Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 12, 1912, Zweiter Theil, Image 17

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    per Knickern
Eine Uneidote von Wilh
S ch ii se r.
Vor sechzig Jahren, als die Damen
noch in Kutschen spazieren suhren,
galt es siir vornehm, einen Knicker als
Sonnenschirm zu haben. eDenn weil
die Kutschen nicht so geräumig waren
wie heutzutage die Autos sind, hin
derten die langen Stöcke; auch galt es
nicht siir schicklich, den Arm zu heben.
Darum hatten die Sonnenschirrne da
mals einen Schieber, der durch einen
raschen Griff das Dach im Winkel
nach hinten klappen ließ, wobei die
zierlich vorgespreizte Hand nicht aus
dem Schoosz gehoben zu werden
brauchte. Und weil die Frauen selten
sind, die nicht aussehen möchten, wie
wenn sie täglich in einer Kutsche spo
zieren führen. obwohl sie all ihr Leb
tag bescheiden die eigenen Beine
brauchen müssen: so gab es damals
in Sommerzeiten wenig zarte Träu
me. aus deren himmel nicht irgend
wie sein Knicker sanst herunter
schwebte.
Und als im Frühjahr 1848 mit
den ersten Schwalben und dein März
wind aus Paris nicht nur die neue
sten Modenachrichten geslattert ta
men, da wußte eine Straßenaussei
herstochter bei Ruhleben nichts rvon
denr Ausruhr der Welt; doch ihren
Knicker fand sie schon wie eine Dame
trotz ihrer sechzehn Jahre aus
dem Geburtstagstisch. Sie ging da
mit ani ersten Tage bescheiden nur
bis Spandau, weil es regnete-. und
blieb am zweiten aanz zu Haus, weil
sie die Wäsche bügeln mußte; doch
als am dritten Morgen die Sonne in
Dampf und Nässe blintte, hielt sie
nichts mehr. den Onkel zu besuchen
der als Jnfpettor im Kadettenhauö
am Kupfergraden seine Dienstwoh
nung hatte. Von Ruhleben bis dahin
sind fast drei Stunden, und damals
fuhr die Große Berliner Pferdebahn
noch nicht. Es ist auch zweifelhaft.
ob sie an diesem Tage noch zuverläs
sig gewesen wäre; denn als das Mäd
chen durch den Thiergarten beim Gro
ßen Stern antam, hatte die Erregung
der innern Stadt die Menschen auf
gesogen und nur beim Brandenburger
Thor war noch ein Wirbel, weil da
viel Militär die Massen staute. Nun
hört, wer draußen in den Wäldern
und Winden wohnt, am Rauschen in
den Baumkronen wohl, ob die Lüfte
von Osten oder Süden tommen, aber
beim Aufruhr einer Stadt sieht er
nicht an, ob all die Menschen aus
Vergnügen oder nach Geschäften io
sinnlos durcheinanpr laufen. Und
weil am Brandenburger Thor zu al
len Tagesttunden etwas Militiirisches
vorgeht, io schritt das muntere Kind
aus Ruhleben mit seinem Knicter
zwischen Bajonetten harmlos hindurch
und ahnte nicht in seiner Unschuld,
daß die vielen Gewehre bei Fuß schon
längst mit scharfen Patronen geladen
waren.
Nur als es fchon Unter den Linden
hinspazierte und sich ein wenig arger-«
te, weil die Sonne vorn oon der Seite ’
statt von hinten auf seinen KnickerH
fiel, hörte es Kommandorufe und so- !
viel Marfchtritte hinter sich, daß es
erstaunt umsah und sich vor einer
breiten Front Soldaten fand, die
rechts und lints bis an die Häuserl
schließend wie ein Kamm die Linden
föubertr. Sie sah wohl, daß die!
Menschen in Nebenstraßen sliichteten
und dasz sie schließlich ganz allein vor »
den Soldaten mit ihrem Knicter uns »
ter dem dünnen Schatten der März- s
bäume ging. Doch weil sonst niemals :
verboten gewesen war, daher zu gehen, l
und weil sie gar nicht ahnte, dasz hin- s
ter ihr der hundertsiiltige Tod an
riickte, erlebten die erregten Berliner
an diesem schlimmen Märztag noch
ein Schauspiel dreister Art, indem ein
Landmädchen mit seinem Knirter lind
lich vrahlend das Militiir zum mörde
rischen Brudertarnps einführte.
Jhm selber war es freilich nicht
mehr wohl zuletzt, und als sich an der
Friedrichstraße immer noch ein schüch
terner Strom von Menschen und
Wagen quer iiber die Linden schob,
verschwand ihr Knicter mit nach links,
um iiber die Mittelstraße wo das
Gewühl sich drängte und wo ihr die
Empöruna in angesangenen Barrita
den und Waffen aller bertunft deut
lich wurde -- sich angstvoll flatternd
in das Kadettenhaus zu retten, wo die
Tante fast mit einer Ohnmacht und
der Ontel räsonnirend ihr Geschwi
stertind empfingen, wie wenn sie wirt
lich den Aufruhr dieses Tages aus ih
rem friedlichen Ruhleben in das ac
ängstigte Berlin hereingetragen hätte·
I O d
Das Scherzspiei dieses Kniaers,
harmlos vor Tausenden von scharsge
ladenen Gewehren zur Schau getra
gen, wäre im Sturmwind dieser
Märztafe von 1848 vergessen worden,
wenn n cht auch er der Zufall über
Menschenwichtigtet sein Zähnchen
spottsiichtig geschwungen hätte. Denn
als die Barritadentämpfe vorüber und
die Straßen der inneren Stadt von
brandgeschwiirzten Trümmern und
Leichen gesäubert waren, daß dieMen
schen wieder wie sonst an ihr Geschäft
und zu Vergnügen eilten is- wie wenn
der Aufruhr weder nöthig noch so
bluti gewesen wäre: da machte sich
die andtochter aus Rnhleben auch
wieder aus den Weg zu ihren Eltern.
IKind weil die Sonne frohmäthig schien
wie vor drei Tagen. nur diesmal in
den Rücken, so daß sie endlich ihren
Knicker zu Recht gebrauchen konnte,
spazierte sie die Linden wieder zuriick
zum Brandenburger Thor.
Sie merkte diesmal gleich, daß wie
derum Soldaten kamen, doch nun in
Marschkolonne; denn weil der König
furchtsam versprochen hatte, das Mi
litiir zurückzuziehen, marschirten sie
nun ab; und weil der Zufall troh den
bösen Zeiten sein Vergnügen haben
wollte, war es dieselbe Kompagnie,
vor der das Mädchen mit dem Knicker
in die Hauptstadt hineingezogen war·
Es hatte unterdessen manchem Kame
raden eine Kugel den jungen Leib
durchschlagen, der nun in einem der
Massengriiber oder wundfiebernd im
Soital lag; sie waren darum nicht
hell gesinnt, die armen Kerle. die nun
vor einem Wink des Königs, erschöpft,
verhöhnt und angewidert von solcher
Straßenschliichterei. zurück in die
Kasernen zogen. Nun als sie wieder
den blauaebliimten Knicker sahen
da mochte mancher den Gewehrknauf
kalt in den Händen fühlen vor diesem
harmlosen Geaenbild der mörderifchen
Schiefzerei. Doch weil wohl einem
Wanderer im dunkeln Moor das Herz
vor Grausen erkalten kann, jedoch im
hellen Sonnenschein, wenn viele junge
Menfchen im Talt daher marfchieren,
der Sinn auch in der bösen Stunde
nach beiterkeiten sucht, fo hob sich
bald ein Brausen in den Reihen. das
rasch zum schallenden- Gelächter
schwoll, davor das Mädchen eiliger als
vor dem Schweigen des ersten Tages
die erschrockenen Füße hob.
Babyloniem die Wiege der
Menschheit.
i
) Jn einem in der Wiener Urania
ivor einer großen, intelligenten Zuhö
rerschast gehaltenen Vortrag gab Pro
fessor Deliizsch das Bild von den Ruh
mesthaten der abendländischen Völker.
Die Schlußfolgerungen seiner ausse
henerregenden Schrift »Babel-Vibel«
serhielten eine Erweiterung, indem die
jEinfliisse Vabyloniens auch auf das
skulturelle und geistige Leben Griechen
lands dargelegt wurden. Ungemein
xfesselnd wirkte der Vortrag durch die
;vlast-ische, von ost dichterischem
JSchwung getragene Schilderung
; Professor Delihsch wies einleitend
»auf die Grundlage der innerhalb der
alten Völker beispiellos entwickelten
babglonischen Kultur. Dieses Land
am Tigris und Euphrat liegt wie eine
Gruppe von Jnseln zwischen Wasser
fluthen, die die glühende, 55 bis 65
»Grad Celsiug erreichende Hitze mil
dern. Veispiellog ist die Fruchtbarkeit
des Bodens. Eine rastlose Arbeit er
möglichte die hohe geistige Blüthe, die
Vabhlonien schon 2200 vor Christus
aufweist. Der Hitze wegen wohnten
die Menschen in Rohrhiitten, aber sie
besaßen auch Wohnlichkeiten von soli
destem Bau. Neben dem Tauschhan
del kannte man auch schon die Bezah
lung in Silber. Die volygame und
monogame Form der Ehe wurde hier
zuerst eingeführt. Den Babyloniern
ist die Erfindung der Schreibkunst in
einer zuerst rebusartigen Schrift zu
verdanken, und eine hohe Intelligenz
beweist ihr Zissernsnstem. Gleich
falls babylonischen Ursprungs ist die
Eintheilung des Jahres in Monate
und Wochen. Viele bei den Gramm
gen der Franzosen in Telloh aufge
fundene Statuen geben Zeugnifz von
der Vollendung der plastischen Kunst
Den Wissenschaften wurde gehuldigt,
soweit sie von praltifchem Nutzen
waren, erstaunlich aber ist die Eul
wicklung der Astronomie, von der sich
die Astrologie abzweigt.
Eine der größten Entdeckungen
war der aus einer Stelle niederge
schriebene, in den Ruinen Susas vor
zehn Jahren vorgesundene Koder Ha
murabis, des gewaltigsten Königs der
Babylonier. Der Ruder betoieg eine
nie geahnte Höhe der Kultur, die mit
der deutschen des XHlL Jahrhun
derts ebenbürtig ist. Jn diesen Ge
setzen tritt uns ein Kant’scher Geist
entgegen. Hamurabi setzte schwere
Strafen aus die Umgebung seiner Ge
bote, wollte aber auch durch Milde nnd
Fürsorge ein Vater seines Volkes sein.
Bewundernswerth sind die Ehegesetze
und der Schutz, den sie der Frau na
mentlich in Bezug aus grundlose
Scheidung angedeihen lassen. Baby
lonien ist die Wiege der Jsraeliten,
und die Bibel berichtet uns von Ur
tasdim als der Heimath Abrahams.
Die Ruinen dieser Stadt sind unter
einem Riesenhiigel begraben, dessen
Bloßlegung von Vertretern der Chi
eagoer Universität in Angriss genom
men wurde· Von den Babylonierni
ging die Weltschöpsungsrnhthe in mo-!
notheistischer Umsormung aus die Ju
den iiber. Die Urgeschichte der Gene
sis ist zum Theil sogar wörtlich den!
Babyloniern entlehnt. Da sand sichs
auch die erste bildliche Darstellung des«
Sündensallö. Gleichen Ursprungs ists
auch der Engels und DämonenglaubeJ
der wie ein Fremdtörper im Mono
theismus ausgenommen wurde. Der1
Einfluß aus das ganze Abendland
dauerte auch nach der Zerstörung Ni
nives sort. Hexenwahn und Hexenbe
schtvörung kannte man schon in Baby
lonien. Statt auch war der Einsluß
der Chaldäer aus den Hellenismus.
Man nahm viele symbolische Darstel
lungen beruhen die Karyatidem den
Aestulapstab und andere plastische
Vettörpetungen. Dem Einfluß un
terlagen ganz besonders die griechi
schen Philosophen und Astronomen,
die die babylonischen Schulen aus
suchten. Von Plato wissen wir, daß
et einen Chaldäer bei sich gastlich aus
nahm. Auch die christliche Kirche war
jden babylonischen Einflüssen ausge
etzt.
Professor Delitzsch schloß mit dem
Wunsche, daß es der vereinten For
schung Deutschlands und Oester
teichs gelingen möge, eine völlig wis
senschaftliche Klakleaung der vorge
fundenen babylonischen Kulturvolu
mente zu erzielen. Das Publikum
dantte dem berühmten Gast mit stür
mischem Beifall.
o—
Jan Dampf seqen die Schlusse-ank
heit.
Zur Bekämpfung der Schlaftranl
heit hat ein Plantagenbesitzer auf der
portugiesischen Jnsel Princide in West:
afrika eine neue Methode gefunden·
Bekanntlich wird der Erreger der
Schlafkrankheit durch die Tsetsefliege
übertragen, die in feuchten, busch- und
schilfbewachsenen Uferniederungen ihre»
Brutstätten hat. Der Plantagenbe
sitzer bemerkte nun, daß die Tsetse
fliegen auf die Niicken der Arbeiter
zuflogen, wenn diese bei der Hineinse-i
beit, also in gebückter Stellung be-»
schäftigt waren. Er gab den Arbei-;
tern ein schwarzes Gewand aus den!
Rücken, das auf der Aufzenseite mitj
einer klebrigen Substanz beftrichenl
war. Auf diese Weise wurde eine»
große Anzahl dieser Tfetsefliegen ge-!
fangen. Dieselben Versuche hat in!
letzter Zeit auch ein Plantagenbesitzer
in Qstairita angestellt und mit Loii
rantus ficus und Euphorbienleim aus-;
gezeichnete Erfolge gehabt. ;
Nach den Aussagen eines Missio-"
närs sollen schon friiher Neger am
Laporifluß im Kongostaat sich mit ei
ner kosmetifchen Salbe beschmiert ha
ben, die die Fliegen abfchreckt. Die
Wangombe, die diese Salbe benützten,
blieben von der Schlafkrankheit ver
schont. während ihre Nachbarn, die«
sich ihrer nicht bedienten, dahinstar
ben. Wie die öffentliche Auskunfts
stelle für Augwanderer in Dresden er
fährt. sind in Flamerun jetzt sämmtliche
Bezirtsämter, Stationen und Posten
ersucht worden« dem hngienischen lin
tersucbungsamt in Duala alle Notizen
über Verwendung derartiger Salben
durch Einaeborene zu übermitteln,
wenn möglich. sollen gleichzeitig die
Pflanzen anoeaeben werden. die die
betreffenden Leimstoffe erzeugen.
—
i
Das srökte Wissens-aus see-seen i
Jn London wird demnächst, wie die
,,Bauwelt'· mittheilt, ein Waarenhaug
eröffnet, das wohl das größte der
Welt darstellen wird. Es ist ganz
aus weißem Granit gebaut und hat
eine Front von 840 Fuß, Die Au
pserdrähte siir die elettrische Beleuch
tung haben eine Länge von 24 engli
schen Meilen und die Beleuchtungs
störver eine Lichtstärke von 1,350,000
jsierzen Die gewaltigen Räurne die
ises Kaushauses können 100,000 Per
i sonen fassen. 5000 Angestellte werden
! in den 150 verschiedenen Abtheilungen
Edie Kunden bedienen, zu deren Bedie
snung 24 Fahrstühle und 154 Trep
Even zur Verfügung stehen werden.
Aus dem Dach wird eine Zelle sür
drahtlose Telegraphie eingerichte:.
IJnnerhalb der Räume giebt es allein
;800 Telephon.zel1en.
Für die Konstruktion dieses Pater
»steg sind 21 Millionen Pfund Stahl
iverwendet worden. Große Nestaura
’tionsräume werden in zwei riesigen
sGlashallen eingerichtet werden. Jrn
lSommer können die Kunden sich in
kden Dachgärten ersrischen, wo ein
sWiknek Caf- iich etc-huren son. Auch
sder Kinderspielplatz, aus welchem
ausgebildete Kindervslegerinnen ihres
Amtes walten, liegt dort in lustiger
Höhe Daß Erholungs-, Schreib
iund Leseriinme vorhanden sind, ver
isteht sich von selbst. Ein Austitnsts
jbureau wird serner errichtet, in dem
iFremden jede gewünschte Auskunft
sgratis ertheilt wird.
Mietsleute ver Hygiene.
1. Gesundheit ist Gliick, also erhalte
deine Gesundheit.
2. Halte den Raps kühl, die Füße
warm; athme immer möglichst reine
Lust und nur durch die Nase.
B. Treibe Hautpflegr. Bade dich
oft und wasche täglich deinen ganzen
Körper. Krankheit ist Schmutz.
4. Arbeite. Stärke deine Muskeln
Treibe vernünftigen Spott.
5. Das Auge schwache nicht« Lies
nicht in der Dämmerung, nicht ini
gesellen Sonnenlicht, nicht im Eisen
bahntvagen.
S. Das Ohr hüte vor starken Er
schiitterungen. Schlafe seen vom
Straßenlätm.
7. Genieße gute, nahrhafte, kräftige
Speisen. Jß langsam, laue sorgsam
Sei mäßig. Reinige die Zähne nach
jeder Mahlzeit. Brühheisie und eis
talte Nahrung meide.
8. Kleide dich so, daß deine Haut
athmen kann. Rasse Kleider etsetze
sofort durch trockene. Meide Pelze
»und enges Schuhwetl.
Uns dein sehen der Schlangen.
Man kann mit einer gewissen Be
rechtigung behaupten, daß sich vie
Schlangen in ver Gesellschaft keiner
besonderen Vorliebe erfreuen. Man
erklärt sie fiir giftige Reptilien, wirft
ihnen vor, daß sie vie schlechte Ge
wohnheit haben, jedem Lebewesen, das
fie zärtlich umschlingen, alle Knochen
im Leibe zu brechen, und erzählt von
ihnen überhaupt —- besonvers in der
heißen Jahreszeit —- allerlei Schauer
märchen. Mit einer großen Anzahl
dieser Märchen hat nun der Wiener
Forscher Universitätsprofessor Dr.
JFranz Werner in einem Vortrage
.g:-iindlich aufgeräumt. Er versuchte
’niit vielem Erfolg eine Ehrenreltung
ter oielgehaßten und gefürchteien
Tiere und verlangte, daß man auch
ihnen einen gewissen Schutz angedei
hen lassen möge, da eine völlige Aus
rotiung oft schädliche Folgen mit sich
bringe.
Mit Bedauern wird man verneh:
men, daß die Schlangen vollständig
unmusilalisch sind. Sie hören über
haupt gar nicht und man kann neben
ihnen schreien, pseisen, Violine spielen
oder Flöte blasen oder einen Revolver
abschießen, ohne daß sie davon Notiz
nehmen. Und die vielgeriihmte
Brillenschlange, die zur Flöte ihres
Bändigers tanzt, tut dies nicht vor
Vergnügen« sondern aus anderen, seh:
einleuchtenden Motiven: erstens pen
delt der ausgerichtete Oberlörper hin
und her, weil er wegen seiner Schwere
die ausrechte Haltung mühsam be
wahrt, and zweitens folgt dieSchlange
den Bewegungen ihres Bändigers,
um ihm im geeigneten Moment einen
Biß zu versetzen. Wobei es aller
dings ein Trost ist, daß den« meisten
dieser Brillenschlangen nicht nur die
Gistzähnr. sondern auch die anderen
Zähne wegoveriert sind.
Der Vortragende zeigte dann eine
Reihe von Bildern einheimischrr
Schlangen, erzählte einiges von der
Häutung der Schlangen, die für diese
ebenso peinlich ist, wie siir die.Men
schen derZinstermin oder das Steuer
zahlen, und ging dann zu der interes
santen Sorte der Riesenschlangen
til-er.
Die Riesenschlangen sind entschie
den viel besser als ihr Rus. Sie sind
im allgemeinen sehr furchtsam, tun
einem Menschen nichts zu leide. Al
let-, was über ähnliche Missetaten der
Riesenschlangen erzählt wird, ist ein
Produtt der Saurengurtenzeit — und
sie flüchten sich sogar meistens-, wenn
sie gereizt werden. Riesenhast ist al
lerdings ihr Appetit, über den man
Eicheres zunächst durch Hagenbeckss
Experimente erfahren hat. Den Re
tord in dieser Beziehung schlug eine
Eliiesenschlanar. die hintereinander ei
nen Ziegenbock von achtundzwanzig
Pfund und einen zweiten von 89
Pfund verschluckte, um dann noch
achttägiger Verdauungspause neuer
dings eine Steinziege von 74 Pfund
zu verzehren. Als diese Sehenswiir
digteit jedoch nach dein leckeren Mahle
bei Blitzlicht vhotographiert wurde,
erschrak sie so stark, daß sie die ganze
gewaltige Mahlzeit wieder von sich
gab. Die Riesenschlange schluckt ihre
Beute im ganzen, ohne ihr auch nur
einen Knochen zu zerbrechen. Natür
lich ist es noch nie vorgekommen, wie
gesaselt wurde, daß eine solche
Schlange jemals einen Löwen, Tiger,
ein Pferd oder gar linen Elefanten
überwältigt hat. Nicht einmal einen
Bändiger hat eine solche Schlange je
mals überwältigt, und was von den
Gefahren dieses Beruses erzählt wird,
sind eben Erzählungen der Bändiger
selbst. So wurde vor einigen Jan
ten in Wiener Blättern von einer Ri«
senschlange berichtet, der mit eine-s
Schere der Kopf abgeschnitten werden
mußte, weil sie ihre Bändigerin zu er
tviirgen drohte. Jn Wirklichkeit aber
war das arme Revtil durch lange-.
Fasten so herabgekommen. daß es an
iser Biiikdigerin gar leinen Halt mes:
fand und immer herunterrutschte 1!-..
schließlich eines natürlichen Todes
starb. Diese Schlangen haben näm
lich die unangenehme Gewohnheit, das:
sie sich in der Gefangenschaft weigern,
Nahrung zu sich zu nehmen, welche
sreiwilliae Hungerlur sie nllerdingH
oft durch mehr als zwei Jahre ohne
besonderen Schaden für ihre Gesund
heit aushalten.
Die Angaben iiber die durch Gift-. I
schlangen hervorgerufenen Unssjlle
sind start übertrieben. Forscher, die
jeder Zeitungsmeldnng über tödlich-:
Unsälle durch Schlangenbisse nachgin
gen, haben in jedem Falle gesunden,
daß die tödlich Verletzten am zweiten
oder dritten Tage wieder völlig gesund
heruinliefen. Und bei der Prüfung
der ossiziellen Statistik in Jndien, die
die Zaht der durch Schlangenbissc Ge
töteten mit jährlich 20,000 angibt,
hat es sich herausgestellt, daß in diese
Statistik alle verbrannten Witwen,
von Gläubigern beiseite geschassten
Schuldner usw. eingerechnet wurden.
Das wirksamste Mittel geaen Schlan
gengist ist die Vertilgung eines starken
Quantums Altohol. Es kann mit
Recht behauvtei werden, daß die
Schlangengesnhr sich bei näherek Be
trachtung als gar nicht so arg heraus
stellt, wie man gemeiniglich anzuneh
men pflegt.
.
Verständnis-.
Tuchhiindler (zum Kommis): »Ist
der neue Stoff, der gar nicht einlau
sen soll, noch nicht eingelauien?«
Yumoriftischeg
wies-.
»Meine Herren«, sagte der Chemie
peosessor im Laboratorium, »dieses ist
nun eines der gesährlichsten Experi
mente, die die Wissenschaft kennt. Der
geringste Fehler, und der Experimen
ter sliegt in die Luft. --— Jch werde
mich seht in das Nebenzimnier bege
ben, und mein Assistent wird Jhnen
das Experiment oorsiihren.«
Im Examekn
Professor: »Herr, angehender An
walt, sagen Sie mir, wag ist unter
Betrug zu verstehen?«
Student: »Betrug ist es zum Bei
spiel. wenn Sie mich im Exainen
durchsnllen lassen.
Professor: »Unverschämt! Wie er
klären Sie das?«
Student: »Betrug ist, wenn man
die Unwissenheit eines anderen benützt,
um ihn zu schädigen-«
sit-gelenkt
Bittsteller: »Herr Kommerzienrath,
bitte leihen Sie mir Jhr Ohr.«
Kommerzienrathr ,,Junger Mann,
was wollen Sie denn mit drei
Ohren.«
Aufrichtig.
Richter (zum alten Gauner): »Sa
gen Sie mir, wann werden Sie denn
endlich ’mal ehrlich werden?«
Gauner: »Ach, so viel hab’ ich noch
lange nicht beisammen!«
Wie süß!
»Hm Jhr Gaite nicht auch etwas
entdeckt, Frau Professor?«
»Ja, daß er ohne mich nicht leben
kann.«
Kot-right
Straßenbnhnschassner: »Ihr Billett
ist hier abgelaufen«
Fahrgast (Professor): »Sie meinen
(1bgefahten?!«
»Spielenb«.
»Aber, lieber Sohn, wie brachtest;
Du es nur fertig, 5510,000 Schulden
zu machen?«
,,,Ach Papa, es ging spielend«
Im Symphonie Concctt
A.: »Den größten Genuß bereitet
mir die Musik, wenn ich mit geschlos
senen Augen zuhöre.«
B.: »Hm wenn Sie nur nicht
so furchtbar dabei schnarchen wür
s«
Ven.
Zu viel»
»Nein, Jhre Frau kann ich nicht
werden, aber eine Schwester will ich
anen feint«
»Mein Gott, ich habe ja schon
neun!«
Ach fo!
,,«fünszehn Jahre lang ist meine
Tochter verlobt gewesen und doch sitzen
geblieben.«
»Wer war denn der erbärmlichc
Kerl?«
»Der Kerl? Zwanzia warenNsN
sales-at
Ein in feine Damenlväsche gut ein
genähtes Mädchen wird per sofort ge
sucht.
Höchste Tevofiom
Rath: ,,Donnerwetter, ich glaube,
ich habe mich auf Jhren Hut gesetzt!«
Unterbeamterr »Wollen der Herr
Wilh vielmals entschuldigen daß der
Hni so steif und unbequem is.«
Latonisch
Ein Herr zum Freunde: »Im denke
Dir, ich habe gegen meine Frau die
Scheidung einreichen müssen so
ein Unglück!«
Der Freund »Heuchler!«
Im Verhältniss
Klam: »Dein Bräutigam ist aber
ausfallend klein!«
Ernat »Das kommt Dir nur so
vor, — weil er gerade vor dem uners
meßlichen Meer stehi.«
Kutscher Bosheit
. Gigetlz ,,Kutscher, fahren Sie mich
so rasch wie möglich nach dem Affen
theater. Die Vorstellung beginnt in
einer Viertelstunde.«
Droschtentutscher: »Sie wirken
wohl schon im ersten Att mit?«
Stoßseufzer
»Ach was, lenkbarer Lustballonk
Eine lenkbare Schwiegermutter, das
wäre noch eine Erfindung!«
Variantr.
Wenn die Nota am größten, ist
der Kellner um nächsten
Aus Thun.
Dame, die im Zug in der Stadt
Thun ansichtig wird, entzückt ausru
send: ,,Thun ist doch schön!«
Gegenübersitzender Sachse: -»Ja, ja,
Madamken, aber Nichts-Thun ist noch
viel scheener!«
Sckiln gesagt.
Zose: ,,Madame, der Tenor von
gestern ist da.«
Madame: »Der hohe Herr möge
eintreten.«
Meister Neu-M Ins feine
Schweines-tm
(Ein Wüstensiiick.)
Ein quabb’lfg Schweinepaak aus
Strick, «
Zieht heimwärts Meister Menelik.
Doch eh’ et es zermalmt zu Wurst,
Stillt er bei Schutze seinen Durst
Derweil er drinnen pokuliert,
Vor dem Hotel ein Ding passiert.
X
Die Schweinchen kriegen’s nämlich
’taus,
Daß sie geknüpft an einen —Strauß!
Da das den Grunzern nicht behagt,
Beginnt sofort ’ne wilde Jagd.
, s-"-"·""—"
Plan sieht’s am Falle Menelikt
Die Kneiperei bringt selten Glück.
—— »Sieh mal, Mani, du Flmningo da
bat ’n Schnabel wie sLnkcl k"oritz seine
Nasc.«
-—« »Nimm-, Kind, wie sannst du nur so
was Väleiweg sagan
—- »Du Flmninao hört es ja nicht. «
v -
Vater der Braut: »Wie-, zehntausend
Thaler Schulden haben Sie? Das ist ja
ein kleines Vermögctil«
Bcwcrbcr: Allerdings Hein, aber doch
selbst ektvorbenl«
THE-Hauen 1
»-c.stts»««· !
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»I- (- . schtLtIs .
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