Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 03, 1911, Zweiter Theil, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ; , » Uelxadrrt
ts
herr an Zell galt als Eile-Minder
he der Cesesschast, und er wurde al
geseiert. So etwas wirtte
niesalt Winke auf den Oe
troffesen, need Lug ließ ei sich auch
n. Dach er berhehite nicht, «
W
das er eigntlich ein guter Deutscher
fsis Daß er des gedenke Scheu ski- «
nei Lebens in fernen Welttheilen zu
gebracht hatte, das war ihm selbst «
garnicht enehr interessantk aber er be
griff, daß es den gelangweilten Groß
stiidtern eine Abwechselung und des- »
halb willkommen war.
Uebrigens galt er als reich.
Er pflegte zahllose Zigaretten zu «
rauchen, die er mit unnacha mlicher
Schnelligkeit immer selbst dre te.
Die hausfrauen im westlichen We
sten, wo er verkehrte, nahmen es nicht
übel, daß ein feines Geriesel von Ta- -
batstreifchen zurückblieb, wo er gerade i
Messen hatte. Man fand das origi
nell —- ausländisch s—; Luz war eine «
neue Erscheinung und er wurde über- :
all verwöhnt. Neben ihm gab es in
dieser Saison auch noch eine weib- .
licht Attrattion, die er überall traf,
wo er eingeladen war. Und diese
junge Frau Tait war eine »richtige« j
Ameriianerim der ein ramantischer .
Ruf oorausging Man erzählte sich,
Frau Tait sei Künstlerin gewesen, das
war sie allerdings immer noch, denn
sie sang entzückend zur Laute —- und
so arm wie die ärmste Kirchenmaus.
Da sei Herr Edward Tait gekommen
und habe sie vom Podium herab ge
heirathet, obwohl er todttrant und
von allen Aerzten aufgegeben gewesen
sei. Frau Eveline Tait habe jedoch
trotz ihrer Brillanten, ihres Autos
und ihres Banttontos ihren Mann
geliebt« und sie habe ihn so rührend
gepflegt, daß er ganz gesund und ro
buft geworden sei. Und nun bringe
er nur noch diesen Winter in Aeghps
ten zu, und sie sei nach der Residenz
gekommen, um hier alte Freunde ais
susuchen — General Blümmerö, die
sie hier ja auch überall eingeführt hat
ten, und bei denen sie hier wohnte.
Ja, diese Geschichte paßte gut in
die sentimentale Strömung, die eben "
jeht wieder Mode war.
Luz Bell sprach immer wenig. und
am allerwenigsten über fein Jnneres.
Er machte natürlich der schönen Eve
line die Kur; aber wer that das nicht?
Das wollte nicht viel sagen.
Wenn sie in einem Salon, nach dem
Dieser den Bitten der Gaftgeber nach
gab und ihre Laute nahm, sah sie im
mer wie ein liebliches Bild vergan
gener Zeiten aus. Schwarzloeiig mit
eines zarten Blüthenteint. die schlanke
Malt stets nur in Weiß oder
Schwarz gekleidet, aber jedesmal kost
bar und geschniaelvoll, so stand sie da,
Gchelte ein wenig, ließ die goldenen
Bänder ihrer Laute slattern und sang
die lusiigsien Nichtse, die man sich
E?
denken konnte. s
Es war auch ganz gleich. was sie
sang —- dafz Wie machte ihr keine an
dere nach.
Luz Bell stand dann im Nebenzim
mer, drehte unaufhörlich Zigaretten,
die er nach wenigen Zügen sortwars,
machte schmale, undesinirbare Augen
und schmieg.
Eveline flirtete mit keinem Men
schen; doch sür Luz hatte sie allezeit
einen besonderen Blick, ein Wort, eine
Verabredung.
Eines Abends war Mittagsmahl
um sieben Uhr Abends bei dem Ban
kier, der alle anderen aus der ganzen
Linie «schlug«. Er war nicht nur
Millionär, er war —- beinahe —- Mil
liardär. Natürlich besaß er eine
Sammlung. Und da Gemälde au
genblicklich in Mißtredit waren, auch
altes Porzellan und Elfenbein nicht
beliebt, so besaß er eine Juwelen-l
sammlung !
Unter allen Steinen war keiner, der»
so sehr die Begeisterung der Damens
erweckte wie sein Alexandrit. Dieser
merkwürdige Edelstein, der viel then-»
rer als Brillanten ist, weil man ihn
nnr in einein einzigen, dein Zaeen ge
sunden Bergwerk finden kann, war
Mr durch ein sabelbast seltenes
Exemplar vertreten. Während näm
lich die Farbe der Alexandrite in der
Regel ein unscheinbares Grün ohne
Uel set-er und Licht ist, das am
M« bei künstlicher Beleuchtung,
« pÆ in tm röthliches Lila um
set-M war dieses Exemplar von
Wster Imugdiarbe nnd von
einen-Why Glanz
Der M W silbrte die Be
Jsmederer in et- dnnlles Last-ein ent
Mdete W eigenhändig eine Petri
Wand zeigte den unerklär
M Web —«Drt Stein
wärst Wall-l
Ach
WM Mus- WILL
f sie-W so lange in dem
Use anderen der Samm
rnit einem seltsamen Lachen. —- »Sie
kennen mich ja gar nicht« here Bell,
und wissen nicht, ob ich nicht ganz ge
sährliche Anlagen habe.«
»Gesiihrlich·i O ja — gewißl« ant
wortete er vielsagend.
Sie schüttelte den schmalen, hochsri
strten Kopf und wurde plöhlich bleich:
»Ich meinte es anders. Wer kennt
den andern hier? Was weiß einer von-«
andern? Wir sind lauter Komödian
ten, nicht wahrs«
»Beinah alle. Ich sitt meine Per
son bin mehr Zuschauer, scheint mir.
Talentlose Leute haben nicht nöthig,
Masken vorzubinden.«
»Talentlos? Nun —- Sie sind doch
reichl«
Das war beleidigend, und Lug suhr
eine Selunde — nicht länger —- hoch,
als wollte er sie zurechtweisen
Dann verbeugte er sich, als habe sie
ihm ein Kompliment gemacht, und
verließ das Zimmer.
Eveline blieb noch eine Weile vor
dem Schrein mit den Edelsteinen ste
hen. Ein Flimmern war in ihren Au
gen, ein gespannter, sremder Zug aus
ihrem Antlih. Als sie sich endlich ab
wandte, lehrte sie nicht in die Salons
zurück, sondern wanderte in den klei
nen, überheizten und deshalb von Git
sten gemiedenen Wintergarten.
hier stand Luz Bell. Als sie her
eintam, trat er rasch aus sie zu.
»Gnädige Frau,« sagte er hastig,
»ich möchte Jhnen ein Wort sagen.
Gerade vor Jhnen will ich nicht Ko
mödie spielen —- — —«
»Warum vor mir nichts-"' sragtesie
leise. ,
»Weil —- weil —- — das thut ja
nichts zur Sache! —- Jch wollte Ihnen
also sagen, daß ich durchaus nicht,
wie Sie vorhin sagten, ein reicher
Mann bin. — Das gerade Gegentheil
ist wahr. Jch bin arm. Und ich bin
nur hier, um mir eine Anstellung zn
suchen, die mir genügt —- oder um
mich zu verheirathen. — Das heißt.
das lehtere habe ich ausgegeben . . .«
»Warum?« fragte sie wieder mit
derselben leisen Stimme.
»Ach, weil ich —- ein Narr bin· Jch
liebe eine, die ich nicht bekommen sann
—- So! —- Jeht wissen Sie alles, und
nun werden Sie mir zugeben, daß es
besser wäre, ich hätte wenigstens Ta
lente, da ich nicht einmal reich hinl«
Sie schwieg einige Selunden. Dann
hob sie ihre Aurilelaugen zu ihm aus
und fliisterte:
»Ich habe ebenfalls ein Geheimnisx
Herr Bell. — Und ich habe Vertrauen
zu Ihnen — Sie werden mich nicht
verrathen —- mehr als das —- Sie
werden mir helfen!"
»helseni Wie meinen Sie das —
womit tann ich Jhnen dienlich sein?
Ich werde mich natürlich glücklich
schätzen . . .«
f
»Wirtlich?« fragte sie beklommen.
Und er fah, daß ihre Blicke ängstlich
umher-schmeißen »Dort kommen
Menschen, Herr Beil — —- meinen Sie
es ernst? Kann ich mich auf Sie ver- -
lassen? —- Ja, ja, ia glaube Jhnen —
nun, so hören Sie: ich habe da vor
hin —- —— ich konnte nicht anders —
nein, ans mein Wori, ich konnte nicht
anders —- — hier — —- nehmen Sie!
Bewahren Sie es so, daß es niemand
sieht —- um Gotteswillen verrathens
Sie mich aber nicht —- es ist — es
tft . . ·
Der Wirth des Hauses trat ein und ;
rief lachend aus: »Ah, also hier tin-;
det man die Nachtigall, mitten im’
Grünen. Kommen Sie, kommen!
Sie, allerschönste Frau, es hilst nichts, ;
Sie müssen uns wieder mit einem»
Liede heglüaenl —- Bell, kommen Si;
mit —— Sie dürfen auch im Nebenzim
mer rauchen!«
»Ja, tommen Sie," sagte -Eoeline,
»ich erlauhe Jhnen sogar, in demsel
ben Zimmer zu rauchen, wo ich singe
—- meine kleinen Liedchen verlangen
ja teine Andacht.«
Luz solgte den Voranschreitenden
Jn seiner band brannte wie ein
IFener ein winziges, tühles Etwas. —
;Ej war der Alexandritt
L Als er seine Gedanken wieder sam
meln konnte, die einige Minuten wie
wildgetooedene Vögel- durcheinander
gesehn-irrt waren, sah er Eveline aus
einein kleinen Podinm stehen nnd die
Laute stimmen.
Ihr weißes Kleid sloß an ihrer
mädchenhasten Gestalt hinab, ihre Au
gen blickten unablässig zu ihm hin,
und die goldenen Minder der Laute
wehten hin und her. Dann begann
sic· -
Ei war ein sriihliches Soldatenlied
then, sc dem Restaim Hinter Met,
hei Paris, in Chalons.·
»Ich glaube, ich. hin verth«. dachte
Luz» »obe: sie ist est —- Da steht sie
nnd zwitichetttl und lacht, und hier
habe ich den gestohlenen Stein in der
Hand. Sie leidet also an Klein-Im
niel Wie siirchterlichl Diese Uermsiet
—- Was soll ich thun —- ich tann den
Stein lett nicht zurücktragen —- — sie
Mit is Such Auf —- ich soll ihn ihr
»oerioahren« —- —- salls der Raub
Lentdeckt wird, meint sie natilrlicht«
- Hinter Mes, bei Paris, in Tha
-Wl« erklang- es in drollig beschleu
, Juno-.
"I, ish. wie reist-es vie Mk zu
»
dem Kabinett von einem Diener in
geschtossen wurde —— stir heute brauchte
man wohl das Duntelzimmer nicht
mehr. Jhtn flimmerte alles vor den
Augen.
Endlich zog er seinen Tabai hervor,
ein Seidenpaeierbliittchen — Edeline
blickte iiber ihre Laute hinweg ans
seine Hände — und fest drehte er eine
Zigarette — start wie gewöhnlich —
— inmitten der seinen Tabatsiiden
war der Stein geborgen.
Langsam ging er dann in das Re
benzirniner, doch hielt er sich so, dass
ihn die Sängerin im Auge behalten
tonnte.
»Ich liebe sie ja!« dachte er fort
während. »Ich tann sie doch nicht
bloßstellenl Mein Gott, die arme,
kleine Frau! Jch werde morgen ano
nym meinen legten Tausendmarischeis
an den Bantier schicken. damit der
Stein bezahlt ist. — Und Eveline . . .«
Das Lied drinnen war beendet.
siiirmischer Beifall erhob sich, man
umringte die Sängerin und verlangte
weitere Gaben. Doch sie sei heiser,
sagte sie: —- Sie tönnte unmögtich
noch mehr singen. —- Und sie wollte
nach hause fahren. —- Ob Herr Beil
nicht so freundlich sein wollte, sie die
Treppe hinunterzubegleiten. sie wolle
ihm noch wegen des morgigen Thees
Bescheid sagen.
Da standen sie aus der breiten Mar
mortreppe, und Eveline streckte die
Hand nach der Zigarette aus, die er
noch tauchte. -
»Kann ich sie nicht haben?« fragte
sie sanft. »Nun zum Andenten!«
Er zögerte. Jn seinen schmalen
Augen lag Schmerz und noch mehr.
»Bitte!« sliisterte Eveline. »Ich will
Ihnen dann auch beichten.«
»Beichten?« dachte er, während er
die Zigarette an beiden Enden abriß
und ihr das Mittelstiia reichte. »Was
meint sie nun wiedert«
»Riimslich,« sprach Eveline, wieder
sehr leise, »ich wußte, daß Sie ein
Gentleman seien. Jch wollte nur so
gern noch eine weitere Probe davon
sehen! — Und dann wußte ich noch
etwas anderes — der Bankier hatte
es mir vorher anvertraut — sp- die
ganze Sammlung, die er uns zeigte«
bestand aus synthetischen Edelsteinen
— die echten hat er in seinem Geld
»Ah!«
»Ja, sehen Sie —- das Ding hier
in dieser Zigarette ist eine einfache
Jmitation — der Bantier hat mir er
laubt, sie mitzunehmen-« .
Da Luz schwieg, fuhr sie sort:
»Und dann —- ich dachte — wenn
»er« mir wirklich so gut ist —- ach ja,
Herr Bell, so etwas fiihlen wir doch
—- dann wird er dich beschiiherh unter
allen Umständen —- und das haben
Sie ja auch gethan -—"- Sie lieber, gu
ter Mensch!«
· s«
t 1
Noth und hiaß wurde ei an Hell.
Warum machte sie es ihm so furchtbar
schwer, hier siiszniiehen wie ein Sie-!
Eveline wandte sieh und schritt eine
Stufe herunter-. «Bleiben Sie dort
oben stehet-W ries sie mit nbwehrenb
erhobener Hand nnd mit einein spihs
badischen Lachen-. .Jch sont im
gleich nach Hause fahren, — allein
natürlich! —- Nnr wollte ich Ihnen
noch gestehen. daß ich ebensalls Komö
die gespielt habe — meine alten
Freunde, Biiimtners. waren allein
eingeweiht und haben mir geholfen.
Also —- ich war niemals verheirathet.
Herr Bell! und Herr Taii ist nicht
mein Gatte, sondern mein Stiesvai
ter. Und ich wollte bloß nicht nur um
meines Vermögens willen geheirathet
werden. —- Und wenn —- wenn Sie
vielleicht morgen bei uns Thee trinken
wollten?«
Er sprang die Slusen hinab. doch
sie war schon weitergeeilt und in ihren
Wagen gestiegen.
Von dort aus winite ihm noch ihre
tleine Hand, und er hörte ihr leises
glückliches Lachen.
Die Kontroverse. die in jiin ster
Zeit zwischen dem deutschen sie-listin
dilat und den Kunstdiingerfabriianten
in Amerika stattfand, hat insosern ihr
Gutes gehabt, daß unser geologisches
Betmessungsbureau in Washington
anfängt, Umschau nach Kali - Deposis
ten hierzulande zu.halten, die der ame
ritanischen Kunstdiinger - Industrie
zugute kommen mögen. Nachdem be
reits mehrere Expeditionen im Westen
ans solche Lagerungen gesahndet ha
ben. wird man nunmehr in Fallon,
Nev» wie aus Washington berichtet
wird, ein Laboratorium errichten, in
dem Proben von talihaltigen Salzen
tosiensrei analysiert werden können.
Angestellte des Bermessungsbureauz
haben vor kurzem umfangreiche Phoss
phot - Lager im Nordwesten entdeckt
2,400.000 Aeres sind vermessen und
von den heimstiittenliindereien ausge
schlossen worden.
Man betrachtet die Bodensormation
in den wasserlosen Arealen des westli
chen hochpleateas als ein günstiges
Anzeichen siir das Vorhandensein von
Kalilagern. Bishetige Rachsorschuns ;
gen haben allerdings noch seine Eis-«
solge auszuweisen gehabt, aber man
glaubt mit Gewißheit annehmen zu
däisen, daß sich mit der Zeit die An-«
strengungen der geologischen Sachvers
stiindigen lohnen werden.
sue m- essen-ause- .
l
i
Leere Drob-up
Frau: «Gnstao, wenn Du Dein
aussallend zärtliches Benehmen gegen
unser Dienstmädchen nicht bald än
detst, geh’ ich aus und davon.«
Wann: »Das hast Du mir doch
schon oft versprochen.«
Du Eichenborfstest mal is Orest-I
Mit stimmungsvoller FeietlichteitI
wurde am m. Juni im Schkiiiugek !
Pakt zu Breslau ein Eichendotff-j
Denkmal enthüllt, das nach einemz
Entwurf des Bildhauets Alexanderit
Frau-neun ausgeführt worden ist-It
Das lebenzgnse Sandbild stellt den 1
unstet-blieben Sänger deutscher Mal-J
iesschiinheit als frischen Wanderer
par. Stock und Müse in der hand
faltend scheint er raschen Schrittes
ein-einzuschreiten in die oft besungens
Midesherrlichteit Der in antitem
Stil gehaltene Sockelblock ist rntt Re
iest geschmäckt, die einige von Eichen
sorfks betanntesien Liedern mit wir
.ungtvollen Bildern illustrieerv
, « » J
Yrauenedce J -l
siebet starre-.
Von Adolf holst
Du bist nnr Giiie
Und so voll Freundlichkeit
Wie voll vorn Duft das Aufgehn einer
Blüthe,
Und was du gibii aus deinem golde
nen Gemüihe
Und deiner Seele stillen Einfachheit,
Jsi feil-files End so rein nnd unge
, iriibi,
Wie wenn ini Wald ein Quell sein
Wasser gibt,
Sich feldii hinsiriirnend in ergoßnern
Fließen
Und unverhüllt
Denkt auch der Quell, daß man ihn
wieder liebt?
Er strömt und quillt«
Wieviel er auch des Tranks umsonst
der-sprühte, f
Er strömt und gibt,
Sich selber undewußi, nur andern
zum Genießen,
Jn seinem Geben reich und darum nie
gefiilliz
Wie du nur Freundlichkeit
Und ganz wie du nur Güte.
Grausamer-s strebt-en
Aller Zauber der kindlichen Phan
tasie, der dantbaren Rüaerinnerung,
wird wohl bei vielen Leserinnen wie
der wach. wenn man von »Großma
mas Stäbchen« spricht. Wer nie ein
solches gekannt, wer nie ein solches
hat aussuchen diirsen, wahrlich, der
hat viel entbehrt. Großmutters Stube
braucht nicht groß und nicht reich zu
sein — das ist ja alles Nebensache;
aber was wir darin finden« all die
vielen unzähligen Sachen und Sächel
chen, die Ueberreste aus der «guten,
alten Zeit« — diese machen das Zim
mer der lieben Bewohnerin so anhei
melnd und locken so viele lleine Gäste
und Verehrer heilsi. Und wenn die
junge Welt voller Bewunderung die
reizenden Nivpsachen betrachtet, die
alten Bilder bewundert und die Pari
tiiten anstaunt, dann ergiebt es sich
von selbst, dasz eine Frage sich an die
andere reiht. die neugierige, tleine
»Schaar so vieles ganz genau lennen
iund wissen möchte, und das Groß
imiitterchen auslearnt aus dem reichen
»Schatze ihrer Erinnerung und eine
IGeschichte um die andere zum Besten
sgiebt Wie ausmerlsant horchen da
salle zu, selbst die unruhigsten Buben,
die sonst das Stillsisen gar nicht ver
stehen, und wie sind alle des Lodeö
voll: »So viel Schönes und Kurz
weiliges giebt es nirgends in der Welt,
als in Großmutteri Stube!«
Die Kindheit ist . vorbei —- nicht
minder schön und sonnig ist die Ju
gendzeit, der Mai des Lebens. Ueber
all sprossen Blüthen und frisches
Grün, hossnungen und Wünsche
tnospen und treiben, und das junge
herz jubelt: die Welt wird s « I
mit jedem Tag! Da sliichtet esti
am liebsten in Großmutters Stiihchenl
Dort sliistert und anvertraut dte En
kelin wohl am ehesten das siisze Ge
heimnis, das sie mit Jubel und Selig
teit ersiillt —- dai Gesiiindnisz der er
sten Liebe; denn Großmütterchen lann
sie noch so verstehen tros der weißen
Haare und der gesurchten Stirn. Unt
wenn bitteres Leid und schmerzlich
Enttiiuschung die schönen hofsnungei
zerknickt und zerstört, wie der taltt
Reis die zarten Blüthen im Frähline
—- nirgendo weint es sich besser, denr
in Großmutterj Stäbchen, an Groß
mutters setzen, und Niemand tann sr
trösten und beruhigen, wie das treu
j Großmutter-lein.
i
Der absetrasene Stets-hat«
«Bloß nicht aufheben« gleich in’i
Feuer damit, es sammelt sich so vie
altes Zeug an« wird dem Sommerhu
zugetufen, wenn der protzig drein
schauende Winterhut in leine Recht
getreten ist. —- Jit das Stroh abei
noch gut und nicht irgendwo gebrochen
so läßt sich der hut gut verpackt tiii
die nächste Saiten aufheben; sont
kann man noch mancherlei erfreulich
Dinge aus alten Strohhüten herstel
len. Weihnachten ist in Sicht, unl
das geistige Auge-. der Mutter sieh
auf dem Sopha unter der Lampe ein
Schaut ramponirter Puppenkinder is
Reih und Glied sisen, die neu equi
pirt werden sollen. Da läßt sich vie
les aus einem alten Strohhut scha[
ten. Man zertrennt ihn und ha
« »dann Strphttteiten oder Bordileen
Getehtette hände nähen die gewonne
nen Streiten zu kleidsamen Puppen
hüten zusammen und garniren sie mi
Jmmortellen, kleinen Vetgißmeinnicht
selbstgemachten Federchen hdet schma
len Banden-fetten Puppenkluhtesse
lassen sieh aus Eigatrenkilten lehnei
den« die man mit zulammengenähten
weichen und feinen Hutltroh beziehei
« kann und dunkel titebt., die äußern
· Minder werden mit altem handfchuh
leder in brauner Farbe eingefaßt.
Die Kinder können auch den alte1
Strohhut zu Wethnachtsarbetten ver
senden. Der Deckel des dates wies
heran-getrennt, durch nageseiteSrrohs
dorten vergessen nnd mit grobem.
Gern bestickt Das giebt einen disk-seh
aussehenden Unterseser sin heiße
Schüsseln und Teller oder für die
Lampe» nnd würde sicher iedet Groß
mutter, von kleinen hönden gearbeitet,
Freude mache-L
Der ersinderische Geist einer Haus
frau und Mutter wird sicher noch
Verschieden-s auskliigelm wozu der
alte Strohhut gut ich, und sei es eine
Stroh-neue für das Entree der Pup
pensiubr.
Höhe-ruhn- sähe-neuen
S o n n t a g.
Admiralssuppe« .
Backhuhm Kartoffelcroquetten,
Blumentohl, Endiviensalat,
Apfel-Auflanf.
M o n t a g.
Kaiser-future
Schmerbraten, Aartoffelllöße· Grüne
Bohnen, Brotpudding.
D i e n si a g.
Goriessupph
Kalbsfeikandeaus, Pureekartosseln,
Büchsenspargel,
PfirsicheShottcatm
M it t w o ch.
segirre Sappe,
Gulasch im Beistand Kartosielpusier,
Tomatasaiat und Sellerie,
Psanntuchen.
D a n n e r st a g.
Nudei - Suppe, Geschmorte Hammel
Schulteg Weiße Riibchen a la
Zeiten-, Zimmt-Kuchen und
Kasser.
F r ei t a g.
Austern- Sappe, Gedratener Codiisch »
mit Butter- -,Sauee Petersiiien
Kartoffeln, Dill - Garten,
Reis-Iritterö.
Samstag.
SagoiSuppe, hamburger Steai mit
Bratiartoiieln, Bohnen - Saiat,
Rathe Rüben Obst- CampotL
Erste-te steeeptm
(Fiir sechs Perionen derechnet.)
K a i se r s u p p e. -- Vorziigtich
lassen sich zu dieser Sappe Geflügel
abiällt und Kaibsieischstiickcksen ver
wenden, aus denen man mit drei
Quart Iteischbriihe aus Fleischextratt,
seingeschnittenen Petersilienwurzeln
und dem nöthigen Salz eine milde
und doch tröstigt Btiihe tacht. Man
giebt diese Btiihe durch ein Sieb
kocht in ihr wenig Saga durchschei
nend klar, wiirzt sie mit etwas Mus
tatbliithe und einigen Lötiein ge
wiegter Petersiiie und reicht die Suppe
mit tieinen Darioien zu Tisch, die
man wie salgt herstellt: Man schlägt
sechs Eigeid und 2 Eier mit Isi- Pint
ditter siiszer Sohne tüchtig, würzt dies
mit Salz, einer Prise Zucker und
wenig Mustatnusz stillt die Masse in
tleine runde Formen, stellt sie in ein
tachtndes Wasserdad und mit diesem
einen mäßig warmen Ofen, ohn- i
dass sie weiter iochen darf und iiiszt
die Eier-nasse erstarren.- Dann stürzt
man sie, schneidet sie in runde Schnitte,
ordnet sie zierlich und reicht sie zur
Katdsdriihr.
- - .- e. -. e. .- em:-..-- III-str-»
i
Dassun II- Hut Ist »aus-unv
Sauder gepugt wird das huhn in
«Viertel geschnitten. Magen, Leber
und Kopf werden gleichfalls mit zum·
Backen zugerichtet Dann salzt man
die Stücke, besläubt sie mit Mehl,
taucht sie in zerschlagene Eier. be
streut sie reichlich mit Zwiebaetlrumen
und bäckt sie. Beim Anrichten werden
« die Hühner mit grüner Peterstlie. mit
welcher man das Backsett einmal hat
ausschiiumen lassen. oder auch mit
frischer Petersilie garnirt. Man giebt
grüne Erbsen oder Salat dazu. Für
die Zubereitung eignen sich besonders
, ganz junge hiihner, welche zum Bra
ten noch nicht groß genug sind.
TomatensalatundSelle
,- rie. Ein Sellerielops wird in Salz
wasser weichgelocht, dann geschält
und in Scheiben geschnitten, die hälfte
der Masse Tomatenscheiben dazu. Der
Saft einer Eitrone mit drei Ehlösfel ·
voll Oliveniil und ein Eidotter ver
rühren, Salz und seingehackter Hierbei
und Peterstlie dazu, Sellerie und To
matenscheiben damit gut durchgeschiit
telt.
Admiralösuppr.MehrereAh
tischoten tocht man in Salzwasser mit
etwas Citronensalt und Butter weich
und schneidet sie in Scheiben. Jndeß
locht man einen Kopf zertheilten Blu
mentahl gar und legt ihn zu den Ar
tischolenhöden Das Blume-richt
tvasser vermischt man mit einigen
Lösseln siiszer Sohne und einigen Lös
sela Artischotenwassers und löst dann
eine große Messersdihe Fleischextralt
in ihm aut. Ja Butter schmäht man
nun Mehl gar, verkocht dies mit dem
Gewiisewasser zu sämiger Sappe, in
der man die sertheilten Gemilse heiß
werden läßt, zieht dann die Suppe
mit zwei mit Sahne verauirlten El
dottern ab und richtet sie iiber Stip
penhistutt an.