Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 08, 1911, Zweiter Theil, Image 12

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    Ein Roman au- dem
Leben
-.-.-.-- .
Gib mich frei
m- WMW IIIMI IMW
W
j Von
;:-i:B-dwig courthsimahkk
i tm nmnjffktknnnnd
(12. FortsehungJ «
.Da könnte man nun aus lauter
spie-ans zum schlechten Kerl werden
m wünsche-» daß Sie wirklich iiik
Unser zu uns zurücktehrtem Aber, —
Iee —- nee. mein Lieber; Sie sehen
stir gar zu verstört aus. Also Glück
M die Reise; und wenn Sie nicht
Mel-unmen, dann bleiben Sie in
Weideihelsnamen sort. Kommen Sie
Ohr wieder, dann steht Ihnen Wust
I«ali Deimath ossen, —- verstan
cr schüttelte Rouald fast die Hand
M dem Gelenk.
« such Frau von Wustrow wünschte
Imld glückliche Fahrt und tätschelie
ihm miitterlich den Rücken.
«Rur nicht verzagt, mein lieber Ba
ron. Und grüßen Sie Frau von
Kahntdors herzlich von uns· Vielleicht :
treffen wir sie bei den Weihnachtsein- ;
Essen in Berlin« i
se i- se I
Lisa war am Tage nach der Ali-J
reife ihrer Tante von allen Seiten
Msgesordert worden, sich an diesem
oder jenem Ausslug zu betheiligenj
Sie lehnte aber mit freundlicher Be«
Himmtheit alles ab. Sie mochte sichs
reicht aus Villa Tenda entfernen, weils
ssie Nachricht von Ronald und auch von?
Iante Anna erwartete
Nach Tisch ruderte sie wie gewöhn
lich aus die See hinaus-. -
Hasen von Nanndors, der bereits- am
Löstertisch aus der Lauer lag, als sie
« aus dem Hause trat, wollte ihr durch
aus seine Begleitung ausniithigen und
schritt neben ihr zum Strand hinun
ter. Lisa wehrte ihn.ab.
»Ich muß Sie ganz entschieden bit
ten, mich allein rudern zu lassen, Herr
non Raundors Bisher habe ich das
immer gethan. Es würde vielleicht
«falsch aucgelegt werden, wenn ich Ih
nen gestattete, was ich anderen herren
schon abschlug·'
»Aber, mein gnädiges Fräulein,
Sie vergessen, daß Jhre Frau Tante
Sie unserm Schutz anvertraute. Jch
sann nicht gestatten, daß Sie sich in
Iesahr begeben.«
Lisa lächelte.
»Ich bin jeden Tag allein draußen
aus dem Wasser, auch wenn meine
Tante hier ist. Das enthebt Sie jeder
Verantwortlichkeit Jch begebe mich
durchaus nicht in Gefahr. sondern nur
ans eine ganz harmlose Spaziersahrt.«
»Ich lasse Sie aber nicht allein sah
ren,« sagte Raundors, seine Augen
mit einem saszinirenden Ausleuchten
IIMU W
mLisa trat zurücko und sah ihn groß
nnd befremdet an.
WBitte —- lassen Sie mich vorüber.
wünsche allein zu tudern," sagte
Mhl
Er trat vom Steg zurück, um ihr
den Weg srei zu geben.
Wie grausam, mein gnädiges
Fräulein, « sagte er vorwursöookt
Lisa beachteie ihn gar nicht weiter
Sie schritt schnell iiber den Steg. Der
spotsmann hatte das Ruderboot be
reits losgetettet Nanndors wollte ihr
bei dem Einsieigen helfen; aber ehe er
derantam, hatte Lisa schon die Hand
END Bootsmannö ergrissen und
schwang sich in das Boot.
» »Adieu, herr von Raundors!« ries
sie zurück und ruderte davon.
Dieser schaute ihr mit nicht sehr
geistreichem Gesicht nach und kehrte
»dann langsam an den Lästertisch zu
rtick. Von dort aus hatte man mit
athenilosem Interesse die Szene am
Understeg verfolgt. Das Gesicht der
Generatin war ein würdiges Gegen
« Itick zu dem ihres Nessem als Lisa
Ihm ihn davonrudrrte
»Nun, Iraulein von Limbach zog
et wohl vor, allein zu rudern?« frag- s
te sie ihren Ressen spitz, als er sich
wieder am Tische niederließ.
Eint-site die Achseln.
»Die IUkOch es WikD Us! lesO
ausgelegt, wenn sie mir aestattet, was
sie anderen Herren abschlucr.«
Die Generalin war besänftiat.
»Eine sehr seinfiihliae junge Dame,
das muß man ihr lassen«. sagte sie
mit einer sämtlichen Anerkennung.
» Während dieser Szene war dem
Löstertisch die Ankunft eines neuen
Geistes entgangen.
Ronald Hechingen war soeben ein
trossen. Er sragte nach Frau von
gabst-vors und erfuhr zu seiner Be
stiirzung, daß dieselbe abgereist sei.
Sein-e Vettessenheit bemerkend, trat
die seine Besitzerin der Billet, eine seine,
« « tiebeniwtirdige Dorne mit graumelir
« M Mr, zu ihm heran.
. Mld stellte sich vor und bat urn
" Instit-Ists Fräulein Tenda gab sie
EI- breite-Mk
M Uchuidvrs wird voraus
in einigen sitätigen wieder hier
Tsagtesie freundlich.
, »Ist-U ediu Ihrem hause Unter
des Frau von sahns
ffWirt Moments Ich sei-eß sie un
MWIIUMWZM
Muts-sen
I
H
Weh-alles
I....-III".IIIIIIIIII IIIIII
mündlich. Können Sie mir vielleicht
Fsustunft geben. wohin Frau von
lRahnsdorf gereift ift2«'
k -.«Sie ift nach haufe gereift, weil auf
ihrem Gute Feuer ausgebrochen war.
Fräulein Limhach ift hiergebliebenk
i Ronald richtete sich straff empor
Er wußte aus den Brieer Frau von
Rahnsdorfs daß Lifa, um unnöthi
ges Aussehen zu vermeiden, ihren
Mädchennamen angenommen hatte.
»So. fo! Die junge Dame ift hier
zurückgeblieben? Wollen Sie mich
bitte zu ihr fiihren lassenf
»Das anädige Fräulein ist ruf das
Meer hinausgerudert Jn einer
Stunde ungefähr wird sie zuriick fein
Vielleicht fehen Sie sich einstweilen
Jhr Zimmer an. Sobald sie zurück
tommt werde ich ei melden lassenf
Ronald verbeugte sich dantend.
»Ich werde die junge Dame am
Strand erwarten.«
Fräulein Tenda gab einem Zim
mermiidchen Weifung, Baron hechim
gen in fein Zimmer zu führen. Dieer
selbe Zimmermädchen wurde von dem
neugierigen Fräulein von Uechterit
immer nach Neuigteiten ausgeforfcht
und erhielt fiir jede besondere Bot
schaft ein Trinkgeld.
Als diefe daher einige Minuten
fpiiter in das haus trat, um sich eine
hausarbeit zu holen. hufchte das Zim
mermiidchen zu ihr hinein.
»Gniidiges Fräulein ein neuer Gasi
ist angekommen, ein Baron; feinen
Namen habe ich leider nicht verstan
den. Ein fehr feie-- und vornehmer
herr, sicher Offizier in Civil.«
«Jung oder al—ti« fragte Fräulein
von Uechteritz athemloi.
»So um die dreißig herum, ein
hübscher, stattlicher herr.«
Fraulein von Uechterih drückte ihr«
eine Münze in die hand und haftete
an den Tisch zurück.
.herrfchaften, —«— ein neuer Haus-J
genosse ist angekommen, ein Baron !
Er foll ausfehen wie ein Offizier in
Civil.«
»Wie beißt er denn?«
.Wo ist er benn?«
«Wann isi er angetommenk
..Jch denke, es waren alle Zimmer
befest?«
»Ein Offizien fagen SM«
So fchwirrten die Fragen durchein
ander
Fräulein von Uechterih gab Aus
lunsi, so gut sie konnte. Mit bren
nender Neugier belauerte nun der
Lästrriisch den haudeingang Nur»
Herr von Raundors. der mit demj
Rücken nach dem hause saß, wandte
seine Augen nicht von dem kleinen
Ruderbovt draußen Jus dem Wasser.
Es war ziemlich weit hinausgesahrem
schien aber nun den Kurs nach dem
Lande zurück genommen zu haben.
Herr von Naundorf überlegte, ob
er wieder zum Steg hinunter gehen
oder ob er »die Kleine« ein bißchen
»zappeln" lassen sollte. Verdient
hatte sie es; denn sie hatte ihn vor
hin scheußlich asbsallen lassen. Viel
leicht wurde sie liebenswürdigen wenn
man sie ein bißchen knapp hielt.
»M:l einen andern Trick mit der
Kleinen ausprobirem bleiben wir also
hier und ignoriren ihre Rückkehr«
vielleicht wirkt das.«
Er lehnte sich bequem in seinen
Stuhl zuriick und beobachtete, tvie
Lisa zurückruderie. Nun war sie am
Steg und legte an. Sie sprang aus
dem Boote und sprach noch einige
Worte mit dem Bootsmanm
Jn diesem Augenblick rief Fräulein
von Uecbterid hastig:
»Da isi er.«
Allr. außer Raundort. der Ltta
nicht aus den Augen ließ, sjhen sich
nach Nonald um. Er schritt schnell
und sicher über die Terrasse nack- der
·Mitteltreppe, um sich an den Strand
zu beaeben.
Auch andere Ventioniire saben mit
ointeresse nach dem bitt-schen schlanlen
Mann biniiber. Schließlich interessirt
sich ieder Mensch iiie einen neuen
Hausaenotsem mit dem er vielleicht
swocksenlana an einem Tisch seine
»Mableeit einnehmen must.
s Jn dem Augen-blick, da Ronald an
idem Lästertisch vorüberging und die
Treppe erreichte, war Lisa vom
Strand her ebensalls bis zur Treppe
gekommen. Sie sah empor, schrat
rnit erblaßtem Gesicht jäh zusammen
und starrte ihn an.
Ronald sprang schnell die Treppe
hinab und stellte sich, sie den Blicken
der Pensioniire entstehend, vor sie hin.
leee Hand an die Lippen ziehend,
sagte er leise
»Berzeih Lis1, —- ich habe Dich
erschreckt Aber ich mußte Dich spre
Sie zitterte am ganzen Körper nnd
suchte sich zu satsen Er nahm ihre
band und legte sie aus seinen Arm.
Jamm, laß uns ein Stück am
Strand entlang gehenc sagte er, ihre
Zug-« sit Ihrem heiß slehenden Aus
druck sich-I
Sie folgte ihm willenlos, wie er
sinkt vor Schrecken
M Usescheeiblichen Gesichte-n bat
---7----7—s’—
ten die herrschaften am Liifiertifch die
Szene beobachtet.
Eh — eh —— das war eine etwas
seltsame Begriißung, Herrschaften, ha
ben Sie gefeheni'·
i »Wie fie erschrak. als er pliislich vor
ihr stand. «
T nM —- das war wohl nur Ber
fiellungz vielleicht hat sie ihn erwar
»Jedenfalls kennen sie sich«
Raundorf hatte ebenfalls alles beo
bachtet. Jezt, als Ronald fich etwas
zur Seite wandte, um einen forfchens
den Blick iiber die Terraffe gleiten zu
lassen. zuckte er zufammen. «
. »Donnerwetter. — das ift doch
hechingen!« rief er verblüfft und
ftarrte dem Paare nach
; Von allen Seiten bestürmte man
ihn mit Fragen, und er erzählte aus
führlich, was er wußte.
Das war nun Wasser auf die Müh- «
le der vier Gerechten. ;
Baron Stolle-hechingen —— ein der- «
heiratheter Wann, dessen Gattin nach
der hochzeit angeblich erkrankte und
gar nicht in der Garnifon gefehen
wurde ——- fein Auftauchen hier gerade
in der Abwefenheit der Frau von
Nahnsdorfl Liias Crfchreeken bei fei
nem Anblick, —- feine entfchieden lei
denfchaftliche Begriißung, —- alles
das genügte dem Lästertifch. um un
glaubliche Romane zu entwerfen. Lifa
Limbach war unrettbar dem Klatfch
verfallen.
.Du mußt ihn anreden, wenn er
mit ihr zuriicklommt«. fagte die Gene
ralin zu ihrem Neffen. H
»Eh. eh. -— und ihn fragen nach
dem Befinden feiner Frau. Am Ende
weiß das lleine Fräulein gar nicht«
daß er verheirathet isi «
»Ja, ja fo wird es fein; man muß
sie warnen« , fagte die Generalin mit
neu erwachter hoffnung. Am Endei
war diefer Zwifchenfall ihren Plänen
günstig. Jedenfalls brauchte man
Fräulein Limbach noch nicht ganz
fallen zu lassen. Als verheiratheter
Mann war doch diefer Baron eigent- «
lich ungefährlich. (
»Wir wollen nicht vorfchnell verur
theilen, meine lieben Freunde. Bisher!
hat fich Fräulein Limbach jedenfalls
tadellos benommenk
.Stille Waffer find tief«. bemerkte
Fraulein vosllechteris spit.
.,,Eh eh —- jedenfalls hat fie fich
fehr bereitwillig mit diefem saron
Dechingen ifolirt. Kann mir nicht«
helfen, die Gefchichte kommt mir
brenzlich vor.«
»Und mit Deren von Naundorf
onllte sie nicht allein hinausrudern,
"-— da fiihlte fie fehr wohl das Unpaf
fende eines folchen tete-a-tete', pflich
tete Frau von Rofen bei.
' c O .
Lis: war wie von einem iiihmenden
Bann befangen an Ronalds Seite da
hingegangen. Sie waren beide stumm
weil die Erregung. die in ihnen tobte,
ihnen die Sprache raubte.
Erst als sie weit über den Bereich
der Van hinaus waren, führte Ro
nald seine Frau zu einer der Ruhe
bönie am Strande. Hier konnten sie
von der Terrasie Jus nicht mehr beob
achtet werden. Liia sani wie in tief
sier Ermüdung auf der Bank zusam
men. Ronaid blieb vor ihr sieben und
Ifab mit brennenden Auaen auf die
schlanke. weiäaekleidete Gestalt herab.
Wie reizend sie aussah in ihrem hilf
loien Schrecken. Sein herz klopfte
zum Retivringem
»Lisa!«
l
Sie zuckte zusammen.
»Lisa, — ist Dir denn mein Anblick
so furchtbar? Dachteft Du Dir nicht,
daß ich lommen mußte auf Deinen
Brief?«
Sie sah ihn nicht an, preßte nur
die handfliichen in stummer Qual ge
gen-einander. Nicht einen Moment
war ihr der Gedanke gekommen, er
wiirde ihr selbst die Antwort bringen
auf ihren Brief. Und nun stand er
vor ihr. Jhre vom Kampf mit sich
selbst zerrissene Seele verlor all-e
Willenstraft, allen Widerstand. Sie
empfand nichts als Furcht nnd Schre
chen vor ihm, vor sich selbst, weil sie
neue Kämpfe kommen sah und weil sie
zu unterliegen fürchtete.
Vergebens suchte sie nach einer Ant
wort. Die Kehle war ihr wie zuge
schniirt. Und plöhlich verlor sie alle
Fassung und brach in ein haltloses
Weinen aus.
Er faßte ihre hand und küßte sie
wieder und wieder.
»Lisa, —- rneine geliebte Lisa, weine
doch nicht« Wenn Du wüßtest, wie
Dein Brief mich getroffen hat, wie ich
,erschral. Du willst Dich von mir
trennen. Warumi Liebst Du mich
nicht mehr i Nur das würde mich be
stimmen, Dich seeisngebem sonst
nicht-. Jch glaube aber nicht daran,
dass Du mir Deine Liebe entzogen
hast« Liset, glaulk neir doch. ich liebe
Dich nnd kann nicht von Dir lassen.«
Wie eine heiße Fluth strömten seine
Worte ither sie hin. Ein Schwindel
erfaßte sie . Mit gewaltiger Instan
gung raffte sie sich auf und sieectte vie !
Hände gegen ihn aus. .
«Laß mich —- gejs — ich will ——;
ich tann Dich nicht länger anhörenk
Jn feinem Gesicht siraffte sich jeder;
« Murren
Nein, —- ich lasse Dich nicht Jchs
halte Dich, —- auch gegen Deinen
Willen Diesmal zwinge ich Dich an
»meine Seite, —— fiir immerk i
Da fprang sie auf und lief wie ein
gehegtes Wild davon. Ehe er es be-;
griffen hatte, war sie fo weit, baß er»
sie, ohne Aufsehen zu erregen nicht;
verfolgen konnte. ;
Mit zufammengevrehten Lippen»
und finfterer Stirn blickte er ihr nach.
Beruhigt fah er, baß sie ihren Lauf
mäßigte, als sie in vie Nähe der Ter
raffe lam.
Was follte er thun? Wie lonnte
er ihr sagen, was er auf vem Herzen
hatte, wenn sie vor ihm floh?
Sein herz verlangte jetzt in·ftiirmi
fcher Sehnfucht nach ihrem Besip Er
konnte nicht begreifen, baß ei eine
Zeit gegeben hatte, wo ihm Lifas Liebe
läftig fiel. Es war fehr böfe, baß
Frau von Rahnsvorf nicht hier war.
Ihre verständige Vermittlung hätte
Lifa sicher bewogen, ihn zu empfan
gen und ruhig anzuhören. Jeht war
es fehr fraglich, ob sie sich nicht wäh
rend der Dauer feiner Anwefenheit
auf ihr Zimmer zurückzog. Aber
gleichviel. —- ein Ausdruck eiferner
Cntfchloffenheit lag in feinen Augen
—- biesrnal ging er nicht ohne Lifa
fort. Zur Noth wartete er Frau von
Rahasborfs Rückkehr ab
Lifas Verhalten gab ihm wenig
stens den einen Trost, vaß sie ihn noch
liebte. Sonst wiire sie nicht so un
sagbar aufgeregt gewesen, sondern »
hätte ihm ruhig Rede und Antwort
gestanden. — —- — —- —«— —— — —
Lisa war inzwischen nahe genug an .
die Terrasse herangekommen, daß man
ihr Gesicht von dort erkennen konnte.
Die Getreuen stießen sich an.
.Wie bleich und erregt sie aussieht«
»Wi- ist er denn geblieben?« ;
.Sie hat geweint; man sieht esl
deutlich? « - j
Lisa stieg jetzt, geisiesahwesend vor!
sich hinstarrend, die TerraisensiusenI
empor.
Die Generalin ries sie an.
»Dann hechingen ist wohl ein Be
tannter von Ihnen, Fräulein Lim
.hachi«
»
Lisa verhielt einen Moment den(
HSchritt und sah sassungslos in dies
neugierig sorschenden Gesichter« l
.Ja, — das heißt —- ach· Sie ver- H
zeihen. ich sühle mich nicht wohl." «
Damit haftete sie vorüber und ver
schwand im Haufe. «
Wieder sahen sich die Getreuen anJ
»Seht sonderbar, —- sehr seltsam;
was .soll enan davon denlen«, sagte
Frau von Rosen.
.Eh, eh —- voch sehr einst-leh; wir
erleben, scheint mir, einen sehr inte
ressanten Roman. Bin gespannt aus
vai Schlußiavitel.« «
»Von die-in diese Weit, diese
Welt«, stöhnte die Generalin und he
trachtete dabei liebevoll ihre schönen
«·nhe. ’
»Man muß ihr zeigen. dasz man ihr -
Verhalten einigermaßen standaliii
sinvet«, ereiserte sich Fräulein von
Uechterih unv sah den hosrath beifall- «
heischenv an. «
Naunvors lachte plötzlich schaden
Mz gut-.
»Ich vcn doch gewann-, wie sich
Hechingen aus der Assiire zieht. Er
spielte sich immer gern als Tugend
bold aus«, sagte er hiirnisch s
»Eh, eh wird nicht sehr erbaut
sein, einen alten Regimentstameraden
hier zu sinden. Wo hält sich denn die
ser Baron Stolle-Hechinaen aus· seit
er den Dienst quittirte?« sragte Stras
sen neugierig.
»Bei einer alten Erhtanie seiner
Frau. Jch weiß nicht, tvie deren Gut
heißt und wo es liegt. Habe es der
gessen, Jedenfalls scheint er sich silr
die Langeweile dort durch nette tleine
Abstecher schadlos zu halten. Seine
Frau hat ihrn ja den nöthigen Mam
mon eingebracht«, erwiderte Raun
dvrs. —
Wie angenagelt saßen die siins
Personen den ganzen Nachmittag aus
ihren Plätzen und warteten aus Ro
naldi Küctehh um ihn durch die
Frage nach seiner Frau in Verlegen
heit zu bringen.
Aber sie warteten vergeblich. Ro
nald war inzwischen längst aus einem
Umweg durch den anderen, hinteren
Eingang in das haus zurückgelehrt
und saß aus seinem Zimmer.
Er hatte die Dienerin gefragt, ob
riiulein Limdach aus ihrem Zimmer
ei. Sie bejahte die Frage und sitgte
hin u, das gnädige Fräulein sei un
wolgl dein Rudern Durst-gekehrt
Ronald schickte nun ein Billet an
Lisa. Er hat sie inständig, sich zu be
ruhigen und ihm mittheilen zu lassen,
wann er sie noch einmal sprechen dür
se. Das Mädchen brachte ihn- als
Antwort ein verschlossenes Körtchein
woraus nichts weiter stand, alt: »Ich
«bitte Dich d -- -T—— reife ab ss
und —- gib W
Er warf den ; zzuriict
»Nein, ich · nicht von der
Stelle«, dachte er, zum Aeußerften
entschlossen. - ·
Erfi jeht fiel ihm wieder ein« daß
er gehört hatte, in Rahnsdorf fei
Feuer ausgebrochen. Er verweilte je
doch nicht lange bei dem Gedanken.
der ihm fest unwichtig erfchien. Nichts
als Lifa hatte Jnteresse fiir ihn. Er
gab dein Mädchen ein reichlichesTrinl
geld und forderte fie auf. ihm fofort
zu melden, wenn das gnädige Fräu
lein ihr Zimmer verlassen würde.
Vergebens hoffte er aber auf diese
Nachricht. Lifa ging auch nicht zum
Ahendessen hinunter, fondern ließ fich
mit Unwohlfein entfchuldigen.s So
blieb auch Ronald auf feinem Zimmer
da er durchaus nicht in der Stimmung
war, neue Belanntfchaften zu machen.
Er ahnte nicht, welches Vergnügen er
durch fein Fernbleiben zerftörtr. Das
vierbliittrige Kleeblrtt und Herr von
Naundorf lamen heute Abend nicht
auf ihre Kosten. Sie machten dannz
nach dem Essen auf einem gemeinfas
men Abendfpaziergang ihren Herzen:
Luft. Der Aerger ersiickte auch den
Ilehten kiimmerlichen Reft von Wohl-i
wollen in diesen lleinlichen Seelen
Man hatte fie des Vergnügens be-,
raubt. einen Menfchen in eine fatale
Situation zu bringen.D:1fiir muß
ten sie sich fchadlos halten.
Lisa lag halb bewußtlos vor Auf-«
regung in ihrem Zimmer aus dem
Diwan und starrte vor sich hin. Sie
siihlte sich elend zum Sterben.
s Warum war er gekommen, warum
machte er es ihr so schwer, ihn auszu
geben? Wie schwach und hilflos sie
:war, seinen Bitten gegenüber, das
hatte sie vorhin erfahren. Sollte sie
Haus Schwachheit und gegen ihren
Willen ihren Widersiand ausgeben und
ihm angehören? Was sollte das siir
eine Ehe werden, aus Misitrauen ge
griindeti Sie siihlte, sie wiirde schlecht
werden, lleinlich und grillig, wenn sie
ohne Glauben sich an seine Seite zwin
gen ließ. Sich und ihm wiirde sie
dann mit ewigem Mißtrauen das Le
ben zur Hölle machen. Warum sah
er das nicht ein« warum wollte er sie
halten« gegen ihren Willens
Nein, sie durfte ihn nicht wieder
sehen. Hofe entlich reisie er sofort wie
der ab. A, daß gerade jeßt Tante
Anna nicht da war, um ihr zu hel
fen. hätte sie ihr doch lieber gesagt.
daß sie an Ronald geschrieben hatte.
Es war doch vielleicht so nicht richtig
gewesen. Tantr Anna hätte vermit
teln, hätte Ronald zur Scheidung be
wegen müssen. silber freilich, wie
konnte sie wissen, daß Ronald aus ih
ren Brief sofort diese weite Reife un
ternahm. Was trieb ihn nur dazu?
Ach, daß sie doch endlich Ruhe und
Frieden fiinde fiir ihre arme schmerz
zerrissene Seele. daß sie nicht mehr
fchwantend und haltlos zwischen wi
dersprechenden Empfindungen hin und
her geworfen würdet - -
Sie driiette die sande vor das Ge
sicht und stöhnte au in ihrer hergew
qual
So lag sie bis zum Abend und aing
endlich müde und zerschlagen zu Bett.
Viel Ruhe fand sie nicht in dieser
Nacht. Sie erhob sich am nächsten
Morgen ungestiirlt und in tiefster see
lischer Versiimmung. .
Der Kopf schmerzte sie sehr und sie
verlangte nach frischer Luft. Sie
wagte sich aber nicht hinaus aus
Furcht, Ronald zu begegnen.
So liest sie sich disn Kasfee aus ihr
Zimmer brinaen. Das Zimmer-mad
chen fraate, oh sich das gnädiae Fräu- I
lein wohler fiihle Lisa verneinte und
gab ihre Absicht tund aus ihrem Rim- »
jmer zu bleiben. Dienstboten haben
eine feine Witteruna siir Unaewshnq
liches in ihrer Umgebung. Das schlaue
Mädchen speiulirte Jus ein neues
Trinkgeld und berichtele dkm »Das-i
Baron, «daß das gnädige FFCUEM
noch immer unwohl sei unt-»das Zim
mer heute nicht verlassen wurde.
Ronald überlegte eine Weile, Dann
beschloß er, einen weiten. einsamen
Spaziergang zu machen. Auch er
hatte schlecht geschlafen und wollte sich
im Freien die verlorene Spannkde
wieder holen. Er sagte also dem
Mädchen, daß er bis zur Mittagstafel
jedenfalls nicht zuriiet sein werde» Er
wolle dann. wenn er heimtehrte, einen
meisz auf seinem Zimmer nehmen.
Damit bezweckte er vor allem auch
daß er mit den Pensionzgiisten nicht
zusammentraf. Er war durch List-s
Verhalten in eine heilte Lage gekom
men und mußte jedenfalls auf Lisas
Ruf bedacht sein, zum-il Frau von
Rahnsdorf abwesend war. Dasz Lisa
seine Frau war. wußte man hier nicht;
und bevor er nicht ruhig mit ihr ge
sprochen hatte. fehlte ihm die Sicher
heit des Handelns
So nahm er sich dor, Lisa noch bii
Mittag Zeit zu lassen und sie dann
brieflich zu benachrichiigen, dnsz er auf
keinen Fall abreisen würde, ohne sie
gesprochen zu haben und nöthigenfalli
die Rilellehr ihrer Tante abwarten
wolle. Sie mußte ihm dann zum
mindesten «mittheilen, wie er sich den
Pensionsgenossen ge eniiber verhalten
solle. So verließ er illa Tenda und
hatte das Glück, niemand zu begegnen
Ali das Zimmermiidchen das Kas
feegeschirr aus Lisas Zimmer holte,
fragte die wie beiläufig:
»Damit hechingen ist wohl bereits
wieder abgereist?«
»Nein, gnädiges Fräulein. Aber ich
glaube. er ist nach Nizza hinüber. Je
denfalls kommt er zu Tisch nicht zu
ritelz er hat es mir gesagt, als er fort
ging-«
Lisa athmete heimlich auf. " Wenig
stens hatte sie also den Vormittag
Ruhe vor ihm, Sie beschloß sofort,
ins Freie zu gehen. Am besten war
es. sie ruderte hinaus. Auf dem Was
ser wiirde sich ihr Kopfweh am schnell
sten verlieren, und sie brauchte mit
niemand zu sprechen. Rasch machte
sie sich fertig und ging inunter. Der
Lästertisch war natiirli schon besetzt.
Lisa zog es vor, die Terrasse auf einer
der Seitentrepden zu verlassen. um
dort nicht voriiber zu müssen. Sie
fiihlie sich außer Stande, neugieriae
Fragen zu beantworten. Und da sie
hier als Fräulein Limbach galt, lonnte
sie durch derartige Fragen in harte
Bedriingniß kommen. l
Gortsehung solgt.)
—Die Gouverneure unb Ackerbaus
Kommissäre verschiedener Sübsiaaien
beraihen in einer Konserenz, wie ver
Preis siir Rohbaunnvvlle gehoben und
wie die Baumwolle billiger aus den
Markt gebracht werden lann. Eine un
gebührliche Erhöhung der Preise rviirs
ve zur Folge haben, daß die Baum
wollluliur in Indien, Rußland, Ae
gyvlen und in West- nnd Oslasrila
viel energischer in Angriss genommen
würde, als es bisher der Fall war,
um von der amerilanischen Mann-pol
siellung unabhängiger zu werden. Daß
vie südlichen Baumwollpslanzer dar
aus hinarbeilen, die Kosten zwischen
Produzenten und Konsumenien zu
verringern, isl ein Schritt in der rech
ten Richtung, ver ihnen von großem
Nutzen sein mag.
—-- J. K. Edrninsion, welcher old-Brä
sibent der Sparbanl in Walla Walla,
Wash» in 1893 schuldig besunden
wurde, Deposrien angenommen zu ha
ben, obgleich er wußte, daß die Bank
zahlungsunsäbig war, damals aber
seine Flucht bewerlslclligte, übersendei
seht von anpien aus, wo er ein wohl
habender BaumwollplaniagemBefrtzer
ist« allmonallich Geldbeiräge, um die
Gall-oben der Deposilorencrn Voll zu
begleichen.
- K - s —
Pakt (im Gebirge zum Touristeth während im Saale die sauern tanzmh
«Wollen's net ’a bisstl eini geh’n?«
Tqukistr »Ich ginge sehr th fürchte aber, ich lönnte zu lange sihen bleibe-IF
Waf: «Daben«s la Sorg, um 12 Uhr wird alles ’nausqewokien.«