also
besonders gut mit sich meint, versäume
nicht. zur Förderung der Gesund
heitspslege MullvoMnge anzubrin
sen.
Institut-.
hausfrau (zmn Bettler): »Hier ha
ben Sie etwas Gemiise und ein Stück
Wurst; hoffentlich schmeckt's.«
»Warum falls nicht schmecken; Ih
nen haks doch auch vorzüglich ge
schen-du«
houifram »Woher wissen Sie
hast«
»Na. sonst wör’ doch mehr übrig
gehiiehent«
Der Unterseiterllchr.
»Nun. hat sich teund Meyer in
den Jahren feiner bwesenheit sehr
oeriindertk
»Nein; aber er scheint es sich einzu
bilden?«
»Ein ubilveni Wirt-»F
:Er pricht immer u davon, tout er
doch irtiher itir ein arr gewesen tei. "
Yrauenecttc
Auswahl-h
Von selbst lommt Wohlsein nicht
herein.
Es will gar ernst errungen sein. ?
Im Thätigsein liegt höchstes Glück, «
Der Träge weicht vorn Ziel zurück.
Drum rasch ein«-I Wert und das noch
heut,
Nichts Edletes giebt es, als die Zeit;
Doch ist sie Dein, Du darfst von mor
gen i
Nicht eine Stunde hoffend vorgen. «
Am nächsten nach ihr spar’ das Geld.i
Den größten hebel in der Welt.
Des Lebens Freiheit hängt daran,
Drum stets Dir jeden Quartee an,
Mit einem Wort gesagt. o strecke
! Dich immer hiivich nach Deiner Decke,
i Und laß es Dich nicht irre machen
Wenn auch die Thoren drüber lachen,
Oft hat auch. eh’ der Hahn noch triiht,
Solch Lachen sich schon umgedreht.
l Qte dem-feste von heute. i
Auf den ersten Blick will es man
schen vielleicht bediinien, als« habe die
;Hau5frau von heute es leichter»alz
sfriihen weil eine Menge der haus
lichen Arbeiten, die sonst ihre Hand
!derrichtete. fremde Hände, vor allem
saher Maschinen besorgen. Vorbei ist
! die Zeit. dir sie spann, und Strümpfe
strickt die haussrau auch nur noch
» ausnahmsweise; die häusliche Näherei
» macht die Nähmaschine in biet kürze
jrer Zeit, oder man lauft fertiges ja
,so billigt Gleicherweise die Garde
« robe. — Das Wasser, das sonst wer
weiß wo geholt werden muszte spru
delt lustig in der Küche; Obst und
; Gemiise sind ais Konserven ohne son
l derliche Mühe zuzubereiten, und aller
)hand tleine Maschinen sparen Zeit
Hund Arbeit. Auf dem Herde tochen
» wir mit Gas, die Häuser haben zum
sTheil Dampsheizung « ein Griff,
und Gas oder Elettrizitiit verbrei
ten ihr strahlendes Licht
l Und doch ift das Arbeitsfeld der
Ihaussrau oon heute bedeutend ge
wachsen, es werden mehr Ansprüche
an sie gestellt als früher! Ansprüche,
die begründet liegen in der verfei
nerten Kultur. in den sozialen Ver
hältnifsen, in dem ruhelosen Vor
wärtsstrebem der erdrückenden Kon
’turrenz - - mit einem Wort: im
Geist der Zeit!
Auf wessen Schultern ruht die
L Last und Sorge? Wer trägt die Ver
antwortung für das Behagen des
ganzen hauseöi Die Hausfrau
immer die hausfraul Mag die posi
tide Arbeit siir ihre Hände geringer
geworden sein -— desto mehr musz sie
ihrem Kopf und Sinnen zumuthem
denn je lomplizirter der Haushalt.
desto genauerer Ueberwachung und
Eintheilung bedarf er an Zeit
und Geld. Und wie oft stehen in
unserer theuren Zeit die Einnahmen
im Maßverhiiltniß mit den nothwen
digen, oder doch so fcheinenden Aus
gaben!
Und nun das edelste Feld ihrer
vThisitigleitt die Erziehung ihrer Kin
er.
Auch diefe gestaltet sich heute viel
fchwieriger und anspruchsooller. Eiil
nerseits bedürfen unsere geistig über-«
anstrengten, hierdurch und durch man
ches andere schon frühe nervösen Lin-«
der einer besonders sorgfältigen tör-!
perlichen Pflege und Ernährung, umi
den Ansprüchen, die dereinst Leben undl
Beruf an sie stellen werden, gewachsen
zu fein. Da muß die Hausfrau und
Mutter in der hygiene der Ernäh
rung und sonstigen Körperpflege zu
Haufe fein, da muß sie lesen und stu
diren und sich für Dinge interefsiten,
die weit, weit außerhalb der Grenzen
liegen, die ehemals dem Wissen und
Interesse der Hausfrau gezogen wa
ren. Stillstand ist Rückgang; rast
ich, dann roft ich! Stillstehen, Ra
sten im Lernen und Arbeiten, darf
heute niemand, auch nicht die Mut
ter. Zumal in einer Zeit, in der an
den Geist der Kinder schon fo große
Ansprüche gestellt werden, dafz die
Unterstützung des Hauses fiir die
Schule zur Nothwendigteit geworden
ifti Nicht allein. daß die Kinder in
tausend Nöthen, mit tausend Fragen
an die Mutter herantreten. deren Be
antwortung ihnen manches Schwere
leichter macht, manchen Zweifel und
Konflikt löst fie sind auch gar zu
leicht zu geistiger Ueberhebung ge
neigt, toenn die Mutter die Antwort
ihnen schuldig bleiben muß. und sie
keinem Verftiindntfz begegnen· Das ist
eine große Cnttäufchung fiir das
Kind und eine Demüthigung für die
Mutter-, vor allem aber eine große
fGleis-he fiir ihren erziehlichen Ein
u .
Und wehe der Mutter, die im zä
hen Festhalten am Althergebrachten
den neuen Kurz nicht finden lannl
Ganz unversehens würde ihr das
Steuer aus der hand gleiten, und ihr
ureigenftes Besigthunh das Herz der
Kinder, wird ihr ein fremdes Land
fein! Will sie aber das Köftliche, ihr
Vertrauen, fich erhalten, fo gilt es,
dem Neuen, Berti-werten Konzefsiw
nen zu machen, die Forderungen du
it zu verstehen, die Ideale der heu
t Jugend — find ei auch andere
wie bi- ber ihrigen -- zu begreifen
und anzuertennen Da beißt es nicht
nur ununterbrochen vorwärts zu ge
ben --- auch mancherlei Opfer innerer
Art sind zu beseitigen: Aufgaben,
freiwillige Aufgaben bei Uebergetvich
tes nach mancher Seite bin, um die
Selbststönbigteit der Kinder zu för
dern. Als Freundin muß vie Mutter
neben dem Kinde stehen, will sie es
nicht verlieren, will sie es vor Juwe
gen damit vor schwerem Leib nach
Kräften schäpen
Sächs-ausm- cis-mutet.
Sonntag.
Spakgelfuppez gekocht-r Halibui mit
Same, Beatnaise, Kartoffeln, Pe
tersilir. CitkonenvietteL Rossi
beef mit gemischten Gemäß-h
Reis-Frittets, Salnt. Oran
gen Cremr. Käfe, Früchte,
Kasser.
Montag.
Griessuppe. KalbsschnitzeL Blumen
tohl, Kartoffeln, Chors-laden
Auflouf.
Dienstag.
Bodnenfuppe mit Semmel-Croquei
ten, gesalzene Schweinezunge,
Sauetktaui, Spätzle, Cata
mel-Custard.
Mittwoch.
Brotfuppe mit Ei. Katotten mit Kan
nenerbfen, bemittelt-rotem gebackene
Kartoffeln, Piikee von weißen
Bohnen. Sago-Pudding,
Citkonensauce.
D o n n e r ft a g.
Bouillon mit Eietstichz Fleifchsalat,
Reisftittetsx Gebnckenes Hirn, f
Witsing; Omelette mit Ein
gemachtem.
Freitag.
BlumentohlsSuppez Crenmed Fisch
in Formen gebacken, gebtatene
Kartoffeln, Branntohl;
Apfelpudping
· S a m si a g.
Linsensuppe mit Frantfurter Miit-st
chen. Witsing mit Fleifchsiille,
zerstampfte Kartoffeln.
Sponge Cate.
Irrt-vie sie-erte.
Bisqnit Rouladen. 5cki2
weis-, zu festem Schnee geschlagen, fünf
Dotter hineinriihren, fiinf Löffel fei
neg Mehl. fünf Löffel gestoßenen
Zucker; alles mit der Echneeruthe zu
saminengeriihrt. Ein Blech mit But
ter schmieren, den Teig darauf, mit
dem Messer finaerdick aufgeftrichen,
blas; in der Röhre gebacken. 3 Ab
tbeilungen Cbocolade in US Tasse
Wasser gesotten, dann drei Löffel
Zucker dazu, nochmals sieden, bis es
ganz dick wird, dann auf den ausge
tiihlten Teich streichen und an der
Luft trocknen. Hierauf das Blecks
sammt den Teig ans den Dunst stel
len« damit derselbe sich rollen lasse.
Mit Schlaarahm oder mit Glasur be
streichen. Schnell rollen und aufs Eis
stellen.
Jelly - Roll. XE- Pfund ge
stoßenee Zucker wird mit 10 Eigelb
schaumig gerührt, dann der Eischnee
und 13·- Pfund Mehl beigemischt. Ein
gewöhnliches Backblech wird gut gebut
tert, soviel Teig darauf geschüttet, daß
ein zirla 1,-T»- Zoll dicker Kuchen ent
steht, der nun gebacken wird, noch heiß
bestreicht man ihn mit Gelee und rollt
ihn schnell zusammen. Der gleiche
Teig in eine Kuchenform gegossen,
gibt ein gutes Bisauit Kann mit
Zitrone oder Vanille gewürzt werden.
hübnerfalat Ein großes
Hahn wird gereinigt und ganz gekocht
mit Salz und Suppeniräutern. Pro
sitahler ist es, zwei Sühner zu lachen
und alle lieinen Theile zu Frilassee
oder Sudpe zu verwenden, damit man
genug große Fleischtheile file den Sa
lat hat. Mit dem Wenigen, das von
einem huhne abfälli. tann man teine
Mahlzeiten herrichten. Das Fleisch
wird in Streifchen oder Würfel ge
schnitten, dazu kommt eine ganze
Staude fein - Bunch) Tafel-Sellerie,
gut gereinigt und in Stückchen e
schnitten. Beides wird in einer tiefen
Schüssel vermischt und richtig gesal
zen. Dann gieße man soviel feines
Oel, Essig und hiihnerbeiihe daran,
daß die Masse gut durchtrönlt ist.
Man richtet den Salat nun als Berg
in einer halbtiefen Schüssel an und
gießt die folgende Moyannaise, die
ziemlich dick sein muß, gleichmäßig da
rüber hin: 1—2 Eidotter werden mit
Salz und etwas weißem Pfeffer
schaumig gerührt, dann wird trodfeni
weise Oliveniil zugeriihrt, bis die
Masse dick ist« woran man einen Eß
liiffel Weinessig zufügt. Endlich sann
man noch einige Löffel süßen Nahm
hineingeben. Rudern und Oliven tön
nen in den Salat gemischt oder auch
übergestreut werden. Als Ausschmiicks
ung dienen: Cilronenscheiben, Schei
ben hartgeiachter Eier, Andern, Oli
ven, Veteefilienbliittckien u. s. w« .
Quantität fiir ea. 8 bis 10 Person«-»
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Bekannten »Warum lieu ik
gerade den Donnerstag siirhciinen kn
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