Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 10, 1911, Zweiter Theil, Image 16

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    III-»T- s
Da««Fi3L-s-Isp
skiz- Mcmilsiomanui
Los des SMel in ihrer Cirtujs
7 Moos sen-Miit ein-im vi- ge
- -« , ,, Jenpeziiinsilserim der Star der
Most Jn wenig Minuten wird sie
Jst-sen erscheinen vor dssen vielen, vie
Iez Menschen« die alle auf sie warten,
die schön-e Miß Elvira, die todt
Jliegerin hoch oben in der Are
tin. O, es ist herrlich. so bewundert zu
its-edeln —- nrit einern Lächeln. einem
Blick Tausende zu bezaubern! Mit
keiner Königin lauscht sie. wenn sie
spie ein Vogel durch den Riesenraum
dahinschwebh umbraust von dem schier
endloer Beifall des Publikums Die
- see höchste Glückes-fühl ist es werth,
baß sie täglich ihr Leben aufs Spiel
Zeit mit ihren gewagten Tricks, die sie
dizsig frei, ohne den beruhigenden
Schuß des auszspannten Netzes aus
Mist
Der Spiegel wirf ihr Bild zeeeiich
ein gerienschlantet, elastischer, messin
Wset Körper, « ein seiner Rassetops
lfidon fiidliindifchem Typus. umrahmt
W iiesschwarzen, glänzenden Haar
«tvesen. —-« große. nachtschwarze. strah
iende Augen. Ein Dindem von kost
scren Brillanten das wohl eine Kö
nigin hätt-e schmücken dürfen, blitzt in
kein oolien Haar Der Graf oon
Beloio schenkte es ihr an ihrem letzten
Geburtstag-e Ja, sie ist schön. blen
dend schön. Sie weiß es, und um die;
Dosen Lippen fliegt ein Zugs von Hoch
ncnth wie sie ihr Ebenbild itn Spiegel
erblickt.
Un ihr Ohr dringt lautes Beifalls
klatfchen und Lachen. Es gilt dem
Clown Vol-hin der hoch in der Gunst
bei Publikums sieht. Gleich wird er
Tone-neu und sie in die Manege gelei
ien. wo er ihr Auftreten durchs feine
urlMischen Spiiße altocnpagnirt.
Wie sie an ihn denkt, ist der Glanz
in ihren Augen getriibt. Vorn ersten
Augenblick ihres Hierfeinz an ist ihr
diefer Mensch zuwider gewesen. Jn
Zepter Zeit war noch ein anderes Ge
fsihl hinzugekommen: Furcht. Sie
isoeiß selbst nichi,,toie sie es sich erklä
teu toll, fürchtet sie sich doch nichts
denn sie Abend fiir Abend ihre indes
nruihigen Exerzitien am schwebende-i
Tropez ausführl. Eins aber weiß sie:
der Clown ist der Schatten in dein
Lichtgliich das sie, die Gefeierte, hier
iäglich empfindet
Sie greift nach der Reitpeitsche,
mit der sie immer die Arena zu betre
ten pflegt und will sich umwenden »
da zuckt sie zusammen. Dort in der
Sile neben der Thiir steht der Clown.
Ins dein gespenstisch weißen Antliy
M fiebernde Augen sie an, Harren
U Inne- Und M dem blutroth
M Stud- lass-ten die stereo
W Worte: »Dort ich Sie in die
Mge bitten, Fräulein Eli-ims«
Aber heute Abend flirrt und zittert
noch etwas anderes in diesen Worten,
etwas, das ihr die Kehle zusammen-s
schnürt»
» Und die Augen, die fiebernden Au
IMT
Ein Schauer läuft über ihre Seele,
isher ihre Lippen sagen lächelnd
«Schon? Ich hin fertig . . .«
— Der Clown sieht und starrt ..... ;
Schwer geht fein Athem. »
Die Augen, die Augen! . . . .
Sie wendet sich zum Gehen, da
stirzt der Clown vor ihr nieder, am
sausen Leibe bebend
«Jeh —— liebe Dich!« Jn heißer
erstickter Leidenschaft werden die
,Worte herausgestoßem Und seine Lip
pen liissen in heiliger Andacht den
Ists der Künstlerim Sie zieht ihn
Juni-, als habe eine Schlange see be
rührt. Und ihr stolzes, tlingendes Sil
betlachen fliegt durch den Raum
«Ein Clown! Welche Ehre! Käst
lth Stehen Sie auf, Herr Goqu
BeiHeeider Hohn ist in ihren Worten.
Und wieder dieses Lacher dieses teuf
lier herrliche Lachen« »Wer mkch
sehen wis, Herr Buhl-h, der muß ein
Izu let-, hören Sie. aber kein An
Da springt der jäh auf, den das
treffen sollte. Seine Hände umklam
mern mit eisernem Griff die schlanke
Gestalt, seine Augen flammen in wil
der Leidenschaft fein heißer Athem
lpill ihr die Stimme betäuben. Haß
nnd Rade und Liede toben in dem
Verliebtem Heiße. leidenschaftliche
Küsse preßt fein fiebernder Mund auf
der Geliebten Wangen und Lippen.
Aber fest kommt es wie Riesenkraft
Eil-er die Wehrlofr. Sie entwindet sich
den Armen des Clowns, in jedem
Retd beben-d. Mit-schnell erfaßt sie
Ue Peitsche und läßt sie mit jäher Ge
.M ein-, zweimal auf den Rasenden
» Wien-few
. " Der zuckt Bis-makes wies-m Blitz
. «Mn. I er i ter thschrei
.W N feiner Brust wie er halb
f— zercrde taumelt. Als et
. W, if erweist Von der Arena
. sz ZW- IM tut-V Händen-Athen
des UMD wird em
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s« - «-«w·..«x9x·k«k. »N- IT
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1
Jtn nächst- AntzenBlirt tollt er in
der Manege umher. . . .
If s
O
Nicht . . . .
sln dunkler gähnendee Rachen liegt
der weite Raum des Gran da. Wo
fLicht und Leben noch vor wenig-Stun
den slntheten.«da herrscht seht dumpfe
nächtliche Stint Nur hin nnd wieder
unterbricht das Wiehern der Pferde
oder das Brüllen eines Raubthieres
die Ruhe der Nacht.
Unten in der Manege ein Mann.
Vielleicht einer der Stallknechtei Was
späht der Mann umher, wie er lang
sam vorsichtig an einen Pseiler heran
schleichtF Jeßt löst sich etwas von die
sem Pseiler nnd schwebt in der Lust:
ein Seil. Der Mann llettert daran
empor --- lahenartig slinl —- iin Nu
ist er oben, dicht unter der Decke. Aus
der Tasche holt er in Instrument
Eine handsäge ist’s. Durch die Stille
der Nacht surrt ihr seiner Ton ----—
setundenlnng Satt —- surr —
Der Mann dort oben ift fertig.
Blitzschnsell gleitete er hinab. Nach we
nigen Selunden ist er wie ein nächt
lkches Gespenst entschwuriden »s- —— —
t O
Feststimmnng herrscht in der licht
duechwogten Arena. Um die Manege
ziehen sich Blumengewinde. Das haus
ist bis ans den letzt-en Plas gesilllt
» Es ist der Ehrentag der schönen
sMisz Ell-ji« die heute zum Zo. Male
auftritt.
Jn einer Lose sitt Sees seien-.
Reben dem Grasen der Diener, in der
stand ein prächtiges Riesenbonqnet
ans Veilchen und Rosen. Es soll Miß
Elviea bei ihrem Abgang til-erreicht
wer-den«
Janan Das Publikum reckt die
Hälse Gleich wird die Ungeduld ge
stillt. Jeht —- der Clown. Sein Oe
sicht ist noch weißer, sein bemalter
Mund noch röther —- wie dürstend
nach Blut. Er schlägt Purzelbäan
toller scheint er denn je. Ein Zusch.
Ahtll Rie war sie schöner, liebreizens
der toie heute, Miß Eldira. Das Pu
blikum rast. Die Mußt schmetteri.
Die Kiinstlerin permis-i sich lächelnd.
Knßhiinde werfend nach allen Zeiten«
Blumen nnd Sträuße Fliegen the ent- J
M. Sie dankt. Und lächelt --i
lächelt —- —-— -
Das Seil hinaus. Ein holdes Wun- s
der schwebt sie in der Lust. Die Musik -
macht eine kurze Pause. Dann seht
sie mit einem Walzer ein. Leicht nnd
prickelnd schweben die Töne durch den
weiten Raum.
» Oben auf dem Trapez sitt Mtß
Eli-im Der Scheinwerfer läßt das
blendend weiße Licht auf sie fallen.
Jn ibrn blidt und funteit das haar
diadeni Grazist wiegt sich die Künst
lerin ein paar Sekunden lang aus
dein Trapez hin und her; dann gleitet
sie hinab, faßt die Stange, deren beide
Messingenden im Lichte blisen mit
den händen nnd fliegt nun rnit trib
nem Schwunge durch die Luft. Mit
eleganter Geschicklichteit springt sie»
auf ein bereitstehendes Podiuni. lä-!
chelnd iich verneigend. Wieder faßte
sie die Stange, um zurückzufliegen.
Tausend Blicke hängen an ihr. Die
Walzertatte perlen —— —- Sie schwebt
-—ss Da —— was-ist das — das Tradez
,Isstsich—-——SM———
die Musik bricht jiib ab —- —— — Lei
chenblaß fiebt der Graf in der Lege-—
: Unten in der Manege ein wirrer
aniiuel von MenM s— — Man
triiat eine Todte fort — —- —
An die Manege gelehnt steht der
Clown « starr —- wiesleblos. Der
Glanz in seinen Augen ift erloschen.
Und seine bebenden Lippen murmeln
»Elvirn."
Die esse ensttsche sum-I
Die Lustwst von Lond- nach
Windsor bat bekanntlich jüngst zum
ersten Mal ihren Dienst versehen. D.
L Letvis Poole und Kapitän Mistw
ham, die die Fahrt unternommen
haben, besuchten zunächst das Schloß
Windsor, urn einen geeigneten Lan
dungöplah aufzusuchen. Doch geben
jetzt die Aeroplane auf dem Kavalie
rie - Uebungsplate nieder. Die erste
Post ist vom Bürgermeister von
Windsot und dem dortigen Postmei
ster in Empfang genommen worden.
Kapitiin Wyndhani, auf defer Ver
anlassung der neue Dienst eingeführt
ist« erklärte einein Presseveetretet
daß die Anzahl der Ueroplaem die
iiir diesen Zweck benust werden sol
len, von dein Umfang der zu beför
demdm Bonn-cha- abhsugeu sont-.
Jeder Aeraplan kann mindestenzso
Kilo tragen, so daß filr die erste Zeit
drei oder vier Massen- ats antrei
cheud erachtet werden. Einer der
Flieget ist, wie vom Nabel gemeldet,
bereits vernngtitckt
sei-a sitt kenne-um
Bettheidigert Es steht im Buche der
Natur geschrieben.
Staatsanwalt: Welche Seite, welche
Seite?«
Der Seide-meins
«Du Fritz, was hat denn die Gou
vmmtte bei-te vorgelesenk
»Ach, Matt-, von Raupen, Schmet
tetsiugeu und Würmer-P
»Es, sp —- nc. wie heißt denn zum
Beika der Wurm, dem die Mam«
die seidenen Kleider verbot-kif«
l Das-P
X
, I.
Rossen da- ers-Wich
Use-ebecm
Ich glaube, ei tosnr der Engländer
Charles Lokal-, der den Menschen ein
«relic-hunting animal« nannte. um
ihn von den anderen Angehstisks
Andere und sriihere Unterscheidun
des Thierreicheg zu unterscheide-n
gen waren nicht so gut: zweibeinig
und aufrecht sind auch Storch und
Strauß. mit Verstand und Instinkt
kommen wir schon lange nicht mehr
ans, und der Mann, der dem Men
schen allein die Fähigkeiten des La
chens zuschried, kannte den australis
sehen Vogel nicht, den man den
»Langhing Icarus-« genannt hat,
weil er mit Stimme und Gehoben
den ihm lauschenden Menschen aussu
lachen und zu verspotten scheint. Da
hingegen ist der Mensch sicherlich das
einzige Thier, welches die Uederdleilk
sel seiner Ahnen aussucht, hehiitet
und verehrt. Niemals sind die doch
gesellig nnd verständig zusammen
lebenden hörsngh Sardineth Amei
sen oder Bienen aus den Gedanlen
gelommen. die hondertjahrseier ih
res ersten Erscheinenz an der dreiv
nischen Miste oder in den höhnischen
Wäldern oder im Psarrgarten von
Taubenheint zu begehen, and liber
hauvt ist den anderen Thieren nichts
gleichgültiger als die Thaten nnd Et
lednisse ihrer Borviitrr. Der Mensch
allein liienenert sieh eifrig um diese
unniigen Dinge. stillt Masern mit;
solchen Reliquien an, errichtet Denk
steine nnd Statuen nnd versammelt
sieh in großen hausen. um das vor
hundert oder tausend Jahren ge-i
sehehene Ereigniß sesilich zu degeheu.J
So kamen neulikh die fteliissniensiägeri
ans Amerita nach dem Bogesenstädtsj
chen Saint Dis. weil daselbst vors
vierhundert Jahren ein Buch gedruckH
worden war, worin der zwanzig
Jahre vorher entdeckte Welttheil m
ersten Male nicht mehr Indien, Fu
dern Amerika genannt worden war.
Und so erschienen dieser Tage Abge
sandte anz Roctvegen in Ratten, weil
nach den Uns-sagen der Gelehrten und
Weisen gerade tausend Jahre seit der
Niederlassung der Normannen in
Franlreich verstrichen waren·
s Und sehen Sie, wie gutmüthig wir
salle geworden sind. »Die übrigen
Franzosen ieierten mit und freuten
sich der Anlnnst der Normannen.«
Und doch waren diese Rotmannen
ziige rnit lau-n etwas anderm zu ver
gleichen als den Zügen der hunnen
nach Deutschland oder den Einfälle-I
der Türken in Ungarn und Defin
reich. Ja, ich glaube. die Vieltaan
rnanie ist und so in die Knochen ge
fahren, daß toir alle fröhlich mit
feiern wurden, fiele es einem unse
rer »relir-hunting« Zeitgenossen ein
die Verbrennung der Pfalz durch die
Franzosen oder den Sieg der Türten
»diei Mohatsch zur Veranlassung einer
sgroßen Feier zu wählen. Weil also
snor tausend Jahren die Normanen.
nachdem sie vorher schon ein paarl
Duhend Male die Seine hinausge-«
fahren waren und alles umher ausge
raubt, oertpiistet und verbrannt hat
ten, endlich beschlossen, die Einwohner
der Seineniederung ganz zu ihren l
Sklaven zu machen und denkend ikn
Lande zu bleiben, wurden in Nonen
non den Einwohnern der Normandie,
die doch kaum alle von den eingefalle
nen Siegern abstammen lönnen,
sondern deren einige dje Nacht-uns
men der damals Anzgeraubten sein
müssen, Denkmiiler errichtet und;
M gefeiert· Und diesen Anlaß(
auch ich wahrgenommen ums
tojeder einmal Nonen zu besuchen«
das eine Art vnun fransöscschen Mir-«4
derg und jedenfalls ein toa es Hin-s
seurn der goan Baulun ist. s
Nur ein Gedanke fiel rnir peinlich
auf das Gewissen: man fährt nach
Rouen mit der fest dem Staate ge
hörigen Westbahn, und das ist die
Bahn-auf der nach den übereinstim
menden und unablässigen Brrichten
der Pariser Blätter niemals ein ug
sriiher alt eine Stunde nach der est
gesehten Zeit adsährt und niemals
seither als drei Stunden zu spät
ankommt, wo von zehn adgehenden
Zügen drei entgleisen, zwei zusamU
menstoßen und mindestens einer ei
jnen andern Unfall erleidet, sei es,
daß er von einer Brücke oder von ei
nem Damme hinadfällt, in Brand ge
riiih oder einfach aus lauter Alter
and Morschheii in Stücke fällt. Man
kann sich denkes, daß es keine Klei
nigteit ist, mit einem solchen Zuge zu
fahren, und ich meine, mich selber dei
nahe als der alten Wikinger würdig
gezeigt zu haben, indem ich-das Un-,
gehenre wagte nnd ein Billet nach
Nonen und znriia nicht nur kaufte,
zaudern auch bemesse. Jetzt bin ich
roh, daß ich et gethan habe, denn da- »
durch ist mir eine Ahnung in Ge-s
wißhrii verwandelt worden. Daß es
nicht so schkiam sei mit der Staats-s
bade-, wie die·Vliitter ed «machen,J
hatte ich schon friiher geahnt« und
auch der Grund der gegen He gerich-’
teten Campaane schwebte mir dunkel
vu Its aber inei- Zag nicht sur
auf die Minute adgina und ohne den
nindriten Unfall diintillch ausm.
als des ferneren mein entzieltes Auge
Hat-« das ich in meinem Leben in tei
rresn frag-INCI- Eiteadadnipaaen
dritter DER seiest-I hab-. der IF
an Beqnemlichktt auch nur entfernt
mit dekn mit asem Konrfort und so
gar nnt anwhm gez-offenen Sit
diinken ausgestatteten « Wagen der
oteigeschsnshteu Staat-Zahn derglei
chen könnte, als ich endlich die Loto
tnotioe beschaute und die Jahreszahl
1350 oder Ism zu finden erwartete
wie gemeiniglich bei Bunnnekziigen
französischer Bahnen, dagegen aber
nicht nur die Zahl 1908, sondern
odendrei gar den Fadeitationsort
Hasel entdeckte, wußte ich alles.«
Die sranziisische WeÆhn ist vor
drei Jahren vom Staate eingekauft
word-en. und damals gab es eine re
gierungsfähige Mehrheit im Parla
ment, welche nach nnd nach alie stan
szdsischen Bahnen verstaatlichen woll
te. Dagegen wehren sich die Gesell
schaften, die zum großen Theil im
Besitze der Familie Rothschild sind,
und die Pariser Blätter stehen ent
weder direkt im Solde dieser Gesell
schaften, oder aber sie gehören theil
weise den nämiichen Leuten, die dei
den Bahnen interessirt sind. Darum
werden in den Blättern alle Unsälle
und Unregelmäßigkeitem die aus den
Privatlinien passirern todtgeschioiegen
oder aber nur in beschiinigender Weise
gemeldet, dagegen wird von der.
Staatsdahn ungiinstigei nicht nur
breit erzählt und übertrieben, sondernz
auch direkt erfunden, und der Erfong
ist. daß das Publikum thatsächkich
Iglauht, die Staattdahn werde in der
junerhört schlechtesten Art verwaltet.
,und nur Privatgesellschasten seien in
FFrankreich im Stande. solche Unter
« nehmen ordentlich zu leiten. Jn Wirt
lichkeit sind die Privatbahnen Frank
jreichö, wie Jedermann weiß, die
schlechtesten und riirlstiinsdigsten Bah
nen in ganz Europa, und die Staats
bahn giebt sich im Gegentheil die
größte Mühe, den Nachbarn nahe,
wenn nicht gleich zu kommen. Aus
diesem Grunde hat sie vor einigen
Jahren ein paar hundert Lotomoiiven
in Deutschland getanst, was wiederum
den Zorn der französischen Industriel
len und die Angrisse der Pariser
Presse veranlaßte. Ein anderer Grund
des journalistischen Zornes ist, daß die
Staatsdohn den- Blättern keine Frei
tarten zur Verfügung stellt, also daß
auch die ournaliften ihre Reise he
zahlen mti en. Aus den Prioatdahnen
fährt alles, was mit der französischen
Presse in Verbindung steht, umsonst
und in der ersten Klasse der französi
schen Bahnziige sitzen nur Auslander,
die gezahlt haben, und Franzosen
mit Jreilarten Die Pariser Presse
hat also einen doppelten Grund, die
Staatsbahn schlecht zu machen. und
—- aber wenn ich so lange unterwegs
bleibe, wird man arn Ende doch glau
ben, die sranzsstschc Staatibahn sei
die elendeste aller Filialsbahnen, sin
temalen sie inich immer noch nicht
nach Nonen gebracht hat« Ich reise
also eilends weiter und komme in ei
neni Nutsch in der hauptstadt der
Normandie an.
Und da wir uns so lange aus der
Bahn verweilt haben, führe ich Sie
gleich zum Endziel meines Ausflu
gez , wohin ich erst gelangte, als ich
die Stadt gebührend durchwandert
und ihre Merkwürdigtetten beschaut
hatte-« Dies ist die Kapelle .Unserer;
Lieben Frauen von guter ilse". die
sich» drei Kilometer von Stadt
aus einein stattlichen Hügel erhebt-:
Die Aussicht von hier oben ist eines
der schönsten, die rnan sich aus dem;
Erdball zusammensuchen kann. Eis-s
nerseits die Stadt mit den Thiirmenj
der Kathedrale, von Si. Quen unds
St. Marias-, der Seine und ihren!
Brücken. anderseits das Thal des?
Flusses mit zahlreichen griinen Jn-!
»sein, die hier wirklich von einem Sil-(
bande umschlungen sind wie leuchten-i
Ide Edelsteine, weiterhin eine antrat-i
sthige Ebene mit Feldern und Ost-I
sten, Wäldern und Dsrsern Diese
Aussicht allein ist die Fahrt nach
Nonen werth, und auch wenn die
Stadt dereinst gar keine alten wint
ligen Gassen und windschiese malen
sche Wohnhiiuser mehr hat, wird sich
die Reise bezahlt machen. Von diesen
pittoreslea Gassen und bitt-seen ist
heute nicht mehr viel übrig, weil
Rouen eine der wenigen französischen
Praninzstiidte ist« dir nicht zurückgeht "
oder stillstehh sondern ein reges Jn
dnfleies nnd handele-leben entwickelt.
Da sind nun freilich die engen lrurni
Inen Gassen recht hinderlich, nnd
man hat in den lehten dreißig Jah
ren ganze Viertel niedergelegt, urn
neue drei-te Straßen mit sehr häß
lichen modernen Gebäuden an ihre
Stelle zu sehen. Nur ganz vereinzelt
haben sich einige der alten, hochsteh
ligen holzbauien erhalten« die den
mit Norddeutschland bekannten Be
sucher wieder auf die Thatlache füh
ren, daß die ganze nordenrapäischh
Miste dereinst ungefähr die gleiches
Online nnd ähnliche Lebensgewohn-;
Ihetten hatte, gerade wie man dass
lniimliche auch an der ganzen Süd
kliikte den Ltßabon liber Gibraltar
nach Valenclm Marletlle, Genua,
Neapel und lo weiter bis nach Kon
itantinopel hin beobachten kann. Zwi
schen einem Marseiller vnnd einein
Reapolitaner oder Konstantinopolli
taneristsweit mehr ethische und lal
tnrese Berührung als zwilchen dem
Marseiller nnd leinen- traun-NOT
Landsmanne aus harre oderdltnii
W, m ehe-s- nere du Lunas-l
nnd Hist-er des Innoerpener und
Rouener nsder all dem Slldrnssen
oder Siiddsenischem
Jn Rohen sieht eine der schönsten
nnd stilreinsien gotlsischen Kirchen, die
ei nennt-Mich Ideean gibt; Mist
das nicht die edensalls sehr schsne Ka
thedraie. sondern die Kirche St.
Orteni Die aller-meinen grossen al
ten Lir n sind nicht in qwnnzig oder
dreißig ehren, sondern in drei oder
vier Jahrhunderten errichtet worden
und darum findet man in ihnen nicht
mer alle Riiancen der Goihit vorn
dreizehnten bis zum sechzehnten Jahr
hundert, sondern sehr häutig mischt
sich auch noch der romanische nnd spö
terhin der Stil der Rennissance und
der Bnrockzeit hinein, nrn von dem
Prosessorensiil unserer modernen Re
stauratoren ganz zu schweigen. Eine
solche im Lause der Jahrhunderte in
derschiedenere Bnunrt ousgesührte
Kirche ist darum nicht nnschön. Mit
Nichten und itn GegentheiL denn in
jener Zeit, ais es noch keine Bat-akade
tnien nnd seine atademisch gebildete
Architektur sod, legte jede Generation
in ihre Bauten ihr ganzes Gemüth.
ihr ganzes Dichten, Trachten und
Streben, Leben nnd Weben, und ein
solcher Bau ist dann siir den, der zu
lesen weiß, ein weit besseres nnd le
dendigeres Buch als die anss schönste
geschriebene und illustrirte Welt- und
Kultur-geschichte. Dur lindert aber
Nicht daß ein so reiner-. in wenigen
Jahrzehnten ganz nach einem einhell
lichen Plane errichteter Bau wie die
Kirche St. Quen in Nonen wenigstens
als Kunstwerk noch weit schöner, edler
nnd herrlicher wirkt. z — —
uuch die Drachedrate In sevr mon,
besonders die wie Silbersiligran aus
sehende, leider augenblicklich von den
biestauratoren übersallene Fassade.
obgleich die beiden Thiirme daneben
sieh nicht sehr gut machen, und der
diel zu hohe neue eiserne Thurm iiber
der Vierung abscheulich wirtt. Ein
Edelftein der Gothil ist die Kirche St.
Maclon mit ihrer sehr merkwürdigen
und reisenden sitnseckigen Fassade
und ihren in holz gesehnikten Re
naissancethiirem prächtig und intim
zugleich ist der gothische Justizpalast,
nnd so tönnte man seitenlang von den
Sehenstviirdigleiten der Stadt erzäh
len, wenn man dabei nicht nothwen
diger Weise dem Bitdeler ins Gehege
kommen müßte.
Jn Nonen ist bekanntlich die Jung
frau von Orleans verbrannt worden,
von den Englandern sehen die
Franzosen jedesmal hinzu, in Wirt
lichtett aber waren damals alle Nord- J
stanzosen ,Engls,nder«. die Pariser »
sei-list nicht ais-genommen Ein nord- ;
französischer Bischof leitete bat Ver
hsr, die Professoren der Sorbonne
gaben ihr Sutachten gegen die Jung
frau ab, und sreuten sich des Schau- ;
spiele. Schon irn achtzehnten Jahr-l
hundert wurde der Jungfrau ein
Standbild errichtet, und das ist einer
der lornischsien Beweise dafür, daß der
Mensch nie aus seiner Zeit heraus
lanr. Diese Johanna sieht ganz ge
nau so aus stoie eine Freundin der
Maranise non Pompadom und scheint
sich eben dte haare zu dndern. Die
Statne sieht iibrigenj nicht auf dem
Pia-« wo Johanna verbrannt wurde
sondern dieser ist aus dem großen
Marktplahe durch ein Kreuz im Pfla
ster bezeichnet. Mir etwaige spätere
Beincher von Nonen bemerke ich noch,
daß man außer dem Wallfahrtsorte
Rotte Dame de Von Secourz ja nicht
den ehemaligen Friedhof von St.
Maelon versäume, der im Biideter
etwas sliiehtig mitgenommen wir-d.
Das ist ein herrlich stiller unt-»Wi
sther Klosterhos, rundurn von alten
vorzbauteu mit qesauieeeiequx
umarbern etwas Zhnliehei tiie dick-ec
.gisrhen Oeainenhitsr. - aber vielleicht
lnoeh malerischer und eigenartiaer,
»in-ältern und friedvoll wie eine Mut
tergottes von Memling
Karl Sagen Schmidi.
.
Reinhold Berges-, DeutschlandsP
berühmter Bildhauer
Mit dem verstorbenen Altmeistek
der Bildhauerlunit, Reinhold Begas,
ist einet der letzten populären Män
ner Deutschlands dahingegangen. Be
gat, der aus einer bekannten Berliner
Künstlerfamilie flammte, zeigte früh
fein starkes Talent, und eine seiner
ersten Arbeiten in Marmor-, ein Chri
stustopi, wurde vom König Friedrich
Wilhelm IV. fiir 1000 Thaler ange
lauft. Von diesem-Gelde lonnte der
junge Künstler seine erste Studien
reiie nach Rom machen. Dort stu
dirte er mit heißem Eifer die antilen:
nnd mittelalterlichen Vorbilder, die;
auf iein ipiiterei Schaffen einen
großen Einfluß gewannen. In Rom
traf er mit anderen jungen deutschen
Kiknstlern zufammen. von denen das
malt wohl keiner ahnte, daß ihre Na
men später einmal einen großen Theil
der neuen deutschen Kunstgeichichte
autilillen würden. Die " Freunde
diesen Viktlim « Leut-ask Fenerbach.
-.- Seinen ersten Unterricht genoß
Vegas bei samt-. nnd gerade er sollte
es fein, der an Stelle der Rauch’ichen
llaiiizistiich strengen Kunst eine start
bewegte. lebendige Formensprmäe zur
herrschsit brachte. die eine Miickmng
»von llcistitbtni sur-C Rennistonee
und Rotnrnlisinni darstellt. Seine
erste große Arbeit, die ihn detiidrnt
machte, war der Entwurs site das
serliner Schiller-Dentmnl- MU- MCM f
versieht heute schwer, daß dieses uns ;
ideolißrt erscheinende Monument das
malt als trafsester Naturalismns
heftig angegrissen wurde. Ader die
Gunst der ossizielxlen Anstraggeber
blieb seiner Kunst treu, « und seit
Friedrich Wilhelm 1V. hat Begas ·srir
alle preußischen herrschet genrde:tet.
Kaiser Wilhelm ll. begiinsiigte ihn
aber anr meisten, nnd unter seiner
Herrschast schus Begas in rascher
Folge die großen Dentmiiler, die den
neuen Ruhm Deutschlands vertiinden
sollten und so mit dem iiinstlerischen
einen politischen Zweck verbanden.
Auch die Sartaphage des Kaisers
und der Kaiserin Friedrich im Poti
darner Mausoleum und das Stadtdild
Alexander v. «hnmboldt vor der Ber
liner Universität sind seine Werke· «
Außer Staatsauströgen machte er Z
noch eine Menge Prtvntarbeiten, die
zum Theil in der Nationalgalerie und
anderen auswärtigen Museen stehen.
Dabei liebte er antite Motive, und
sein .Pan. Psyche tröstend«, u. a. sind
bekannte, reizdolle Werte geworden.
Ader sein populärsier nnd zugleich
sein schönstes ist der Neptun-braunen
vor dem Schloß« den er im Austrnge (
der Stadt Berlin site den Kaiser mo
dellirte. Bei einem üppigen Reich
tduni an Details verliert er doch nicht
eine deledte Monumentnlitiit, die an
muthig und leicht derständlich ist« nnd
baß der Brunnen sls Desgl-run
nen«- itn Volke populär wurde, isi der
beste Inbni iin feinen Schädied
sReinhold Begas hat, allein räumiieh
zgenonimery die grössten Berliner Mo
snurnente geschossen. Standbilder, wie
spat nasses - rauh-tm - Deut-par var
FBisrnarckssIenimaL der Schloßbrun
lnen bilden mit eine starte und bestim
Elnende Note irn Bild der inneren
IStadttheile Bei-links. Und sein start
persönlicher Stil äußert sich nicht nur
z in seinen eigenen, sondern auch in den
tWerten der aus seiner Schule hervor
tgegangenen Bildhauer, die mit llei
Eneren ossiziellen Aufträgen bedacht
itpurden und nun den Stil des Mei
!ste·ri, gesehen und leider ost vergrö
sbert und verschlechtert durch ihr eige
nes Temperament zum Ausdruck
brachten. Als Begas aus der hohe
seines Ruhmes stand, drängten sich in
seinen Ateliers die Schüler« nnd es
galt als Ehre. zu seinen Meisterschu
lern zu zählen. Viele von ihnen sind
heute selbst berühmte Bildhauer. die
aus eigener Krast den Stil und die
Ausdruckssorm der Bildhauertunsst
erweiterten und sordertenx so ist z.- .
Lederer« der Schöpser des berühmten
hamburger Bismarct - Denkmals. ein
Weins-Schulen Jn der leßten Zeit
war ei unt Begas still geworden. und
er lebte zurückgezogen in seiner Vers «
liner Mita. Als er llirzlich den so.
Geburtstag seierte, wurde ihrn vorn
Kaiser der Titel Excellenz verliehen.
Troh der allmählich eintretenden Ul
terzanzeichen schien der Meister doch
noch recht rüstig, so daß er am Tage
seines Todes noch eine SMieriahrt
unternahm. Als er von der Aussahtt
zurtletlam siiblte er sicks nicht wohl,
»auch versagte die Sprache. und bald
Idaraus verschied er schmerzlos infolge
LAtelien in dem Bena- leine grössten
? Werte aeschassen hat, ausaebabrt. bar
;ber nahm der älteste Sohn. der selbst
Isiiinitler ist. die Todtenmaste ab,
auslerdem zeichnete der Partriiimaler
JEnlanuel Groiser den Verstorbenen
taus dem Tadtenbett.
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Iherssehwschr. Die Leiche wurde irn
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lich-J sage-ji«
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Man wirst oft mehr durch das, wo
Lr reinen die Leute haltet-, all Durch
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