Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 27, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    Ockmkr schreka von
N kizzik samt-mig
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»Ko. 590. So viele Leut hen schon
zxt mich gesproche: »Mei Guttnesz, ich
rann nit sehn, wie Sie iomplehne
konne. Wenn mer.so viele schöne
Bittre hat wie Sie un wo lautet gute
Rinner sin, da sollt mer doch gar teiit
sichs sor Kotnplents un Kicte her-U
Jehs, vie Piebels lsen gut schtväpei
Wei. es vulxt harvlie en Dng piiße,
ttiitauj, daß mer sich ärgern un aus
teqe und ectseite muß» Ich will Jhnt
heut noch ern-It so e Eckspierienz ver
ziihle un ich sin dann schuht, daß Sie
nit zu dene Leut belange wer’n, wo
sage. ich hätt tein sichs zu litte. ts
pcmr Dag zuriick hen ich die Missig
Baumöl an die Stritt gemiet; wisse
Se, die Lehdie hat etnal zu unseren
iriehere Bohling Klob belangt un ich
den nie nit viel Juhs sor se gehabt,
bilahs sie te e alte Tätteltehi un e
Gasstpp. Well. wie se mich gesehn hat
da hat se arig neie zu mich geiickh mer
leen höndit geschehtt un hen uns nach
die Familch ektunvist un das all un
ius einmal sagt se: »Bei den Weg. da
siilit mich ja grad ein: tann mer Jhne
noch nit bald lohngrettulehte3« Ich
lien gesagt· .Nit daß ich weiß: mer
hen ja oss Koer in unsere Femillie
e ganz Lan Gewinst-ask answer die
duhn mer weiter nit ineinde." »No
ee is nit kas, hat ie gesagt. ich meine
mit Ihren älteste Sohn« Da hen ich
un den Katlie geber-it, wag unseren
verheirathe Bub is. »Well, hen ich ge
sagt, das del-i auch noch sei-les Da
den ich ja noch gar nicks von gehört!«
Well. so bei un bei hen ich ausge
sunne. vasz se Reiserenz zu ven Vennie
gehabt hat un dass der Bennie stettie
Kompenie hen dedi. ,,2ell is ja gar
nit möglich, here ich gesagt, er is ja
npch e Eil-X »D, well, hat se gesagt.
das macht tein Differenz, er duht mit
die Sehre O’Maellie gehn un schon
ior so e lange seit, daß ich vente deht,
es wär fest puttinier Zeit, daß mer
Jon sein Jngehtschment höre hebt;
utower es is ja nit mei Bißneß un ich
soill auch nit heu. daß Se ebbeH drin-«
wer sage duhn." Dann is se weiter
gnnge un ich sin strebt heim. Well,
hen ich get-entt, den Lausbub will ich
Immer doch vie Vosse ausdreiwes Un
deute Se nur ernal. auch noch e Ciri
sche heiter sich getiietelt, als wenn mer
mit eine in die Fiinunilie nit schon
plentie genug hätte. Wie ich heim sin
lontme, is der Bennie grad aus die
Schul komme. Der Feller hätt ja
schon längst dorch die Schul sein
müsse. atvwer seine Tietschet lieu ilm
all lo gut gegliche, daß ilm vuttieniebr
sehe zwei Jahr lang bei sich behalte
ital
!
»Seh, Bennie. hen ich gesagt,
tennst du e Mehoche. ioo nnf Den
Name Sehre O’Matlie höre Dicht-Z«
«J-ubettfehuhrbuhtg, hat et gesagt, sie
is das feinfte Mehdche in die ganze
Welt tm ich dente e nanze Latt von
sie-« »Ist-h bat tot hen ich gesagt,
woher lennft on sie denn?« Da hat
er mich dann oie ganze Storie ver
zählt »Er hat gesagt, daß sie den
Zchennitter in die Zchul keine Doch-:
tek wär un sie hätt ihn jeden Dag en
Aeppel geschenkt« Einmal hätt er sie
auch zu en Dänz genoninie nn wie le
heim gange wäre, da hätt sie zu ihn
gesagt, et wär lo en gutgnctiger Buh
tin sie deht ihn gleiche un dann hätt
se ihn auch en Riß getvtve un das wär
est-es feines gewese. Se hätt ihn in
wettet an sie zu knhle un wie er zum
eefchte mal zu se komme wär, do hätt
ihr alter Mann ihn aus den been-Z
getiekt un was das meine deht tönnt
ieh mehbie unnerktehn, wenn er mich
lage deht, daß die Seid von seine
Sehth Nummero sitvtvezehn is. Er
hätt owtver nicks drum gewroe un hätt
die Seher wo annerlehtet gemiet un
sobald er mit die Scheel horch wär,
dann deht er sie heirathe.« Well, Mi
tter Edithor. wie ich da gefühlt den«
pas könne Se sich denke. Jch hen nur
gesagt, er Iollt nit fort gehn, i wollt
noch ebbei mit ihn spreche. Do « hen
ich meln Moder angezoge un hen for
die längste Zeit nach e hartep Sti
Dolz Macht. Schließlich hen ich e
Stils von en Qslohspohl gekanne tm
kto dann ln den Keller, wo ich alle
nster un Dichte zeiget-tacht hen un
In alte sorpeti an die Fenster ge
thL Dann hen ich den Bennte ge
-«fe. Denntn hen ich gesagt, tonnn
emal ersinnen ich will, das du ebbe
for mich duhn ollfi.« »Ach. hat er
gefagi, ich hen grad ewe zu die Sehre
gehn wolle«, er is awwer doch idmnie
un da den« ich gesagt: »Nein Bennie,
du haft e kleine Weil zurück gefagi,
daß du die Sehre heiraihe will-schi,
hast du nei?« «Schuhr Ding«, hal er
gesagt, un dann hen ich ihn heim
Wickel lriegt un hen ihn immer mei
Nie gelegt un hen mit den Klohspdhl
auf ihn geschmisse, daß die Lappe ge
floge sin. Jch hen e Streng in mich
gefühlt, wie en Scheieni. Der Klohiis
pdhl is immer lleiner geworde un zu
lesi hcn ich nur e Siickelche so groß
wie e Miiifch in mei hand gehabt.
Jch hen awwer immer noch nit ge
Fwielend Ich hen e Stiel »Das er
kwischi wo händig gelege hai un hen
von neuem gestatt, den Ieller die hei
rathsgedanke etaus zu klappe· Der
Bennie hat gehallert, das war ganz
schiecllichz awwer ich hen nicke drum
gewwe· Nach so eban e halwe Stand
hen ich e Kunsipaus eintreie lasse un
da hen ich ihn gefragt: »Bennie,
Ivillfcht du immer noch heirathe?« Da
hat er gesagt: »No, Ma, in mei gan
zes Leide nii, las mich nur gehn; ich
gnele die Sehte nii mehr an, laß mich
nor gehn, du duhst mich ja tikle un
du willscht dein arme Bild doch nii in s
sei Grehf sehn." Da hen ich ihn gehn
gelasse, hen ihn ins Bett gelegt un hen j
for den Daclier geschickt. Jch denke, J
es is viel besser-, wenn ich die Eit
juiehschen von meine Kinner in die «
Hand nemme, als daß ich den alie
Schlohpohk von Philipp, was mein
Hosband is. dazu iende lasse
Mit befie Riegards
Ydurs
Lizzie Hanfstenget
O—
III-e Mit-tm
Richter: »Sie tönnen sich also mit
Ihrem Manne nicht vertragen? Er
schliiat Sie sogar? Haben Sie es
schon einmal mit Herzensgüte ver
sucht, so was man sagt. glühende
Kohlen ans seinem Haupte gesam
melt?« -
Bäuerin: »Nee, aber n’en Kübel
laltes Wasser habe ich ihm über den
Kopf geschüttei. «
s Ihn-up
Mutter: »Meine Tochter hat ihr
Schlaszimrner seit ihrem fünften
Jahre immer neben dem uns eigen ge
habt!«
Der zukünftige Schwiegersohm »O
weh, da wird sie sich auch aus Gardi
nenpredigten verstehen!«
Mode-ne Mutter. «
Millionärint »,Ach bist Du aber
ein kleines niedliches Mädchen. habe
ich Dich nicht sgon einmal gesehen?«;
Mariechen: ,, Divi«
»Bist Du nicht die Kleine, die
manchmal mit meinem Töchterlein7
Mariechen spielt?«
»Ach nein, Martia ich bin doch M a
riechen feil-fu« ·
Gntnrtitliis. ;
Madame: »Warum weinen Sie«
denn, stati?« -
Dienstmädchen: »Ach, weil mir der
Malergeselle. als er in der Küche ar
beitete« so viel von Liebe vorgeredet«
hat! Jetzt läßt sich der schlechte Kerls
nicht mehr sehen!«
Madame: »Na, beruhigen Sie sich!
Wenn Sie sich gut ausführen, lasse
ich zu Weihnachten den Solon strei·
chen!"
Mars-III- Ikspv —--- ,-« v«
Räuber: »So. nunchaxs ich kejche
! Beute gemacht Wenn uji icut nur Leim-n
UND-dem in die Hände musi«
U.: IeJst du ichs mit in die Stadt
mMiW
I: «Nei,u ich fchiafe zu Musik«
, Triet.
Von d. un Lasset
Der Trierer ist, trotz seines Wahl- T
spruchj: »Wer esse gut, mer trinke gut. I
dasor wolle mer auch unser ut Lewe s
habe« ein arbeitssleißiges « raschen- :
sind. Wenn man davon spricht, daß in !
Trier der Wein dominiert, so ist dass «
in der Bau tsache anders aufzufassen «
Da Trier « ntralstelle des gesamten
Mosel-, Saat- und Rumertveimhans
dels ist, die Monopolstiitte der großen,
weltberühmten sriihjiihrliehen Wein
verstelgerungen, aus denen jene Wein
gutsprodutte aus den Weltmarlt
kommen, hiingt Triers Wohlstand im
allgemeinen und der jeweilige Stand
des Geschöstslebens im besonderen sast
vollständig vorn wechselnden Stande
der Rebenkultur ab. Was das in sei
ner Variabilitiit bedeutet. lann man
ans einigen wenigen, trirtlich nicht
,,langioeiligen« Zahlen ersehen. Da
haben ioir den Wein von Anna 1904.
Das toar ein gesegnetez Jahr! Quali
tatio und quantitativ. Denn die Men
ge der erzielten Inder macht es ja nicht
allein. Es muß auch etwas in Mart
nnd Psennigen dabei herausschauen
Nun. damals wurden aus- 1782 Fu
dern 6,091.210 M. erzielt was einen
Diirchichnittspreis von still) M. pro
Futer ergibt. Gehen wir etlan wei
ter inkitet und nehmen wir dagegen
das trübselige Weinjalzr von 1894.
Dac- schasite nur MSZ Fiedel-, die ei
nen Versteigerunasertrags von 491,—
950 M. ergaben, also durchschnittlich
9612 M. Per Fuderk Man sieht, das ist
ein starkes Ausundals im Baron-riet
stande der Weinprodnlticu nnd deH
Weinbaiiertrags, und es ist nicht ver
wunderlich, wenn man hört, daß hier
in die Fundamente des Trierer Wohl
standes ruhen, daß aker auch das
Wohl und Wette der llcineren Ge
schästsleute und der Bürgerschaft in:
all-gemeinem dass ihre Anschauungen
ihre guten und schlechten Zeiten vom
wechselnde-n Sonnenschein abhängen
den die anmuthigen Oijgelgelände an
der Mo el,Saar und Rainer bestrahlt .
Vom » einjahr« hängt e-? ab, ob die
lauströstigen Menschen aus dem guten L
bäuerischen Hinterlante in Trier das
Geld springen lassen oder nicht. Damit i
; hängt es auch gewis-, zusammen, dalii «
» Trier nicht eine Stadt enorinen Pri
s vatreichtmng ist. obwohl zwanzig
Glückliche dort Tiber eine Million ver
neuern und die Hunderttausend- bis
tfiinsliunderttausend Mart - stapila
lieu nicht allzu diinu gesät sind. Ein
gesunder, kräftiger Wohlstand — das
ist der finanzielle litmratter der alten
Moselstadt . . .
einer der ältesten Städte degDeutschen
Reichs mit einer goldenen. glänzenden
turiiirstbischiislichen Vergangenheit
Die «Porta Nigra«, jenen wundersa
ine. dunkelgraue. pittoreiiste Wahrzei
chen aus den Taaen des 4. Jahrhun
derts, da die Römer geaen die andrän
gendenGermanenschaaren ein Bollwerk
errichten mußten, driickt der Stadt
den eigenartigen Stempel aus« Der
Geist der Erinnerung, der von diesen
alten Gemiiuer ausgeht, an das sich
dann von Jahrhundert zu Jahrhun
dert dieMertInale deutscher Geschichte
enttoicklnnq und insbesondere der gan
zen Trierschen Schicksalsgeschichte her
anlristallissert haben, taucht hier und
dort in den Straßen und aus den
»Pliii3en Triers aus« Er breitet siak
wie ein ehrsnrchtaebietender, «gold
idurchwirlter Schleier iiber die Stadt
Haus« wenn man von den waldigen
s lieblichen Hüneln des linken Mosel
Use-es auf sie herabschaut Die tleins
sten Schuljunaen in Irier sind stolz
aus dieVerganaenheit und erklären mit
« Vorliebe und einer imponierenden Zu
bilsenahme von Phantasie jeden euan
morschen Stein in den mit spitzgiebli
aen Häusern besetzten Straßen alr- ein
Doluinent »aus den römischenZeiten«.
Aber das neunzehnte und zwanzigste
Jahrhundert haben ilire Rechte geltend
gemacht. trotz der Porta Nigra und
der Basilita aus dem 4. Jahrhundert
trotz des tursiirstlichen Palasts vou
Atino1614 und den Amphitheater
Ruinen aus dem 2. Jahrhundert nnd
trotz der zerbriirtelndem riesigen lsäsas
sen-Residenz in den Anlagen der Ost
Vlllee. Am Mühen, das den Stadien
in deutschem Lande untern-. Hauche ei
ner frischen deutschen Kultur und hier
besonders unter der nimmermiiden
Regsamkeit der Rhein- und Moselbei
viitterung beschieden war. hat Trin,
heute eines der liebsten und bewundert
sten Ziele des reiselustineif Deutsch
lands, ersolgreich theilgenomnien
Freilich nicht in raschem Tempo vom
alten, träumenden Wesen zum neuen
Witten und Schaffen üben-sehend
Dieank Mosasmdit J.1,Tkiek isi
Knndtge sagen, Trick habe recht
lange geschlafen. Wenn mich schon in
den Tagen des Wiener Konqresses, da
Tkter endgiltiq dem Peeußeuland ein
verleibt wurde, nnd vor allem seit der
Begritnduna des Deutschen Reiches, da
besonders viel Mitität tn die Stadt
gelegt wurde, manch frischer Zua ins
Leden der Stadt lam, so hat sie doch
verhältnismäßig recht lange von altem
Wohlstand gezehtt. Der ruhte damals
schon aus den moselanischen Weinfäs
seen nnd überdies noch auf der Gabe
Iris-Industrie, die heute wohl keine
große Rolle mehr spielt. Schlechte
Vettehtsverhältntsse trugen auch das
ihre sue Stagnation bei: wohl gal«
Anfang der achtztgee Fahre schon eine
Mittel- und eine Etsel ahn, aber sie
,
swaren fiir die energische Hebung der
Stadt noch von wenig Befang. Es iit
nicht vie! mehr ais ein Jahrzehnt ver
flossen, seit Trier ca den internationa
ten durchgehenden Eisenbahnvertehr
anqeichlossen nnd dadurch zu einer
Stadt muri-e, die sich heute rühmen
takinzzwiichen fünfzig: und siebzigtau
send Fremde aus allen-Theilen der Welt
im Jahre zu beherbergen Ein Stadt
reaiment. das sich einlebt, ist sehr gut
und nützlich! Wenn es als-er patriar
chalifche Formen annimmt, dann setzt
sich Moos am tuenliichen Sessel an,
und das ,,Iviirdi«ge Alte« fängt an. sof
sit zu werden. Ztveiundzmanzig Jah
re hindurch hatte Triu- ein nnd ven
ielben, in feiner Blüthezeit höchst ver
dienftvollen Bürgermeister-. Seit sechz
Jalyren erst präsibiert ein neuer-Stadt
beherrscher, Herr von Britchhaufen, in
dem altehrtvürdigen aus«- dem 15.
Jahrhundert stammenden Rathaus auf
dein Kornnmrit
Der Weg der Entwicklung den
Trier seitdem genommen« ist ein sehr
rationeller An einem Misnael natür
licher Grundbedingnngen des Aufblü
lyens bat es nie gelegen. Es galt also
einentlich mehr, « den Rahmen iinnier
mehr auszugestalten, in den sich das-;
Bild eines immer lebendigeren Seins
und Schaffens einfügen konnte. Die
tosianunaien Kräfte, die Verlehrsjver
nältnisse mußten beseitigt und erwei
tert, die Lebensbedingungen in der
Stadt mußten nnterftiitzt, die zahllo:
sen Reize ins rechte Licht gesetzt, der
nanzen Welt leichter erreichbar gemacht
werten. Jn den Jahren 1900 bis
tsxptt hatte Trier bereits seine Kana
lisation erhalten. Man aing nun an
die ltierbessernna und Verschöneruna
der Straßenphysiognoniie. Ec- ist
seit-erstellt, daß heute von allen deut
schen Stadien, mit Ansntinne Berliukz
Trier die größte Fläche an asphaltieri
ten Straßen aufweist. Wie aing man
rasch und zielbewußt an die Einge
meindunassraaen hercni Bald wird
der anmuthige Kranz von Vororteu,
der Trier schmückt, innerlich, lonunn
naluolitiscli mit ihm verbunden sein.
Tie Verträge betr. Pallien, St. Mai
things, St. Medard, Heiligtreuz usw.
tieaeii bereits aus dem griinen Tische
Itlbser damit nnerliisxlicb verbunden war
natürlich eine Errueiteruna und Kon
solidierung des Straßenbabnvertehrz.
Die Elektrisieruna der städtischeichih
neu war das Sigm-l zum Aufschluß
der entzückenden Ausflugcsgclände;
insbesondere auf desn linlen llser der
Mosel, und darin zeigt sich die Stadt
oerwaltung großziigia, das-, sie sicb
auch der nicht auf ihrem Verwaltungs
aebiet liegenden Wege liebevoll an
nimmt.
Elektrizitiitl - - Sie spielt in diesem
hiibschen Bilde an dem gesunden Aus
leben dieser echt deutschen Stadt mit
altrömischen Erinnerungen eine aroße
Rolle. Da konzentriert sich ein ganz
besonders erwähnensivertheg Stückchen
tommnnaler Kraftentfaltuna und
toknniunalen Unternelimiinaggeiste3.
Nachdem die Stadt das alte Wasser-«
wert erworlsen und bereits den Plan
eines neuen arofien Wassertvetts iin
Moseltal aus-gearbeitet hatte, nachdem
schon vor zehn Jahren das im Besitze
einer privaten Gesellschaft befindliche
Gagivert von der Stadt aetauft u: a
in den letzten drei Jahren mit einein
Aufwand von rund zwei Millionen
Mart ausgebaut, und uiodernisiert
worden war, ging nsan anij aroszc elet
trische Unternehmern Ein lleineresJ
eleltrisehes Firaftineri eri·tierte schon
lslch Inzwischen ist man zur elektri
schen liebe-claimVerforgnng fortge
schritten. Jn Lehiitigteit ist bereits das
eleitrifche Tamptraftwert in Trier
selbst, iin Bau befindet sieh drunten aui
Dhrombach bei Leiaien ein elektrische
Wassertraft wert. das jenen Bach niii
telsz eines Beratuiraistiajg direkt in Pi:
Etpitosei führt. Wenn das nun alles zu
sammenarbeiten dann ist Irier - ali«
tomusunale Einheit aedaelit - die rie
sige elettrische Reastauelw von der
nicht nur die Stadt selbst mit Licht
und Kraft versehen wird, die nicht nur
alle Bahnhöfe lzwischen Lsonz und
Ehrang erleuchtet, sondern weit hin
ausstrahlt in dru Landtreig Trier. in
nerhalb drei Jahren aud- den streiis
Saarburg in seine Arme schließt, rund
hundert weinexnden an den Seanun
gen der Eieltrizitiit teilnehmen läßt.
und schließlich sogar die Abgabe von
Strom bis ins Großherzogthum Lu
xembura hinein plantl . . .
,,elettrtfcher stunnninialtriifte" wird
unzweifelhaft der Jndnftrienriuut
Triers auf die Beine helfen. Nament
lich nnf dem Felde der-Klein- Industrie
Dass zeigt sich ietzt schon Und dann
um 1900 beachten die industriellen
Werte dein Stadtfiickel noch nichts-.
Heute schon Lettiiat ihr Reingewinn
fiir die Stadttaffe fünfzig von-. Hun
dert der Staats-eintoinmenfteuer. Frei
lich s-· wenn bei diesem Tempo in der
Entwicklung ch- iiufiekst fruchtbaren
und- nachmneukwerten tmnmnnnlen
Unternehmertums dieBetrohner TrierH
zweihundert Piozent an Gemeindean
gaben zahlen. fc ift dac- nicht ein Licht
ktiit fiir Kieinpenfiosire und solch-Die
ed Ein Hinblick auf die zahlloer Reize
nnd Anziehnngistriiite der Stadt, ums
den wollen. Aber mai-. muß eben
mic- mit desi- Zntnnft rechucnt Dafiir
oant die Stadt Trier auch mit ihren
großen Unternehmungen der Weint-at
tur und derLandwitthfchaft ein Stück
iinponierende Wohlfishrtsakbeit auf.
zehn Million-i kepeiisentieren an
s . .. .. -
Jene Einichnitnna nbeians nnrter
i
t
Etundebesitz die sog. Veteiukgten Ho
spiziem die Krankenhaus. Wasserkan
stakt und Ltttersheim umfassen. Na
poleon l. gab die Hospizien einst in der
stanzösischetdeintfchen Zeit der Stadt
zur Verwaltung. Heute erzielen sie
durch il)reG11«-:svcrpachtunqcn und ihre
Weinberge an derMofel cmd der Saat
so viel, daß die Stadt jeneWohlthätig
teitgtustitnte, die sie ja doch sonst er
richte müßte, nur mit etwa 45,000
M. nttjiihrliC zu unterstützen braucht!
HO
Bildun Skanst fremder
pracheIL
Wir Deutsche sind das Von »derr
Philologem tein anderes Volt treibt
mt solchem wissenschaftlichen Eifer
fremde Sprachen, todte wie lebende
europiiische und außereuropöische. Wir
treiben sie aus wissenschaftlichem For
schungs-trieb, und wir treiben sie, weil
wir tiefer als die meisten Völker von
dem Bewußtseirndurchdrungen sind;
die Kenntniß fremder lebender Spra
chen ist für den Welthandel, ebenso siir
den Verkehr der Gebildeten aller Län
der unter einander unentbehrlich. Ge
gen diese beiden Triebfedern zur Be
schäftigung mit fremden Sprachen
läßt sich nicht das Mindeste einwen
den.
Nebenher hat sich aber, wiederum
in Deutschland, mehr als irgendwo
sonst. noch die Meinung festgesetzt, in
der Kenntniß fremder Sprachen an
sich stecke schon Bildung. Ja, weithin
ist die Ueberzeugung verbreitet, höchste
Geistesbildung sei unmöglich ohne die
Kenntniß fremder Sprachen. Man ist
sich allerdings nicht recht tlar darüber,
welches Mindeftmaß fremdsprachlicher
Kenntniß zu höchster Geistesbilsdung
erforderlich sei, ob Französisch und
Englisch allein genügen, ob nicht auch
Jlalienisch oder gar Spanisch, ja so
gar mit Rücksicht auf die wachsende
Bedeutung der russiichen Literatur
auch Russisch fiir den höheren Bil
dungsmenschen unentbehrlich sei. Für
die tlaffischen Philologen versteht es
sich von selbst, daß niemand« der nicht
Griechisch und Lateinisch gelernt, auf
höchste Bildung Anspruch habe. Hier
bei stoßen sie allerdings aus manche
Schwierigleiten, so auf die feststehende
Thatsache, daß z. B. Bismarcls Grie
chisch äußerst dürftig war, daß
Moltte niemals Griechifch gelernt
hatte, daß in Schiller-Z Jugendunter
richt das Griechisetie gar leiue Rolle
gespielt. Goethe dass Griechische trotz
wiederholter ernster Anläufe niemals-«
völlig gemeistert hat. Es scheint also
doch möglich zu sein, mindestens ohne
Griechisch die Höhen menschlicher Bil
dung zu ersteigen. Und wenn dar
chne Griechifch möglich ist, so sollte es
doch ohne Lateinisch auch nicht ganz
unmöglich sein, Will man z. B. von
unseren größten deutschen Dichterin
nen, von Annette von Droste-Hiilghosf
oder von sMarie Ebnen die beide ohne
griechischen und lateinischen Unterricht
ausgewachsen sind, behaupten, sie hiit
ten nicht den Gipfei menschlicher Bil
dung erklommen?
Noch niemals ist es higher gelnnoen.
fiir jedermann verständlich nachzuwei
sen, daß nnd ioelcherBildungSwerth in
rer Kenntnis fremder Sprachen an fiel
liegt. Am häufigsten begegnet mai:
dem Sane, den einer dem anderen
nachspricht: ohne die Kenntniß freut
der Sprachen gelangt man nicht zu;
Stenniuiß der Muttersprache Dai
n.ag sehr schön klingen, nur läßt ei
sich durch nichts beweisen, und die tfr
sahruugeu der ganzen Finlturgeschichtr
widersprechen dieser Belniuptuug aus
schlageudste. Jst e-:· xin bloßer Hin
fall, daß das sprachgetouudteste Itul
turdolt der alten (tteschi(hte, die lttrie
chen, und das sprachlich höchst entcoit
lrlie Ftnlturvott der Liteitzeit, die
Nur-Hosen in der Beschäftigung mit
fremden Sprachen am tiefsten stehen?
TUian deutet die alten Griechen mit ih
ren lebhaften politischen und tausmiin
nischen Beziehungen zu allen Völkern
oeg Mittelnieeregs und darüber hinan-:
lmben, soweit unsere Quellen reichen,
sich niemals das geringste aus dem
Studium fremder Sprachen gemacht.
ter ist Herodot nicht eingefallen, fiir
seine Reise nach Acgypten sich sprach
lich vor«;ubereiteii, und toir erfahren
nicht einmal, das-, die Griechen unter
rinnischer Herrschaft Lateinisch getrie
ben haben. Hingegen rühmen ja un
sere tlassischen Philologen, und zwar
mit Recht, den seinen, den tiinstteri
scheu Sprachsinn der alten Griechen
und mit heller Freude erzählen sie den
Gyrnnasiasteu die allerdings sehr lehr
reiche Geschichte von der Sprachtunde
einer bunt zusamruengesetzten atheni
schen Volksversammlung die dem
Deinosrhenesz einen, allerdings- absieht
lich begangenen, Betonuuggsebler so
gleich durch allgemeinen annf vers
besserte. Und beneiden wir so überaus
sprachtnndiae Deutsche den Franzosen
nicht die Sicherheit, mit der selbst ihre
untergeordneten Schriftsteller dasj
Französische beherrschen, während un
ter den-. deutschen Philologenvolt
mancher angesehene Schriftsteller tein
eintvandsreieg Deutsch schreiben kann?
Nie ist es einein altariechischen
Schriftsteller in den Sinn gekommen.
man könne die Empfindung fiir feines
Griechisch stärken durch die Beschäfti
gung mit dein Aegyptischen, Persi
schen oder Lateinischen. Und tein
französischer Philologe oder Schrift
steller glaubt, man werde sich des We
sens der französischen Sprache, der
Feinheiten ihres Ausdrucks oder ihrer
Synrax erst bewußt, oder darin fort
gebildet etwa durch die Beschäst’ ng
mit dem Englischen ver Deutchett
Einzig in Deutschland ist noch immer
der Aberglaube verbreitet, der Sinn
für die Muttersprache werde durch die
Beschäftigung mit fremen Sprachen
gestärkt. Wäre dies in Wahrheit so,
dann müßten nicht die Griechen, nicht
die Franzosen, sondern die Deutschen
als das Philologenvoll die größten
Prosatünstier sein« Jch glaube aber
nicht« daß selbst deutsche Schriftsteller,
mit einiger Kenntnis fremder Litera
tursverte aus den Quellen, den Deut
schen die Palme der Sprachtnnst in
der Brach ja nur der Sprachrichtig
reit, zugenehen
Jch bestreite jeden Zusammenhang
zwischen der bloßen Kenntniß fremder
Sprachen und höchster Bildung. Jch
will mich nicht einmal des Beweis
mitels bedienen, daß ja alsdann der
gewandte sprachenlundige Oberlellner
zur Blüthe der gebildeten Menschheit
gehören würde. Rein, ich behaupte,
selbst die wissenschaftliche Kenntniß
der größten Feinheiten griechischer
oder französischer Syntax hat mit
geistiger Bildung nichts zu thun. Sie
vermittelt Fachbildung, deren Werth
ich nicht bestreite, nur sehe ich keine
Brücke, die von jener Kenntniß zu
höchster geistiger Bildung führt·
Wenn alle Beweise für den angeb
lichen Bildungöwerth der Fremdspra
chen versagen, dann kommt dag von
der ,,feineren literarischen Ausbil
ung«, die nur durch die Kenntniß der
Ursprachen der Dichtungen fremden
Völker vermittelt werden könne.
Gleichviel tvie weit man den Kreis der
für die wahreBildung in der That un
entbehrlichen größten Dichterwerle al
ler Völker ausdehnen mag, mindestens
ein halbes Dutzend fremder Sprachen
tommt hierbei in Betracht. Soll die
Kenntnis der Urspraehen der höchsten
dichterischen Meisterwerte der Mensch
heit unentbehrlich sein zur Erlangung
höchster Bildung, dann werden gera
dezu unmögliche Ansprüche an jeden
Menschen gestellt, dem es ernstlich um
ie Erreichung der höchsten Bildungs
stufe zu thun ist. Zu den ewigen Bü-«
chern der Menschheit gehört doch wohl
die Bibel, das Alte und das Neue
Testament. Glaubt wirklich jemand,
daß die Schönheiten des Alten Testa
ments nur einem Menschen ausgehen
können, der Hebriiisch ——- nicht etwa
stümperhaft, sondern so vollkommen
veherrscht, daß er nicht nur mühsam
iiberfeßend sondern frei genießend
sich der dichterischen sttlquruckstraft
der Sprache bewußt wird? Oder
tann die Bergpredigt nur voll emp
funden und genossen werden, religiöse
oder literarisch, wenn man Griechisch
gelernt hat? Soll niemand von sich
behaupten dürfen, er genieße den dich
terischen Wert der Jlias und der
Odhssee, wenn er nicht Griechisch,
nnd zwar das Griechisch der alten Jo
..ier eifrig getrieben? Will man als
nuerläßliches Kennzeichen höchfter
Bildung die Forderung erheben, man
müsse auch Dante in der Ursprache le
sen tönnenr’ Oder soll man, um für
wahr gebildet zu gelten, und die Be
deutung des Don Quijote für die
Weltliteratur zu begreifen, ein bis
sioei Jahre Spanisch getrieben haben?
Oder genießen die Millionen nichteng
sticher Kinder, die den Robinfon lesen,
den Reiz dieser unvergleichlichen Er
ziihlung wirklich so sehr viel weniger
.—l«J die Kinder der beiden angelsächft
Irren Völler? Oder wollen wir allen
··-.neu, die Shatespeare nur in der
Zinlegelschen Uebersetzung gelesen ha
«.·-eu, oder denen er in dieser Uberseti
Hing leichter lzugänglich ist als in der
Ixrsprache vie tiefere Würdigung
Eliateipeareg oder gar die höchste Bil
using aus diesem Gebiete abstreitenf
Lin-J dieser tleineu, natürlich unvoll
ständigen Ttlitf,;iihlittig einiger nnsterb
licht-i Literaturwerle folgt die iiber
raschende Tlixitsad)e: die Mehrzahl der
Ijieitscheik auch die Mehrzahl der
Lsöchiigebildetetk hat die größten Mei
ster-werte aller Völker, hat die ewigen
Bücher der Menschheit zuerst oder
überhaupt nur in Uebersetzuugen ge
lesen und genossen! Bleibt nur noch
die allerdings unbestreitbare Behaup
tung, daß dem tienner der llrsprache
eineis fremden Meisterwerk-«- dessen
Lirhönheiten deutlicher werden, daß
er einen noch etwas stiirteren Genuß
davon empfängt Somit bleibt von
dem Bildunggwerth der Fremdspras
ltken, selbst bei literarischer Befchiifti
gnug, nur so viel iibrig, daß bei voll
tisnmtener Beherrschung fremder
Sprachen der wenns-; an den fremden
Dichterwerten noch unt etwa-:- gesteigert
n«erden tann.
Man verstehe nun) nian faisaiz ich
weiß so gut wie jeder Leser, daß es
viele werthvolle Bücher gibt, die noch
nicht übersetzt find. allerdings schwer
lich irgend eine-z der ganz unentbehr
lichen Werte der siiiltursnenschheii.
Ich weiß anel), daß jeder wissenschaft
liche Arbeiter die wichtigsten fremden
Zinltnrspeachen tennen innsz, weil es
ihm sonst unmöglich ist, den Stand
seiner Wissenschaft zu erforschen, denn
von den wissenschaftlichen Werten
werden ja nnr die allerliervoteaaends
sten übersetzt. Die Kenntniß det
Fremdsprachen zu solchen Zwecken ge
hört aber nicht in das Gebiet höchster
Bildung, sondern ift zunieist eine
Frage der Nützlichkeit, genau so wie
die Erleknung der Fremdfptachen fijk
den Kaufmann, den Gewerbetkeibens
den, den Techniler, den Reisendeu
n· s. w.