Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 10, 1911, Zweiter Theil, Image 12

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    W
Das zerrissene Blatt.
.hmnorejte von Rein-hold Ort
- mann
Seit dem ersten Tage seiner Ehe,
Ilso seit rasen achtzehn Monaten,
htte Dr. Minlhardt noch nie ver
säumt. vor dem Antritt der örzts
lichen Bisitensahrt einen lurzen Ab
schied-bestrei- irn Zimmer seiner Frau
zu machen. heute fand er zu seinem
Mißbergniigen das Restchen leer;
aus Frau Juttas Schreibtisch aber
lag ein Zettelchen mit der tröstlichen
Mittheilung: .,Mußte leider zu einer
dringenden Besorgung fort; bin je
doch bis zehn Uhr bestimmt zurück.
Tausend Küsse. Deine Jutta.« Dr.
Minihard entschlaß sich natürlich,
zu warten und griff nach einem
Buche, das er ebenfalls aus dem
Schreibtisch seiner Frau liegen sah.
Es war ein moderner Roman, den
Frau Jutta irgendwo entliehen ha
ben mochte, denn es gehörte nicht zu
ihren Gewohnheiten. derartige schön
geistige Genüsse mit Geld auszuma
gen. Ohne sonderlicheö Interesse
blätterte Dr. Klinlhardt ein bißchen
fn dem Bande herum. Aber das Jn
teresse lam, als er ungefähr in der
Mitte aus ein beschriebenes Blättchen
stieß, das seinem Aussehen nach nur
ein Brief oder vielmehr das Bruch
siüel eines Briefes sein lonnte. Er
drehte das verkehrt liegende Blättchen
um und — erlebte die sürchterlichste
Ueberraschung seines Lebens. Denn
da stand unter dem Datum des gestri
gen Tages in einer sehr hübschen,
gleichmäßigen handlehrift die ihm
völlig fremd war. zu lesen
.Geliebter Schatz! Einen in
nigen Ließ zum, und mit ihm das
Versprechenr. Miige es meinem
süßen Liebling ein angenehmes
Stündchen voll froher hoffnungen
bereiten. Ich bin untröstlich, daß
allerlei lästin Verpflichtungen mich
verhindert-en es Dir selbst zu brin
gen, und ich brenne vor Sehnsucht
Dich wiederzusehen Aber sei nur
ja vorsichtig, damit unser beglucken
des Geheimnis —- --—
Die untere Hälfte des Briefes war
abgerissen und weder in dem Buche, s
noch auf dem Schreibtisch oder im
Padiertorb aufzufinden
Er hörte die Wohnungsglocke drei
mal anschlagen und er beeilte sich,
das verhängnißoolle Blatt in seiner
Brieftasche zu bergen; denn dies un-i
geduldige Sturmläuten vertiindetei
»Frau Juttas heimkehr. Gleich da
rauf rauschte sie denn auch herein —
frisch« reizend, rostg- die vertörpertel
Wdlosigteit m seist-it.
.Wie hiibsch, daß Du auf mich
gewartet hast, Schadl« sagte sie, in-;
dem sie ihm die Lippen zum Kufse
bot. Und Dr. Klinihardt hatte wirt
lich die heroische Selbstiiberwindung
diese verrätherischen Lippen zu tiissen.
.O. die Zeit ist mir nicht lang ge
worden«, meinte er. »Ich fand da
aus Deinem Schreibtisch ein sehr in
teressantes Buch. Wie bist Du denn
qu dem getommen?«
.;Das?——Ab, Dr. Brautniiller hat
se§ smir gestern geschickt, nachdem wir
neulich darüber gesprochen hatten
Aber. ich finde es ziemlich schwach«
Der also! — Nun ja! — Ein
Schriftsteller von der allermodernstes
Richtung, dein nichts heilig ist! Ein
Mensch-der selber erst seit kaum Jah
resfrist iberbeiratbet war, und den er
ibendreinsiir seinen Freund gehal
ten hatte! Nun, desto theurer sollte
eer ihm fest den Verratb bezahlen! —
hastig wandte er sich zum Geben. .
Ja, mehr arme, arme Jutta —
Dein Mannhintergeht Dich. Er hat
rein Liebejverbiiltniß mit einer an
deren. Jchckoiire nicht wertb gewesen«
Deine Freundin zu heißen, wenn ichs
sei Abend M gebracht hätte ei Dir;
sit Ukichwk
Frau Dr. Wally Braumiiller war
res, die zwei Stunden später dem Ge
jege ihrer Hilf-schen weißen Zähne
»diese inhaltkfchweten Worte ent
schliipfen ließ- Sie saß neben Frau
Jutta auf den-i Sopha und trocknete
sich mit dein SWmuche ein Timäu
liein des Mitleids aus den Augen
winkelw Dr. MWNS Gattin
Idee blickte zunW noch mehr un-i
gläubig als niedergesehniettert drein.
»Das ist unmöglich«, erklärte sie-:
»Ich müßte doch etwas gemerkt her-J
ben. Wie kommst Du dennmuf so
ungeheuer-liebe BerinuthemgW
JZS jjst leine Vermuthung son-l
der-I ich habe Beweise. Laß Dis ek
hlenl Ei mag ungefsshr andert
1v Stumm her trin- da litt sich«
Dein Gatt- sei uns meldet. E
Iäafchte nur meinen Mann zu spre
che-; weil eher Gustav schon un
— Nähe-I Not-u ausgegangen war,
M ich, ih empfangen zu sollen,
M I sich tm Reglige war Er
f - feh- cuf regt and erklärte,
« Ist Eber des seines Besuches
site Mittljeilung sachen u können.
M et loose eine Zeile fziir Gustav
« . Rhegieitete ihn in
J. Hi rieiissimtner meines Mannes
M seit sich im hintergrunde,
er sich en den Scheeibtisch
Its-er feiner ereftafche eine
et- smm Mich- dei
eiu slätt zu
gwa s- M « -"·«·«
fisck eines Briefes, und da ich, wie
Du weißt, wahre Luchsaugen habe,
las ich, tros der Entfernung, deutlich
die Anrede, die »derzliebster Schatz!«
oder so ähnlich lautete. Daß es eine
Damenhandschrift und nicht die Dei
nige war,. hatte ich auch sofort er
kannt, und Du magst Dir darstellen,
mit welcher Spannung ich darauf
wartete, ob Dein Mann seinen Ber
lust bemerken würde. Aber er war
viel zu viel aufgeregt dazu.«
»Und die Unterschrift? Es muß
doch irgend eine Unterschrift darun
ter gewesen sein.«
«Nein - die hatte Dein Mann
wohlweislich abgerissen. Jch glaube
aber nicht, daß die schändliche Person
zu unserem Umgangslreise gehört,
denn die Handschrift war mir ganz
srernd.«
Frau Jutta stand aus« .Gut! So
bitte ich Dich, mir das Blatt so
schnell als möglich zu bringen. --—
Aber da höre ich meinen Mann kom
men. Jch ersuche Dich dringend, zu
gegean bleiben, während ich mit
ihm rede. —- —
Dr. Klinlhardt trat mit düster um
wöltter Stirn über die Schwelle von
Frau Jutta's Zimmer, fest entschlos
sen. auf der Stelle Gericht iiber sie
zu halten. Daß er die unglückliche
Gattin ihres Mitschuldigen bei ihr
finden mußte. warf seine Absicht frei
lich iiber den Haufen; denn es war
einfach eine Pflicht der Ritterlichleit,
die bedauernswerthe Frau so lange
als möglich zu schonen. Er wollte
sich also nach kurzem Gruß wieder
zurückziehen; aber Jutta selbst war
es, die ihn daran hinderte.
»Ich bitte Dich, noch einen Augen
blick zu derweilen«, sagte sie in so
eisigem Ton. wie er ihn noch nie von
ihr gehört hatte. »Wer ist die Dame,
mit der Du in heimlichem Brieswech
sel steht undidie s das Recht nimmt,
Dich in ihren Brie en alz ihren herz
ltebiten Schatt anzunde
tot aus die SprechendL «Mich?«
brachte er mit Anstrengung heraus
»Ich sollte heimlich einen ströslichen
Brieswechsel siihren s-- ich? Und Du
— Du wagst es, mir mit der Miene
einer Nichte-tin gegenüber zu treten?
« Nein, das ist mehr, als ein Mensch
ertragen kann. Da müssen alle Rück
sichten schweigen- So ieid es mir ist
anen diesen Kummer zufügen zu
müssen, meine arme gnädige Frau —
Ein IM, energisches Klopfen,
dart- wurde auch schon die Thüre auf
gerfssem und hochrothen Antliyes
siiitmte Dr. Gustav Braumiillee in
den Satan. Ohne dem Klinthardt’
sei-n Ehepaar seinen Btick zu schen
"ten, trat er vor seine bestürzte Gattin ;
hin und hielt ihr ein arg zertnittertes ?
Statt entgegen. das er aus seineml
Böllig entgeistert starrte der Dot
Hganzen Wege in der Hand getragen
haben mußte. »
; «Daö habe ich soeben in Deinem
Morgenrots gesunden. sTreuloset Wenn
Du mich nicht zum Aeußersien treiben
willst, so nenne mir den Namen des
Elenden, der es an Dich geschrieben!«
Ueber Frau Wollt-? Antlis guckte
es, wie das Vorgesühl eines nahen
Triumphes. Mit blisschneller Bewe
gung riß sie ihrem Manne das Pries
fragment aus der Band und reichte ei
Jutta. .
Hier —— dies gehört Dir! Ei ist
das Blatt, von dem ich mit Dir ge
sprachen.«
Ungestüm hatte die Andere danach
gegriffen, eine Sekunde später aber
sang ihr Lachen durch das Zimmer.»
»Das ist es gewesen — tot-IS' ries»
f- unter beständiger heiterteit. Und
dani, indem sie sich zu ihrem sas-’
stugslosen Manne wandte, hielt frei
ei ihm unter sdee Augen« ,
ast Du »das in Deiner Brief
tassj gehabt, als Da dein Dotier
ihn-seinen Besuch machen tot-stritt
« ·Illletdings! Und ich meine, Duj
W wenig Anlaß, darüber za(
IM« . , i
»Als- Du tosen schon gestatteni
müssen. daß ich-lache. Jnietessirt es ;
Dich vielleicht, auch die andere Hälfte ;
zu lese-? Zufällig ist sie noch vor-»
banden, du ichssie auch als Lesezeichen
verwendet Habe, wie diese hierz«
Sie ging zu ihrem Schran und
entnahm ihm Lin »Buch, das fee dem
Doktor reichte
,.Suche m —-- Du wirft es schon
finden«, fagie h schelmisch. Ussp er
hatte es wirklich schnell gefunden, arm
zu lesen: »·— noch bis zu Dei-G
Mannes Geben-Uns verborgen bleibt
Denn die köstliche Ueberraschung mußt
Du ihm unbedingt di das aller
schönsie Geschenk an dem Tage in’z
Ohr flüsiem Und ich muß unbedingt
dabei sein, utn mich an dem Anblick
feiner strahlende-: Glückieligleii zu
erfreuen- Auf baldiged Viel-ersehen
Deine treue Cousine Eins-IV
Dr. Klinlhardl wurde abwechselnd
blaß und roth. Er warf einen Blick
auf des Titel des Buches, das ei in
nexhand hielt, und las »Zum-wiss
Fuimpilichienk Da rang sich ein
Wndee Freudenlcheei aus leinee
MAY ad das Ehepaar Brauniiillet
siehet das Ende einer sehr langen
III-M - abwarten; ehe ihm die
, zulheil wurde. die auch
m " » J Islüäshimmel alle de -
NR »Ist-suchte oben
Ä
pte stunden-s des inne-tm
sreemri case Ohr-sta
Seit einigen Wochen liegt einer der
neuesten und prächtigsien Panz-kirrt
zer der italienischen Marine regungs
los festgefahren aus einen Riff des
Golfs von Neapel. Er hat leing des
Kiels eine schwere Havarie Mitten,
deren voller Umfang sich aber noch
nicht mit Sicherheit feststellen läßt,
da das Schiff zwischen den sitt-pur
eingeilemmt ist und bis fest nicht hat
til-geschleppt werden können. Es ist
offenbar vollständig verloren. Der
Unglücktfall hat die öffentliche Mei
nung im höchsten Grade erregt, und
die Bestiirzung, die aus den täglichen
umfangreichen Zeitungs - Urtiieln
spricht, läßt sich nur mit jener ver
gleichen. die in Deutschland nach dem
plötzlichen Verlust des Großen Kur
fiirsien herrschte. Die Aufregung ist
in Italien um so größer, als die
Strandung vor den Augen der Stadt
erfolgte und das betroffene Fahrzeug
ein ganz neuer, laum erst in Dienst
gestellter Panzertreuzer ist« der vol
lendetste Ausdruck der gegenwärtigen
Leistungsfähigkeit des italienischen
Schiffbaues. Der Kreuzer Sau
Giorgio. so genannt zur Erinnerung
an Genuas einstige Seeherrschast. war
erst Ende Juli 1908 in Sanella
mare vom Stapel gelaufen, dann in
der Werft von Neapel fertig ausge
rüstet worden und sollte jedt in das
Mittelmeeraeschwader eingereiht wer
den. Zu diesem Zweck machte das
Schiii gerade seine Maicdinenvrohen
im Golf von Neapel und bei der Rück
tehr von einer dieser Proben rannte
es, ieine 10 Kin. mehr vorn Hafen.
auf ein Felsenriss vor der Südspihe
des Posiiipovorgebirges. Am hellen
Tag, bei ganz ruhiger See, vor den
Augen der an der schönen Miste lust
wandelnden, badenden oder fischenden
Bevölkerungl Diese besonderen Um
stände erklären es, daß sofort von al
len Seiten die entrüstete Frage er
tönte: Wie war das nur mägiichi
und daß ein eisriges Suchen nach dern
Schulvigen begann, der die nationale
Kriegsmarine einer so schweren ma
teriellen und moralischen Schädigung
ausgesetzt hat. Da die amtliche Un
tersuchung iiber die Ursache des Un
glücksfauez noch nicht abgeschlossen ins
so soll hier lein Versuch unternommen z
werden, die Schuldsrage voreilig zu
beantworten, weder zu Gunsten noch
zu Ungunsten des jedenfalls sehr be- i
tlagenswerthen Kommendanten Nur;
einige tdatsächliche Feststellungen von J
allgemeinem Interesse mögen gemacht i
werden. Der Schaut-lau der Stran-!
dung ist nur einige hundert Meterj
von der Steiltiipe des Posiiivo ent-;
sernt. Unmittelbar dor der Süd-«
spitze der Halbinsel erhebt sich ein
kleines Felsmselchen La Gajola, und
als dessen unterseeische FortseIung
zieht sich in siidlicher Richtung ein
paar hundert Meter weit und nur
wenige Meter unter der Wassersläche
Iein Niss hin, die Secca della Camil
slara. hier ist der Kreuzer gestein
det. Das Riss ist natürlich aus allen
Seeiarten genau bezeichnet, ist der ge
sarnrnien seerniinnischen Bevölkerung
von Neapel wohlbelannt und wird
von ihr gemieden; überdies ist als
Warnungszeichen eine Boje dort an
gebracht, die bei Nacht ein Leuchtseuee
trägt. Es ist darüber gestritten wor
den« ob die Bote, die tiirzlich erneuert
wurde, den dergebrachten Platz be
hauptet bat oder verseit worden ist,
und Zur Entlastung des Kommandans
ten wurde betont daß das gestrandete
M außerhalb iseemärty von der
Dis liegt, womit bewiesen werden
sod. das der Sau Giorgio richtig ge
fahttsi tei. Dagegen wurde einge
wandx heiß schwimmende Bojen nie
teils « seine unbedingt zuverlässige
Begrenzung des sichern Fahrwasseri
lau-W schen. sondern vielmehr
inne E Warnungizeichem die den
sSchifsst set Vorsicht wohnen sollen.
Die Ist-mutig der italienischen
Mariae spricht dies ausdrücklich aus
und ernst Hi Seelente, sich nicht
aus die Li- niein zu verlassen. Jin
vorliegenden Melialle wiirde auch
die einzige svj sue sicheren Abgren
zung ves»W-ts natürlich
nicht genug-; kht Vorhandensein
enthebt den W nicht der Ver
pflichtung sei-e Seelarte zu kennen
oder zu Rathe z- siehen. sondern et
innert ihn gerade an Nie Rats-wen
digieit. Man hat bisher Die einzelne
Boje an der Seeca della Schall-ern
offen-bat schon aus dein Gesinde Mp
ein völlig ausreichendes Elsas-innigs-l
eichen gehalten, weil diese Küsten
flkecke niemals von größeren Schiffen
mit erheblichem Tieigang befahren
wird. Vielleicht gehen nun ans dein
Ungliielöfall des San Giorgio, unab
häsgig von der Schuldfeage, Beleh
tangen hetvot, hie siit die Zutunft
nlihlich sind; auch in ver Rautit lernt
inan nie aus. Keine-falls aber ist dee
vetallgesneinernde Vorwurf berech
tigt, den man dieser Tage in manchen
italienischen Blättern lesen lonnie,
daß die sommandoftesen in der
Keiegimaeine ain großen Theil von
unfähigen Pee onen seiest seien, nnd
daß eine noch weitergehende Verklin
gung alt die lesthin geschehene noth
wendig set.
Die gto müiiJ Regungen ge
wöhnlicher sehen äußern sich als
Peshentunn
... instant
Unsere Damen schilst der Finger
hut davor, beim Rähen sich die Finger
zu zerstechen. Wäre aber einer von
ihnen heute bereits ein Alter beschie
den, wie es Anna dazumal Methusas
lem gehabt, was troh aller ihrer
Freude am Leben ihr wahrscheinlich
blutwenig Ergöhen bereiten würde. so
hiitte sie doch den Fingerhut vor dem
«l7. Ottober 1684 entbehren müssen;
denn am genannten Tage übersandte
Nikolaus panBenschoten, Goldschmied
zu Amsterdam, das erste von ihm ge
sertigte und ersundene Exemplar eines
Fingerschiiheri als Geburtstagsanges
binde der von ihm angebeteten My
srouw oan Nenszclaer und bat sie in
den bei esiigten Zeilen, »diese ganz
neulich ergestellte und von ihm eigens
zum Schutze ihrer sleiszigen Hände
beim Nähen ersundene Bekleidung«
freundlich entgegenzunehmen. Weil
das Wert des Nikolaus van Benscho
ten sich aber als ungeemin praktisch
erwies, wurden in holland bald von
ibm vielfach Kopien begehrt. Dort
sah der Englander Johann Lotting
eine solche, nahm sie nach der Heimat
mit und ließ sie da in Mengen herstel
len. Daß der Fingerhut urspriing
lich nicht wie seht zum Schuhe des
Mittelfingerö, sondern des Daumens
bestimmt war, wird durch seinen eng
lischen Namen »thiml-le«, welches
Wort aus »tktumk)«, d. i. Daumen,
und »in-ils d. i. Glocke, zusammenge
setzt ist« gewissermaßen dotumentiert.
Einen ganz besonders wertvollen Fin
gerhut schenkte der verstorbene König
von Siam Paramindo Maha Chala
longlorn seiner Braut, der Prinzessin
Sawapa Pongli, als Braut-zahm Das
tunstvoll gearbeitete Geschenk zeigte
die Form einer Lotostnospe, der lis
niglichen Blume des Landes, und in
aneinander gesenten Diamanten den
Namen der Königin und den Tag ih
rer Vermiihkung. Reiche Chinesen
stauen hingegen bedienen sich beim Mi
ben prachtvoller, . aus Perlrnutter ge
ichniszter, unten mit Gold eingesaßter
s ingerhüte, deren Deckel entweder ein
delstein oder eine Goldplatte mit
Verzierungen in getriebener Arbeit ist.
Die pantansdünsmep
Die Hautausdiinftung ist eine der;
wichtigsten und beträchtlichsten Aussj
leerungen unseres Körpers. Oft er«
scheint sie als Schweiß in wäfserigeri
Gestalt. Gewöhnlich entweicht sie je-i
doch lustfiirmig und daher unbemertti
aus dem Körper. Von ihr hängt un- :
set Wohlbefinden ganz wesentlich ab;!
wird diese Verrichtung gestört, so.
tommt sehr bald Fieber, Rheumatissi
mus, ltjsaisfchmerz und dergleichen zum ;
Vorschein. Die sogen. Ettiiltung, eine
der gewöhnlichsden Krankheit-usw«
schen, entsteht durch schnellen Wechsel
der Witterung, besonders bei solchen,
welche nicht durch einen häufigen Aus
entbalt und Bewegung in freier Lust
ihren Körper abgehärtet haben und
deshalb mehr empfindlich gegen die
Luitderiinderun n find. Lebt man
daher in einer gered, roo häufig ein
schneller Witterungstoechsel stattfin
det, da hüte man sich vor Berti-richti
chung des fördert Wer sich bestän
dig im Zimmer aufhält, macht seinen
Körper zu einem wahren Barornetee,
denn dieser wird endlich so empfatds
lich gegen iede Luftveränderung, daß
er schon bei der unbedeutendsten von
haften. Schnupfen, Brustschrnerz und
dergleichen befallen wird. Eine sehr
gefährliche Art der Ertiiltung ist die
durch nasse Kleider. Die träftigste
Konstitttion kann dadurch zugrunde
gerichtet werden« und täglich sieht man
bei kraftvollen jungen Leuten Fieber,
Gliednreikm Lähmung und andere
Kraniheien daraus entstehen. Wer
sich viel im Freien aufhält, ifi auch
häufig eirkr solchen Durchniisfung
ciqu doch kann man die Gefahr
vermindern, roenn man so lange in
tBewegung ble"itlzt,vliisEdli-ee fleideä tritt-il
engewoedenin. nonateg
wie nasse Meiste sind auch nasse iiße.
Felix Brutt- und Unterleiben ziini
hung. Wall und andere be
deutende Wien entstehen oft
aus dieser Ursache. Man lann bei ei
ner schwachen Körperbeschasfenheit
undbelzei der Mäuohnihejih nasseFiiße
zu erneuen. nicht orgfiiltig ge
nug vermeiden
Jseemvaeotseems m die ema
demssen Ists-Lusts.
Wie jede Voliizihtuz hie auch die
letzte allerhand lusti- Merkwürdib
taten ergeben, deren eine totr unsern
Lesern mit dem kleinsten Dorse Dtiri «
cellenbach im hessischen Odenwalde,«
das, trotzdem sich seine Beoöiter F
seit ver vorigen Zählt-n derdoppe T
Est, nur 4 Einwohner zii lte. sucht
vie zweitkieinste selbständige, ais Dorf l
rangierende Gemeinde hat noch nichti
10 Einwohner, nämlich daiDors Wai
dekbach bei Walde-geweint mit 8 Ein
wohnern. Ein mertwiirdiges Gegen
stiiek zu dieser rheinpreuszischen, im
Kreise Kreuznach geie enen Gemeinde
bietet das rheinische ors Hamborn
bei Ditsseidors, dessenBevöllernngi is
ser die 100,000 überschritten hat. m
Uoiigesiihie dieser gen-·titigenEintt-oth.v
net ahi hat et allerdings schon die er
for rlichen Schritte unternommen,
um Stadtrechte zu erhalten. CI tritt
damit dann sofort in die Reihe der
deutschen Großstädte ein« deren Zagt
seit 1906 von 41 aus 48 gestiegen i .
Die Freundschaft die von der Lüge
lebt« stirbt an der ersten Wahrheit
Yraueneclie
Ieise Ver etee Oerr sie Muse-.
Weißt Du ein Deth Dir fchlagen,
Das treu gesinnt ir ift,
In Deinen- triihen Tagen
Fühlft Du, wie reich Du difi.
Es tommt wie Sonnenliicheln
Dir in der tiefften Nacht,
Wie milden Weftwinds Föcheln
Jn eif’ger Winternacht
Wem folch ein Schatz beschieden,
Kann nicht verloren fein,
Du wandelft still in Frieden,
Jm Sturm und Sonnenfchein.
Bis zu den fpöt’ften Tagen
Fühlft Du, wie jung Du bift,
Weißt Du ein Herz Dir fchlagen,
Das treu gesinnt Dir ist·
sie fsesecckeee vie enefer dein-i
Der einfachfte Raum wird durch
Blumen verfchiint. gleichviel, ob sie in
Töpfen oder Dafern als einzelne
Pflanze oder zu einem Strauß gebun
den aufgestellt sind. Wie fetten ift aber
Blumenfchmuck auch dort zu finden,
wo die Mittel gron genug find, zu
jeder Jahreszeit, auch im Winter, ei
nige Blüthen und Zweige fitr jedes
Zimmer zu defchaffem
Zeugt das nicht von mangelnde-n
Schönheit-sinnt th nicht jede leere
Vafe im Zimmer ein Vorwurf fiir die
Frau oder die Tochter des Haufekis
Eine leere Vafet Welch unfymvathi
fcher Anblick, und wie oft wird er uns
zutheit. th es nur Gedankenlosigs
trit, die fie duldet, oder verhindert ein
Mangel an it, fie stets von neuern
zu fiilleni eh weiß es nicht, nur
das fühle ich stets bei ihrem Anblick
dafz dem betreffenden Raum, mag er
auch noch fo trautich fein, doch fein
schönster Schmuck, gleichfam die
Weihe, die höchste Vollendung fehlt. .
ern paar srtsche Mathem ern ce
bender Zweig nur ist niithig, diesem
fühlbaren und doch so schwer zu de
finirenden Mangel abzuhelien. Aber
er wird nicht beschafft, man dentt
nicht daran, weil man den Mangel
nicht empfindet. Dann aber sieht
man auch oft Busen, die nur deshalb
mit Blumen gestillt sind, weil man
diese geschenkt erhielt. Schon an der
Art, wie sie sich uns zeigen, siihlen
wir, daß sie ein Geschenk waren, das
man ohne innere Antheilnahme, ohne
wirkliche Freude empfing. Man
dankte dafür, vertheilte sie in mehrere
Oasen. wenn eine allein nicht zu ihrer
Aufnahme genügte, gab ihnen Wasser
tänd stellte sie wahlloö hier- und dort
in.
Die Blüthen find dicht aneinander
gedriingt. Keine Hand findet sich, sie
liebevoll zu lockern und iie so aufzu
stellen und zu richten, das; ihre Eigen
art undSchiin heit voll zur Geltung
kommt. Sie haben einen Theil des
Wassers ausgesaugt, kein Auge sieht.
daß lie durch reines Wasser eririscht
und von den verweltten Stengeln,
Blättern und Blüthen hefreit sein
wollen. Wenn die Mehrzahl der Blü
then verweilt sind. dann wandert der
ganze Strauß in den Miilleimer. und
die wenigen wohlerhaltenen Stengel
müssen in der Absallgrube verdorren
oder verfaulen
Welch trauriges Ende ist das fiir die
reisenden Raturkinder, die unter lie
bevoller Pflege, in tundiger hand,
eine lange Reihe von Tagen das Zim
mer geschmückt und verschönt hätten!
Es braucht durchaus keine seltene
Blüthensiille aus dem Garten zu sein,
mit der wir die leeren Vasen unserer
Wohnung füllen; ein paar anspruchs
loie Wiesen- und Feldbluenem ein
hiikhsch gewachsener Zweig thut es
au .
seltener-III der Inst-ödem
Geölte Fußbödem die man wie
Parleitböden wichft, fehen gewöhnlich
nach kurzer Zeit «abgetreten" aus, und
wenn man fie nicht naß, fondern mit
fettigem Tuch abreibt, haben sie zwar
ein tadellofei Ausfehem befchmuhen
aber. Fuhfohlen und Kleiderfiiumr.
Geslie Inst-öden gehören jedenfalls
mit zu den fchiinften, da sie das hplz
wirken laffen und durch ihren hellen
ishr-z ein fauberes Anfehen gewäh
re-. Aber sie sind insofern nicht prak
ttifQ als sie sich leicht abtreten, man
fis-Denn on wiederholen mai-. Ein
Ebe ere Behandlung als das feuchte
In nehmen des Staubes giebt es aus
hhgienifchen Gründen nicht; nur fel
tiges schreiben ift zu verwerfen, da
et den Schmuh nicht fortnimmt nnd
nicht nur die Kleider, fondern auch
die Teppiche ruinirt. — Will man ei
nen dauerhafteren Fußboden haben,"
fo muß man ihn mit Oelfnrbe an-»
ftreichen lassen. in der Ansitich gut, -
fo kann der oden wie Partett behan-’
delt werden, auch verträgt er das
Wafchen ausgezeichnet Allerdings
darf man nicht Sodawasser zum Auf- «
wafchen verwenden. Gut behandelte
gefirichene Fußböden fehen sauber ausl
und haben Glan , reichen aber, was
Schönheit anbettisz nicht an die hel
len geolten, noch weniger an die Par
lettböden heran. «
Osmia-user cui-mem.
S o n n t a g
Schwekinek Sappe, Kalbfizraten mit
Blumentohl und Kartoffelcro
quetten, TuttbFrutti.
M o n t a g.
Feine Einlaus - Sappe, Minder
Schnrorbroten, Grüne Bohnen,
Kartosseltlöße, Sahnenos
melette.
D ie n st a g.
Gemiisesuope, Kalbsleisch - But-ding
Kartosselpusser, Rosentohl,
Obstiuchrn.
M i t t w o ch.
Tornato - Sappe, Schweinebraten,
Rothlohi. Salzlartosseln, Endi
viensalat, Brotpudding.
D o n n e r st a g.
Nutzelsuppe, Ragout aus Hammel
sleisch, Pureelartoffelm Erbsen
mit Karottem Psirsichtortr.
F r e i t a g.
sSagosWeinsuppr. Gelochter Barsch
rntt Petersiliensaure. Salztartoss
NU, Spinat mit Ei, Unauss
Pudvtng.
' S a m st a g.
Kartossel-Suppse, Rinderzunae mit
Rosinensauce, Röstlnrtosseln,
Linie-Bohnen Kassee und
Kuchen.
---. —
sehe-see seeeper.
(Fiir sechs Personen berechnet.)
A p se l r re in e. «- (Sehr einfach
und äußerst wohlschmeckend.) Man
rechnet aus 6 Personen 4 Stiick ziem
lich große Aepsel und läßt sie mit ver
Schale gut braten. Dann traszt man
mit einem silbernen Löffel alles Weiche
laut der Schale und thut es mit 2 Ei
weißen und 14 List-. sein gestoßenem
Zucker, auf dem vorher eine Citrone
abgerieben wurde, in eine Glasschale
and riihrt ei eine ganze Stunde lang
immer nach einer Seite.·
Feine Urmaterial-ne —
Man bedarf zu diefer Sudpe einer
guten Rinds- oder Kalbzbriibe. Les
tere kann außer mit Wurzelwerk auch
mit einer Citronenfcheibe und einem
balben Löffel Parmefankiife gekocht
fein, was sie kräftiger macht. Zum
Eintan rechnet man auf jede anwe
fende Perfon einen Kochlöffel voll
Mehl und ein ganzes Ei. quirlt dies
gut zufammen und giebt zulegt noch
einen Eßlöffel voll Wasser nebft dem
nöthigen Salz hinzu. Dann läßt man
diefen Teig unter fortwährendem
Rtlbren in die kochende Fleifchbriilfe
einlaufen.
Tutti-Irutti. - 1 Quart
Milch locht man mit Z Unzen Zucker
auf, rührt 3 Unzen aufaelöfte Korn
stiirke daran. zieht vom Feuer-, unter
mifcht mit 2 Eigelb und dem Schnee
der Eier. füllt zwei Finger dick in eine
mit Wasser ausgefviilte Form, darauf
1 Lage Johannisbeeren oder andere
beliebige einaemachte Frucht, wieder
Puddingmasse und Früchte und zum
Schlusse Puddinamasse. Läßt erkalten
und feroirt geftiirzt
Schweriner Sappe. « Jn
eigrofzer Butter fchniort man 2 Kohl
rabi, 1 mittlere Zwiebel, 172 Galat
gurte, 1 kleinen Sellrrielopf und l
Hand voll Champignons, srecht klein
gefchnitten, unter öfterem Umriibren
1 Stunde. Giebt s gehäufte Eßlöffel
Mehl dazu, wenn diefes durchgefchwiyt
ist« füllt man IV; Quart lochendes
Wasser auf, läßt noch l Stunde zu
fammen kochen. ftreicht die Suppe
durch ein Sieb, wtirzt fie mit etwas
Maske-lauft, ritbrt 2 Eßlöffel fitße
Sabne daran und richtet sie mit ge
riifteten Brodwiirfelu an.
Kalbfleifchpudding. —- 1
Pfund mageres Schweinefleifch und
1 Pfund Kalbfleisch treibt man durch
die Ileifchbackmafchinr. Giebt Z ganz
Eter, Salz, Pfeffer-, eine fein gefchniti
tene Zwiebel, 1 in Wasser eingeweichte,
wieder ausgedrückte Semmel, IX- Tasse
Milch und reichlich gewiegte Petersilie
dazu. Mengt die Masse recht gut, fiillt
fie in eine ausgeftrichene, mit geriebe
nerSemmel ausgestreute Form und
kocht den Pudding gut oerdeekt im
lWasserbad 1——11-«) Stunden.
Ortegtlammekie mit Ap
.titoten1ibetguß. Man kocht
-einen gewöhnlichen Geießftammetie
aus hi- Pfund Grieß, 1,-4 Pia Zucker,
il Quart guter Milch und Citronens
Eichace most kip- paak Raums-nackten
JJst der Grießbtei steif genug gekocht,
schüttet man ihn aus und vertiilnt
ihn ein wenig abgetiihlt mit zwei
Dottekn und schmeckt auf genügend
Zucker ab. Jst ee siiß genug, ver
fchtiigt man 6 Löffel voll Antitofeni
mus und das Weiße der beiden Eier
zu Schaum und« zieht es unter den
Ilammetie, streicht ihn in eine nnßge
machte Form und läßt ihn vollends
erkalten, ftiikzt ihn und iibetzieht ihn
mit Apritosenmaemeiade, die man auf
dem Feuer mit etwas Weißmein
diinngeriihtt hat, daß sie sich mittels
Pinsel gut nnd gleichmäßig aufstrei
chen läßt.
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Gatt: »Den- Wikth, das Essen täftt
sehe zn wünschen übrig. Da bin ih
sonst besser bedient worden«
Wirth: »Aber bei mir nicht«