Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 19, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    derart-reiste von H. Bandlvtn
Das Erkennen rann unter Umstän
-Vrn sich ganz anders gestalten als in
dein bekannten Lied über den Wander
bmschrn mit dem Stab in der hand
oder in den Gefehiiftsdriesen der Kauf
leute, die uns in liebenswürdigster
Weise mit diesem oder jenem Betrag
erkennen«, erzählte Herr Schriftsteller
dergholz.
»Ich bin einmal in Berlin aus ganz
merkwürdige Art erkannt worden.
Meine Geschwister und ich hatten vor
etwa dreißig Jahren einen Schiffs
dart geerbt — und zwar von einem
entfernten Verwandten, der sich mäh
lrend seiner Lebenszeit niemals um
uns geiürnrnert hatte. Es war außer
ordentlich gütig von ihm, unser im
Testament zu gedenken: denn er stand
bei uns immer im Geruche, ein Son
derling und ein riesiger Knicker zu
fein. Es war allerdings ein Aber bei
der Erbschaft. Zunächst war es nur
ein Zweiunddreißigstel von einem
Schar-um und ferner hatte das lleine
Segelschifs schon seit Jahren Unterbi
lanz gehabt, da es ebenso wie die üb
rigen Segler der Konkurrenz der
Dampser nicht gewachsen war. Also
rat unser Bart ein ganz werthloies
Stück Papier, und meine Geschwister
beschlossen in einem Anfall von Gal
genhurnor, den Pakt weiter zu ver
schenken —- und zwar an den hollän
dischen Vizetonsul Hennecle, dem sie
sich aus irgend welchen Gründen er
kenntlich zeigen wollten, und der der
Inhaber der meisten Parte war.
Jsch wohnte zu damaliger Zeit in"
Tegel, und die Geschwister schrieben
an mich und drängten, daß ich doch
meine notariell begzaubigte Einwilli
guttg zu dieser Schenkung einsendcn
möchte, da ich ja Miterbe war.
Von Tegel nach Berlin gab es da
mals weder Pserdebalin noch elektri
fche Bahn, noch andere trojanische
Pferde, und ich entschloß mich endlich,
um keine Mahnbriese wegen dieser An
gelegenheit zu erhalten. ein Fuhrwerk
nach Berlin zu nehmen« und erinn
digte mich auch, wie man es bei so
einer notariellen Beglaubigung anzu
stellen habe. Nun riethen mir alle ab·
zum Notar zu geben« da es direkt
beim Gericht mit weniger oder gar
keinen Kosten abzutnachen sei.
Also verfügte ich mich zum Amts
gericht, suchte mir einen Gerichtsdie
ner aus und stellte ihm meine Sache
vor.
«Ja, det jinge wobl", sagte der
wackere Mann, »aber da müssen Sie
jemand baden. der Sie vor dem
thsrirl .r als den nnd den aner
kennt!" «
»So einen habe ich nicht bei der
Hand«, erwiderte ich, »tiinnten Sie
mir nicht den Gefallen thun?«
»Ne', gab er zur Antwort, »mit
heißem Wasser bejieß ich mir nich
gern. Uf den Kalmus piepe ick nich,
da ist erst neulich eener häßlich mit
rinjseiallenx den hat das Gericht so an
die Beene operirt, daß er ’ne Zeitlang
sihen mußte. Da müssen Sie sich nach
eenen andern umsehen! Haben Sie
denn keene Bekannten in Berlin?« —
Gegen seine tugendhafte Entriistung
war nicht anzutiimpsen Bekannte
hatte ich wohl, nämlich einen Möbel
händler und meinen Schuster, und es
blieb mir weiter nichts übrig als ei
nen nach dem andern anszusuchen
Die meinten aber, es wäre unbillig
von ihnen zu verlangen, daß sie sich in
der besten Geschäftszeit wegen einer
solchen Kleinigkeit einen halben Tag
versäumten, und riethen mir, zum
Notar Pilzl zu gehen, wo sich derar
tige Sachen glatt und geräuschlos ab
spielten. Jch sollte mich nur an die
Bureauleute halten.
Also fragte ich mich nach dem ne
riihrnten Rechtsanwalt und Notar bin
und trat bald in ein feierliches, ehr
furchtgebieiendes Gemach, dessen Fen
ster und Thüren durch lupserrotbe
Vorhänge abgesperrt waren, so daß
es gegen Husten und Schnupsen völlig
gesichert war.
Es fiel indessen hinreichend Licht
auf die Tische mit mächtigen Tinten
fässern, die ia das nothwennisistk Qu
bebiir zur Regierung der Welt sind,
und denen eigentlich eine würdige Pe
rücke ausgesetzt werden müßte.
Jch wandte mich an den Barmit
menschen, der mir am nächsten auf ei
nem Sessel hockte und in einer Hofe
steckte, die weit genug für zwei war.
Er gähnte inbrünstig, während ich
eine verbindliche Verbeugung zustande
nnd mein Anliegen vorbrachte Jch
thut ei so bescheiden, wie es überhaupt»
Wird war, und sagte: »Jch«bin’
Ernst Vergholz aus Tegel. Verzeihen»
Sie· wenn ich Jhr keusches Ohr mit
ehe-n Wiegen verlesen sollte. Ich«
Wurde von Freunden auf Ihre Firma
sit die leistungsfäng verwiesen und
M meine Einwilligung zu einer
Man von einem zweiunddreißig
Iei spart ausfertigen und meine
» WWSTGCUUZM lcffenf
W jene-and mitgebracht,
s· .- U II- kesmtk fragte der Eurer-u
- mä trocken nnd fcudig und ergriff
e.
»Das kann ich selbstverständlich
nieht«. detl te er in tiefern Laß und
guckte aus d Flecken an seiner Weste
nieder-, mit denen er kleinen Kindern
Schrecken einjagen konnte. Kennen
Sie vielleicht jemand von den Her
ten?«
Jch hatte sie mir alle schon angese
hen; es waren lauter fremde Gesichten
»Rein«, sagte ich bedeutend abge
iiihlt. Da mein Versuch, ihn zu einer
Sünde zu verführen« mißlungen war,
so wurde ich tugendhnft, wie es so im
Leben zu gehen pflegt. »Nein«, fuhr
ich fort. »ich kenne sie nicht, und es ist
ganz ausgeschlossen, daß mich jemand
von den Herren relognoszirU Jch
würde unter keinen Umständen meine
See-le damit belassen, jemand zu un
wahren Angaben verleitet zu haben!
Jch empfehle mich Jhnen!«
»Wartet! Sie!« sagte der Großsie
geldewahtee und drehte an seinem
Schnurrbatt, was ja stets ein Zeichen
von festen Grundsätzen ist. »Gehen
Sie doch einmal nuf die Straße und
rufen Sie einen Dienstmannl Dann
wird es sich machen lassen: die Dienst
männer lenne ich alle!«
»Ich aber nicht«. tief ich, »ich ienne
keinen einzian !«
»Rufen Sie sich nur einen heran
und reden Sie mit ihm!« rieth er mir.
Jch trat also vor die Hausthür und
traf an der Straßenecke auch wirklich
einen Dienstmann, der einem Pull
stein Gesellschaft leistete. Er trug
nach damaliger Sitte noch einen salz
luchengroßen Orden auf der Brust.
»Sagen Sie, werther Herr«, redete
ich ihn an, tennen Sie mich vielleicht?«
»Wat soll icl Sie?« fragte et liihl.
— Rennen soll ick Sie? Ne, dat iet
nich wüßte. Dat is och nich nöthig!«
»Nun, dann nehmen Sie meine
Frage nicht iibel«, versetzte ich, »ich
suche jemand als Zeugen· der mich
kennt. Jch werde Jhr Gewissen nicht
damit beschweren, daß Sie wegen Be
glaubigung einer Unterschrift bezeu
gen, mich zu tennent Das wäre unrecht
von mir! Es thut mir leid, daß Sie
mich nicht tennent"
»Wal? Jet soll « Sie nich tennen?
Natürlich lenn’ iet Sie! —- Sie sind
doch der — herrjes’, wie heißen Sie
doch noch?«
.Bergholz!«
»Richtig! der Bergholz aus die
Behrenstraße, wo Sie Kommis in det
lleene Thrangeschäst sind!«
»Ich sehe, daß Sie mich doch nicht
recht kennen, Und ich müßte in der
That keine Moral haben« —
»Ja doch!« fiel der Dienstmann ein,
«Moral, die tenn’ ick och! Moral is die
Angst dafor, daß es ’rau3lommt!
Aber es kommt nich ’raus, und Sie
können ja Ablaß zahlen —- zwei Mart,
dat is schon ’ne anständige Sünde
werth! . . Wie heißen Sie doch noch?«
« »Ernst Bereitwle
»Richtig, ick kann mir immer so
schlecht uf Namen besinnen . . . sehen
Se, man kommt mit so viele Leute zu-.
samtnen! . . . Und wohnen thun Sei«
»Jn Tegel!«
»Tegel!« wiederholte er mit geheim
nißvollem Gemurmel, als wenn das
ein Ort wäre, wo noch Kannibalen
hausen. »Tegel, jawoll, dett tenn’ iet.
Dei is ja der Ort, wo die Mächens
mit die engen Röcke wohnen; da wohnt
och noch ’ne weitläufige Tante von
mir, und da hab’ icktfriiher och schonst
öfter jeanaelt . . . jawoll, Tegel tenn'
iet . . . Also Ernst holzberger aus
Tegel!«
»Nein, Bergwle
»Ja natürlich, bei mir dreht es sich
manchmal um! Nun sagen Sie, wat
sind Sie denn, wenn ict fragen darf?«
—Schriftsteller!«
»Ach, Du lieber Jott, nehmen Se ’t
man nich übel! Wenn id det hätte ah
nen können, denn hätte ict Sie nich
jefragt, Sie armer Mensch! Jck hab’
schon ’mal fo eenen jetannt, der seine
Poesie nich halten konnte. —- Seh’n
Sie ’tnal an, zwei Mart is det Ver
jnügen, det ick Sie kenne, schon werth!
Denn wollen wir jleich rinjehen und1
den Büromenfchen zeigen, wie jelehrtei
Hunde uf de Hinterbeine tanzen!« (
Der Dienstmann hauchte noch erftI
einen Kuß auf die feuchten Lippen fei- ;
ner Kümmelflasche, dann rückte er fei- 1
nen gelben Salztuchen auf der Brustz
zurecht und war damit zu der Expe-:
dition gerüftet. (
Jch trat mit ihm wieder in das Bu- f
reau und nun vollzog sich die Such-;
glatt. »
Ein Schreiber fertigte alles ems,i
und der Großsiegelbewahrer führte»
uns in das Allerheiligste, wo der No-i
tar selber regierte. i
»Wer sind Sies« fragte er nachläf-i
sie
«Ernft Bergholz, Schriftsteller ausi
Tegel.« f
»Und Sie kennen den herrn?«;
fragte er den Dienstmonn. ;
i »Ja-voll, det it der here Bergs-oh»
aus Tegel, wo die Möcheni mit diej
engen Röcke wohnen, und wo meine
ioeitlsufige Tante wohnt, nnd in.
herrn Herng feinem Daumen hab’
ic immer meine Anjeltuthe hinieftelltJ
W tck dort anjette!' « ’
»Ur We«
»Aus-I Psiete aus der Lilien
stwwksf M.-Mk Mo fünf III-M
neune-. Ich keus- Sie je den-e ais-.
.Drr Herr Höwwrsieher kennt
mit-L« sagte der Dienstknann nett an
erlchiitterlichet Festtateit und heiterer
Namen-seit »Mit dem hab’ iri oft
in Tegel jeangelt, und wir beide hu
drn och schon ’rnal bei meiner weit
läufigen Tante Kaitee fett-untern Wir
sind zwee alte jute Freunde-«
Der Bureauvorsteher nickte zustim
rnend: er war ebenso erkannt wie ich.
Der Notar letzte seinen Namen unter
die Schenlnngsnrtunde. und ich be
zahlte zehn Mart dafür.
Jm Bureau flüsterte ich dem Groß
siegelbewahrer zu, er möge rnir ein
Brieftuvert überlassen. Er·that es«
und aus Dankbarkeit lud ich ihn ein,
nach Schluß feiner Bureauzeit in den
nahegelegenen »Schwarzen Adler« zu
kommen. Er nahm den Kalender zur
hand, warf einen Blick daran und
sagte:
»Das läßt sich machen! Heute ist ge
rade der Tag, an dem Samuel Hahne
rnann in Meißen geboren wurde. Wir
könnten lo eine Art Geburtstaggfeier
veranstalten !«
»Wer ist der Hahnemann?« fragte
ich. I
»Weiß nicht; es steht nicht dabei:?
aber ich gehe nicht gern ohne Veransi
lassung zu einer Festlichteit!«
Draußen erhielt Pulete zwei Mart »
Er war sehr aufgeriiumt und sagte:
«Emplehl' mich Ihnen, Herr Holz
becher. Wenn Se ’rnal wieder wat
jebrauchen. aben Se de Jüte, nich bei
mir vorbeizujehen!«
Er trug noch das Schriftftiick zur
Poftstation, und ich erholte mich im
»Schwarzen Adler« von meinen Er
tennungsltrapazen.
Später kam noch der Bureaumenschl
zu mir und leistete mir Gesellschaft.
Limonade haben wir nicht getrunken;
wir tranten echtes Bier und stießen
fleißig wieder und immer wieder an,
als wenn wir besorgt wären, nüchtern
zu werden, was Samuel Hahnemann
aus Meißen nicht um uns verdient
hatte. Dann ließ ich mich mit Extra
post nach Hause fahren. Alles in al
kenr kostete mich die Erbschaft etwa
fünfundzwanzig Mart. Das ist in
dessen Nebensache; ich wollte ja nur er
zählen, daß es beim Erkennen zuwei
len anders hergeht, als in dem alten
Lied von dem Wanderburschen, Söll
ner, Mägdlein und Mütterlein. Man
kann sich auch fiir Geld erkennen las
en.
spinnt-me für speise-.
Daß der Zucker in Iaunige Stim
mung versetzt, scheinen die vielen lu
stigen Spitznamen Zu beweisen, die der
Volkswih mit Vorliebe gerade süßen
Speisen und Backwerken giebt. So
finden wir unter dem tleinen Gebiick
z. B. neben »Regenwiirmern'« und
»Pskafterfteinen« auch «Miirbe See
len« und »Nonnenseuszer«. An
»Trunkenen Jungfern« und »Studen
tenkiissen« fehlt es so wenig wie an
»Liebesgriibchen' und »Prüaelkra
bfen«. Wir können uns an »Wuch
lern" und »Wolsszähnen« und »Ba
rentatzen«, an »Sei-abs- und Strumpf
sohlen" laben, und sowohl »Prinzes
sinnen« als «Sprungsedern« stehen
uns zur Verfügung« Der weitesten
Verbreitung erfreut sich auch der
Name »Arme Ritter« fiir eine aus
Semmelscheiben bereitete süße Speise,
die schon zu Luthers Zeiten in den
Landsknechten große Verehrer gefun
den haben soll. Jn Tirol nennt man
diese Speise »Bettelloder«, eine Eier
speise mit honig den »Umundurn«,
ein mit Wein bereitetes fiiszes Gericht
den »verfoffenen Kapuziner«. Pufser·
die aus gekochten Kartoffeln gebacken
worden sind, heißen im Braunschwei
gischen »Schusterkotelettes«, solche
aus rohen Kartoffeln »Dosenskicken«.
Jn dieser Gegend sind Spitznamen
für Speisen aller Art überhaupt sehr
beliebt. Weil Pellkartofseln aus dem
Lande eines der hauptgerichte bilden,
heißt man sie »Landestinder«. Boh-.
nen, die sich nicht mehr durch Zartheit
der Jugend auszeichnen, werden als
,,Lederne Jungen· aus oen zum ge
bracht, während man die Möhren
»Polizeifinger« nennt — ein Aus
druck, der der Gaunersprache entlehnt
ist. Als ,,Elesantensutter" erscheint
auf der Tafel der Reis-, alg »Buntes
Hahn« aber ein Gericht aus grünen
und trockenen gekochten Bohnen. Mit
»Geslügeltiteln« verspottet man über-»
haupt gern einsachere Speisen. Das
»verlorene Händel« der Oesterreicher
ist eine Sappe, in der nicht etwa
Hälmchen, sondern in Ei gewälzte
Semmelwiirsel herumschwirnmem der
«Truthahn« der Thüringer besteht
meistens in einem Käsebrot, das wohl
auch »Strohbraten« genannt wird
Zu warnen wäre schließlich auch vor
dem »Ungarischen Rebhuhn«. Diese in
Aspit eingelegten Ileischtnorpel mögen
»ja nicht schlecht wundern nur stam
men sie niemals vorn Mel-how Auch
der hose wird zu Spihnamen sin
Speisen gern ais-genaht Dauern
base« heißt man den Nikel-Schweins
küeten, und ein tlopsartiges Gericht,
das man in hoseuritckensorm bringt
und spickt, wird entweder »Du-ehel
hafe«s esschmdssdt hast« out
»Fall«-Der hasc« genannt. Vorn »Bish
bcsen« oder Rufens-raten wollen wir
schwitzen Auch im Reich der Märkte
haltet natürlich der steiner- Dq
f
winketz uns vie EDUARD-IS die
«.Vomsapathsschen Zetvelattvüksie«, die
»Kuobländet« (Knoblauchwütste) und
nicht zulth die «Stolzm Heinriche«,
d. h. Statt-dürfte, die in einer Mi
schung aus Weißbiet and Braunbier
zubereitet werden.
Ufern-idem
Aus Paris wird der «K·oln. Zig.«
geschrieben: Der Affe ist heuer das
Modethier. Damit soll nicht der le
bendige Affe gemeint sein; auch will
die Bezeichnung Affenmoden nicht sa
gen, daß man Affen wie kleine Hunde
zu täglichen Begleitern macht und ih
Jnen Mäntelchen, Kleidungsstiicke aller
jArt, Halsbiinder u. s. w. nach be
stimmten Modedorfchriften anschafft
Twie den kleinen Hunden. Sondern
der todte Affe beherrscht die Mode.
Aus Affenleder werden die hübsche
ften und originellsten Handtaschen
hergestellt. Auf ihren goldenen Schild
chen und Schlössern sieht man anstatt
des sonst üblichen Monogramms das
Bildnis eines Aeffchens eingravtrt.
Portemonnaies, Ledergiirtel, Leder
tavpen ftir Automobile und eine tin-J
zahl anderer Gebrauchsgegenftändek
werden aus dem dunkelbraunen, ein
wenig goldig getönten, rauhen Leder
gefertigt. das, an sich sehr hübsch«
außerdem von großer Solidität und(
so gestaltet ift, daß es an Eigenartig
teit mindestens mit Krolodilleder
wetteifern und wie dieses auf den er
sten Blick erkannt werden tann· Nur
läßt es sich weit mehr verwenden als
das Leder des KrotodilkL Jch habe
Pantöffelchen aus Affenleder gesehen,
die mit ihren hohen buntfarbigen
Hatten und dem Futter aus ebenso
gefärbtem Moiree wunderhijbsch aus
saben. Affenleder in seine Natur
bräune, mit seegriiner Seide abgesiit
tert, oder mit Violett, Goldbronze u.
s. w. verziert, wirtt sehr elegant und
hübsch. Reizend sind auch die Schreib
tischmavven aus Affenleder mit den
goldenen Kanten und Beschliigen.
Das duntelbraune, leicht gefaserte
Holz mit Goldeinlagen, aus dem man
alle begleitenden Gegenstände der
Schreibtische herstellt, wirtt wunder
voll dazu.
Noch in anderer Form sehen wir
den Affen als Modethier. Die häu
fig geschnitzten Holzgriffe der Stöcke
und Schirme zeigen gern Thiere oder
Thiertödfe. Am liebsten wird da
heuer der Affe verwendet. der in den
possirtichsten Stellungen mirtlich
tiinstlerisch geschnitzt an den obern
Enden der Stocigriffe herauftlettert,
zusammengelugelt sich irgend einer
Beschäftigung, wie dem Berzehren ei
nes Apfels, hingibt, oder die Welt
mit seinen Grimassen zu belustigen
strebt. Man geht soweit, an diesen
Stockgriffen Affentiipse anzubringen,
die die Zunge herausstreeten und die
Augen auf- und zumachen lönnen.
Auch als Steinschnitzereien sieht man
Affen an Schirmgriffen, an den Stie
len der Operngliiser, als Petschaft
knon u. s. w. Jn der Mode der
Gold- und Silberwaaren spielen die
Aeffchen eine große Rolle; als An
hänger, Broschen und Radean auch
Gürtetschnallen mit Affengruppen,
Hutnadellnövfe mit zusammenge
lniiuelten, balgenden Affen werden
viel getragen. Der lebendige Affe
wird wohl nur seiner Unavvetitlichteit
wegen nicht an Stelle des Hundes
zum hausthier.
Kurzflchtisteit bei Kindern
Zumeist ist die Kurzsichtigkeit bei
Kindern nicht angeboren, sondern er
worden; letzterer Fall tritt insbeson
dere dann ein, wenn die Inanspruch
nahme der Sehkraft ein gewisses Maß
überschreitet wie dies am hausigssen
beim Lesen vorkommt· Das Lesen
fordert eine absolut ununterbrochen:
Leistung des Auges-. Während der
Maler, der Schriftsteller, der Ge
werbomann seine Arbeit von Zeit zu
Zeit unterbricht, gestattet das Lesen
dem Sehorgan teinen Augenblick der
Ruhe. Es ist eine notorische That
sache daß in jenen Ländern in wel
chen Bücher und Zeitungen mit langen
Druckzeilen erscheinen, dem Auge also
die momentane Unterbrechung des
Zeileniibergangå seltener gewahrt wird
als bei kurzen Zeilen, die progressive
Kurzsichkigkeit die stärksten Opfer er
fordert Selbstverständlich wird die
Beeinträchtigung der Sehkraft um so
- schwerer und nachhaltiger sich gestalten,
ie iiinger und empfindlicher das Auge
»isi. Dazu kommt noch die bei Kindern
Jleicht zur zweiten Natur werdende Ge
Ttvohnheit der durch gebückte Kopfhah
itung größerer Annähetung an das
Buch oder Papier, womit eine schäd
sliche Beeinflussung des Akkomoda
tionsvermögens einhergeht. Der nor
male Abstand des Auges vom Papier
soll eine Drittel Yard betragen. Wird
dieses nach einer oder der anderen
Richtung überschritten, so isi die au
gener tliche Untersuchung des Kindes
nst Vielleicht isi eine Brille noth
toen vielleicht nur strengere Beauf
sichtiausa
Glück ist Mel.
.Was freust Du Dich denn so dar
iibet. des der Erichtho ieher die«
schöne Uhr fortgenommen t.«
————-—-————-———-——.—-—
l
Hei-s W spei- raie nimm-es
wenn ich heim komis wie spät es ist. «
Yraueneklske
Dis III-.
Ich zog dereinst in die Fremde
Mit leichtem und frohem Blick,
Und streckte verlangend die Hände
Entgegen dem suchenden Glück.
Oft dacht’ ich· ich könnte es halten;
Doch nur ein flüchtiget Kuß
Tkaf meine.dütftenden Lippen, —
Dnnn floh es mit neckischem Gruß.
So sagt' ich durch Wiesen und Fluten
Das Glück entschwand wie es tum.
Vetwischte die glänzenden Spuren,
Und machte mich flügellahm.
Dann tehrt’ ich, gebtochenen Herzens
1 Zurück in mein Vaterhankk —
7 Da saß am wär-wenden Feuer
IDac Gras-, und tacht- mich sus.
! Frev. Horn.
sue Antriebe-.
»Man muß nichts sortwersen, ein
jedes Ding hat seinen Werth, man
muß es ausheben,« so sagen die Spar
samen und sind sittlich entrüstet, wenn
sie mit dieser Meinung irgendwo aus
Widerspruch stoßen. Sie entschuldi
gen damit die Fülle, ja die Unordnung
in Kasten und Schranken, und sinden
es höchst verwunderlich, wenn andere
mit gelindem Grauen von dieser An
häufung alles erdenllich »Ausgehobe
nen« sprechen. Welch ein Wust von
übersliissigem Kram sammelt sich aber
auch dadurch, daß man eben alles aus-!
hebt, an im Lause der Zeit; es ist so-i
viel und geräth endlich so durcheinanJ
der, daß der Sparsamteitssanatiter iml
gegebenen Fall das, was er unter dem»
Ausgehobenen sucht, selbst nicht mehrl
findet. Er sucht und sucht, aufgeho-l
ben hat rr’ö, das ist gewiß, aber er
weiß nicht wo und iann’s aus der(
Fülle des Vorhandenen absolut nichtl
heraussindem Es muß also zu dem!
Kleidungsstiia, dessen Reste ja zwar
ausgehoben sind, nothgedrungen zum
Aendern oder Aus-bessern etwas zuge
iaust werden. Die abgestoßenen Ecken
einer Schnißerei an einem Möbel sind
verwahrt worden, aber als der Tisch
ler mit dem Leimtiegel kommt, sind sie
ncht auszutreiben, soviel anderes hat
sich schon wieder angesammelt und ist
darüber gelegt worden. Wenn es nun»
gar einmal einen llmzug giebt, bei
dem alle Habe lebendig wird und ver
paat werden will, dann ersaßt auch
den Aufhebesreudigen eine heiße Angst,
und rathlos steht er vor den Bergen
von Sachen, die überall hervorlommen.
Der Raum dasiir war ja natürlich
längst übervoll, man hat schon immer
überall etwas mit dazwischen gestra
in die Schränte und an Stellen, wo
es gar nicht hingehärte und man eg
daher natürlich wieder vergaß. Nun
wird mit demselben Fanatismus, wie
man sonst aushob, gründlich ausge
räumt, das heißt sortgeworsen. Da
kommt denn alles wieder zutage, wag
man schmerzlich gesucht und nachher
neu gelaust hat« und vielerlei Dinge
dazu, von denen man gar nicht mehr
gewußt hat, daß man sie besaß und
die man in diesem oder jenem Falle
gut hätte verwenden und Geld dadurch
sparen können. »Ja. wer iann auch
alles im Kopfe behalten, was da liegt
und wo es liegt«. Das ist der Stoß
seuszer iiber die Unterlassungssiinde
O ja, man lann’s behalten und lann
auch wissen, wo es verwahrt ist, wenn
man sich gewöhnen wollte, Ordnung in
das Chaos zu bringen und es etwa alle
halbe Jahre einmal gründlich zu sich
ten. Leere Kartons giebt es wohl in
jedem haushaln Wenn mannun solche
Kartons siir das Ausgehobene einrich
tete, sie mit der Ausschrist versähe. et
wa: «Weiße Reste«, »Farbige Reste«,
»Spißen und Besäße'«, «Allerlei«
usw» wenn man nun alles Auszuhes
bende stets in den dazu bestimmten
Karton hineinlegte, so wäre das
Suchen schon bedeutend erleichtert.
Freilich muß man beim Fortlegen
sorgsältig sein und die Sachen nicht
doch durcheinander bringen« Nur sollte
man in regelmäßigen Zeitabständen
diese Vorräthe durchsehen und alles,
was nöthig ist, unnachsichtlich ausma
zert.
sehe-hie Rezepte.
Gebratenes Kalbghekz.
Ein Kalbshetz wird von allen Sehnen
und Möhren befreit, in Scheiben ge
schnitten und in eine Kasseeolle gelegt,
in det man 3 bis 4 Unzen Butter hat
gelblich werden lassen. Man streut et
was Salz, Pfeffer, Mehl und feinen
hackte Petersiiie über die Scheiben, läßt
sie auf der einen Seite gelblich braten,
wendet sie um, btät sie ausdee andern
Seite und gibt sie, mit Zitronensaft
beitiiufeit, auf.
Borstigliche Blutwutst.
hierzu nimmt man gutes durchmach
senes Schweinefleiich (Bruft- oder
Bauchfleisch), die Zunge, das Herz
«und die Nieren, kocht es im Wittwe-f
fei gar, schneidet ei in Würfel, mengt
noch 1 bis 2 Pfd. wiitfelig geschnitte
»nen, ungetiiuchetten Speck darunter,
swiiezi dies mit 1X2 Unze gestoßenen
isetoiieziiirnem IX2 Unze gestoßenen
Rette-, Iz-« Unze gesicßenen Pfeier
einer handva getiebenem und durch
esiebtetn Majoean und einigen Löf
Peln Salz, sieht durch ein Sieb das
nöthise Viut hinzu, so das ein diin
ner Brei entsteht den man mittelst des
Wurfttrichters in die wohlgereinigten
Därme fiillt wesean man die Würste
fo lange kochen läßt, bis beim Hinein
ftechen mit der Gabel kein Blut mehr
herausguillt Kleinete Würftchen
brauchen nicht länger als eine Stunde
zu kochen. größere bedürfen zwei
Stunden. Viele finden, daß die Blut
wurfi fehr an Wohlgeschmack gewinnt,
wenn man etwas weniger Schweine
fleifch nimmt und dafür einige Halbg
milche hinzufeyn die man in kochen
dem Wasser einige Mal aufwallen
läßt. dann in kaltes Wasser legt, von
ider Haut reinigt und dann die Wurst
Ein den Rauch hängt —- 2) Gut ge
flochtes Bauchfleifch, Schwarten et
jwas Speck und Abfallfleifch werden in
xfeine Würfel gefchnitten,i Herz und
Nieren fein geharlt. Dazu gießt man
durch einen Durchfchlag das beim
Schlachten aufgefangene Blut. Man
Twiirzt mit Pfeffer, Salz nnd Stellen
Die Masse wird in große Därme ge
füllt. Keine Wurft darf jedoch ganz
voll gestopft werden. weil fie fonft
beim Koch-en leicht platzen würde. Jede
gefüllte Wurft wird einiae Mal mit
einem lleinen hölzernen Spieß durch
stochen, dann gelacht. Die Blutspurft
ift gar, wenn sie beim Tiirchitechen
mit dem Bolzfpieli tein Blut mehr
don sich giebt. Bluiwurit läßt sich
riinchern.
Gebactene Bohnen nach
Boftoner Art. Dieses in Ame
rila sehr verbreitete Gericht das na
mentlich in Bofton fo beliebt ist, daß
Töpfe mit fertigem Jnhalt dort auf
den Straßen feilgeboten werden« ist
unter dem Namen »Dosten Baled
Beans« bekannt. Zu 1 Pfund weich
gelochter tvsorher über Nacht einge
weichter) Bohnen, die man in einen
irdenen Ton oder in eine Baetform
gibt, nimmt man 1 Pfund durchmach
fenes feifches Schweinefleifch Mamm
ftiich oder mageren Speck, legt dies in
die Mitte der Bohnen. gibt etwas
Wasser. Salz und Pfeffer dazu und
til-ergießt das Ganze mit einigen Löf
fel Sirup. So wird es in den Brat
ofen gestellt und zu fchöner. galt-gelber
Farbe gebacken.
Kartoffel- und Mal-krü
bengemüfe. llz Pfund Mehr
rüben« die gepußt und in Stifte oder
Scheiben gefchnitten worden sind, wer;
den in wenig siedendes Wasser gegeben.
Dazu fügt man ein Stück Butter, et
was Salz und Zucker und laßt sie über
gelindem Feuer weich dünn-few Die
Brühe wird mit etwas in Butter gar
gedünftetem Mehl gebunden und mit
reichlich gehackter Peterstlie gewürzt
Dann gibt man 1 Pfund in Stücke ge
lchnittene, für sich allein gar gelochte,
ahgegoffene und abgedampfte Kartof
feln dazu, fchwentt ides durch, läßt
es noch eine Weile zie n und gibt das
Gemüfe auf.
Wiener Kaffeebrötchen
Aus 1 Pfund feinem, etwas erwärm
ten WeizenmehL 6 Unzen frifcher
Butter. 2 bis 3 Unzen Zucker, 3 Eiern,
1 Unze in lauer Milch aufgeslöster hefe
nnd 14 Quart lauwarmer, guter,
süßer Sohne oder Milch wird ein He
fenteig bereitet, den man tüchtig mit
dem Löffel fchlägt. bis er Blasen
wirft. Dann stellt man ihn, mit er
wärmter Serviette bedeckt, an einen
svarmen Ort zum Aufgehen. Von
dem Teig formt man längliche Brüt
chen, die man nochmals zum Gehen
stellt, mit geschlagenem Ei beftreicht,
mit feinem Zucker überftiiubt und im
Ofen bei mäßiger Hitze langsam hell
braun baclen läßt.
Wöcheumchus Mit-mutm.
S o n n t a g.
Klate Bouillon mit Jemand-den«
Gefülltes Huhm Bluman mit Eier
faucez
Roh gebratene Kattöffelchen, grünet
Solon
Stätte-Puddiug mit Früchten,
VanillesSauce.
M o n t a g.
Suppe aus getrockneten Erbsen, Zern
melwütfelX
Gebratener Speck und Leber, Weis-kü
ben, gestoßene Kaktoffebix
»Schwimmende Insel« in Baume
saucr.
D i«e n st a g.
Iomatensuppe, Kalbskagout, Macca
toni, grüne Kannenekbsm Cim
nen-Gelatine-Dessert.
M i t t w o ch.
Sellerie:CkeaIn-Suppe.
Schweinetotelettem ersinggemüfe,
Salzkattossela, Same Gatten.
Brotpudding mit Blei-quan
D o u n e t ft a g.
Gemüsesuppe, sammelt-rotem grüne
Bohnen, gebtatme Kartoffeln,
Rothetüben.
ApsebDnmpling mit Rahm.
F r e i t a g.
Auster-qupr
sammt mit Senssauce,·P-tetsiliento
tosselty Roseutth Mit-ein
Kasseescteme mit Schlagtahm
Samstsp
Linienfuppe mit raakfuktet Wükfto
check Koth elpfanntuchen.
Bawisches Kraut
MARGde