Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 29, 1911, Zweiter Theil, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Ists-Täl; Ost-d einige
cit Ver-ein .n:chenmaan;
— i dir znum Heimge
d II UWS ZEIT-Leben scheiden
, E M mit dir, von deines Leibes
Rs vie von weichem Reihe sanft be
deckt
Its-dies Wut-Eichen eischec Fülle.
Kern Matt riich gleich
Its denn du kommfthnn deines Alters
agen,
M tritt hervor -——Szuerit mit eiser
- uk —
« Sein Bild das lang verborgen du ge
tragen
M seichmt sich in schärferer Kontin
- sie aber witstdu duvölli ihn erblicken
Den Dreiun- det dein fe er Lebenshalt,
Mt die Götter deinen Augen
schicke
U er enthüllt die blinkenede Gestalt
Wl so denk auchGieiner nicht mit
knien
stest sich der letzten vStunde Bild dir
sein fremder Schnittet tommt aus ter
nen Gauen,
— Her Gefährte öffnet still das Thor.
. Cirkssleutr.
, m tue oft-paid
Die beiden Männer, die im Schat
Ien des grünen Ciriuskvagens von dem
jungen Mädchen ibr Abendbrot erhiel
ten. saßen mit qeössneten Jacken und
inriicktzeschobenen Mützen auf den
Imgeftiilpten Kisten. Der Alte, der
Mit seinem schmalen Lockenlopf und
, dein lose gebundenen Künstlerbalstuch
etwas von einer vergangenen Zeit an
. Ich hatte, wollte scheinbar davon nichts
Iettem wie seine Tochter dem Mann,
dem Seiltänzer und ersten Athleten
der kleinen Truppe, Blicke, auswan
terude Blicke zuwarf und ibn mehr
Isli mit dem Ellenbogen anstieß.
k- ritisch wie möglich beendete der
lte sein Abendbroi. Dann sprang
et empor und eilte nach dem kleinen
Elt.
Da erhob sich der Seiltiinzer. Mit
Kiste Stimme rief er dem Direktor
o
«Bater Gurisch! Nun will ich aber
endlich ein bündiges Wort hören.
Seit vier Monaten bin ich bei Ihnen.
M meinem Gehalt babe ich noch
nicht die hälftr. Und nun ich Jhnen
Mit bade, Sie sollen mit Ihre
er geben und jeden Abend die
Hilfte von der Einnahme — und
dann könnten wir ja zusammen mieth
s ften «-- und Sie könnten bei uns
;,·J Misch does-te sich inn:
» , dann wäre es mit mir ganz
T gar vorbei. Dann wäre ich mein
W Selbständigkeit los, dann
ssse ich mal Direktor gewesen. Das
kenne ich. Dann zoollt Jbr bei allen
mitbestimmen, dann bin ich
der te, der nichts mehr von der Zeit
set-sieht Dann muß ich überall still
fei- sund bloß pariren. Nein, und
Weils nein —- ich weiß, wie das
kommt — und dann muß ich gehor
chen, nnd Jhr beseth —- das vertrage
ich nicht« das vertrage ich nicht!"
Er schrie es laut hinaus mit seiner
Mich-enden Stimme, der tu n anböt
ic, das sie jeden Abend i den der
rakn Tönen des komischen August
chselgen mußte.
hastig lies er in das tleine Zelt
nnd wars dort seine Jacke ab. Es
ließ ihm aber keine Ruhe. Er mußte
M einmal hinaus-; in Hemd und
se rannte er in’s Freie und stellte
ch vor die jungen Leute bin:
«Seht mal! Paul ist gewiß in sei
nem Recht. Er hat sin Geld zu be
anspruchen Aber kann ich es ihm
denn geben? Jhr wißt doch, wie
schlecht die Geschäfte geben! Jhr müßt
eben noch warten, bis die Ernte vor
bei ist. Dann sollt Jhr mal sehen!
Dann gibt das tolle Kassen. Jch
ase Euch, und dann sollt Jhr befrie
roerden. Und Emmi soll auch
eine Aussteuer bekommen wie eine
Wärst-schien Und ein neues Ko
m. Blau mit silbernem Mond.
paßt sein siir ihre Nummer aus
der silbernen Kugel. Dann können
wir aus das Programm setzen: Emmi,
die Mondkönigin. Was, ich weiß doch
noch. was ziehti«
se versuchte, komisch zu sein und
die qungen Leute zum Lachen zu brin
Abet die standen mit verärger
II Gesicht da.
- Dann ging der Alte, mit seinen
kleinen Füßen lolett austretend, in
das Aniieidezelt.
Paul sah das Mädchen an. Er
versuchte, seine Erregung, die seine
Ideen und Sehnen an dem kurzen,
staunen halse und aus der niedrigen,
Iarttantigen Stirn schwellen machte,
zis unterdrücken, als er sagte:
Es ist doch wahr, der Alte versteht
nichts mehr nicht so viell« Er
mit den Fingern »Der
rsinirt sich ganz und gar. Und wenn
et mir allein dabei im Spiel wäre —
«abet wies Was sollen wir machen,
Ms nunättsnner sgdweitxcthtgebw
»M- n tvas u n verant
WM!« meinte Emmi Ein
«W he let
w Ist-in insiggeksrggchå ask ezhxsiil
Z worden. «Papaist
—Meåno» Miit-. Erhitsttdoch
Woge-ris- est-Ist
fort nnd sah mit Dosen-menqu
Ungean den entlan . der
den der stadt hera hete.
Spaziergs waren zu sehen. Er
wachsene sa sgar nicht« nur Kinder,
neugieri e Kinder. Jn ganzen Trupps
kamen anmarschiert Die lleine
Arena war bald von einem dichten
HKreis Kinder umsålossem Jnnen
aber, aus den mit rothem Sammet
;bezogenen Stühlen und aus den Bän
;ken. saß Niemand. Nicht ein Einsi
- get wagte sich her-ein«
! Mit zitternden Händen zog sich
’Emmi ihre kleinen Locken aus der
»Stirn zurecht. Wie wenn sie sich
selbst til-erzeugen wollte sprudelte sie
heraus: «Vater ist bis heute gut gegen
mich gewesen. Wenn er Mante, wär-de
er uns ganz bestimmt geben« was wir
verlangen. Aber denke nur, wie er zu
kämpfen hat!'·
»Das sehe ich alles, das weiß ich.
Glaubst Du, das wird anders, wenn
wir die Sache hier ihren alten
Schlendrian gehen lassen? Das glaubst
Du selbst nicht. Das muß ihm fest
endlich aus der Band genommen wer
den, wenn nicht alles drunter nnd
drüber gehen soll. Wohin soll das
führen, wenn das so weiter gehtl Ei
nes schönen Tages verkaufen sie ihm
die Pferde und den Wagen, und wir
sihen da. Jch bin doch erst seit Ostern
bei Euch. Und so lange dauert dies
Elend nun schon. Das muß man
ihm mal rund her.·.us sagen, daß er
unsiihig ist, daß er —- daß er nichts
mehr kann. Richts! Verstehst Dui
Nichts!« - ,
Sie sah den Erregten mit einem
Gesicht an, als haoe er ihr selbst
»wehegethan. Mit scharfer Stimme er
» widerte sie: ’
; »Wie tannst Du so hart sein! Jch
Würde ihm das nie sagen!«
s Jn ihre Augen trieben Schmerz
Fund Zom heae Ihrs-km Zinnen-z
standen sie sich gegenüber. r wollte
Iantwortem aher die Worte, die sich
ihm aus die Zunge drängten, waren
so gewaltig und rücksichtslos. daß er
’sie ihr nicht sagen konnte. Er unter
ldriickte sie trampshast.
Sie sagte nach einer Weile:
»Ja —- ich hatte etwas anderes von
Dir erwartet.«
Da brauste er aus:
»Und ich hatte etwas ganz anderes
kvon Dir erwartet! Jch dachte, Du
Ywiirdest zu mir halten. Nur zu mir
—- ich dachte, jetzt gehörten wir zu
sammen, und nicht, daß Du noch zu
dem ehemaligen Dir-Rot stehst. Er
war mal ein Direktor. Heute —- heute
ist er ein Spaßmacher. Aber zu an
deren Dingen ist er nicht zu gebrau
chen. Wenn man diese elende Wirth
schast ansieht. möchte man davonlau
sen, aber sofort. Und das thue ich
auch. Ob Du nun mittommst oder
nicht —- ich gehe in der Nacht. Ach
was, slenne nicht so viel! Hier heißt
es eben: Er oder ich! Ich möchte wis
sen, wem damit gedient ist, wenn wir
mit aller Gewalt diese Bude hier im
Gange halten. Wir verschwenden un
sere besten Jahre. Jch dante dasiir —
und wenn’s noch einen Zweck hätte,
irgend einen Zweck! Aber für diesen
alten Jammercirtuz —«
»Nun mach’ es nicht zu schlecht!«
sagte sie mit gebrochenee Stimme.
Zhr herrisches Wesen wurde ganz von
rzweislung und Unterthiintgiett ge
knickt. »Und — und wenn Du wirt
lich recht hast« Ja —- ich will Dir ja
alles zugehen —- aher es ist doch mein
Vater-! Und ich lann nicht so hart zu
ihm sein —- ich tann nicht!«
Sie weinte wieder leise in ihr Ta
schentth hinein.
Er sah sie eine Weile an, dann
wandte er sich nach dem Zelt.
Da lief sie ihm nach:
»Paul — Du -—— sei nicht gleich so
abweisend! Du — ja —- nun hör'
doch mal —- ich habe Dir noch wag
zu sagen!«
Sie hing sich zärtlich an ihn:
.Jch wollte Dir ja nur sagen, daß
Du recht hast. Zuletzt geht einem die
Geduld aus. Und Du mußt mir nicht
böse sein. Jch will ja zu Dir halten«
Immer, immert Und wenn ich mit
Dir verhungern sollte!«
Paul legte seine Arme um sie
,,Nur ruhig, ruhig! Nicht so wild!
Es wird schon noch alles richtig wer
den. Ich spreche noch mit Deinem
Vater. Kommst Du nachher zu den
Tannens«
Sie drückte ihm einen langen Kuß
aus die vollen Lippen.
»Und wenn er nicht will, gehen wir
davon,« sagte sie mit heißem Munde
und leuchtenden Augen.
Er ging in das Zelt, während sie
wie trunken die Stufen empor-stieg.
Der Alte erwartete ihn bereits.
Beim Scheine der kleinen Oellampe
mit dem zerbrochenen Chlinder saß er
aus dem Reiseiorbe, vollständig ge
schminlt und angekleidet. Er ließ
Paul herankommen, dann sagte er
kühl — konnte aber nicht ganz ein
Zittern in der Stimme unterdrücken
— und mit dem Du, wie es ost« zwi
schen Kämpfer-den sich einstellt
«Nun sage mal, was hast Du da
von, wenn Du das Mädchen heira
thesti Weißt Du, was das , Fa
milie zu heil-mit Gefesselt · , tJn
einem duntlen Thurm lteg Du und
kannst nicht wieder aut. Alle hoch
slte den Hsne t) in Scherben
räche-aged Dann bleibst Du n der
rwinz alt tust-r August siir Ue
sauern. Jch meine es wirklich ernst
Dir. Du bist viel u gut, Dir
sci
- sorge- v
Zkufsym OTT- Yu seie« keck
es
i
ist bist. Mt II MU- W Isj
selischast mitssr . Jeder wili dann
Dir Csä werden, jeder will
:on Dir gekleidet werden«
»Das weiß ich, ader ich will endlich
mein eigener rr werden,« antwor
tete der junge ann mit entschlossener
Miene Das Athletische seiner vier
schrötigen Ziige trat deutlich und
scharf hervor.
Der Alte schwieg. T
Dann wiederholte er eindringlicher
und wehmiithigerx
»Sieh mal! So. wenn Du srei bist
kannst Du in zwei Jahren was Ot
dentliches, eine große Nummer gewor- 1
den sein. Da kannst Du mtinatlichl
Deine drei- hiz viertausend Mark has
hen. Und es wäre wirklich schade um
Dich, wo Du so gute Anlagen hast«
Mensch«! schrie er plöhlich aus. »Du(
könntest mir leid thut-, wenn Du Dich (
hier so derplempern wolltest. Sei
vernünftig, laß das Mädchen! Arbeite(
hier! Bei mir hast Du die schiinste’
Gelegenheit, Dich zu trainiren was
zu lernen. Und dann sannst Dul
schon zum Winter nit ein Paar guten
Nummern hinaus. Oder,« er sprach(
wieder leiser, »wenn Dich das Mäd
chen nicht in Ruhe läßt, geh( meinet
wegen fedtt Kannst sie Dir Ia in ei
nem Jahre zur Frau holenk
»Ach daraus wird dann nischt!«
machte Paul mit hartem Lachen, inj
das sich ein wenig Verzweiflung
mischte. !
»Sage das nicht! Wenn es die echte
Liede ist —- — und denkst Du tch4
lass’ Dich gern sorti Bist Du nicht
meine Hauptnummeri Was dleihtj
mir dann noch, wenn Du nicht mehr
austrittsti« l
»Na fett lasse ich Ernmi nicht ims
Stich-ich—jes ts—«
Der Alte sprang auf:
Wass«
Er kriegte mehrere duntgelledies
Städe zu sassen und zerbrach sir.s
Seine Augen slackerten. Die Blicke»
irrten durch den kleinen Raum. .
Paul stand mit halb adgewandtein
Kot-se vor ihm.
Nach einigen tiesen Atdernziigen
sagte der Alte rnit resignirter
Stimme
.Was ist schon dabei? Was ist da
beii Was?!«
Er lachte leise, es tlang wie ver
daltenes Weinen, wie das Läuien ei
ner zerdrochenen Glocke.
Dann suhr er s«rt:
»Schön —- versprich mir, siir das
Kleine zu sorgen, vergiß das nicht«
dann tannst Du ruhig gehen! Ader
laß rnir wenigstens die Einmi! Laß
mir die Emrni«!
Er flehte, legte die weißgeschrninb
ten Hände aus die draunen Arme des
jungen Mannes und streichelte ihn:
»Daß mir wenigstens die Enimit
Sonst muß ich ja zumachenl Dann
bin ich ja pleite!«
Paul antwortete nicht, zog nur die
Lippen zusammen.
»Und Mensch —- Du mußt doch
was Besseres werden als ich! Du dist
sa zu was Höher-ern desiimrntl Du
bist zu schade sür dies herumzieden
—lnn — Du? —- Sied mal! Wenn
Du erst so eine erste Nummer bist —
und die ersten Zeitungen schreiben von
Dir — und Du trittst vor so einein
seinen Publikum aus — in den Logen
Damen in Balltoilette und Derrn mit
Cylinder — nnd Brillanten werden
Dir geschickt —- Kränze und sarte
Btiese —«
Lautes Trompeten unterbrach ihn
sE drangte:
Du gehn all en: — ja — Dur-!
Paul fa) sinnend vor sich hin. Ali
der Alte feine Fraae wiederholte, guckte
Paul die Achseln.
,..A ich weiß noch nichtt«
IWir sprechen noch darüber!« rief
der Alte ihm vom Ausgang aus zu·
Dann lief er in die kleine Arena, um
dort feine Späße zu machen.
Paul siand eine Weile still. Dann
zog er sich hasilg um, fortwährsrd
dabei flüsternd. Er war noch nicht
ganz fertig, da tara Emmi in ihrem
Koftitm herein, defer grüngelbe
Seide grell absiach von dem rothen
Tritot ihres Liebsten.
»Nun«i!« fragte sie.
»Ach —- toas foll feint« meinte er,
sich die Haare mit Fett auf die Stirn
liebend.
Sie hörte feine Un ufkiedenlyeit und
Unsicherheit heraus.
Jrn Nu hatte sie ihre Arme um fet
nen ftarken hat-.
«Du-—Du—ich—ach.—tch
möchte immer, immer bei Dir fein!«
wFu diesem Moment fah der Alte
einen Augenblick hereine
»Kinder! heute wird es sichergg
werden. t hoie ich site das ge
tiebielthiineben Uan in diendtelrtena —
drau t en
Plofiich hellte sieein FI die dringe
Wolkenwand auf, die ie til-erben
z Tannen stand.
« Ia i W·« Meinst M mk
»Da ßt wen fierrs He nach.
Ach ja, ei istsieu auch zum Umfallerf
meinte Einmi
Der Alte lief wieder vor das Publi
kum nnd hielt eine inftige siede. Die
Minxådtarula Alcierd Nile-matt
e n a
mand der mehrere Jahre in T
Großsiadt gelebt hatte, meinte,
sollten doch den armen Kett unter
siii n, er könne doch nicht von set
Lut tleben und umfonfi arbeiten,
ngieiljn lftrliygetnaaacswuti w gelt
Dazu laut ein iii dsioh der
sbetnalje die esse-en Rai-ane- ans
xlösdr. Stan wirbelte ans. Die
;Menschen zerstreuten äch.
« Vater Ostisch hielt den cnteilenden
Teller entgegen. Was er gesammelt
.hattr, brachte er Paul.
- »Vin. Du sollst sehen, daß ich nicht
schlecht bin — meine ganze Einnahme
von deute. Aber meine Direktion
tann ich Dir nicht abtreten. Nee,
nee —« .
Paul nahm die Groschen und Sech
ser und Pfennige. Es war gerade
eine Band doll.
Sie saßen, nachdem sie alles Mög
liche vor dem Unwetter geborgen. noch
so lange aus, tote da: Gewitter tobte.
Die beiden fangen Leute sprachen
nicht. Sie hielten sich nur eng um
schlungen, während der Alte unaus
biirlich plauderte. als wollte er die
sinstrre Stirn des jungen Mannes
ausbellen.
Nach dem Gewitter süblte sich der
Alte berubigt: ach was, ebenso, wie
solch Wetter ooriiberziebL gebt auch
solche Stimmung bei den snnaen Len
ten wieder rpegl —- Er legte sich beru
higt bin nnd schlief nach all der Aus
regung ties und sesi.
Im nächsten Morgen aber war er
allein im Wagen. Von der Großstadt
aus schrieb idm das Paar, daß sie ibr
eigenes Gliiel suchen wollten« Sie
wünschten ibm viel Gutes. — Lange
saß er aus der kleinen Treppe. Von
der Wiese. die mit der Feuchtigleit
des Gewitters gesättigt war. stieg ein
seiner Dunst aus« den die helle.
stechende Sonne aussvg. Dann brach
er mit den beiden iungen Leuten, die
ilnn gebiieben, die Arena ab nnd zog
nach dem nächsten Marttsleclen.
Nie kehrte er wieder nach oer Ort-or
zurück, in der er feine Tochter verlo
ren. So jämmerlich es ihm ging, er
suchte nie seine Kinder aus. er wollte
ihnen nie zeigen. daß er ohne sie zu
grunde gegangen. Sie hohen nichts
mehr von ihm erfahren.
Ist
Die Lteie höret Its-er us. »
stieg von Reis-hold Drin-onn.
Cistolt schlug ihrn die feuchte Lust
des wollenverhangenen Novembertags
ges entgegen, als Stephan Dornnch
aus die Straße hinnustrat und nach
einem Gefährt ausschautr. Eine klei
ne Weile mußte er warten. bis am;
Ende der Straße die ersehnte leeres
Autodroschle aufwachte und es fiel;
ihm aus, daß währenddessen so merls j
würdig viele Leute in schwarzen Klei- i
dern und mit Kränzen in den händen »
an ihn-. vorübergingen.
»Wie zu einein Massenbegrähniß«,»
dachte er, und ein leichter Schattens
des unnhqgeng legi- nch user seine 1
fröhliche Stimmung Ader nur für;
einen Augenblick; denn arn Ende;
weiss doch nun mal so der Welt»
Loui: hier wird gefreit und anders- «
wo begraben. Als er die Thür des
Wagens hinter sich zuzog war der
unangenehme Eindruck schon wieder
vergessen. Lächelnd zog er den sü
ßen Dust des mächtigen Rosenitrau
ßez ein, den er neben sich aus den
Sih gelet hatte. und während er
sich wohlg in die Polster zurück
lehnte, stiegen allerlei glückdurehleuchs «
tet7 Zukunfthilder vor seinem Geist
lau . "
Bis zum gestrigen Abend noch hatte
er sich mit allerlei Zweifeln gequält,
ob die schöne Lisa von Hertwig seine
Leidenschaft wirklich erwidern tdnne
— ob die kaum Neunzehnjiihrige sich
entschließen würde, ihm. der die
Schwelle der Vierzig bereits iibers
schritten, als Lebensgesöhrtin anzuge
hiireu. Aber der beredte Blick und
der händedruch mit dem sie ihn ge
stern entlassen, hatte diese Zweifel
zerstreut. Jeht wußte er, daß er
teine Abweisung zu siirchten hatte,
wenn er heute, an ihrem Geburtstag
um sie warb, und daß ein zweiter
Liebessriihling seiner wartete, blit
thenreicher als der erste, dessen Erin
nerung er in dieser Stunde am lieb
sten gans aus dem Gedächtnisz getilgt
hätte.
Freilich, er kannte sie taum. We
nige Wochen erst waren ins Land ge
gangen. seitdem er ihr zum ersten
Male begegnet war, aus den ersten
Blick geblendet von ihrer Schönheit.
Und gute Freunde hatten es sogar siir
zweckmiickig gehalten, ihn gewisser
maßen vor ihr zu warnen, sie ihm als
eine eitle Kotette zu schildern, die
leichtsettiå mit Mönnerhersen spielte
und im etein mit ihrer leben-klugen
Mutter schon seit geraumer Zeit Um
schau hielt nach einem reichen Gatten.
Aber et war doch alt genug, sich sel
ber ein Urtheil zu bilden und alle
von Neid dilttrten Einsliisterungen zu
verachten. Mochte Lisa ihre kleinen
hler haben, ihre Schönheit ließ sie
edenfalls leicht vergessen. Mvchte sie
mit anderen ihr Spiel getrieben ha
ben —- ihm hatte sie durch den hei
ßen Blick vom gestrigen Abend essen
bart, daß sie ihn wahrhaft liebte.
Leichtsiißig wie ein verliebter
Jüngli s rang er die Stiege u
ihrer uns empor. Ritterlech
tiiste et der alten Dame, die ihn lie
benswiirdig s n aus dem Bari-las
emde die nd. und mit seinem
M lenden Lächeln betrat er den vorn
t der blühenden Geburtstagtanges
bin ersiillten Salt-n.
It W N . Qtsa
fingleich mit seinem Illiswunsch auch
Its-us Gesian seiner Liebe In Fä
T su le n; aber er sah durch die
nwesen t anderer zu seiner Ent
tsuschung diese Absicht vereiteli.
Zwei alte Lauten waren da und ein
paar junge herren, die ihn mit den
unfreundlichen Blicken besiegier Ne
benbuhler betrachteten. Wenn auch
Lifa ganz offenkundig bemüht war.
ihn durch bezaubernde Lieben-wür
digleiten zu entschädigen, fühlte er
sich doch in dieser Gesellschaft zu un
behagltch, um lange zu verweilen.
Und die Freudigkeit seines Herzens
wurde erft wieder lebendig, all die
Geheimtiithin von Heriwig ihn bei
seite nahm und ihn in der gewinnend
sien Weise einlud. am Nachmittag ihr
Gast bei einem bescheidenen Mahle zu
sein. »Im allerengsten Kreise«. wie
sie bedeutsam lächelnd hinzufügh
»denn Sie dürften sich truf teine an
dere Gesellschaft Hoffnung machen als
auf die meiner Tochter und die mei
nige. Recht herzlich aber bitte ich
Sie in Lifas Namen. auch Jhren
kleinen Erwin mitxubringem Sie
hat eine so große Liebe fiir das her
zige Bübchen, und Sie dürfen ihr die
Erfüllung dieses Geburtstagswunsches
keinesfalls abschlagen.«
Hochbegliickt und ohne Zögern gab
Stevhan Dornach das verlangte Ver
sprechen. Jeht fiel ihm der Abschied
nicht schwer, dem nach wenig Stunden
ein so viel schöneres Wiedersehen fol
gen sollte, und der lalte. triibe Ro
vembertag, dessen Regenttopfen fein
erhititeg Gesicht wie mit schweren
Thrönen netzten, diinlte ihn herrlicher
als ver schönste Sommermorgen.
Auch fest gingen viele schwarzgelleis
dete Menschen an ihm vorüber,4 die
aus grünem Laut-wert geounoene
oder mit Blumen acichmiickte Grab
kriinze in ihren Händen trugen. Aber
er schenkte ihnen keine Beachtung
Was kümmerten ihn die ernsten
Symbole der Trauer und des Todes
— ihn, dem das blühende Leben
lachte!
Daheim war seine erste Frage nach
dem kleinen Erwin, dem einzigen
Kinde, das seine oor anderthalb Jah
ren verstorbene Frau ihm zurückge
lassen. Und die Erzieherin brachte
ihm ungesäumt das siebeniiihrige,
blondlockige Bübchen in sein Stu
dierzimmer. Zärtlich schlang der
Knabe die Aermchen um seinen Hals
und schmiegte die weiche Wange in
den Vollbart des Vaters. Der aber
zögerte nicht, ihm das Vergnügen an
zukiindigen, das ihm siir den heuti
gen Nachmittag bevorstehend. Jn
übermüthiger Laune malte er ihm
alle die winkenden Geniisse aus —
die süße Speise und das Konsekt,
Fräulein Lisas reisenden Zwergspih
und den gespriichigen Papagei. Konnte
es sitt ein Kindergemiith Verloelens
deres geben als alle diese wunder
schönen Dinges Und war es nicht
eine schier unbegreifliche Laune, daß
das Gesicht des kleinen Erwin sehr
ernst, sa. tiesbetriibt wurde in dem
selben AugenblieL da sein Vater
Fräulein Lisas Namen genannt hat
te? Zweimal nur war er der jungen
Dame bisher begegnet, und jedesmal
hatte sie ihn mit Lieblosungen form
lich erstickt. Konnte er also anders
als mit den ziirilichsten Emvsindani
gen ihrer gedenken? So sicher war
Siephan Dornach dieser Gefühle in
seines Kinders Herzen. daß er der
Versuchung nicht widerstand, ihm so
gleich auch das andere, das unendlich
viel größere Glück zu offenbaren« das
schon eine nahe Zukunft ihm bringen
sollte.
»Was wiirdest Du sagen, mein
Junge, wenn Fräulein Lisa bald im
mer bei Dir wiite — wenn sie Deine
.Mama würde, Deine gütige, liebevolle
Mutterl«
; Mit einem großen, starren Blick
Tdes Entsehens waren die blauen
iKinderaugen aus sein Gesicht gehestetz
dann füllten sie sich plbhlich mit
Thriinem und schluchzend barg der
Kleine das lockige Daupt an Stephan
Dornachs Brust.
I »J —- ich möchte heute man am
zu Fräulein Lisa ehen«, brachte er
mühsam heraus. « itte, bitte, lieber
Papa, laß mich zu Haust«
Jn hellem Aetger suhr der Ent
tiiuschte aus nnd schob den Knaben
von sich.
»Was für eine Ungezogenheit ist
das nun wieder! Du wirst selbstver
ständlich mitgeben —ohne jede Wider
tedet Und Du wirst so lieb zu Fräu
lein sein, wie sie es um Dich verdient
hat. Weis zu räulein Richter und
sage ihr, sie so e Dir Deine hübsche
sten Kleider anziehen, damit ich Dir
sage, tvie Du Fräulein Lisa zu gra
tulieen hast«
Das woblerzogene Kind ging still.
aber mit ties gesenktem Kopie aus
dem Zimmer. Stephan Dei-nach
machte sich daran, einige dringende
Korrespondenzen zu erledigen, und
draußen war längst die sriihe Dun
kelheit des melancholischen Spätherbst
tages hereingrbrochem als er sich er
hob, um seine Dimrtoilette zu ma
chen. Dabei siel ihm ein, daß Er
win sich traf des ausdrücklichen Be
sehls nicht wieder bei ihm gemeloet
hatte, und ee tlingelte nach dem
Mädchen, das ihn bei-schicken sollte.
Sie ging· aber i des erwnrieten
Knaben trat ein se Minuten später
mit etschroseneen sichi die Zeitep
wi bek schen-d
Strungen Ast-ZU
Nicht
das heiß-w , es- im doch
ieimlichdik Mut-g verlassen hö
ben!"
WHAT-einein so aus«
, W
» Ich Wut-B KM
ßen pro M s seit
in Sttögis Hei tolle Reden W
n: eben
Der ieM M gerieth is M
gkößte Er
solle. Aist IM
Warten aufs -
ebensoweit
Dotnach J .
um aqu
men. Aber DMJA -
et mit dem
Ich Dek« w ihm ge
win gesp « T·
Mk kt » TM den Friedhof an
das Gedil W Name-. —
Vieukicht hat
Aue-seetmegx M C
Stkphqgg Rascia Wiss zMU
als wenu W M MMI Schlsg M·
ievt hatt-ZW- es
Aain » f
sich in R i-«
; It " BE
es hatte iß VII-Mich des g dahin
finden IM, n detUFriedhof
auf dem Sie Midiafene ruhte,
war fiir einen Insaiing er um mehr
denn eine Stunde pon hier ent
iernt und er lag seit außerhalb der
Sicht.
»Baumherzigeetht!« itiihnte der
Geängstigte. »Nein armer, armer
Junge!« "
Dann ftlirsie c rt und warf sich
unten in das erfte utomobil dessen
er habhaft Herden konnte Der Chaafi
feur, dem er den dreifachen Fahrpreie
versprochen, fuhr auf Tod und Leben,
und zwanzi Minuten später schon
durcheiite tephan das Eingange
thor der Begräbnißttiitte, durch das er
vor anderthalb Jahren schon einmal
»als ein ver weifelter und gebrochener
FMann sei ritten mar. Denn er
shatte die friih Geichiedene aufrichtig
igeliebt Sie war ihm immer als die
verehrungswiirdigfte Verlörperung
selbstloser Liebe erschienen, und er
würde es als Beleidigung empfunden
haben, wenn ihm jemand an ihrem
Begräbnißtage prophezeit hätte, daß
er andeei ibthre fpöket —- just
an dem - der dein Gedächtnis
der Todten geheiligt war — mit den
Absichten nnd den Witz en eines
Freiers vor ein anderes Wes-h hintre
ten würde.
Der Regen hatte ausgeher nnd die
zahllosen Grahlaternenan den .
schmückte-I hii ein verbreiteten
matte helli le iider die Stätte des
Todes De genug wenigstens mass
daß Sirt-has Dornach wahrnehmen
lonnte tvie innen ein einziges Grab
ungeschmiicki ehliehen war —- wie
Kränze nnd men selbst auf denen
lagen, deren Dentsieine bereits zu der
ivitiern begannen »Die Liede hist-et
nimmt aus« hatte er auf den Oheliss
ten schreihen Las-n der die letzte
Nuhitati Wet- Weibes Meichneh
Nimmer — and ketttvaren waren es erst
anderthalb Jahre! «
Er schlug sich rnii der geballten
Faust vor die Bruf.; dann stürzte er
auf das klein-L in sich zusammenge
sunlene Etwas zu, das da vor dein
Hügel arn Fuße der Obelisten am
Boden kannte·
»Gewin! —- Mein Kinht —- Mein
geliebtes Mildt« . - «
Und er Dies-den leises-M en.
den Knabe- in Glut Arme, tsie z n
kk ihn sit du vermeinte-r »Hast
der Vaterliebe den Mit
Todes entreißen Mie. , -
»Lieber Puls EIN mit nicht
bösl« wimmte das feine Stimm
chen an leimt Brust. »Aber ich
konnte nicht mit Zu Fräulein Lil
gehen. Und ich-denn keine andere
Martia lieb haben, als die ich gehabt
habe.« -· «
Der ldil . m St Mensche
Gattin » Its sage llerfeelen un
geschmückt , , . A er pet
nahrn hoffe-M kise Ge bniß ei
nes Mannes · den«-hea- der Rausch der
Sinne en tm wie eine häß
liche, Mit « inde- Lam. Während er
das Te ittetnde Kind in fees-;
Mante Jud auf feinen Um
hinan-trug in been harre-wen the-H
war leid-M Mk Usct »Mit m -.
einer wwsiebe nnd Don des
tröstlichen Klaus des erhabenen Vu
tei
-«Sie W ntsmnee auf'.