Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 01, 1911, Zweiter Theil, Image 16

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    den«-Wir
; Häk- osk R. Hinwei.
M ich ginube das Beste ist
: M von ans geht nun feinen
w Des. IS bin am Ende mei
It Inst angetangt -—— ich hab' in
fMHIMnnhr als zu viel!
We Ich hak- sek Mutter ge-(
, Mär-, das ich iiberinorgen bei ihr
T M Jtsi sind wir zehn Jahre
, Mai-di ——- häti’ mit nicht ge
Isåt das es so kommen wird -—!«
Oft meine Schulo?« fragte Herr
Mor Edet und sah mit finsteren
M auf seine Frau. die mit ironi
, Its Gesichte vor ihtn stand. »Du
III-us ruhig gehen -- Jch halte Dich
durchaus nicht auf -
. »Moer Dir darauf eine Ani
M zu geben, fällt mir durchaus
Iiåt ein s-- das ginge dann wieder
infs Enolofe und ich hab die ewi
gen Streitereien satt bekommen. Jch
InkDir schon hundert Mal ertläki.
des niir Heinrich so gleichgiiltig ist
wie irgend ein Anderen Und wenn ich
Mich Y— ivie Du immer betonft
Mssnllend viel« niii ihm gesprochen
Its-—
»Und den ganzen Abend getanztt
habe, ergänzte berr Doktor Eber.
»Gut, auch das «
·Und er faft jeden xbend hierher
gekommen ist -—«·
»Um mir feine Liebe zu ertliiren«.
spottete die Frau.
»Um mich zu betrügen«. fuhr der
Herr Doktor auf Warum ist er
denn regelmäßig da gewesen, ehe ich
weh Drufe karn? Oit eine halbe
Stunde früher — a, ich weiß alles s
W -« Marie hat alles erzählt. al
, tei! Drum haft Du sie auch hinaus
IeworfenP
H Er sprudelte iiber bon Zorn.
JJ »Daß Du dem Mädchen alles ac
kxkkt hast. das war mir die größte
kinng«, tagte ruhig die Frau.
«Wrigens —- tvir haben ja weiter
gisichks mehr miteinander zu reden. An
Mich kniipfen mich, wie Du ja
, , Erinnerungen der Kinderzeit
z —- er ift zurückgekommen aus der
: de und wenn ich über die alte
» gern mit ihm geplaudert habe.
II kann kein berniinftiger Mensch et
was dagegen haben -—«-. daß Du fo
- silich darüber denkst « ift Deine
M Und jetzt will ich Ruhe haben
, k— Ich werde mich nicht immer von
, Dir quälen lassen Uebermorgen bin
— ich bei der Mutter —·- —
Jt diesem Augenblicke ging die
TM auf und ein wunderhiibfches
Mr den etwa acht Jahren
, Ostsee-nein
»Na heute ift unfere alte
-, Wirt wieder gekommen«, jubelte
Dis Zins-.
» It —- —« . fagte Frau Eber und
cks du nein-. Jejt hast Du wpyi
II Uhr viel davon «- übermorgen
M wir zur Großmutter. Du
1 Inst dann dort in die Schule gehn!«
»Ja Waldhaufen?« fragte die
kleine —- .,und Papa, der kann doch
sieht in’i Amt dort geh’n?«
Die Martia schwieg.
»Den Papa braucht Jhr ja
fisk, jagte Eder. Er wandte sich
W Sehen. Mit ftarkem Griff riß er
UMr auf. Das Kind sah ihm
erschrocken nach.
.Kir ift’3 ganz recht. daß Jhr
W, sagte er mit einer Stimme, die
fees keuchend klang, »die Wohnung
IF ich anf, Deine Sachen tannft Du
Dir mitnehmen ——— die Möbel — al
bi, alles --— »ich will nichts wissen
webt —- «- i
Die Frau gab keine Antwort
Fisch-nd schiug er die Thiir hinter
zu.
Cefchreekt fliichtete das Kind zur.
Mike-. «
«Mamc1, Mama!" schrie es und
schmiegte sich ängstlich an die Mutter
an.
her-r Robert schritt in feinem Ar
beitszimmser zornig auf und ab.
»Ja, sie soll geh’n — das ist das
besie. Die Wohnung geb' ich auf. Jch
werde von nun an viel ruhiger leben.
Maus ruhiger. Nie hätte ich mir
gedacht, daß eö so weit kommen
werbe. Denn einmal . wie ich das
Weib geliebt habe und jetzt —!'«
- Da ilang’s wie ein leifes Lachen
Mach die Stube. Oben auf dem
M braunen Thonofen saß dem
Zornigen unsichtbar ein kleiner Kerl.
Er hatte beide Hände um die Knie
seichte-engen und lachte, daß ihm die
iJuden Tbränen über das Gesicht lie
cs war einer der kleinen haus
, die fasi in jedem Hause da
tu sind — nur nicht in jenen, in
dcsos wirklicher Daß und Zwietracht
III-L Und das kleine Hausgeistep
- , w das ba droben auf dem braunen
, roh- sah-a ab nur zu gut in bis herz
? Dei Wonne hinein und wußte, daß
OW nicht der Daß, sondern die alte
. »Liebe wobst
.· Versen Doktor Eber hatte in
W Zornwiitbigieit das Lachen
M Mpfb deren-einein aber trotzdem
« H« il feine Wirtin-a Borerst trat er
M Wange durch das
»" «« -s M Ienisee start auf als
M et sich bei seine-n
’« « ·-. -" unt die ganze
Last-I steh-W Meter
—----— - -"---Z«»
letkh herbe Gedanken gingen idw dnrå
den Hofs. .Daß sie ss ganz anders
geworden ißt«
Esspwies weinest-iust
jsnges gelegenen-.
Da klang wieder das leise Lachen
durch die Stude. Der kleine Kerl
oben aus dein Ofen preßte mit Ge
walt beide Knie an- seinem Bauch, um
nicht link auszulachen
lind dai leise, geißerhafte Lachen
weckte seltsame Gesiihle im herzen des
zornigen Mannes. Jn das dämmerige
Zimmer herein zogen die Gestalten
längst dergangener Zeit. Und aus
dem nebelhaften Reigen trat eine
wunderlwlde Mädchengeftaltdot und.
legte leise die Hände auf seine Schul
ter. I
Er sah aus.
Das war ja seine Frau —- so wie
sie war in den Tagen ihrer jungen
Liebe.
»Ja -- - ihre Briese muß ich ihr zu
rückgeben«, sagte er sich. öffnete das
Fach des Schreibtischeö, in dem diese
wichtigen Schriftstiicke lagen und zog
den Pack hervor. Er konnte sich nicht
enthalten, Blatt um Blatt zu lesen
und ro ward ihm seltsam weich uno
warm um's herz.
Es war, als ob die eigene Jugend
zu ihm auf Besuch gekommen sei und
sie siiße nun vor ihm mit den Zügen
der Theuren, so heiß Geliebten und
schaue auf ihn mit den leuchtenden
schönen Augen. Und die seligsten Bil
der aus jenen herrlichen Tagen zogen
an ihm ooriiber.
Der kleine Kerl oben auf dem Ofen
llatschte vor Freude in die Hände und
sprang mit einem Sake von feinem
hohen Sitze in das Zimmer herab.
»Geh -—- geh' zu ihr!" rannte er
dem Manne in’s Ohr.
Herr Doktor Eder stand auf und
ging hinüber in das Zimmer. Die
Frau sah ihn ganz verwundert an,
als er eintrat.
Der lleine Kerl war mit hereinge
schlüpft und saß mit lustig lachendenr
Gesichte aus dem Sessel neben der
Frau
«Lore«, sagte Herr Doktor Eder »
»lassen wir die Geschichte wieder gut
sein.«
Und er reichte ihr beide Stände hin.
»Ja —- toaj ist das auf einmali«
fragte verwundert Frau Lore.
»Da liez«, sagte er und reichte ihr
einen der Briefe hin.
Sie nahm ihn, und als sie las,
ward ihr liebes Gesicht ganz purpur
roth!
Jn diesem Augenblicke lautete es
draußen.
; »Wer isi denn das wieders« fragte
zornroth im Gesicht der here Gemahl
Das Dienstmädchen brachte einen
Brief herein.
»Ist die Mk Frau«, sagte sie.
Frau Lore nahm den Brief und
zog eine goldgeriinderte Karte heraus.
Sie las und lachte hellaus.
»heinrich hat sich verlobt«, sagte
sie und reichte die Karte ihrem Manne
hin.
here Robert las. Dann warf er
den Brief ans den Tisch.
»Sei nimmer bös’!« bat er und
reichte flehend die band der Frau
itber den Tisch hin.
»Weil fest die Verlobungsanzeige
gelommen ist«-« fragte sie.
»Nein —- toeil ich diesen alten Brief
gelesen habe! Sei wieder gut —
Lore!«
Ein leises Mitten ging durch das
Gemach· Das tam daher, daß der
kleine Kerl vom Thonofen einenFreu
dentanz in der Stube aufführte, daß
alle Gläser zu klingen anfinaen.
Am lussiasten war die tleine Lore
und tlatsehte vor Freude in dieL
hande.
W
Reinsetallem
Der Anwalt einer Gegenpartei be
schloß, sich den Zeugen Müller mal
-ordentlich vorzulnöpfen und feine
Glaudwürdigteit zu erschüttern.
»Wie waren doch schon Jhre Vor
namen?« fragte er.
»Ich bin Hans heinz getauft wor
dent« erwiderte der Zeuge Müller.
»Wirllich?« hohnlachte der An
walt, »wie tönnen Sie das wissen?«
»Na«, meinte der Zeuge, »ich toar
eben mit dadei.«
»Weder wissen Sie, daß Sie mit
dabei waren?«
»Na, sanft hätten sie mich doch nicht
taufen kennen. Und außerdem erin
nere ich mich der Cerernonie auch noch
ganzg g.ut«
Jetzt glaubte der Anwalt, ihn fest
zuhalten
»Nun, mein Freund mit dem wun
derbaren Gedächtniß«, donneete er,
»erkliieen Sie doch dem Gerichtshof
einmal, wie ein Kind dazu kommen
kann, eine solche Cerenwnie so außer
ordentlich lebhaft itn Gedächtnis zu
behalten-"
»Ganz einfach«, erlliiete ruhig der
Zeuge, »ich bin eesi mit vierzehn Jah
ren getauft worden!«
Mit
»Ent, ich werde mich von Ihnen
malen lasen- aher Sie passen mtr
gar-stim- dss ei sehr shaelnd
sieht«
« ich, aber anr, sen- Cie rntr
speiset-A das R ei dann such neh
tm
Eis-; Zank-s;qtsezfgs
Jn gläckltcher Fahrt hatte ans die
»Schleewtg« über das Schurke
Meer getragen. Und mit der Cas
ltchtett des Meeres wettetferten die
Bewohner seiner Gestade. von dem
sichtliche-i Bestreben erfüllt, dsen deut
schen Reisenden, die zum erstenmal in
größerer Zahl nach dem Kaukasus la
men. den Aufenthalt so angenehm
iwie möglich zu gestalten Land und
HLeute im Feltgewande, eine blaue
HBucht von blauestem Himmel über
.ftrahlt, bewaldete Höhen von Schnee
betgen iibserragt, zwischen Bergen
und Meer prangende Wiesen von
Palmen und tropischen Pflanzen bie
säumt: so bot sich den Blicken der
Landenden der Kurott Gagri dar.
Auf Geheiß seines Gründers bei
Prinzen Alexander von Oldenbarg.
waren von weit und breit Vertreter
aller laulasischen Stämme in bunten
Schaaren herbeigeftrömt, um die vent
fchen Gäste zu empfangen. Wer diese
schlanlen Gestalten mit den edlen Ge
sichtern beim festlichen Mahle sah,
wer tdke Lieder harre uno ihren er
genartigen Tänzen zusah, der konnte
sich nicht vorstellen, daß hier noch un-.
ter der Maske des Christenthums»
Blutrache und Weil-erran zu hause
sind. So sicher rnan in größerer Ge
sellschaft oder auch einzeln unter Es-;
lorte di hauptsächlichen Verkehrs
straßen bereisen lann, so wenig gera-;
then dürfte es doch noch heute sein,l
des Landes und der Straße unkun
dig. die Seitenthäler auszusuchen
Es gehört nicht zu den Annehmlich
keiten des Daseins, seiner Baarschaft
und Kleider beraubt, und in diesem
Zustand heimaeschiekt zu werden, wie
es jüngst noch einem Farschungsredl
senden daselbst beschieden war. Un
ternehmungslustigen Europäerinnem
könnte sich allerdings die Chance bie
ten, von diesem oder jenem taukasi
schen Fürsten entführt zu werden« um
aus seinem Schlosse die Regierungs
sorgen mit ihm zu theilen, wobei man
freilich keinen europiiischen Maßstab
anlegen dars: das Schloß ist oft
nichts ander-i- alg eine in den Felsen
gehauene Behausung. und die Unter-«
thanen sind Sammel, Sammel, harrt-«
mel! Es wimmelt von ihnen aus der
Landstraße, aus den düngen der him
melsirebenden Felsen und —- auf den
Speisetarten, die irn übrigen oft schon
erstaunlich lultivirt sind. Auf der
Grusinischen Heerstraße drohen kei
nerlei Gefahren. Zwischen Tiflis
und Wladikawkas verkehrt täglich ein
lomsortables Postauto, das die an
großartigen Eindrücken reiche Fahrt
in zwölf Stunden zurückzulegen
pflegt. Für unsere Reisegesellschaft
reichte allerdings der russische Post
verkehr nicht aus: nicht weniger als
zwölf Autos waren in Tislis gemie
thet worden« um die 140 Reisenden
über den Kresstowv - Paß zu beför
dern. Die Eindrücke dieses gewalH
tigsten aller Gebirngsse waren um
so überwältigender, je enger die Kon
traste bei der raschen Fahrt aneinan
derrückten. hatte man morgens noch
in dem vom Kur umrauschten Tislis
die maderne Großstadt erwachen se
hen, mit ihren bunten Boulevards,
den lockenden Magazinen, den vielen
Vergnügungsstötten, dieses »Klein
Paris« asiatischer «Prodinzler« reicher
Perser und russischer Grenzossiziere,
so befand man sich wenige Stunden
später in der majestiitischen Einsam
«!eit einer Hochgedirgzlandschast, der
Europa nichts ähnlich Großartiaes an
die Seite stellen kann. Ein Meer von
Schneefeldern. Gletschern ohne Ende
umgeben uns; Berge über Berge tau
chen aus« alle überragt von dem könig
lichen Kasbeh und wenn es dann an
der Seite des wild dahinstiirrnenden
»Terek durch die zerllüftete Straße der
;Daria-lschlucht hinuntergeht, so thür
fmen sich über der fast bellernmenden
Enge der Straße Felsen. aus: wild,
zerrissen und von ungeahnter Größe.
Und wieder ein paar Stunden spater
winien grüßend die Lichter der rus
srschen Garnisonstadi WladiiawtaeL
Vor das Auge, das eben noch in den
Eindrücken einer gewaltigen Natur ge
schwelgt hatte, treten Lichtretlamen,
Kineniatographen, Cases und Gast
höfe, deren Speiseiarten die Wahl
lassen zwischen Borschtsch und dein
unvermeidlichen hammel Die wun
derbaren Bilder, welche die Natur
ans der Grusinischen beersiraße hie-·
tet, werden belebt durch Menschen
von eigenartigem Gepräge. Jn
Gogri hatten wir sie schon einmal ge
sehen, diese schlanten Gestalten irn
Schmuck ihrer Massen, in der kleid
sarnen Tseheriesla, diese reizt-allen
grusinischen Frauen mit den hänge
loscken und den wallenden Schleiern
heute sahen wir sie in ihren Be
hausnngen, die wie Schwalbennester
an den Felsen kleben, oder auf den
Feldern neben dem Wege, wie sie den
Ader bestellten. Andere führten in
Karawanen ihre Produkte den Städ
ten zu; Kosaken ans kleinen, behenden
Pferden, einzeln oder in Team-A
schwärmen aus den Wegen und gril
szen die Reisenden. bitten in
Schuf-reizen ziehen rnit ihren heerden
den Sommerweidevlliden zu. hier
und da taucht zwischen den tantasis
schen Gesichtern der Grusinier und
Osseten «ein gewes, schlisiingiges
Antlih auf und gewohnt an die mep
Islisches W die sich einst Tiber
-——s
- :- III-»Es- st - .-.-. - -
We W get-W III-m
Möiiich tönen athiiche Lante an
das Ohr Blondbiirtsige Hagern He
hen da. Ein dentschet Darf taucht
ans das seltsam absticht von den
ten der Isiaterh Man Fianbt in
den oder Wiiritemberg zu sein, so
tranlich schwäbeln die Leute. Kote
nifien find es aus dem deutschen
Alexanderdorf, Nachkommen jener
Schwaben, die vor 100 Jahren hier
einwanderten und deutschen leiß
und deutsches Wesen in diese a ati-.
sche Gegend verpflanztem Diese
Bauern bestellen unter oft recht
schwierigen Verhältnissen ihr Feld:
vielfach noch mit der Flinte auf dem
Riickem um gegen die Angriffe ihrer
kaut-lustigen asiatischen Nachbarn ge
sichert zu sein Fleiß nnd Nüchtern
heit sind Tugenden, die sich ans halb
wilde nicht ohne weiteres übertragen
lassen. Schade um die fruchtbaren
Ebenen, die sich zwischen den Bergen
breiten; sie könnten das Zehnfache
hergeben, wenn statt der Asiaten
überall schwäbische Bauern sähen.
Wir sahen Angehörige der verschie
bensten Stamme, Aphasem Osseten
Tartaren und andere; aber immer
hieß ei von ihnen, daß sie ihre Zeit
fmit Trinken und Jagen verbringen.
EDer Weißtvein von Kachetien ist frei
lich recht verführerisch, und dem
Jagdsreunb bietet sich reiche Beute L
Dem hochtouristen stellt der Kartasus'
noch manche ungeliifte Aufgabe. Es
miiszte einen eigenen Reiz haben, diese
Gipfel, die noch zum Theil keines
Menschen Fuß betrat, zu erklimmen.
Jm Dorfe Kaasbek sangen uns Mäd
chen grusmische Lieder. langsame, ge
Dern hochtouristen stellt der Kaukasus
zu Hause sind. Wer jemals diese
Wiege der eurodiiischen Menschheit be
sucht hat, der wünscht, daß sich das
kaukasische Sprichwort an ihm erfül
len möge: »Hast Du vom Wasser der
Kur getrunken. dann kommst Du
wieder!«
Angelina Schuler-Gurlitt.
Die Helden des Urmelkanal5.
Das kühne und erfolgreiche Unter
nehmen des Schwimmers Burgeß
lenkt die Aufmerksamkeit auf die nicht
geringe Zahl der Athleten des
Schwimmsportö, die den «großen
Graben« zwischen England und
Frankreich zu überwinden hofften.
Von großen Gesichtspunkten aus muß
man diesen Sieg als eine Errungen
schaft modernen Sportseifers betrach
ten, denn frühere Generationen hät
ten auch nur iiher den Gedanken, den
Uermeltanasl zu durchschwimmen, ge
lacht. Burgeß verdankt seinen Er
folg seiner außerordentlichen Aus
dauer und wohl auch der athletischen
Kraft, die ihn zu solcher Leistung he
fiihigte. Er ist ferner durch die un
gewshnliche Witterung dieses Som
mers hegiinftigt worden: seine Be
gleiter fanden, als sie mit ihm den
Kanal passirten, das Wasser desselben
sungewiihnlich warm, eine Beobach
tung. welche der Schwimmer bestätig
te. Die Kälte des Meerwasserz hat
schon mehr als einen Versuch zum
Scheitern gebracht. Burgeß isi ein
39jiihriger Mann, oon äußerst kräf
tiger Statut. mit kurzem Vollhart,
ein Mann, der übrigens in Paris
derheirathet ist, und einen Theil sei
nes Lebens in Paris verbracht hat
Er ist iiher sechs Fuß groß und
Schwimmen, das er schon im fünften
Jahre erlernte, war von jeher seine
Leidenschaft. Er hat schon mehrere
Male vergeblich den Kampf mit dem
Kanal aufgenommen, einmal IM.
dann 1908. Bei dem lebten Male
mußte er nach 22-ftiindigen Anstren
gungen, nachdem er unt noch Ly
Kilorneter oon der französischen Miste
entfernt war, aus dem Wasser gehen.
Bekannt sind die Versuche, die auch
in diesem Sommer wieder Montague
holde-in und Jahrg Wolfff beide Aer
get-lich machten. Joa- nnv aue pra
nalschtvimmer halbein hatte bis
1904 schon vier Versuche gemacht.
einmal «war er bis 11 Kilometer der
französischen Küste nahe gekommen.
da mußte der Kampf aufgegeben wer
den« Jabez Wolff versuchte das
Durchscknvinimen des Kanalo zuerst
1906 im Juli, er bat im ganzen fünf
Versuche unternommen, die gewalti
e Aufgabe zu lösen. Einmal;
chwamm er fünfzehn Stunden lang;
und war nur noch 11X2 Kilometer von i
der französischen Miste entfernt, als
ihn die Kräfte verließen. Diese und
noch einige andere — unter denen sich
auch eine liihne Schwimmerin, eine
österreichische Dame befand —, er
schienen fast regelmäßig in der beißen
Jahreszeit an den Ufern des Kanals,
um immer vergeblich sich in die Wo
gen zu stiirzew Die englische Miste
hat in der überwiegenden Mehrzahl»
der Versuche als Ausgangspunkt ge
dient. Kapith Webb, der einzige
siegreiche Vorgänger von Burgeß.
shat sich nicht so lange anzusinngen
sbranchem Er hatte gleich beim zwei
ten Male Glück. Seinen ersten er
folgreichen Versuch machte er am 12.
August 1875, roo er fast sieben Stun
den schwamm und etwa 22 Kilometer
uoiicklegtr. Dann gab er den Ber
tch auf. Bier-zehn Tage später ver
skchte er die Sache von neuern und
diesmal gelang sie. Es scheint, daß
Uebr- eine etioas ruhigere Strömung
Ist-te alt Wass. dessen durs
tchipornnreaer Kurs zwischen Dader
und catats eine wahre Zickzackltnie
aus-sacht steh hei Wedds Versuch
war das Wasser sehr warm. In Se
gensah zu Burgeik der sich während
feiner Spartsteistung warme Chole
Iade und Champagner in Tropfen
gehen ließ, nahm Webd nichts zu sich
Er klagte allerdings während der·
21- ständigen Schwimmpartie immerJ
mehr über Müdigkeit und den sehr
schwer werdenden Schlafrnangel nnd
er soll, an der französischen Miste an
gelangt, zunächst einfach zusammen-;
gebrochen fein. Nach der Versiche
rung feiner Freunde befand sich But-;
geß am Ende seiner langen Tour;
ganz wohl, ja. sein Befinden hatteI
sich während der tehten Stunden geq
gen den Anfang der Schwimmpartie
wesentlich gebessert. Den Haupttampf
führte Burgeß gegen das Meerwasser, »
das ihm das Augenlicht gefährdete, so
trug er ein paar gewaltige SchuyhriL
len ohne die er. wie er erklärte. die
Partie nicht gemacht haben würde. Er
beklagte sich mehrfach während der
nachtuchen Schwimmparue oon Vi
fchen angeditsen worden zu sein, ließ
sich aber durch solche kleinen Unfölle
nicht anfechten. Jedenfalls war Bur
geß durch alle inzwischen errungenen
Mnntnisse der modernen Technik und
hdgiene besser geschützt als Mel-b.
Der lestere — Motordoote aus See
gab es damals noch nicht « ließ sichs
von einem Dampidoot begleiten, und
es ist vielfach behauptet worden, daß
idm von diesem aus im Falle eines
Unglücks oder eines Bersagens der
Kräfte gar keine hilse hätte geleistet
werden können. Wedb scheint auch an
ders geschwommen zu sein. als Bur
geß. er schwamm mehr mit der Brust,
während Buraeß auf der Seite lie
gend, mit mächtigen Stisßen augdoltr.
Der Muth und die Körperkraft Wedds
waren jedenfalls außerordentlich« was
sich auch darin ausdrückt daß er eine
noch kürzere Spanne Zeit siir das
Unternehmen brauchte als Burgesz.
Wedb, der ein Engländer aus Sinon
shire war und damals 28 Jahre alt
ist dann wie bekannt, aus eine traai
kche Weise tu Grunde aeaanoen: am
24. Juli 1889 ertrank’ et bei dem
Versuche, die Stromschnellen des Ma
aara-zu durchschwimmen, im Alter
von kaum 35 Jahren
Ists ate- Eifersu;t.
Jn Berlin spielte sich unlängft in
der Grenadierstraße vor dem Haufe
No. 11 eine blutige Szene ab. Der
22 Jahre alte Klempner Elias(
Schmieller tödtete nach voraufgegan
genern Streite aus Eifersucht den 23
Jahre alten Händler Adolf Solch der
in das Restaurant von Mai geflüchtei
war, und verledle dann die 19 Jahre
alte Marie Waldberger durch einen
weiteren Schuß in die Brust tödtlich.
Der Thiiter wurde verhaften Es
werden hierzu folgende Einzelheitens
geschrieben: ·
Die 19 Jahre alte Marie Waldberij
ger vertehrte vor längerer Zeit mit;
dem 22iährigen-Schmicller, der sichs
auch Levlowih nennt, bis fie dies Ver-J
hältniß überdrüssig wurde und sich»
von ihm wandte. Sie hatte mittler-!
weile Solol kennen gelernt, der in der»
Zentralmarlthalle einen Korlplpandell
betrieb. Zwischen beiden entspann sich
ein intimes Verhältniß, und« Schmiel-j
ler versuchte wiederholt, die Waldberd
Irr von net-ein scr sich zu gewinnen
FSeiu Vorhaben scheiterte indes. und
nun sann er aus Rache.
Uniöngß ging die Waldberger mit
ihrem Vater, ibrem Bruder und So
lol durch die Grenudierstraße« als
plsslich Sei-mittler sich zu ibnen ge
sellte. Zwischen den beiden Parteien
entspann sich nun ein Wortwechsel, der
sebr heftig geführt wurde und zu ei
ner Schlägerei auszuarten drohte
Sotol nahm jist die Wirt aus
ter den Arm und ging nkki ip is dtki
Maische Lokal, Grenadierßrfse U,
während die drei Mein-R M M
Straße zurückblieben und M weiter
sanftem Plöhlich eilte stiått W
Paare nach. Im Lokal Wiss-.
zog er einen Nevalver aus der Tasche
und gab zwei Schüsse aus W
Dieser sprang borb und eilte M f !
Hintertreppr. um zu entfliehen. s
dem Treppenabsatz brach n erder be
reits todt zusammen.
Inzwischen hatte Seins-ishr zwei
weitere Schüsse abgegebg, dk das
Mädchen schwer verleyten U III
der versuchte jetzt zu entsiky wurde
aber vom Publikum barg schinden
und sestgebultem bis Schurleute er
schienen, die ibn nach dem 16. Poli
zeirevier brachten. Inzwischen war
der Arzt Dr. Juda gekommen der bei
Solal den bereits eingetretenen Tod
ionstaiirte und der schwerverlesten
Waldberger Nptbverbiinde anlegte. Sie
wurde nach dem Krankenhaus am
Friedricbebain transportirt. wo sie
bedenklich daniederliegt.
Ae ,,Tsdteiedksider«tviu Verm-.
Ein Klub der «Todtenbrüder« wur
de von der Berliner Kriminalpolizei
wegen versuchter Erpressung aufgeho
ben. Vier junge Leute verpflichteten
sich durch Handschlag und Namens
unter-schritt auf Leben und Tod zur
Gründung eines Klubs« dessen Namen
geheim gehalten werden sollte. Als
Hauptbedingungen wurden festgelegt:
Pünttlichleil, Kameradfchaftlichteit,
»Edrlichleit unter uns« und guter
Wille. Sollte ein Präsident gewählt
werden, so heißt es weiter, ld haben
die übrigen Mitglieder diesem in jeder
Beziehung Gehorsam zu leisten. Die
Burschen hatten die Absicht, die größ
ten Verbrecher des Jahrhunderts zu
werden, und erlaubten zunächst durch
Geldspindeeinbrüche den finanziellen
Grund zu ihrem Unternehmen zu le
gen. Sie tamen aber bald zu der
Ueberzeitnuna. daß sie alle vier zu
sammen nicht imstande seien. etn
Sptnd zu öffnen. Unterdetsen hatten
sie den Namen Klub der Todtengtss
der angenommen und versuchten es
mtt der Bemessung. Einer hatte et
tahren, daß ein verheirateter Mann
Beziehungen zu einem jungen Mäd
chen, der Fitialleiterin eines Laufes
ttaniaeschöfti, unterhalten sollte. An
den Mann trauten sich die Burschen
nicht heran. Dem Mädchen aber
schrieben sie einen Brief. in dem sie
mit dem Revotver drohten. wenn ei
nicht den Todtenbriidern eine grössere
Summe schicken werden. Das Mäd
cken ließ sich nicht etnschiichtrrn und
aing zur Kriminalpolteet, dte schnell
den Klub der Todtenbriidee ermittelte
und ein Mitglied nach dem anderen
festnahnn ·
Jn einem Prozeß must tmrner fe
snand verlieren, Jber das ist nie der
Ade-alter
Der größte Feudek der Welt I
Die untknstehende Abbildung zeigt
uns den größten Fcndek der Welt. der
jemals hergestellt worden ist. Diese
großen elaftiichen Schuybälle, die aus
Reth Geh-) hergestellt werden, sollen
den großen Ozeandampser beim Anle
gen schützen und werden zu diesem
Zweck zwischen Landungsmauet und
Ochiffswand gehängt Der abgebil
dete Fcnden auf dem zum Größen
verglcich ein Sccmmm fikt, hat U
Meter Länge, 2 Meter Durchmesser
75 Kiloakamm Gewicht nnd solt-i
1400 Mark.
Dis tröste M set M