Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1912, Zweiter Theil, Image 16

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    peeagia, die Stadt dek Iron
riskem
Mc mit scheint, haben sich die ento
fiiisden Nationen in Italien ge
theiki, spie sie ei srüher schon gemacht
hatten Nur isi die Eintheilung an
derer Ari, und sie wird auch mit an
deren Mitteln herabgesetzt Vor vier
nnd fünfhundert Jahren zogen die
Spanier, Franzosen und Deutschen
stach der Halbinsel mit Roß und Rei
ßsen nnd prügelien sich sowohl unter
einander als auch mit den einheicnis
schen Fürsten und Republiien. Heute
macht man das friedlicher ab. Wir
kommen nicht mehr, um Die Jialiener
anszupliindern sondern wir bringen
ihnen ganz im Gegeniheil Geld, und
wenn wir ausblieben, könnte in man
chem italienischen Hause Schmalhans
als Küchentneisier einziehen. Vor
vierhundert Jahren saßen die Spa
nier in Südilalien, die Franzosen in
Piernoni und in der Lombardei. die
Deutschen in Lombardei und Bene
tien. Jeyi ist die Eintheilung ganz
anders. Die Spanier haben sich in
Amerika den Hals gebrochen, indem
» sie alles-, was das Volk an energischem
Xxuzid liihnem Slosse hatte, zur Erobe
ruftn und Bevölkerung des neu ent
deckten««Landeg ausfandten und heute
noch aussdnden Sie spielen keine
Rolle mehr in—«-Jtalien. Wohingeaen
freilich andere Anteiikaner eine desto
größere spielen! Wennsdie Amerika
ner englischer Zunge unsbliebem
könnte die Hälfte der italienischen
Gastwirthe die Bude zu machen. Jnk
dessen scheinen die Ameritaner an der
Austheilung des Touristengebietes
nicht sehr interessirt zu fein: sie gehen
iiberall hin und sehen alles an, ohne
einem bestimmten Theile des Landes
den Vorzug zu geben. Die anderen
Nationen aber haben sich wirklich, je
der in einem bestimmten Theile von
Italien sozusagen häuslich eingerich
tet.
Die Franzosen sind keine Tourii
stennation, aber wenn einer von ihnen
reist, was man wirklich reisen nennen
kann, dann geht er nach Italien. Die
Aussliige nach London oder Britssel
kann man nicht als Reisen bezeichnen.
Es sind also auch nicht die französi
schen Touristen, welche dem Nordwe
sten Italiens den französischen An
strich geben; vielmehr kommt dieser
französische Firniß Turins und Mai
lands ganz einfach von der Nähe der
französischen Grenze het. Die Städte
der Lombardei und Piemonts schauen
nach Paris so gut wie Lyon, Mar
seise und Bordeaux, sie holen ihre
Vorbilder von dort und abmen eifrig
asem noch, was man am Seinestrande
fiir gut findet. Wenn also auch mehr
deutsche Touristen nach Mailand kom
men als Franzosen, so muß man doch
diesen Theil Italiens als eine franzö
sische Annexion bezeichnen. Die Deut
schen, die man natürlich überall findet,
in Mailand und Venedig, wie in
Genua und lFlorenz, in Rom und
Neapel wie in Palermo und SyraluH,
haben ihr eigentliches Reich nicht in
den ihnen zunächst gelegenen Lande«-.
streichen Jshre unbestrittene Touristen:
herrschaft liegt vielmehr ganz im Sü
den. Von zehn Touristen, denen man
in Sicislien begegnet, sind neun Deut
sche. Und in Neapel sind die Deutschen
allein so zahlreich wie alle übrigen
Nationen zusammen. Auch in Rom
haben die Deutschen das Uebergewicht,
und wenn wir wirtlich so sreche und
übermüthige Gesellen wären, als wel
che uns die Franzosen so gerne schil
dern, so gäbe es schon längst lein Ho
tel mit französischer Etilette mehr in
Süditaslien, und statt sranzösisch müß
ten alle italienischen Kellner deutsch
lernen.
Wo aber bleiben die Engländer?
Mit ihnen hat sich ein großer Wechsel
vollzogen Vor zweihundert und
hundert und auch vor fünfzig Jahren
noch waren überhaupt alle Reisenden,
die nur um des Vergnügens oder der
Belehrung willen reisten, Englander.
Damals sprach man gar nicht von
Touristen, sondern einfacher von
Englandern Jn Südspanien ist es
übrigens auch heute noch so ähnlich,
und als man mich dereinst bei einer
Poftsahrt in Andalusien nach meinem
Namen fragte und selbstverständlich
den Familiennamen nicht zu schreiben
verstand, half sich der Postmeister
kurz und gut damit, daß er mein Bil
let auf den Namen Don Eugenio
Zugleö aussertigte Wer vor hundert
Jahren Italien bereifie und kein ar
mer Wer von Maler war, der
gehörte dem kritischen Insel-reiche an,
und davon ift auch heute noch ein lei
ser Schimmer der Erinnerung geblie
ben, indem die Jtaliener immer noch
M sind, in dein Toutifien einen
e zu sehen. Ja Wahrheit giebt
es M in Italien verschwinde
M Engländer Wenn man in
, M Neapel englisch reden hört
f- Wir die Worte fast immer ans
statistischen- Mnade. und man he
daes sie nicht auf der großen hete
straße suchen, sondern muß etwas ab
seits in die weniger oft besuchten klei
neren Städte gehen. Jn Lucca. Pisa,
Pistoja, Siena, sffisi. Perugia isi auch
heute nach alles englisch. wie es vvt
100 Jahren in Rom und Neapel gen-e
sen ist. Die Engl-indess reisen nicht so
wie die Deutschen. Es kommt ihnen
nicht nur ans Belehrung an, sondern
nebenbei verfolgen sie einen Zweck, der
den Deutschen nach fremd ist: sie wol
len nämlich sparen. Jn ihrer Heimath
geben sie viel mehr Geld aus als in
Italien oder Spanien. Ganz abgese
hen davon, daß das Leben an sich aus
dem Festlande und ganz besonders in
Südeuropa billiger ist als in Eng
land, hat der Engländet daheim aller
lei Kosten des Haushaltes und der
Repräsentation, die fiie ihn wegsal
len, wenn et in der Fremde weilt und
neben der Freude an schönen Ländern,;
Kunstwerken und neuen Dingen reith
der Gedanke der Geldeksparniß den
Engländer weit mehr, als man glau-;
ben idnntr. j
Das ist auch der Grund, daß mans
ihn jetzt in den Hauptzentren des ita-l
lienischen Iremdenverlehrs nur noch
vereinzelt anttifftz er bat seine blei
benden Stätten in den kleinen Städ
ten abseits vorn Wege gesunden, wo
ein schönes Klima, schöne Landschast
und herrliche Kunstdentrnäler sich mit
billigen Preisen vereinigen, um den
längeren Aufenthalt erfreulich zu ma
chen. Und nachdem man sich in Nea
pel und Rom gewundert hat« so wenige
Engländer zu sehen, erhält man die
»Läsung des Räthsels, wenn man nach
Umbrien lomrnt und etwa Assrsi und
Perugia besucht. Da haben alle ho
tels englische Namen. alle Kellner
sprechen englisch, und alle Touristen.
denen man begegnet, unterhalten sich
in der Sprache ShaYespeare’i. Das
list heute das englische Italien, wie
Neapel und ganz Süditalienlris nach
Sizilien einschließlich das deutsche
und Piemont und die Lombardei das
sranzösische Italien sind.
Und man muß gestehen, daß die
Engländer auch hier wieder einmal
zeigen, daß sie keine Dummtäpse sind.
Diese uralten Städte sind durch in
teressante Alterthiimer ebenso ausge
» zeichnet wie durch herrliche Kunst
werte, ihre Lage ist ebenso gesund wie
schän, die Landschast ist lieblich und
angenehm, die Gasthäuser patriarcha
slisch gut und billig· Wer wie diese
:englischen Familien einen Winter
Toder noch länger nach Italien korn
Imen und dabei Ersparnisse machen
will, tann keinen schäneren Ort sin
den. Jn ganz Umbrien und eigent
lich überall in Italien, wo es liber
haupt Berge giebt. liegen die Städte
hoch oben, wo man ihnen so leicht
nicht beitvnnnen kann. Var zwei
und dreitausend Jahren, als man
Orvieto, Siena, Assisi, Perugia, Ur
bino und alle anderen Städte des ge
birgigen Jtaliens baute, war eine sol
che geschühte Lage nothwendig. heute
ist das nicht mehr ver zau, unv vre
Leute könnten eigentlich in das Thal
oder in die Ebene binabsteigen, und
in der That geschieht dag- auch hier
und da Jn der Umgegend von Nizza
giebt es eine ganze Anzahl verlassener
Bergdörfer; die alte Mauer mit ihren!
verfallenen Thürrnen und Thoren unt-s
zieht noch den Gipfel des «
innerhalb der Mauer stehen die Woh
nungen, von denen man nur die FenJ
fter und Thüren weggenommen hat,»
und deren Dächer allmählich einge
stürzt sind. Erst in den letzten dreißig
Jahren sind sie verlassen worden, als«
unten im Thale eine gute Chaussee
oder gar eine Eisenbahn gebaut wurde,
und nun sitzen die Nachkommen der
einstigen Bewohner der Bergesfesten
fünfhundert Meter tiefer im Thale,
wo von jeher ihre Felder lagen. Auch
in Orviet, Ptugia, Afsisi macht die
Eisenbahn tief unten in der Ebene
Halt, und wer zu Fuß vorn Bahnhofe
nach der Stadt gehen will, hat einen
tüchtigen Marsch und einen steilen
Weg vor sich. Aber diese Städte sind
doch zu gut gebaut und haben zu viele
kostbare und merkwürdige Bat-denk
rniiler, als daß man sie so schlankweg
verlassen könnte wie die Gebirgsdök
fer in den Seealpen. Unten an der
Eisenbahn wohnt eigentlich kein
Mensch, nicht einmal ein Gasthaus
giebt es da, und der Bahnhos steht
einsam und allein in der herrlich an
gebauten Ebene, zu der die Weingär
ten und Felder zu kommen» Wahr
scheinlich denken fie, da ihre Umr
großviiter sich diesen langen Weg nicht
haben verdrießen lassen, stünde es ih
nen schlecht an, sich fest beklagen zu
wollen. Jn Perugia aber dars man
Lberhauvt nicht klagen, denn hier ist
die Kultur schon so weit gekommen,
daß sie ein-e elektrische sahn vorn
Bahnhat hose nach der Stadt geschaffen
Ali ich sviit am Abend und recht
hungrig oben aus dein Stadtberge
abgeladen wurde und in meinem
Octllnksle erfuhr daß ei zu spät lei,
sum mir etwas sit r den tnurrenden
Magen zu reichen, fiel mir ein, das
vor nicht ganz zweitausend Jahren im
alten Rom die fasset Pernsina sprich
wörtlich var. Das kam daher, daß
Bruder des schdnrednerischeu
lagerie nnd so enge einsM das man
nicht einmal Mäuse nnd Istien zum
Essen haitr. Mit ging ei noch nicht
ganz so schlimm, denn ich fand eine
sehr gute Trattoria in der dar-epi
straße. wo ein paar Ossiziere als leste
Giisie eben daran waren, ihre Zeche
zu bezahlen. Der Kellner machte ein
saures Gesicht« als er mich erblickte
aber schließlich hatte er doch die Lie
benswiirdigleit, rnir noch einige ei
lends her-gerichtete Sachen auszu
tischen. Da man hier noch im herrli
chen Weinlande ist« das nördiieh von
den Apenninen leidet sein Ende sin
det, so war auch der gewöhnliche Tisch
wein ausgezeichnet, nnd wenn man
i mir dazu weit-: nichts are Brot und
Käse gegeben hätte, wäre ich sehr zu
frieden gewesen. Der Wein wächst
hier wieder ganz anders als in Süd
iialien. Dort zieht man ihn in lan
Igen Gewinden von einem Pappelhan
zme zum andern, und man lann sieh
nichts lustigeres denken als diese drei
und vietsach übereinander hinziehem
den grünen Guirlanden. Jn Um
brien sieht ein Weingarten nicht ganz
so festlich aus, aber auch hier wächst
die Liebe nicht an langweiligen Pfäh
len wie in Deutschland und Frank
reich. Man pflanzt sie wie bei Neapel
an Bäumen, eine jede Rede bleibt aber
an ihrem Stamm und streckt nicht ihre
Gewinde nach anderen Bäumen aus.
Die Bäume sind so geschnitten, daß
vier oder fünf Aeste in Mannshiihe
aus dem Stamme herauskommen,
und an jedem dieser Reste wird ein
Arm der Rede hinausgezogew All
jährlich werden sowohl die Baumiiste
als auch die Reben abgeschnitten, aus
den Zweigen werden Körhe geslochten
und so schlägt man zwei Fliegen mit
einer Klappe. Ob diese Art des
Weint-aus auch in Deutschland mög
lich wäre, weiß ich nicht. jedenfalls
sind die deutschen Wingertsdsiihle nur
noch als Brennholz nähe, wenn sie
unten abgesault sind, während die
lebendigen Weingertsdsähle von lim
drien ihren jährlichen Nasen dringen.
Die-»Landschast bei Perugia ist
wunderschön und die Aussicht von
der hochgelegenen Stadt gehört wohl
zu den lieblichsien in der schönen
Halbinsel. Jn der Stadt selbst, ist
auch sehr viel zu sehen, nnd die Gast
höuser haben etwas von der behän
gen Gemüthlichleit, die man leider
nur noch in kleinen Stödten und in
Deutschland beinahe garnicht mehr
antrisst. Die englischen Familien
thun also sehr wohl daran, sich hier
für kürzere oder längere Zeit festzu
setzen.
Die Stadt hat noch große Stücke
einer uralten Mauer, die schon vor
der Herrlichkeit der alten Römer er-.
richtet wurde, und auch einige Thore
stammen noch aus der Zeit, wo die
Errusler Mittelitalien beherrschten
Unter den Römern scheint die Stadt
leine bedeutende Rolle gespielt zu
haben, wenigstens ist nicht viel aus
dieser Zeit übrig, und zu neuer
Macht ist Perugia wohl erst im Mit
telalter gekommen, als sieh auch hier
ein unabhänaiaer Fiirst sestgeseßt
hatte, der wie seine Kollegen in Flo
renz. Ferrara, Mailand usw. auf
Maler und Dichter nicht weniger
hielt als-T auf große Kanonen und ver
giftete Dolchr. Perugia spielt vom
dreizehnten bis zum sechzehnten
Jahrhundert eine bedeutende Rolle
in der italienischen Kultur. und die
meisten der öffentlichen und privaten
Gebäude in der Stadt gehören jenen
Jahrhunderten an. Die Gotbil, von
der rnan weiter südlich in Italien
taurn noch vereinzelte Spuren wahr
nirnmt, ist in allen diesen Bergstiid
ten Teman Jn Siena und Orvieto
wie in Perugia und Assisi sind nicht
nur die Kirchen und Paläste, sondern
auch die Wohnhiiuser in diesem nor
dischen Styl errichtet, und alle hän
ser haben etwas sinsteres. festungk
.iihnliches. Jn ganz Mittelitalien
baute man damals riesengroße Kir
schen, die nach dern Beispiele des Do
mes, der Taustirche und des schiefen
Thurmes in Pisa mit mehrfarbigem
«Marnior bekleidet werden sollten,
was aber nur in'gan-z·· wenigen Fäl
Flen zur Ausführung gekommen ist.
’Die allerrneisten dieser Kirchen zeigen»
daher nackte Backsteinrnauern und einen s
I nur zu wenig Metern hohe gediehenen !
’Marrnormantel. Auch der Dom in!
Insel-gis prasemikt sich ikk dies-: need
Vor dem Dorne steht eines der be-j
rühmtesten italienischen Bildhauer-:
werte aus dem dreizehnten Jahrhun-J
deri, der sogenannte große Brunnens
von Riceolo und seinem Sohne Glo«
vanni Pisano. Wenn man davor an;
die herrlichen Statuen am Strahl-uns
ger Münster und an vielen anderen;
deutschen und französischen Kirchen der ’
nämlichen Zeit denkt, merkt man recht
deutlich, wie weit unsere Vorfahren
damals den Jtalienern in der Kunst
voraus waren. Die allerbesten italie
nischen Muster-ern jener Zeit reielpn
nicht an die mittelmäßigen Arbeiten
gothischer Meister Deutschlands und
Frankreichs heran, und erst in der
Dochten-rissan lasen von der italie
nischen Ueberlegenheit die Rede sein,
obschon auch dann noch Leute wie Ie
ter Viseher und Adam Krasst han«
Voll-ein nnd Albrecht Ditter Ich is
trost neben den berühmten Meistan
Italiens zeigen können. s F
Auf der andern Seitein Orts-Its
Bisses rnit MZW M sich
der stolze butgshsåche sau des
Rathhausej, das in seine-n oberen
Stockwerk eine reiche Kunstsaninii
iung birgt, besonders Gemäkde von
Peter Perugia, dein ersten Lehrmei
ster Rasfan und Pinturicchto, bei
des Leute, die sozusagen eine Han
delsmatte vortheilhast eingeführt
hatten nnd dann gehörig ausbeute
ten, wie das heutzutage die geschäd
ten Pariser Saioninaier auch ma
chen. Gieich daneben im Collegio
det Cambio, das heißt der Börse, ist«
der ganze Saal von Perugino aus
gemalt, und hier hat der Meister
auch sein eigenes Bildnis angebracht.
Selbstverständlich sind die Kirchen in
Perugia sehr zahlreich. und in allen
giebt ei schöne Sachen; besonders an
schönen Gestiihien sind sie reich. Eines
davon hat auch ibte mehrtarbige Mar
morsassade und giebt ein Beispiel. wie
die Kathedraie eigentlich aussehen
sollte. Eine andere, die den beiden
heiligen Andreas und Bernardin ge
weiht ist, zeichnet sich durch eine herr-»
licht Fassade in sarbiger Bildhauer-ei
aus, eine ausgezeichnete Arbeit von
Augustino Ducci aus der Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts und
wahrscheinlich das schönste Kunstwerk
in Perugia. Indessen muß man wesi
niger die einzelnen Kunstwerke alss
die Stadt selbst mit ihren engen und!
steilen Gassen. ihren Durchgangeni
und Thoren betrachten. Wie alle
diese alten italienischen Städte bie
ten, sich aus Schritt und Tritt immer
neue merkwürdige Bilder, und die
weiten und tiefen Ausblick die sich
hie und da zwischen zwei hör-seen
duf die tief unten liegende fruchtbare
Ebene öffnen, tragen nicht wenig
zum Reize der Stadt bei. Man muß
immer wieder den praktischen Sinn
und die Weisheit der Engländer he
toundern. die es so trefflich verstehen,
in allen Ländern des Erdenrundg die
schönsten nnd billigsten Plätze auszu
stöhern und siir sieh in Besitz zu neh
men. Früher fürchtete man aus der
Reise für einen Englander gehalten
und demgemäß als reicher Narr aus
gebeutet zu werden. Jeßt thut man
am besten. den Englandern auf ihren
Reisepsaden nachzugehen als die von
ihnen besuchten Plätze zu meiden, denn
die wenigsten von ihnen sind stein
reiche Lords, die ihr Geld zum Fenster
hinauswersen, und die meisten sind
areßartige Meister in der Kunst, im
Auslande wohnliehe, interessante,
schöne und billige Orte auszufindem
Karl Cugen Schmidt, Paris-.
Icftscmtsett
—
.qu! w muß ich mich »Es-in
Skßchen antraf-etc
.Du, Karl, steh ’aml, der is seit
eingeschlafen L«
- M
«Weeßte, Frisc, dem werden wir
Jmal ’a streuen Streich spieleu.«
— Pf
. -,-«« (-s·.
EI
«Nsnu! Donnerwettee, was ist denn
dens« «
sue-er sil. !
A. (det bei feinem Freund eben da
zu kommt wie dieser seinen Aeldeften
durchs-käm : Na, das nenne ich brü
derlichei itgefühL —- det Große be
kommt Prügel, und der Meine heult
datiibetL
Q: J wo, der weiß nut, daß et
dann auch daran kommt und brüllt
ischou im Voraus!
Forschung-kein einer heiß-u
Frau am Range-.
Ein-e Engländerim Frau Margues
rite sit-hy, hat allein. nur non Einge
bvrenen begleitet, im vergangenen
Fahr eine Zorfchungsreife ; durch das
nnerste des Kongogedietes unternom
men und veröffentlicht fett die Ge
schichte ihrer Abenteuer in einem in
haltsreichen und amiifanten Buch. Arn
23. Mai 1910 kam die Dame in Dur
ban auf ihrem Wege durch Rhodesia
und den Kongo, an und während ih
rer viele Monate dauernden Wander:
fahrt mit Kamera und Büchfe halte fie
gar manche Leiden und Ueberrafchuns
gen zu überstehen Fieber, die Unzu
oerliilsigleit der Träger und die Treu
lofigteit eines Häutuer mit dein sie
von Luemde, der· ersten Station am
Kongo, aufgebrochen war« und der ste.
shevor Kilwa am Mitten-See erreicht
;war, im Stich ließ, waren ihre
lfchlimmsten Feinde; aber sie erzählt
jvan ihnen und allen Schwierigleiten,
die stch ihr in den Weg stellten. mit
, gutem Humor.
! Von Kilwa aus traf die unterneh
mende Dante. die einzige weier Frau
im bergen des Schwarzen Erdtheils,
ihren Weitermarfch an, iiberall mit
Erstaunen und Verwunderung auf
genommen. Eine ganz ungeheure
Senfation erregte ihr Erscheinen in
den Dörfern So hörte Frau Nobn
in Knteli vor ihrem Zelt ein lautes
Singen und verworrenes Schreien
und erfuhr von ihrem treuen Bod
Thomas« dem schwarzen Helden die
fer Expedition, daß alle Frauen des
Stammes zulammengelommen wö
ren, um die weiße Schwester zu
sehen. Frau Robu, die gerade einen
Fristrmantel anhatte und das Haar
aufgelöst iiber den Ritcken trug, wollte
hastig ihre Coiffiire ordnen. um den
lwanrzen Damen mit der gehörigen
Würde einer Europäerin gegenüber zu
treten, aber Freund Thomas sagte:
»Nein, Mississi. haar unten lassen.
Alle Weiber bringen Tomaten und
Früchte, und wenn Mifstfst haar
unten läßt, wollen sie leine Bezahlung
Haar unten lassen, viel billiger!« Nicht
minder als die Schwarzen waren die
europiiifchen Beamten des Kongoftaa:
tes iiber die ungewohnte Erscheinung
einer weißen Frau entzückt »Ja aller
Befcheidenheit«, erzählt die Verfalle
rin, »muß ich bekennen. daß die Ur
sache fiir die Erscheinung eines regel
mäßigen Nachrichtendienstes von Trä
gern war. deren einzige Pflicht darin
bestand. mir durch den Busch Episteln
mit Liedesgeständniffen nachzubrin
den« die non Beamten an den Post
ftationen lamen. durch die ichgereist
war.«
Ein groner Augenvtta aut der
Reise war, die Tödtung des ersten
Elephanten. denn die Dame war eine
völlige Nodize im Erlegen airitanis
schen Großmut-ed Lief Athem ho
hem-, legte ich vorsichtig meine Büchse
an, zielte und drückte ab. drückte. aber
nichts ersolgte. Jch spannte den Hahn
noch einmal mit einem Sinn-ten, das
meinen ausaeregten Sinnen laut ge
nung erschien, um jeden Elevhanten
aus Meilen ringsum zu erschrecken,
aber nein, das Thier bewegt sich nicht
und mit einem weiteren tiesen Mitein
zuq zielte ich und schoß. Als die
Biichse losaing. da entstand plöhlich
ein gewaltiges Krachen, gesolat von
lauten Trompetentiinen. und ich latn
erst wieder zur Besinnung, als ich
durch den Busch hinter meine Bohå
zurlietaelorungen nmr und zu meinem
Erstaunen hörte, daß ich getroffen
hatte. Ein aellender Chor von Freu
denschreien dranq an mein Ohr, und
ich lab. wie die Neaer einen Triumph
tanz um eine dunkle, gewaltiae Masse
nuösiihrien, meinen ersten Ein-han
tenl«
Jn Luvungi wurde Frau Nobn
von einein schweren Fieberansall er
grisien, bei dent sie ihr Thomas. »der
weißeste schwarze Mann, den ich je
getroffen«, ausopsernd und rührend
pflegte. Die Geheimnisse des Fieber
thertnometers waren dem Neger von
seiner herein ertliirt worden: »Ich
hatte ihrn manchmal aus Vorsicht ge
zeigt, wie man das Thernrometer un
ter den Arm legen müßte. ,Wenn
es itber den rothen Strich fteigt«,
hatte ich ihm gesagt. »dann geht’s
Yississi lchlechr.s penn es zu -den ·
schwarzen Zahlen steigt, vaan geht es
Missilsi lehr fchlecht.« Thomas er
zählte mir nun, daß er, während ich
in Fieberbelirien lag, das Themis-me
tee unter· meinen Arm gelegt hatte
und lehr erschrak, als das Quecksilber
immer mehr in die höhe stieg. Um
biet schlimme Zeichen fortzuschaffen,
suchte er es vergebens wieder herun
terzulchtitteln und steckte es schließlich
in leiner Verzweiflung in laltez Was
ler, worauf bai Quecksilber fiel. Er
glaubte, nun let alles ut.« Jn meh
reren Kapiteln be ehäft gt sich vie Ber
iallerin mit ber rmaltuna des Kon
goftaatei und gefleht, baß lie als
Engländerin mit den größten Vorur
theilen hingekommen fei, aber sie habe
nichts von den Greueln. die man den
Belgiern nachlaae, gefunden. Es
aibt kein lnllematisches Blutbergießem
keine berstiimmelten Menschen und
vergleichen »Ich lah kein Zeichen
von Armuth oder hungergnoth unter
dem Voll und ich lam überall uner
wartet hin, ohne belgtlche Beamte, die
mir iraenb etwas hätten verbergen
tönt-ein«
ff Ver neue englische lieber
Vreadnongdt
Jn einer Zeit, in der die brimcht
Schiner-antun sich nunm, daß in
bald heim Tausend-Fußsfo disk
heißt heim Schiff von tausend en ir
schen Fuß Länge s - angelangt« ern
wird. der neueste While Star ifOsten
mer «Olhmpic« hat schon 882 Fuß
Länge. nehmen natiirlich auch »die
Kriegsschiffe immer mehr an Gtvßk
und an Schwere der Ausrustungnm
Davon ist das neueste englische
verfiigen Was aber die Schmere»der
Geschüßausriiftung und die Starke
der Verpanzerung betrifft, so ist der
Unterschied noch deutlicher Denn
das Geschoßgrwirbt der- Hauptge
schiiße der Breitseite, das her den
früheren Dreadnoughts ssm Pfund
betrug. steigt bei dem neuen Schiff
aus 12,500 Pfund. Desgleichen «ift
die Bepanzerung völlig auf der Höhe
moderner Anforderungen gebracht
20 Meter. Man fragt sieh nun· tpae
diese großen nationalen Vertheidts
gungsnrittel den Völkern loften. Disc
Rechnung ist natiirlich recht ansehnk
lich. wenn man bedenkt, daß schon bei
den früheren Schiffen Born Dread
nought-Thdue jedes der 30sCentime
ter-Gefchiiße M.000 Mart zu loften
pflegt. daß allein die 13 Scheinroerfee
mit der elektrischen Einrichtung an
Bord eine Summe von einer Million
schiedner neuer Maßnahmen der
Admiralität troh seines erhöhten Ge
sechtstverthes nicht so theuer lommt,
als ihre leßten Schlachtfchisfe. Sie
hoffen, die Rechnung nur mit
Millionen abzuschließen. Oh mit
Recht oder mit Unrecht, sie trösten sich
damit. daß sie ihre Schlachtfchiffe in
folge besserer Organisation des Baues
immer noch billiger hauen, als ihre
Nachbarn, als Deutschland undIranli
Schlachtschiff «König George V.«,
der liirzlich in Portsmouth vom Sta
pel gelassen wurde. ein Beweis. Das
Schiff übertrifft die alten Thpen des
Dreadnought an Raum noch um ein
Drittel. indem seine Wasserdriingung
24,000 Tonnen beträgt gegen 17,900
Tonnen des früheren Typus. Er ist
auch schon größer als drr leßthin viel
genannte »Orion" und seinesgleichen.
die nur iiber 22.500 Tonnen Raum
worden. Der Tiesgang des Königs
George XI« beträgt 27123 englische
Fuß (R,10 Meter), damit also einen
Fuß mehr als die früheren Dresd
noughts, die einen Tief-sang don 261X9
Fuß (7.95 Meter) hatten. Die Ge
ichtoindigteit ist bei beiden dieselbe:
21 Knoten. Die Gesamrntliinge des
siltönige George VI mit 166,5 Me
ter iihertrifft die ihrer Vorgänger unt
Mart verschlingen. Jede von den
siins Torpedoröhren« die an Bord
eines Dreadnought find, loftet 60,000
Mart, der Torhedo selbst ist dann
wieder mit 10.000 Mart zu bezifsern
Wie man sieht. summt sich das gewal
tig auf. und durchschnittlich lostet der
Dreadnought 40 Miuionen Murr.
Die Enqliinder behaupten, daß ihnen
der .König George V." infolge ver
reich. Sie rechnen uns die 36154 Mil
lionen dor, die uns unsere neuesten
Schiffe »Rheinland« und »Besten« ge
toftet haben. nnd die 50 Millionen
die Frankreich an seine neueften
Kriegsschiffe wenden will, und schlie-«
fien daraus, dasr sie immer noch billi
ger bauen. Es diirfte nust fiir Fach
männer schwer fein. iiber diesen Puntt
ein Urtheil zu haben.
-..-—-·
Otn neeevüedtses steten-set
ist eine Moschee in Knien die ältefte
der Nilstadt. Jn dieser befinden sich
zwei ganz nahe beieinander«ftehende
Säulen, die zu einem höchst merkwür
digen Gottesurtheil herholten müssen.
Hartniielige Verbrechen die nicht ge
stehen wollen, werden hierher geführt
und müssen versuchen, sich zwischen
den beiden Säulen hindurchzuzwiins
gen. Gelingt ihnen dies. so hält nran
sie fiit frei und ledig aller Schuld;
wer aber diese eigenartigen Ther
mophlen nicht zu pafsiren vermag, der
wird dem Kadi übe-antwortet. Arme
Dicken! --——- Jn einer Ecke des Raumeö
befindet sich auch eine sogenannte
Kiblm unweit des Grabmals des
Scheich Abdullah Eine heilige Stelle
fiir den Gläubigem zu der er pilgert,
wenn er von schweren Gebrechen ge
nesen will. Auf eine bestimmte St lle
in einer Art Schacht wird eine i
trone getreu-new und ewar ro han vom
Erdboden, daß der Mund eines Inten
den Menschen heranretchen lann. Jn
brünftig lecke nun der Kranke so lange
daran, bis ibm Zunae und Lippen
bluten. Das Blut darf aber beileibe
nicht entfernt werden. to daß einer das
Blut des anderen lecktt So liessen die
Armen, heiluna von ihrem Leiden zu
finden! Und das im Zeitatter der
hygienr.
Eise steht-d
Bräutigam: ,Wir machen unsere
Dacheeitsreife irn Luftballon!·
Alter Junggeselle: »Wozu? Sie
würden auf ebener Erde ebenla gut
—— »aus den Walten talleu!'
Darum
»Jch will Ihnen often tagen, liebe
»mu. Ihrem Mann fehlt doch wohl
Her dte ganze Sache der richtige Bltckf
»Was trin. aber leistete- dae taten «
man ihm nicht to ttbel nehmen -—, er
»hat doch ein Glaser-III