Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 20, 1911, Zweiter Theil, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Nebraska
Staats- Anzetger und J set-old
Ja gggggggg o ze.
er l9lj Zwei r(Thci
Z
st
q—
Jugend. «
E sage nie: Jch werde sein . .
kais mutbig nur: Jch bin!
schen nach ver Zukunft blanem
« Schein.
Nicht voll Erwartung hin
Hem« bist Du jung, beut’ bist Du
« stark,
Vent· spricht der wilde Sinn.
Tag- srische Blut, das beste Mari.
cis-ihr's heute, heut' noch hin!
Juchhei! Hörst Du des Hornes Rast
In Flammen steht die Welt!
Am Thore scharrt des Rosses Hast
Heut« bist Du Krieger, heldt
Das ganze Leben seß’ es ein
Jn jedem Angenbliai ;
Nichts ousgesport fiir tiinst’gee Seins
Fiir lommendes Geschick
Wer weiß, ob Du noch morgen hier,
Osb hent’ der Tod Dich küßt!
Was solgt von allem Wesen Dir!
Wenn Du gestorben bist?
Aus jenem neuen Sterne gilt
Für Dich, o Freund, allein -
Richt, was zu werden Du gewollt,
Nein wag Du wagst zu sein!
.- —
Brennende liebe.
Novelletie von T b u o ne l d e
S ch u st e r.
Roth, brennend roth leuchteten diej
Bliitben, vie weit iiber das Dach hin
nbbingen Wie Blutstropsem ehe sie
sollen. sah es ans. Wenn man die
Straße heraus inni« erblickte man von
sern die rothen Gekanien. Jn der
ganzen Nachbarschast gab es lein
zweites Fenster, das so schön ge
schmückt war.
Des Flickschusters Wermann Blu
men waren wegen ihrer Schönheit be
kannt und bewundert. Aber noch mehr
bewundert wurde Lybie, seine Toch
ter. Sie war so sein und so zart,
baß man-nicht aus der Verwunde
rung heraus-lam, wie solch« ein Wesen
in dieser groben Umgebung leben
konnte.
Jhre Augenbrauen wölbten sich rein
gezeichnet zu lzwei herrlichen Bogen
iiber tiesblaue Augen, die einen seuch
ten Glanz hatten. Jhre Wangen was
ren zart roth angehaucht. als ob der
Dust hliihender Rosen sie über-zogen
tFine Eise schien sie
War es da ein Wunder, daß
sämmtliche Bubenherzen hinter Lydia
herilogent Sie wußte es auch und
schien es gar nicht anders zu erwar
ten. Sie lächelte jedem zu. Jhr
Vacksischherz war jedem geössnet, je
dem schenlte sie etwas davon.
Natürlich fanden die bösen Zungen
darum Lhdia unausstehlich und höchst
tolett und gaben dem Vater einige
bissige Rathschläge. Aber der Flicts
schuster lächelte. »Meine Lydia thut
nichts Schlechtes. Die Kleidchen hatte
sie noch alle von ihrer armen Mutter
und die Schuhchen habe ich ihr selbst
aeniiht,« sügte er stolz hinzu· »Sie
tsat weiße Schuhcheii so gern und pas
sen sie ihr nicht an die tleinen Füß
chen?" Munter klopfte der Schuster
die Stiste weiter in die Sphlr. Tict,
tict, tict, schallte es aus« dem Mansar
densenster. Nein, aus seine Lydia
ließ er nichts kommen Was hatte er
denn auch sonst? Sein Weib mußte
er hergeben, seine Jungens wurden
ihm auch entrissen, alle an der tücki
schen Schwindsucht. Nur noch Lhdia
blieb ihm. Er hatte das Kind wie
ein nacktes Vöglein pflegen und sitt
tern müssen. So schwach war es in
den ersten Jahren gewesen«
Nun sprang Lydia wie ein Reh,
war munter wie die Schwalben, die
Abends jauchtend ihr Lied tanzten.
Und weil sie die rothen Blumen so
liebte und sich nie .genug über die
brennende Liebe sreuen konnte, darum
pflegte er die Geranien so gern.
Lydia vergalt die Liebe doppelt und
dreifach ihrem Vater. Sie hing sich
zärtlich an seinen Arm, wenn sie
Sonnta s spazieren gingen· und er
zählte ist-i alle Freuden, die ihr jun-—
aeo Mädchenherz in der Woche gesam
melt hatte. Ihr Her-i schien nicht an
der-, als lieben zu können. Und ihre
Lippen. die doch auch so roth wie die
Geranien vor dem Fenster waren,
öffneten sich leise, als seien sie immerL
zu küssen bereit.
Auf einmal wurde es anders. Der
berbst hatte mit hattet Faust an den
Blumen gekauft und viele geknickt
und gebrochen. Das Mnnsatdenfens
ftet warnun leer. Aber wenn der
Wäscht-steh in der Band das
schwarze, geknüvfie Tuch. in dem et
die fertigen Schuhe forttrag, auf die
Seraße trat, blickte et doch hinauf
nach dem Fenster. Hinter den Schei
Eben nickte Lhdias blasses Gesichtchen
Sie hatte sich erlältet und durfte nicht
spazieren gehen. Den ganzen Winter
verbot es der Arzt Dann als das
Frühjahr lam und der Vater die ge
liebten Geranien treiben sah, wurde
Lydia so müde, daß sie gar nicht mehr
ausstehen mochte. »Willst Du nicht
Dein weißes Kleidchen anziehen?
Lhdia, die brennende Liebe blüht wie
der, noch schöner wie sonst. Von der
Straße lann man es am besten sehen.
Noth ist unser Fenster magst Du
es nicht sehen?«
Lhdia blickte mit großen Augen ih
ren Vater an. »Ich bin so müde.
Jch möchte schlafen. Bist Du mir
böse? Liebst Du mich noch?«
Da lächelte er glücklich. »Ich liebe
Dich, Kindchen, schlas nur« morgen ist
es anders. Dann feiern wir blauen
Montag ---««
Leise ging er in seine Wertstatt
und hämmerte die Stifte in die Soh
len. Ticl, ticl, schallte es, doch lang
sam und immer leiser. Lndia schlief
»immer. Wenigstens dachte das der
arme Mann, denn wenn er nach ihr
sah, waren ihre Augen geschlossen.
Der Arzt machte ein ernstes Ge
sicht, nachdem er Lndia untersucht
hatte. Als er ging, drückte er die
schioielige Hand des Flielschusters und
sprach: »Lassen Sie sie nichts mer
len, damit sie glücklich ftirbt.«
Da zuckte es im faltigen Gesicht des
Vaters. Er ging in eine Ecke und zog
sein rothes Schnupftuch und wischte
sich die Augen. »Sie darf nichts
wissen, damit sie glücklich ftirbt.«
Und er setzte sich an das Bett seiner
Lhdia und erzählte ihr, wohin sie zu
sammen spazieren würden, wenn sie
wieder munter sei. Dann fragte wohl
Lhdia: »Hast Du Heinrich gesehen,
Iveifzt Du, er wohnt an der Ecle
Und der Vater niclte: »Er fragt
immer nach Dir.«
»Der Friß auch? Und der Karl --—
er war eigentlich der hübfcheftr. Ach
nein — der Email-, der war größer,
er ging auch fchon in die Dberprirna.«
Und sie nannte noch viel mehr Buben
namen und fragte nach ihnen und
lächelte und freute sich, daß sie alle ihr
Grüße beftellt hatten
Jn einer warmen, hellen Sternen
nacht, als unten im Garten die Nach
tigall ihr süßes Lied fang, ilog Ly
dias Seele himmelwärts.
Die Nachbarn meinten, nun müß
ten sie den armen Mann tröften. Aber
als sie in die tleine Manfarde traten.
fanden sie ihn auf dem Schemel sißen
mit einem ftillen Lächeln im Gesicht,
und ringsum leuchteten die Geranien.
Die feine, zarte Mädchengeitalt fchien
wie in ein rothes, wogendes Meer ge,
bettet zu fein.
Schüchtern hatte es fchon am Mor
gen an die Thür getlopft und Hein
rich, der an der Ecke wohnte, und
Fritz und der große Ewald und die
anderen Buben, alle waren gekommen
mit einem Blumenftoet Brennende
Liebe im Arm. Die ganze Nachbar
fchaft, die ganze Straße sandte roth
blühende Geranien Und lächelnd
dankte der Flickfchufter und wifchte
sich mit dem rothen Schnupftuch die
Thränen aus den Augen. »Was wird
meine Lndia ein glückliches Sterben
babent«
Sie war ihm noch nicht gestorben,
folange er sie fehen konnte und ihr
Liebe ertveifen.
Aber als der Sarg geholt wurde,
als all die rothen Blüthen verfchtoan7
den —— beugte sich des Flickfchufters
Kon tiefer und tiefer. Draußen auf;
dem Friedhof war er nicht zu halten
Er wollte mit in das Grab er wolltet
bei feinem Kind bleiben Da faßte
ihn eine junge Frau an der hand
»Kommet! sie erft noch mal mit nacht
haus, vor dem Maufardenfenfter ste
hen ja noch Geranien. Die miiffen
Sie noch holen, Lhdia hatte sie doch
am liebsten.«
»Ja, ja,« nickte er und ließ sich
willenlos von der Nachbarin nach
Haus führen.
Wie öde, wie leer war es da. ier
hätte nicht an Speise und Trank ge- -
dacht, wenn ihm nicht die junge Frau
einen starken Kassee gekocht und ihm
in ihrer Küche gedeckt hätte. Sie hatte
erst vor ein paar Monaten ihren
Mann verloren, der bei einem Bau
verunglückt war. Sie wußte, wie
solche Wunden schmerzen und sie wun
derte sieh gar nicht, daß sich der
Flickschusier tagelang nicht nach dem
Friedhof zu Lhdias Grab geteaute.
Wenn aber die Nachbarin fragte,
wann er die Geranien vom Fenster
hin aus das Grab tragen wollte,(
wehrte er hastig ab. Die Blumen, ans
denen seine Lhdia mit besonderer
Zärtlichkeit gehangen hatte, auch nochl
herzugebem schien ihm eine Unmög
lichkeit. Dann blieb ihm ja gar nichts,
gar nichts mehr von Lndia. von ihrem
Seelchen·
Die junge Wittwe, die ja zu dem
Grab ihres Mannes ost ging, pflegte
Lhdias Ruhestätte. Einst kam sie heim
und erzählte dem Mann, daß der Hil
ael von Lhdia ganz und gar roth sei.
»Alle Geranien haben Wurzel geschla
gen. Nur ein Fleckchen am Kopfende
ist noch leer « da sieht man noch
schwarze Erde --«
Da horchte der Mann aus. Ein
Stückchen schwarzer Erde ist noch zu
sehen! Das ließ ihm leine Ruhe.
Eines Tages, als die Frau wieder
vom Friedhof lam, begegnete ihr der
Flielschuster. Er hatte seinen schwar
zen Gehtock an, der ihm viel zu kurz
und zu eng war, und in den Armen
rechts und lian trug er rothe Gera
nientäpie. Sein saltigeg Gesicht nickte
iiber die Blumen weg, ihr zu. »Ich
mus; doch meiner Lydia die brennende
Liebe bringen« sonst thut ihr die
schwarze Erde weh -«
Aber nun war das Mansardensen
sler ganz kahl, ganz leer. Wenn er
sich aus der Straße umioandte und
hinauisah, war ihm, als blicke ein
todteg Auge aus ihn. Das suhr ihm
durch und durch.
Seinen munteren Hannnerschlag,
das regelmäßige tick, tick, tick, hörte
Niemand mehr. Und doch war genug
Arbeit vorhanden. Denn Fritz und
beinrieh und Ewald und die anderen
Buben brachten jeht noch ihre Schuhe
zum Besohlen und ließen sich von
Lhdia erzählen, und jeder glaubte
dann, der alleinia Bevorzugte von
dem schönen Mädchen gewesen zu sein.
Der Vater erzählte ja mit besonderem
Nachdruck, daß deia nach ihm nei
sraat habe.
Ja, Arbeit gab es genug, aber er
fchaffte doch nichts. Er hätte die fer
tigen Schuhe forttragen miifsen und
dann immer und immer nach den lee
ren Fenstern gesehen.
Die junge Wittwe· die die Schwäche
des armen Flictfchufters kannte, fuchte
ihn zur Arbeit anzufpornen Sie
zeigte ihm, wieviel Schürzen sie heute
wieder genaht habe. »Und wenn Sie
Acht geben, lönnen Sie meine Näh
mafchine durch die Wand hören --—
dan müssen Sie den Takt klopfen
dann geschwinder, bei mir nnd bei
Jhnen.« lachte sie.
So begann er denn wieder den
Hammer in die Hand zu nehmen. Es
aina aber langsam, sehr langsam. Die
Freude fehlte, und einen tiefen
Schmerz, den er hatte bekämpfen
müssen. empfand er auch nicht. Er
hatte schon zu viel verloren. Er war
abgestumpft und gleichgiltig geworden.
: Dann kam er einft von einem Aue-:
gana wieder heim und blickte inecha
nisch nach oben Wie geblendet blieb
er stehen. Noth leuchtete es vor seiner
Mansarde. Er zählte hastig die Fen
ster, ob er sich auch nicht irre. Doch
es war kein Verfehen.
Und als er hinauf geeilt kam, fand
er die Wittwe in seiner Werkstatt, die
sie aufräumte. »Heute ist doch Lhdiag
Geburtstag,« lächelte fie ihm zu.
» Von der Zeit an gingen sie zusam
men auf den Friedhof. Und dann
sprach eines Tages der Flickschuster
und düftelte verlegen. »Ich meine,
zwei Fenster mit Brennender Liebe
sehen schöner aus - - wenn Sie nichts
dagegen haben « ich kann auch
Brod fiir zwei schaffen!« s
Er hielt ihr seine harten Arbeits-«
hände hin. Die Näherin lächelte und
zeiate ihm ihre Hand. -»Sie ist zwar
nich-i so fein und zart wie Lhdia ihre
-— aber s-—« (
« Da lachte der Mann glücklich auf
und griff schnell nach der zerstocheneni
Frauenhand »Aber sie versieht
Brennende Liebe zu pflegen nichts
wahr?« i
. ,.--—. --—-»-«. i
Nu ia, dann freilich!
Alter Herr, den in einer onnllen
Straße und zu später Stunde ein
Spitzbube aufhält, mit zitteenoer
Stimme zu diesem: l
»Lassen Sie mich doch geben« dag
Bigchem was ich bei mit habe, tnnn
Sie doch nicht glücklich machen- Den
ten Sie an Jhte alte Mutter.«
Spisbubet »Das zieht nicht, alter
Knabe. Jch hab' keine Mutter, Ich
bin ein .,Jncubatot-Babn«.«
-.---.·..-—-.-—
Mich ein Grund
»Womit wollen Sie die Einaabe
wegen der Gehaltserhöhuna eigentlich
bearilnbens«
»Aber ich bitte Sie, Alles ist doch
them-et geworden. die Wohnungs-»
miethe, die Lebenshaltung, bie Klei-(
bee. nnd außerdem habe ich aesteknl
Abenb drei Dollaes im Slat verla
ten. « .
Eine geheirnnißvolle Expedition
durch den Kongosllrwatd. s
Gerda Drachmann, die Tochter des(
voro » Jahren gestorbenen dänischenl
Dichters holger Drachmaiins, die mit
einem höheren Beamten des Komo
itaates verheirathet ist, hat mit ihrem
Gatten eine ebenso anstrengende wie
gesahrvolle Expedition durch den
großen zentralasrilanischen Urwald
unternommen, den Stanley zuerst
durchquerte, und dessen Schreckens
Der große Asritasorscher überaus
anschaulich geschildert hat. Auch
Gerda Drachmonn sie schreibt
unter ihrem Mädchen-muten weis-,
oon dieser gefährlichen Reise. die in
dieser Ausdehnung vorher nieman ei
ne Frin Unternomcnen hat in Politi
ten sehr viel des Interessenten zu er
zählen. Sie schildert dabei nicht nur,
tote es Frauen so häufig tun, die Ein
oriicte, die die grundiöse Wildnis auf
sie ausgeübt hat, sondern sie beweist
auch einen ossenen Blick siir die Eigen
urt der Bevölkerung nnd dass nn hu-- »
snoroollen Zügen so reiche Leben der l
Jleqer Auch den Freuden der eroßs s
vildjaqo ist die mutiae Dame nicht ’
tinsiiaänglichz sie bat eine solche wäh
rend der Fahrt aus dem Kongo erlebt.
Diese Fa rt fand aus Piroguen statt,
ausgehöhlten Baumstämmen von etwa
Jst Fuß Lönae die eine bedeutende
Traasäbigkeit besitzen. Die Weißen
halten sich, so erzählt Gerda Drach
mann, auf der Fahrt unter einer Art
Valdachin mitten im Boot auf, um ge
aen die Sonnenstrahlen geschützt zu
sein. Gleichzeitig ist so der Europäer
den-l abscheulichen Geruch entrückt, den
die mit Palmöl eingeschmierten Kör
per der Schwarzen aus-strömen
Der Wasserstand des Ronao ist sehr
verschieden, manchmal ist er so niedrig,
daß die Schwarzen mit vor Anast
hervortretenden Augen ins Wasser
müssen, um das Boot zu ziehen. Au
anderen Stellen ist der Strom rei
4Hnn Gelegentlich tollirierteu wir,
ertchtet die kiihne Touristin, mit um«
hertreibenden Baumstämmen, die un
ser Boot beinahe zum Kentern brach
ten. Da eS im Messer von Krokodilen
gerade tein Vergniiaen aewesen
Meine Sehnsucht einer Elefanten
jagd beiznwohneih wurde iiberras
lebend schnell erfiillt. Eis ist ein span
nender Sport, den vielleicht noch nie
eine weiße Frau im stonao mitaeinacht
har. Einnes Taaee, während derMit
tagshitze, als sieh die Ruderer ein we
nia ausruhtem bemerkten wir am
Ufer zwei arwaltiae Elefanten. Laut
los glitten wir, nsit acspanntem Halm,
in die Mibe der Tiere. Durch unsere
spSchiisse wurde der Vulle verscheucht.
Hwiihrend das Weibchen, dag- auaen
scheinlich tödlich verwundet war, sich
vor unserem Kanne ine- Wasser stiirzte
Zum Glück fiel uns das rasende Tier
nicht an: es wurde Von der Striiinunq
weitergeführt Wir ihm unter stiindi
aein Schießen nael;, alk- wir zu unse
rein Entsetzen Vemerlten, daf; die Pa
tronen verbraucht waren, und dass, siclt
die Resermunition in einer der folgen
den Piroguen befand. lttleichzeitiq
streaten zwei Fluswserde ihre häßli
chen Köpfe über die Wasserfläche —
aerade keine angenehme Nachbarschaft
ohne Patronen Wir waren jetzt mit-—
ten tin Fluß der Elefant änderte di:
Richtung und schien auf uns zuzuloni
men. Hätte das vertrundrte Tier uns
und Flußpferden wimmelte. so wäre »
eine unsreiwilliae Wasservanteknnnr
Jrrcicht, so hätte es uns sicherlich ins
Jenseits geschickt Es wnr ein jpan
nender Moment, nnd die Schwarzen
die bei jeder Gelegenheit qleieli den
Kopf verlieren. taten natiirlicn das-:
Gegenteil von dein, weis wir ihnen zns
riefen. Gliicllicherweise tnm das An
noe rnit den Patronen, und wir fühl
ten uns wieder nlg die Herren der Si
tuation. Aber erst noch 26 Schüssen,
und als wir ihm so nahe waren, daß
ich den riesigen Körner mit meiner
Lanze riszen lonnte erhielt dns ne
inaltige Tier von meinem Mnnne den
Gnaderistoß.· Rasch ergriffen toir den
Schnuz des verendeten DickhäItters,
damit der Strom es uns nicht entsiib
ren sollte, nnd in dieser meniq impo
nierenden Stellung innen mir der- sta
dnver hinter uns berr lsis zum nächsten
Dorf. tvo uns die tfingelsnrenen mit
wildem Freudennetieul esripsinnen
Mehrere Tone herrlclste iilser den Iliie
senbrctten Feststimmnnn
Jn Fundi-Sndi erwarteten uns- ni
sere Träger mit Mnultieren, nnd be
gann der Marsch dnrcb ten Urwiln
Es ist schwer, so aefteht Gerda Practi
mnnn ein, sich im Sattel zu halten«
Jvenn hernnterhängende Aelte. vom
Blitz gespciltene Banmstämme und ein
undurchdringliches Gewirr von Pfan
»zen est den Weg versperren. Jn Sta
imunda mußten tvir unsere Maultiere
zurücklassen, da die Wege jetzt beinahe
unpassierbar wurden. Vier starke Ne
ger mußten mich tragen, aber ost war
ich gezwungen, wie alle anderen, aus
allen Vieren zu kriechen. Die Ang
dauer der Träger während dieser an
strengenden Reise war imponierenb.
Ganz erschöpft kamen wir nackt Mitkn
au. dem Ziel unserer Reise; irli war
das erste weiße Weil-, das diese Gegen
den betreten hatte· Unser Einzua in
Malt-an glich einem Triumphzua.
Der Negerhäuptling kam uns entge
aenaelaufem lliste meine miiden Trä
aer ab unr- in rasendem Galopp ging
es dem im Tale liegenden Ort zis»Hier
war es bitchstählich schwarz von Ein
aeborenen die sich alle lierbeidriingten
um ein weißes Weib zu sehen. Die
ganze Herde stimmte ein Freud-enge
heul an; jeder wollte der erste sein,
mich willkommen zu heißen, und Hun
rerte schwarzer Arme streckten sich
aus, um mich in unser Haus zu ira
gen Hinter uns laa der große Ur
ioald, den Stanlev mit so erschrecken:
den Bildern geschildert « unsere 2000
Meilen lanae Reise durcb das Kontro
aebiet war hier zu Ende.
Frau Drachmann macht den vielen
abenteuerlichen Geschichte-r ein Ende,
die von heimlehrenden ,,.Helden« auf
Kosten der Wahrheit verbreitet wer
den. Sie weist darauf hin, daß in den
letzten zehn Jahren große Veränderun
gen stattgefunden haben. Der Neger
hat eS verstanden· sich ins Unvermeids
liche zu fügen und hat wohl auch ein-«
sehen gelernt, daß die Verwaltung der
Weißen ihm Nutzen bringt. Trotz der
noch vorhandenen wilden Stämme, die
sich dem Willen der Weißen widerset
zen, sagte die Touristin. ist die persön
liche Sicherheit hier draußen größer
als in einer zibilisierten Großstadt
voller Apaohen und Diebe. Jch bei
haupte sogar, daß eine Frau allein
durch den Kongostaat reisen könnte,
ohne von den- Eingeborenen behelligt
zu werden. Wenn man ihre Sprache
spricht und ihnen ohne Furcht oder
Unwillen entgegenkommt, so empfindet
man nur Vergnügen daran, diese gast
freien Natnrlinder in ihrem Lande zu
beobachten. Empörend ist jedoch ihre
Grausamkeit gegen Tiere. Wenn ich
sie bat, gefangene Tiere gleich zutäten
und nicht gedankenlos zu quälen, ant«
warteten sie nur mit einem Achielzut
ten.
Den ersten veritablen Menschenfress
ser sah ich gefangen in Ponthierbille.
Es war der Negerhäuptling Kiwia
hone, der im blinden Haß gegen die
Araber - - ein Haß, der nich-i ganz un
begriindet war, da die Araber ihm
seine Frauen geraubt hatten ----- mit
seinen Leuten zwölf Araber im Schlaf
iiterfallen und dann verspeist hatte.
list war ein kräftig gebanter Neger
mit spitzgeseilten Zähnen, häßlichen
Tätowiernngen und nnsicheren Blit
ten. Nach der tagelangen Jagd, die
man ans ihn gemacht hatte, saß er zu
scnnmengesnnlen in der Zelle. Aus
meiner langen Reife tain ich jedoch
meist in Berührung mit friedlichen
Stämmen und hatte Gelegenheit, ihre
Sitten und Gebrauche zu studieren.
Besonders originell sind bei einigen
Stännnen die Hochzeitgsitten So
bald di-: junge Negerin erwachsen ist,
verbirgt sie sich im Walde, während
ihr zulniiftiger Mann sich nach der el
terlichen Hütte begibt. Gegen Son
nenuntergang wird die schüchterne
Braut geholt und ihrer Mutter wieder
Izugefiihrt Und nun beginnt ein
Tanzen, das einen Monat anhält.
"Wät)rend dieser ganzen Zeit fastet dac
junge Paar, oder eg darf höchstens et
was aineritanischeg Oel den frugalen
-’.Uial)lzeiten zusetzen. Am Tage vor
der Hauptfestlichleit mus; die Braut
ein totesz Huhn rupsen, um damit dem
Manne ihre Unterwürfigkeit zu bewei
sen. Dann wird sie enttleidet, auf die
Erde gelegt, und die ganze Gesellschaft
tneift und schlägt sie. Zuletzt mqu sie
mit einein gefüllten Wassergefäß auf
dem Kopfe herumtanzen, und wenn
dag Gefäß herunterfällt, gibt es wie
der Prügel. Auf diese Weise soll sie
lernen ihre Hausfrauenpflichten zu er
füllen. Bei der eigentlich-en Hochzeit,
die am nächsten Tage stattfindet,
überreicht der Schwiegervater dem
Gheniann einen Pfeil mit der Auffor
dernng, ihn für den zu gebrauchen.
der ihm seine Frau abwendig machen
will. Oft kommt es auch vor, daß
sie-u die junge Frau weigert, mit ihrem
Manne zu sprechen, bis er ihr durch
zahlreiche Geschenke die Zunge gelöst
bat. Sehr komisch mutet bei einigen
Stäinmen das Verhältnis zwischen
Schwiegermutter und Schwiegersohn
an. Um nämlich den auch bei den
Negern augenscheinlich üblichen Strei
tigkeiten zu entgehen, darf der Schwie:
gersohn niemals ohne«8uhilfenal)me
eines Mittelsmannes mit seiner
jSchwiegermutter sprechen. Und wenn »
sie sich draußen begegnen, so seht er
sich nieder, indem er ihr den Rücken
zukehrt.
Eines Abends, oben in den Bergen
beim KioniSee, tauchte ein alter Ne
gerhiiuptling aus, der zwanzig Tage
marschiert war, um auch einmal die
weiße Frau zu sehen, deren Ruf sich
anscheinend weithin verbreitet hatte.
Er war nackt bis aus ein Leoparden
sell, trug um den Hals eine Reihe Leo
pardenziihne und ein geschmaekvolles
Armband von drei getrockneten Hüh
nerknochen An den Fingern hatte er
Idicte Eisenringe, so daß er die Hand
nicht schließen konnte. Er nickte mir
ausmunternd zu und sandte mir einen
» kotetten Seitenblick, den ich erwiderte.
sSeine Wißbegierde war grenzenlos.
sSo wollte er wissen, cb das ,,Gras«
J— mein Haar abgenommen wer
jden könnte, ob auch mein ganzer Kör
per weiß sei, wie viel ich wohl kosten
könnte, und ob er wohl ein weißes
Weib sür zwei Elefantenzähne bekom
men könnte. Schließlich ging er fort,
reich beschenkt mit Tabak, Hühnern
J und Streichhölzern· Später hörte ich,
;so schließt Gerda Drachmann die
jSchilderung dieser nlligen Begeg
lnung, daß er unsere Unterhaltung
richtig geschildert, aber hinzugefügt
habe, er hätte mich mit Geschenken
überhäuft, ich dagegen hätte ihm
nichts gegeben. Diese Naturkinder der
Tropen stecken eben voll der merkwür
digsten Widersprüche
Die Belohnung der Hostidtchter.
Der Vofs. Zig. wird geschrieben:
Ein hübsches Geschichtchen, das sich in
einer alten Zeitschrift aus den dreißiger
Jahren findet, ist wohl werth, derVer
gessenheit entrissen zu werden. Jn
Jena wirkte in den ersten Jahrzehnten
des vorigen Jahrhunderts ein Schrift
setzer in einer Druckerei mit Namen
Treiinert, der nebenher die Reduktion
eines Mochenblättchens führte, in dem
er dann und wann niedliche Gedichte
veröffentlichte, die er später auch in
einem Bandchen gesammelt erscheinen
ließ. Einmal nun veröffentlichte er
dass- folgende Gedichtchen:
Tor Neider·
Nein, ni- lann esJ iiiitit liersiiilveiaeih
Lli in«l freilich acti: aisiinillh
JJi beneide doch die Reichen,
tliid War ioeaen ihrem Gold!
:Iiiitit dais Gold in ihren Taschen,
Nishi dac- Nold aiif ihrem Kleid,
Nein, dir-J Wald in ihren Fsliiiitieih
Ta: lieu-sieht ich fiel-J iiiii Neid.
iiai iicsiiat ein tl: nie-I Stiiiinnitieih
ililierziihlind allen Ltsiiih
Tas, fiii jedermann ein Cliinnihen
Tanliil iisiiilise iiiiJaiiiiein.
.!.·ini, in dacht iilh innth i-iii« fisaaeih
Ta dn ihn sc- nenn- immer-tin
Eli dii jemand kunnte» fasten, » —
Wo denn wohl dein Manncheii ivaaiiik
Nachdem dies Gedichtchen an einein
Sonnaheiide iii dein Wochenblatte er
idiieneii war, lam einiae Taae spatei
ein Koth mit zwanzig Flaschen besten
kliheinnicing bei dein Dichter an. Dazu
lani ciii Billett iiiit den folgenden Ver
sent
Fein, Dei« liih in Jiclilnrwciji
Zehniesilicls lehnt narli Rianliennplku
Zu An seine-:- Visdegi Preise
zsiicrinii ruhn-— nein .·1i"wlli
Die .i;iandschrifi dieser Zeilen aber
verrieth als Spenderin die Großherzo
ain Maria Panlomna von Sachsen
Weiii:..ir.
—
Merkwürdia.
»Ich möchte mal wissen, warum
Herr Dabber, der doch nur eine ganz
unbedeutende Stellung einnimmt und
sicher nichts zum Fortwersen hat« im
mer so elegant gekleidet einhergeht?«
»Sehr einfach, weil er fürchtet, die
Leute würden ihn sonst fiir arnr hal
ten.'·
»Und wie kommt eg, daß der Mil
lionär Grabber immer so schäbig gei
tleidet ist?«
»Einheit aus dein Grunde, weil er
fürchtet. daß die Leute sonst glaubest
könnten, er sei reich!«
Galant
Dame: »Ich weiß nicht, mir
schiebt man immer etwas in die
Schuhe. «
! Herr: »Da-in sind doch Jhre
S ch n li ch en viel zu tlein. «
Doppelsinniq
Ver-trachtet Baron lzum Vetmitt
ler): »Wenn Sie mir ein reiches Weib
verschaffen -- ich würde Sie schwer
bezahlen!«
’ Vermittler: »Na. das hab’ ich
schon gehört daß der Herr Baron sehr
sschwer bezahlt!«
Dessen.
»Nun, Herr Doktor, was hat Ih
nen denn von der ersten Mahlzeit
Ihrer fangen Frau am besten ge
schmeckt?«
»Der Kuß nachher.«